Kaltstart ins Sommer­halbjahr 2021 – Klima­wandel in der warmen Jahreszeit?

Schnee statt Frühlingswärme – auch das gehört zum April. Foto: Stefan Kämpfe

Stefan Kämpfe
Wie erwartet, setzten sich die enormen winterlichen Temperaturschwankungen auch in der Folgezeit fort. Dem Frühsommer der letzten Märztage folgte Spätwinter im April. Das sollte doch in Zeiten einer angeblich immer schnelleren Klimaerwärmung nicht mehr passieren; oder kündigt sich da etwa das Ende der Erwärmung an? Dabei kann eine markante Erwärmung im Sommerhalbjahr, besonders in den letzten drei Jahrzehnten, nicht geleugnet werden. Aber bei der Suche nach deren Ursachen stößt man auf überraschende Ergebnisse und Ausblicke.

Geringe Abkühlung im ersten Jahresviertel – aber starke Erwärmung im Sommerhalbjahr

Wie KOWATSCH/KÄMPFE in ihren Untersuchungen zur Temperaturentwicklung der Einzelmonate feststellten, kühlten sich seit dem Ende der 1980er Jahre die ersten drei Monate des Jahres wieder leicht ab. Da bietet sich ein Vergleich mit dem Sommerhalbjahr geradezu an:

Abbildungen 1a und 1b: Geringe Abkühlung im ersten Jahresviertel in Deutschland (oben, 1a), aber kräftige Erwärmung im Sommerhalbjahr (unten, 1b) seit 1988. Aus Aktualitätsgründen ist der Betrachtungszeitraum des ersten Jahresviertels um ein Jahr länger, weil die 2021er Werte bereits vorliegen. An den gegensätzlichen Trends ändert sich hierdurch nichts Wesentliches.

Nun fragt sich der kritische Zeitgenosse, wie es denn zur angeblichen CO2-Klimaerwärmung passt, wenn sich die ersten drei Monate nicht, die Sommerhalbjahresmonate dafür umso deutlicher erwärmten? Hierzu schauen wir uns einmal den Gesamtzeitraum der DWD-Datensätze an, der bis 1881 zurück reicht.

Abbildungen 2a und 2b: Temperaturverhalten in Deutschland seit 1881 mit Entwicklungsphasen und der Entwicklung der CO2-Konzentration. Oben (2a) das Mittel der ersten drei Monate. Einer kräftigen Erwärmung bei kaum steigenden CO2-Werten folgte zur Jahrhundertmitte eine sehr lange Phase mit geringer Abkühlung bei schon deutlicher steigender CO2-Konzentration. Um 1988 wurde es sprunghaft wärmer; seitdem (siehe Abbildung 1a!) wurde es trotz der am stärksten steigenden CO2-Werte wieder geringfügig kühler. Im Sommerhalbjahr (2b) ist die erste Erwärmungsphase viel länger; die zweite, geringe Abkühlungsphase zur Jahrhundertmitte kürzer, und die dritte, kräftige Erwärmungsphase begann mit 1992 etwas später.

Offenbar, „passt“ die Entwicklung der CO2-Konzentration in den ersten drei Monaten gar nicht zur Temperaturentwicklung; im Sommerhalbjahr passt sie zwar ganz gut zur Phase 1 und 3, aber nicht zu der Abkühlungsphase in der Jahrhundertmitte. Wie wir gleich sehen werden, gibt es aber auch für die Phasen 1 und 3 eine wesentlich plausiblere Erklärung, als die Entwicklung der CO2-Konzentration. Aber was erklärt das Temperaturverhalten der ersten drei Monate? Es ist die NAO.

Abbildung 3: Verlauf der Nordatlantischen Oszillation (NAO, violett) und der Deutschland-Temperaturen von Januar bis März als fünfjährige, zentrierte Gleitmittel. Man erkennt eine grobe Übereinstimmung; im Zeitraum 1881 bis 2021 ist der Zusammenhang (Korrelation) zwischen NAO und Deutschland-Temperaturmittel signifikant positiv (r=0,65).

Im Sommerhalbjahr ist die NAO jedoch für das Temperaturverhalten von geringer Bedeutung.

Die Sonne bringt es an den Tag – wärmere Sommerhalbjahre wegen viel mehr Sonnenstunden!

Anders, als für die Lufttemperaturen, gibt es ein Deutschland-Mittel der Sonnenscheindauer erst seit 1951. Doch die Aufzeichnungen an der Station Potsdam reichen immerhin bis 1893 zurück und können ähnlich der Vorgehensweise der Abbildung 2b auf ihr zeitliches Verhalten geprüft werden:

Abbildungen 4a und 4b: Die zeitliche Entwicklung der Sonnenscheindauer Potsdams in Sonnenstunden je Sommerhalbjahrestag (oben, 4a) erklärt sehr gut die Temperaturentwicklung im Sommerhalbjahr (4b, unten). Man achte auch auf die gute Übereinstimmung mit der Abbildung 2b, trotz des etwas späteren Beobachtungsbeginns in Potsdam.

In einer etwas anderen Darstellungsweise erkennt man die enge „Verzahnung“ von Sonnenscheindauer und Lufttemperaturen im Sommerhalbjahr:

Abbildung 5: Fast stets sind sehr sonnige Sommerhalbjahre auch sehr warm. Der Zusammenhang ist signifikant; die Sonnenscheindauer alleine erklärt schon mehr als 60% der Temperaturvariabilität! Zur besseren Darstellungsweise in einer Grafik musste die Sonnenscheinwerte; hier als Gesamtsumme pro Sommerhalbjahr, in Indexwerte umgerechnet werden.

Abschließend noch die Verhältnisse für ganz Deutschland:

Abbildung 6: Auch in Gesamt-Deutschland lassen sich fast 60% der Temperaturvariabilität des Sommerhalbjahres mit der Sonnenscheindauer erklären – je sonniger, desto wärmer. Zur besseren Darstellungsweise in einer Grafik musste die Sonnenscheinwerte; hier als Gesamtsumme pro Sommerhalbjahr, in Indexwerte umgerechnet werden.

Die Aussichten für das Sommerhalbjahr 2021 und die weitere Zukunft – eher durchwachsen?

Die stark erwärmend wirkende Sonnenscheindauer kann, schon astronomisch bedingt, nicht unbegrenzt weiter zunehmen; damit sind auch der möglichen Erwärmung Grenzen gesetzt. Es lohnt sich aber auch, noch einen weiteren, bedeutsamen Einflussfaktor auf unsere Sommerhalbjahrestemperaturen zu beleuchten – die AMO:

Abbildung 7: AMO und Sommerhalbjahrestemperaturen in Deutschland seit 1856, dem Beobachtungsbeginn der AMO. In AMO-Warmphasen, wie zur Mitte des 20. Jahrhunderts und momentan, sind die Sommerhalbjahre in Deutschland tendenziell wärmer.

Aber wie lange wird uns die gegenwärtige AMO-Warmphase noch erhalten bleiben? Ewig sicher nicht; möglicherweise hat das Ende schon begonnen, was dann wieder kühlere Sommerhalbjahre zur Folge hätte. Aber wie steht es um das Sommerhalbjahr 2021? Ein kühlerer Januar mit höhenkalter Luft und auffallend niedriger Höhenlage der 500-hPa-Fläche, so wie 2021, hatte in der Vergangenheit tendenziell eher einen kühleren Jahresrest und damit auch ein kühleres Sommerhalbjahr zur Folge. Für sichere Prognosen ist der Zusammenhang freilich zu schwach. Auch könnten sich die enormen Temperaturschwankungen des Winters, schon wegen der geringen Sonnenaktivität und der damit verbundenen Neigung zu Extremwetterlagen, weiter fortsetzen – ein Mix aus Hitzewellen und sehr kühlen Phasen also. In der Endabrechnung dürften wohl die hohen Temperaturwerte der Sommerhalbjahre 1947 und 2018 nicht erreicht werden.

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13 Kommentare

  1. Sehr schön, die deutschen Sommer-Temperaturen sind der 60jährigen AMO oder Jupiter und Saturn getrieben. Nach den längeren Sonnenperioden 200, 500 und 1000 Jahre müssten wir längst wieder in kältere AMO-Zyklen Abtriften. Geht aber nicht wegen dem 100% menschgemachten Wärmeinsel-„Klimawandel“ dessen Energie Jahr für Jahr in den Meeren siehe AMO gespeichert wird. Nur so können wir ein nächstes „Mounder Minimum“ abmildern, zumindest hier in Deutschland. Mit jedem eAuto, neuen Gebäuden mit sommerlicher Klimaanlage, jeder neuen Straße oder Riesenwerken wie Tesla mit dunklem  PV-Dach, sowie neuen Windkraftwerken wird dieser Effekt verstärkt…und das ist auch gut so!       

  2. Wobei ich noch keine Studie gesehen habe, welche die Auswirkungen sauberer Luft auf die Sonneneinstrahlung hat.Seit den 70er Jahren, als zurecht die Umweltschweinereien reduziert wurden, hat sich die abschirmende Wirkung des Smogs stark reduziert. Die Wirkung der Sonnenscheindauer kann man im obigen Diagramm von Abbildung 5 und 6 gut sehen.Ebenso müsste auch die Wolkenbildung durch reduzierte Luftverschmutzung (Kondensationskeime) abgenommen haben, was die trockenen Sommer erklären könnte.Vielleicht ist es aber auch die Zunahme heißer Luft, die unsere Volkszertreter von sich geben, die unser Klima aufheizen.Möglicherweise trägt aber auch Kohlenstoffdioxid etwas dazu bei. Etwas. Und bis das nicht genau erforscht ist, bin ich gegen teuere Experimente mit unserem Volksvermögen

    • Sehr geehrter Herr Kaul,

      seit etwa 1990 sind die SO2-, Staub- und NOx-Werte in Deutschland stark rückläufig (Grafiken kann man sich beim UBA ansehen), was sicher stark besonnungsfördernd wirkte. Zusätzlich scheint die Austrocknung der Landschaft (Entwässerung, Melioration, Versiegelungen… ) die Besonnung zu fördern; möglicherweise auch Klimaänderungen durch große Wind- und Solarparks. Ihre Annahmen sind also zutreffend.

  3. Vielen Dank für die interessanten und – wie immer – sehr informativen Darstellungen. Sie wissen ja selbst, dass der ARD Wetterfrosch Karsten Schwanke keine Gelegenheit auslässt, um den menschen-gemachten Klimawandel zu propagieren. Am 24. März 2021 traute ich meinen Augen nicht, als Karsten Schwanke bei „Wetter vor Acht“ doch tatsächlich ein Diagramm zeigte, aus dem hervorgeht, dass es in der Zeit von 1991 – 2020 in Deutschland in allen Monaten außer dem Oktober signifikant mehr Sonnenschein-Stunden gegeben hat als im Vergleichszeitraum von 1961 – 1990. Schwanke hat natürlich nicht erwähnt, dass die höhere Anzahl von Sonnenstunden in den letzten 30 Jahren auch mit höheren Temperaturen einherging, als in den 30 Jahren davor. Damit hätte er ja zugeben müssen, dass diese Temperaturerhöhung vermutlich gar nicht menschen-gemacht ist, sondern von der Sonne gemacht. Den Einfluss der Sonne auf die Klimaerwärmung aber versuchen die Klima-Alarmisten ja konsequent herunter zu spielen.

  4. Welcher Schwachkopf behauptet denn noch daß die Erde von der Sonneneinstrahlung erwärmt wird? Ob der Himmel bewölkt ist oder nicht, die einzig relevante Wärmequelle ist das infrarot  rückstrahlende (natürlich nur anthropogene) CO2. Bis zur Entdeckung des Treibhauseffekts glaubten wir dummen Erdenbewohner die Erde werde von der Sonne erwärmt. 

  5. Bravo, auch hier haben Sie wieder das Jahr 1988 (1989 wäre auch gegangen) als die beiden Jahre gefunden, die bis 2021 einen negativen Trend produzieren: https://i.imgur.com/EjfSZOt.pngNur was sagt das? Alle Jahre davor und danach erzeugen positive Trends. Wie schon beim März geschrieben: Bei hoher Beaufschlagung durch interne Variabilität ( hier die NAO) muss ein Trend mit relativ kurzer Dauer so hin und hergehen, abhängig vom Startpunkt der Untersuchung. Bei längeren Zeiträumen ( 1984 und länger) wird das aber nivelliert. Dann sehen wir den „echten“ Trend.   

    • Hallo Herr Bosse: Und immer die gleiche Antwort von uns, der Temperatursprung war halt nun einmal im Jahre 1988/1989, deswegen der Grafikbeginn. Nehmen Sie ein anderes Jahr als Grafikstart, dann haben Sie beim DWD-Flächenmittel evt. recht, nicht aber, wenn Sie wärmeinselarme Stationen nehmen. So zeigt die DWD-Station Mittenwald seit 1989 eine so starke Abnahme, die den Temperatursprung bis 1972 kompensiert, also 50 Jahre keine Erwärmung mehr in den ersten 3 Monaten

  6. Die hohe positive Korrelation von Sonnenscheindauer und Lufttemperaturen im Sommerhalbjahr zeigt mehr als deutlich, daß die Rechengröße Klima maßgeblich vom Wetter bestimmt wird und nicht von einem Spurengas. Was die Ursachen für die Wetterentwicklung sind, wird trotz exponentiell gestiegener Rechnerleistung noch geraume Zeit Gegenstand intensiver Forschung sein; denn aller Propaganda zum Trotz ist da nichts „gesettlet“.

  7. Vielen Dank für diese Analyse. Wie immer sehr schön faktenbasiert. Ergänzend dazu folgende Anmerkung: Ich meine, überall auf der Erde entwickeln sich die lokalen Temperaturen aus einer Mischung von Strömungseffekten und dem lokalen Sonnenwetter, welches abhängig ist von der Sonnenscheindauer. Gerade die letzten Monate zeigten in Europa, daß sich warme Südströmungen und kalte aus dem Norden in rascher Folge ablösten und die Temperaturen bestimmten. Speziell in Monaten, in denen die Sonnenscheindauer noch kurz ist, überwiegt also das Strömungswetter, wenn die Sonnenscheindauer länger wird, wird auch dieser direkte Einfluß stärker. Zusätzlich wird er noch durch die Bewölkungshäufigkeit moduliert. Keiner der genannten Effekte hat eine Korrelation mit CO2. Und – was ich hier schreibe, sollte doch eigentlich Grundwissen der Meteorologie sein, oder?

  8. Was soll diese unsinnige Darstellung?Hier ist eine 120-jährige Jahresmittelung fernab der Ozeane mitten auf nem Kontinent:Wie ist die langfristige Variabilität entstanden?

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