Trotz „Klimarettung“: Norwegen will Grenze zur Ölförderung verschieben

Nach Ansicht der Grünen nichts als eine Illusion: Eis in der Arktis. Bild: Dörthe Huth / pixelio.de

von AR Göhring

Norwegen verdient an der Ölförderung seit den 1970ern gutes Geld. Um den Wohlstand zu sichern, will die Regierung die sogenannte Eiskante nach Norden verschieben, um weitere Öl- und Gasvorkommen ausbeuten zu können.

Norwegen ist eines der reichsten Länder der Welt. Es gibt nicht wenige Stimmen, die den erheblichen Wohlstand auf die reichen Ölvorkommen in der Nordsee und auf die reichlich vorhandene Wasserkraft des Landes zurückführen. Die Hälfte der nationalen Exporte sind Öl und Gas; und die Rentenkassen werden mit den Einkünften aus dem Verkauf finanziert. Der wichtigste norwegische Schriftsteller Jo Nesbø meinte in einem seiner Kriminalromane einmal sinngemäß, daß die Norweger ihre überschaubaren Arbeitszeiten vermissen werden, wenn das Öl einmal alle sein könnte.

Wie jede Medaille hat auch der Reichtum zwei Seiten: Die kleine Kapitale Oslo ist auf den Listen der teuersten Städte der Welt stets ganz oben zu finden. Es gibt zudem immer weniger Einheimische, die in unattraktiven Branchen wie der Gastronomie arbeiten wollen, was Jo Nesbø in seinen (sehr empfehlenswerten) Büchern belegt, wenn seine Protagonisten stets in einem der zahlreichen Asia-Restaurants Oslos speisen. Zudem wollen junge Norweger immer weniger anstrengende Studiengänge belegen, was den Staat dazu zwingt, Fachkräfte aus dem MINT-Bereich zu importieren.

Die jungen Nordleute studieren stattdessen immer häufiger leichte Fächer, was das staatliche NGO*-Unwesen ähnlich wie in den D/A/CH-Ländern ordentlich aufbläht. Der beliebte Komiker  hat in seiner einflußreichen Dokumentation Gehirnwäsche am Beispiel der Genderisten eindrucksvoll dargestellt, wie viele Studierte im Lande auf staatlichen Posten vom Steuerzahler leben.

Die Regierung sitzt damit in einer pikanten Zwickmühle: Die von Oslo seit 50 Jahren betriebene „fossilkapitalistische“ Wohlstandspolitik (Zitat nach Lilith Rein, FfF Berlin) bewirkt die Entwicklung eines radikalen akademischen Lumpenproletariates, das den „Fossilkapitalismus“ abschaffen will. Und so sieht die Politik von Ministerpräsidentin Erna Solberg denn auch aus: Auf der einen Seite muß sie den genderbewußten und klimarettenden Wähler aus der Bürgerschicht zumindest verbale Zugeständnisse machen; andererseits aber den Volkswohlstand durch Förderung der Rohstoffindustrie sichern.

Daher will die Regierung Norwegens wie die der Nachbarländer zwar seinen CO2-Ausstoß bis 2030 um 40% verringern (ggü. 1990), plant derzeit aber die Verschiebung der Eiskante nach Norden. Mit der „Kante“ ist mehr ein Grenzgebiet von teilweise beweglichem Meereis gemeint, hinter dem keine fossilen Rohstoffe mehr gefördert werden sollen. Da aber die altbekannten Ölfelder in der Nordsee zur Neige gehen, und die gut entwickelte Ölindustrie des Landes nicht nur in Übersee fördern will, sollen die eigenen Ressourcengebiete erweitert werden.

Die Klima- und Umwelt-NGOs in Oslo reagieren reflexartig mit Protesten und fordern zum Schutz von Flora (Plankton?) und Fauna (Eisbären!) eine Beibehaltung der Fördergrenze. Verständlich, denn die verdienen schließlich ihr Geld damit. Die restlichen 99,9% der Norweger leben aber nicht vom Protestieren, sondern von der Realwirtschaft, weswegen die pragmatische Regierung der Eiskante neu festgelegt hat. In Abstimmung mit dem Parlament ist die neue Linie mit einer Wahrscheinlichkeit von 15%, statt wie bisher 30, im April nicht eisfrei. Dem ging bereits die Feststellung Solbergs voraus, daß die Eisgrenze natürlicherweise nach Norden gewandert sei – in einer Interglazial-Warmphase auch nicht anders zu erwarten.

Die Öko-NGOs warnen vor einer Ölpest und fordern daher eine Grenze weiter nördlich mit nur 0,5% Wahrscheinlichkeit für Resteis.

Beim Ölförderer Norsk Olje og Gass hingegen wird vermeldet, daß Norwegen traditionell ein sehr sicherer Förderort sei, und daß in der Barentssee längst gefördert werde – von den Russen, Gazprom. Ob im stürmischen Nordmeer in Zukunft überhaupt gefördert wird, ist übrigens noch gar nicht sicher. Die Natur macht den Betrieb von Plattformen sehr teuer; daher rechnen sie sich nur, wenn der Ölpreis an der Börse hoch genug ist. Wenn ja, soll es in zwei Jahren in der Barentssee losgehen.

*NGO: non-governmental organisation, nichtstaatliche Organisation

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8 Kommentare

  1. Annahme: Norwegen würde auf den Energieträger Öl verzichten und die Norweger würden nachhaltig leben, einschließlich Ernährung auf ökologischer Basis. Energie und Ernährung aus dem eigenen Land. Eine Rechnung ergibt, dass jedem Norweger genau 7 Hektar fürs Überleben zur Verfügung steht. Dazu gehören die Grundbedürfnisse auf diesen 7 Hektar wie Haus, E-Auto, Straßen, Trinkwasser, Kläranlage, Heizung mit Holz, Strom aus Solar/Windrad. Biogas als Ergänzungskraftwerk. Auf den 7 ha müßten nun auch noch der Wald wachsen für die Heizung und den Hausbau, der Mais für die Biogasanlage, für die Ernährung der Gemüse- und Obstanbau und Platz für die Haustiere zum Schlachten. Aufgrund der nördlichen Lage und der unbewohnbaren Gebirgslandschaft stünde dem Durchschnittsnorweger aber höchstens ein Viertel dieser Überlebensfläche zur Verfügung, also 1,7 ha. Ich denke, diese Fläche würde bereits für den Maisanbau als nachwachsender Energierohstoff zu klein sein. Norwegen braucht das Öl, um den Wohlstand der Bewohner zu sichern.

    • Eckdaten zur norw. LW, wenns interessiert (Meine Infos sind nicht mehr ganz aktuell, aber da dürfte sich wenig geändert haben):
      Insgesamt sollen 3% der Gesamtfläche Norwegens für Landwirtschaft nutzbar sein.
      2% als Ackerflächen geeignet (tws. sind wiedersprüchliche Angaben zu finden).
      Die geeigneten Flächen sind relativ klein und zerstreut (vor Jahren stand auf nahezu jedem Feld ein Bagger: um die Steine auszugraben bzw zu beräumen, um die Flächen mechanisiert bearbeiten zu können), zusammenhängendere Landwirtschaftsgebiete sind i. W. nur im Östlandet (so um Drammen herum, auch Obst und Gemüse) und im Sörlandet.
      Nutzwald wird auf ca. 22% der Gesamtfläche ausgewiesen, meist im Privatbesitz, im Norden Staatswald (O- Ton Norweger: „hat der König den Sami geräubt“).
      LW trägt 1,6% zum BIP bei, bindet 3% der Beschäftigten. Stark subventioniert, ähnlich der Schweiz, stark protektionistisch. Großteil der Bedarfsdeckung aus eigener Erzeugung, in der Gesamtschau Nettoexporteur von Nahrungsmitteln (i. W. auf Grund Fischexport).

      Biogasanlagen braucht Norwegen nicht. Die Bruttostromerzeugung durch Wasserkraft (man sprach von 99%) lag bei ca. einem Drittel der von D., bei nicht mal 7% der EW. Pro Kopf sind das überschlägig 40000 kWh gegenüber knapp 7500 kWh in D.
      Maisanbau brauchts deshalb auch nicht, als Biomasse ist Holz verfügbar.

      Wenn(!) ein Land *ökologisch* wirtschaften und leben könnte, dann wäre es vor allem Norwegen. Es ist nicht zu vergleichen mit anderen Ländern, in fast keiner Weise.
      Die Grundlagen dafür sind auch durch das Ölgeschäft geschaffen worden.

      Ein Bauernführer sagte allerdings schon vor paar hundert Jahren: „Der Sprung vom Misthaufen herunter ist leichter als der wieder hinauf!“.

      Aber auch abseits der Frage, ob sich verstärkt wieder Teile der Bevölkerung der LW zuwenden wöllten oder könnten, bleibt offen, ob die bisherige Subventionierung der norw. Landwirtschaft, die Infrastruktur zur Verteilung dieser Güter, usw., ohne die Öl/gaseinnahmen überhaupt aufrecht erhalten werden könnten… ich sage da mal ganz klar nein. Deshalb stimmt: „Norwegen braucht das Öl, um den Wohlstand der Bewohner zu sichern.“

  2. Norwegen war wohl bis in die 70-er Jahre kein reiches Land. Dann kam das Öl und so Schritt für Schritt ging die Post ab. Noch in den 90-ern und Anfang der 2000-er sah man in Bezug auf Autos eher stark Gebrauchte auf den Straßen, dann kam die Zeit der *Börsentraktoren* (Børstraktor) und anstelle der einfachen Hyttas an den Fjorden und Buchten stehen dort jetzt richtige Protzbauten aus Holz, Beton und Glas.
    Wer mal Straßenbaustellen oder ähnliches beobachtet hat, wundert sich etwas über die möglichen Arbeitszeiten. Wer Betriebe besucht hat, hörte viel polnisch, vllt. auch andere baltische Sprachen, ich kann das schlecht unterscheiden. Wer mal mit den Auto in der Werkstatt war, empfindet die schon bei den Dänen herrschende Entspanntheit, landläufig mit *hygge* charakterisiert, geradezu als Ausgeburt der Arbeitswütigkeit.
    Wo früher Schüler Ferienarbeit in der Fischfabrik machten, gehen sie heute eher als Fremdenführer, Aushilfe im Museeum etc.
    Dank Mc Donalds und der sowieso vorhandenen Liebe der Norweger zu Gebäck mit viel Zucker und Butter war zumindest für mich die Zunahme des Leibesumfangs besonders der jungen Norweger und -innen innerhalb zweier Jahrzehnte offen sichtbar.

    Überhaupt erscheinen für den von aussen kommenden Betrachter bestimmte Gegebenheiten unvereinbar, wenn man das Preisniveau mit in Betracht zieht (auf dem Campingplatz kann ein Frühstücksbrötchen aus Teiglingen (ala Rewe, 0,15€) schon mal umgerechnet fast 2€ kosten).

    Die Auswirkungen der *holländischen Krankheit*, die lt. der Theorie durch Investition der erzielten Leistungsüberschüsse aus Rohstoffexport in ausländische Assets vermieden werden können, zeigen sich also, so meine Meinung, dennoch.
    Norwegen bleibt also tatsächlich auf Öl und Gas -als Exportgut- angewiesen. Fischfang und -Verarbeitung oder Bergbauern- Existenz stellen keine attraktive Alternativen dar.
    Und im Gegensatz zu uns, die wir unsere (Export)Industrie an die Wand fahren, ist das den meisten Norwegern wohl noch bewusst, die extremen NGOs werden wohl auf Granit beissen.

  3. 1. Der größte Staatsfonds der Welt soll norwegisch sein. Während der „Coronaphase“ soll der gleiche Fonds Verluste im Wert von circa 18 Milliarden US-Dollar erlitten haben. (Diese Meldung stammt vom August 2020, spanische Zeitung.). Aber angesichts der im nächsten Absatz genannten Zahlen, eine sehr leichte Delle, vernachlässigbar klein. Peanuts. 😉

    Lügenpedia (auch Wikipedia genannt und als wiss. Projekt klar gescheitert, wie einer der Gründer klar und deutlich selbst bekannt, bezeugt hat) bestätigt das und konkretisiert, Zitat: „Der Staatliche Pensionsfonds des Königreichs Norwegen […] ist der größte Staatsfonds der Welt. Das verwaltete Vermögen belief sich am 31. Dezember 2018 auf 8.256 Milliarden norwegische Kronen, rund 828 Milliarden Euro. Am 19. September 2017 wurde erstmals die Marke von einer Billion US-Dollar überschritten. […]“

    2. Norwegen soll kaum mehr als 5,4 Millionen Bürger sein eigen nennen. Die Fläche des Landes ist leicht größer als unser Bundesgebiet. Die Probleme dieses Landes möchte man haben und sind beneidenswert.

    3. Allerdings hat die Größe des Fonds für einige andere Länder durchaus seine Nachteile. Man hat Einfluß oder weiß sich diesen elegant zu verschaffen? (Darüber muß ich mehr recherchieren!)

    Weiter sagt Lügenpedia, Zitat:
    „Mitte 2018 waren 66,8 % des Fondsvermögens in Aktien, 30,6 % in Anleihen und Wertpapieren sowie 2,6 % in Immobilien investiert.[4]

    Der Fonds investiert seit 1998 auch in Aktien und hat in den 20 Jahren seither im Schnitt eine höhere jährliche Rendite als der deutsche Leitindex DAX* erzielt.[5] Mit dem Fonds sollen die staatlichen Öleinnahmen so investiert werden, um für die Zeit vorzusorgen, in der die Erdölreserven der Nordsee zur Neige gehen.[6] 2016 war Norwegen der elftgrößte Erdölexporteur der Welt, bei der Gesamtförderung lag das Land 2015 auf Rang 15. Die norwegische Regierung darf pro Jahr bis zu drei (früher: vier) Prozent des Fondsvolumens für gesellschaftliche Zwecke abziehen.[7]“

    Quelle:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Staatlicher_Pensionsfonds_(Norwegen)

    *) Der Vergleich mit dem DAX hinkt, weil der DAX nur volatile Aktienwert verkörpern kann. Der Staatsfonds hat eine andere Struktur. Man vergleicht also ein wenig Äpfel mit Birnen. Auch haben Immobilien stark an Wert gewonnen, geradezu inflationär.

  4. Zitat Cicero: „Eine Nation kann ihre Narren überleben – und sogar ihre ehrgeizigsten Bürger. Aber sie kann nicht den Verrat von innen überleben. Ein Feind vor den Toren ist weniger gefährlich, denn er ist bekannt und trägt seine Fahnen für jedermann sichtbar. Aber der Verräter bewegt sich frei innerhalb der Stadtmauern, sein hinterhältiges Flüstern raschelt durch alle Gassen und wird selbst in den Hallen der Regierung vernommen. Denn der Verräter tritt nicht als solcher in Erscheinung: Er spricht in vertrauter Sprache, er hat ein vertrautes Gesicht, er benutzt vertraute Argumente, und er appelliert an die Gemeinheit, die tief verborgenen in den Herzen aller Menschen ruht. Er arbeitet darauf hin, daß die Seele einer Nation verfault. Er treibt sein Unwesen des Nächtens – heimlich und anonym – bis die Säulen der Nation untergraben sind. Er infiziert den politischen Körper der Nation dergestalt, bis dieser seine Abwehrkräfte verloren hat. Fürchtet nicht so sehr den Mörder. Fürchtet den Verräter. Er ist die wahre Pest!“

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