„SchwarmStrom für die Energiewende“ Die Geschichte einer Öko-Utopie

Schwarm Bild: Karin Dittrich_pixelio.de

Im Jahr 2009 geisterten diverse spektakuläre Ökovisionen durch die Medien. „Desertec“, „Smart-Grids“ und das „SchwarmStrom“-Konzept mit den geplanten 100.000 „ZuhauseKraftwerken“ der Lichtblick AG und VW AG können hier beispielhaft genannt werden. Nach der Anfangseuphorie ist es in der letzten Zeit um die Projekte sehr ruhig geworden. Das „SchwarmStrom“-Konzept ist gescheitert.

Blockheizkraftwerke (BHKW)

Die Ökoideologie sieht die Zukunft der Energieversorgung im Ersatz der Großkraftwerke durch eine „dezentrale“ Stromerzeugung. Die „Erneuerbaren Energien“ sollen mit virtuellen Kraftwerken aus tausenden Kleinst-BHKW mit gleichzeitiger Strom- und Wärmeerzeugung kombiniert werden.

Das Schwarmstromkonzept ist „eine ideale Ergänzung zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien“.

In der Realität gibt es aber einen massiven Systemkonflikt zwischen dem Ausbau der „Erneuerbaren Energien“ und dem Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Gerade die kleinen BHKW weisen zusätzlich die spezifisch höchsten Kosten auf und sind wenig effizient. Die behaupteten Energieeinsparungen treffen nicht zu.

Die Politik verfolgt mit dem in 2012 novellierten Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz weiter das Ziel, den KWK-Anteil bis 2020 auf 25% der Stromerzeugung zu verdoppeln und hat die Subventionen erhöht. Im aktuellen Energiekonzept der Bundesregierung wurde das Ziel einer Primärenergiereduzierung bis 2020 um 20% und bis 2050 um 80% im Gebäudebereich gesetzt. Dies hat dann den gegenläufigen Effekt und bedeutet in der Konsequenz das Ende der KWK im Heizungssektor.

Subventioniert werden die BHKW mit dem KWK-Zuschlag, dem Wegfall von Energiesteuern, ggf. der Stromsteuer sowie einem Investitionszuschuss. Die gekoppelte Erzeugung von Kraft und Wärme ist Voraussetzung für den Erhalt der Subventionen und die bedingte Wirtschaftlichkeit für den Betreiber.

Im Kraftwerksbereich und bei industriellen Anlagen ist die KWK sicher meist sinnvoll. Hintergrund sind die bei Großanlagen weitaus günstigere Anlagen-, Betriebs- und Energieträgerkosten, die mögliche Flexibilität in der Strom- und Wärmerzeugung und der höhere elektrische Wirkungsgrade (z.B. 60 % GUD gegenüber 33 % Gasmotor).

„SchwarmStrom mit dem ZuhauseKraftwerk“

Das „ZuhauseKraftwerk“ besteht aus einem VW-Motor mit einer elektrischen Leistung von 19 kW und einer thermischen Leistung von 36 kW gekoppelt mit Pufferspeichern von meist 2.000 l Volumen (technisches Datenblatt und Beschreibung).

Bei den üblichen BHKW erfolgt die Auslegung auf die Wärmegrundlast, um hohe Benutzungsstunden (möglichst > 5.000 h/a) der teuren BHKW zu erzielen. Erforderlich ist dann ein Spitzenlastkessel.

Das „SchwarmStrom“-Konzept beinhaltet eine monovalentes und überdimensioniertes BHKW, welches mit etwa 1.500 Betriebsstunden wie ein Heizkessel betrieben wird.

Durch den Speicher kann die sonst zum Wärmebedarf synchrone Stromerzeugung zeitlich entkoppelt werden. Bei einer angenommenen Temperaturspreizung von 30 K ist der 2.000 l Speicher ohne Wärmeentnahme bereits nach rund 2 Stunden vollständig geladen.

Die übliche Stromvergütung eines Klein-BHKW liegt aktuell bei rund 10 bis 11 ct/kWh und setzt sich zusammen aus dem BaseloadPreis (KWK-Index), dem KWK-Zuschlag und dem Konstrukt der vermiedenen Netzentgelte.

Das Lichtblickkonzept basiert auf der möglichen Verlagerung der Stromerzeugung im Tagesverlauf. Die Anlagen werden zu einem virtuellen Kraftwerk gebündelt und zentral gesteuert. Der Strom kann dann am Spot- und Regelenergiemarkt vermarktet werden. Über die erhofften Mehrerlöse gegenüber dem BaseloadPreis soll die Wirtschaftlichkeit des aufwändigeren Anlagenkonzeptes erzielt werden.

In der Darstellung von Lichtblick findet man die Aussagen, dass der „SchwarmStrom die beste Ergänzung zur schwankenden Windenergie darstellt“ und das mit den geplanten 100.000 Anlagen „zwei mittlere Atomkraftwerke ersetzt werden“ können. Dies ist angesichts fehlender Langzeitwärmespeicher und der nur 1.500 Betriebsstunden realitätsfern.

Innovationspreis für Klima und Umwelt

Das ideologisch korrekte „SchwarmStrom“-Konzept wurde folgerichtig ausgezeichnet:

Bundesumweltministerium und BDI zeichnen ZuhauseKraftwerke mit Innovationspreis aus

(16.03.2011).

Das Ende der Geschichte

Bereits ein Jahr später kosteten die Probleme mit dem Projekt den Lichtblick-Preisempfänger Dr. Christian Friege seinen Posten.

Offensichtlich wurde auch die Entwicklung der Märkte falsch eingeschätzt. Die Erdgaspreise sind im Zeitraum um rund einen Cent/kWh gestiegen. Die möglichen Erlöse am Spotmarkt sind durch die volatile PV- und Windeinspeisung gefallen. Eine Teilnahme am Regelenergiemarkt scheidet bei den aktuellen Vergütungen eher aus.

Das „ZuhauseKraftwerk“ wurde ursprünglich von Lichtblick zu einem Rundum-Sorglos-Paket (Wärme-Contracting) mit 5.000 EUR Baukostenzuschuss und einem an den Gaspreisindex gekoppelten Wärmepreis angeboten.

Im September 2012 wurde von Lichtblick der Baukostenzuschuss auf mindestens 9.900 EUR angehoben und dann der Vertrieb vorübergehend ausgesetzt.

Im Oktober 2012 wurde von Lichtblick das Contracting-Modell aufgegeben. Nun kann der Interessent das „ZuhauseKraftwerk“ für nur 27.990 EUR netto zzgl. Installationskosten kaufen. Unter den benannten Bedingungen rechnet sich dies nur, wenn das BHKW in der Grundlast mit möglichst hohen Benutzungsstunden eingesetzt wird. Der ursprünglich vorgesehene monovalente Heizungsbetrieb wird vollkommen unwirtschaftlich.

Damit wurde in der Konsequenz auch der „SchwarmStrom“ beerdigt. Der erforderliche zeitlich variable Betrieb der Anlagen ist praktisch nicht mehr möglich.

Von den geplanten 100.000 „ZuhauseKraftwerken“ wurden bisher 600 Anlagen installiert.

Gastautor Michael Clemens, für EIKE; Oktober 2012

Quellen:

SPON: Energiewende Vorwärts in die Schwarmstrom-Revolution vom 01.10.2009

Bündnis 90/Grüne:  Energie 2050: sicher erneuerbar vom 10.09.2010

TU Berlin: KWK Studie vom März 2010

http://www.kwkg-novelle.de

Lichtblick: Technisches Datenblatt ZuhauseKraftwerk

BHKW Prinz:  ZuhauseKraftwerk

BHKW-Infozentrum: Grundlagen Planung

Lichtblick: Broschüre

http://www.eex.com/en/

IKU-Innovationspreis für die Lichtblick AG

FAZ: Oekostrom Lichtblick und VW fehlen Kraftwerkskunden vom 25.07.2012

BHKW-Infothek vom 01.10.2012

BHKW- Infothek vom 11.10.2012

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10 Kommentare

  1. Sehr geehrter Hr. Pesch,

    in der Tat ist Deutschland „Irre“ geworden!

    Ich, Baujahr 1986, habe das Glück schon seit dem Jahre 2006/07, gerade in Bezug auf die Themen CO2, Klimaerwärmung die Wahrheit zu kennen und die Lügen der Öffentlich-rechtlichen wie auch privaten Fernsehsendern und diversen Zeitungen z.B. Mannheimer Morgen zu erkennen und zu reagieren. Habe seit einem Jahr mit dem Gedanken gespielt, eine Eigentumswohnung zu kaufen, um mein Erspartes vor der Inflation zu retten. Dank EIKE, und anderer Quellen habe ich dann aber doch erkannt wie „pervers“ eine Geldanlage, die mit einem WDVS ausgestattet wurde ist! Ich möchte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was für ein Aufstand es in den nächsten Jahren geben wird, wenn dann die Entsorgungsprobleme und zu Schimmelbekämpfung kommt. Und das soll dann eine sinnvolle Geldanlage sein?? NEIN. Nicht mit mir!

    Leider und da gebe ich Ihnen und anderen in diesem Thread recht, auch ich habe das Gefühl gerade in Deutschland und bei unseren Mitbürger redet man bei den Themen, WDVS, CO2, Klimaerwärmung… gegen eine Wand. Niveauvolle und sachliche Dialoge sind meistens kaum bis unmöglich durchzuführen.

    P.S. Habe in der Reportage von Arte am Anfang schmunzeln müssen, als der Sprecher sagte: Die Französische Regierung setzt weiterhin auf die Atomkraft wie im gezeigten Bsp. von Flamanville! Ich arbeite in einer Firma die die Nuklearindustrie beliefert… und Flamanville gehört dazu, dass Ergebnis der weltweiten Zustimmung der Atomenergie darf ich jeden Tag erleben. Außer bei den Deutschen. Schade.
    Ein „LOB“ an EIKE und deren Mitarbeiter, die jeden Tag unermüdlich uns mit Infos versorgen. Vielen Dank!!

    MFG
    Raphael Greipel

  2. #5: Raphael Greipel

    Der Hammer ist der Dr. Rosenkranz, der den Weltuntergang durch steigenden Meerespiegel predigt, wenn man keine WKA baut; Deutschland ist irre geworden!!!

  3. #5: Raphael Greipel

    Der geschäftstüchtige Bauer verspricht den Teilhabern hohe Gewinne…..

    Tja, wer sein Geld den „geschäftstüchtigen Bauern“ hinterher wirft, darf sich nicht wundern……

  4. #5: Raphael Greipel

    Zum Film:

    NEIN! die Deutschen sind in Sachen „Energiewende“ NICHT seriös und rational, sondern hochgradig irrational und ideologisch vergiftet!!

  5. Ich möchte in diesem Zusammenhang an meinen Beitrag „Die-Funktion-eines-Blockheizwerkes“ vom 3.8.2011 erinnern.( http://tinyurl.com/8ubpytd)
    Das jemals solchen Anlagen ein Innivationspreis verliehen wird erleuchtet mir ja den Geisteszustand dieser Leute. Wer sich den kleinen Film anschaut, der auf der Hurraseite des Bundesumweltministeriums unter „Lichtblick AG“( http://www.iku-innovationspreis.de/preistraeger-10/kategorie-2/ ) zu finden ist, der wird bemerken das der prämierte Lichtblickvorstand bei Minute 0:26 anfängt Unsinn zu erzählen(Die Abwärme des Generators). Das wird man als Versprecher verzeihen. Aber auch im Ministerium hat man nichts gemerkt. Daran sieht man, das die alle von Technik nichts verstehen, dafür umso mehr von Ökoreligion. Die kann man auch auswendig lernen. Bei Minute 0:55 kann der Prämierte nicht zwischen Wirkungsgrad und Nutzungsgrad unterscheiden. Na jetzt ist er ja nicht mehr Vorstand bei Lichtblick. Ob der Neue mehr davon kennt? Sonst könnte ihm ja ein Lichtblick aufgehen.

  6. Der Stromanbieter LichtBlick wirbt in Prospekten damit, daß viele „Zuhausekraftwerke“ ein Atomkraftwerk ersetzen könnten. Das ist nicht ganz korrekt:

    Viele kleine Erdgasmotoren die alle Erdgas verbrauchen können ein großes Gaskraftwerk ersetzen, das viel Erdgas verbraucht. Ein großes, emissionsfreies Atomkraftwerk das ohne Öl/Erdgas auskommt, könnte vielleicht durch viele Mini-Reaktoren ersetzt werden.

    Man will den Leuten hier praktisch den Umstieg von billigem Uran auf teures Erdgas schmackhaft machen. Erdgas hat für unsere Politiker auch den „Vorteil“ daß sie die erheblichen CO2 Emissionen als Argument verwenden können, unseren Stromverbrauch zu rationieren.

  7. Ach was war die Euphorie im SPON Forum groß, als das « Lichtblick » Modell vorgestellt wurde.
    Wenn man dann nachrechnete, 35 kW th und 20 kWe ? macht für 4.500 Betriebsstunden 150.000 kWh th und 90.000 kWhe, und argumentierte, dass kein EFH etwas mit 150.000 kWhth/a anzufangen weis, wurde man niedergeschrien. Argumente werden ja in der ideologisch geführten Deutschen Energiedebatte gar nicht zu Kenntnis genommen.
    Jetzt ist das Modell, absehbar, gescheitert und die Jünger der „Energiewende“ laufen einem anderen Öko-Propheten hinterher; Deutschland ist irre geworden!

  8. Das SchwarmStrom System muss aus wirtschaftlicher Sicht scheitern. Schon deswegen, weil zuviele zuviel Geld dabei verdienen wollen/müssen um wirtschaftlich sein zu können.
    Im übrigend gilt das gleich in der gesamten planwirtschaftlichen Erneuerbaren Energiewelt. Zuviele wollen/müssen zuviel Geld verdienen, damit ihre Investition bezahlt werden kann. Dies wird staatlich verordnet mit einem über den Marktwert liegenden Festpreis auf 20 Jahren. Damit steigen zwangsläufig die Kosten für die Volkswirtschaft und somit für den hart arbeitenden Bürger. Ganz nach dem Motto „Linke Tasche – Rechte Tasche“ oder „Zuviele Köche verderben den Brei“.
    Der Konsument und damit der Endverbraucher/Bürger hat diesen Brei dann zu schlucken. Politisch/Ideologisch angeordnet so zu sagen.

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