Kann die mittelalterliche Wärme Sorgen vor der Erwärmung kühlen?

In einem Schwarm aktueller wissenschaftlicher Studien wurde versucht, die Wärme der MWP vor etwa 1000 Jahren zu ermitteln. Die Wissenschaftler haben lange darüber diskutiert, ob es damals wärmer oder kälter war als heute und ob die Wärme global oder regional aufgetreten war. Der Punkt für Nichtwissenschaftler: Wenn die jüngste Erwärmung Vorgänger hatte, können Manche sie als weniger alarmierend empfinden.

Bis Ende der neunziger Jahre stimmten die Forscher darin überein, dass es in der MWP wärmer als heute war und während der „kleinen Eiszeit“ von 1500 bis 1800 kälter. Dann kam der „Hockeyschläger“ des IPCC von Michael Mann und Kollegen an der University of Virginia.

Mit Hilfe von Temperaturindikatoren wie Baumringen und Sedimenten in Seen schrieb der Graph die Geschichte um, zeigte er doch kaum Wärme im 11. und kaum Kälte im 17 Jahrhundert, dafür jedoch eine scharfe Spitze der Temperatur zum Ende des 20. Jahrhunderts. Diese Graphik war sehr hilfreich, viele Leute davon zu überzeugen (einschließlich mich selbst), dass der jüngste Temperaturanstieg hinsichtlich Tempo und Größenordung seit mindestens 1400 Jahren einzigartig war.

Aber Kritiker der Graphik wiesen darauf hin, dass eine statistische Methode verwendet worden war, die die wie ein Hockeyschläger aussehenden Daten aus unzuverlässigen Indikatoren überbetont hat, wie Baumringe von Grannenkiefern und Sedimenten aus skandinavischen Seen, die durch Änderungen des Landverbrauchs beeinflusst worden sind. Vier jüngere Studien haben inzwischen die MWP rehabilitiert, obwohl sie nicht übereinstimmend beurteilen, ob es damals genauso warm oder wärmer war als heute.

Jan Esper und Kollegen von der Universität Mainz untersuchten die Dichte [der Ringe von] Kiefern in Schweden und Finnland und fanden „Beweise für eine substantielle Erwärmung zur Römerzeit und im Mittelalter, größer in Amplitude und länger dauernd als die Erwärmung im 20. Jahrhundert“. Bo Christiansen vom dänischen meteorologischen Institut und Fredrik Ljungquist von der Stockholm University sahen sich 32 Indikatoren aus der ganzen Nordhemisphäre an und fanden, dass das Niveau der Wärme zum Höhepunkt der MWP „in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Erwärmung Mitte des 20. Jahrhunderts erreicht oder geringfügig überschritten“ hatte.

Thomas Melvin und Kollegen an der University of East Anglia reanalysierten ein Exemplar der im „Hockeyschläger“ verwendeten Baumringdaten aus Schweden und folgerten: „Wir können daraus die Existenz generell warmer Sommer im 10. und 11. Jahrhundert ableiten, ähnlich dem Niveau der Sommer im 20. Jahrhundert“.

Eine vierte Studie befasste sich mit Diatomeen genannten Kreaturen in den Sedimenten chinesischer Seen und fand, dass der Zeitraum „zwischen 1150 und 1200 das wärmste Intervall der vergangenen 1000 Jahre war“.

In der Summe wecken diese Studien Zweifel an der Schlussfolgerung des IPCC 2007, dass „die Beweise nicht ausreichen, um zu sagen, dass die Temperaturen in der (Nord-)Hemisphäre während irgendeiner Zeit im Mittelalter genauso warm oder wärmer waren als die im 20. Jahrhundert insgesamt“.

Aber war die mittelalterliche Warmzeit nur auf die Nordhemisphäre beschränkt?

Ich zog als Datenbasis eine Anzahl von Studien heran, die von der klimaskeptischen Website www.CO2Science.org, betrieben vom Center for the Study of Carbon Dioxide and Global Change, einem vollständig privat finanzierten Forschungszentrum in Tempe, Arizona stammen. Diese Basis enthält zahlreiche veröffentlichte Studien aus Chile, Neuseeland, Südafrika und der Antarktis, laut denen es in der MWP wärmer war als heute. Zwei Studien aus der Antarktis folgerten beispielsweise, dass die gegenwärtige Erwärmung „ihrer Natur nach noch nicht so extrem war wie in der MWP“, und dass „der gegenwärtige Zustand einer reduzierten Eismenge vor der westlichen antarktischen Halbinsel nicht ohne Präzedenz ist“. Eine kleinere Anzahl von Studien wie z. B. die vom Taganjika-See fand, dass es in der MWP kälter war als heute.

Es kann immer noch sein, dass die gegenwärtige Erwärmung sich von der des Mittelalters unterscheidet. Zum Beispiel könnten die Sommer damals und die Winter heute wärmer sein (falls die heutige Erwärmung durch CO2 verursacht wird, sollte das so sein). Und natürlich ist es die Zukunft, nicht die Vergangenheit, die die Wissenschaftler als gefährlich ansehen. Nichtsdestotrotz rechtfertigen die Beweise zunehmend die Wissenschaftler, die die MWP zuerst entdeckt haben.

Matt Ridley, The Wall Street Journal

Link: http://www.thegwpf.org/matt-ridley-medieval-heat-cool-warming-worries/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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6 Kommentare

  1. Bei der Uni Heidelberg ist eine interessante Analyse zur Temperatur der letzten 10.000 Jahre hinterlegt:
    http://www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca07-3/klima.html
    Das Ergebnis ist recht eindeutig (es war im Mittelalter wärmer).
    Man lese aber das Abschlusskapitel. Obwohl die Analyse recht eindeutige Ergebnisse brachte, traut man sich nur „durch die Blume“ zu sagen, dass das IPCC falsch liegt.
    Der Schluss zeigt dann wohl, wie man ein Ergebnis formuliert, wenn man weiss, dass die Fördermittelgeber etwas anderes lesen wollen:
    „Eine Möglichkeit ist, dass die Erwärmung noch schneller abläuft als vorhergesagt, sodass sich der Mensch früher als erhofft auf veränderte Lebensbedingungen einstellen muss. Aber auch eine in absehbarer Zeit erfolgende Abkühlung des Klimas kann nicht ausgeschlossen werden. Deren Folgen dürften als ebenso dramatisch empfunden werden wie die der Erderwärmung.“

  2. Wlan

    „Wenn jemand gegen alle Erkenntnisse, die es über die MWZ auf der Nordhalbkugel gab, behauptet, dass es wahrscheinlich sei, dass es heute wärmer wäre als vor 1000 Jahren, dann ist das nichts weiter als Manipulation, Herr Fischer.“

    Dann sollten Sie ja keine Schwierigkeiten haben, diese Rekonstruktionen, die schon vor Manns Arbeit existierten, zu nennen.

    PS:
    Und selbst, wenn es diese gegeben hätte: Dass neuere Forschung alten Ergebnissen widerspricht, ist kein Anzeichen von „Manipulation“, das ist normal und wird wissenschaftlicher Fortschritt genannt.

    „Auch heute benennen die Alarmisten Unsicherheiten, reden aber stets von „very likely“, um die ahnungslose Mehrheit und die naturwissenschaftlichen Analphabeten (fast alle Politiker) in eine bestimmte Richtung zu treiben.“
    Ohne Kommentar. Es soll ja auch ein paar wissenschaftsaffine Skeptiker hier im Blog geben. Lassen Sie sich von denen das elementarste wiss. Grundwissen erklären.

  3. #3: Norbert Fischer

    Das war ja wieder einmal ein typischer Fischer. Sie spielen Ihre Rolle konsequent. Nach dem Motto: „Nur nicht festlegen und schön im Konjunktiv bleiben“. Wenn jemand gegen alle Erkenntnisse, die es über die MWZ auf der Nordhalbkugel gab, behauptet, dass es wahrscheinlich sei, dass es heute wärmer wäre als vor 1000 Jahren, dann ist das nichts weiter als Manipulation, Herr Fischer. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass in Manns Arbeit Unsicherheiten benannt werden.

    Auch heute benennen die Alarmisten Unsicherheiten, reden aber stets von „very likely“, um die ahnungslose Mehrheit und die naturwissenschaftlichen Analphabeten (fast alle Politiker) in eine bestimmte Richtung zu treiben.

    Man kann nicht einerseits von „wahrscheinlich“ sprechen und sich andererseits eine Tür offen halten, um irgendwann genau das Gegenteil zu behaupten. Das Orakel von Delphi war da wesentlich geschickter.

    Als ich neulich bei einem Vortrag von Joergen Randers (Club of Rome) war, haben wir ihm auch die Frage gestellt, warum denn in den 70ern solche Fehlprognosen (Ende der Ressourcen für 2000, Verhungern von 1,3 Mrd. Asiaten) abgegeben wurden. Seine Antwort war, dass man so etwas nie behauptet hätte, sondern es sich nur um mögliche Szenarien gehandelt hätte und man die Menschheit auf Gefahren hinweisen wollte. TOLL !

    Ähnlich dürfte es wohl mit dem Thema „Klimawandel“ auch werden.

  4. „Bis Ende der neunziger Jahre stimmten die Forscher darin überein, dass es in der MWP wärmer als heute war“

    Nein, so kann man das nicht sagen.

    Richtig ist, dass es vor Manns Arbeit keine globalen Daten gab, und auch Manns Arbeit war auf die Nordhemisphäre beschränkt.

    Es war eine offene Frage, ob es eine MWP als globales Phänomen gab und ob die globale Temperatur damals wärmer war als heute. Ohne Daten und Messwerte ist alles Spekulation, und da sind Wissenschaftler sehr vorsichtig.

    Manns Arbeit war dann tatsächlich die erste Rekonstruktion, die eine weite Region des Globus abdeckte, und die erste, die eine Rekonstruktion MIT FEHLERANGABEN lieferte.

    Manns Arbeit konnte die beiden offenen Fragen natürlich auch nicht beantworten oder beweisen, die Antworten im Paper fielen dementsprechend vorsichtig aus.

    1. In Manns Paper steht explizit, dass seine Arbeit die Idee einer mittelalterlichen Warmzeit unterstützt.

    2. Es ist WAHRSCHEINLICH, dass die heutigen Temperaturen wärmer sind als in den 1000 Jahren zuvor.

    Ich denke, viele Skeptiker wären überrascht, wie stark in Manns Paper die Unsicherheiten benannt werden und wie vorsichtig Schlussfolgerungen formuliert werden. Schade, dass das Paper hier noch nie im Original vorgestellt worden ist.

  5. Warmzeiten (vor der globalen Erwärmungsangst von Klimawissenschaftler auch Klimaoptima genannt) und Kaltzeiten haben schon immer die Kulturräume des Menschen bestimmt. Dabei gibt es einen einfachen und logischen Mechanismus:

    Siedlungsräume können in drei Formen genutzt werden: Jagen/Sammeln, Viehzucht und Ackerbau. Die mögliche Bevölkerungsdichte ist beim Jagen und Sammeln am geringsten und beim Ackerbau am höchsten . Es kommen immer alle drei Nutzungsarten vor. An den Rändern der Siedlungsräume Jagen und Sammeln und im Zentrum Ackerbau. Kühlt es ab, ziehen sich die für den Menschen nutzbaren Flächen zum Äquator hin zusammen, erwärmt sich das Klima wieder, dehnen sich die nutzbaren Flächen aus. Das landwirtschaftliche Optimum und damit die höchste Bevölkerungsdichte und meist auch die zentrale Hochkultur, wandert also mit dem Klimaoptimum von Süd nach Nord und wieder zurück.

    In der MWP sah das so aus:

    Die Bevölkerung in Europa wächst stark, die städtische Bevölkerung vervielfacht sich, fast alle wichtigen Stadtgründungen in Mitteleuropa fallen in diese Zeit.

    Die landwirtschaftlich genutzten Flächen lagen bis zu 200 Meter höher als heute, die Gletscher waren kleiner und die Almen lagen höher. Die Baumgrenze steigt auf über 2000 Meter und liegt damit höher als heute, aber niedriger als z.B. im bronzezeitlichen Optimum.

    Wetterlagen wie im „Jahrtausendsommer“ 2003 bestimmten über einen mehrhundertjährigen Zeitraum das Klima in Europa. Mediterrane Verhältnisse hatten sich weit über die Alpen nordwärts geschoben. England machte Frankreich im Weinanbau Konkurrenz. Es war eine Zeit des Wachstums und des Wohlstands.

    Viel Wärme viel Leben, das ist eine alte Biologenweisheit. Das einzige wovor der Mensch wirklich Angst haben muss, ist eine Phase der Abkühlung.

  6. Wie uns die Baumringdaten von Briffa bereits in den 60er Jahren zeigten, können einzelne Proxis nicht das gesamte Temperaturbild liefern. Selbst wenn einige Umstände für ein weiteres, beschleunigtes Wachstum sprechen, können andere Fakten dieses verhindern. Ob die untersuchten Proxis nun wegen „Sättigung“ keinen weiterführenden Trend anzeigen, oder andere Umstände sogar eine nicht vorhandene Umkehr andeuten, kann nur durch Vergleich mit einer Vielzahl anderer Klimaindikatoren annähernd in Einklang gebracht werden. Schon allein aus diesem Grund getrachte ich die IPCC-Wissenschaft als unsinnig.

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