EEG-Neusprech erklärt: Solar­cloud und Sonnen­schein­garantie

Screenshot vom E.ON Werbevideo

Helmut Kuntz
Das EEG generiert neben stetig steigenden Kosten auch eine Flut neuer Fachbegriffe. Einer davon ist der neuartige Stromspeicher „Solarcloud“. Wer einen solchen nutzen will, braucht nur bei E.ON nachsehen. Dort wird er wie folgt angepriesen: E.ON: [1] Genießen Sie jetzt Ihre Sonnenenergie 365 Tage, und Nächte.

Das Speicherproblem

EIKE Leser wissen es: Eines der ganz großen Probleme des EEG ist fehlender Speicher für den elektrischen Strom [5]. Dieses Problem resultiert nicht aus einem dummen Zufall, sondern ist den Elektrotechnikern seit weit über hundert Jahren bekannt, da es auf physikalischen Gesetzmäßigkeiten beruht.
Gegen diese Physik der Elektrotechnik kämpfen (oft von Parteien ernannte) Fachperson*innen zwar vehement an [2] und auch wirkliche Fachpersonen „erfinden“ für ausreichend Fördergeld (nicht durchführbare) Lösungen [4] [6] denen zumindest eines immer eigen ist: Sie sind, beziehungsweise wären, bei einer Umsetzung – sofern überhaupt möglich – mindestens unglaublich teuer.

SolarCloud: Der einzigartige, virtuelle Speicher …

Wie wohltuend ist es da, wenn eine Fachfirma wie E.ON publiziert, dass ihre fleissigen Erfinder eine Lösung gefunden haben:
E.ON: [1] Die E.ON SolarCloud: der einzigartige virtuelle Speicher, mit dem Sie Ihren Solarstrom unbegrenzt ansparen und bei Bedarf wieder abrufen können.
Und nicht nur speichern kann diese Lösung, nein, sie gibt auch eine Sonnenenergie-Garantie:
E.ON: [1] 22 % Wolken 78 % Sternenhimmel 100 % Sonnenenergie.
Im Werbevideo sieht man es im Detail und verfolgt eine Wolke mit eingezeichnetem Batteriesymbol, welche sich lädt und entlädt. Womit die „Speicherwolke“auch für jeden Laien sofort als Speichermedium erkennbar ist.

Bild 1 Screenshot vom E.ON Werbevideo. Speichern des privaten Solarstromes
Bild 2 Screenshot vom E.ON Werbevideo. Entladen des gespeicherten Solarstromes

Komischerweise heißt es dann jedoch:
E.ON: [1] … Entdecken Sie jetzt unseren virtuellen Speicher, der komplett ohne Batterie auskommt.
Auch dies liest man gerne und freut sich über den Erfindungsreichtum der E.ON Entwickler. Denn man weiß: Batteriespeicher gehören zu den teuersten Produkten, um elektrischen Strom zu speichern [5]:
EIKE 18.05.2017: Rechnerisch lohnt sich die solare Eigenversorgung nicht – so lange unser Versorgungsnetz stabil ist. Doch das wird sich ja ändern

… ist reiner „Zertifikatestrom“

Liest man sich tiefer in die E.ON Werbung ein, verflüchtigt sich der „Cloud-Speicher“ zu einem reinen, kommerziellen Angebotsmodell. Von einem realen Speicher bleibt keine Spur übrig. Kurz gesagt:
E.ON nimmt überschüssigen Solarstrom ab und liefert bei Bedarf „reinen Ökostrom“ als „Zertifikatestrom“ zurück. Dieser „Zertifikatestrom“ wird wie üblich, irgendwo auf der Welt erzeugt. Wo er gebraucht wird, wird er real dem dort aktuell erzeugten Strommix entnommen.
[1] … An sonnigen Tagen bauen Sie ein Guthaben auf, das Sie in der Nacht, bei Regentagen, in den Wintermonaten oder für Ihr Elektroauto nutzen können …

Sonnenscheingarantie

Wer das Premiumpaket ordert, bekommt zusätzlich eine Sonnenscheingarantie:

Bild 3 Screenshot [1] E.ON Solarcloud
In den FAQs wird sie erklärt:
Was ist die Sonnenscheingarantie?
… Mit der Sonnenscheingarantie sichern wir Ihnen über 10 Jahre 95% des prognostizierten Ertrags Ihrer Solaranlage zu. Sollten Ihre Stromerträge im Jahr niedriger sein als angenommen, gleicht E.ON den Verlust auf Basis der entgangenen EEG-Einspeisevergütung finanziell aus .
..
Wie zu erwarten war, ist es ebenfalls eine reine, kommerzielle Versicherungsleistung.

Sozial, unsozial, EEG

Keine Partei (mit einer Ausnahme) stört es, dass mit diesem Angebot auch E.ON aufzeigt, wie unsozial das EEG wirkt. Inzwischen ist es gelungen, den Haushalts-Strompreis so in die Höhe zu treiben, dass sich eine Solaranlage zum Eigenverbrauch langsam lohnt (eine Installation wegen der Einspeisevergütung lohnt sich längst nicht mehr). Es lohnt sich aber nur, wenn keine Speicherkosten anfallen:
EIKE 18.05.2017: Rechnerisch lohnt sich die solare Eigenversorgung nicht – so lange unser Versorgungsnetz stabil ist. Doch das wird sich ja ändern

Bild 4 Quelle: ZDF WISO

Der „nachhaltige“, betuchte Bürger erzeugt deshalb möglichst viel eigenen Strom. Nur wenn dessen Einspeisung fehlt, weil die Sonne nicht scheint, holt er ihn sich von den anderen. Diese dürfen aber die horrenden Nebenkosten der Backup-Kraftwerke, Leitungsgebühren, Netzausbau und und und über die gesamte Zeit voll bezahlen.
Einzige Entschuldigung: Die viel gepriesenen, „Autarken Gemeinden“ machen es auch so.
Die Politik interessiert es wenig, denn sie hat – wie immer – dafür durchschlagende Lösungen parat: [8]
LINKE: … Ein weiterer Vorschlag für ein soziales Stromtarifmodell schlägt die kostenlose Bereitstellung eines Grundkontingentes an Strom für jeden Haushalt vor, verbunden mit teureren Preisen für allen zusätzlich verbrauchten Strom.
CSU: Der CSU-Parteivorsitzende, Horst Seehofer, fordert einen staatlichen Fond, der die steigenden Stromkosten begrenzen soll. So sollen ab einem gewissen Betrag ansteigende Preise durch staatliche Gelder verhindert werden.
GRÜNE: Die Partei … sieht als einfachsten Weg, um die Stromkosten zu senken, den Stromverbrauch selbst zu senken.
CDU: Die CDU fordert in ihrem aktuellen Wahlprogramm sichere, bezahlbare und saubere Energie. Dabei setzt die CDU weiterhin auf den Ausbau erneuerbarer Energien …
Ein geschicktes Ineinandergreifen unterschiedlicher Elemente und Energieträger stabilisiert die Versorgung und entlastet die Verbraucher von Kosten.“
AfD: hält das EEG für nicht reformierbar … möchte das EEG abschaffen … kritisiert, dass Verbraucher die Kosten für die Energiewende tragen müssen

Beim EEG bekommen Fremdwörter neue Bedeutungen

Nicht nur neue Wortschöpfungen werden durch das EEG generiert, auch längst gängige werden umgedeutet.
Nach WIKIPEDIA bedeutet „vir·tu·ẹll“:
Philosophie: der Möglichkeit nach vorhanden.
Physik: nicht beobachtbar, aber erschließbar.
Dieser E.ON Cloud-Speicher ist nach Ansicht des Autors aber weder „der Möglichkeit nach vorhanden“, noch wäre er real „erschließbar“. Einen Speicher für elektrischen Strom gibt es bei E.ON ganz einfach nicht und er war auch nie als physikalische Realisierung angedacht.

Nun erschließt sich, warum der E.ON Vorsitzende des Vorstandes, Herr Teyssen (Volkswirt und Jurist) die Energiewende, durch die sein Konzern fast in die Pleite getrieben wurde, sogar „sexy“ findet:
Teyssen: [7] … Aber wir entwickeln für unsere Netze immer neue Lösungen, etwa um noch mehr Ökostrom transportieren zu können. Ich empfinde die Lösung des Speicherproblems als sexy …
Nur in dieser „physiklosen Scheinwelt“ des EEG lassen sich Marketingbegriffe und Bezahlmodelle wie physikalische Lösungen verkaufen. In anderen Geschäftsfeldern würden wohl lägst Abmahnvereine wegen Irreführung der Verbraucher klagen.

Fazit:
Kein Wunder, dass die Fachperson*innen einiger Parteien da ganz kirre werden und Strom und Stromspeicher überall vermuten, nur nicht dort, wo und wie sie die Elektrophysik zulässt.
EIKE: Eine grüne Stromversorgung Deutschlands
Zum Thema „Netze und Speicher“ präsentiert die Frau Annalena Baerbock, Vorsitzende der Grünen und eine ihrer Abgeordneten im Bundestag ihre Visionen zur künftigen Stromversorgung Deutschlands, zu einer gewaltigen Energiewende. weil angeblich ein dramatischer Klimawandel drohe.
EIKE 24.01.2018: GRÜNE Energieexpertin: Das Netz fungiert als Speicher
EIKE 15.08.2017: Cem Özdemir versucht sich in Energie

Es wird nur noch eine Frage der Zeit sein, bis solche „Fachexpert*innen erklären, dass ein großer Versorgerkonzern die Lösung des Speicherproblems gefunden hat. Einen Start-up Erfinderpreis für diese „Rettung des EEG“ bekommt E.ON sicher nur deshalb nicht, weil es schon ein etabliertes Unternehmen ist.

Quellen

[1] E.ON Solarcloud

[2] EIKE 24.01.2018: GRÜNE Energieexpertin: Das Netz fungiert als Speicher

[3] EIKE 2. Januar 2018: Das Elektroauto erzeugt nur Gewinner – und man verdient sogar Geld damit

[4] EIKE 30. Juli 2017: Der Visionär E. Musk (Tesla) rettet Südostaustralien für 32 Sekunden vor dem Blackout

[5] EIKE 18.06.2015: Elektro-Energiespeicherung, Notwendigkeit, Status und Kosten. Teil 3 (Abschluss)

[6] EIKE 02.09.2016: Weltweit einzigartiger Stromspeicher im Pilotversuch: Der Naturstromspeicher – die von Berlin geförderte EEG-Naturvernichtung

EIKE 12.04.2017: Helden der Energiewende

[7] DERWESTEN 09.07.2016: Eon-Chef Teyssen: Ökostrombranche muss „raus aus dem Streichelzoo“

[8] RICHTUNGSFREI: Strompreis

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12 Kommentare

  1. Pervers ist allerdings, dass der so genannte Öko-Strom bedingt durch die Subventionen und versteckten Finanzierungen auch von sonst seriösen Energieversorgern als der preiswerteste angeboten werden kann.

    Wie beruhige ich dann mein schlechtes Gewissen, wenn ich solche Preisvorteile selbst in Anspruch nehme?

  2.  
    Sehr geehrter Herr Kuntz,
     

     
    dieses Geschäftsmodell gibt es schon seit mehr als 10 Jahren.
     
    Es war nur anders „verpackt“.
     
    Die vermeindlichen Eigentümer von Solaranlagen auf Einfamilienhäusern haben es am Anfang
     
    nur nicht gemerkt.
     
    Da sprach man von einem Zahlungsausgleich,wenn der vereinbarte Kredit für die Anlage sich nicht selber trägt.
     

     
    Beim EEG ging es von Anfang an nicht um Weltenrettung, sondern um die Aufrechterhaltung des Finanzsystems weltweit.
     

     
    Und diesen Blackout will wirklich niemand !!!
     

     
    Mit herzlichem Glückauf
     

     

    • „Beim EEG ging es von Anfang an nicht um Weltenrettung, sondern um die Aufrechterhaltung des Finanzsystems weltweit.
      Und diesen Blackout will wirklich niemand !!!“
      Ach was!

      Nur die Eigentümer der Banken und die Profiteure des jetzigen Systems haben Angst davor.

      Reale Werte gehen nicht verloren – nur das Spielgeld, mit dem die Politik ihre Financiers

      versorgt.

      •  
        Sehr geehrter Herr Keks,
         
        Ihnen entgeht wirklich nichts. Genau so wird es kommen.
         
        Und das wird bestimmt sexy !!
         

        Mit herzlichem Glückauf

         

         

      • „Reale Werte gehen nicht verloren – nur das Spielgeld, mit dem die Politik ihre Financiers versorgt“

        Richtig!  – Nur handelt es sich bei „Windkraft und Solarzellen“ leider nicht um „real nutzbare“ Werte, sondern um Investitionsmüll, der zu weiteren hohen Kosten erst noch „entsorgt“ werden muss:

  3. Mir kommt da so ein Schlager in den Sinn: „Die Sonne scheint bei Tag und Nacht…, diesmal dann bei E.ON

    Und dann noch virtuell. Wir beziehen dann virtuellen Strom aus virtuellen Speichern – es wird alles virtuell!

    Ach sind des Kaisers neue Kleider aber schön!

  4. Nachtrag

     

    Sieht so aus, als liege ich vollkommen richtig:

    https://www.energie-experten.org/hersteller/eon/solarcloud.html#c23796

    Der virtuelle SolarCloud-Speicher ergänzt diesen optimal, um bilanziell eine 100%ige Versorgung mit eigenem Solarstrom zu realisieren.

    ……

    Wer die SolarCloud nutzt, braucht aber auch keinen klassischen Stromvertrag mehr, da der SolarCloud-Nutzer ja 100 Prozent seiner selbst erzeugten Energie durch die SolarCloud auch selbst nutzen kann und in der Regel keinen Strom mehr aus dem Netz beziehen muss.

    Also letztendlich nur ein „Bilanztrick“ um die PVler von der EEG umlage, Netzentgelten und Steuern zu befreien?

    • L. Stiller,

      wenn dieser Bilanzbetrug durch virtuellen Eigenverbrauch steuerrechtlich durchkommen sollte, wäre es für die Direktkunden von Privatstrom eine Abzockmasche mit neuen Dimensionen.

       

  5. Bei dem Verbrauch von 3.000 kWh pro Jahr. Das mit E.ON SolarCloud realisierbare Guthaben reicht bei einem normalen, der Anlagenplanung zugrunde liegenden Stromverbrauch aus, um die weiteren im Stromprodukt anfallenden Stromkosten zu decken.

    30€ im Monat um 3000 KWh in der „Cloud“ zu speichern? Also 12 Cent pro KWh.

    Ich vermute mal es läuft darauf hinaus:

    Wenn der PVler den Strom einspeisen würde, bekommt er derzeit auch ca. 12 Cent pro KWh.  Muss er dann aber Strom wieder beziehen, kostet es ihn wie jeden Normalen Bürger ca. 27cent – 30cent (weil da ja auch Netzentgelte, Steuern etc. dabei sind).  Bei 30cent hat der Strom dann 30cent – 12cent gekostet, also rund 18cent.

    Sehe ich es richtig, das der Trick der „SolarCloud“ darin besteht so zu tun und Buchhalterisch darzustellen , als wäre alles Eigenverbrauch.

    Man bekommt also keine Einspeisevergütung, weil man ja nicht einspeist und  bezahlt letztendlich nur die oben genannten 12 Cent für den „Virtuellen“ Stromspeicher. Und die Netzkosten, Stueren etc. werden wieder anderen aufgedrückt? Anstatt das  der PVler sich tatsächlich einen Akku anschaffen muss und dadurch auch das Netz entlastet? Sehe ich das richtig?

     

     

     

     

     

     

    • Falsch! Bzgl. Energiewende und Klimakatastrophe ist jeden Tag der 1. April. Man könnte in Anlehnung an „Kaiser Franz“ auch sagen: „Ja ist denn heut schon der 1. April?“

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