Die Naturreligion der gehobenen Stände

von Bertha Stein

Es wird viel über den Klimaschutz in den letzten Tagen geredet: über Greta Thunberg, über „Flugshaming“ oder über Coffee-to-go-Becher. Richtig in Schwung kommt der Klimaschutz aber mit den Grünen. Mittlerweile einen Prozentpunkt liegen sie vor den Christdemokraten (25 Prozent). Ein richtiger Höhenflug. Und er zeigt: Klimaschutz ist zur „unsichtbaren Hand“ à la Adam Smith geworden. Der Klimaschutz diktiert die Richtung, ist zu einer Religion par excellence geworden.

Was Greta Thunberg für die Fridays-for-Future-Kids ist, sind Annalena Baerbock und Robert Habeck für ihre Eltern. Eigentlich ein schnuckeliges Bild in neutestamentarischem Gewand: die großstädtische Jungfrau Annalena, der intellektuelle Zimmermann Habeck und das Jesuskind Greta. Um sie herum die drei heiligen Könige, AKK mit Anti-Rezo-Weihrauch, das Dreiergespann Dreyer, Schwesig, Schäfer-Gümbel mit seiner sozialdemokratischen Myrrhe-Schlagkraft und Söder mit der glänzenden Gold-Selbstgefälligkeit der CSU, man erinnere sich nur an das Raketenvorzeigeprogramm „Bavaria One“. Für die Rollen der Esel und Schafe ist gesorgt, genug – mehr oder minder – Freiwillige stehen schon in den Startlöchern bereit.

So oder ähnlich könnte die grüne Weihnachtskrippe aussehen. Nicht mehr Gott, sondern dem Klima wird gehuldigt. Ähnlich den Vorsokratikern, die sich von den theologischen Vorstellungen befreiten und nach dem Urstoff suchten, aus dem letztendlich alles entstand: Für Thales war es das Wasser, für Anaximenes die Luft und für die Grünen ist es, allumfassend gesprochen, das Klima.

Weg von der Faszination für Yoga und Ayurveda

Ein Imagewandel hat sich folglich bei den Grünen vollzogen. Weg von den konfuzianischen Weisheiten zu den Bundestagswahlen 2017, wie „Umwelt ist nicht alles. Aber ohne Umwelt alles nichts“, weg von der Faszination für Yoga, Ayurveda und den exotischen Liebesabenteuern. Der fließende Wechsel der Grünen-Bundesvorsitzenden, von der bunten Ulknudel Claudia Roth 2013 über „Simone Peter-wer?“ zu Annalena Baerbock und Robert Habeck 2018, zeugen nicht nur personell von diesem Gesinnungswandel.

Statt „Konfuzius sagt“ heißt es nun „das Klima spricht“. Und zwar als brennender Dornbusch. Wie Gott zu Moses, so offenbart sich das Wetter den Grünen. Solch eine anthropomorphisierende und magische Denkweise nennt man in der Psychologie Animismus. Es ist ein typisches Phänomen in der kindlichen Entwicklungsphase nach Jean Piaget. Pfeift der Wind wie wild durch die Lüfte, möchte es dem Kind etwas sagen, so die Logik des Kindes. Das Kind lädt die Natur mit semantischer Bedeutung auf.

Das ist auch der Grund für die misanthropische Klimaobsession, die rigide Fixierung auf den Klimaschutz; nicht nur der Grünen, sondern vieler Gutsituierter in diesem Land. Und das Konzept des Egozentrismus, zu dem das animistische Denken gehört, kann hier weiterhelfen. Während der egozentrischen Entwicklungsphase ist das Kind unfähig, sich in andere Sichtweisen hineinzuversetzen, es hält die eigene Ansicht für die einzige und nicht für eine unter vielen. Der Entwicklungspsychologe Jean Piaget zeigte das sehr schön mit seinem „Drei-Berge-Versuch“.

Auf den Klimaschutz übertragen, könnte man sich folgendes Szenario vorstellen: „Annalena, kaufst du deine Lebensmittel beim Bio-Supermarkt?“ – „Ja.“ – „Weil du es dir leisten kannst und das Klima schützen willst?“ – „Ja.“ – „Kann es sich eine Krankenpflegerin leisten?“ – „Ja, wenn sie es nur will“. Dass materielle Zwänge die Krankenpflegerin davon abhalten, beim Bio-Supermarkt einkaufen zu gehen, weil sie sich noch den jährlichen Urlaub gönnen möchte, ist für den animistisch-denkenden Klimaschützer undenkbar, gleicht nahezu einer Gotteslästerung.

Um in den Worten des Philosophen Ludwig Klages zu enden: Der grüne Klimastaat fungiert als „Widersacher der Gesellschaft“. Und wenn das sich nicht ändern wird, kann man nur verzweifelt nicht den Klimagott, sondern den alten Herrn der Israeliten anflehen: „Gott bewahre uns“.

Mit freundlicher Genehmigung von Bertha Stein. Zuerst erschienen bei der Achse des Guten.

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9 Kommentare

  1. Finde es gut geschrieben. Glaube auch, das ALB so reagieren würde. Aber: Leider sind sie nicht kindlich naiv. Im Gegenteil ziemlich zielstrebig unter Nutzung der modernen Medien. Siehe Rezzo, maiLab, Tilo Jung. Ihre NGO`s leisten ganze Arbeit im Hintergrund. Greta wird von jungen Grünen empfangen u. schon färbt deren Ruhm ab u. alles erscheint als eine „Graswurzelbewegeung“. Sie aktivieren entspr. Journalisten u. Wissenschaftler, Meteorologen u. schaffen es in Talkshows ihr Framing durch zu bringen. Ein neuer „Sprech“ wird eingeführt u. alle die anders denken, diffamiert u.o. lächerlich gemacht. Was so kindlich wirkt, ist hoch professional u. sehr gut eingefädelt. Heute wieder einen Beitrag gefunden. Da spricht ein junger sympatischer Mensch über die Energiespeicher u. jeder Unbedarfte nimmt ihm ab, dass das die Lösung der Energieversorgung ist! Davon gibt es zig Beiträge. Machart immer gleich u. nicht schlecht gemacht!

  2. Da „Klimaschutz“ ja nichts weiter bedeutet als „das Wetter schützen“ (denn Klima ist ja nichts anderes als ein mehr schlecht als recht gemittelter Zustand des Wetters über einen bestimmten Zeitraum), sollt doch das Ganze schon für sich sprechen.
    Darf man aber nicht sagen, weil – siehe Beitrag der Autorin!

    Chris Frey

  3. Die Grünen sind nicht die Ersten die die frei und gratis zurfügung stehende Erlösung vom Klimatod durch Sonne und Wind und Wasser uns sehr teuer anbieten,äh regelrecht aufzwingen wollen. Das ist ein sehr lukratives Geschäft. Macht die christliche Religion schon lange. Wie frei nach Paulus, die Errettung vom Tod ist ein Geschenk des Himmels doch wie der Missionar sagt, kostet es halt etwas um es zu euch zu bringen.So sind doch auch die Kirchen sehr reich geworden.Und auf den Himmel warten wir immer noch. Man ist ja immer bereit mehr zu zahlen wenns gratis ist, oder? Hoffentlich müssen wir nicht noch wieder 2000 Jahre warten. Grüsse Mut und viel Geduld.

  4. „….eine schnöde Aufforderung, doch bitte das IPCC aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken….“

    Das ist nicht möglich. Die Angelegenheit ist jetzt ein Multi-Milliarden-Business. Der Klima-Wahn lohnt sich richtig in gewissen Kreisen.

      • Und auch Hitler war nicht in der Lage, langfristig zu planen. Die Irren gehen nach Gefühl vor, was max. mittelfristig funktioniert. Letztlich terminieren sie sich selbst. Aber nicht ohne noch ein paar Milliönchen ihrer Bürger mitzunehmen

  5. Ein Paradies auf Erden! Der Name der Autorin, die es beschreibt, führt die Erinnerung über 60 Jahre zurück. – Vier Studenten der Physik standen im Wald vor einem idyllischen Haus, die Blätter rauschten sanft. – Bis einer der vier, von der Stimmungsbrechung des Brecht animiert (?), plötzlich sagte: “ Das ist also die Hütte, in der der Herr Goethe die Frau von Stein so richtig platonisch geliebt hat.

    Ist auch dieses Paradies in Gefahr? – Immerhin liegt seit einigen Tagen auf dem Tisch der lieben deutschen obersten Umweltschützerin, der Frau Schulze, eine schnöde Aufforderung, doch bitte das IPCC aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken:

    https://de.scribd.com/document/413465008/Atmospheric-Carbon-Dioxide-Does-Not- Contribute-to-Warming
    Für einfache Gemüter auch auf deutsch:
    https://de.scribd.com/document/413528852/Atmospha-risches-Kohlendioxid-tra-gt-nicht- zur-Erwa-rmung-bei

    • „Für einfache Gemüter auch auf deutsch:“
      Wenn Ihnen die deutsche Sprache nicht gefällt, hauen Sie doch einfach ab aus Deutschland oder bleiben Sie im Ausland.

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