Behauptung von Marcott et al.: ‚Noch nie da gewesene’ Erwärmung im Vergleich zum GISP-Eisbohrkern

Anthony Watts
Es ist immer wieder erstaunlich, dass der längst diskreditierte Hockeyschläger nach Mann immer noch nicht tot zu kriegen ist, geschweige denn begraben wird. Hier versucht ein weiterer „Wissenschaftler“ auf einem etwas anderen Weg, diesen Hockeyschläger am Leben zu halten. Anthony Watts hat sich dies einmal vorgenommen.
Chris Frey, Übersetzer

Der allererste Satz bei Marcott et al. (der in den Medien starke Beachtung findet) im Abstract lautet:

Rekonstruktionen der Temperatur der letzten 1500 Jahre zeigen, dass die gegenwärtige Erwärmung in dieser Zeit ohne Beispiel ist.

Okay, schauen wir uns diese Behauptung einmal an. Hier zunächst die Graphik aus dieser Publikation:

Diesen Daten zufolge klingt das vernünftig, oder? Aber wir wollen einmal eine weithin bekannte Rekonstruktion aus dem GISP2-Eisbohrkern aus Grönland untersuchen. Hier folgt ein Ausschnitt aus der Rekonstruktion von Dr. Richard Alley:

Und hier folgt eine einfache Skalierung der Graphik von Marcott et al., um eine angenäherte Anpassung an Temperatur und Zeitscale zu erreichen:

Man beachte, dass es sich hier lediglich um einen einfachen Vergleich handelt mit einer groben Anpassung der Daten an Zeit- und Temperaturscales – es soll absichtlich nichts Anderes sein.

Die gesamte Graphik zum GISP2 sieht so aus:

In meinem Overlay oben beträgt die volle Zeitskala bei Marcott et al. auf der X-Achse 2000 Jahre und seine gesamte Temperaturskala auf der Y-Achse zwei Grad Celsius. Der skalierte Overlay zum GISP2-Plot von Alley ist eine hinreichend gute Anpassung an die Skalierungen beim GISP2. Die Mittellinien passen nicht zueinander, aber das können sie in dieser Art der Darstellung auch nicht.

Der hier zugrunde liegende Gedanke ist einfach, die Größenordnungen der Daten im gleichen Zeitscale zu vergleichen.

Klar wird, dass die GISP2-Daten während der letzten 1500 Jahre eine größere Magnitude aufwiesen, und in größeren Zeiträumen marginalisiert die GISP2-Temperaturrekonstruktion diejenige von Marcott et al. Dr. Don Easterbrook gibt einen guten Überblick der Synoptik der Größenordnung der GISP2-Temperaturrekonstruktion  auf WUWT hier.

Dieser einfache visuelle Vergleich zeigt, dass ihre Behauptung „beispiellos“ während der letzten 1500 Jahre nicht aufrecht erhalten werden kann, wenn man sie mit anderen Rekonstruktionen vergleicht. Wie man in den oberen Kreisen so sagt, weitere Forschungen sind erforderlich.

Marcott et al. spielt auf die wärmeren Temperaturen der Vergangenheit an, wenn er in diesem Absatz schreibt:

Unsere Ergebnisse zeigen, dass die globale Mitteltemperatur der Dekade 2000 bis 2009 (34) noch nicht höher lag als die wärmsten Temperaturen des frühen Holozäns (5000 bis 10000 Jahre v. Chr.). Diese Temperaturen sind jedoch wärmer als 82% der Verteilung im Holozän, wie sie im Standard-5 X 5-Stack [?] repräsentiert werden, oder 72%, nachdem man plausible Korrekturen der inhärenten Glättung der hohen Frequenzen in dem Stack angebracht hat. Im Gegenteil, die dekadische globale Mitteltemperatur Anfang des 20. Jahrhunderts (1900 bis 1909) war kälter als >95% der Holozän-Verteilung, sowohl unter dem Standard-Szenario 5 X 5 als auch in den hochfrequenz-korrigierten Szenarien.

[Müssen sich Wissenschaftler derart kompliziert ausdrücken? Hoffentlich ist die Übersetzung stimmig, denn inhaltlich habe ich den Absatz nicht verstanden. A. d. Übers.]

Man sollte diesem Beitrag nicht zu viel Gewicht beimessen, denn leider habe ich wenig Zeit,  diese Materie zu vertiefen.

Anthony Watts

Link: http://wattsupwiththat.com/2013/03/08/marcott-et-al-claim-of-unprecedented-warming-compared-to-gisp-ice-core-data/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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18 Kommentare

  1. „Sie sollten mal den Text zu den Grafiken lesen, dan erübrigt sich jeder Kommentar zu Ihren Aussagen.
    mfG
    Admin“

    Hmm, habe ich gemacht, zweinmal vorher(einmal im englischen Original) und nun extra noch zweimal. Aber ich finde im Text keinen Hinweis darauf, dass die Angaben unter der Grafik (2000AD) falsch sind. Können Sie den relevanten Text vielleicht mal zitieren? Dann räume ich auch gern ein, dass ich falsch lag …

  2. #15: Norbert Fischer sagte am Samstag, 16.03.2013, 21:19

    „Ach. Alles gelesen und bewertet? Und trotzdem fällt es niemandem auf, dass in den Abbildungen der GISP-Daten die Zeitachse falsch dargestellt wird?
    Jeder Anfänger weiß, dass in der Geologie years-before-present (BP) für 1950 steht, nicht für 2000.
    Und jetzt, wo man es weiß, wird man diesen Fehler sicherlich zügig korrigieren, nicht wahr?“

    Auf diesen Fehler wird jedes mal hingewiesen, wenn es Artikel mit Grafiken von Easterbrook gibt. Ich würde daher bezweifeln, dass es da eine Korrektur gibt. Das wird absichtlich so dargestellt …

  3. #15 Herr Fischer

    sparen Sie sich Ihre Spitzfindigkeiten.
    years-before-present beginnt umgangssprachlich schon im letzten Jahr. Aber das müßen Sie als studierter ja nicht akzeptieren. Wären Sie nur bei den medialen Äußerungen aus Ihren eigenen Reihen genau so pingelig!

  4. Ach. Alles gelesen und bewertet? Und trotzdem fällt es niemandem auf, dass in den Abbildungen der GISP-Daten die Zeitachse falsch dargestellt wird?
    Jeder Anfänger weiß, dass in der Geologie years-before-present (BP) für 1950 steht, nicht für 2000.
    Und jetzt, wo man es weiß, wird man diesen Fehler sicherlich zügig korrigieren, nicht wahr?

  5. „Die Schummler und Betrüger werden erneut überführt.“

    Starke Worte eines anonymen Website-Admins. Hat hier schon mal jemand ein Science-Paper überhaupt gelesen und verstanden?

  6. leider sind meine gestrigen Kommentare verloren gegangen. Ohne alles neu zu schreiben möchte ich einfach auf die Artikel, die zu diesem erbärmlichen paper auf WUWT erschienen sind, verweisen, wobei besonders der Artikel von Willis Eschenbach interessant ist, der zeigt, wie unterschiedlich die Temperaturverläufe der bei Marcott et al. verwandten Proxis sind.
    MfG
    H. Urbahn

  7. So wie es aussieht, bereitet das Paper von Marcott et al. noch mehr Probleme.

    Die Daten sind im Supplement veröffentlicht, so dass mehrere Leute erfolglos versucht haben, die Schlussfolgerungen zu rekonstruieren, z.B.:
    http://tinyurl.com/ccu6lmx
    http://tinyurl.com/b2qsu9t
    http://tinyurl.com/bdmmpuc
    http://tinyurl.com/b5kz548
    Im letztgenannten Beispiel wurde sogar ein Hockeystick gefunden, dessen Blatt aber dummerweise nach unten weist.

    Jetzt sieht es aber so aus, dass der starke Anstieg der Temperatur im 20. Jhdt. nachträglich eingefügt wurde. In der Dissertation von Marcott (http://tinyurl.com/cb4da5g) findet man genau diese Analyse – ohne den Hockeystick.

    Irgendetwas haben die Autoren angestellt, um für die Science-Veröffentlichung diesen Hockeystick hinzukriegen – in den Daten steht er offenbar nicht drin.

    Gefunden wurde diese Diskrepanz bei der Diskussion eines Postings von Steve McIntyre:
    http://tinyurl.com/ccu6lmx
    Bei WUWT ist dies auch schon Thema:
    http://tinyurl.com/d494uya
    Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

  8. #4 Herr Urban
    „Off Topic aber sehr Wichtig!!!!!
    Climategate 3.0 has occurred – the password has been released
    eben erschienen auf WUWT“

    Ich habe mir eben diverse Seiten daraufhin angesehen. Wenn sich diese Story bestätigt, ist das der absolute Hammer. Es wäre fast zu schön um wahr zu sein.
    Im Hinterkopf denke ich, hoffentlich ist das keine geschickt aufgestellte Falle.

    P.S. Kann man Herrn Fischer nicht einfach einmal zum Angeln schicken, natürlich zum Eisangeln wegen der Klimaerwärmung.

  9. @#3 Herrn Kohl,

    Ich stimme Ihnen voll zu. Die Welt scheint ein wirklich sehr ernsthaftes Problem zu haben:

    Eine nie dagewesene, gefährliche, antropogene globale Verblödung!

    Hoffen wir, dass es nicht noch schlimmer wird.

  10. Liebe Vorkommentatoren,

    Hand aufs Herz: Wer hat das Paper überhaupt gelesen?

    Tipp:
    In A. Revkins Blog dotearth werden einige ihrer Fragen gestellt und diskutiert. Koautor Shakun steht in einem Video-Interview Rede und Antwort.

    @ Urbahn
    „Herr Fischer es war doch klar, daß Sie diese Pseudowissenschaft von Marcott wieder einmal verteidigen würden.“

    Ach, und wo bitte schön habe ich mich zu Marcott et al überhaupt geäußert? Ich habe das Paper (noch) nicht gelesen, was mich im Unterschied zu Ihnen daran hindert, Aussagen darüber zu tätigen.

    „Bei den Marcott – Daten handelt es sich bei 80 % der Daten um Angaben zur Wassertemperatur der Ozeane.“
    Ach nee, und glauben Sie wirklich, das hätten die Wissenschaftler übersehen? Werfen Sie doch einfach mal einen Blick ins Paper und schauen nach, wie man diesen Effekt korrigiert hat.

  11. Herr Kohl, das Allerschlimmste ist aber, dass viele „Klimawissenschaftler“ nicht mal wissen, wie frevelhaft Sie mit wissenschaftlichen Prinzipen umgehen, und die AGW Kläffer der hinteren Reihen, die man hier auf EIKE ja sattsam kennt, nicht die Bohne einer Ahnung von wissenschaftlichem Abstand und Gepflogenheiten haben. Die verwechseln das mit einem Fussballspiel.

  12. Off Topic aber sehr Wichtig!!!!!
    Climategate 3.0 has occurred – the password has been released
    eben erschienen auf WUWT
    MfG
    H. Urbahn

    P.S. Herr Fischer es war doch klar, daß Sie diese Pseudowissenschaft von Marcott wieder einmal verteidigen würden.

  13. Die bisher beste Analyse dieser Publikation habe ich bei SUYTS gefunden:
    http://tinyurl.com/a5tqaxn

    Die Arbeit von Marcott et al. betreibt demnach Datenmanipulation dadurch, dass die älteren Proxydaten eine sehr geringe zeitliche Auflösung (bestenfalls 300 Jahre) aufweisen, für die Daten der letzten ~100 Jahre aber viel kleinere Zeitschritte verwendet werden. Durch diese Maßnahme werden auch Temperatur-Extrema wie die MWP oder das Römeroptimum weggebügelt. Alle Variationen mit einer Zeitskala unterhalb 300 Jahren sucht man vergeblich.
    Welche Auswirkungen eine zeitliche Mittelung hat, zeigt die SUYTS-Seite am Beispiel des HadCRUT3-Datensatzes zwischen 1950 und 1970.

    In WoodForTrees kann man das sehr schön analysieren. In
    http://tinyurl.com/b78df2f
    ist die Original-Messkurve zu sehen, überlagert mit dem 12-Monats-Mittel. Die Minima und Maxima sind in beiden Kurven an den gleichen Stellen. Jedoch weichen die Amplituden erheblich voneinander ab. Würde man in der Marcott-Arbeit die Aufzeichnungen des 20. Jahrhunderts durch ein ähnliches Zeitfilter jagen wie in den Jahrtausenden zuvor, dann würde der Anstieg von ~0,8 °C auf einen Bruchteil schrumpfen.

    Durch diesen Taschenspielertrick – Messwerte der vergangenen Jahrtausende mit grober zeitlicher Auflösung + hochaufgelöste Messwerte der jüngsten Vergangenheit – kamen Marcott et al. zu der Schlussfolgerung, dass der schnelle Temperatur-Anstieg im 20. Jahrhundert in den letzten 1500 Jahren kein Gegenstück besitzt. Das ist Junk-Science.

    Ich bin schockiert darüber, dass Klimaforscher so etwas als Wissenschaft verkaufen. Aber noch mehr bin ich über das Peer-Review-Verfahren von Science schockiert.

  14. Wo ist die Logik? Was sollte ein Vergleich einer lokalen Rekonstruktion in Grönland mit einer mittleren globalen Temperatur beweisen können?

    Jeder Mensch weiß, dass es eine arktische Verstärkung gibt, die die Ausschläge in den Eisbohrkerndaten erhöht. Man weiß auch, dass grönländische Temperaturen sehr sensibel auf Veränderungen von Meeresströmungen reagieren.

    Die GISP-Skale endet 95 before present, wobei before present für 1950 steht. Wäre interessant zu sehen, wie die heutigen Temperaturen dort aussehen.

  15. hier wurde wieder einmal ein typischer Hockeyschläger von der AGW-Truppe produziert. Für das Schlägerblatt nimmt man Daten mit hoher Auflösung (Daten von M. Mann) und für den Rest Daten mit niedriger Auflösung (140 Jahre). nehme man das „Blatt“ mit der gleichen Auflöung hätte man nur einen einzigen Datenpunkt am Ende des Schlägers. Wie auch aus dem Vergleich mit den GIPS-Daten erkennt gibt keinerlei Übereinstimmung mit den Ergebnissen von Marcott und GIPS. ist auch kein Wunder. Bei den Marcott – Daten handelt es sich bei 80 % der Daten um Angaben zur Wassertemperatur der Ozeane.
    MfG
    H. Urbahn

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