„Carbon Bubble“Klimalobby attackiert Investoren

Seifenblasen oder Carbon Bubble? Bild günther gumhold / pixelio.de

Norwegischer Staatsfonds ist Gipfel der Heuchelei

Die Klimalobby hat neuerdings Investoren als Ziel ihrer Lobbyarbeit entdeckt. „Carbon Bubble“ heißt die abenteuerliche Theorie, nach der es angeblich eine Investitionsblase in fossile Energieträger geben soll. Die Kampagne fährt zweigleisig: Einerseits versucht man, Aufsichtsbehörden vor angeblichen Spekulationsblasen bei fossilen Rohstoffen zu warnen, und andererseits werden Investoren mit angeblicher Wertlosigkeit von Unternehmen in diesem Sektor verschreckt.

Die Argumentationskette behauptet, wegen des  Klimawandels und der Energiewende würden Erdöl, Erdgas und Kohle, die heute noch unter der Erde liegen, nie gebraucht. Deshalb seien sie wertlos. Die Milliarden, die in ihre Entdeckung und Förderung investiert wurden, seien im wesentlichen verpulvert.

Gleich auf den ersten Blick sieht man die Schwachstelle der ganzen Theorie: Sie geht davon aus, dass Öl, Erdgas und Kohle nur zur Energiegewinnung gebraucht würden. Doch knapp ein Drittel von Öl und Kohle werden nicht zur Energiegewinnung verbraucht, bei Erdgas ist der Anteil sogar noch höher. Düngemittel, Medikamente, Kunststoffe und Stahl werden aus Kohle, Erdgas und Erdöl hergestellt. Sie als Energieträger zu bezeichnen ist zwar korrekt, verengt aber den Blick auf nur eine der vielen möglichen Nutzungen.

Um dieses Gegenargument zu entkräften, behaupten die Klimaaktivisten deshalb, dass die Energieaktien erheblich an Wert verlieren werden und daraus eine Gefahr für die Stabilität des Finanzsystems entstehe. Das Argument hat zwar die Fraktion der Grünen überzeugt, aber Tatsache ist, dass nur wenige Banken überhaupt Energietitel halten oder Kredite an den Sektor vergeben haben. Der größte Teil der Finanzierung lief über hochverzinsliche Anleihen, die angesichts des Risikos einer der wenigen Bereiche sind, in dem es heute noch Renditen von acht Prozent und mehr gibt. Die einzigen Banken, denen möglicherweise Abschreibungen bevorstehen, sind einige kleinere texanische Institute, die sich auf das Finanzieren von Fracking in der Eagle Ford Formation spezialisiert haben. Einige der weniger erfahrenen Bohrer dort haben Kosten von 65 bis 70 Dollar pro Barrel und werden nicht mehr lange über Liquidität verfügen. Die Aktien werden von echten Investoren gehalten. Viele Hedgefonds hatten deshalb ein schlechtes Jahr, als der Ölpreis einbrach. Verbleibende Risiken sind viele der Dienstleister, insbesondere geophysische Dienste und tiefseetüchtige Bohrplattformen. Dort reflektieren die Unternehmenswerte und Zinsen noch nicht den niedrigen Ölpreis. Doch auch hier sind es hauptsächlich hochverzinsliche Anleihen und Aktien, die von langfristigen Investoren gehalten werden und kein Risiko für das Bankensystem darstellen. Ein systemisches Risiko für die Finanzstabilität stellt der Energiesektor auch bei sehr wohlwollender Betrachtung nicht dar.

Aufgrund der Klimakampagne haben einige renommierte Investoren bereits angekündigt, ihre Investitionen in Unternehmen mit fossilen Brennstoffreserven zu reduzieren. So ausgerechnet der norwegische Staatsfonds, der die Einnahmen aus dem Verkauf des norwegischen Erdöls verwalten soll. Das ist der Gipfel der Heuchelei: Man erzielt selbst Einnahmen aus Erdöl und tut so, als wäre das Fondskapital einfach so vom Himmel gefallen. Durch den Investitionsboykott will man gleichzeitig verhindern, dass andere auch Öl fördern. Wenn fossile Brennstoffe wirklich so schlimm sind, wäre es natürlich effektiver, wenn Norwegen die Erdölförderung einfach einstellen würde. Dann sprudelten natürlich keine Einnahmen mehr, was man dem Wähler nicht zumuten kann. Also behilft man sich mit einer kosmetischen Pseudomaßnahme, die man noch dazu als Schlag gegen den verhassten Finanzsektor propagandistisch verpacken kann.

Das Karbongerede hat inzwischen so weite Wellen geschlagen, dass auch MSCI neuerdings Aktienindizes auf der Basis der Kohlenstoffemission pro eine Million investierte Dollar berechnet. Die traditionellen Indizes von MSCI sind bei institutionellen Anlegern wie Rentenkassen oder Lebensversicherungen der Goldstandard zur Messung von Finanzmarktrenditen. Doch man kann bezweifeln, dass mehr als ein paar Waghalsige die neuen karbonfreien Indizes nutzen werden. Das absurde Ergebnis der Berechnungen von MSCI: Besonders gut mit niedrigen Emissionen schneiden die hochentwickelten Industrienationen ab, voran die USA mit 132 Tonnen CO2 pro investierter Millionen, weil dort Dienstleistungs- und Technologiefirmen die meisten Investitionen anziehen. Entwicklungsländer hingegen, in die in den vergangenen drei Jahrzehnten viele alte Industrien  abgewandert sind und wo energieintensive Bergbauunternehmen eine wichtige Rolle spielen, schneiden mit 432 Tonnen pro Millionen besonders schlecht ab. Investiert man also nach Karbonkriterien, muss man den Entwicklungsländern Kapital entziehen und dafür umso stärker in die reichen hochentwickelten Länder investieren. Ob sich die Gutmenschen der Entwicklungslobby wohl für die „Carbon bubble“-Theorie der Klimalobby begeistern werden?

Denn an guten Motiven hat man einiges aufzubieten, wie den Vergleich mit Südafrika, wo der Boykott einst einen Beitrag zum Ende der Apartheidpolitik leistete. Südafrika muss bei jeder Boykottforderung als Alibi dienen, schließlich ist es der einzige Boykott, der je funktionierte. Fidel Castro ist nach einem halben Jahrhundert Boykott immer noch an der Macht, vom Kim-Clan Nordkoreas ganz zu schweigen. Auch Saddam wusste während seiner Amtszeit den Boykott zu nutzen, um sein Regime zu festigen.

Für Investoren wird es langsam schwierig, mit all den Boykotten mitzuhalten. Vor ein paar Jahren bekam ich regelmäßig Anrufe von einer Sudankampagne, die Umfragen machte, ob wir uns aus Unternehmen zurückziehen, die mit dem Sudan Geschäfte machen. Die unausgesprochene Drohung war natürlich, dass wir öffentlich genannt werden könnten, wenn wir nicht auf Linie gingen. Glücklicherweise wurde diese Kampagne durch die Ereignisse überflüssig. In den letzten Jahren haben Kampagnen gegen Konfliktrohstoffe bei der Wertpapieraufsicht Erfolge verbuchen können: In den USA börsennotierte Unternehmen müssen jetzt dazu regelmäßig Berichte abliefern. Im Hintergrund gibt es auch noch diverse Kampagnen gegen Waffen oder Menschenrechtsverletzungen, die gerne Boykotte oder zumindest zusätzliche Berichtspflichten durchsetzen würden.

Ein Ende der Boykottkampagnen gegen Investitionen je nach politischer Modewelle ist nicht abzusehen. Die Klimalobby hat dank ihrer guten Finanzierung und wohlwollender Berichterstattung durchaus Chancen, einige ihrer Forderungen durchzusetzen und dem Energiesektor Kapital zu entziehen. Da sich die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen dadurch aber nicht ändern wird, kommt nur der Preis als Ausgleichsgröße in Frage. Und das ist genau das, worauf die in Energieaktien verbliebenen Aktionäre hoffen. Kurz: Wenn es für die Klimalobby gut läuft, könnte man als Investor also sogar richtig Kasse machen. So funktionieren nun einmal unbeabsichtigte Nebenwirkungen.

Übernommen von eigentümlich frei hier

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5 Kommentare

  1. In einem ZEIT-Interview fand ich – gekürzt, trotzdem leider etwas lang geraten – folgende Aussage von Herrn Biedenkopf zur autokratischen KKW-Entscheidung der Frau Merkel, die in gesinnungsethischer Übereinstimmung mit vielen anderen ihrer selbstherrlichen, manche sagen: diktatorischen Entscheidungen stehen:
    Energie-/Atomkraftpolitik:
    http://www.zeit.de/2011/28/Biedenkopf-Interview/seite-4: Kurt Biedenkopf: „Das ist mir unbegreiflich“ (7.Juli 2011)
    …DIE ZEIT: Warum machen eigentlich die Grünen einen Parteitag zur Energiewende und die Union nicht?
    Biedenkopf: Wir haben auf dem CDU-Parteitag in Hannover 2007 beschlossen, die Nutzung der Kernkraft ohne zeitliche Limitierung fortzusetzen. Nun hat Angela Merkel diese Position aufgegeben und sich mit ihrer Regierung für einen neuen Weg entschieden. Ich stimme mit dem Bundespräsidenten überein, dass es klug gewesen wäre, die Partei an diesem tief greifenden Kurswechsel zu beteiligen und sich für den neuen Weg deren Mandat zu sichern. Das gilt auch für die CSU. In Bayern werden 57 Prozent des Stroms durch Kernkraft erzeugt. Wie man nach dem Atomausstieg dieses Defizit aus eigener Kraft ausgleichen kann, muss intensiv diskutiert werden. Ohne Beteiligung der Partei einen neuen, angeblich alternativlosen und unumkehrbaren Weg einzuschlagen, ohne zu wissen, wie dieses Defizit ausgeglichen werden soll, halte ich für ein politisches Abenteuer.
    DIE ZEIT: Können Sie die neue Haltung der Kanzlerin nachvollziehen?
    Biedenkopf: Nein. Die Folgerungen, die die Bundeskanzlerin für die Bewertung des Risikos der Kernenergie in Deutschland zieht, kann ich nicht nachvollziehen. Die Katastrophe in Fukushima sei ein »Einschnitt für die Welt und für mich persönlich«. Sie habe deutlich gemacht, dass Kernenergiekrisen nicht sicher beherrschbar seien. Das ist aber schon lange bekannt. Immerhin hat sich der erste Fall dieser Art in den siebziger Jahren in Harrisburg in den USA ereignet, also in einem hoch entwickelten Industrieland. Der entscheidende Satz in der Regierungserklärung der Kanzlerin lautet: »Deshalb sage ich für mich: Ich habe eine neue Bewertung vorgenommen.« Dies ist, soweit ich erkennen kann, ihre einzige inhaltliche Begründung für die Gesetzgebung zum Atomausstieg. Dagegen gibt es keine empirischen Begründungen, die sich auf die Verhältnisse in Deutschland und in Europa beziehen.
    DIE ZEIT: Nur ein persönliches Damaskus-Erlebnis.
    Biedenkopf: Ich will es nicht so nennen. Aber, um in Ihrem Bild zu bleiben: Als Saulus zum Paulus wurde, galt das nicht für alle Ungläubigen, sondern nur für ihn. Dass die Kanzlerin ihre neu gewonnene Sicht zur Grundlage der Energiewende für alle erklärt, ist das Überraschende. Bis heute begründet sie ihren Kurswechsel nicht mit neuen für Deutschland relevanten Tatsachen. Zwar haben ihr die Reaktor-Sicherheitskommission und die von ihr berufene Ethikkommission berichtet. In ihrer Regierungserklärung bedankt sie sich für die gute Arbeit dieser Kommissionen. Auf den Inhalt ihrer Berichte geht sie jedoch nicht ein. Das heißt: Wir entscheiden über die wohl tiefgreifendste, von der Kanzlerin als unumkehrbar und alternativlos bezeichnete und in ihren Wirkungen bis 2050 gesetzlich vorgegebene Veränderung unserer Industriegesellschaft ohne eine breit angelegte, intensiv diskutierte und deshalb belastbare empirische Begründung.

  2. Old Europe stellt sich immer mehr selbst auf das Abstellgleis. Unterdessen geht die technische Entwicklung abseits Old Europe’s in ganz andere Richtungen:

    http://tinyurl.com/pyxgufz


    Innovativer bleigekühlter schneller Brutreaktor (LFR) von Westinghouse verspricht erfolgreiche Zukunft für Kernenergie

    October 08, 2015 10:08 PM Eastern Daylight Time
    PITTSBURGH–(BUSINESS WIRE)–

    Westinghouse Electric Company gab heute bekannt, dass das Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem U.S. Department of Energy (DOE) im Rahmen der Entwicklung der nächsten innovativen sauberen Energiequelle anstrebt: ein bleigekühlter Westinghouse Schnellbrutreaktor, der entwickelt wird, um in neue Bereiche in puncto Bezahlbarkeit von Energie, Sicherheit und Flexibilität vorzustoßen.

    „Die Vision von Westinghouse ist, die nächste Technologie als erstes Unternehmen zu revolutionieren, und wir sind überzeugt, dass LFR-Anlagen der nächsten modernen Reaktorgeneration zum Durchbruch verhelfen werden. Westinghouse und unsere Partner verfügen über die Erfahrung und technische Kompetenz, um diese Technologie zum Markterfolg zu führen.“

    Westinghouse hat seinen Projektantrag für die anstehende Investition der DOE im Rahmen moderner Reaktorkonzepte unterbreitet, die innerhalb des Zeitrahmens bis zum Jahr 2035 vorgestellt werden können. Das Projektteam unter der Leitung von Westinghouse schließt Mitglieder des nationalen Laborsystems, Universitäten und den Privatsektor mit Expertise in wichtigen Bereichen für Auslegung und Kommerzialisierung moderner LFR-Anlagen ein. Das Team wird Reaktortechnologie der 4. Generation entwickeln und mit innovativem Brennstoff von Westinghouse betreiben, um eine Anlage der 5. Generation zu errichten, die selbst in dem anspruchsvollsten wirtschaftlichen Umfeld wettbewerbsfähig sein wird.

  3. Vor etwa 2 Monaten ging durch die Presse, daß Statoil, die norwegische staatliche Ölgesellschaft ein riesiges neues Öl- und Gasvorkommen (das bisher Größte in der Nordsee) auf dem norwegischen Festlandsdockel erschließen wird. Soviel zum Verhalten der Norweger.
    MfG

  4. Heutige Meldung: „E.On erlöst Milliarden; Russe kauft Nordseefelder; Der Verkauf von Bohrinseln in der Nordsee von Eon füllen dem Konzern die Kasse.
    E.On verschafft sich Luft. Der russische Milliardär Michail Fridman kauft dem hochverschuldeten Energiekonzern einen grossen Teil seiner Erdölvorkommen in der Nordsee ab.“ [nzz.ch]

    War ja klar dass die Musik ganz woanders spielt: A) kaputt machen egal wie und wofür, B) weg damit, C) Reibach machen.

    Einsatz: billigste Indoktrination für leichtgläubige Schulversager und akademische Minderleister.

  5. Heuchelei in Reinform! Norwegen hat sich in den letzten Jahrzehnten durch Öl- und Gasverkauf dusselig verdient. Mit vollem Bauch lamentiert es sich leicht.

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