Wird es in Grönland wärmer oder kälter?

Wenn man die Meldungen von Seiten der Wissenschaft und in der Presse über den Klimawandel verfolgt, dann drängt sich einem der Eindruck auf die Welt stünde kurz vor einem Kollaps, vor allem ausgelöst durch die globale Erwärmung. Mutter aller Schreckensszenarien ist der Anstieg der Meeresspiegel durch ein Abschmelzen der Gletscher und Eiskappen. Damit wird eine menschliche Ur-Angst bedient, die schon in den Sintflutmythen vieler Kulturen überall auf der Welt zum Ausdruck kommt.
Verschwindet der Grönländische Eisschild?
Besonders gut (oder besonders laut) spielt Ex-Präsidentschaftskandidat und seitdem selbsterkorener Weltenretter Al Gore die Klaviatur des Schreckens. Wo immer er auftaucht wiederholt er die Warnung vor der kommenden Katastrophe in eindringlichen Worten. Zuletzt ließ er seine warnende Stimme in Dubai vernehmen, wo er seinem Publikum folgendes mitteilte [1]: “Grönland und die Westantarktis enthalten so gewaltige Eismengen dass jede von ihnen, wenn sie abschmilzt, zu einem Anstieg des Meeresspiegels von 6-7 Metern führen würde. Und Grönland und die Westantarktis beginnen zu schmelzen.”

Die Botschaft ist eindeutig und wird von vielen Medien gerne immer wieder verkündet. Durch steigende Temperaturen schmilzt das Eis in Grönland immer schneller. Was dabei unerwähnt bleibt ist, dass das Abschmelzen Grönlands wohl Jahrtausende in Anspruch nehmen würde. Außerdem müssten die Temperaturen dafür dauerhaft auf ein ungewöhnlich hohes Niveau steigen und da auch bleiben. Wenden wir uns also dem ersten Teil der Aussage zu. Steigen die Temperaturen in Grönland tatsächlich? Und sind sie heute wirklich ungewöhnlich hoch?

Erwärmung oder Abkühlung?

Eine erste Suche in der Wissenschaftsdatenbank WolframAlpha [2] zeigt eine ganz andere Entwicklung (Danke an Bloggerin Huén Ten für diesen Hinweis). Danach ist die Temperatur an der Südwestküste Grönlands seit Mitte der 90er Jahre dramatisch gefallen. Kein Anstieg also.

Allerdings könnte man jetzt zu Recht einwenden, dass es sich hierbei um eine einzelne Quelle handelt und die Temperaturen an einem einzelnen Ort nicht repräsentativ für eine Insel dieser Größe sein können. Außerdem gehen die Messungen nur bis 1983 zurück. Aber zum Glück gibt es noch weitere Quellen, wo sich direkt gemessene Temperaturen für weitere Orte auf Grönland finden lassen. Eine solche ist das Goddard Institute for Space Studies der NASA (GISS) [3]. Sucht man dort nach längeren Temperaturreihen, so findet man die Messstationen Godthab Nuuk an der Westküste und Angmagssalik an der Ostküste der Insel. Beide Stationen zeigen Messdaten, die mehr als 100 Jahre zurück reichen. Und beide Stationen zeigen, dass die Temperaturen in Grönland starken Schwankungen unterworfen sind. Ebenfalls gemeinsam ist diesen Stationen, dass die wärmste Periode im Beobachtungszeitraum in den 30er und 40er Jahren lag.

Ein ungewöhnlicher Anstieg in jüngster Vergangenheit? Fehlanzeige. Stattdessen scheint es seit einigen Jahren eher kälter zu werden. Diese Abkühlung in jüngster Zeit beschränkt sich nach Satellitenmessungen nicht nur auf Grönland, sondern betrifft die gesamte Arktis [4].

Quelle: GISS

Zusammenfassend kann man also sagen, dass nach diesen Ergebnissen die heutigen Temperaturen in Grönland weder außergewöhnlich, noch besonders hoch sind.

Dieser Befund wird auch vom Klimawissenschaftler Bo Vinther von der Universität Kopenhagen bestätigt. Im Rahmen einer Studie untersuchte er die Temperaturentwicklung in Grönland anhand historischer Messungen und konnte so eine Klimageschichte aufzeichnen, die bis ins Jahr 1784 zurückreicht [5]. Der Forscher verglich Daten von insgesamt 13 Messstationen auf der Insel und folgerte aus seinen Untersuchungen:

“Das wärmste Jahr in dieser erweiterten Temperaturaufzeichnung Grönlands war 1941, während die wärmsten Jahrzehnte die 1930er und 1940er Jahre waren.”

“The warmest year in the extended Greenland temperature record is 1941, while the 1930s and 1940s are the warmest decades.”

Das Eis erzählt die Temperaturgeschichte Grönlands

Eine sogar noch weiter zurückreichende Klimageschichte Grönlands lässt sich aus den Eisbohrkernen rekonstruieren. Durch direkte Messung der Temperatur in den Bohrlöchern kann man Temperaturen aus der Vergangenheit wesentlich genauer bestimmen als das mit so genannten Proxy-Messungen der Fall ist, wo Temperaturen indirekt aus anderen Parametern abgeleitet werden. Eine solche direkte Temperaturbestimmung ist von der dänischen Forscherin Dorte Dahl-Jensen an Eisbohrkernen von zwei unterschiedlichen Stationen (GRIP und DYE-3) durchgeführt worden [6].

Das Ergebnis war eine Rekonstruktion der Temperaturgeschichte Grönlands die 50.000 Jahre zurückreicht. In der jüngeren Vergangenheit, dem Holozän, das vor etwa 10.000 Jahren begann, fand Dahl-Jensen zwei Perioden, in denen die Temperaturen deutlich höher waren als heute. Vor 1000 Jahren lagen diese etwa 1 °C über denen heutiger Tage und für den Zeitraum von vor 5000 bis 8000 Jahren wurden sogar um 2,5 °C höhere Temperaturen gefunden.

Grönland wird kälter, nicht wärmer

Wenn man all diese Befunde zusammen betrachtet, kann man Aussagen, nach denen Grönland sich in unserer Zeit außergewöhnlich erwärmt, getrost in die Kategorie der Sagen und Mythen einordnen. Seit dem Ende der letzten Eiszeit gab es mindestens drei Perioden, in denen die Temperaturen zum Teil deutlich höher lagen als heute. Während des Holozän-Optimums, während der Mittelalterlichen-Wärmeperiode und zuletzt in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts. Seitdem ist es also kälter geworden. Aussagen, die diese Befunde unterschlagen oder ihnen sogar widersprechen dienen in erster Linie wohl der Panikmache. Bedenken Sie dies bitte, wenn Ihnen das nächste mal jemand mit der Begründung einer außergewöhnlichen Erwärmung an den Geldbeutel oder an die Freiheitsrechte will.

[1] Maktoob.com

[2] Grönland Temperatur auf WolframAlpha (im pulldown-menue “all” wählen)

[3] Goddard Institute for Space Studies

[4] Klimanews: Die Arktis zeigt seit 2005 eine Tendenz zur Abkühlung

[5] Journal of Geophysical Research: Extending Greenland temperature records into the late eighteenth century

[6] Science: Past Temperatures Directly from the Greenland Ice Sheet

von Rudolf Kipp EIKE: Zuerst erschienen im Science Skeptical Blog

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4 Kommentare

  1. Also, bin mir jetzt nicht ganz sicher, aber ich glaube mich zu erinnern, dass die 30er und 40er immer wieder als wärmste Perioden im 20. Jahrhundert auftauchen. Stellt sich die Frage warum?

    Aber im Endeffekt ist der Punkt doch dieser: das Klima war nie stabil und wird auch nie stabil sein. Was sind 1.000 Jahre in der Erdgeschichte? Nichts. Gar nichts. Nicht einmal ein Wimpernschlag.

    Der Planet hat viel Schlimmeres als uns erlebt. Und überlebt. Der Mensch ist langfristig für den Planeten absolut irrelevant.

    Ich frage mich auch noch immer wie unsere 1% des CO2 der Insektenatmung (wenn man davon ausgeht, dass alle Insekten so groß sind wie eine Drosophila, dann produziert der Mensch 1% des CO2, welches diese Insekten ausatmen; ist eine einfache Rechenaufgabe, die jeder Laie mit Hilfe von rudimentären Physiologiekenntnissen, oder gar nur Physiologielehrbüchern, durchrechnen kann) solchen Einfluss haben könnte. Wenn man sich die nackten Zahlen ansieht, und dann ihre Verhältnisse zueinander (was weder das IPCC, noch die Medien, noch die Politik je tun -ein Schelm der böses dabei denkt-, man hört ja immer nur wieviele Millionen Tonnen CO2 hier und dort produziert werden, aber nie wieviel Prozent das vom Gesamt-CO2 sind), dann kann man bei bestem Willen nicht an Al Gores „Visionen“ glauben.

    Mittlerweile ist AGW ja tatsächlich eine Religion, wie man in GB erst kürzlich gesehen hat. Und Religion, ja die beschäftigt sich nie mit Fakten und Tatsachen, die bewegt sich immer im Reich des Aberglaubens um Macht über Menschen auszuüben.

    Bin gespannt ob mir jemand erklären kann, warum hier in Österreich die Schi-Saison dieses Jahr Mitte Oktober began. Extrem früh. Muss an der globalen Erwärmung liegen. Was ja sehr praktisch ist. Wird’s wärmer, ist die globale Erwärmung schuld. Wird’s kälter, ist die globale Erwärmung schuld. Bleibt’s gleich, ist die globale Erwärmung schuld. Wirklich sehr praktisch. Die eierlegende Wollmilchsau. Es erinnert mich irgendwie ans Mittelalter und die Art und Weise wie man mit sog. Hexen umging. Z.B. die Hexenproben mit Wasser. Ging die Frau unter und ertrankt, war sie keine Hexe. Ist sie geschwommen war sie eine Hexe und wurde verbrannt. Das Prinzip ist das selbe.

  2. So eine Gemeinheit, Da wagt es die Natur in Grönland einfach nicht genug zu heizen!

    – Ach so, natürlich ist das auch eine Katastrophe, denn was hier gekühlt wird, fehlt in der Antarktis, denn da schwitzen die Pinguine.

    (Das erste ist gesponnen, das zweite habe ich aus dem Micky-Maus-Magazin (MMM) Heft 45 von vorletzter Woche, Initiator, Jugend BUND)

    (Ich weiss, MMM darf ich immer mitlesen, hatte ich schon als Kind. Ich erkläre meinen Enkeln dann die mitgedruckten Widersprüche)

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