Lächerliche Wartung von Wetter­stationen verursacht Temperatur-Rekorde in Spanien

Anthony Watts
In Spanien hat Leser Paco Eslava Garcia meine Beiträge gelesen, in denen es um die schlechte Qualität von Wetterstationen geht, welche rekordhohe Temperaturen erzeugen. Jüngst habe ich diesbezüglich auf den eventuellen Allzeit-Temperaturrekord in Afrika hingewiesen, dessen Ursache die schlechte Position relativ zu einer Flughafen-Rollbahn gewesen sein könnte (hier; auf deutsch beim EIKE hier). Ebenso habe ich beschrieben, dass auch Temperaturrekorde im Gebiet um Los Angeles das Produkt schlechter Aufstellungsorte sind (hier). Als Beispiel hierfür kann diese Messhütte auf dem Dach der Feuerwehr von Santa Ana dienen: (siehe Bild oben!)

In meiner Studie bei der American Geophysical Union AGU ging es um hunderte von derartig schlecht positionierten Stationen, die den Temperaturtrend der USA steigen lassen (hier).

Aber was Paco in Spanien gefunden hat, schlägt dem Fass den Boden aus. In seinem Tweet beschreibt er es so:

Übersetzung [aus dem Spanischen bei Watts ins Englische und hier jetzt ins Deutsche]:

Dies ist die meteorologische Station, an welcher der höchste Temperaturrekord in Spanien gemessen worden ist. Sie befindet sich im Verwaltungsdistrikt von Montoro … ein wenig Wartung würde sicher nicht schaden!

Paco spricht von einem Stevenson Screen [er sieht aus wie eine amtliche Wetterhütte, wie sie bis zur Jahrtausendwende in Deutschland gebräuchlich waren. Inzwischen sind sie aber durch andere Messinstrumente ersetzt worden. Anm. d. Übers.]. Durch die Lamellen im Kasten strömt die Luft. Darin befindet sich das Thermometer. Der Kasten sollte weiß sein, um den solaren Aufheiz-Effekt zu minimieren. Wie man aber sieht, ist der Kasten hier alles andere als weiß. Er ist dunkel wegen der fehlenden weißen Farbe, die den Betreibern wohl ausgegangen ist:

Es scheint außerdem so, als sei die Tür vorne am Kasten verloren gegangen. Die Vegetation daneben ist zu hoch. Sie blockiert den Wind. Außerdem gibt es ganz in der Nähe noch eine große Beton-Struktur.

Paco fügt das folgende Foto hinzu, wo man die Station in der Ferne sieht unterhalb des Wortes „Vega“:

Warum ist diese Messstelle ein Problem? Weil an dieser Station im vorigen Jahr 2017 ein neuer Allzeit-Temperaturrekord aufgetreten war:

Die Gemeinde Montoro in Spanien verzeichnet einen neuen nationalen Rekord von 47,3°C. (Siehe den Beitrag auf dem Blog von Mark Vogan). Der bisherige Rekord stand bei 47,2°C. In der Stadt Cordoba war ein neuer Allzeit-Rekordwert mit 46,9°C aufgetreten, während Madrid einen neuen Juli-Rekord mit 40,2°C verzeichnete.

Ich frage mich, ob der staatliche meteorologische Dienst von Spanien AEMET sich die Mühe gemacht hat, die Wetterstation von Montoro unter die Lupe zu nehmen, bevor man dort den Allzeit-Rekord verifizierte. Wahrscheinlich nicht. Das ist in jedem Falle ein empörender Fall nachlässiger Wissenschaft.

Glücklicherweise scheint es so, als sei diese Station nicht Teil des GHCN [= Global Historical Climatological Network], so dass sie nicht in Temperaturtrends eingeht. Aber sie geht ein in die klimatischen Ereignisse von Allzeit-Rekorden und viele Schlagzeilen. Das ist aber auch nicht akzeptabel.

Die Albedo der Oberfläche kommt ins Spiel, wenn es um hohe Temperaturen geht, und ein Stevenson Screen, welcher seiner Farbe verlustig gegangen ist und außen aus dunklem Holz besteht, absorbiert tagsüber mehr einfallende Solarstrahlung, wodurch es im inneren wärmer wird als es sollte.

Aber hallo, nennen wir es einfach „Klimawandel“ und nicken zu dem Konsens, wie es AEMET offenbar getan hat.

Ein Freud von Paco, nämlich Juan Antonio Salado, hat noch mehr gefunden. Er schreibt:

Hier sieht man drei zentrale AEMET-Stationen. Die erste muss händisch abgelesen werden, die zweite mit zwei Windtürmen vor dem Gebäude und mitten im Gebüsch und schließlich die automatische Station, welche offiziell auf der Terrasse verwendet wird:

Ein anderer Freund, Zdenek Nejedly, beschreibt eine weitere denkbar schlecht aufgestellte Station (ebenfalls mit dunklem Dach und abblätternder Farbe), an welcher der frühere Rekord aufgetreten war:

Man sollte während der nächsten Tage sehr vorsichtig hinsichtlich der Maximum-Temperaturen an einigen spanischen Stationen sein. Ich habe so meine Zweifel an der Montoro-Station. Jeden Tag ist es dort 1 bis 2°C wärmer als an anderen heißesten Stellen in Spanien. Der Rekord von 47,2°C war dort im Jahre 1995 aufgetreten, ABER …

Die Temperaturmessung auf der Straße, auf Dächern mit schlecht gewarteten Instrumenten ist einfach unverantwortlich, und man würde so etwas in der Wissenschaft keinesfalls erwarten. Man fragt sich, ob man beim AEMET einfach nur faul, inkompetent – oder beides ist.

Link: https://wattsupwiththat.com/2018/08/06/laughable-weather-station-maintenance-causes-highest-ever-temperature-record-in-spain/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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Anmerkung von Dipl.-Met. Hans-Dieter Schmidt:

Es kommt noch ein wesentlicher Punkt hinzu. Unser Übersetzer hat zwar als Einschub die bis zur Jahrtausendwende allgemein üblichen Wetterhütten erwähnt. Diesbezüglich gab es genaue Vorschriften seitens der WMO. Eine davon lautete, dass die Türen der Hütte ausschließlich nach Norden gerichtet sein müssen. Man vergleiche nun auf dem Bild oben die Türen der Hütte relativ zum Sonnenstand! – H.-D. S.

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6 Kommentare

  1. Wie macht man sonnenscheinreiche Tage heiß? Antwort: Man stellt die Wetterhütten auf oder neben dunkle Betonflächen, also am besten neben die langen Betonlandebahnen der Flughäfen mit möglichst viel Autobahnanschluss in unmittelbarer Umgebung. Die heißen Abgase sorgen zusätzlich für Warmluft. Das sind die wirklichen Kipppunkte des Klimas und auf alle Fälle menschengemacht.

    • Danke Herr Schmidt für diese guten Infos im Artikel, die eine beste Ergänzung zu unseren (Kämpfe,Kowatsch,Leistenschneider) diversen Wärmeinseleffektartikel darstellen. Ein Bekannter hat mich auf einen weiteren Punkt zum stetigen Wachstum des WI in Deutschland aufmerksam gemacht, der im Artikel nicht erwähnt wird. Das ist die zunehmende Maisherstellung als Rohstoff für die Stromerzeugung. Die Anbaufläche in Deutschland für diese „Biogaskraftwerke“ soll angeblich bereits 25 000 km2 betragen, laut „Deutsches Maiskomitee e. V,“ wer auch immer das sein mag. Diese Flächengrößenangabe ist fast unglaublich, denn es handelt sich ca 7% der Gesamtfläche Deutschlands. Abgeerntete Maisfelder sind staubtrocken und meist braun, sie sind die wesentliche Ursache für die Überschwemmungen in naheliegenden Ortschaften bei einem Gewitter, denn die Maisanbauböden haben Betonackereigenschaften. Aber damit wirken diese Betonäcker im Sommer bei der senkrechten Sonne genauso wie die Häuser in der Stadt, sie speichern die Tageswärme und verhindern die Frischluftbildung auf dem Land. Natürlich kann z.B. in München gar keine nächtliche Frischluft auf dem Marienplatz mehr ankommen, einerseits weil die Frischluftschneisen der Stadt selbst zugebaut sind, aber auch, weil außerhalb keine Frischluftbildung mehr stattfinden kann. Wichtig ist mir die Erkenntnis, dass es sich wohl deutschland- und weltweit gar nicht mehr um Wärmeinseln handelt, sondern in den letzten 100 Jahren sind riesige Wärmeregionen entstanden und wie der Artikel zeigt, sind viele Messstationen in diesen Wärmeregionen so ausgerichtet, dass sie diese menschliche Zusatzwärme auch noch ganz toll erfassen können. Eine Erwärmung durch ein „Treibhausgas“ CO2 gibt es nicht. Es handelt sich um eine Ursachenverwechslung der ungebildeten und bestens bezahlten Klimamärchenerzähler.

  2. Daß die ofiziellen „Wettermeßhütten“ nicht nur vereinzelt inkorrekt aufgestellt werden, hat zugenommen. Die DWD-Meßstation auf dem Flughafen Lübeck hat jetzt im Westen in 15m Entfernung einen Autobahnzubringer, einmal davon abgesehen, daß das Vorfeld mit den Hallen im Osten in ca. 50 m Entfernung beginnt. Ist also nur bei östlichen Winden relevant.

    In Bremerhaven und Cuxhaven befinden sich die Wetterhütten vom Hafen bzw. Fluß umschlossen. Und so geht das „lustig“ überall weiter.

    Man kann nur staunen, was so alles bei der Aufstellung der „Wetterhütten“ falsch gemacht wird, obwohl es genaue Richtlinien gibt.

  3. Anmerkung von Dipl.-Met. Hans-Dieter Schmidt:

    „Es kommt noch ein wesentlicher Punkt hinzu. Unser Übersetzer hat zwar als Einschub die bis zur Jahrtausendwende allgemein üblichen Wetterhütten erwähnt. Diesbezüglich gab es genaue Vorschriften seitens der WMO. Eine davon lautete, dass die Türen der Hütte ausschließlich nach Norden gerichtet sein müssen. Man vergleiche nun auf dem Bild oben die Türen der Hütte relativ zum Sonnenstand! – H.-D. S.“

    Noch schlimmer- ich habe mal in meiner Ausbildung zum Agraringenieur (wir hatten auch Meteorologie) gelernt, dass Wetterhütten auf einer ausreichend großen, von Kurzgras bewachsenen Fläche stehen müssen.  Also, wenn ich mir die Bilder in dem Beitrag so ansehe- alles gute Beispiele, wie man in Wärmeinseln misst; mit seriöser Meteorologie hat das nix mehr zu tun.

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