Angst regiert*

Die Klima-Kirche: Das Geschäft mit der Angst ! Bild-Quelle: pixabay

Von Roger Köppel (Red. WELTWOCHE)*
Politik ist das Geschäft mit der Angst, auch mit der eingebildeten. Und wer die Angst erkennt, gewinnt.

Warum haben nur vier Jahre später die Grün-Roten und Grünliberalen drastisch zugelegt, während die zuvor siegreiche SVP wieder absackte? Ganz einfach: weil die Grünen die Angst vor einer Klimakatastrophe meisterhaft beschwörten.

Wahlen gewinnt, wer die Ängste der Wähler beherrscht, wer sie nutzt und kontrolliert. Was vor vier Jahren die Migration war, ist heute das Klima, die Furcht vor schmelzenden Gletschern, Hitzewellen, Dürren, schwitzenden Eisbären, Tsunamis und Unwettern als Folge menschlicher Wohlstands-Sünden.

Historiker werden erforschen müssen, wie es möglich war, dass ausgerechnet die Schweiz, dieses behagliche Land auf dem Höhepunkt seines Überflusses, sich in eine derartige Fieberkurve apokalyptischer Zukunftspanik hineinhalluzinieren konnte.

Das materielle Wohlgefühl gebiert die schrecklichsten Ungeheuer. Vielleicht ist es auch eine List der menschlichen Natur, dass uns das schlechte Gewissen immer dann am heftigsten ereilt, wenn es uns am besten geht. Eine psychologische Rückversicherung gegen Übermut, der immer lauert.

Was für die Schweiz im Kleinen gilt, trifft auch auf den Planeten zu: Die Konjunktur der grünen Klimakollaps-Verhinderer fällt in ein Gunstjahrzehnt weltweit steigender Lebensstandards, segensreicher Überalterung und sinkender Kindersterblichkeit.

Noch nie genossen so viele Menschen auf der Erde einen so grossen, wenn auch oft bescheidenen Wohlstand. Die chinesische Regierung hat es – übrigens dank hitzetreibendem Kohlestrom – fertiggebracht, rund 800 Millionen Chinesen aus bitterster Armut zu befreien.

Der steil hochschnellende menschengemachte CO2-Ausstoss ist Folge und Symptom dieser weltweiten Wohlstandsschübe. Wer das CO2 abstellen will, killt den Wohlstand – und stösst Milliarden von Menschen zurück in Armut, Elend und Krieg.

Niemand bestreitet, dass das gigantische Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum Umweltprobleme verursacht.

Die Vermüllung der Ozeane, das Wegroden der Tropenwälder, das Aussterben von Insektenarten, die man bis zu ihrem Aussterben zwar nicht kannte, an deren Verschwinden man dann allerdings umso intensiver Anteil nimmt – Nachrichten dieser Art lassen die Bewohner der Reichtumsinsel Schweiz ehrlich betrübt und voller Mitleid zusammenzucken. Solange keine anderen unmittelbaren Nöte drücken.

Glücklich ist das Land, das sich um die Rettung entlegener Regenwälder, um die Bewahrung seiner Gletscher oder um die Pflege von unbekannten Insektensorten kümmern kann. Wer seine Prioritäten so ausrichtet, hat die Mühsal der täglichen Existenzsicherung hinter sich gelassen oder glaubt zumindest, sie hinter sich gelassen zu haben.

Die Schweiz lebt im Modus eines Millionenerben, der das Vermögen seiner Eltern für wohltätige Zwecke ausgibt, um dadurch auch die mutmasslichen moralischen Verbrechen zu tilgen, von denen er annimmt, sie seien von den Eltern auf dem Weg der Vermögensbildung begangen worden.

Dass die Angst vor dem Weltuntergang ausgerechnet in Zeiten reift, in denen der Weltuntergang so weit entfernt scheint wie nie, nimmt der Angst vor dem Weltuntergang nichts von ihrem Wirklichkeitsbezug.

Ob die Katastrophe jemals eintreffen wird, ist dabei nicht von Belang. Entscheidend ist die Angst. Entscheidend ist, dass die Leute an die Katastrophe glauben oder dass sie sich wenigstens einbilden wollen, sie würden, indem sie eine bestimmte Partei wählen, etwas gegen die Katastrophe unternehmen.

Widersprüche trüben das moralisch erhöhte Selbstempfinden kaum: Noch nie demonstrierten in der Schweiz so viele fürs Klima. Noch nie flogen im letzten Sommer mehr Schweizer in die Ferien.

Grosse Ängste, kollektive Fieberschübe der Angst lassen sich nicht mit rationalen Argumenten entkräften. Man kann eine Angst politisch nur mit einer Gegenangst bekämpfen.

Man hätte zum Beispiel versuchen können, die relativ abstrakte Angst vor einer erst noch drohenden Klimakatastrophe durch die theoretisch weniger abstrakte Angst vor den Folgen der panikbefeuerten Klimapolitik zu kontern.

Die SVP versuchte es. Aber ihr Anrechnen gegen die Klimakatastrophenwalze konnte die geballten Endzeit-Emotionen nicht entschärfen. Noch nicht. Die Zahlen blieben abstrakter als die Zukunftsbilder und Szenarien der Klimawandel-Angstmacher.

Umgekehrt haben es die Grünen geschafft, den Leuten eine simple Botschaft überzeugend zu verklickern: «Wählt uns und verzichtet, dann wird die Menschheit weiterleben.» Wer ist schon, solange es nichts kostet, gegen die Rettung seiner Spezies?

Vielleicht ist nichts so bezeichnend für dieses Wahljahr wie der Umstand, dass die politische Agenda von Kindern und Jugendlichen gesetzt wurde, deren auffälliges Erkennungszeichen es war, dass sie die Schule schwänzten.

Greta Thunberg ist die Ikone dieser Schulvermeider, das Mädchen, das keine Zeit zum Lernen hat, aber alles weiss; die strenge, bebende Stimme der Erleuchtung, die keine Widerrede duldet.

Kinder machen Politik. Aber Kinder sind kleine Despoten, und eine Politik, die auf die Kinder hört, muss ihrerseits despotisch werden.

Europa ging nicht unter, obwohl die Migranten kamen. Wird die Welt am Klima scheitern? Vielleicht. Vielleicht bricht im nächsten Jahr die Weltwirtschaft zusammen, und neue Ängste haben Konjunktur.

Politik ist das Geschäft mit der Angst, auch mit der eingebildeten. Und wer die Angst erkennt, gewinnt.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion  Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der WELTWOCHE Zürich : .Angst regiert | Die Weltwoche, Nr. 43 (2019)| 24. Oktober 2019 ; http://www.weltwoche.ch/  ; EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Roger Köppel für die Gestattung der ungekürzten Übernahme des Beitrages.

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8 Kommentare

  1. Eine weitere Angst u. große Geschäftsidee war die vor dem Cholesterin. Auch hier gab u. gibt es eine breite „Expertenfront“. Nur noch Margarine, nur 1 Ei pro Woche, keine gesättigten Fettsäuren u. viele Medikamente zur Senkung des Cholestrinspiegels mit z.T. heftigen Nebenwirkungen. Die Pharmaind. wurde u. wird reich damit. Der Beweis, dass damit Herz-, Kreislauferkrankungen gesenkt werden können, steht nach wie vor aus!
    Wer dagegen Front machte, verlor Forschungsgelder. Heute wieder gerne für eine vegane u. damit „gesunde“ Ernährung genommen. Unter dem Teppich landen dabei wieder Erkenntnisse, dass Zucker u. kohlenhydratreiche Ernährung viel schlimmere Folgen haben.
    Isst man dagegen mediterrane Kost, die durchaus Fleisch, Wurst, Käse enthält zusammen mit Gemüse, Obst, Olivenöl, Rotwein u. Kümmelschnaps und lässt Angstgefühle vor einer imaginären Gefahr weg, lebt man nachgewiesener Maßen länger.
    Sehr modern: das Weglassen von laktose- u. glutenhaltigen Lebensmitteln. Natürlich steigt gleichzeitig der Absatz von Ersatzprodukten, die das 3fache kosten. Hier sind dann Sojaprodukte, die in der Fleischproduktion den Regenwald schädigen, durchaus erwünscht. Übrigens enthalten Fleischersatzprodukte besonders viele Klebereiweiße (Gluten). Warum sind die Veganer eigentlich wie der Teufel hinter dem Fleischgeschmack her? Wie viele von denen behaupten vegan zu leben u. esse heimlich Fleisch, nur um zum Mainstream zu gehören? Wie viele rennen wie die Bekloppten umher u. laufen Halbmarathon u. schädigen ihr Herz viel mehr als so mancher Couchpotato im festen GLAUBEN daran, super gesund zu leben?
    Der Anteil Menschen, die tatsächlich gegen Laktose u. Gluten allergisch reagieren beträgt 2-5%. Wen interessiert heute schon TATSÄCHLICH?
    Was hat das mit Klima zu tun? Keine Ahnung! Aber mit Angst… Betrug…. Geschäft… Dazugehören… Glauben!

  2. Erlauben Sie bitte die Wiederholung eines Textes, den ich schon im Mai 2011 verfasste:
    kosmonomisch kurz kommentiert (2)

    „Größte Freiheit ist Angstfreiheit.“

    Dreht man diese meine „Sequenz von Skepsis“ Nr. 130 im rechtsstaatlichen aktuellen Sinne, lässt sich formulieren: „Angst baut die unüberwindlichsten Kerker.“ Oder einfach: „Angst ist Gefangenschaft.“
    Was wird nicht alles in dieser freiheitlich-demokratischen Gesellschaft inszeniert und behauptet, um Angst zu erzeugen, um auch bei nicht ganz so Leichtgläubigen wenigstens Verunsicherung und Ratlosigkeit zu hinterlassen!
    Die Methode hat ihre uralten Wurzeln in allsichtigen strafenden Gottheiten, die sich seit jeher mit der herrschenden geistigen und gelegentlich auch biologischen Inzucht-Kaste vereinigen.
    Im Zustand der Angst lässt sich das Volk leicht gegeneinander aufbringen (teilen) und beherrschen, übervorteilen und im umfassenden Begriff zur Kasse bitten bis hin zum zu entrichtenden Blutzoll.
    Angstpropheten („Feindbild“-Erzeuger) sind heute in üblicher und bewährter Weise irgendwelche Kartelle, auch phantasievolle Institute mit scheinwissenschaftlichen Kompetenzen.
    Der kurze Draht führt direkt zu den medialen Demagogen und ihren vorauseilend loyalen Nachbetern, die dafür sorgen, dass aus jedem Anlass, sei er begründet oder aus der Luft gegriffen, zumindest ein epochaler Medientsunami entsteht.
    Der allein schon spült reichlichst Geld in die gewünschten Kanäle und Macht in manch zweifelhafte Zentrale.
    Heute ist der 30. Mai. – Weltuntergang!
    Wir sprechen uns. – Bis morgen!
    Ohne Angst.

  3. Angst war schon seit Menschengedenken Mittel zur Macht.
    Waren die alten Ängste noch regionaler oder göttlicher Natur, so sollen sie heute globaler Natur sein. Nur holen die regionalen direkten kleinen Ängste diese globalen unerfahrbaren Ängste bald wieder ein. Doch der Lauf der Lemminge ist in vollem Gange und wird nur noch Mittels schmerzlicher Erfahrungen gestoppt werden können. Bis dahin sind vermutlich schon einige über den Rand der Klippe gedrängt worden.

    Mit besorgten Grüßen!
    Christian Möser
    Zimmerer

  4. Wählt uns und verzichtet, dann wird die Menschheit weiterleben.»Für die meisten reicht es „DIE “ zu wählen! Verzichten ist eher nicht angesagt, denn „DIE“ sind doch die Vielflieger! Vielleicht noch etwas Ablasshandel, also der Flug nach Malle 10 € Klimaabgabe, dann kann man doch mit fast gutem Gewissen fliegen. Ach ja, bei einer größeren Elterngruppe hätte keiner was dagegen, dass man nach dem Abitur erstmal ein Jahr Pause macht und sich ferne Länder und Kulturen anschaut, hauptsächlich Neuseeland ist der Sehnsuchtsort. Nicht wenige haben noch vor kurzem Greta zugejubelt.

  5. Dass Schweizer Angst vor schmelzenden Gletschern haben, ist erstaunlich. Die Angst vor Tsunamis ist schon leichter zu verstehen, schließlich hat man da keine Erfahrungen. Weiße Eisbären würden gut zur Schweiz passen, nur die Robben, die man als Futter bräuchte, passen nicht ins Habitat.

  6. „Europa ging nicht unter, obwohl die Migranten kamen.“ Nein, der Kontinent Europa wird auch nicht untergehen. Der wird bleiben. Die kulturellen und historisch gewachsenen Werte aber werden untergehen. Die weitere unkontrollierte Massenmigration aus fremden Kulturen werden eines Tages dafür sorgen. Da sitzen noch Millionen Menschen auf gepackten Koffern.

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