Der Höhepunkt der Temperatur-Narretei

Willis Eschenbach
In ihrem wie immer interessanten Blog verweist Dr. Judith Curry (und auch Anthony Watts bei WUWT, auf Deutsch beim EIKE hier) auf einen gut recherchierten und begutachteten Beitrag von Björn Lomborg mit dem Titel Impact of Current Climate Proposals (gesamter Text).

Er hat die Arbeit wiederholt, die Tom Wigley für den IPCC-Bericht zuvor gemacht hatte. Es gibt ein vereinfachtes Klimamodell mit der Bezeichnung „MAGICC“, das vom IPCC extensiv verwendet wird. Man kann es laufen lassen, um die Ergebnisse jedweder vom IPCC verwendeter Klimamodelle nachzubilden, einschließlich deren Mittelwerte, indem man einfach nur die MAGICC-Eingangsgrößen verändert. Dies überlässt es uns herauszufinden, wie viel Abkühlung wir erwarten können durch eine Vielfalt von Maßnahmen der Reduktion von CO2.

Das Abstract der Studie sagt (Hervorhebung von mir):

Dieser Artikel untersucht den Einfluss wesentlicher Vorhaben der Klimapolitik auf die Temperaturabnahme, die bis 2030 eingeführt werden sollen, und zwar mittels des Standardmodells MAGICC. Selbst unter der optimistischen Annahme, dass die vorgeschlagenen Emissionsreduktionen im Laufe dieses Jahrhunderts erreicht werden, sind die Auswirkungen allgemein gering.

Die US-Klimapolitik, so sie unter optimistischen Umständen vollständig erreicht und im gesamten Jahrhundert durchgeführt werden würde, wird die globale Temperatur bis 2100 um 0,013°C reduzieren.

● Die gesamten US-Versprechungen für die COP21-Konferenz in Paris, die sog. Intended Nationally Determined Contribution (INDC) werden den Temperaturanstieg um 0,031°C verringern.

● Die 20-20-Politik der EU hat eine Auswirkung von 0,026°C, die EU-INDCs von 0,053°C und China INCDs 0,048°C.

● Die gesamte Klimapolitik der USA, Chinas, der EU und dem Rest der Welt, implementiert zu Anfang dieses Jahrhunderts und verlängert über das gesamte Jahrhundert, werden den globalen Temperaturanstieg voraussichtlich um 0,17°C reduzieren.

Diese Abschätzungen der Auswirkungen sind stabil gegen unterschiedliche Kalibrierungen der Klimasensitivität, dem Kohlenstoff-Recycling und unterschiedlichen Klimaszenarien. Die gegenwärtigen Versprechungen bzgl. der Klimapolitik werden kaum etwas dazu beitragen, das Klima zu stabilisieren, und die Auswirkungen dieser Politik werden noch viele Jahrzehnte lang gar nicht erkennbar sein.

Man beachte, dass diese Zahlen in allen Fällen optimistisch sind, wird doch davon ausgegangen, dass die vorgeschlagenen Reduktionen der CO2-Emissionen nach 2030 weitergehen bis zum Ende dieses Jahrhunderts.

Von besonderem Interesse für mich war die Auswirkung des Krieges gegen die Kohle von Präsident Obama oder, wie es auch genannt wird, des Clean Power Planes (USCPP). Selbst falls wir den implementieren könnten und dann annehmen, dass wir dem bis zum Jahr 2100 folgen, wird die Reduktion des Temperaturanstiegs insgesamt auf 0,013°C geschätzt.

Nun, das ist etwas mehr als ein Hundertstel Grad Celsius. Das Problem: Niemand hat wirklich Zugang zur Abschätzung, wie gering jene Reduktion der Temperatur tatsächlich ist, weil wir nichts haben, mit dem wir sie vergleichen können. Selbst Fieberthermometer messen nur auf ein Zehntelgrad genau. Ich erinnere mich an die alte Faustregel, wie stark sich die Luft abkühlt, wenn man auf einen Berg klettert. Jedermann weiß, dass es kühler wird, je höher man kommt. Die Rate, mit der sich trockene Luft mit zunehmender Höhe abkühlt, nennt man die „Trockenadiabate“. Die Faustregel sagt, dass die Temperatur pro 100 Meter Höhengewinn um 1°C abnimmt.

Nun ist ein normaler Mensch etwa 170 cm groß, einige größer, andere kleiner. Dies bedeutet, dass bei sonst gleichen Bedingungen die Temperatur in Höhe des Kopfes um 0,017°C niedriger ist als an den Füßen. Und wie hieß es oben? Die „Auswirkung des USCPP ist eine Reduktion des Temperaturanstiegs um 0,013°C bis zum Jahr 2100…“

Das bedeutet: nachdem man Milliarden Dollar ausgegeben, wertvolle Kraftwerke zerstört und unsere Energieoptionen reduziert hatte, was uns noch abhängiger werden lässt von Öl aus dem Nahen Osten, ist alles, was wir tun, die Temperatur an unseren Füßen abzukühlen auf die Temperatur in Höhe unserer Köpfe… Ich ströme über vor Dankbarkeit für so eine überwältigende Erkenntnis.

Jetzt mal ernsthaft. Die Gesamtsumme der gesamten Umstrukturierung der US-Energieerzeugung wird die Luft an unseren Füßen genauso kühl machen wie an unseren Köpfen.

Nun sagen die Befürworter dieser Politik an diesem Punkt etwas wie „ja, aber dies ist ja nur der erste Schritt. Wartet nur, bis andere Nationen so begeistert sein werden über den Schaden,, den wir unserer eigenen Wirtschaft zufügen, dass sie alle unterschreiben und das Gleiche tun wollen“. Natürlich sind sie dabei nicht ehrlich, aber es ist ihr Glaube, dass falls die USA stupide werden, jeder dessen Führung folgt. Ich glaube das nicht eine Minute lang, egal was sie SAGEN, wenn sie zu der Party kommen, aber nehmen wir mal einen Moment lang an, dass das Märchen wahr ist.

Das hat Lomborg nämlich auch berechnet. Er verwendete MAGICC, um den kombinierte Auswirkung der CO2-Versprechungen der ganzen Welt zu berechnen, und die Antwort lautet 0,17°C Abkühlung bis zum Jahr 2100 im optimistischen Szenario, dass nicht nur jeder seine versprochenen Reduktionen erreicht, sondern diese auch noch von 2030 bis 2100 laufen lässt.

Und die Zahl für das, was Lomborg das „pessimistische“ Szenario nennt, was aber genauer das „realistische“ Szenario genannt werden sollte, beträgt eine Reduktion der Erwärmung um 0,05°C.

Und dies wiederum ist äquivalent zum Temperaturunterschied, den man antrifft, wenn man 5 Meter einen Hügel hinauf läuft. Man stelle sich vor, jemand sagt: „Es ist so heiß hier. Ich denke, ich gehe mal 5 Meter den Hügel hinauf, wo es um fünf Hundertstel Grad kühler ist…“

In jedem Falle sind die MAGICC-Ergebnisse die vom IPCC Verwendeten, und da haben wir es. Falls alles, was die Politiker in Paris versprechen, tatsächlich eingehalten wird, wird sich bis zum Jahr 2100 eine Differenz von fünf bis sieben Hundertstel Grad ergeben … zu einem astronomischen Preis, Milliarden über Milliarden Dollar global.

Seufz… ein astronomisch hoher Preis für eine unmessbar geringe Abkühlung. Wahnsinnig brillant. Dies ist es, was dieser Tage durchgeht als der Gipfel „verantwortungsbewusster“ Wissenschaft bzgl. Klima – aber für mich ist es einfach der Höhepunkt der Temperatur-Narretei.

Link: http://wattsupwiththat.com/2015/11/10/the-height-of-temperature-folly/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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3 Kommentare

  1. Vielleicht interessiert es jemanden, wie ich auf diesen Artikel gekommen bin. Ich habe mich gefragt, was die Temperatur an der Oberfläche der Erde wohl am Meisten beeinflusst. CO2? Lächerlich. Wolken? Absolut. Bewölkung wirkt direkt. Oben wird abgestrahlt und unten ist es kühl. Aber Wolkenbedeckung als Suchbegriff ist kein Bringer. Besser wird es mit „Albedo und Klima“.  Das führt auf Seiten von Klimaleugnern! Wie bescheuert ist das denn? Albedo und Sonneneinstrahlung sind die wohl wichtigsten Parameter des Klimas. Oberflächentemperaturen gehören bestenfalls in die Kategorie Wetter. D.h. es gibt tatsächlich so etwas wie einen Klimawahnsinn, denn die Albedoschwankungen zeigen keinen Klimawandel an. Es gibt keinen Trend! Und nu? Vorwärts Leute, wir müssen nach zurück? Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Bewölkungsrate aufgrund der ungehemmten Abholzung von Wäldern signifikante Spuren in der Bewölkung und damit in der Albedo hinterlässt. Fehlanzeige. Man kann so weiter machen. Es wird vermutlich eine ökologische Katastrophe geben, aber keine Klimakatastrophe. Das ist einerseits beruhigend, andererseits wohl tödlich für das Überleben der Menchheit. Ich bin über 60. Ich wünsche viel Glück. Mit der Bekämpfung von CO2 wird rein gar nichts erreicht. Es vernebelt nur das eigentliche Problem. Überbevölkerung.

  2. Weiterer erfolgreicher Schritt in Richtung vollständige Decarbonisierung. Die Regierung weiht in Moorburg ein riesiges Kohlekraftwerk ein.
    Ich stelle mir die Schlagzeile in der Prantl-Prawda (SZ) vor:
    „Erstes CO2-freies Kohlekraftwerk erstellt“
    Und die glauben das dann auch noch;-)

  3. Der Artikel „Impact of Current Climate Proposals“ von Björn Lomborg ist intellektuelles Jiu Jitsu vom Feinsten — waffenlose Selbstverteidigung, Stärkung des Charakters und Selbstbewusstseins, zur friedlichen Lösung von Konflikten.

    Das haben Judith Curry und Willis Eschenbach sehr gut dargestellt — Danke auch an den Übersetzer Chris Frey und EIKE.

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