Dürregeschichte Mitteleuropas: Klimaforscher Christian Pfister mit unerklärlichen Gedächtnislücken

Einen Superlativ an den anderen reihend suggerierte der als „Naturphilosoph“ vorgestellte Prof. Harald Lesch bei Markus Lanz am 14.8.18 dem ebenso staunenden wie ergriffenem Publikum einzureden, dass die gerade zu Ende gehenden heißen Tage untrügliches Zeichen für die kommende Heißzeit sei. Und Gastgeber Lanz frohlockte ihm ein Stichwort, ja ganze Stichsätze nach dem andern geben zu können. Niemand kam auf die naheleitende Frage, den mit großer Rhetorik schwafelnden Naturphilosophen Lesch zu fragen, welche Belege er denn für sein steilen Behauptungen anführen könne. Die Tatsache dass einige Wochen wärmer als üblich war, war Beleg genug. Die kalte Sonne hat ähnliches Verhalten beim Schweizer Klimahistoriker Christian Pfister ausgemacht. Lesen Sie deren Erkenntnisse dazu.
von Die kalte Sonne

Am 2. August 2018 brachte SRF ein längeres Radiointerview mit dem bekannten Berner Klima-Historiker Christian Pfister zur diesjährigen langen Dürreperiode in Mitteleuropa:

Extreme Trockenheit – Droht uns eine Megadürre?
Klimaforscher Christian Pfister warnt: Trotz technologischem Fortschritt sind wir den Wetterextremen ausgeliefert. Der Mensch müsse klüger werden – und sich anpassen. […] Um die verheerenden Auswirkungen längerer Dürreperioden zu veranschaulichen, erinnert der Berner Historiker an die Megadürre von 1540. Der Jahresniederschlag betrug nur gerade ein Drittel der üblichen Menge, teils fiel wochenlang kein Tropfen Regen über Mitteleuropa. In Basel und Köln liess sich der Rhein auf dem Rücken von Pferden überqueren. Die fatale Kombination aus Hitze und Trockenheit hinterliess verbrannte Erde. […] Doch Pfister warnt vor falschen Schlüssen: «Solche Ausreisser wie 1540 gab es immer, allerdings extrem selten.»1542 sei bereits ein kaum je überliefertes, nasskaltes Jahr ohne Sommer gewesen. Heute müsse man dagegen von einem Trend sprechen: «Was wir derzeit erleben, zeigt an, wie die normalen Sommer der Zukunft aussehen. Dazu kommen Extreme, die wir noch nie gesehen haben.» Der Klimawandel sei kein Papiertiger, warnt Pfister.

Weiterlesen beim SRF

Pfister bezeichnet das Dürrejahr 1540 als Ausreißer, während die Dürre 2018 die zukünftige Norm darstellen könnte. Eine steile These. Zumal sie dem widerspricht, was der heute emeritierte Klimahistoriker Pfister noch im Jahr 2000 selber feststellte (pdf hier). Eine seltsame Gedächtnislücke. Im Fazit der Arbeit lesen wir doch tatsächlich, dass beim Vergleich des Zeitraums von 1525 bis 2000 die häufigsten Dürren in Mitteleuropa während des Maunder-Minimum im 17. Jahrhundert auftraten und am wenigsten im 20. Jahrhundert:

Die bisherigen Forschungen zu sommerlichen Trockenperioden in Mitteleuropa haben sich bisher stark am Beispiel der Periode 1943 bis 1952 mit ihrem Höhepunkt im Dürresommer 1947 orientiert, die vielfach als einzigartig in den letzten Jahrhunderten betrachtet worden sind. Die vorliegenden Ergebnisse tragen dazu bei, diese Ansicht zu relativieren: Sie unterstreichen nicht nur den seit einiger Zeit bekannten Tatbestand, dass die Dürre des Sommers 1540 jene von 1947 punkto Dauer und Intensität buchstäblich in den Schatten stellte. Sie deuten auch daraufhin, dass, was die Häufigkeit von Dürresommern betrifft, die letzten fünf Jahrhunderte in zwei unterschiedliche Perioden von annähernd gleicher Länge gegliedert werden können, indem sommerliche Trockenperioden in den zwei Jahrhunderten 1525 bis 1730 wesentlich häufiger auftraten als seither. Bei der Interpretation dieser Zahlen ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Daten in der älteren Periode fast ausschliesslich aus der Zentral- und Nordostschweiz stammen, wodurch regionale Effekte stärker ins Gewicht fallen, während die Daten von 1780 und vor allem von 1864 an die westlichen Landesteile mit berücksichtigen. Ihren Höhepunkt erreichte die Tendenz zur Häufung von sommerlichen Dürreperioden in den Jahren 1718 bis 1728, als jeder zweite Sommer wesentlich zu trocken war. Zwar trat in diesen 11 Jahren kein Jahrhundertereignis hervor, aber zweimal (1718/19 und 1723/24) kamen unmittelbar aufeinanderfolgende Trockensommer und dazwischenliegende regenarme Winter und Frühjahrsperioden in ihrer kumulativen Wirkungen auf den Wasserhaushalt einem solchen gleich. Die Auswirkungen dieser langen Dürreperiode auf Ökosysteme wäre zu untersuchen. Gesamthaft gesehen war die Belastung des 20. Jahrhunderts durch Dürresommer bemerkenswert gering, wie dies bereits für Naturkatastrophen (Lawinen, Überschwemmungen) festgestellt worden ist. Auch in dieser Hinsicht trägt das zu Ende gehende Jahrhundert seine Bezeichnung als Gunstjahrhundert offensichtlich zu Recht.

Man reibt sich verwundert die Augen. Was passiert hier genau? Will oder kann sich Pfister nicht mehr erinnern? War alles falsch, was er früher gemacht hat? Steht er lieber auf der Seite der vermeintlich Guten und verbiegt zu diesem Zweck sogar die Realitäten?

Übernommen von die kalte Sonne hier

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16 Kommentare

  1. Wenn man sich die Daten der Nordschweiz ansieht, dann erkenn man schon, dass wir 2000 bis 2015 3 Jahre mit Niederschlagsdargebot kleiner 80% des „Normalen“ hatten, wohingegen 1900-1999 nur 9 Jahre so trocken waren. Dazu kommt, dass die Temperaturen im 21 Jhdt deutlich höher waren als in den vergleichbaren Trocknperioden des 20. Jhdts. Wenn 2018 nicht noch Niderschlag nachholt werden die Zahlen noch deutlicher. Insofern kann man schon verstehen, wenn Pfister hier mahnt.

    MfG

    Ketterer

    • zu: Niederschlagsdargebot kleiner

      Nordschweiz ist zwar ein wenig klein, aber besteht ein Zusammenhang mit dem Gletscherrückgang?

      • @Alwin Bruno:

        Um das zu beurteilen, muss man sich die Verteilung der Niederschläge insbesondere im Sommer ansehen.

        MfG

        Ketterer

          • Wieso sollte ich etwas zu Abtippen benötigen?!?

            In den Alpen gilt vereinfacht: keine Sommerniederschläge – weniger Gletscher. Siehe Saison 2017/18.

          • Eine Vereinfachung ergibt auch den Vergleich zwischen Alpen und Kühlschrank: in beiden gab es während derselben Zeit wenig Niederschläge, trotzdem sind die Eiswürfel nicht geschrumpft.

            Warum wird beim Gletscherrückgang im Sommer nicht vereinfacht die Erwärmung von Gestein, Geröll und Schutt genannt (wärmer bei geringer Bewölkung, impl. wenig Niederschläge), oder ist da vielleicht eine pädagogisierende schriftstellerische Verabredung die Ursache von Kobolden?

          • Bruno: „[…] Vergleich zwischen Alpen und Kühlschrank: in beiden gab es während derselben Zeit wenig Niederschläge, trotzdem sind die Eiswürfel nicht geschrumpft.“

            Sie sind ein schletchter Beobachter: Im Gefrierschrank gibt es normalerweise Niederschlag und die Eiswürfel – wenn offen gelagert – schrumpfen  im Gefrierschrank. Die Korrelation zwischen Alpen und Gefrierschrank haben Sie ins Speil gebracht, also muss ich diese nicht erklären.

            Sie sind hier mal wieder recht trollig.

          • Sublimation kann angenommen dieselbe sein. Warum dann noch Ihr Kobold?: wollen Sie vermeiden zu Gestein, Geröll und Schutt bei klarem Himmel was sagen?

            Falls Sie ohne Trollerei zu behaupten nicht diskutieren können oder wollen, dann bleibt es bei Ihrem Gegenteil von Integrität und dann ist EOD.

          • zum Beitrag von A. Bruno vom 20.8.

            Sehr geehrter Herr Bruno,

            In meinem Beitrag vom 19.8 wollte ich nur darauf hinweisen, dass bei einer Diskussion im naturwissenschaftlichen Bereich eine ordentlich Beobachtung Grundlage sein sollte. Schön, dass wir uns darauf geeinigt haben, dass die offen gelagerten Eiswürfel im Gefrierfach schrumpfen, auch wenn Sie am 19.08. um 17:35 noch das Gegenteil behauptet haben.

            Dann können wir ja die Diskussion fortsetzen:

             

            Erwärmung von Gestein, Schutt und Geröll:

            Wenn das Eis mit einem Schuttschleier bedeckt ist, wird dies in der Regel die Reflexion mindern und das Schmelzen beschleunigen. Ab einer gewissen Dicke der Bedeckung wirkt diesem Fördern des Schmelzens der Schutz durch Isolation entgegen. Schönes Beispiel hier:

             

            https://www.swisseduc.ch/glaciers/glossary/glacier-table-de.html

             

            oder auch die südliche Zungenseite der Pasterze, die durch die Schuttbedeckung langsamer Abschmilzt als das apere Eis / weniger dick bedeckte Eis im Zungenbereich.

             

            Von einer Steigerung der Schmelzrate durch die Erwärmung der umliegenden Felsen ist im Gletscherzungenbereich auszugehen: weniger Wolken bringt wärmeres Gestein bringt höhere Schmelzrate.

             

            Sommerniederschläge sind für das Wachstum der Alpengletscher insbesondere dann relevant, wenn -wie nächste Woche (wahrscheinlich)- auf den Gletschern zumindest in den höher gelegenen Bereichen wieder eine Neuschneedecke zu finden ist. Diese wird mit ihrer hohen Albedo die meiste Sonnenenergie im sichtbaren Bereich des Lichts reflektieren und somit die Gletscher für ein bis zwei Wochen vor weiterem Abschmelzen kurzfristig schützen (war ja auch schon eine Menge, was in diesem Jahr geschmolzen ist). Liegen solche Witterungsverhältnisse über den Sommer nicht vor, dann werden die Gletscher weiter an Masse verlieren. Winterniederschläge haben hierbei eine untergeordnete Bedeutung.

             

            Möglicherweise hatte Herr Pfister auch dies im Blick, wenn er davon sprach, dass man sich auf die „neuen“ Verhältnisse einstellen sollte.

             

          • … geht doch auch ohne Kobolde, nicht wahr.

            Das bestätigt meine Überlegung bzgl. Heizung der Ozeane (hier kein Thema, kann warten).

            Vielleicht bis zum nächsten mal.

    • „Insofern kann man schon verstehen, wenn Pfister hier mahnt.“

      Typisches Ketterer-Gelaber!

      1.Warmzeiten sind generell feuchter als Kaltzeiten, da über den Ozeanen mehr Energie für Verdunstung bereit steht.

      2. Die sog. „Dürre“ ist ein lokales Phänomen, hier in Oberbayern war es nicht dürr.

      3. Darüber hinaus ist die „Dürre“ Teil des  apokalytischen Reiterkonzertes, mit dessen Hilfe die Bevölkerung eingeschüchtert wird um weitere Abgaben zu erpressen.

       

      Ein Schwein, wer sich dafür her gibt!

    • Herr Ketterer, die Vergangenheit  sagt nichts über die Zukunft aus, es sei denn man kennt die Gesetzmäßigkeiten, die die Vergangenheit bestimmt haben.

    • Lieber Herr Ketterer,

      Sie vergleichen mit dem 20. Jahrhundert. Aber im Artikel geht es doch um die Jahrhunderte davor, die Kleine Eiszeit. Dies sollte die Referenz sein, ob etwas ungewöhnlich, noch nie dagewesen ist, oder nicht.

      Grüße

      Sebastian Lüning

       

       

  2. Wessen Brot ich esse dessen Lied ich singe.

    Da die Klimaforschung meist durch die RegGIERungen bezahlt / gefördert wird möchte diese auch ein nahes Ergebnis ihrer Politik haben. Bleibt das Ergebnis hinter den Erwartungen braucht die ReGIERung diese nicht mehr und würde auch die Mittel kürzen / streichen. Wer macht sich schon selber gerne arbeitslos? Deshalb werden Fakten gebogen oder weggelassen um das Ziel der Politik nahe zu kommen oder gar zu übertreffen.

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