«Bockmist»-Quiz: Die Auflösung

Silvio Borner, Red. und Foto WELTWOCHE Zürich

Silvio Borner*(WELTWOCHE)
In der vorletzten Ausgabe haben wir an dieser Stelle (Anm. EIKE: WELTWOCHE 18/2016) zwölf irreführende Aussagen vorgestellt, mit denen die Energiewende gerechtfertigt werden soll. Hier entlarven wir den Unsinn.

1 – «Sonne und Wind schicken keine Rechnung.»

Eine Lüge ist das sicher nicht, aber ein kräftiger Bockmist, der insinuiert, dass Strom aus Sonne und Wind gratis ist. Auch die Wolken schicken für ihren Regen keine Rechnung. Trotzdem ist der Strom aus Wasserkraft nicht kostenlos: Die Gemeinden und Kantone im ­Gebirge verrechnen sogenannte Wasserzinsen. Auch die Dammbauer und Generatorenhersteller schicken ­natürlich Rechnungen, genauso wie im Fall der Solar­energie die Lieferanten von Fotozellen oder bei der Windkraft die Erbauer von Windrädern. Genau dasselbe tun die Eigentümer des Bodens, auf dem Windräder oder Sonnenkollektoren stehen.

2 – «Diese Solaranlage versorgt 2000 Haushalte.»

Eine glatte Lüge, weil die Versorgungssicherheit nicht auf Jahres­basis gewährleistet werden muss, sondern zu jeder Sekunde. Mein Herz versorgt meinen Körper auch nicht, wenn der Blutdruck im Jahresmittel stimmt, aber zwischendurch auf null abfällt. Die Nutzer von Solarstrom würden das rasch merken, wenn sie im abgetrennten Netz unter sich bleiben müssten.

3 – «Die Förderung der Erneuerbaren ist ein Gebot der Zukunft.»

Sprachlicher Bockmist, denn ein «Gebot» ist rein normativ. In dem Fall steht es im Widerspruch zu Theorie und Praxis. Diese zeigen deutlich, dass staatliche Investitionen und Subventionen Innovation verhindern und nicht fördern.

4 – «Solarstrom wird immer billiger.»

Das ist wieder gelogen, weil wohl die Zellen immer billiger werden, aber nicht die Anlagen und schon gar nicht die Folgekosten der flatterhaften Einspeisung in Form von Speicherung, Back­up und Integration ins Netz. Je höher der Anteil der Solarenergie, desto höher die Kosten.

5 – «Ein Viertel des Stromverbrauchs kann kostenlos eingespart werden.»

Reiner Bull­shit, denn das würde heissen, dass Tausendernoten auf dem Trottoir liegen, die aus Unkenntnis oder Faulheit nicht aufgelesen werden.

6 – «Nuklearstrom hat die grössten externen Kosten.»

Das ist wissenschaftlich längst widerlegt, aber die subjektiven Ängste sind ­politisch relevant.

7 – «Die Förderung der Erneuerbaren und der Energie-Effizienz schafft neue Arbeitsplätze.»

Klarer Bockmist, obwohl in der Tat Dachdecker und andere Installateure profitieren. ­Allerdings zerstören die steigenden Stromkosten mehr und produktivere ­Arbeitsplätze durch Verlagerungen ins Ausland.

8 – «Im Bodensee schlummert die Energie von zwei AKW.»

Energie schlummert überall. Das Problem ist, sie zu wecken und produktiv zu nutzen. Bull­shit, weil wir mehr Energie aufwenden müssten, um die schlummernde Energie in Arbeit umzuwandeln.

9 – «Fördergelder bleiben hier, statt in den Nahen Osten zu fliessen.»

Keine Lüge, aber Bockmist der schlimmsten Sorte. Schliesslich importieren wir Güter und Leistungen, weil das für uns profitabel ist. Ansonsten könnten wir ja auch Bananen in schweizerischen Gewächshäusern anbauen und uns darüber freuen, dass das Geld hier bleibt.

10 – «Mit einem Smart Grid wird die Grundlast im Stromnetz überflüssig, ja störend.»

Schwer zu sagen, ob nun Lüge oder Bockmist überwiegen. Im Gegensatz zu ­einem Taktfahrplan würde das Smart Grid die ­Züge dann abfahren lassen, wenn der Wind bläst oder die Sonne scheint.

11 – «Solar- und Windenergie haben keine ­externen Effekte.»

Gerade in der Schweiz mit ihrem hohen Landschafts- und Kulturgutschutz sowie der extremen Platznot straft diese Aussage schon ein Blick in die Natur Lügen. Von den Entsorgungskosten von Fotozellen oder Windturbinen muss man gar nicht mehr reden, oder sonst erwähnt man noch die hochgiftigen Batterien.

12 – «Die günstigste Energie ist die eingesparte.»

Ein Tiefpunkt von Bullshit. «Die günstigste Kalorie ist die eingesparte», können Sie den Hungernden dieser Welt sinngemäss tröstend weitergeben. Oder: «Der Blackout ist die billigste Stunde, weil aller Strom eingespart wird.» Wir nutzen Energie, um zu produzieren oder einen Komfort zu erzielen. Je mehr Energie wir durch staatlichen Zwang einsparen müssen, desto teurer wird die letzte Einheit.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion : Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich:

Wirtschaft: «Bockmist»-Quiz: Die Auflösung | Die Weltwoche, Ausgabe 20/2016 | 31. Mai 2016 ; http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Silvio Borner für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.

Silvio Borner ist Mitglied im Carnot-Cournot-Netzwerk, einem Interdisziplinären Think Tank für Politikberatung in Technik und Wirtschaft  [ http://www.c-c-netzwerk.ch/ ].

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7 Kommentare

  1. #6: Siegfried Zülsdorf sagt:

    Die 13. These:
    Die Elektroautos der Zukunft fahren und fahren und fahren … bis der Akku voll ist.
    http://tinyurl.com/z2u6bck
    ————–
    Cool … und wie wieviele Arbeitsplätze im Straßenbau das schafft: Das könnte auch das Jobwunder für die vielen Neuzuwanderer sein.

    Aber die Webseite meint ja … ‚ Um diesen zu überbrücken, müssen die Spulen besonders groß und leistungsstark sein. Deshalb sind die Kosten für eine Massenproduktion derzeit noch viel zu hoch.‘

    Aber das wird sich wandeln. Ich meine, man kann sogar das Datum, wann auch dieses kleine Problem behoben sein wird, exakt datieren: Der nächste Skt. Nimmerleinstag!

  2. Könnte es sein, dass diese 12 Thesen von einer gewissen Claudia Kemfert abgesondert wurden? Ich sehe sie beim Lesen dieses Artikels quasi drohend vor mir schweben.

  3. #3:U.Langer
    „Angenommen, es gibt 1000 solcher Denkmäler, die mit jeweils 5 solcher 2000W-Strahler nachts beleuchtet sind, dann sind das
    1000 x 5 x 2000 = 10 Millionen Watt = 10 MW.
    Das sind dann so in etwa 0,02% des deutschen Stromverbrauchs, den wir so des Nachts einsparen können – also 0,01% des gesamten Stromverbrauchs.“

    Der Unterschied zwischen Leistung und Energie ist eine sehr hohe Hürde – manche kommen da nie drüber.

  4. Sehr geehrte(r) A. Franke,

    na dann rechnen wir mal!
    Angenommen, es gibt 1000 solcher Denkmäler, die mit jeweils 5 solcher 2000W-Strahler nachts beleuchtet sind, dann sind das
    1000 x 5 x 2000 = 10 Millionen Watt = 10 MW.
    Das sind dann so in etwa 0,02% des deutschen Stromverbrauchs, den wir so des Nachts einsparen können – also 0,01% des gesamten Stromverbrauchs.
    Jetzt müssten Sie nur noch eine Idee haben, wie man die restlichen 24,99% einsparen kann, um auf die geforderten 25% zu kommen.

    MfG

  5. Sehr gut den gesellschaftlichen Energiewende Irrsinn auf die Zwölf Punkte gebracht.

    Sollte weiterverbreitet werden….auch und vorallen in der deutschen Medien und Politiklandschaft.

  6. Den punkt 5
    5 – «Ein Viertel des Stromverbrauchs kann kostenlos eingespart werden.»
    Reiner Bull¬shit, denn das würde heißen, dass Tausendernoten auf dem Trottoir liegen, die aus Unkenntnis oder Faul-heit nicht aufgelesen werden.
    Finde ich persönlich etwas nichtssagend. OHNE saubere begründung, könnte man als antwort/“erklärung“ auch einfach brokoli sagen.
    Selbst wenn die these kpl trivial gehalten ist, sollten die gegenargument doch mehr „fleisch am knochen“ haben.
    Allerdings könnte durchaus einiges an energie eingespart werden >> warum müssen z.b. denkmäler/kirche/ etc. die ganze nacht durch mit mehreren 2000W-strahlern beleuchtet werden?

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