Bzgl. Peak Oil haben wir uns geirrt. Es gibt genug Öl….

Georg Monbiot, die obergrüne britische Galionsfigur und Journalist des Guardian, gibt mal wieder zu, dass er sich geirrt hat. Das ist ihm hoch anzurechnen, ist es doch für hiesige Grüne jeder Partei unmöglich, dies zu tun. Das Monbiot trotzdem weiterhin ins alarmistische Horn stösst, sollte man ihm nachsehen. Das gehört halt zu seinem politischen Selbstverständnis, wahrer wird es dadurch aber auch nicht. Lesen Sie, wie Monbiot die Aufgabe seines Irrtums formuliert:
…Ein Boom bei der Ölerzeugung hat alle unsere Vorhersagen zum Gespött werden lassen. Gute Nachrichten für Kapitalisten – aber eine Katastrophe für die Menschheit.

Bild rechts: Der große Überfluss des Lebens in der Vergangenheit – zu fossilem, entzündbaren Kohlenstoff geworden – torpediert den großen Überfluss des Lebens in der Gegenwart. Bild: Daniel Pudles

Die Fakten haben sich verändert, und jetzt müssen wir uns auch ändern. Während der letzten 10 Jahre hat uns eine seltene Koalition von Geologen, Ölbohrgesellschaften, Bankiers, Militärstrategen und Umweltaktivisten davor gewarnt, dass Peak Oil – die Abnahme der weltweit verfügbaren Menge – um die Ecke linst. Wir hätten einige gute Gründe, das zu tun: Die Produktion hat sich verlangsamt, der Preis ist stark gestiegen, der Abbau war weit verbreitet und schien steigend. Die erste der großen Ressourcen-Krisen schien bald zuzuschlagen.

Den Umweltaktivisten war ebenso wie selbst uns niemals klar, ob wir das wollten oder nicht. Die Krise hätte das Potential, der Welt einen ökonomischen Schock zu versetzen, künftige Katastrophen abzuwenden und selbst Katastrophen zu erzeugen, einschließlich einer Verschiebung hin zu noch zerstörerischeren Technologien wie Biodiesel und aus Kohle hergestelltes Petroleum. Peak Oil war ein mächtiger Hebel. Regierungen, Industrien und Wähler, die für die Moral hinter dem Druck, den Verbrauch fossilen Öls zu reduzieren, unerreichbar schienen, könnten, wie wir hofften, auf den ökonomischen Fall reagieren.

Einige von uns machten vage Vorhersagen, andere waren detaillierter. In allen Fällen lagen wir falsch. Im Jahr 1975 hat MK Hubbert, ein Geowissenschaftler in Diensten von Shell, der korrekt den Rückgang der Ölproduktion in den USA vorhergesagt hat, angenommen, dass die globale Versorgung im Jahr 1995 den Höhepunkt erreichen könnte. Im Jahr 1997 schätzte der Ölgeologe Colin Campbell, dass dies vor dem Jahr 2010 der Fall ist. Im Jahr 2003 sagte der Geophysiker Kenneth Deffeyes, er sei „zu 99% sicher“, dass Peak Oil im Jahr 2004 erreicht werden würde. Im Jahr 2004 machte der texanische Tycoon T Bones Pickens die Vorhersage, dass „wir niemals wieder mehr als 82 Millionen Barrel pro Tag“ flüssiger Treibstoffe fördern würden. (Die mittlere tägliche Fördermenge betrug im Mai 2012  91 Millionen). Im Jahr 2005 behauptete der Investmentbankier Matthew Simmons, dass „Saudi-Arabien … seine Ölproduktion nicht noch weiter hochfahren kann“. (Seitdem ist die Fördermenge dort von 9 auf 10 Millionen Barrel pro Tag gestiegen, und es gibt 1,5 Millionen an weiterer Kapazität).

Peak Oil hat nicht stattgefunden, und es ist unwahrscheinlich, dass dies in naher oder ferner Zukunft der Fall ist.

Ein Bericht des Ölexperten Leonardo Maugeri, der von der Harvard University veröffentlicht worden ist, zeigt überzeugende Beweise dafür, dass ein neuer Ölboom begonnen hat. Die Bedenken hinsichtlich der Versorgung mit Öl während der letzten 10 Jahre waren wohl mehr monetärer als geologischer Natur. Die niedrigen Preise vor dem Jahr 2003 haben Investoren davon abgehalten, sich mit schwierig zu erschließenden Feldern zu befassen. Das hat sich durch die hohen Preise der letzten Jahre geändert.

Maugeris Analyse von Projekten in 23 Ländern legt nahe, dass die globalen Ölvorräte wahrscheinlich um etwa 17 Millionen Barrel pro Tag (bis 110 Millionen) bis zum Jahr 2020 steigen werden. Dies, sagt er, ist „der größte potentielle Zuwachs der Kapazität globaler Ölvorräte seit den achtziger Jahren“. Die zur Verwirklichung dieses Booms erforderlichen Investitionen sind abhängig von einem langzeitlichen Preis um 70 Dollar pro Barrel – der gegenwärtige Preis von Brent Rohöl beträgt 95 Dollar. Geld flutet derzeit zum neuen Öl: eine Billion Dollar wurden in den letzten zwei Jahren ausgegeben; und rekordverdächtige 600 Milliarden sind für das Jahr 2012 eingeplant.

Das Land mit dem wahrscheinlich stärksten Anstieg ist Irak, wohin derzeit das Geld der multinationalen Konzerne fließt und um das sie sich reißen. Aber die größere Überraschung ist, dass der andere große Ölboom wahrscheinlich in den USA stattfindet. Hubberts Peak, die berühmte Glockenkurve, die Anstieg und Rückgang des amerikanischen Öls zeigt, ist drauf und dran, zu Hubberts Achterbahn zu werden.

Die Investitionen dort werden sich auf unkonventionelle Ölvorräte konzentrieren, vor allem Schieferöl (das verwirrenderweise nicht das Gleiche ist wie Ölschiefer). Schieferöl ist hoch qualitatives, in Felsen eingeschlossenes Rohöl, wo es auf natürliche Weise nicht durchfließt.

Wie wir jetzt wissen, gibt es in den USA monströse Lagerstätten: eine Schätzung geht davon aus, dass das Bakken-Feld in Norddakota fast genauso viel Öl enthält wie Saudi-Arabien (jedoch ist davon weniger förderbar). Und das ist nur eines von 20 solcher Felder in den USA. Das Extrahieren des Schieferöls erfordert horizontale Bohrungen und Fracking: eine Kombination von hohen Preisen und technologischen Verbesserungen hat dies wirtschaftlich gemacht. Schon jetzt ist die Förderung in Norddakota von 100 000 Barrel pro Tag im Jahr 2005 auf 550 000 Barrel im Januar 2012 gestiegen.

Hier also stehen wir jetzt. Die automatische Korrektur – die Erschöpfung der Vorräte, die die Maschinerie zerstört, die den Abbau angetrieben hat – die viele Umweltaktivisten vorhergesagt hatten, findet nicht statt. Das Problem, dem wir gegenüber stehen, ist nicht zu wenig, sondern zu viel Öl.

Wir haben die Bedrohung des lebenden Planeten mit der Bedrohung der industriellen Zivilisation verwechselt. Beide sind nicht das Gleiche. Der Kapitalismus von Industrie und Verbraucher, gestützt durch reichliche Ölvorräte, ist viel belastbarer als viele der natürlichen Systeme, die sie bedrohen. Der große Überfluss des Lebens in der Vergangenheit – zu fossilem, entzündbaren Kohlenstoff geworden – torpediert den großen Überfluss des Lebens in der Gegenwart (siehe Bild oben rechts).

Es gibt genug Öl in der Erde, um viele von uns zu braten – und keine einleuchtenden Gründe, die Regierungen und Industrien daran hindern können, es zu fördern. Zwanzig Jahre lange Bemühungen, einen Zusammenbruch des Klimas zu verhindern, sind gescheitert – mit dem Kollaps des multilateralen Prozesses in Rio de Janeiro im Juni. Die mächtigste Nation der Welt wird erneut zum Ölstaat, doch wenn man sich nach der politischen Transformation seines nördlichen Nachbarn richtet, werden die Ergebnisse nicht schön sein.

Der Menschheit scheint es so zu gehen wie dem Mädchen in Guillermo del Toros Meisterstück Pan’s Labyrinth: Sie weiß, wenn sie das exquisite Mahl vor ihr isst, dass sie auch verbraucht wird, aber sie kann sich nicht selbst helfen. Ich mag keine Probleme aufwerfen, wenn ich keine Lösung sehen kann. Aber jetzt bin ich nicht sicher, ob ich meinen Kindern in die Augen schauen kann.

George Monbiot, guardian.co.uk

Twitter: @georgemonbiot

Link: http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2012/jul/02/peak-oil-we-we-wrong

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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7 Kommentare

  1. Ketterer,
    was sagen Sie zu diesem Monbiot.

    „Das Problem, dem wir gegenüber stehen, ist nicht zu wenig, sondern zu viel Öl. “

    Sein Weltbild wackelt nicht einen Millimeter.

    Die Begründungen sind variabel. Er will die Erde retten, egal, warum. Was für ein wohlmeinender Phantast.

    Das ist wie bei den CO2 Gläubigen:

    „Wir haben das Treibhausthema zu nutzen. Auch wenn die Treibhaustheorie falsch sein sollte, tun wir das Richtige im Hinblick auf Wirtschafts- und Umweltpolitik“. (Timothy Wirth, Demokratischer Politiker in den USA, zitiert in Michael Fumento „Science under Siege“ – Belagerte Wissenschaft)

    Oder bei den EE Verteidigern:
    „Wir brauchen eine neue Begründung für die EE“

  2. „Ich denke zu einem gewissen Teil ist das der Ideologie der Grünen geschuldet: sie sehen ihr eigenes Glück in Armut und Bescheidenheit, und anstatt daß sie mit gutem Vorbild vorangehen, wollen sie das allen anderen Leuten aufzwingen“

    Genau so ist es.
    Apropos: Es gab schon jemanden in der deutschen Geschichte, der hat das einfache, harte Leben gepredigt. Selber hat er aber nie gearbeitet und hat immer bis Mittag gepennt. Er hat auch das erste Tierschutzgesetz eingeführt, d.h. er war einer der ersten Grünen.
    Er war bekannt durch sein Schnäutzchen und ist heute extrem unpopulär, da er von Menschen nicht viel hielt, ausser den seinigen. Der erste Grüne halt.

  3. @A.Bauer #3
    Und genau damit treffen Sie die asoziale Ideologie der Ökosozialisten auf den Punkt…
    „Die predigen den Mangel/Verzicht und Selbst baden diese Weltenretter im Überfluss an Geld und Energie.“

  4. Ganz nett, was die Bundesregierung auf die Frage nach Peak Oil antwortet:

    Förderung von Erdöl kann noch bis zum Jahr 2035 gesteigert werden
    Wirtschaft und Technologie/Antwort – 24.01.2011

    Berlin: (hib/HLE/STO) Die Bundesregierung erwartet kurz- und mittelfristig keine Verknappung von Erdöl. Unter Berufung auf eine Projektion der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) heißt es in der Antwort der Bundesregierung (17/4007) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (17/3765), die Förderung von Erdöl könne ”bei optimaler Entwicklung und Produktion der Vorräte unter den heutigen Rahmenbedingungen bis 2035 gesteigert werden“.

    Damit widerspricht die Bundesregierung der in einer Studie der Bundeswehr aufgestellten Behauptung, der Zeitpunkt für das Maximum der globalen Ölförderung (”Peak-Oil“) sei mit gewisser Wahrscheinlichkeit um das Jahr 2010 zu verorten. Die Arbeit an dieser Studie sei noch nicht abgeschlossen, teilt die Bundes-regierung weiter mit.

    Eigene Prognosen zur Entwicklung des Erdölpreises will die Bundesregierung nicht erstellen. Sie verweist auf Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA). Die IEA erwarte, dass der Ölpreis bei Fortschreibung aktueller Trends bis zum Jahr 2035 auf 135 US-Dollar je Barrel steige. Werde es durch ”eine ambitionierte Klimapolitik“ zu einer international geringeren Ölnachfrage kommen, gehe die IEA für das Jahr 2035 von realen Ölpreisen von 90 bis 113 US-Dollar je Barrel aus. Außerdem verweist die Bundesregierung darauf, dass sich die Weltmarkt-preise für Energieträger teilweise gegenläufig entwickelt hätten. Dies liege zum Beispiel an der Förderung von ”unkonventio-nellem Erdgas“ in den USA. Monopolpreise beim Erdöl erwartet die Bundesregierung auch nicht, ”da eine Vielzahl von Anbietern am globalen Ölmarkt aktiv ist“.

    Zu den Heizölpreisen erklärt die Bundesregierung: ”Es ist aus heutiger Sicht nicht zwingend davon auszugehen, dass es aufgrund von Peak Oil zu einem überdurchschnittlichen Anstieg der Heizkosten kommen wird.“ Allerdings verweist die Regierung auch darauf, dass die Rolle des Heizöls für die Wärmever-sorgung von Neubauten beständig abnehme. Im Gebäudebestand gehe der Anteil des Heizöls ebenfalls kontinuierlich zurück. Verwerfungen in der chemischen Industrie, deren Rohstoffbasis zu 72 Prozent aus Rohbenzin bestehe, werden nicht erwartet.

    Unabhängig von den Prognosen zur Ölförderung erinnert die Regierung an ihr Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch bis 2050 auf 60 Prozent zu steigern. In der Stromerzeugung solle der Anteil der erneuerbaren Energien sogar auf 80 Prozent steigen. Dementsprechend könnten die deutschen Netto-Mineralölimporte bis 2050 im Vergleich zu 2008 um etwa 60 Prozent zurückgehen.

  5. @#2: Der grüne Traum ist „dezentral“. Jegliche Konzentration, sei es Produktion (Industrie), Wohlstand (Industrieländer), Eigentum (Kapitalisten), Energie (Großkraftwerke) wird daher abgelehnt und verteufelt. Ich denke zu einem gewissen Teil ist das der Ideologie der Grünen geschuldet: sie sehen ihr eigenes Glück in Armut und Bescheidenheit, und anstatt daß sie mit gutem Vorbild vorangehen, wollen sie das allen anderen Leuten aufzwingen.

  6. Warum haben die Ökosozialisten nur so ein Problem mit dem Wort „Kapital“???

    „…Ein Boom bei der Ölerzeugung hat alle unsere Vorhersagen zum Gespött werden lassen. Gute Nachrichten für Kapitalisten – aber eine Katastrophe für die Menschheit.“

    Vom Überfluss an Rohstoffen und Energie profitiern doch nicht nur die am Anfang der Rohstoffkette stehen sondern doch auch jeder anderer in der Kette. Und zum Schluss wir Endverbraucher in den industriellen Wohlstandsländern! Wir alle sind Kapitalisten in einer Wohlstandsgesellschaft. Und die größten Kapitalisten findet man bei den erneubaren Energien (grüne Kapitialisten). Nur das in dieser Branche nicht das Gesetz des Marktes gilt sondern das Gesetz einer subventionierten Ideologie auf Kosten des Volkswohlstands! Und diese Form des „Kapitalschäffeln“ ist die wiederlichste und perverste Art üerhaupt!!!!

  7. Olla, die arme S.. mag man da denken. Alles was man sich mühselig aufgebaut hat bricht wie ein Kartenhaus zusammen…

    Gott sei Dank

    Aber

    Umso mehr werden die Vertreter der Weltrettung an den Endsieg glauben, noch lauter auf die Pauke hauen und weiter Faktisches schaffen wollen.

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