BP, Greenpeace und der „Big Oil“ Jackpot

In der Diskussion über den Klimawandel ist eine gern wiederholte Beschuldigung, dass die Skeptiker von den Ölmultis großzügig finanziert würden. Wegen dieser Finanzierung wäre die Öffentlichkeit von Mietmäulern fehlinformiert worden, die alles behaupten, wenn sie nur dafür bezahlt würden. So lautet das Argument. „Schau auf den Strom des Geldes“, sagt man, und da wird man merken, dass die Klimaskeptiker ihre Seelen verkauft haben. Weil das so ist, kann nichts von dem stimmen, was sie sagen. Und deshalb sollten ihre Bedenken, ihre Fragen und ihre Einwände von vornherein als widerlegt gelten?

Es ist schon be­lus­ti­gend, dass die Öl­ka­ta­stro­phe im Golf von Me­xi­ko den Blick auf die enge Part­ner­schaft zwi­schen den Kli­ma­wan­del-Ak­ti­vis­ten und BP (Bri­tish Pe­tro­le­um) lenkt – eine Fir­ma, auf die der Name "Big Oil" si­cher passt.

Der Wa­shing­ton Post  zu­fol­ge, hat die Grü­ne Grup­pe Na­ture Con­ser­vancy – sie er­mu­tigt Nor­mal­bür­ger, sich per­sön­lich zum Kampf ge­gen den Kli­ma­wan­del zu ver­pflich­ten – "na­he­zu $10 Mil­li­o­nen in bar und Zu­wen­dun­gen an Län­de­rei­en von BP und von mit BP ver­bun­de­nen Fir­men er­hal­ten."

O weh, hat nicht Green­peace eine kom­plet­te ExxonSe­crets Web­sei­te zu­sam­men­ge­baut, um die an­geb­lich teuf­li­sche Tat­sa­che zu ver­öf­fent­li­chen, dass Exxon­Mo­bil wäh­rend neun Jah­ren (1998-2006) ins­ge­samt $2,2 Mil­li­o­nen an ein kon­ser­va­ti­ves In­sti­tut be­zahlt hat?

$10 Mil­li­on ge­gen $2 Mil­li­o­nen! Wer hat denn nun die en­ge­re Be­zie­hung mit Big Oil?

Doch es geht wei­ter. Die Wa­shing­ton Post meint, dass Con­ser­va­ti­on In­ter­na­ti­o­nal $2 Millionen an Zu­wen­dun­gen von BP über die Jah­re er­hal­ten hat. Das ist eine wei­te­re Grü­ne Grup­pe, die den Kli­ma­wan­del seit Jah­ren als "ernst­haf­te Be­dro­hung" dar­stellt und die mit BP in meh­re­ren Pro­jek­ten zu­sam­men­ge­ar­bei­tet hat.

Ist doch lus­tig, dass Green­peace da­rü­ber nicht spricht und das Fol­gen­de auch nicht er­wähnt:

°       BP fi­nan­ziert For­schun­gen zur "Be­kämp­fung des Welt-Kli­ma­prob­lems" an der Prin­ce­ton Uni­ver­si­ty mit im gan­zen $2 Mil­li­o­nen seit 15 Jah­ren,

°       BP fi­nan­ziert ein Ener­gie-For­schungs­in­sti­tut, und zwei wei­te­re US Uni­ver­si­tä­ten mit im Gan­zen $500 Mil­li­o­nen – mit dem Ziel "neue Ener­gie­quel­len zu ent­wi­ckeln und die Aus­wir­kun­gen des Ener­gie­ver­brauchs auf die Um­welt zu ver­min­dern."

°       Exxon­Mo­bil hat $100 Mil­li­on der Stan­ford Uni­ver­si­ty zu­ge­wen­det, da­mit For­scher "Mög­lich­kei­ten fin­den zur De­ckung stei­gen­der Ener­gie­nach­fra­ge ohne ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die glo­ba­le Er­wär­mung."

Die ein­zi­gen ge­nann­ten Dollar­be­trä­ge in der von Green­peace ver­öf­fent­lich­ten Er­klä­rung für den Start von  ExxonSecrets sind die mick­ri­gen $2,2 Mil­li­o­nen. Da­ge­gen ste­hen 10 + 2 + 30 + 500 + 100.

Schau­en wir mal, wozu sich das auf­sum­miert …$642 Mil­li­o­nen!

Wenn man die Welt in zwei Sei­ten teilt – in eine, die den Kli­ma­wan­del für ein erns­tes Prob­lem hält und in eine an­de­re, die den Ein­fluss des Men­schen auf das Kli­ma für so ge­ring hält, dass er nicht er­kenn­bar ist – dann hat [bild­lich ge­spro­chen] die eine Sei­te eine Bank be­raubt, wäh­rend die an­de­re vor ei­nem Schnaps­la­den um mil­de Ga­ben bet­telt.

In dem glei­chen Do­ku­ment, in dem Green­peace über das Geld von Exxon­Mo­bil re­det, be­haup­tet man be­ru­hi­gend, dass die „Kli­ma­wan­del-Leug­ner" nicht das Recht auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung hät­ten.

War­um das?

Weil  "das Recht auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung nicht für Fehl­in­for­ma­ti­on und Pro­pa­gan­da gel­ten wür­de“.

Tat­säch­lich aber ha­ben die Geis­tes­grö­ßen zu die­sem The­ma kon­sis­tent das Ge­gen­teil ver­tre­ten. John Stu­art Mill war glas­klar mit sei­ner An­sicht, dass nie­mand das Recht hät­te, für an­de­re zu ent­schei­den, was Pro­pa­gan­da ist und was nicht. Wür­de er sich Green­peace ge­nau an­se­hen, wür­de er den Green­peace-Leu­ten sa­gen, dass sie auf­hö­ren soll­ten, ihr ei­ge­nes Ur­teil für un­fehl­bar zu hal­ten.

Über hun­dert Jah­re spä­ter hat Noam Chomsky deut­lich er­klärt, dass, wer nicht an die Frei­heit des Wor­tes auch für nicht ge­teil­te An­sich­ten glaubt, über­haupt nicht an die Frei­heit glau­be.

Falls  Green­peace ein ernst­haf­tes Ge­spräch da­rü­ber füh­ren möch­te, wer ei­gent­lich die Fehl­in­for­ma­ti­o­nen he­rum­streut – wozu ich ger­ne be­reit bin – weil un­wi­der­leg­bar er­sicht­lich ist, dass der Big Oil Haupt­ge­winn an die Green­peace-Sei­te der De­bat­te ge­gan­gen ist.

Die Tat­sa­che, dass die Kli­ma­wan­del-Ak­ti­vis­ten ei­nen der­art mäch­ti­gen Finan­zie­rungs­vor­teil ha­ben, und den­noch da­rauf be­har­ren, dass das ge­naue Ge­gen­teil der Fall wäre, ist be­sorg­ni­ser­re­gend. Es sagt eine Men­ge über ihre in­tel­lek­tu­el­le Red­lich­keit aus und über ih­ren Cha­rak­ter und ihr Ver­mö­gen, Fak­ten von Fik­ti­o­nen zu un­ter­schei­den.

Wenn es denn wirk­lich eine Kli­ma­kri­se gäbe und eine Ge­fähr­dung der Zu­kunft un­se­rer En­kel, wä­ren die­se Men­schen nicht die Rich­ti­gen, aus der Ge­fahr he­raus zu füh­ren.

Donna Framboise am 4.6.11

Den Originalbeitrag finden Sie hier

Die Übersetzung besorgte Helmut Jäger EIKE

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5 Kommentare

  1. Hier werden ein paar Dinge vermischt, die säuberlich getrennt werden sollten:

    1. Zahlungen an Forschungseinrichtungen und Zahlungen für PR

    Zahlungen an eine Universität oder Forschungsanstalt sind Föderung von Forschung und Lehre. Man kann dies kontrovers diskutieren, aber es sollte klar sein, dass bei strikter Einhaltung wissenschaftlicher Regeln Ergebnisse nicht beeinflusst werden können. Wenn nun das Beispiel PIK herangezogen wird, ist es offensichtlich, dass die Ergebnisse Sponsoren wie BP o.ä. nicht gefallen können, oder erinnert sich jemand an ein PIK-Ergebnis, das die weitere Nutzung fossiler Rohstoffe befürwortet? Wenn man Beeinflussung im Wissenschaftsbetrieb beim PIK kritisch durchleuchten wollte, müsste man eher schauen, ob die Ergebnisse von Sponsoren wie MunichRe o.ä. beeinflusst sind.

    Im Wissenschaftsbetrieb von „finanziellen Vorteilen“ zu sprechen, widerspricht dem Grundwesen von Wissenschaft. Anders sieht es in der PR aus: Politische Wahlen in den USA werden zu einem nicht unwesentlichen Teil von den zur Verfügung stehenden Geldmitteln entschieden, häufig erfolgt die Förderung getarnt über thinktanks und ähnliche Einrichtungen.

    Gelder, die in PR fließen, sollen Botschaften direkt in die Köpfe der Menschen verpflanzen, der Geldgeber zahlt für die Stoßrichtung der Botschaft, die Qualität der Botschaft ist bestenfalls sekundär.

    2. PR vs. Greenwashing
    Das Verhalten von BP ist nur für naive Beobachter widersprüchlich.
    Die beinharten politischen Interessen werden indirekt, möglichst verborgen vor der Öffentlichkeit, über thinktanks ans Volk gebracht.

    Gleichzeitig dient es dem Eigennutz, sich in der Öffentlichkeit ein grünes Image (BP = Beyond Petrol) zu verpassen, Zahlungen an Forschungsinstitute dienem diesem Zweck des „greenwashings“.

    Es gibt eine einfache Faustregel zur Unterscheidung:
    Dubiose und anrüchige Zahlungen erfolgen verdeckt, das Aufdecken ist dem Geldgeber stets unangenehm.

  2. Es macht marketingtechnisch und kaufmännisch gewiß Sinn, das Erdöl „schlecht zu reden“ und eine Verknappung herbeizureden. Dies hat den Erdölkonzern vermutlich Traumrenditen beschert, die sie unter „normalen“ Bedingungen nicht erreicht hätten. Bei diese Gewinnen ist es auch nicht schlimm, wenn man von Grienpiss u. a. hin und wieder (nach Absprache) öffentlich gebrandmarkt wird. Das gehört zum Marketing-/Geschäftsmodell und so haben diese NGO immer sichere Einnahmequellen.
    Selbst schuld, wenn die Verbraucher auf grün lackierte Lebensweise stehen und bereit sind für jeden sinnfreien Grünmist tief in die Tasche zu greifen, eben moderne Formen des Ablaßhandels.

  3. Aufschlussreich ist auch die Zusammensetzung des Kuratoriums des PIK:

    Dr. Josef Glombik
    Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Land Brandenburg

    Dr. Gisela Helbig
    Bundesministerium für Bildung und Forschung

    Dr. Uwe Franke
    Deutsche BP AG

    Prof. Dr. Hartmut Grassl
    Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg

    Prof. Dr. Peter Lemke
    Alfred-Wegener-Institut, Bremerhaven

    Dr. Thomas Grünewald
    Universität Potsdam

    Prof. Dirk Messner
    Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Bonn

    Klaus Milke
    Germanwatch e.V., Bonn

    Prof. Dr. Brigitta Schütt
    Freie Universität Berlin

    PIK hat also den Vorstandsvorsitzenden der BP Europa SE (so der korrekte Name) im Kuratorium sitzen und die Spinner von Germanwatch haben nix dagegen. Aber Geld kriegt PIK von BP natürlich keins;-)

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