Verzweifelte neue NOAA-Studie: Gibt es am Ende doch keinen ,Stillstand‘?

Patrick J. Michaels, Richard S. Lindzen, Paul C. Knappenberger
Eine neue, jüngst im Magazin Science veröffentlichte Studie von Thomas Karl und vielen Ko-Autoren [1], in der der „Stillstand“ der globalen Erwärmung einfach entfernt wird, wirft viele ernste wissenschaftliche Fragen auf.

Die wesentliche Behauptung [2] der Autoren, dass sie einen bedeutenden gegenwärtigen Erwärmungstrend enthüllt haben, ist dubios. Das Signifikanz-Niveau, das sie für ihre Ergebnisse in Anspruch nehmen (0,10) ist kaum normativ, und die Verwendung desselben sollte die Mitglieder der wissenschaftlichen Gemeinschaft sofort veranlassen, die Begründungen für die Verwendung eines solchen laxen Standards zu hinterfragen.

Außerdem war die Behandlung der Bojenmessdaten bzgl. der Wassertemperatur seitens der Autoren geeignet, garantiert einen Erwärmungstrend zu erzeugen. Die Daten wurden um 0,12°C nach oben korrigiert, um sie mit längerfristigen Messungen der Temperatur des zum Kühlen der Maschinen einströmenden Wassers von Schiffen zu „homogenisieren“.

Wie zahlreiche Wissenschaftler inzwischen eingeräumt haben, sind die so gewonnenen Daten eindeutig beeinflusst durch die Abwärme der Struktur und dürften als solche niemals für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden. Andererseits ist die Überwachung der Umwelt die spezielle Aufgabe der Bojen. Adjustiert man gute Daten, damit sie zu schlechten Daten passen, ist das fragwürdig, und die Tatsache, dass das Bojen-Netzwerk während der letzten zwei Jahre immer dichter geworden ist, bedeutet, dass eine solche Adjustierung den Daten einen Erwärmungstrend verleihen muss.

Die Ausweitung von Festlandsdaten in hohen arktischen Breiten auf den Arktischen Ozean ist ebenfalls fragwürdig. Weite Gebiete des Arktischen Ozeans sind auch im Sommer mit Eis bedeckt, was bedeutet, dass die Lufttemperatur darüber in der Nähe des Gefrierpunktes verharren muss. Extrapoliert man Festlandsdaten auf den Ozean, muss es zwangsläufig zu übertrieben hohen Temperaturwerten kommen.

Außerdem gibt es viele verschiedene Messungen in vielen verschiedenen Bereichen der unteren Atmosphäre, unabhängig von Messungen an der Oberfläche, welche die Existenz des „Stillstands“ zeigen [3]. Wären die Daten von Karl et al. wirklich robust, könnte das nur bedeuten, dass die Disparität zwischen Oberfläche und mitteltroposphärischen Temperaturen sogar noch größer ist als zuvor beschrieben.

Bildet man die vertikale Verteilung der Temperatur falsch ab, wird praktisch jede Vorhersage des Wetters durch ein Klimamodell ungültig, da die meisten Wettererscheinungen (einschließlich Regenmenge) der vertikalen Struktur der Atmosphäre geschuldet ist.

Stattdessen wäre es logischer, das Ergebnis von Karl et al. ernsthaft in Frage zu stellen angesichts der Tatsache, dass es im Vergleich mit jenen Temperaturen im Großteil der Atmosphäre ein Ausreißer ist und dass es einen Erwärmungstrend in jüngster Zeit zeigt, der nicht mit allen anderen globalen Aufzeichnungen übereinstimmt.

Abbildung: Die Verteilung der Trends der projizierten globalen mittleren Temperatur im Zeitraum 1998 bis 2014 aus 108 Läufen von Klimamodellen, die im letzten Bericht des IPCC verwendet wurden (blaue Balken). Die Modelle liefen bis 2005 mit historischen Klimaantrieben und wurden bis 2014 erweitert mit dem RCP4.5-Szenario. Der Temperaturtrend im gleichen Zeitraum nach Karl et al. 2015 ist in rot dargestellt. Er fällt beim Perzentil 2,4 der Modellverteilung und zeigt einen Wert, der (statistisch) deutlich unter der mittleren Modellprojektion liegt.

[1] Karl, T. R., et al., Possible artifacts of data biases in the recent global surface warming hiatus. Scienceexpress, embargoed until 1400 EDT June 4, 2015.

[2] “It is also noteworthy that the new global trends are statistically significant and positive at the 0.10 significance level for 1998-2012…”

[3] Both the UAH and RSS satellite records are now in their 21st year without a significant trend, for example

Link: http://wattsupwiththat.com/2015/06/04/noaas-new-paper-is-there-no-global-warming-hiatus-after-all/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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Ein Kommentar

  1. Viele Menschen haben kein gutes Vorstellungsvermögen für Größenordnungen, und reden zu oft aneinender vorbei. Das wird in der Werbung professionell ausgenutzt, um Dinge zu initiieeren, die niemand braucht. Ähnlich scheint es mit der Kohlendioxidbilanz zu sein. Aus Wikipedia kann man entnehmen, daß Wasserdampf für 36 bis 70% des Treibhauseffektes (besser Atmosphäreneffektes) verantwortlich ist, und Kohlendioxid zu 9 bis 26%. Die breite Spanne erscheint vernünftig, denn die Luftfeuchte kann breit schwanken.
    Es gibt relativen Konsens darüber, daß 3% des gesamten Kohlendioxides durch Menschen erzeugt wird.
    Daraus kann man vereinfacht die Größenordnung abschätzen.
    Verneinfacht setzt man Mittelwerte an, also 17,5% Wirkung für das CO2 am Effekt, und 3% davon vom Menschen, das ist eine Wirkung von 0,175 mal 0,03 = 0,005, also 0,5%.
    Vielleicht könnte man sich also mal einigen, daß der Effekt 99,5 % natürlich ist und 0,5% davon durch menschlich freigesetztes Kohlendioxid verursacht werden.
    Es kommt ja auf den genauen Wert nicht so an, sondern einfach auf die Erkenntnis, wie klein der menschliche Einfluss auf den Gesamteffekt bleibt.

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