Woher kommt der Strom? ein weiterer Problemkreis

Nachdem Tierrechtler gegen die Stromerzeugung mittels unseres Teddyhamsters Crecita protestierten, haben wir wieder auf Netzversorgung im Büro umgestellt. Daher nur ein Symbolbild: Ein Hamster-Kraftwerk. Deutschlands Zukunft? Th. Reinhardt / pixelio.de, Hamster im Rad

von Rüdiger Stobbe

Sind die Deckelung der Förderung von Photovoltaikanlagen und der Einbruch beim Ausbau der Windkraftwerke bereits Faktoren, die die Energiewende, die bisher faktisch nur eine Stromwende ist, stark wackeln lassen, kommt mit dem Guss des Kohlekompromisses in Gesetzestexte ein weiterer Problemkreis hinzu. Mehr als ein Jahr nach der Einigung der Kohlekommission gerät ebendieser Gesetzgebungsprozess in Sachen Ausstieg aus der Kohleverstromung auch wegen der Corona-Krise ins Stocken.

Hier wackelt Deutschlands Traum von der schnellen Energiewende.

Hinzu kommt, dass die Ungleichbehandlung von Braun- und Steinkohlekraftwerken in Sachen Entschädigungszahlungen von den Betreibern der Steinkohlekraftwerke nicht ohne Weiteres hingenommen werden wird. Während die Stilllegung von Braunkohlekraftwerken großzügig entschädigt wird, müssen sich die Besitzer von Steinkohlekraftwerken einem Auktionsverfahren unterwerfen. Ab 2026 könnten solche Kraftwerke sogar ohne Entschädigung stillgelegt werden. Dieses Verfahren gefährdet im Übrigen womöglich auch noch die Wärmeversorgung, welche zum Teil auch durch Steinkohlekraftwerke gesichert wird. Es sieht so aus, dass die Umsetzung der Reste des Kohlekompromisses – komplett übernommen und umgesetzt werden soll er ohnehin nicht – noch Jahre dauern kann.

In unserer 14. Analysewoche importiert Deutschland sehr viel Strom. Frankreich und die Schweiz sind die Hauptlieferanten, die Strom günstig von Deutschland kaufen, um dann – wenn benötigt – wieder an Deutschland zu verkaufen. Bedarfsspitzen werden vor allem durch Pumpspeicherstrom gedeckt. Sehr schön veranschaulicht dieser Chart den Zusammenhang von Stromerzeugung durch erneuerbare Energieträger, Bedarf und Preis.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts liefert die Detailzahlen, die in diesem Chart veranschaulicht werden. Der Import ist in dieser Woche besonders hoch, wie diese Grafik zeigt. Den Strom Im- und Export des Jahres 2020 finden Sie hier grafisch aufbereitet.

In dieser Woche verlässt sich Deutschland sehr stark auf den im benachbarten Ausland erzeugten Strom. Ob es sinnvoll ist, hier in Deutschland Kernkraftwerke abzuschalten, um dann Strom aus Kernkraftwerken anderer Länder (Schweiz, Frankreich) zu importieren, steht auf einem anderen Blatt. Bigott ist es schon.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 29.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 47,87%, davon Windstrom 34,57%, Sonnenstrom 4,79%, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,51%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Sonntag: Wenig Bedarf, aber viel Strom, vor allem aus Windkraftwerken. Der Höchstpreis, der erzielt werden kann, liegt bei 20,59 €/MWh der niedrigste Preis bei -15,80 €/MWh. Frankreich, die Schweiz und Österreich importieren günstig, zum Teil mit Bonuszahlungen für den abgenommenen Strom.

Montag, 30.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 54,40%, davon Windstrom 25,60%, Sonnenstrom 14,40%, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,40%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung lässt nach. Nur von 9:00 bis 16:00 Uhr reicht der in Deutschland produzierte Strom, um den Bedarf zu decken. Ansonsten wird importiert. Die konventionelle Stromerzeugung wird zwar hochgefahren. Doch um den Bedarf zu decken, reicht es nicht.

Dienstag, 31.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,92%, davon Windstrom 12,71%, Sonnenstrom 16,95%, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,25%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute fast das gleiche Bild wie am Montag. Strom-Hauptimporteure nach Deutschland sind wieder Frankreich und die Schweiz. Die konventionellen Stromerzeuger wollen den Bedarf nicht decken. Es steht ein Anstieg der Windstromerzeugung an.

Mittwoch, 1.4.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 54,14%, davon Windstrom 23,31%, Sonnenstrom 18,05%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,78%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Strom aus Windkraftwerken steigt an, die Sonnenkraftwerke produzieren reichlich, wie bereits die ganze Woche. Dennoch reicht das alles nicht, um den Bedarf komplett zu decken. Auch heute wird wieder Strom importiert. Relativ teuer. Im Gegensatz zum Export über Tag. Da fallen die Preise.

Donnerstag, 2.4.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,15%, davon Windstrom 33,81%, Sonnenstrom 15,11%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,23%. Die Agora-ChartmatrixHier klicken.

Der Donnerstag stellt sich im Prinzip wie die Vortage dar: Heute ansteigende Windstromerzeugung  bei starker Sonnenstromerzeugung. Morgens und abends werden höhere Preise aufgerufen als über den sonnenstromstarken Tag. Das Mantra gilt: Je mehr erneuerbar erzeugter Strom im Markt ist, desto geringer werden die Preise.

Freitag, 3.4.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,40%, davon Windstrom 35,34%, Sonnenstrom 11,28% Strom Biomasse/Wasserkraft 12,78%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Um 0:00 Uhr erreicht die Windstromerzeugung den Peak. In der Nacht zum Samstag werden nur noch knapp 5 GW onshore erzeugt. 24 Stunden vorher waren es noch über 23 GW. Die Strompreise schwanken wie gehabt.

Samstag, 4.4.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,83%, davon Windstrom 15,09% Sonnenstrom 21,70%, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,04%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute, zum Wochenend-Samstag, noch weniger Bedarf als sonst. Die Corona-Krise zeigt Auswirkungen. „Zum Glück“ wird heute kaum Windstrom erzeugt. Dass sich das zum Sonntag ändert, deutet sich ab 20:00 Uhr an. Die Sonne scheint heute wieder sehr stark. Das Preisbild der Woche gilt auch heute. Dass auch heute der meiste fehlende Strom auf Frankreich und der Schweiz importiert wird, sei hier noch mal erwähnt.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen?

Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de

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14 Kommentare

  1. Wäre schön wenn… Alles, was diesen einmaligen, grün-benebelten „Sonderweg“ von Blödland aufhalten könnte, wäre ein Segen! Wird aber nicht helfen: Totale Dummheit und Grün-Ideologie halten das Land fest im Griff! In Blödland kann erfahrungsgemäß nur die totale Katastrophe ein Umdenken bewirken. Was aber noch lange nicht gewährleistet, dass dann Vernunft einkehrt…

  2. Wobei man den Anteil der „Erneuerbaren“ durch die Bank um 12% reduzieren kann da ja die Wasserkraft (war schon immer da) und die „Biomasse“ (so nachhaltig wie ein Stück Kohle) nur aus ideologischen Gründen zu den Erneuerbaren zugeschlagen werden. Wenn man die Betrachtung auf die einzig wirklichen EEG Erzeuger fokusiert – Wind und Sonne – dann wird das Dilemma der „Energiewende“ überdeutlich; viel, viel Geld für stochastischen Wetterstrom ohne jedes Substitutionsvermögen.

  3. Vergessen Sie es. Die „Lemminge“ würden wegen „Corona“ zu ca. 17% die Grünen wählen, zu ca. 15 % die Sozen und zu bald 40% die Merkel-Schwarzen. Die Presse jubelt, dass die „Nazis“ nur noch einstellig sind. Dieses Volk kriegt eben mal wieder, was es verdient hat (Lockeres Zitat aus dem Satire-Film „Top Secret!“ mit Val Kilmer) – und das ist m.E. auch gut so!

    • „und das ist m.E. auch gut so!“
      Es gibt andere Völker, die genauso blöd sind. Und warum gut? Die verdummte indoktrinierte Mehrheit reißt das Land ja auch für die Schlauen mit in den Abgrund.

      • Das sehe ich nicht ganz so eng. Die intelligenten Menschen finden für sich und ihre Lieben einen Weg durch das Jammertal. Wichtige Berufsgruppen werden mitgenommen, und der große Rest kann sehen wo er bleibt.

    • Wie schon gesagt, lassen Sie sich die Unterschiede bzw. Zusammenhänge zwischen Leistung und Energie von Ihren MINT kompetenteren Kindern erklären. Das black-out Risiko steht in keinem kausalen Zusammenhang zu irgend welchen %-tualen Energieerträgen aus „erneuerbaren“ Quellen.

    • 50% über den Tag gemittelt. Das An/Abfluten des Wind-und Sonnenstroms und die nutzlose Spitzenleistung wird mit weiterem Ausbau schwieriger, kostspieliger und ist nur handhabbar durch Vorhalten einer fossilen/nuklearen Backup-Lösung, da Speicherlösungen dieser Grössenordnungen noch mehr Geld benötigen als Corona-Nachteilsausgleiche.
      Für einen Versorgungsengpaß sind wir so lange „gut aufgestellt“- bis er da ist…

    • Der Versorgungsengpass entsteht durch Abschalten der Grundversorgung. Es macht den Eindruck, als wären Ihnen die Zusammenhänge nicht klar. Umso überraschter bin ich, Sie dann als Leser auf Eike zu finden.

      • Die Avatare Rudi Tarantik wie auch Rico Schrage sind nur Forentrolle. Sie haben keine eigenen Gedanken, sie argumentieren nicht. Sie belegen nichts, von „beweisen“ schon gar nicht zu reden. Sie sind nur Gebetsmühlen, die immer wieder den gleichen …sinn verbreiten (wollen). Man braucht nicht lange überlegen, was dahinter steckt. Aber wie der Mensch halt so ist: Auch das Verbreiten einer Lüge wird in vielen …köpfen irgendwann zur Wahrheit.

  4. 57% sind von den erneuerbaren in der 14. Analysewoche.

    „So eine Dunkelflaute kommt ja sehr häufig vor.“

    Da sagen die Zahlen was anderes.

    • Sehr geehrter Herr Aguiar,

      Sie sagen „57% sind von den erneuerbaren in der 14. Analysewoche… Da sagen die Zahlen was anderes“.

      Mit dieser Aussage wollen Sie den Eindruck erwecken, dass wenn man die Anzahl der Windmühlen verdoppelt, man eine Stromversorgung von 2 * 57 = 114 % hätte. Mehr als genug also. Wozu da noch Atom-/Kohle/Gaskraftwerke? Und den Überschuss von 14% kann man ja noch gewinnbringend verkaufen. Das ist doch die sehr einfältige GRÜNE Argumentation.

      Was würde jetzt an einem Tag wie dem 4.4.2020 passieren? Mit einer Verdoppelung der Windmühlen.

      Von 0 Uhr bis 6 Uhr: Leistung WKA: 4,75 * 2 = 9,5 GW, benötigt wird aber die 4-fache Leistung, insgesamt also das 8-fache.

      Wollen Sie jetzt die Anzahl der Windmühlen um den Faktor 8 erhöhen?
      Also doch wieder Gaskraftwerke. Und wo kommt das Gas her? Super teurer grüner Wasserstoff, so wie es Umweltministerin Svenja Schulze von der SPD befürwortet, erzeugt durch die Windmühlen sollte es dann schon sein. Gesamtwirkungsgrad: 25% ?

      Also ich kriege nur schwerste Kopfschmerzen, wenn ich die Agora-Charts und die Zahlen anschaue. Und dann noch grüner Wasserstoff als Energiespeicher. Geht’s noch? Da werden Billionen von Euros verschleudert für eine abgrundtiefe schlechte Energieversorgung. Und wozu der ganze Schwachsinn? co2 hat keinen messbaren Einfluss auf die globalen Durchschnittstemperaturen. Außerdem wird es in den nächsten Jahrzehnten kälter, deswegen braucht Deutschland unbedingt eine vom Wetter unabhängige Stromversorgung, z.B. den Dual Fluid Reaktor. Oder sitzen Sie gerne in einer kalten Wohnung bei Kerzenlicht?

    • Na dunkel zum Beispiel jeden Tag.

      Und dann mal vielleicht hier: https://www.vernunftkraft.de/statistik/ gucken.

      Die Abbildung 4 hat eindeutige Spitzen und Flauten.

      Es muss nicht lange dauern, es reicht ja wenn die Grundlast nicht versorgt ist. Die Dunkelflaute ist dann das Tuepfelchen ueber dem I, I wie Iss nich wa?

  5. Ein Trauerspiel, die deutsche Energieversorgung, der Stromreport zeigt es überdeutlich.

    So eine Dunkelflaute kommt ja sehr häufig vor.

    D.h. wenn alle Atom/Kohle-Kraftwerke, wie geplant vom Netz gehen, dann müssen noch zusätzliche Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von mindestens 50 GW gebaut werden. Und wo kommt dann das Gas dafür her? Ist es grüner Wasserstoff von den Windmühlen produziert, so wie es Umweltministerin Svenja Schulze von der SPD befürwortet? Dann wird es extrem teuer. Oder ist es „nur“ blauer Wasserstoff aus Erdgas, wie es Wirtschaftsminister Peter Altmaier bevorzugt, dann wird es sehr teuer. Man könnte zwar das Erdgas auch direkt in den Gaskraftwerken verbrennen, aber das wäre ja viel zu einfach und zu billig. Denn Deutschland muss ja das „Welt-Klima“ retten.

    Mal ganz im Ernst: diese Regierung hat fertig. Mit den Altparteien wird das nichts mehr, denn dort fehlt das Fachpersonal.

    Die Alternative wäre ein Politikwechsel. Im Bundestag gibt es abseits der Altparteien sehr viele freiheitliche Kräfte (inkl. Werte-Union), denen ich das zutrauen würde. So eine Krise ist immer auch eine Chance. Jetzt muss alles auf den Prüfstand für die Zeit danach, für den wirtschaftlichen Aufschwung nach der Krise!

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