Es gibt ihn-Inhärent sicherer Kernreaktor: “Die Technik der Hochtemperaturreaktoren”

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Am 15.7. 2011 hielt Dr. Ing. Urban Cleve im Institut für Eisenhüttenkunde -IEHK- der RWTH-Aachen einen wichtigen Vortrag. Die Kerntechnische Gesellschaft und dann Frau Bundesministerin Prof. Dr. Annette Schavan und Prof.Dr. Pinkwart hatten ihn gebeten, seine Erfahrungen in der Hochtemperaturreaktortechnik zusammenzufassen, um diese für die „Nachkommenden Generationen“ zu erhalten. Beschrieben werden die Erfahrungen aus dem 22 Jahre langen Betrieb des AVR Forschungsreaktors in Jülich und dem THTR-300 MW el Demonstrationsreaktor der früheren VEW in KW Schmehausen.

Vor allem wird der 2malige Test-Supergau beschrieben, zum Nachweis, daß mit einem HTR keine "Kernschmelze" möglich ist. Mit diesen Erfahrungen wurde der Konzeptvorschlag eines neuen HTR erarbeitet, bei dem nichts "strahlendes" mehr das KKW- Betriebsgelände verlassen muß. Auch die Endlagerung  und Behandlung aller "strahlenden" Teile ist damit konstruktiv lösbar.

Vortrag von Dr. U. Cleve gehalten am 15.7.2011

Die Technik der Hochtemperaturreaktoren. Kolloquium an der RWTH Aachen.

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Gudenau, liebe Studentinnen/en und Studierende, meine sehr verehrten Damen und Herren,

einige werden sich über das Thema wundern, wurde doch gerade erst die KKW-Technik in Deutschland abgeschafft. Aber außer der BRD tut das  kein Land in der Welt, deshalb können wir auch international weiter arbeiten.

Preiswerte und vor allem sichere Energie ist die Grundlage zum Betrieb auch aller Werke der Eisen- und Stahlindustriem, sowie aller Werke mit hohem Strombedarf. Kernkraftwerke werden sich weltweit hierzu als unverzichtbar erweisen. Leider habe ich nur eine sehr kurze Vortragszeit. Ich habe zahlreiche Vorträge in den letzten Monaten über dieses Thema gehalten, zuletzt auf Einladung des EU-FZ-Petten bei einem Internationalen Kongress  in Nizza. Erlauben Sie mir daher bitte, daß ich heute nur kurze „Statements“ vortrage. Ich erwähne nichts, was ich nicht schon veröffentlicht habe, mit detaillierter Erläuterung.

Kurz zu meiner Person:

1964 übernahm ich die Leitung der Hauptabteilung Technik der BBC/Krupp Reaktorbau GmbH. Prof.Dr. Schulten ging als Professor zur KFA Jülich.  Ich frug meinen Vorstand warum ich das machen solle, ich verstände doch davon überhaupt nichts. Er meinte nur, ich sei noch jung genug, um etwas dazu zu lernen. Meine Verantwortung war Konstruktion, Bauleitung, Prüfungen, E-Technik und Inbetriebnahme des AVR. Beim THTR habe ich an der Erstellung der ersten baureifen Unterlagen mitgewirkt.

2008, nach 40 Jahren, in denen ich mich mit dieser Technik nicht mehr befaßt hatte, wurde ich zunächst von der KTG, später auch von Minister Prof. Dr.Pinkwart und Frau Bundesministerin Prof. Dr. Schavan gebeten, meine Erfahrungen zusammenzufassen, als letzter noch Lebender aus der oberen Führung von ehemals BBC/Krupp. Das habe ich jetzt vollendet, alles ist veröffentlicht. Es hat mich viele hundert Stunden an Arbeit gekostet, aber es hat Spaß gemacht. Dies ist also praktisch mein kurzgefaßter Abschlußbericht.

Nun meine Statements, zunächst zum AVR:

–       Prof.Dr. Schulten erdachte den HTR – Kugelhaufenreaktor mit den Grundlagen Kugelförmiges BE; He als Kühlgas; Uran und Thorium als Brennstoffe; Grafit als Kugel- und  Core-Werkstoff und Moderator; Hohe Betriebstemperaturen von 850grd später sogar 950 grd. C; ein integriertes geschlossenes Kühlgassystem;

–       Es waren geradezu visionäre Überlegungen aus den 50iger Jahren, die zum Erfolg dieser Technik führten. Alle diese Grundlagen sind auch heute noch uneingeschränkt gültig. Schulten war ein Vordenker, dessen Leistung eigentlich nur mit der von Wernher von Braun vergleichbar ist.

–       Diese Prämissen waren die Grundlage zum Ziel eines „katastrophenfreien“ KKW.

–       Mit dem AVR wurde der „Supergau“ zweimal erprobt, erstmals 1967. Es war  der weltweit erste „Testgau“. Alle Sicherheitseinrichtungen wurden blockiert, die gesamte Anlage stromlos gemacht, also im Prinzip der gleiche Zustand wie in Fukushima 2011. Tschernobyl hatte völlig andere Ursachen.

–       Nichts passierte, der Reaktor ging von alleine aus. Er ist damit der weltweit einzige Reaktor, bei dem ein „Test-Supergau“ zweimal erfolgreich durchgeführt worden ist. Mit keinem anderen KKW-Typ hat man das gewagt, es wäre auch nicht gut gegangen.

–       Mit Grundlage für diesen Erfolg war vor allem auch die erfolgreiche  Entwicklung der „coated particles“ in großartiger internationaler Zusammenarbeit mir maßgeblicher finanzieller Unterstützung des BMFT. In einer BE-Kugel sind etwa 15.000 „CP“ eingelagert.

–       Die dreifache Beschichtung der nur 0,9 mm großen Partikel verhindert den Durchtritt von Spaltprodukten bis etwa 1.600 grdC.

–       Dadurch sank die  Primärgas- Radioaktivität von zunächst geplanten 10 hoch 7 Curie auf auf nur noch 360 Curie.

–       Bei Bruch eines BE erhöhte sich die Primärgasaktivität nicht, da die Coated Particles zu hart sind.

–       Die Kugel-BE haben sich als die besten und sichersten BE aller bisher bekannter Kernkraftwerke erwiesen.

–       Erstmals kritisch wurde der Reaktor am 28. August 1966. Am 18. Dezember 1966 wurde erstmals Strom erzeugt.

–       In 22 erfolgreichen Betriebsjahren gab es nur eine Störung nach Iness 1 „Abweichung vom Normalbetrieb“.  Von mehreren tausend  Schweißnähten im Dampferzeuger wurde eine undicht. Die erhöhte Feuchte wurde gemessen. Wie vorausgeplant und in der Betriebsanweisung, Betriebsgenehmigung und dem Sicherheitsbericht beschrieben, wurde der Reaktor kaltgefahren. Dann wurde durch Abdrücken der 4 getrennten Systeme der undichte Strang gefunden, abgedichtet, das eingedrungene Wasser entfernt, und die Anlage problemlos weitere 11 Jahre betrieben.

–       Trotz der vollständig neuen Konstruktionen für alle weiteren Komponenten ist keine größere Störung mehr eingetreten. Schwierigkeiten und Reparaturen bei einzelnen Komponenten konnten z. T. während des laufenden Betriebes behoben werden. Alle „Ereignisse“ wurde nach Iness „0“ – „Keine oder nur sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung“- bewertet.

–       Herausragend war die Funktion des Brennelementekreislaufs. /Abb. 5/Nur 220 BE sind in 22 Betriebsjahren gebrochen. Gefördert wurden 2.400.000 Elemente, eine Bruchrate von nur 0,0092%.

–       Die Grafiteinbauten, ursprünglich wegen fehlender Erfahrung als besonders kritisch angesehen, blieben stabil und haben sich ausgezeichnet bewährt.

–       Es gab keine „Strahlenunfall“, weder im Betrieb, vor allem aber nicht „nach außen“.

–       Der Reaktor erfüllte vor allem auch seine Aufgabe als international genutzter Reaktor zur Erprobung und Weiterentwicklung verschiedener Brennelemente hervorragend.

–       Trotz der Arbeit als Versuchsreaktor erreichte er eine durchschnittlich Verfügbarkeit von 66,4 % , im Jahre 1976  sogar 92%. Dies war sicher ein Weltrekord für eine in allen Details völlig neu konstruierte Kraftwerksanlage.

–       Der Betrieb des AVR war damit eine wohl einmalige Erfolgsgeschichte. Er wurde am 31.12.1988 auf Weisung der Landesregierung stillgelegt, obwohl zahlreiche BE-Erprobungen aus verschiedenen Ländern noch durchgefürt werden sollten………..

 den ganzen Vortrag können Sie undefinedhier abrufen

………Das neu erarbeitete HTR-Konzept, basierend auf den positiven und negativen Erfahrungen mit AVR und THTR, sieht wie folgt aus, erstmals vorgetragen in Varel bei der KTG am 27. März 2010, veröffentlicht jetzt in atw 6/2011 und in Nizza beim ICAPP am 3.5.2011.

–       Kugelförmige Brennelemente, diese sind den „Stäben“ weit überlegen, aber auch allen anderen BE-Konstruktionen.

–       Spannbetonbehälter, aus Sicherheitsgründen./Abb. 6/

–       Ringcore, also die Konstruktion, die ich 1967 als Alternative zu den „Stäben ins Kugelbett“ vorgeschlagen hatte.

–       Abschalt- und Regelstäbe in den Grafiteinbauten, wir wissen heute, daß dies problemlos geht.

–       He-He-Wärmetauscher anstelle des Dampferzeugers innerhalb des Primärgassystems.

–       Gebäude mit der Möglichkeit, das gesamte Primärgasvolumen aufzufangen, so daß nichts nach außen dringen kann.

–       Schnellabzug von Brennelementen.

–       Großer, erdbebensicherer,gas- und wasserdichter Betonunterbau.

–       Dort Platz zur Dekontamination defekter Komponenten, deren Reparatur und Lagerung; Lager für abgebrannte Brennelemente.

Dann wird nichts „strahlendes“ mehr das KKW verlassen. Alles geschieht in der Anlage. Die frischen BE könnte man in der Aktentasche ins KKW tragen. Castor-Transporte entfallen bei BE, die im Reaktor vollständig abgebrannt werden.

Damit ist die Konstruktion eines katastrophenfreien KKW ohne jegliche Gefährdung der Umwelt möglich. Ebenso der sichere Einschluß bei Betriebsende, also keine Kosten für Endlagerung irgendwo, wohin man noch nicht weiß.

Das klingt alles so einfach, ist es aber gar nicht. Der Weg dorthin ist und war steinig, viel steiniger und schwerer als man zu glauben vermag. Viel Rückschläge und Pannen waren zu verkraften. Ich wollte einmal „die Brocken hinschmeißen“, ich sagte meinem BBC-Vorstand, was ich denn nun machen solle, Kosten und Termine einhalten oder „einen Reaktor bauen, der läuft“, beides ginge nicht. Er lächelte nur und sagte, „doch beides“.

Auch international gab es schwere Rückschläge. So wurde in SA zu spät erkannt, daß der PMBR, ein KKW, in dem eine mit Primärgas-He zu betreibende HE- Gasturbine sicherheitstechnsich nicht geht. Dieses Konzept war  bei BBC/Krupp schon 1967  in einer AR-Sitzung als sicherheitstechnisch nicht realisierbar eingeschätzt worden.

Ob der neue 450 MWth- Reaktor in China in Betrieb gehen wird, weiß ich auch nicht. Ich bin  skeptisch. Er hat m.E. größere Schwachstellen. Meine Vortragskonkurrenten aus China sind beim ICAPP nicht erschienen, ich hatte mich als alter „Leistungssportler“ auf diesen „Wettkampf“ eigentlich gefreut. Von den von mir vorerwähnten 9 wesentlichen Konstruktionskriterien erfüllt er nur 2 bis 4.

Die ingenieurtechnische Umsetzung der Schultenschen Visionen war langwierig und kompliziert. Aber dieses neue  Konzept ist nach meiner Einschätzung das richtige Konzept, mit dem seine Visionen erfüllt werden können, alle anderen, weltweit in 40 Jahren erdachte Lösungen erfüllen nicht alle Kriterien , die ich mir bei der Planung eines nach außen absolut störungssicheren KKW gestellt habe.

Ich bin mir sehr sicher, daß für alle genannten Kriterien die erforderlichen Erfahrungen für Berechnung und Konstruktion vorliegen und auch alles planungstechnisch gut zusammengefügt werden kann.

Alle, ich betone alle, Sicherheitskriterien, die für Wasserreaktoren gestellt werden, sind einhaltbar. Ja man könnte sogar darüber hinausgehen. Alles ist detailliert in den atw 12/2009 und 6/2011 beschrieben.

Vielen Dank, daß Sie mir so geduldig zugehört haben.

Dr. Urban Cleve

 

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15 Kommentare

  1. #13 Frau Schwanzcar

    Sehr geehrte Frau Schwanzcar.

    Beim lesen japanischer Nachrichten und auch von Kommentaren, komme ich zu der Meinung, dass Herr Kan sich im Wahlkampf befand. Inzwischen hat es ja geklappt. Die Japaner wollen wohl auch ein neues „Gesicht“.

    Seine Aussagen zur Kernenergie können m.e. als Vertuschungsmanöver interpretiert werden, denn die in einem früherem Beitrag auf Eike dargestellten Merkmale japanisch / amerikanischer Reaktortechnik sind mit Sicherheit auch in Japan (nun) bekannt.
    Ich bin sicher, Japan setzt weiterhin auf Kernenergie, wenn auch in verbesserter Technik.
    „… es ist zu früh für einen Zeitplan … denn etwa ein Viertel des Energiemixes…“ In D hatten wir mehr als das!

    Neben anderen Links ist mir der hier dafür geeignet:
    http://tinyurl.com/3qba2l4
    Lobby von vorher:
    http://tinyurl.com/3uv67ze

    Der Gedanke „sich den tatsächlichen Eintritt eines Risikos nicht leisten zu können“ in Zusammenhang mit unserer Regierung / Politikern passt m.e. gar nicht. Denn dann dürfte der Firlefanz mit der alternativlosen Energiewende gar nicht losgetreten worden sein.

    PS:
    „Die meisten, die hier posten, sind eben leider keine Ingenieure, sondern Leute mit betriebswirtschaftlicher Ausbildung. Die sehen nur die kurzfristigen Gewinne. Langfristiges Denken scheuen die, weil sie da zwischenzeitlich von denen mit den schnellen Gewinnen aufgekauft sein könnten.“

    Ich gebe Ihnen recht, auch ich bin lange genug im Beruf, um Leute mit kurzfristigem Gewinndenken erlebt zu haben.
    Aber dieses pauschal von den Eike Teilnehmern zu behaupten – Tut mir leid, aber Ihre hier behauptete Professionalität solche Urteile fällen zu können, haben Sie bislang gut vor mir verborgen.

    mug

  2. zu #13
    „Die letztliche Entscheidung der Bundesregierung gegen die Kernenergie ist der Tatsache geschuldet, dass man offensichtlich zu dem Ergebnis gekommen ist, dass hier ein Risiko besteht, dessen tatsächlichen Eintritt man sich eben nicht leisten kann.“

    Nein, das einzig erkennbare Motiv ist das der Machterhaltung auf Grund des vermeintlichen Wähler(mehrheits-)willens.
    Der wird sich ändern, wenn er vernünftig informiert wird und die Folgen dieser Politik zu spüren bekommt.
    Angst ist ein schlechter Ratgeber.

  3. @ #12: Tyron Booker:

    Die mathematischen Grundlagen der Sicherungstechnik sind Wahrscheinlichkeitsrechnung und Zuverlässigkeitstheorie.

    Damit kann man ausrechnen, um wieviel die Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Fehlers durch Redundaz sinkt.

    Letztlich ist es immer ein wirtschaftlicher Kompromiss, wieviel Sicherheit kann man sich leisten, wieviel Risiko kann man sich leisten.

    Die letztliche Entscheidung der Bundesregierung gegen die Kernenergie ist der Tatsache geschuldet, dass man offensichtlich zu dem Ergebnis gekommen ist, dass hier ein Risiko besteht, dessen tatsächlichen Eintritt man sich eben nicht leisten kann.

    Der Japanische Ministerpräsident Kan hat noch ein paar Wochen nach dem Unglück in Fukushima gesagt, dass Japan weiter auf Kernenergie setzen wird.
    Vor kurzem hat er laut unserer öffentlich rechtlichen Medien mittlerweile diese Position revidiert und tritt nun dafür ein, den Weg aus der Kernenergie heraus zu beschreiten.

    Die meisten, die hier posten, sind eben leider keine Ingenieure, sondern Leute mit betriebswirtschaftlicher Ausbildung. Die sehen nur die kurzfristigen Gewinne. Langfristiges Denken scheuen die, weil sie da zwischenzeitlich von denen mit den schnellen Gewinnen aufgekauft sein könnten.

    mfG

  4. #10: Sabrina Schwanczar

    „Wissen Sie Herr Booker, wenn man etwas schreibt, dann sollte das Ziel nicht sein, irgendwelche Interessen zu supportieren, sondern in der Sache zu argumentieren.“

    Und? Haben Sie schon einmal argumentiert?? Ist mir nicht aufgefallen.

    „Und das ist hier bei einigen Postern, die sich als Fachleute aufspielen, tatsächlich aber immer den Eindruck vermitteln, als seien sie von Herrn Großmann für den Job hier freigestellt worden, augenscheinlich nicht der Fall.“

    Wer ist Herr Großmann?

    „Nichts für Ungut Herr Booker – ich habe beim Studium Sicherungstechnik gehabt, sie eben nicht.“

    Zu meiner Zeit hatte diese Fach noch einen anderen Namen. Und im Gegensatz zu Ihnen habe ich es verstanden. Zahlreiche „Redundanzen“ in Kraftwerken können es belegen.
    Ihre finden wohl nur auf der Tastatur statt.

    Mit freundlichen Grüßen (aus dem hohen Norden)
    Tyron Booker

  5. #8 Herr Grabitz:
    „was heißt das jetzt im Klartext ?
    15-20 fach geringere Volumenleistungsdichte ?

    um wieviel leistet der HTR jetzt weniger im Verhältnis zu … ?
    oder wie teuer ist ein Kw im Verhältnis zu einem Leichtwasserreaktor, bzw. eines jetzt gängigen Reatktortypen.“

    Konventionelle Kernkraftwerke haben eine Volumenleistungsdichte von etwa 100MW/m^3. Das heißt, in einem Volumen von einem Kubikmeter werden durch die Kernspaltung 100 MW thermische Leistung erzeugt. Bei heute üblichen 1000 MW elektrische Leistung pro Block und einem Wirkungsgrad von etwa 30% – 35% muss der Reaktor also ein Volumen von etwa 30 m^3 haben.

    HTRs haben eine Leistungsdichte von etwa 6 MW/m^3 – daraus lässt sich einfach ausrechnen, welches Volumen der HTR haben muss, um die gleiche Leistung zu erzeugen – etwa 450 m^3. An dieser Stelle muss hinzugefügt werden, dass der HTR mit wesentlich höheren Temperaturen arbeitet, somit einen höheren thermischen Wirkungsgrad hat und somit einen Teil der geringeren Leistungsdichte kompensieren kann.

    Wie teuer der Bau eines kommerziell nutzbaren KKWs mit einem HTR ist, kann ich nicht beantworten, auch nicht, wie teuer eine kWh ist. Ich gehe aber davon aus, da, wie in meinen ersten Beitrag schon erwähnt, es keinen Energieversorgungsunternehmen gibt, dass ernsthaft an diesem Reaktortyp interessiert ist, obwohl das Prinzip schon Jahrzehnte bekannt ist, das sich ein KKW auf der Basis eines HTRs nicht rechnet. Südafrika hat die Forschung aufgegeben, die Absichtserklärungen Chinas können problemlos in die Kategorie „ideologische Propagande“ eingeordnet werden und alle anderen Ankündigungen, den HTR kommerziell zu nutzen, können unbedenklich in die Kategorie Sommerloch eingeordnet werden.

    Aus meiner Sicht ist es richtig und sinnvoll gewesen, die steuerfinanzierte Forschung an diesem Reaktortyp aufzugeben. Die Forschung hat den Bereich der Grundlagenforschung verlassen, der HTR ist kommerziell nutzbar, marktwirtschaftlich scheint er sich aber nicht durchzusetzen. Das ist zu akzeptieren, auch als Wissenschaftler, der ein steuerfinanziertes Gehalt bekommt.

    Gruß Holger Burowski

  6. @ #9: Tyron Booker

    Sehr geehrter Herr Booker,

    kommt Ihr Flugzeug in ein Unwetter und wird gegen den nächsten Felsen geschleudert, dann ist es vorbei mit der Absturzsicherheit.

    Booker: „Ja, das kann man bauen. Man muß nur 2-4 fache Sicherheit von Antrieb, Auftrieb, ect einbauen.“

    Sie haben ja die Absturzursachen wirklich bemerkenswert analysiert.

    Wissen Sie Herr Booker, wenn man etwas schreibt, dann sollte das Ziel nicht sein, irgendwelche Interessen zu supportieren, sondern in der Sache zu argumentieren.

    Und das ist hier bei einigen Postern, die sich als Fachleute aufspielen, tatsächlich aber immer den Eindruck vermitteln, als seien sie von Herrn Großmann für den Job hier freigestellt worden, augenscheinlich nicht der Fall.

    Und da kann ich es mir halt manchmal nicht verkneifen, den Unsinn ein wenig auf die Schippe zu nehmen.

    Nichts für Ungut Herr Booker – ich habe beim Studium Sicherungstechnik gehabt, sie eben nicht.

    Nimmt Ihnen hier niemand übel. Ist halt nur lustig.

    mfG

  7. Liebe Frau Schwanczar,

    Sie schrieben:

    „Das nächste was wir brauchen, ist das absolut absturzsichere Flugzeug.

    Das kriegen Sie doch hin – oder?“

    Ja, das kann man bauen. Man muß nur 2-4 fache Sicherheit von Antrieb, Auftrieb, ect einbauen.
    Und jedes Detail der Sicherheit möglichst anders gestalten.
    Dieses Flugzeug wäre zwar langsamer als andere, wesentlich teurer im Betrieb, hätte auch keine große Nutzlast und evtl. auch ein wenig eigenwillg.
    Aber so sind Heliumballons mit angesetzten Tragflächen, Strahl.-und Propellerantrieben sowie dieverser Fallschirm / Gleitschirm-technologien nun mal.

    Meine Frage an Sie:
    Werden Sie eigentlich für Ihre Zwischerufe bezahlt? Und wenn ja, von wem?

  8. #7 Herr Burowski

    was heißt das jetzt im Klartext ?
    15-20 fach geringere Volumenleistungsdichte ?

    um wieviel leistet der HTR jetzt weniger im Verhältnis zu … ?
    oder wie teuer ist ein Kw im Verhältnis zu einem Leichtwasserreaktor, bzw. eines jetzt gängigen Reatktortypen.

  9. Leider wird völlig vergessen zu erwähnen, warum der HTR inhärent sicher ist – eine 15 – 20-fach geringere Volumenleistungsdichte. Das dürfte kommerzielle Energieerzeuger nicht unbedingt überzeugen, zudem heute schon die Erstellungskosten konventionller Kraftwerke bei 2500 Euro/kW liegen und damit kaum noch konkurenzfähig sind.

    Das Aus für den HTR ist also eher kommerziell, als ideologisch, zu betrachten.

    Gruß Holger Burowski

  10. @Sabrina Schwanczar zu #5:

    Liebe Frau Schwanczar,

    Sie schrieben:

    „Das nächste was wir brauchen, ist das absolut absturzsichere Flugzeug.

    Das kriegen Sie doch hin – oder?“

    Was wollen Sie mir mit diesem Beitrag sagen?

    Ich kriege das absolut absturzsichere Flugzeug genauso wenig hin wie ich den Leichtwasserreaktor hingekriegt habe. (Das war Alvin Weinberg.) Ich nehme lediglich zur Kenntnis, dass noch nie in der Geschichte der Menschheit der Betrieb eines Leichtwasserreaktors einen Außenstehenden getötet oder auch nur an der Gesundheit geschädigt hat.

    Gruß,

    Hurz

  11. Herrmann Hurz sagt:
    am Samstag, 06.08.2011, 00:07

    „Die existierenden Leichtwasserreaktoren sind bereits absolut sicher.“

    Schön Herr Hurz, als Ingenieur beschäftige ich mich nicht mit gelösten sondern mit ungelösten Problemen.

    Das nächste was wir brauchen, ist das absolut absturzsichere Flugzeug.

    Das kriegen Sie doch hin – oder ?

  12. @ Gerhard Straten zu #3

    Lieber Herr Straten,

    noch nie in der Geschichte der Menschheit hat der Betrieb eines Leichtwasserreaktors einen Außenstehenden getötet oder auch nur an der Gesundheit geschädigt. Umgangssprachlich würde man sowas als absolut sicher bezeichnen.

    Aber nicht ein Ingenieur. Er würde an mögliche zukünftige Opfer denken und daher bestenfalls sagen, dass moderne Kernkraftwerke sicher genug seien und dass eine Erhöhung der Sicherheitsstandards keine signifikanten Verbesserung sondern allenfalls Erhöhung der Kosten brächte.

    Aber die Allgemeinheit spricht eben eine andere Sprache.

    Freundlichen Gruß

    Hurz

  13. Sehr geehrter Herr Hurz,

    den Satz „Die existierenden Leichtwasserreaktoren sind bereits absolut sicher. Dies muss man den Menschen aber beibringen, und das gelingt nicht über zusätzliche Sicherheitstechnik“ kann man so nicht stehen lassen. Man kann bestenfalls sagen, dass moderne Kernkraftwerke sicher genug sind und dass eine Erhöhung der Sicherheitsstandards keine signifikanten Verbesserung sondern bestenfalls Erhöhung der Kosten bringt Jeder weiss das menschliche Konstruktionen nicht absolut sicher sein können. Trotzdem fahren die Menschen Auto und machen Flugreisen. Die Menschen brauchen eine realistische Einschätzung der Folgen einer Katastrophe.Bei Kernkraft hat das kaum einer. Hier geht es nicht nur um Leben und Tod sondern um das Bauchgefühl von etwas unvorstellbaren. Da muss viel gelernt werden. Ein Anfang wäre sicher eine schonungslose Berichterstattung über die Entwicklung in Fukushima in den nächsten Jahren. Wer von absolut sicher redet, wird nicht ernstgenommen. Da bin ich mir absolut sicher.
    M.f.G.

  14. #1, Herr Hurz:
    Sie haben Recht, Transport abgebrannter Brennelemente, Endlagerung, Sicherheitshysterie, alles politische, keine technischen Probleme. Das Hauptproblem ist nur, daß die Politiker aller derzeit im Bundestag vertretenen Parteien übereinstimmend wollen, daß diese Probleme politische Probleme bleiben und daß die Bevölkerung weiter desinformiert bleibt. Leider ist die Beseitigung und Endlagerung dieser Politiker auch ein politisches Problem und kein technisches, sonst könnten die Ingenieure schnell eine Lösung dafür finden.

  15. Es scheint mir hier ein Problem vorzuliegen, das ich häufig bei bei Ingenieuren der Nuklearindustrie sehe. Es wird hier versucht, ein politisches Problem mit den Mitteln der Ingenieurskunst zu lösen. Abgebrannte Brennelemente lassen sich problemlos und ohne praktisches Sicherheitsrisiko transportieren. Es ist überhaupt nicht nötig, einen Reaktor zu bauen, aus dem nichts mehr hinaus transportiert wird.

    Das Endlagerproblem existiert auch nicht. Technisch ist die Endlagerung gelöst. Castortransport und angeblich benötigte Endlagerung sind rein politische Probleme, man könnte auch sagen ein Problem der Desinformiertheit breiter Bevölkerungsschichten.

    Solange die Bevölkerung so desinformiert bleibt wie sie ist, wird sie sich vor jedem Reaktor fürchten. Sie wird auch nicht akzeptieren, dass ein KKW in ihrer Nähe gebaut wird, in dem dann mehr Atommüll lagert als unbedingt notwendig.

    Aber es ist typisch für die Ingenieure: Ihr habt Angst vor Flugzeugabstürzen? Ist zwar unbegründet, aber dann machen wir die Mauern eben noch dicker. Ihr habt Angst vor dem Chinasyndrom? Ist zwar Unsinn, aber dann bauen wir eben einen Corecatcher. Usw.

    Die existierenden Leichtwasserreaktoren sind bereits absolut sicher. Dies muss man den Menschen aber beibringen, und das gelingt nicht über zusätzliche Sicherheitstechnik.

    Gruß,

    Hurz

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