Überschwemmungen am Südrand der Alpen – Menetekel, aber für wen?

Dipl.-Met. Hans-Dieter Schmidt
Menetekel für wen? Dumme Frage: Natürlich zuallererst für die von den Überschwemmungen betroffenen Menschen! Aber unter den Alarmisten ist es ja schon lange üblich, Extremwetterereignisse dem Klimawandel zuzuordnen, genauer gesagt der globalen Erwärmung. Dass es eine solche seit fast zwei Jahrzehnten gar nicht mehr gibt, ficht sie nicht an. In diesem Beitrag geht es also nur indirekt um Klima, direkt aber um die Wetterlage, die zu den Überschwemmungen südlich der Alpen führte. Danach wird noch eine kurze Verbindung zur Diskussion um den Klimawandel hergestellt.

Bild rechts: © Berliner Wetterkarte e. V.

Zunächst einmal gilt es, drei Begriffe sauber voneinander zu trennen, die in der öffentlichen Diskussion immer durcheinandergewürfelt werden. Da ist zunächst das Wetter: es ändert sich von Tag zu Tag oder auch von Stunde zu Stunde – oder auch mal nicht. Dann gibt es den Begriff Witterung: Er beschreibt den Wettercharakter bei unveränderter Wetterlage. Beispielsweise herrschte in diesem November in Deutschland trockene und milde, teils neblige Witterung. (Anderes Beispiel: eine wechselhafte Westwindwetterlage bei uns kann von Tag zu Tag sehr unterschiedliches Wetter bringen. Es herrscht dann eben wechselhafte Witterung. Oder, wie mein Freund Chris Frey zu sagen pflegt: es ist „beständig unbeständig“).

Und dann gibt es natürlich den Begriff Klima: Er beschreibt Wetter und Witterung im Verlauf von Jahrhunderten und Jahrtausenden, wobei man Schwankungen im Zeitmaßstab von Jahrzehnten als Klimavariationen bezeichnet.

Alle drei haben eines gemeinsam: Sie ändern sich ständig! Das war schon immer so, seit die Erde besteht, und wird auch immer so bleiben, solange die Erde besteht! Einziger Unterschied bei den Änderungen ist der unterschiedliche Zeitscale.

In diesem Beitrag geht es also am ehesten um Witterung. Zunächst zur Wetterlage, die sich seit Ende Oktober bemerkenswert stabil verhält: Einem Höhentrog über dem Ostatlantik steht ein Höhenhoch über Ost- und Südosteuropa gegenüber (siehe Bild oben rechts). Deutlich erkennbar ist die Südanströmung der Alpen. Zusätzlich zur dynamischen Hebung durch das Zusammentreffen von warmer und kalter Luft im Bereich der Hauptfrontalzone (Vorticity-Advektion) kommt hier noch die erzwungene Hebung an den Alpen hinzu. Außerdem hat die von Süden heran wehende Luft über dem Mittelmeer viel mehr Feuchtigkeit aufgenommen, als eine entsprechende Strömung vom Atlantik her je enthalten kann.

Diese Feuchtigkeit ist also südlich der Alpen sozusagen aus der Luft herausgefallen. Auf dem Weg über die Alpen kann kaum neue Feuchtigkeit aufgenommen werden, außerdem sorgt das erzwungene Absinken auf der Alpennordseite für Wolkenauflösung – es herrscht dort Föhn. Die Föhneigenschaften verlieren sich mit der weiteren Nordverlagerung dieser Luftmasse, doch fehlen auch dann noch Feuchtequellen. Allenfalls bildet sich bei fehlendem Wind aus der bei uns vorhandenen Bodenfeuchtigkeit Nebel und Hochnebel, aus der die höheren Berge herausragen. Wesentlichen Regen kann es dabei nicht geben.

So weit, so gut – oder schlecht. Man erkläre mir mal, was an dieser Witterung (!) so ungewöhnlich ist, und ob es so etwas bislang wirklich noch nie gegeben hat.

Nun zur Intensität der mit dieser Wetterlage verbundenen Wettererscheinungen. Blättert man in den Statistiken, findet man schnell heraus, dass es südlich der Alpen auch schon mal viel mehr geregnet hat, und zwar bemerkenswerterweise offenbar zu Zeiten, in denen es kälter war als derzeit. Womit wir einen Bogen zum Klima schlagen können.

Klimaschwankungen gleich in welchem Zeitscale machen sich an den Polen, in unserem Falle also in der Arktis, viel stärker bemerkbar als in den Tropen. Das gilt sowohl für den jahreszeitlichen Verlauf als auch für Klimaschwankungen im Bereich von Jahrhunderten. Der jahreszeitliche Temperaturunterschied ist nun mal in der Arktis viel größer als in Afrika. Das bedeutet allgemein: Je kälter die Atmosphäre, umso größer der Temperaturgegensatz zwischen Polen und Äquator! Und je größer der Temperaturgegensatz, umso stärker auch die Wettervorgänge, jedenfalls dort, wo diese unterschiedlichen Luftmassen aufeinandertreffen, also im Bereich der Westwindzone der mittleren Breiten.

Das gilt im großräumigen Maßstab genauso wie im kleinräumigen Bereich. Im großräumigen Bereich, also Europa- Atlantik, äußert sich ein starker Temperaturgegensatz in der Bildung riesiger Orkanwirbel, die es im Sommer überhaupt nicht gibt. Auch diese fallen in einem kälteren Klima noch intensiver aus als in einem milderen Klima bei geringerem Temperaturgegensatz (Ausnahmen bestätigen die Regel, denn der Temperaturgegensatz allein bewirkt noch nicht viel). Im vorigen Winter beispielsweise gab es seit Oktober 2013 praktisch den ganzen Winter über auf dem Atlantik einen Super-Orkanwirbel nach dem Anderen. Immer wieder sank der Kerndruck unter 950 hPa, teils sogar unter 930 hPa. Dies habe ich lange nicht mehr so ausgeprägt gesehen, und man könnte es durchaus als Indiz für eine sich abkühlende Welt sehen. Dies gilt auch dann, wenn eine solche zyklonale Aktivität bei uns eine südwestliche Strömung bringt mit der entsprechenden milden Witterung. Dass das beispielsweise in den USA im vergangenen Winter (und auch ganz aktuell jetzt) noch ganz anders aussah, ist vielleicht noch in Erinnerung.

Und damit zurück zur aktuellen Wetterlage. Es ist zu befürchten, dass – wenn die von seriösen unabhängigen Wissenschaftlern befürchtete (!) Abkühlung noch weitergeht, sich derartige Wettervorgänge noch weiter verstärken. Das gilt auch für sommerliche Gewitterstürme bei uns, die bei größerem Temperaturgegensatz entsprechend stärker ausfallen dürften.

Schlusswort: Auffällig ist in diesem Jahr in krassem Gegensatz zum Vorjahr, dass es auf dem Atlantik, genauer im Bereich Island, praktisch keine richtige zyklonale Aktivität gibt. Vielmehr zeigen die Modelle im Bereich der nächsten 7 Tage (weiter reichen sie nicht!!), dass sich über Nordskandinavien bis nach Island ein umfangreiches und kräftiges Hochdruckgebiet bilden soll. Damit haben milde Luftmassen vom Atlantik keine Chance mehr, nach Mitteleuropa zu gelangen.

Schauen wir mal, ob sich das im Winter fortsetzt. Man lese hierzu noch einmal meinen Beitrag zu den Bauernregeln hier.

Hans-Dieter Schmidt

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4 Kommentare

  1. Je kälte die Atmosphäre, umso größe der Temperaturgegensatz zwischen Polen und Äquator und je größe der Temperaturgegensatz, umso auch die Wettervorgänge.
    Das ist sicher richtig und deswegen meine Fragen:
    1)Werde nicht die Sonneneinstrahlung in die Polarregionen durch die stratosphärischen Wolken, anthropogenen Ursprungs durch den Flugverkehr verursacht, nicht zum Teil gebremst?
    2) Falls ja, kann der Mensch nicht doch ein bisschen der Temperaturgegensatz und so mit das Wetter beeinflussen?
    MfG

  2. zu Kommentar 1, Ergänzung
    Trotz der kühleren Nachttemperaturen wird das Jahr 2014 aufgrund der von Herr Schmidt geschilderten Gründe als das wärmste sei 150 Jahren bezeichnet werden. Herr Dr. Kuhnle hat es in einem anderen Artikel bereits erwähnt, die Durchschnittstemperatur Deutschlands wird über 10 Grad betragen und das wärmste Jahr 2000 ablösen. Eine Bestätigung des IPCC und all der Klimapaniker? Eine Bestätigung des C02-Treibhauseffektes? Mit solchen falschen Aussagen werden wir in sechs Wochen zuhauf konfrontiert werden und im Grunde müssen wir jetzt bereits unsere Gegenaussagen, auf die anfangs niemand hören wird, bereitstellen: Kalter Sommer 2014 in Süddeutschland, Pech für die Freibäder, Eisdielen und Biergärten/ in Mitteleuropa warm, in Nordamerika besonders kalt/ Eiszunahme am Südpol und Nordpol/ Temperaturminusrekord dieses Jahr auf der Erde usw. Im Grunde beschreibt Herr Schmidt nur die Gründe, weshalb es in Mitteleuropa, außer im Sommer in Süddeutschland, ein Rekordwarmjahr war, anderswo in der Welt eben nicht. Rekordwarmjahr in Deutschland seit 150 Jahren stimmt sowieso nicht, denn nahezu alle deutschen Klimastationen stehen heute mehr oder weniger in Wärmeinseln im Vergleich zu denen vor 150 Jahren. Man kann allerhöchstens sagen, ein Rekordwarmjahr in den letzten 50 Jahren.

  3. Sogenannte Trogwetterlagen (auf der Vorderseite eines solchen „Höhentroges“ kommt es durch positive Vorticity, verstärkt durch den Stau auf der Alpensüdseite, zu extrem starken Niederschlägen) treten immer mal wieder auf (so etwa im Herbst 1994), allerdings nahm deren Häufigkeit im Verlaufe der letzten zwei Jahrzehnte deutlich zu. Ob eine ungünstige Mischung aus noch positiver AMO (facht die Tiefdrucktätigkeit auf dem Ostatlantik an) und nachlassender Sonnenaktivität (begünstigt meridionale Strömungsverhältnisse) daran Schuld ist? Dass es nicht der angebliche „anthropogen verursachte Klimawandel“ sein kann, zeigen Fälle aus der Vergangenheit, so die wohl größte Naturkatastrophe der letzten 2000 Jahre in Mitteleuropa- das Sommerhochwasser von 1342, welches bis zu 14 Meter tiefe Schluchten riss (manche Forscher schätzen, dass damals in einigen Regionen Deutschlands um oder über 1000mm Regen in nur 1 bis 3 Monaten gefallen sein könnten!), oder die „Thüringer Sintflut“ welche Ende Mai 1618 in Weimar und Umgebung über 1000 Tote kostete, aber auch das Sommerhochwasser von 1954 (vor allem Sachsen war da betroffen). Alle genannten Ereignisse fallen in den Beginn mehr oder weniger deutlicher und mehr oder weniger langer Abkühlungsphasen. Noch ein Wort zum bevorstehenden Winter: Ich arbeite gerade an einer Wintervorschau; es gibt aber sowohl Anzeichen für einen milden Winter (unter anderem zu warmer September) als auch für einen eher kalten (nach wie vor schwache bis fehlende zonale Zirkulation). Manche Modell- Läufe sagten tatsächlich in den letzten Tagen einen Fortbestand der gegenwärtigen HF- Lage bis in den Dezember hinein voraus, was tatsächlich eine deutliche Abkühlung bis hin zu Dauerfrost zur Folge haben könnte, und weil die Anfang Dezember eintretende Witterung eine gewisse Erhaltungsneigung von einigen Wochen haben kann (manchmal wird sie dann vom „Weihnachts- und Silvestertauwetter“ unterbrochen oder gar beendet), ist ein kalter Frühwinter durchaus möglich, aber (noch) nicht richtig vorherzusagen, denn manche Modelle sehen auch eine Zonalisierung oder mindestens ein Aufleben der Tiefdrucktätigkeit vorher, so dass noch größte Vorsicht geboten ist. Hier in Thüringen gilt jedenfalls: HFZ = Schmuddelwetter, es regnet ohne Unterlass und wurde auch nicht richtig hell, aber mit 6 bis 8°C ist es immer noch für diese Wetterlage und die fortgeschrittene Jahreszeit erfreulich mild, und in den nächsten 8 bis 10 Tagen wird es wohl noch keine strengen Fröste hier geben.
    Beste Grüße
    Stefan Kämpfe

  4. Kleine Anmerkung…

    Das mit den „milden Temperaturen“ ist immer so eine Sache, wenn diese „milden Temperaturen“ nur für 4-5 Stunden am Tag auftreten und der Rest des Tages (24 Stunden Hell/Dunkel) ist es kühl bzw. kalt.

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