Es ist nicht einfach, grün zu sein

Lawrence Solomon, Financial Post
Im vielleicht grausamsten Schlag überhaupt haben die Alarmisten der globalen Erwärmung in dieser Woche die Erfahrung gemacht, dass die Klimaskeptiker in all den Jahren keineswegs als die Wissenschaft leugnende Ignoranten marginalisiert worden sind. Im Gegenteil, unbemerkt von den Untergangspropheten sind es diese selbst, die am Rande der Gesellschaft stehen.

Es ist dieser Tage nicht einfach, grün zu sein, vor allem, wenn man ein eingefleischter Untergangsprophet hinsichtlich der globalen Erwärmung ist. Das arktische Eis hat ein Comeback hingelegt und sich so schnell ausgedehnt, dass es in dieser Dekade in früheren Jahren nicht so viel Eis gegeben hat wie derzeit. Und die zuvor gemäßigten Temperaturen der Arktis sind gerade scharf zurück gegangen, jedenfalls dem Danish Meteorological Institute zufolge, das seit dem Jahr 1958 die arktischen Temperaturen aufzeichnet.

Die Alarmisten kommen auch ins Schaudern, wenn sie nach Süden in Richtung Antarktis schauen. Dort begann das Meereis in diesem Jahr früh zu wachsen, und die Eisbedeckung liegt stur unverändert über dem Mittelwert. Alles in allem übertrifft das globale Meereis – an beiden Polen zusammen – den seit 1979 aufgezeichneten Mittelwert, als die Satellitenmessungen begonnen hatten.

Katastrophen sind eine andere Katastrophe für die Untergangspropheten, wie es Prof. Robert Pielke Jr., einer der größten Experten hinsichtlich Katastrophen und Klimaänderung weltweit, in einem Artikel von der University of Colorado-Boulder dokumentiert hat. „Weder haben Überschwemmungen im vorigen Jahrhundert zugenommen, noch sind mehr Hurrikane auf das Festland übergetreten“, berichtete er. „Bemerkenswerterweise herrscht in den USA derzeit die längste, jemals registrierte Periode ohne das Auftreffen von Hurrikanen der Stärke 3 oder mehr“.

Pielke fuhr fort, dass es in den USA im vorigen Jahrhundert eine Abnahme von Dürren gegeben habe und dass „die Tornadoschäden während der letzten sechs Jahrzehnte abgenommen haben, und zwar nach dem Herausrechnen der Entwicklung, mehr Eigentum in schadensanfälligen Gebieten zu bauen“. Ähnliches gilt für Taifune in China, Buschbrände in Australien und Orkane in Europa. Hochkarätige Wetterereignisse hat es immer gegeben und wird es immer geben; und so schlimm sind sie in letzter Zeit nicht gewesen. Mehr noch, das IPCC räumte früher in diesem Jahr ein, dass man die langzeitliche Klimaänderung nicht für Schäden durch Extremereignisse verantwortlich machen kann.

Der Heilige Gral der Untergangspropheten ist natürlich die Temperatur, vo der die globalen Erwärmungsmodelle darauf bestehen, dass sie mit zunehmendem CO2-Gehalt steigt. Als die Temperaturen seit Ende der neunziger Jahre auf einem Plateau verharrten, machten sich die Untergangspropheten über die Skeptiker lustig, die darauf hingewiesen haben, dass die Modelle gescheitert sind. Unterstützt wurden sie dabei von der Führungsschicht der globalen Erwärmung, die auf allen möglichen Wegen erklärten, dass die Skeptiker die Statistiken vergewaltigen, um fälschlich zu belegen, dass die globale Erwärmung aufgehört habe. Inzwischen gibt die gesamte Führungsschicht zu – das Met Office in UK, Jim Hansen von der NASA und Rajendra Pachauri vom IPCC – dass der Temperaturanstieg zum Stillstand gekommen ist, und zwar für den größten Teil zweier Jahrzehnte. Der einfache Gläubige an die globale Erwärmung wird mit wenig zurückgelassen, außer mit den Versprechungen ihrer Führer, dass früher oder später diese Temperaturen wieder steigen werden.

Im vielleicht grausamsten Schlag überhaupt haben die Alarmisten der globalen Erwärmung in dieser Woche die Erfahrung gemacht – und zwar einer vom National Opinion Research Center (NORC) an Barack Obamas University of Chicago höchstselbst veröffentlichten Studie zufolge – dass die Klimaskeptiker in all den Jahren keineswegs als die Wissenschaft leugnende Ignoranten marginalisiert worden sind. Im Gegenteil, unbemerkt von den Untergangspropheten sind es diese selbst, die mit ihrem Glauben, dass die globale Erwärmung eine Bedrohung für den Planeten ist und dass sie die wichtigste Angelegenheit unserer Tage, wenn nicht aller Zeiten ist, am Rande der Gesellschaft stehen.

Schmerzhaft detailliert wurde in Public Attitudes towards Climate Change & Other Environmental Issues across Time and Countries, 1993-2010, einer 17 Jahre langen, vom International Social Survey Programme (ISSP) in 33 Staaten durchgeführten Studie dokumentiert, dass die globale Erwärmung in der Rangfolge bei den meisten Bewohnern aller Länder nach unten in der Liste ihrer Sorgen gesunken ist. In Norwegen haben nur 4% der Befragten als die wichtigste Angelegenheit des Landes bezeichnet – und die Norweger waren die am meisten besorgten von allen befragten Bürgern. In Kanada, auch ziemlich weit oben in der Liste, waren es gerade mal 3%, in UK weniger als 1% und in den USA weniger als ein halbes Prozent.

Es ist keine Überraschung, dass in den meisten Ländern nur wenige Leute überhaupt an die globale Erwärmung denken – egal ob vom Menschen verursacht oder nicht – geschweige denn auf ein extrem gefährliches Niveau: In Norwegen befürchten das bloß 11,8% der Bevölkerung, in UK 16,3%, in den USA 19,6%. Selbst im relativ alarmistischen Kanada geht die große Mehrheit locker mit der globalen Erwärmung um – sehen doch nur 27,8% diese als gefährlich an.

Das ISSP – gegründet im Jahr 1984 von NORC an der University of Chicago, dem National Centre for Social Research in UK, GESIS in Deutschland und der Australian National University – ist so maßgeblich wie nur irgendetwas. Tom W. Smith zufolge, dem Direktor des General Social Service bei NORC und Autor einer die Umfragen zusammenfassenden Studie, führt das ISSP „die ersten und einzigen Umfragen durch, die langzeitliches Verhalten gegenüber Umweltthemen im Allgemeinen und der globalen Klimaänderung im Besonderen in eine internationale Perspektive hebt“.

Smith hat in der Tat ein paar gute Nachrichten für eingefleischte Untergangspropheten, jedenfalls welche in der Art. Deren Anzahl, obwohl klein, hat sich während all der Jahre kaum verändert. Für den Rest von uns gilt, dass wir akzeptieren müssen, dass die Untergangspropheten genau wie die Armen immer unter uns sein werden.

Financial Post

Lawrence Solomon is executive director of Energy Probe. LawrenceSolomon@nextcity.com

Link: http://opinion.financialpost.com/2013/02/28/lawrence-solomon-not-easy-being-green/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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2 Kommentare

  1. Nietzsche schrieb in „Jenseits von Gut und Böse“ (Zweites Hauptstück, Freier Geist – 44, Satz 5):
    „Was sie mit allen Kräften erstreben möchten, ist das allgemeine grüne Weide-Glück der Herde, mit Sicherheit, Ungefährlichkeit, Behagen, Erleichterung des Lebens für Jedermann.“
    Nietzsche kannte die Zipfelmützendeutschen, die großen „Naturschützer“: Wenn man die Meere und Berghöhen mit Beton verspargelt, Höhenzüge und Täler als Speicherseeen mißbraucht, Felder und Wiesen mit Solarpanelen zupflastert, wenn man weiß, was die Herstellung an Energie verbraucht und die spätere Verschrottung, wenn man weiß, daß inzwischen für den Anbau von Pflanzen für die Biogas- und Super-E10-Beimischung eine Fläche verbraucht wird von der Größe des Landes Hessen – in Monokultur! Nachhaltigkeit: Wir loben Dich! Halleluja.

  2. Das „Problem“ ist weniger die Anzahl der Anhänger der Ökoreligion, als vielmehr deren Lautstärke. Dabei tun sich vor allem die Medien darin hervor immer wieder im Stile fanatischer Endzeitprediger die Schuld der Menschheit zu beschwören. Dabei meinen sie selbstverständlich nicht die Menschheit in ihrer Gesamtheit, sondern nur ihren weißen westlichen Anteil.

    Allerdings haben wir speziell in Deutschland ein Problem damit, daß Journalisten hierzulande in vielen Fällen eine völlig verbogene Vorstellung von ihrer Aufgabe haben. Deutscher Journalismus begreift sich meiner Erfahrung nach grundsätzlich weniger als Verkünder von Nachrichten, sondern mehr als Volkserzieher. Darüber hinaus scheint es vielen Vertretern dieser Zunft sehr schwer zu fallen Nachricht und Meinung voneinander zu trennen. In Verbindung mit der grundsätzlich links-grünen Ausrichtung vieler Redaktionen sieht es dann in der veröffentlichten Meinung so aus, daß der Klimawandel (den ich als solchen auch gar nicht bezweifele) nicht nur vom Menschen verschuldet wurde, sondern auch noch maßgeblich vom Menschen beeinflußt werden könne. Die stramm ökologistische Ausrichtung der maßgeblichen Redaktionen sorgt auch dafür, daß Wissenschaftler die nicht „linientreu“ sind gar nicht erst zu Wort kommen. Das bringt uns dann wieder zu dem oben gesagten: Nicht die Anzahl der Alarmisten, sondern ihre Lautstärke ist so hoch.

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