Fotos aus den dreißiger Jahren: Grönland-Gletscher haben sich damals schneller zurück gezogen als heute…

…aber niemand hat das damals als etwas Besonderes angesehen.
Vor kurzem aufgetauchte Photos von dänischen Entdeckern in den dreißiger Jahren zeigen, dass sich die Gletscher in Grönland den Forschern zufolge damals schneller zurück gezogen hatten als heute.

Bild rechts: Wir machen uns keine Sorgen um den steigenden Meeresspiegel. Wir sitzen in einem Wasserflugzeug.

Die betreffenden Photos wurden auf der 7. Thule-Expedition nach Grönland unter Leitung von Dr. Knud Rasmussen im Jahre 1932 aufgenommen. Die Forscher waren mit einem Wasserflugzeug ausgerüstet, mit dem sie Luftaufnahmen von Gletschern entlang der arktischen Inseln machten.

Nach der Rückkehr der Expedition wurden die Photos genutzt, um Karten der Gegend zu zeichnen. Diese wurden dann in Dänemark archiviert und danach Jahrzehnte lang vergessen. Bis vor einigen Jahren internationale Forscher bei der Suche nach Informationen über die grönländische Geschichte über diese Karten gestolpert sind.

Fasst man die Bilder zusammen, zeigen sie Professor Jason Box zufolge eindeutig, dass die Gletscher in der Region in den dreißiger Jahren sogar schneller abgeschmolzen sind als heute. Box arbeitet am Byrd Polar Research Center an der Ohio State University.

Es besteht ein erhebliches wissenschaftliches Interesse am grönländischen Eisschild, da er im Gegensatz zur arktischen Eiskappe auf Land liegt: sollte er also schmelzen, könnte es zu einem ernsten Anstieg des Meeresspiegels kommen (obwohl jüngste Forschungen belegen, dass dies nicht auf der Agenda steht).

Es ist schwierig, genau zu beurteilen, was mit dem Grönlandeis insgesamt passiert, und in jüngster Zeit gab es sehr unterschiedliche Schätzungen. Allerdings sagt Professor Box, dass viele Gletscher an den Küsten im vergangenen Jahrzehnt begonnen haben, sich wieder zurückzuziehen.

Es sieht jetzt so aus, als hätten sich die Gletscher vor achtzig Jahren sogar noch schneller zurückgezogen: aber niemand hatte sich darum Sorgen gemacht, und nachfolgend hat sich das Eis regeneriert. Box theoretisierte, dass dies wahrscheinlich an der Schwefelverschmutzung der Atmosphäre durch die Menschheit liegt, vor allem durch das Verbrennen von Kohle und Treibstoff. Es ist bekannt, dass dies einen abkühlenden Effekt hat.

Unglücklicherweise führen atmosphärische Schwefelemissionen auch zu anderen Dingen wie saurem Regen, und als Folge gingen reichte westliche Nationen in den sechziger Jahren massiv gegen Sulfate vor. Prof. Box glaubt, dass dies zu einer Erwärmung seit 1970 geführt hat, was bis etwa zum Jahr 2000 zum Rückzug der Gletscher geführt hatte.

Andere Wissenschaftler haben jüngst gesagt, dass der Temperaturanstieg in der Arktis im späten 20. Jahrhundert seine Ursache zum großen Teil in der Gesetzgebung zu saubererer Luft hat, mit der der saure Regen bekämpft werden sollte: Einige gingen sogar so weit zu sagen, dass die rapide kohle- und dieselgestützte Industrialisierung in China derzeit die weitere Erwärmung verhindert.

Wieder andere Wissenschaftler haben im Gegensatz zu Prof. Box ein ganz anderes Bild der Temperaturen in der Arktis gezeichnet. Darin gab es Wärmespitzen in den dreißiger und fünfziger Jahren sowie Abkühlung bis zu den neunziger Jahren. Außerdem hatte das von Rasmussen beobachtete Abschmelzen bereits in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts eingesetzt, also noch bevor die industrielle Revolution und die vom Menschen verursachten Kohlenstoffemissionen überhaupt begonnen hatten.

Wie auch immer, die neuen Informationen der alten dänischen Bilder fügen dem Gegen­stand ein paar weitere Daten hinzu. Die neue Studie von Box und seinen Mitautoren wird von Nature Geoscience hier veröffentlicht. ®

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Link: http://www.theregister.co.uk/2012/06/02/1930s_greenland_glacier_retreat/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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3 Kommentare

  1. Dazu passend ein Artikel aus dem Spiegel 9/1948!

    Textauszug:
    „In Mitteleuropa hat die Klimaschwenkung seit etwa 1920 ein anderes Gesicht bekommen. Gleichzeitig mit der Erwärmung hat sich die meteorologische Unruhe vergrößert. D. h. die Neigung zu extremer Witterungsgestaltung, z. B. zu sehr milden und sehr strengen Wintern, hat zugenommen. So waren in Frankfurt/Main der Dezember 1934, der Januar 1921 und der Februar 1926 die drei mildesten, der Januar 1940 und der Februar 1929 die beiden kältesten Wintermonate seit über 100 Jahren.

    Wie das vorige Jahr im großen, so demonstrierte der Februar gerade jetzt wieder im kleinen, daß die Atmosphäre zur Zeit zu allem fähig ist: nach vielen Wochen der Milde eine für den Spätwinter außerordentliche Kältewelle. Selbst im Süden und Westen Frankreichs brachte sie Kälte bis 15 Grad und trug Frost und Schnee bis an die Küsten Spaniens.

    Die Störche im Elsaß und die Stare in Holstein, die, um Wochen zu früh, schon vor Monatsmitte zurückgekehrt waren, sollen nach ornithologischen Berichten ziemlich dumm dreingeschaut haben.

    Im ganzen bleibt, sieht man von diesen kürzeren Pendelungen ab, ein Wärmerwerden und Trockenwerden in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten zu konstatieren. Die Sommerwärme nimmt zu, die Verdunstung wächst, der Grundwasserspiegel sinkt. Dazu die Häufung strenger Winter seit 1940 mit scharfen, austrocknenden Ostwinden.

    Was die letzte Ursache dieser Klimaschwenkung ist, weiß die Wissenschaft noch nicht, es können mehrere sein. Auch kosmische Ursachen, die der Wissenschaft noch verschleiert sind, können im Spiel sein, Aenderungen der Sonnenstrahlung und ihrer Zusammensetzung z. B. Es scheint in diesem Zusammenhang doch mehr als ein Zufall, daß das extreme Witterungsjahr 1947 zugleich das größte Sonnenfleckenjahr seit mehr als 200 Jahren war.

    Ueber die Dauer der jetzigen Zirkulations- und Klimaschwenkung, auch über ihr künftiges Außmaß kann die Wissenschaft nichts von einiger Sicherheit aussagen. Es sind Perioden von etwa 80 bzw. 110 Jahren festgestellt worden. Jedenfalls dürfte sich die „meteorologische Unruhe“, die erst etwa drei Jahrzehnte andauert, auch in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts noch fortsetzen.“

    Quelle: http://tinyurl.com/bmssf24

  2. naja,
    klar sind viele Gletscher der NHK um die 30 ger Jahre sehr rasch geschmolzen bzw. haben sich in einem Tempo zurückgezogen, welches die Raten der letzten Jahre noch toppen könnte. Das liegt aber in erster Linie daran, dass um 1850 die allermeisten Gletscher ihren letzten Höchststand erreichten und somit viel Masse zur Verfügung stand, welche bei einer T Erhöhung schmelzen kann.
    Hätten wir die kommenden 10 a die T Werte der 30 ger Jahre, würden einige Gletscher wieder etwas vorstoßen!
    Falsch ist es zu meinen, die dekadischen T Schwankungen bei Grönland hätten viel mit sauberer Luft, CO2 od. sontigem „A“ Zeugs zu tun. AMO und andere Oszilationen machen dort das Klima aus, mit Albedo Feedbacks usw.

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