Tag des globalen Gaga

Bundesminister Gerd Müller, "Wott ey paahti, I laf ju ohl" Bild Youtube

von Holger Thuss
Ein Kampftag für die Erdgöttin, aber gegen den Kapitalismus an Lenins Geburtstag

„Im Jahr 1970 entstand Earth Day als spontane Studentenbewegung in den USA“, wird auf www.earthday.de verklärt, um an anderer Stelle, aber auf der gleichen Seite, zu behaupten: „1970 – US-Senator Gaylord Nelson hatte die Idee: einen Aktionstag für die Erde an Universitäten und in Schulen. Sein Mitarbeiter Denis Hayes machte aus der Idee ein Weltereignis: Am 22. April 1970 feierten über 20 Millionen Menschen mit Aktionen den ersten Earth Day.“ Hä? Reden die etwa wieder vom „spontanen Volkszorn“, der ohne Hilfestellung von außen und oben nur selten richtig in Gang kommt? Und die genau „20 Millionen Menschen“ – wurden die notariell erfasst oder doch nur manuell erfühlt? Egal, die Zahl wird trotzdem überall nachgeplappert.

Video nicht mehr verfügbar

Rede des Bundesentwicklungsministers Gerd Müller anlässlich des Global Citizen- Earthday 2015; Bildquelle Youtube

Wie so vieles in diesem Bereich ist die offiziöse deutsche Earth-Day-Webseite nicht nur unfreiwillig komisch, sondern liegt auch daneben. Denn die Idee, einen Tag der Erde zu feiern, hatte ein anderer, der frühere Pfingstprediger John McConell (1915-2012). Dass er diese Idee schon 1969 präsentierte, ist dabei keine Verschwörungstheorie, sondern aktenkundig. Denn das passierte in aller Öffentlichkeit, während einer UNESCO-Konferenz in San Francisco. Während der Idealist McConell nur verlangte, an einem Tag im Jahr demütig an das Wunder der Schöpfung zu denken und für einen Moment innezuhalten, machte der linke Senator Nelson (1916-2005) aus dem „Tag der Erde“ einen Aktions- und Kampftag gegen den Kapitalismus. Statt der Tag-und-Nacht-Gleiche am Beginn des Frühlings um den 20. März herum wird seither Lenins Geburtstag am 22. April gefeiert: „Die haben meinen Earth Day gestohlen und für den 22. April verwendet“, erklärte ein schwer enttäuschter John McConell noch 2009.

Inzwischen ist der „Tag der Erde“ zum Buß- und Opfertag grüner Gesellschaftsklempner mutiert – mit mal mehr, mal weniger neoheidnischem Einschlag. Was sich nicht nur daran zeigt, dass der „erste lokale Earth Day“ 1997 in Stuttgart organisiert wurde. Und ist es nicht schon wieder unfreiwillig komisch, wenn der maoistische Präsident von Bolivien, Evo Morales, der so viel von Ökologie versteht wie eine Amsel vom Kanufahren, der UN 2009 „vorschlägt“, den 22. April zum „Internationalen Tag der Mutter Erde“ umzuwidmen, und die UN dem auch noch zustimmt? Seither huldigt die ganze Welt an Lenins Geburtstag einer indianischen Erdgottheit, ohne es zu wissen. Und diese ominöse „Mutter Erde“ hat natürlich auch „Rechte“, die sich rein zufällig gegen genau jene Freiheitsrechte richten müssen, auf die es in Wirklichkeit ankommt. Im Gegenzug wurde Morales dann von der UN-Generalversammlung zum „World Hero of Mother Earth“ ernannt – köstlich!

Aber das ist noch nicht alles: Viele protestantische Kirchenführer behaupten trotz all dem steif und fest, am 22. April werde der „Tag der Schöpfung“ begangen, und die Herde folgt willig. Auch der neue Papst Franziskus will als ökologischer Papst in die Geschichte eingehen und muss dafür seinen Laden um 180 Grad drehen und sich mit Leuten wie Morales zusammentun, der die katholische Kirche als „Feind des Friedens“ bezeichnet hat und sie noch immer mit seiner eigens gegründeten „Erneuerten Katholisch-Apostolischen Kirche des plurinationalen Staates“ bekämpft. Die Pointen, die sich aus den dafür notwendigen ideologischen Bocksprüngen ergeben, sind so zahlreich, dass sie sich unmöglich im Rahmen dieser Kolumne abarbeiten lassen.

„Tag der Wichtigtuer“ oder „Tag der Gurus“ wäre übrigens auch eine passende Bezeichnung für den Erdtag. Wobei die Untergangspropheten immer wieder nicht nur daneben, sondern „spektakulär daneben“ lagen, wie Ronald Bailey einmal treffend anmerkte. So lamentierte der Harvard-Professor George Wald um 1970, wenn nicht sofort etwas „getan“ werde, komme das „Ende der Zivilisation“ bis spätestens 2000, wenn nicht schon früher. Der berühmt-berüchtigte Paul Ehrlich erwartete damals den Hungertod von 100 bis 200 Millionen Menschen jährlich bis 1980. Für die 80er prophezeite er ein Massensterben, dem vier Milliarden zum Opfer fallen würden.

Der oben schon genannte Earth-Day-Organisator Denis Hayes schlug in dieselbe Kerbe und behauptete 1970, es sei schon „zu spät, um eine Hungersnot zu vermeiden“. Das „Life“-Magazin erklärte im gleichen Jahr, ohne Gasmaske werde um 1980 niemand mehr das Haus verlassen. Das Sonnenlicht würde 1985 nur noch zur Hälfte auf der Erdoberfläche ankommen. Verrottende organische Stoffe würden dem Wasser allen Sauerstoff entziehen, „wusste“ der damals prominente „Ökologe“ Barry Commoner. Der Tod aller Fische sei unvermeidbar. Zum Regenwald meinte Paul Ehrlich 1975, bis etwa 2005 sei davon fast alles verschwunden. Wie das Amen in der Kirche gehörten bei den Earth Days auch Warnungen vor einem nie dagewesenen Artensterben stets zum Repertoire. Abwechselnd wurden auch Eiszeiten und Dürren vorhergesagt. Diese Art von Meinungsmache bildete dann den Humus für die Entstehung der modernen Klimahysterie seit Ende der 80er Jahre, die bekanntlich ebenfalls nicht ohne hanebüchene Prognosen und halbirre Gurus auskommt.

Zum Schluss noch ein Hinweis: Verwechseln Sie den „Tag der Erde“ (22. April, Lenins Geburtstag) auf keinen Fall mit dem „Tag der Umwelt“ (5. Juni, Geburtstag unter anderem von Josef Neckermann und Mark „Marky Mark“ Wahlberg)! Der wurde ebenfalls von der UN beschlossen (1972), damit die für den 22. April eingeübte Show noch einmal wiederholt werden kann. Deshalb drohen am 5. Juni nicht nur erneut vollkommen aberwitzige „Aktionen“ wie das berüchtigte kollektive Lichtausschalten (aber leider nicht bei Femen-Einsätzen!). Nein, es könnte auch zu einer Wiederaufführung der von dem jetzt schon legendären Entwicklungshilfeminister Gerd Müller bei den diesjährigen Global-Citizen-Earth-Day-Feiern in Washington gehaltenen grenzdebilen Rede kommen („What a party“ – „Let’s change the world“ – „I love you all“), inzwischen ein Youtube-Hit und dort auch als Rap erhältlich. Furchtbar! Und ist ein CSU-Minister, der in schlechtem Englisch in Washington einer indianischen Erdgöttin huldigt, ohne es zu wissen, eigentlich noch komisch oder schon tragisch? Und was sagt eigentlich der Papst dazu?

Dr. Holger Thuss ist Historiker und Präsident von EIKE

Übernommen von ef-Magazin hier

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6 Kommentare

  1. Bis 2011 hatte ich noch die Hoffnung, dass die Vernunft in der Politik wieder Einkehr halten würde. Ein erster Schritt war getan mit der Verlängerung der KKW-Laufzeiten.
    Aber nachdem der deutsche Öffentlichkeit weisgemacht wurde, dass es auch in Deutschland starke Erdbeben und nachfolgend Tsunamis geben könnte, entschied man sich, ein Expertenteam, bestenhend aus Theologen, Soziologen, Schriftstellern, BUND- und Greenpeace-„Fachleuten“ über energietechnische Fragen entscheiden zu lassen.
    Was dabei herauskam, nützt zwar nicht dem Klima oder der Natur, aber dem Ziel der Grünen und der NGOs, die Energielieferanten zu entmachten und damit den Markt, der die Preise bestimmt, durch Planwirtschaft zu ersetzen.
    Treue Gehilfen sind dabei Physikerinnen und andere Politiker ohne Rückgrat, die es eigentlich besser wissen, sich aber nichts mehr trauen, aber auch sehr viele unserer Mitbürger, die blindlings den grün-roten Rattenfängern vertrauen. Ich befürchte, nach der nächsten Bundestagswahl wirds mit rot-rot-grün noch viel schlimmer werden, wenn die auch unsere noch gut florierende Wirtschaft klein gekriegt haben werden.

  2. Die Veranstalter und Unterstützer solcher Earth-Day-Partys sind doch intellektuelle Vollidioten, da sag ich ja nun wirklich nichts Neues. Es sind halt eben Alt-68er der jungen Generation. Wie jede uneinsichtige politische Klasse leiden auch die an „politischem Alzheimer“. (=Man vergisst alles, außer die Fehler der andern.)

    Mit einer fiktiven Erdgöttin kommen diese Atheisten jetzt dahergelaufen. Der Gott Abrahams tut scheinbar nicht mehr.
    Kennt ihr den Unterschied zwischen Gott und einem Intellektuellen?
    Gott weiß alles, aber ein Intellektueller weiß alles besser. 🙂

  3. #1 Stefan Think. Ein Tag der Skeptiker, das wehre mal ne Nummer. Wie könnte man das beginnen? Auf einer Montagsdemo?

  4. Hallo Herr Thuss,

    klasse Artikel! Dazu darf ich anmerken, dass ich einen längeren Beitrag aus dem Angelsächsischen (wo auch sonst) in Arbeit habe, der demnächst hier beim EIKE erscheinen wird. Er befasst sich ausführlich mit Prognosen, die am 1. Earth Day 1970 abgegeben worden sind, und dem Vergleich, was bis heute daraus geworden ist. Da geht es nicht nur um Klima und Energie.

    Chris Frey, Übersetzer

  5. Der Herr Gerd Müller: Kann es sein, dass er auch zu viel von was zu sich nimmt, wie sein Namensvetter? Der glänzte schon mehrfach als absoluter Jünger und macht jetzt auf obercool. Für mich ist dieser Mann das Abbild der puren Lächerlichkeit. Sollte zu den Grünen wechseln.

  6. Toll recheriert und zusammengeschrieben.

    Danke

    Vielleicht erleben wir auch mal einen Tag des Skeptikers in Gedenken an den Widerstand gegen die Verdummung und Verirrung der (selbsternannten) Eliten.

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