Das Problem der Klimaforschung

Markus Schär (Weltwoche)
Seit Jahren schon schlagen die Klimaforscher Alarm: Die Erdatmosphäre dürfe sich nicht um mehr als zwei Grad erwärmen, die Menschen dürften deshalb noch genau 565 Milliarden Tonnen CO2 erzeugen, also nur ein Fünftel der derzeit bekannten, aufgrund neuer Fördertechniken rapid zunehmenden Reserven an Öl und Gas verbrennen. Die Menschen hören allerdings kaum noch zu, deshalb verschärfen die Wissenschaftler den Ton.

Ein Berner Team um Professor Thomas Stocker veröffentlichte letzte Woche auf dem Onlineportal der führenden Zeitschrift Nature eine Studie, die noch weit strengere Ziele für die Klimapolitik fordert: Der gesamte CO2-Ausstoss dürfe 250 Milliarden Tonnen nicht übersteigen. Warum?

Die Klimaforscher haben ein Problem. Ab September legen sie den 5. IPCC-Bericht über Ursachen und Wirkungen des Klimawandels vor, die wissenschaftlichen Grundlagen sichtet ein globales Team unter Führung von ­Thomas Stocker und mit Sitz in Bern. Diese ­Arbeit stösst auf immer lautere Kritik – um die Erkenntnisse des IPCC foutiert (schweizerisch, sich um nichts kümmern) sich die Politik und neuerdings auch die Natur.

Die Klimapolitik ist gescheitert. Seit der Konferenz von 2009 im eisigen Kopenhagen machen die Schwellenländer klar, dass sie ihr Wirtschaftswachstum nicht einschränken lassen. China erzeugt mit jährlich 9 Milliarden Tonnen ein Viertel des gesamten CO2-Ausstosses von 34 Milliarden Tonnen, es würde ­also das Kontingent der Berner Forscher in ­einem Vierteljahrhundert allein aufbrauchen. Die USA mit 6 Milliarden Tonnen liessen sich nie in das Kioto-Protokoll einbinden, jetzt machen auch Japan und Kanada nicht mehr mit. In Australien stürzte Regierungschefin Julia Gillard wegen ihrer strengen Klimapolitik, und in Grossbritannien denkt Premier David Cameron um, nachdem in Nordengland das weltweit grösste Gasvorkommen entdeckt worden ist.

Zu einer Beschränkung ihres CO2-Ausstosses verpflichten sich gegenwärtig noch Länder, die zusammen dreizehn Prozent des gesamten menschengemachten CO2 erzeugen. Dazu gehört auch die Schweiz mit 51 ­Mil­lionen Tonnen, was einem Achtel des grössten chinesischen Unternehmens oder dem ­weltweiten Ausstoss eines halben Tages ­entspricht. Wie das Bundesamt für Umwelt letzte Woche mitteilte, erreichten die Schweizer 2012 das Reduktionsziel nicht, deshalb müssen sie ab 2014 höhere Abgaben auf ­Brennstoffe bezahlen.

Und die Klimaforschung hat versagt. Seit siebzehn Jahren steigen die Temperaturen nicht mehr, und das Klima könnte sich in den kommenden Jahren sogar abkühlen. Die ­tatsächlich gemessenen Temperaturen liegen denn auch unter all jenen, die das IPCC mit ­seinen komplexen Modellen voraussagte.

Seit Jahren zweifeln die Chinesen und die Inder an der westlichen Wissenschaft, jetzt fordern ­ausgerechnet die Niederlande, die gemäss den Szenarien der Klimaforscher im Meer versänken, das IPCC dürfe sich beim Klimawandel nicht auf den menschlichen Einfluss beschränken, sondern müsse auch natürliche Ursachen untersuchen.

Die Klimamodelle scheiterten so spektakulär, dass sie in jeder anderen Wissenschaft als widerlegt gälten. Deshalb bauten die Berner ein noch komplexeres Modell des gesamten Erdsystems. Und die Drohung mit der Klimaerwärmung macht den Menschen derzeit ­wenig Eindruck. Deshalb warnen die Berner vor der Versauerung der Meere, also dem ­Absterben der Korallen – die in 500 Millionen Jahren schon in weit saurerem Wasser überlebten. Hauptsache, die Forscher um Thomas ­Stocker können, wie sie der Berner Zeitung sagten, «den Status in der Champions League des klimawissenschaftlichen Business festigen».

Der Beitrag erschien unter dem Titel „Schärferer Ton, strengere Ziele“ in der 18. Ausgabe der Schweizer WELTWOCHE am 14.Juli 2013. EIKE dankt der WELTWOCHE für die Erlaubnis, den Artikel ungekürzt wiedergeben zu dürfen.

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19 Kommentare

  1. S. de Vill,
    ja, es ist unglaublich, wie die Temperaturen innerhalb eines Jahres unglaublich zwischen kalt und warm schwanken. Letztes Wocheneende waren es noch 25 Grad, heute sind es gerade mal 15. Und in zwei, drei Monaten geht’s schon gegen Null. Die Natur spielt wirklich verrückt!

  2. #17
    S. de Vill

    Ach nee: „Allein in diesem Jahre wechselten die Temperaturen merkmals stark zwischen kalt und warm.“

    Fahren Sie mal in die Sahara, da ist das jeden Tag/jede Nacht so, und das seit Urzeiten!

  3. Das wichtige Verursacherländer von Umweltproblemem wie China, nicht „im Boot“ sitzen, ist ohne Frage ein Problem. Die Signalwirkung ist aber ein wichtiger Faktor.
    Da die Chinesen gern kopieren, muß man es nur vor machen, wie es richtig geht 😉

    Durchschnittstemperaturen sind ja weniger unser Problem, als die immer größer werdenden Schwankungen. Allein in diesem Jahre wechselten die Temperaturen merkmals stark zwischen kalt und warm.

  4. Nun habe ich bei sma schon den ersten Rüffel wegen angeblich zunehmender Häme und Polemik bekommen. Kann sein, dass ich da dann doch bald gesperrt werde. 🙂

  5. Hallo Herr Trütsch,

    erstaunlicherweise wurde ich bisher noch nicht zensiert, obwohl ich da ganz schön Druck mache. Mal sehen, wie lange die den „Störer der heilen grünen Öko-Solarwelt“ noch dulden.

    Nukleare und kohlenstoffhaltige Grüße
    Peter Jensen

    (ist jetzt dort bei sma-sunny meine Signatur, nachdem mir dort alle „Sonnige Grüße“ entgegenschmettern) :-))

  6. Können wir uns bitte abgewöhnen, das vorsätzliche Gewalt suggerierende Wort „CO2-Ausstoß“ nachzuplappern! Wie wär’s mit „CO2-Emission“?

  7. Dieser SMA-Sunny Blog ist ein völliger Witz. Da schreiben irgendwelche Marketing-Tussen Propaganda und andere Halbwahrheiten über Erneuerbare.
    Und allzu kritisch darf man nicht sein, sonst wird man zensuriert….

  8. „Der gesamte CO2-Ausstoss dürfe 250 Milliarden Tonnen nicht übersteigen“

    Das sind gute Nachrichten. Denn bei 34 Mia to jährlich haben wir das in gut 7 Jahren erreicht. Und dann sehen wir, ob was passiert ist…
    Aber eigentlich müsste man auf halber „Wegstrecke“ schon einen deutlichen Effekt spüren.

    Wir man aber nicht und deshalb bin ich guter Hoffnung, dass in spätestens 3.5 Jahren diesen CO2-Mist los ist.

  9. #10 Peter Jensen,

    Hallo Herr Jensen,

    bin Ihrem Vorschlag gefolgt und habe mir die Stellungnahme Ihres „Gegenparts“ sowie auch Ihre Kommentare angeschaut.

    Tja, warum wundert mich das alles nicht? Ideologische Verblendung, Verbildung in Verbindung mit wirtschaftlichen Interessen hat es stets gegeben und wird es auch in Zukunft geben.

    Ich nenne als historisches Beispiel nur die Kreuzzüge!

    Auffällig ist, wie sehr alle Kommentatoren hier bei Eike und in den anderen Foren gelistet sind. Das betrifft natürlich nicht nur Sie, Herr Jensen, sondern auch z.B. den Kommentator „S.Hader“.

    Ein uraltes Rezept zur erfolgreichen politisch-gesellschaftlichen Durchsetzung von Zielen – gleichgültig welcher Art – war und ist schon immer die „Angst“ gewesen.

    Die Ökologisten machen davon seit Jahrzehnten in geradezu bewundernswerter Weise Gebrauch – und verraten dabei auch Ziele wie „sozialen Ausgleich“.

    Die „Angst“ der Bevölkerung vor hohen und immer weiter steigenden Strompreisen verhagelt diesen Leuten aber zusehends Politik und Geschäft. Da muß man in jedem Fall ansetzen. Insofern verfolgt z.B. NAEB eine sinnvolle Strategie.

    Darüber hinaus müssen alle, die an einer neuen Energiepolitik im „post-grünen“ Zeitalter interessiert sind, jeden noch so geringen „Störfall“ an z.B. Großbiogasanlagen und Solarparks (Brände, Gewässerzerstörungen durch auslaufende Gärreste und Silageflüssigkeiten, freigesetztes oder kurz vor der Freisetzung stehendes Cadmium und Tellur im Falle der Solaranlagen) nutzen, um auf die Gefahren aus diesen Quellen hinzuweisen.

    Es reicht dabei schon der Verdacht. Beim Fracking machen die Ökologisten uns vor, wie man mit geringer Ahnung und Konstruierung von z.T. völlig abseitigen Eventualitäten Panik verbreitet.

    Leserbriefe o.ä. mit Fragen bezüglich der „Gefahren“ können schon zur „Sensibilisierung“ der BürgerInnen beitragen.

    Es grüßt Sie freundlich

    Dirk Weißenborn

  10. Danke, Herr Casimir, Unterstützung ist dort nötig. 🙂

    Die haben mich jetzt sogar zu ihrer nächsten Veranstaltung eingeladen. Kann da leider nicht. Vielleicht jemand anderes? Oder gleich mehrere?

    :-))

  11. Und es geht munter weiter…PIK Potsdam heute früh in Bild: Immer mehr extreme Hitzewellen. Bis 2020 wird sich das Auftreten extremer Hitzwellen verdoppeln, bis 2040 sogar vervierfachen ! Das sagen die „Exüerten“ des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung voraus. Laut einer neuen Studie können bis zum Jahr 2100 sogar 85% aller Landflächen von extremer Hitze betroffen sein – bislang sind es nur 5& – Hauptgrund für den Klimawandel ist der Ausstoß von Kohlendioxiden !
    Anmerkung: Mein Vorschlag – Weltuntergang am 30.Mai 2111 um 11.11 Uhr (MEZ) – „Bekloppt und drei ist bekanntlich „elf“ – sagt man bei uns im Rheinland. Wer kann diesen „Schwachmaten“ endlich das Handwerk legen ?

    Erich Richter

  12. @ Hr. Kuhnle (#4)

    Mir scheint, Sie verwechseln da etwas. Es geht nicht um die Inhalte der IPCC-Berichte, sondern um Vorschläge, wie die Organisationsstrukturen und Satzungen des IPCC verändert werden sollten. Im Grunde greift der niederländische Vorschlag doch etwas auf, was auch hier schon häufig diskutiert worden ist, nämlich dass in der Satzung des IPCC etwas steht vom Nachweis des anthropogenen Einflusses, was in der Tat antiquiert ist. Aber vielleicht ist es sinnvoller, einen der niederländischen Autoren, Rob Dorland, selbst zu hören:

    “ “The IPCC mandate (Principles governing IPCC work) states:

    “2. The role of the IPCC is to assess on a comprehensive, objective, open and transparent basis the scientific, technical and socio-economic information relevant to understanding the scientific basis of *risk of human-induced climate change*, its potential impacts and options for adaptation and mitigation. IPCC reports should be neutral with respect to policy, although they may need to deal objectively with scientific, technical and socio-economic factors relevant to the application of particular policies.”

    This only (specifically) mentions the human factor. We think it’s important to widen the scope, and include natural variability in the IPCC’s mandate.

    In reality, the IPCC assessment reports (WG1 and WG2) do already deal with climate change caused by both human and natural factors, simply because the human factor can only be weighed against the natural changes. So, in fact there will hardly be any change in the focus of the assessments.

    With the Dutch proposal, the IPCC’s mandate will be much more in line with what is already common practice for years.”“

    Ich denke, jetzt sollte es klar geworden sein. Ist irgend jemand gegen den niederländischen Vorschlag? Ich finde ihn sehr sinnvoll, insbesondere auch die Idee, nicht alle paar Jahre umfassende IPCC-Reports zu veröffentlichen, die Menge des Wissens ist einfach zu groß geworden, das kann man nicht mehr leisten.

    MfG

  13. PIK macht sich mal wieder lächerlich:

    Prognose bis 2040
    Klimaforscher erwarten häufig extreme Hitzewellen

    Schon in sieben Jahren werden kühle Sommermonate heißer sein als heutige Hochsommer. Bis 2040 werden solche Wetterlagen sogar viermal mehr. Diese Entwicklung ist nahezu unvermeidlich.

    http://tinyurl.com/qe93abv

    herrliche Kommentare darunter!!!

  14. #3 Peter Jensen

    ein schönes Beispiel wie Meinung gemacht wird.
    Die Bemerkung der Frau Cornelia Daniel, zeigt wie diese Ökogemeinde zusammenhält.
    Wenn damit Geld zu verdienen ist,scheint jedes Mittel recht.
    Das Drama an der Diskussion, ist die Tatsache,dass der Weg aus der Sackgasse „Energiewende“ unaufschiebbar ist.
    Dank gilt Ihnen für die aufrechte Diskussion im
    Namen der Naturwissenschaft.

  15. Schön ist Forderung der Niederländer: „Das IPCC dürfe sich beim Klimawandel nicht auf den menschlichen Einfluss beschränken, sondern müsse auch natürliche Ursachen untersuchen“. Diese Forderung ist zwar moralisch höchst unanständig, aber die verbotenen Gedanken sind ja oft die interessanten.

  16. Um Missverständnisse zu vermeiden wäre es ratsam, „EIKE-Redaktion“ ganz oben im Text durch den Autor des Beitrags, „Markus Schär (Weltwoche)“ zu ersetzen. Ich dachte zuerst, EIKE hätte den Text verfasst.

  17. Eine Folge der „Klimaforschung“ habe ich auf

    http://www.sma-sunny.com

    zufällig entdeckt. Dort gibt es auch die Greenpeace-Studie über die Subventionen für Atom und Kohle. Mal in der Suchzeile eingeben: vom Fördern und Fordern.
    Interessant, auch dort tummeln sich alle Klimaweisen und es werden alle noch so ausgeleierten Argumente vorgetragen. Kann man auch kommentieren. 😉

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