Mit der Energiewende zurück ins Mittelalter

Transport wie im Mittelalter; Bild simon45 /pixelio.de

von Prof. Hans-Günter Appel
Bei den Jamaika-Sondierungsgesprächen wurde über die Abschaltung der Kohlekraftwerke gestritten. In diesem Rahmen berichtete die Umweltministerin Barbara Hendricks stolz, im Bereich der regenerativen Energien seien mehr als 300.000 Arbeitsplätze entstanden, die heute rund 30 Prozent unseres Strombedarfs decken würden. Die Braunkohlenkraftwerke, die 20 Prozent unseres Strombedarfs erzeugen, hätten dagegen nur 22.000 Mitarbeiter. Sie hat wohl nicht gemerkt, welche brisante Mitteilung sie hier veröffentlicht hat.

Fakten zu den Lohnkosten der Energiewende

Diese Zahlen von 300.000 zu nur 20.000 hat die Umweltministerin ganz offensichtlich in die Debatte geworfen, um darauf hinzuweisen, durch die Schließung von einigen Kohlekraftwerken würden nur wenige Arbeitsplätze verloren gehen. Doch das ist eine mehr als oberflächliche Betrachtung. Es lohnt  sich, ein wenig zu rechnen. Zur besseren Übersicht werden gerundete Zahlen verwendet.

Die Ökostromanlagen haben 30 Prozent Anteil an unserer Stromerzeugung von 600 Milliarden Kilowattstunden (kWh) im Jahr. Das sind 180 Milliarden kWh Ökostrom, für die mehr als 300.000 Arbeitsplätze erforderlich sind. Die Kosten eines Arbeitsplatzes kann man mit 50.000 Euro im Jahr ansetzen. Damit werden 600.000 kWh Ökostrom je Arbeitsplatz im Jahr erzeugt zu Lohnkosten von 8,3 Cent/kWh.

Die Braunkohlekraftwerke haben 20 Prozent Anteil an der deutschen Stromerzeugung. Sie produzieren also 120 Milliarden kWh im Jahr. Damit erzeugt jeder Mitarbeiter neunmal mehr Strom als die Ökostrom-Arbeiter, nämlich rund 5,5 Millionen kWh, zu Lohnkosten von 0,9 Cent/kWh.

Diese günstigen Kohlekraftwerke sollen nun stillgelegt werden, um noch mehr teuren Ökostrom dem Verbraucher aufzuzwingen. Wir können uns glücklich schätzen, dass das nicht möglich sein wird. Physikalische Grenzen bremsen die Einspeisung des wetterwendischen und damit unberechenbaren Ökostroms. Mit den derzeitigen Anlagen haben wir die Grenzen bereits überschritten. Ökostromanlagen liefern bei Starkwind und Sonnenschein immer öfter mehr Strom als gebraucht wird. Dieser Strom muss dann entsorgt werden, weil entsprechende Speichermöglichkeiten bisher noch nicht einmal ansatzweise vorhanden sind. Die Entsorgungskosten übersteigen in diesem Jahr 100 Millionen Euro und wachsen mit jeder weiteren Ökostromanlage.

Mit der gleichen Methode könnte die Umweltministerin übrigens auch bei der Erzeugung von Öko-Nahrung für mehr Arbeitsplätze sorgen. Sie braucht nur die Verwendung von fossilen Brennstoffen für die Erzeugung von Öko-Nahrung verbieten. Dann müsste wieder mit der Hand gesät und geerntet werden. Pferde oder Ochsen müssten pflügen und die Ernte einbringen. Man kann sich leicht vorstellen, mit dieser Aktion würden die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft verzehnfacht. Dies ist ein Rückschritt um hundert Jahre. Heute versorgt bei uns eine Arbeitskraft in der Landwirtschaft mehr als hundert Menschen. Die Öko-Landwirte können dann nur 10 Menschen versorgen. Die Preise müssten entsprechend steigen oder die Produkte wie beim Ökostrom subventioniert werden.

Die Effizienz der Ökostromanlagen ist blamabel. Sie sind ein Rückschritt in Richtung Mittelalter. Fortschritt ist die Erhöhung der Produktivität, also den Mehrwert pro Arbeitsstunde zu vergrößern. Das ist nur möglich durch den Einsatz von immer mehr Maschinen und Robotern, die Arbeitsleistungen übernehmen. Ihr Antrieb erfolgt heute weitgehend elektrisch. Das heißt, wenn wir die Effizienz weiter steigern wollen, brauchen wir mehr preiswerte elektrische Energie. Die Wendeplaner fordern jedoch, den Stromverbrauch zu reduzieren. Damit ist automatisch Rückschritt verbunden. Der hohe Personaleinsatz zur Erzeugung von Ökostrom zeigt klar auf: Ökostrom führt uns zurück ins Mittelalter mit seinen Windmühlen, deren Problematik Wilhelm Busch so schön beschrieben hat:

Aus der Mühle schaut der Müller,
Der so gerne mahlen will.
Stiller wird der Wind und stiller,
Und die Mühle stehet still.

So gehts immer, wie ich finde,
Rief der Müller voller Zorn.
Hat man Korn, so fehlts am Winde,
Hat man Wind, so fehlt das Korn.

Mit Ökostrom wird es nicht nur teurer, sondern es gehen auch die Lichter aus und die gesamte Produktion steht. Sollen wir dahin kommen?

Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel
Pressesprecher NAEB e.V. Stromverbraucherschutz

 

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15 Kommentare

  1. Frau Hendriks sollte alle Arbeitslosen dazu bringen, daß diese mit einem Fahrrad Strom erzeugen. Wir hätten schlagartig keine Arbeitslosen mehr, allerdings wäre der so erzeugte Strom nicht ganz CO2-frei. das wäre doch ein tolles Beschäftigungsprogramm.

  2. Die Hendricks ist so blöde eine grosse Anzahl von Arbeitsplätzen für eine vergleichweise geringe Stromproduktion als „Erfolg“ zu bezeichnen. Wir werden von Ignoranten regiert, aber jeder bekommt was er wählt, Öko-Deutschland eben seine „Energiewende“….

  3. Offensichtlich ist ein „Blackout“ zwingend notwendig, damit die Wirtschaft und die Bevölkerung kapiert, welchen Schwachsinn man da vorwärts treibt. Erst wenn ein kompletter Ausfall der Stromversorgung erfogt, werden Staatsanwälte der Frage nachgehen müssen, wer die Schuld am Desaster trägt, um diese Figuren für Ihr Grob-Fahrlässiges Handeln zu verurteilen. Diese können im nachhinein nicht behaupten, sie hätten das nicht kommen sehen oder nicht gewusst, dass grüne Energie zu Blackouts führt. Politiker wie Hendriks in Deutschland, in der Schweiz ist es Leuthard, sind mit Sicherheit direkte Profiteure. Ist dieses bewusste „an die Wand fahren“ der deutschen Wirtschaft nicht ein verfassungswiedriges vorgehen? Immerhin wird dabei die Wirtschaft wissentlich vernichtet, bzw. grosse Risiken bewusst in Kauf genommen.
    Funk René

  4. „Die Ökostromanlagen haben 30 Prozent Anteil an unserer Stromerzeugung von 600 Milliarden Kilowattstunden (kWh) im Jahr.“

    An solchen Aussagen stört mich immer wieder, diese Schludrigkeit! Damit legt man das Mißtrauen für alle Aussagen im Artikel.

    Für 2016 kann man nachlesen:

    Wind  =  14.3 %  —- 77.84 TWh

    Sonne  =  6.9 %  —- 37,53  TWh

    Diese beiden stehen im Fokus, zusammen = 21.2 % !!!!  — 115.37 TWh (Biomasse u. Wasser = 12.3 %)

    Gesamtstrom-Produktion 2016 = 543.82 TWh.

    Jetzt muß man die installierte Nennleistung dazu publizieren, u. dann zeigt sich das ganze Dilemma:

    Wind = 49.59 GW

    Sonne = 40.72 GW

    Summe =90.31 GW —— benötigt werde in Deutschland ca 85 GW!!!

    Gesamt installierte Nennleistung 2016 = ca 200 GW !!

    2017 wurde weiter gebaut!

    Hier muß der Zusammenhanfg hergestellt werden.

    https://www.energy-charts.de/energy_pie_de.htm?year=2016

    https://www.energy-charts.de/power_inst_de.htm

     

    • @Eugen Ordowski

      Sie sollten noch einen Schritt weitergehen…und zwar sollte man die produzierte Leistung der Windmühlen und Solarparks nochmal aufsplitten…in die zwei Punkte „genutzte“ und „ungenutzte“ Produzierte Sonnen- und Windleistung.

      Das Problem ist das EEG….das EEG ist ein politisch/ideologisches Gesetz, dass die Marktmechanismen außer Kraft setzt…sprich…das EEG verhindert hier eine marktwirschaftliche Betrachtung. Das EEG zahlt auch für Leistung, die gar nicht benötigt werden und somit auch Keinen Nutzen in sich tragen. Das ist so, als wenn Sie Strom geliefert bekommen, wenn Sie diesen nicht benötigen oder eben dann keinen Strom bekommen, wenn Sie diesen benötigen….diese sog. Erneuerbare Energie Gesellschaft stellt somit ihren ganzen Lebensstandard auf den Kopf…von einer Nachfrage Gesellschaft zu einer Angebotsgesellschaft…man bekommt nur dann etwas, wenn es da ist bzw. produziert dann zuviel, wenn es nicht benötigt wird und das bei einen Just-in-Time Produkt wie es Strom/Energie nun mal ist.

      All dies kann man auch unter „Rationierung“ oder eben einer Mangel- und Armutsgesellschaft zusammenfassen.

       

    • Hinzu kommt noch die Kohle, die verbrannt werden muss wegen Wind und Solar. Wenn zu viel Strom ins Netz gespeist wird, bricht es zusammen. Also muss immer ein Kraftwerk vom Netz genommen werden, wenn der ‚Ökostrom‘ nicht im Ausland entsorgt werden kann. Wenn der Wind dann fröhlich weht und die Sonne freundlich scheint braucht es dann noch Kraftwerke im Stand-by – Betrieb, da die Anlagen zu groß sind, um in Sekunden auf volle Leistung zu kommen, falls sich mal ne Wolke vor die Sonne schiebt. Oder, wie letztes Jahr bei einer partiellen Sonnenfinsternis, als eine Woche Panik in den Medien war, wie im Mittelalter. Zu guter Letzt wird dann auch noch Kohle verfeuert, um die Kraftwerke Abends oder bei Windstille wieder auf volle Leistung zu bringen. Da bei all dem ja kein Strom produziert wird, da die Kraftwerke nicht am Netz sind, taucht die Kohle, die hierfür verfeuert wird, in keiner Statistik auf. Das ist Kindergarten – Niveau :“Wenn ich die Augen schließe, bist Du weg, weil ich Dich nicht sehen kann. “ Na ja, vielleicht wächst die Kohle, die zum pampern von Windmühlen verbrannt wird, wieder nach, auf den Nachhaltigkeitsbäumen im Pippi Langstrumpf Garten von Frau Hendricks.

       

  5. Was heißt denn, dass 300.000 neue Arbeitsplätze entstanden wären. Das ist doch mal wieder nur Statistik, wo das zusammengefasst wird, um auf diese Zahlen zu kommen. Weil keine echten Zahlen veröffentlicht werden, kann ich es  nur vermuten. Bei den 300.000 Arbeitsplätzen sind wahrscheinlich die „Dienstleister“ eingerechnet, die täglich massenhaft Werbeanrufe machen und zur Umstellung auf „nachhaltige“ Energie auffordern. Es gibt im Internet auch Seiten, wo genauere Angaben zu Arbeitsplätzen und Löhnen stehen. Diese Angaben sind unterteilt nach Ortsgebieten und einzelnen Berufsgruppen. Gleichzeitig gibt es dort Angebote für Arbeitsplätze. Vor einigen Jahren hatte ich da mal etwas umfangreicher hingeguckt. Dort wurden Arbeitsplätze für Projektmanager  für den Aufbau von Solaranlagen angeboten, zu einem Lohn von 20.000 Euro brutto, nicht monatlich sondern für das gesamte Jahreseinkommen.

    Statistiken werden so gemacht, wie Politiker sie haben wollen. Da werden viele Dinge weggelassen.

    • @Dr. Klaus Sander

      Da muss ich Ihnen Recht geben….ein politisches Konstrukt einer sog. Energiewende die auf einen marktfeindlichen EEG basiert ist NUR mit Subventionszahlungen aufrecht zu erhalten. Und Subventionen sind nichts anderes als die Steuern von heute und die Steuererhöhungen von Morgen….egal ob es nun eine EEG Zwangsabgabe ist oder nicht…der Deutsche Stromverbraucher und Arbeitnehmer zahlt mehr und mehr für das Produkt Strom…weil dieses Zwangssubventionert wird….fällt die Subvention weg, dann fallen auch die Arbeitsplätze in der sog. EE-Branche weg…weil diese auf der Subention und eben nicht auf den Markt-Wirtschaft basieren.

      Somit ist in der EE-Branche kein einziger Arbeitsplatz entstanden sondern es sind in den marktwirtschaftlichen Energiebranchen von Kohle, Gas und Kernkraft inkl. der anderen Industriebranchen der Grundstoffindustrie…masiv Arbeitsplätze VERNICHTET worden!

       

  6. Stephan Bujnoch

    Die Argumentation von Frau Hendricks ist entlarvend. Sie meint, die „Generierung“ von Arbeitsplätzen wäre per se ein gutes Werk. Wie viele öffentlich alimentierte Gutmenschen ist ihr nicht klar, dass Leistung einen Zeitbezug hat.

    Ich habe in meinem beruflichen Leben mit vielen grünen Leuten gestritten, die von unendlichem Vekehrswachstum sprachen und gleichzeitig die Grenzen des Wachstums postulierten. Beides ist falsch. In jedem realen Marktszenario gibt es eine technische Grenze, also auch im Straßenverkehr. Bei gegebener Infrastruktur ist irgendwann schluss. New York stand anfangs des letzten Jahrhunderts kurz vor der Wachstumsgrenze durch den Fuhrwerkverkehr. Und wenn man technischen Fortschritt zulässt, gibt es keine Wachstumsgrenze. Dies heißt nicht – wie die Grünen d.h. die eigentlichen Konservativen behaupten – immer mehr zu produzieren, sondern beispielsweise mit geringerem Faktoreinsatz die gleichen Volumina herzustellen. Auch dies ist Wachstum und gleichzeitig die Voraussetzung ein „Mehr“ zu verteilen. Merke, wenn die Sonne der Wissenschaft tieft steht, werfen selbst Ökonomiewichtel lange Schatten!

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