Mein Coming-out als Öko-Egoist

von Rainer Bonhorst 
Also gut, ich gebe auf. Auch ich werde demnächst Öko-Egoist. Warum soll ich mich länger gegen den allgemeinen Trend stemmen?

So sehr ich meinen Diesel aus dem Hause Täuschen und Tricksen mit seinem geringen C02-Ausstoß auch liebe: So sauber wie ein E-Auto wird der nie werden. Jedenfalls nicht bei mir vor der Haustür. In meiner Stadt. Vor meiner Nase. Dass schafft nur ein E-Auto. Dass unsere E-Autos für andere Leute, nämlich für die dort hinten in Asien und dort unten in Afrika, eine ziemliche Schweinerei sind, kann ich leider nicht ändern.

Die armen Hunde in den Rohstoffländern, von denen ich das „E“ für mein künftiges E-Auto beziehe, tun mir ja irgendwie leid. Aber ich schließe mich der großen Mehrheit an und sage: E-Auto first! Donald Trump sagt ja schließlich auch: America first! Und ich sage: E first! Es lebe der Öko-Egoismus! Hauptsache unsere eigenen Innenstädte werden zu Luftkurorten.

Sicher, ideal ist es nicht, dass die Leute weit hinter der Türkei unter erbärmlichen Bedingungen nach den seltenen Erden buddeln, die wir für unsere dicken Autobatterien brauchen. Aber irgend einen Tod müssen wir sterben. Also, nicht wir, sondern die da hinten. Sorry. Aber ohne Lithium geht’s nun mal nicht. Und das gibt’s bei uns leider nicht. Das gibt’s nur da hinten. Wo es auch die neuen Kohlekraftwerke gibt, die man zur Lithium-Gewinnung einsetzt. Wir steigen zwar aus der bösen Kohle aus, aber das muss ja nicht für alle gelten. Für unsere saubere E-Mobilität sollen die anderen dort hinten ruhig wieder Kohle-Dreck machen. Sie dienen ja unserer guten Sache.

Und es tut mir auch leid, dass für die netten Kongolesen und ihre Kinderarbeiter die Kobalt-Gewinnung in ihrer demokratischen Republik so eine Sau-Arbeit ist. Wir sollten wirklich dankbar sein, dass die das für uns tun. Zum Glück brauchen sie selber ja keine E-Autos. Sie kriegen nun mal so wenig Geld für die Kobalt-Schufterei, dass dabei höchstens ein Fahrrad rausspringt. Ist ja auch ökologisch. E for future. Also für unsere Zukunft. Es kann ja nicht jeder eine haben.

Die Erde hat schon so viele Wüsten

Ein bisschen blöd ist auch, dass bei dieser Buddelei neue Wüsten entstehen. Andererseits: Die Erde hat schon so viele Wüsten, da kommt es auf ein paar mehr auch nicht mehr an. Wir wollen schließlich die Erde insgesamt retten und nicht einzelne Teile. Das heißt: unsere Teile schon. Mit dem Reinheitsgebot für unsere Lungen ist das wie mit dem Reinheitsgebot für unser Bier. Das gilt ja auch nicht überall.

Suboptimal ist – zugegeben – auch, dass die E-Mobilität so viel Energie verbraucht. Schon die aufwändige Herstellung der supereffektiven neuen Batterien haut so richtig rein. Und dann dieser ständige Stromverbrauch, wenn Millionen E-Autos an den bald überall vorhandenen Ladestationen neuen Saft tanken! Da müssen wir uns, um der guten Sache willen, wohl auf gelegentliche oder häufigere Stromausfälle einstellen.

Wirklich? Wir hier? Bei uns? Also, das stinkt mir schon ein bisschen. Lässt sich da nichts machen? Können die da hinten und die da unten die Stromausfälle nicht für uns übernehmen? Die sind doch daran gewöhnt. Die haben sowieso kein so tolles Stromnetz. Ließe sich da nicht eine Art E-Transfer einrichten? Wir verbrauchen den Strom und die kriegen den Stromausfall?

Auf jeden Fall sollten wir es mit den ziemlich schnell verbrauchten Batterien so halten. Es wäre wirklich schon schön, wenn die da hinten und die da unten eventuell bereit wären, unseren giftigen Batterie-Müll bei sich endzulagern. Wir würden es ja selber probieren, aber wir müssen erst noch ein passendes Endlager für unseren Atom-Müll finden. Da muss sich doch ein Gegengeschäft organisieren lassen. Preisgünstiger Export unserer alten Benzin-Kutschen wäre die Lösung. Ach, der läuft schon? Na, also. Geht doch.

Wenn der Dreck und die Not der anderen unsere Luft sauber macht, könnte man natürlich sagen: Das ist ein bisschen unsauber. Aber das muss ich als angehender Öko-Egoist aushalten. Denn wie heißt der Schlachtruf? E first!

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier

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6 Kommentare

  1. Lothar J. Finger

    vor 16 Stunden

    Ich bin vor drei Tagen mit meinem Auto von Norddeutschland nach Österreich gefahren.

    Getankt habe ich hier vor Ort einmal voll. (55 l)

    Damit bin ich in einem Schwung nach Östrreich gefahren und hätte dort nach 750 km noch 300 km weiter fahren können.

    Die ganze Bordelektronik, die Klimaanlage im Winter die Heizung habe (hätte ) ich davon mitbetrieben.

    Durchschittsverbrauch :5,9 ltr/1oo km – für ein 140 KW Auto gerade so tragbar – oder?

    In Österreich habe wiederum einmal getankt (so ca 5 Minuten – mit bezahlen)

    Das hat alles Energie gekostet. Das Oel, die Förderung, die Raffinerie. Geschenkt hat mir keiner etwas, ich denke, die Oelfirmen machen das nicht aus Nächstenliebe, die verdienen noch ganz gut daran.

    Der schlimmste Raubritter aber ist dort nicht zu suchen! Das ist der Staat!

    Ich tanke eigentlich keinen Diesel – ich tanke Steuern. Mehr als 70% knöpft mir der Staat ab!

    Und das Geld wird weder für Umweltprojekte, noch in Straßeninfrastuktur verwendet – es fließt genau so wie der Soli nicht zweckgebunden in den Haushalt ein – wo man es halt am besten gebrauchen kann!

    Z.B. Afghanistan oder sonstige Kriegseinsätze oder weiß der Kuckuck wofür!

    MitCO2 und HOx braucht mir keiner kommen – wir haben seit 30 Jahren die sauberste Luft und der Menschen abhängige Anteil am CO2 beträgt gerade einmal 4%.

    Alles nur Panikmache damit besser abgezockt werden kann!

    Wer ein Elektroauto fahren mag -soll das gerne tun -ich werde ihm das nicht ausreden, obwohl es genügend zu bedenken gibt! (Wo kommt der Strom eigenlich her?

    Die Krönung wäre noch ein Öl betriebenes Kraftwerk – egal!)

    Wenn es Sinn machen würde, würde ich auch einen Stromer fahren – keine Frage!

    Ich muss nur fahren können wie oben beschrieben, auch im Winter und ich kann nicht Stunden zum „tanken“ verplempern.

    Auch einen Reservekanister hätte ich gerne dabei, falls ich mal sehr lange im Stau stehen muss dazu evtl. noch im Winter.

    Also wenn ich das nicht religiös, sondern einfach nur vernünftig und praktisch anschaue kann meinem Diesel kein Stromer das Wasser reichen!

    Und nebenbei verdiene ich damit auch das Geld, von dem die jungen Hüpfer die Schulbildung bezahlt bekommen oder viele Grüne ihr Gehalt im Staatsdienst (wo sie mir dann den Diesel wieder vermiesen wollen, nur für ihren Glauben!

    Mein Auto hat übrigens einen Radarsensor welcher immer den Abstand zum Vordermann misst, und falls ich mal zu spät reagiere ganz zuverlässig den Bremsassitenen ansteuert. Auch bei Regen.

    Ich kann den Wagen auch automatisch mit dem richtigen Sicherheitsabstand hinter dem Vordermann nachfolgen lassen. (Sehr komfortabel)

    Auffahrufälle sind damit sehr unwahrscheinlich geworden. Warum hat das eigentlich nicht jedes Auto?

    Jeder LKW?

    Man könnte durchaus auch sinnvolle Dinge vorantreiben, an statt die Verkehrsteilnehmer ständig zu drangsalieren! Aber- wir wollen mal nicht gleich zu viel verlangen.

    Gruß

    Lothar

  2. Mit Trennen kennen wir uns aus. Demnächst trennen wir uns von zuverlässiger Stromversorgung. Wir trennen uns von einer weit verzweigten Auto-Zulieferindustrie. Bei der Gelegenheit von gut bezahlten Arbeitsplätzen u. deren Inhabern. Detroit lässt grüßen. Vater Staat (o. muss es Mutter Staat o. Staat Elternteil 1 heißen?) trennt uns von unseren Einkünften u. der noch welche hat, darf sich von einem Stück davon trennen. Er/ Sie/ Es trennt so Manchen von seinem Eigentum (Habeck: „… machen wir schon immer so…“). Wir trennen uns vom Genuss eines Steaks. Ich hätte einen Vorschlag: Warum trennen wir uns nicht von… na ja Ihr wisst schon.

  3. Aber die Rohstoffverschwendung ging doch schon immer zu Lasten der anderen Länder, oder ist Deutschland (Europa) etwa ein rohstoffreiches Land? Es ändern sich nur die Länder, oder ist der Niger und Namibia inzwischen superreich geworden?

  4. Die E-Autos bleiben ein Spielzeug für die reichen Grünen.Als Massenartikel mit allen Begleiterscheinungen und Voraussetzungen
    kann ich mir das nicht vorstellen,weil ja gleichzeitig der Strom rationiert wird.

  5. Prima. Dann brauchen wir nicht die „dreckige Luft“ atmen…

    Das bezog sich heute im WDR5 auf CO2, ich bin beim Hören des Beitrags knapp an einer heftigen Emesis votbeigerauscht…

  6. Treffender kann man es nicht beschreiben. Vielleicht als Zusatz noch die Meldungen von TESLA, das der Fahrzeugabsatz weiter steigt und die Aktie ebenfalls. Ein Glück, das die da unten und hinten keine Aktien besitzen, sonst…..
    Ist ja beim Gelben Sack nicht anders. Wir trennen vorbildlich unseren Müll. Ein paar gute Sachen bleiben hier und von dem Rest trennen wir uns…..

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