Reduktion der CO2-Emissionen möglicher­weise ohne Wirkung auf Klima der kommen­den 20 Jahre

Vom Blog Die Kalte Sonne
Jochem Marotzke machte sich Gedanken, ob die CO2-Einsparungen wirklich in nähere Zukunft reinen Einfluss auf den Temperaturverlauf haben können. In einem neuen Paper (Marotzke 2018) simuliert der Hamburger Klimaforscher den durch Klimamodelle prognostizierten Temperaturverlauf der 2030er Jahre und verwendet einmal einen konventionellen Emissionsverlauf (Szenario RCP 4.5), und einmal ein politisch reduziertes Emissionsszenario.

Fazit: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird wohl kein Unterschied zu bemerken sein, da die natürliche Klimavariabilität in diesen Zeitmaßstäben die Oberhand behält. Das Paper erschien in WIREs Climate Change und kann kostenfrei als PDF heruntergeladen werden:

Quantifizierung der nicht reduzierbaren Unsicherheit in Kurzfrist-Klimaprojektionen

Falls das Paris-Abkommen der COP21 sehr effektiv umgesetzt wird, mögen Treibhausgas-Emissionen nach dem Jahr 2020 sinken. Ob dies zu einer identifizierbaren kurzfristigen Reaktion führen wird in „ikonischen“ Klima-Quantitäten im wissenschaftlichen Sinne und öffentlichem Interesse bleibt unklar, weil die Klima-Reaktion verschleiert sein wird durch die quasi-zufällige interne Variabilität. Ich definiere die Klima-Reaktion als eine Zu- oder Abnahme eines linearen Klimatrends im Zeitraum 2021 bis 2035 im Vergleich mit dem Zeitraum 2006 bis 2020. Außerdem werde ich festlegen, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine solche Trendänderung auf eine vermutete Politik bzgl. Emissions-Reduktionen nach 2021 zurückzuführen ist. Ich quantifiziere die nicht reduzierbare Unsicherheit bei der Projektion einer solchen Trendänderung mittels sehr großer Ensembles (100 Mitglieder) des hoch modernen Klimamodells MPI‐ESM‐LR. Die Trends der globalen mittleren Temperatur (GMST) sind im Zeitraum 2021 bis 2035 höher als im Zeitraum 2006 bis 2020, und zwar in einem Drittel aller Fälle bei dem Abschwächungs-Szenario RCP2.6, interpretiert als Umsetzung des Paris-Abkommens, im Vergleich zu etwa der Hälfte der Fälle im Nicht-Abschwächungs-Szenario RCP4.5. Die Abschwächung reicht aus, um eine Trendabnahme der GMST zu bewirken mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,40, und ist hinreichend mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,33. Trendzunahmen der September-Eisbedeckung in der Arktis und der Atlantischen Overturning Zirkulation (AMOC) gehen nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,1 auf Emissions-Reduktionen zurück. Im Gegensatz dazu sind Emissions-Reduktionen notwendig für eine Trendabnahme des Wärmegehaltes der oberen Ozeanschichten mit einer Wahrscheinlichkeit über 0,5. Einige ikonische Klima-Quantitäten mögen folglich im Jahre 2035 eine identifizierbare Reaktion eines erfolgreichen Paris-Abkommens zeigen, aber manchmal mit geringer Wahrscheinlichkeit und eine substantielle Kommunikations-Herausforderung darstellend.

In den Conclusions finden sich noch einige deutlichere Aussagen. Marotzke warnt, dass selbst schmerzhafte Anstrengungen zur CO2-Reduktion in den kommenden zwei Jahrzehnten kaum einen Einfluss auf das Klima haben könnten:

Mein Gedanken-Experiment zeigt, dass es entscheidend ist, realistische Erwartungen hinsichtlich der Effizienz von Klimapolitik im Kurzfrist-Zeitraum zu haben: Selbst falls Treibhausgas-Emissionen nach dem Jahr 2020 abzunehmen beginnen, ist die Wahrscheinlichkeit substantiell, dass die Reaktion ikonischer Klima-Quantitäten auf diese Abnahme nicht vor dem Jahr 2035 erkennbar werden.

Mit 90%-iger Wahrscheinlichkeit werden das arktische Meereis (SIA ) und der Golfstrom (AMOC) in den 2030ger Jahren nicht auf Änderungen in den CO2-Emissionen reagieren. Schon jetzt sieht Marotzke eine große Kommunikations-Herausforderung auf die Wissenschaftler zukommen, ähnlich wie bereits beim unerwarteten Hiatus der letzten Jahre.

Der Hauptfortschritt meiner Analyse liegt in der Fähigkeit, das Ausmaß der nicht reduzierbaren Unsicherheit zu quantifizieren darüber, ob die vermuteten Emissions-Reduktionen die gewünschte Klima-Reaktion hervorrufen in einem bestimmten Zeitmaßstab. Die Wahrscheinlichkeit dieser Reaktion hängt ab von der fraglichen Quantität, aber auch von der Art der Ursache: für den Zeithorizont bis 2035 liegt die Wahrscheinlichkeit hier in einer Bandbreite zwischen etwas unter 0,1, die sowohl notwendig als auch hinreichend ist für SIA und AMOC, und etwas über 0,5 als notwendig für den ozeanischen Wärmegehalt.

Die Diskussion dieser Wahrscheinlichkeiten ist nicht trivial, wird aber gefördert durch präzise Definitionen und Bedeutungen, die dieser zugrunde liegen (Hannart et al., 2016; Pearl, 2000). Die Kommunikations-Herausforderung (Deser et al., 2012) stützt außerdem die Vorstellung, dass der jüngste Stillstand keine Irritation für die wissenschaftliche Gemeinschaft darstellt (Lewandowsky, Risbey, & Oreskes, 2016) , sondern stattdessen eine Gelegenheit zu Diskussionen über die Rolle der internen Variabilität (Fyfe et al., 2016) bietet für ein Publikum, welches anderenfalls einer solchen Diskussion abgeneigt ist.

Die Klimawissenschaften steuern weiter in schwerem Fahrwasser. Die natürliche Variabilität bereitet ihnen riesige Probleme, da sie in den Modellen stark vernachlässigt wurde. Noch immer träumt Marotzke davon, dass die Natur nur Rauschen hervorbringt (“quasi‐random internal variability“). Es wird jedoch sicher der Tag kommen, an dem auch er die systematische Wirkung natürlicher Klimafaktoren wie Ozeanzyklen und solare Aktivitätsschwankungen anerkennen wird. Vielleicht sollte er anfangen sich für die Paläoklimatologie zu interessieren, die gerade auf der rechten Spur an ihm vorbeizieht…

Link: http://diekaltesonne.de/reduktion-der-co2-emissionen-wohl-ohne-wirkung-auf-klima-der-kommenden-20-jahre/

Anmerkung: Dieser Beitrag erschien zuerst im Blog Die Kalte Sonne. Übersetzung der englischen Passagen von Chris Frey EIKE

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12 Kommentare

  1. „Mit 90%-iger Wahrscheinlichkeit werden das arktische Meereis (SIA ) und der Golfstrom (AMOC) in den 2030ger Jahren nicht auf Änderungen in den CO2-Emissionen reagieren.“

    Fakt ist, daß es keinen Beweis gibt, daß das CO2 in der Atmosphäre überhaupt einen Einfluß auf den Golfstrom und auf die Eisbildung im Nordpolarmeer hat.

    Desweiteren ist zu berücksichtigen, daß die Modelle den Dust-Bowl in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht nachbilden können. Und das zeigt, daß die Modelle noch recht primitiv sind, was die Klimanachbildung der Vegangenheit betrifft.

    Desweiteren hat es in den letzten 2000 Jahren kleine Eiszeiten und kleine  Warmzeiten gegeben. Die letzte „Kleine Eiszeit“ begann vor ca 400 Jahren. Und so wie es jetzt aussieht ist die nächste dran. Eines ist jedenfalls bereits jetzt der Fall: Das Meereis im Nordpolarmeer hat wieder seit dem Minimum von 2012 zugenommen. Und übersehen wird auch, daß die Wikinger mit offenen Booten Grönland und Island besiedeln konnten und sogar bis Nordamerika vorstießen.

    Insofern geht es bei solchen Publikationen um das Absichern von Forschungsgeldern und Geld für den nächsten noch schnelleren und noch größeren Gigantrechner. Was ja für die Meteorologie insgesamt nicht schlecht ist. Aber das ist eine andere eite desselben Blattes.

  2. „Jochem Marotzke machte sich Gedanken, ob die CO2-Einsparungen wirklich in nähere Zukunft reinen Einfluss auf den Temperaturverlauf haben können.“

     

    Erst einmal sollte er versuchen zu beweisen, daß CO2 überhaupt die Temperatur (und von was) beeinflussen kann.

    • Ich bin schon seit einige Zeit in ein Meinungsaustausch mit dem Umweltbundesamt (UBA) bezüglich der Klimaschädlichkeit von CO2 und die Temperaturadjustierung von der NOAA.

      Dabei ist meine Frage eigentlich ganz einfach zu beantworten: Begründe ein sachlicher Fehler in der Text unter folgende Link: http://egbert1.bplaced.net/Beyerinck/CO2.htm

      Das UBA dreht und wendet sich bis jetzt erfolglos.

      • „Das UBA dreht und wendet sich bis jetzt erfolglos.“
        Lieber Herr de Beyer, da werden Sie wohl weiter warten müssen!!!

        Schon zu Zeiten des Herrn Gabriel hat mir das UBA – seinerzeit vom BMU zur Antwort „aufgefordert“ – aktenkundig mitgeteilt, dass man nicht über die erforderliche Fachkunde verfüge, um Kritik an den Aussagen des IPCC prüfen zu können! – Es ist daher für mich durchaus verständlich, dass man gegenwärtig überhaupt nicht mehr zur Sache antwortet, bzw. gar nicht antworten könnte.

        MfG

        • Ja Herr Wolff, da haben sie natürlich recht. Aber aus persönliche Gesprächen mit Mitarbeiter des UBA habe ich den Eindruck bekommen, dass sie wirklich an diese Märchen glauben. Ich wäre deshalb schon froh wen wir einige Personen in diese Behörde klar machen können das die Welt größer ist als ihre Luftblase. Und mit unwiderlegbare wissenschaftliche Argumenten musste es doch möglich sein wenigstens einige Mitarbeiter im UBA zum Zweifeln zu bringen ohne das sie dies offiziell bestätigen. Das Schöne an dieser Sache ist das eine Behörde Fragen von Bürger immer beantworten müssen. Deshalb wäre es gut so viel wie möglich verschiedene Personen zu motivieren in Kontakt zu treten mit der UBA. Wir wollen keine Demonstrationen wie die der gelben Westen in Frankreich, aber ein bisschen passive Widerstand wäre hier doch angebracht. https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen

          • Lieber Herr de Beyer,

            Sehr gut! – „Ihre persönlichen Gespräche  mit UBA  Angstellten beweisen einmal mehr, dass deren fehlende Fachkunde offenbar mindestens das Niveau der Frau Svenja Schulze erreicht!“

            Kommunikation sinnlos!

            MfG

    • Grundlage der Klimadiskussion sind Daten.

      Was soll man von diesem Vorgang halten?

      Korrekturen der Satellitendaten [Veröffentlicht am 15.12.2016] Die Temperaturen der Troposphäre lassen sich mittels der erdumkreisenden Satelliten nahezu flächendeckend ermitteln. Dabei ist es außerdem möglich, die Temperaturen verschiedener Etagen der Atmosphäre separat zu messen. Zur Verfügung gestellt werden diese Satellitendaten von Remote Sensing Systems. Nun hat dieses Institut vor einigen Monaten eine neue Version dieser Daten eingeführt. Die zuletzt zur Verfügung gestellte Version 3.3 wurde durch die Version 4.0 ersetzt. Dabei gab es einige Änderungen, die hier im folgenden kommentarlos dargestellt werden sollen. Zu den Folgen gehört jedoch, dass sich der Erwärmungstrend der letzten Jahrzehnte durch die angewandten Korrekturen zumindest rechnerisch deutlich erhöht hat. Dargestellt werden für verschiedene Bereiche neben den klimatischen Abweichungen auch die Differenzen zwischen den Datensätzen, die offenbaren, welche Korrekturen zur neuen Version führten. Zu beachten ist, dass die ausgewerteten Regionen in beiden Versionen identisch sind. Abb. 1: Globale Temperaturen.

      • Grundlage der Klimadiskussion sind Szenarien!

        Genaugenommen sind die Grundlagen eine zur Ideologie mutierte Gewinnsucht der Finanzhaie, die schon seit vielen Generationen die Welt und jede Regierung im Würgegriff halten. Jedes CO2-Zertifikat, alle „Umwelthilfen“ laufen über Banken, die damit Traumgewinne machen.

        Genauso alt wie die Klimadiskussion ist auch die Fälschung der gemessenen Daten. Rainer Hoffmann hat das schon vor längerem akribisch nachgeprüft. Ganz offensichtlich wurde es, als T. Karl 2015 die NOAA-Daten durch dubiose Verrechnung von Meerestemperaturen so hingetrimmt hat, dass man die „Pause“ seit 1998 vertuschen konnte.

        Was nicht passt (und der Gier einiger Superreicher im Weg steht), wird passend gemacht.

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