Jetzt bekannt: Sechs schwere Sicherheitsmängel in Fukushima! Und Fakten zur Kernkraftwerken der IV Generation

Kernkraftexperte Dr. Günter Keil hat die jetzt bekannt gewordenen Sicherheitsmängel der Fukushima Reaktoren mit den deutschen KKW Konstruktionen verglichen. Er fand sechs schwere Mängel an den japanischen Reaktoren, die hier nei zu einer Freigabe geführt hätten. Unser Leser Eberhard Stotko stellte zudem einige Verständnisfragen zur Wirkungsweise der KKW der IV Generation. Herr Konstantin Foskolos Deputy Head Nuclear Energy and Safety Research Department im Paul Scherrer Institut war so freundlich sie zu beantworten. Sie sind hochinteressant! Lesen Sie selbst.

Politiker erklären jetzt, dass ihnen die Fukushima-Katastrophe die Größe des Restrisikos deutscher Kernkraftwerke klar gemacht hätte. Welch ein Unsinn. Das ist nur dasjenige Risiko, das bei einem richtig ausgelegten, bestens konstruierten und auch später sicherheitstechnisch nachgerüsteten Kraftwerk am Ende übrig bleibt. Bei den japanischen Reaktoren war das bei Weitem nicht der Fall.

Es gab dort 6 schwere Fehler

Fehler 1

Der Reaktor war auf ein stärkstes Erdbeben von 8,4 ausgelegt – wie es aber schon 1933 auftrat. Es gab keine Sicherheitsreserve darüber – und so übertraf das Beben vom 11.März  die Belastungsgrenze des Reaktors um 25%.

Fehler Nr. 2

war die krasse Mißachtung der Höhe eines Tsunamis, denn im Mittel alle 30 Jahre gab es Tsunamis mit Wellenhöhen über 10 m, oft weit darüber.  Der Betonwall am Meer hatte 5,7 m – dazu kamen 4,3 m vom höher gelegenen Kraftwerk. Die reale Tsunamiwelle hatte aber 14 m. Damit verbunden war

Fehler Nr. 3:

Die Diesel für die Notkühlung befanden sich im Untergeschoß und dieser Raum war auch nicht gegen Hochwasser abgedichtet. Die Diesel soffen ab, die Kühlung fiel aus.

Fehler Nr. 4

war die Unterlassung einer Nachrüstung der zu schwachen Druckentlastungs-Leitungen in der US-Konstruktion. Diese können im Falle einer Kernaufheizung durch den Druck von Dampf und Wasserstoff Lecks bekommen, wodurch alles in das Reaktorgebäude gelangen kann. In den USA wurde das erkannt und die Leitungen verstärkt – in Japan nicht.

Fehler Nr.5:

Weil diese Druckentlastung keine Filter enthielt, konnten radioaktive Aerosole und Partikel entweichen und nach außen gelangen. Deutsche Reaktoren haben diese Filter, die 99,9% zurück halten.

Fehler Nr. 6:

Der im Reaktorgebäude angesammelte Wasserstoff – siehe Nr.5 – konnte explodieren, weil die japanischen Reaktoren im Gegensatz zu unseren nicht über Rekombinatoren verfügen, die Wasserstoff zu Wasser umwandeln. So kam es zu den Explosionen und zur Verbreitung radioaktiver Substanzen. Deshalb lag das tatsächliche Risiko der Fukushima-Reaktoren um das Zig-Tausendfache über dem theoretischen Restrisiko.

Die in Japan unbegreiflicherweise unterlassenen Maßnahmen sind in deutschen KKW lange verwirklicht. Keinen dieser Fehler und Unterlassungen hätte unsere Reaktorsicherheits-Kommission RSK durchgehen lassen – die übrigens von 2002 bis 2006 von Michael Sailer, Mitglied der Geschäftsführung des Öko-Instituts Darmstadt,  geleitet wurde, der heute noch RSK-Mitglied ist.

Dr.-Ing. Günter Keil, Sankt Augustin 18.5.2011

Update: aus 

Grüne surfen auf dem Tsunami an die Macht

…..Niemand hat sich gefragt, warum das Kraftwerk Fukushima nach dem Erdbeben genauso aussah wie vor dem Erdbeben, abgesehen von der geborstenen Betonhülle des Reaktorbaus, welche erst nachträglich durch eine Wasserstoffexplosion aufbrach. Eigentlich hätten die Gebäude doch in Mitleidenschaft gezogen werden müssen bei Horizontalbeschleunigungen von bis zu 550 cm/s2, die auf dem Kernkraftwerksgelände in Ost-West-Richtung gemessen wurden. Die Erdbebensicherheit der Konstruktion hatte seine Aufgabe erfüllt. Alle Sicherheitseinrichtungen taten planmäßig ihren Dienst. Auch die Zerstörung der örtlichen Stromversorgung konnte dem Kraftwerk nichts anhaben, dann aber passierte es. Etwa eine Stunde nach dem verheerenden Beben erreichte ein an dieser Stelle ca. 14 m hoher Tsunami die Küste. Mühelos überwand er die 5,7 m hohe Steinbarriere im Meer, die zweifellos zu niedrig ausgelegt war und spülte ins Kraftwerk hinein bis in die Höhe der Notstromdiesel, die daraufhin ihren Dienst versagten. Im Folgenden konnte die Kühlung nur noch für eine kurze Zeit aufrechterhalten werden, der Rest ist bekannt…

Weiterführender Link zu den Ursachen der Fukushima Havarie hier

Fragen zu KKW der IV Generation: Erläuterungen von Konstantin Foskolos; Deputy Head Nuclear Energy and Safety Research Department Paul Scherrer Institut*

http://www.psi.ch/

Sehr geehrter Herr XXXXXXX Stefan Hirschberg leitete Ihre Anfrage an mich weiter. Hier ein Paar kurze Antworten zu Ihren Fragen: 

F. Wenn ich es richtig verstanden habe, wird bei der heutigen Reaktorgeneration (III) das Energiepotential von Uran nur zu einem verschwindend geringen Teil genutzt. Zahlen zwischen 1 und 3% werden genannt. Stimmt das, und wenn ja, woran liegt das? Was geschieht mit den restlichen ca. 97%? Sind die allesamt "nuklearer" Abfall?

A. Ja, das stimmt. Dies liegt daran, dass in Leichtwasserreaktoren (LWR, welche die Mehrheit der heute in Betrieb stehenden Anlagen ausmachen) die Kernspaltung durch den Aufprall von langsamen („thermischen“) Neutronen auf die spaltbaren Kerne verursacht wird. Das Uran in der Natur besteht aus zwei Isotopen, U-235 (0.7%) und U-238 (99.3%), wovon nur das erste mit thermischen Neutronen gespalten werden kann. Über die Anreicherung wird der Anteil von U-235 auf bis zu 5% erhöht, und dies gelangt in den Reaktor. Allerdings wird der Brennstoff herausgenommen, bevor das U-235 völlig gespalten wird; der „abgebrannte“ Brennstoff enthält noch 1-2% U-235. Der Rest besteht hauptsächlich aus „Ballast“, d.h. U-238. Allerdings wird ein kleiner Teil des U-238 über den Einfang von Neutronen zu Plutonium verwandelt, welches wiederum mit thermischen Neutronen spaltbar ist. 

F. Was geschieht bei der "Wiederaufbereitung"? Wird daraus wieder verwendbares Reaktormaterial gewonnen?

A. Bei der Wiederaufarbeitung wird der abgebrannte Brennstoff in Salpetersäure aufgelöst und seine verschiedenen Bestandteile mittels chemischer Bindestoffe separiert. So gewinnt man separat Uran (wie gesagt noch 1-2% angereichert), Plutonium, und ein Gemisch aus Spaltprodukten und den sog. „höheren Actiniden“ (Americium, Curium)“. Dieses Gemisch bildet den eigentlichen Abfall, der nach der Abtrennung mit Sand vermischt, geschmolzen und verglast wird. Die daraus entstehenden (hochradioaktiven) Glaszylinder werden in Stahlbehältern eingepackt und mit Castor-Behältern von der Wiederaufbereitungsanlage zur Zwischen- und Endlagerung geführt. Wiederaufarbeitungsanlagen gibt es in Frankreich (La Hague), Grossbritannien (Sellafield), Japan (Rokkasho) und Russlad (Mayak). Findet keine Wiederaufarbeitung statt, so transportieren die Castor-Behälter ganze Brennelemente vom jeweiligen Reaktor zum Zwischenlager und später zum Endlager. 

F. Wenn ja, was geschieht damit? Nach Deutschland kommen doch nur die Castor Behälter zur "Endlagerung" zurück.

A. Das abgetrennte Uran und Plutonium sind wertvolle Rohstoffe, die wieder in den Reaktor eingesetzt werden können. Allerdings waren bis vor kurzem die Uranpreise auf dem Spotmarkt so tief, dass es sich nicht lohnte, rezykliertes Material einzusetzen. Die sich abzeichnende Wiedergeburt der Kernenergie mit weltweit erhöhtem Bedarf an spaltbaren Materialien und die steigenden Uranpreise werden vermutlich zu einem nachhaltigeren Umgang mit dieser Ressource und zur Nutzung auch von rezykliertem Material führen. Allerdings besteht mancherorts entweder eine politische Verhinderung für Wiederaufarbeitung (D: Verbot, CH: Moratorium), andere Länder haben bewusst davon abgesehen (USA), in der Hoffnung damit das Proliferationsrisiko zu reduzieren. Tatsache ist, dass es heute keine technischen Massnahmen gibt, welche einen Missbrauch des abgetrennten Plutoniums deterministisch ausschliessen können – man nutzt internationale Kontrollen und prozedurale Massnahmen. Tatsache ist auch, dass solcher „Missbrauch“ bisher nur von Staaten, aber nie von sonstigen Gruppierungen ausgeübt wurde. 

F. Wie hoch wäre die "Ausbeute" bei der VI. Generation von Kernreaktoren?

A. Reaktoren der Generation IV arbeiten mehrheitlich mit schnellen Neutronen, welche alle spaltbaren Isotope spalten können. Damit kann theoretisch der gesamte energetische Inhalt des Urans genutzt, und auch das Plutonium und die höheren Actiniden gespalten werden. Nach mehrfacher Wiederaufarbeitung und Rezyklierung blieben somit theoretisch nur Spaltprodukte übrig, die endgelagert werden müssten; allerdings haben diese viel kürzere Halbwertszeiten und zerfallen somit viel schneller zu nicht-radioaktiven Isotopen. Damit lassen sich die erforderlichen Endlagerzeiten massiv verkürzen, von heute einigen 100000 Jahren auf einige 100 Jahre. Gegenüber LWR steigt die Nutzung von Uran bei schnellen Reaktoren um mindestens einen Faktor 50 – was auch die Frage der Ressourcenverfügbarkeit wesentlich entschärft. 

F. Worin liegt das "Neue" von "Transmutation" im Vergleich zur Wiederaufbereitung?

A. Transmutation ist die Verwandlung von einem Isotop in ein anderes. Allgemein wird damit die Umwandlung durch Spaltung von höheren Actiniden mit sehr langen Halbwertszeiten in wesentlich kurzlebigere Spaltprodukte gemeint; solche Spaltungen finden in Reaktoren mit schnellen Neutronen statt, also Reaktoren der Generation IV. Wiederaufarbeitung ist ein der Transmutation vorgelagerter Prozess, um die zu rezyklierenden und zu transmutierenden Isotope von den Spaltprodukten zu separieren. Parallel zur Entwicklung neuer Reaktoren der Generation IV werden fortgeschrittene Wiederaufarbeitungsmethoden entwickelt, welche kompakter und effizienter sind und weniger Abfall produzieren; es wäre möglich, solche kleine Wiederaufarbeitungsanlagen mit dem Reaktor auf dem gleichen Standort zu kombinieren und somit die lästigen Castor-Transporte massiv zu reduzieren.

Ich hoffe damit Ihre Fragen im Wesentlichen beantwortet zu haben. Sie finden eingehendere Information zu Reaktoren der Generation IV unter http://gif.inel.gov/roadmap/ und zur Kerntechnik allgemein im ausgezeichneten Lexikon zur Kernenergie des Forschungszentrums Karlsruhe: http://iwrwww1.fzk.de/kernenergielexikon/ .

Freundliche Grüsse,
 
Konstantin Foskolos
Deputy Head
Nuclear Energy and Safety Research Department
Paul Scherrer Institut http://www.psi.ch/

Das Paul Scherer Institut ist eine international anerkannte private Forschungseinrichtung in der Schweiz. Es arbeitet eng mit dem Gen IV Forum GIF zusammen:

The Generation IV International Forum (GIF) is a cooperative international endeavor organized to carry out the research and development (R&D) needed to establish the feasibility and performance capabilities of the next generation nuclear energy systems.

Zum Transmutationsverfahren der Vermeidung und weitgehenden Unschädlichkeitsmachung des Kernbrennstoff-Abfalls s. auch die EIKE-News von Pressesprecher Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke hier

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16 Kommentare

  1. Eine, meiner Meinung sehr wichtige Beobachtung, die ich Während einem Life-Bericht im französischen Fernsehen machte, wurde meiner Meinung nach nicht oder nur unzureichend beachtet: es war ein Feuerwehrlöschzug zu sehen, der Einlass auf das Kraftwerksgelände begehrte. Dieser wurde aber verweigert und, wie man viel später erfuhr, von höchster staatlicher Stelle auch Tage nach der Kernschmelze immer noch verweigert.
    Beabsichtigt war von der Feuerwkrmannschaft, Ozeanwasser mittels der mehr als ausreichend starken Feuerwehrpumpen in den Reaktor und die Abklingbecken zu pumpen. Das wurde untersagt, obwohl doch wirklich jeder weiß, dass nach ca 2 Stunden ohne Wasser Kernschmelze eintritt.
    Praktisch nichts wäre geschehen, wenn man die Feuerwehrleute gewähren lassen hätte.

    Die Ironie der Dummheit wollte es, dass man Tage danach, als man es wirklich nicht mehr durfte, die Löschzüge auf das Gelände ließ, als der Weg durch Trümmer versperrt war und bedenkenlos das Ozeanwasser auf die glühende Brennelementschmelze schüttete. Ich konnte nicht fassen , wass ich sah.
    Mir kann niemand erzählen, was die Katastrophe auslöste. Der Tsunami war es nicht. Reine menschliche Dummheit. Nur wenige Tage später hätte man in aller Ruhe das Ozeanwasser wieder durch Süßwasser ersetzen können. Das dauerte dann aber volle zwei Wochen. Dem Reaktor wäre praktisch nichts geschehen, die wirklichen Tsunami – Schäden hätte man leicht und in wenigen Tagen reparieren können. Die Reaktoren wären längst, ohne jegliche Strahlenbelastung, wieder in Betrieb. Vielleicht sollte man in Japan die DM einführen. Allem Anschein nach fällt der Groschen schneller als der Yen.

  2. Für die Bauteilbeanspruchung mittels Antwortspektren ist die zeitabhängige erdbebeninduzierte Bodenbeschleunigung von Interesse.
    Am 11.März 2011 betrug diese horizontal max. 5,5 m/s².
    Beim Erdbeben am 16. Juli 2007 der ebenfalls zu TEPCO gehörenden Anlage in NCO waren es sogar 6,8 m/s².
    Aus den Magnituden kann man diese Akzelerogramme nicht direkt ableiten.

  3. Es gab also etliche Schwachstellen an den Reaktoren in Fukushima.
    Und dennoch – das ist nun wichtig – ist bei der Zerstörung der Dächer der Gebäude und bei Ausfall der Kühlungen von Reaktor und Brennelementelagerbecken bisher kein Mensch durch Radioaktivität zu Schaden gekommen, und wird es nach menschlichem Ermessen auch in der nächsten Zeit nicht kommen.
    Das beweist sehr gut, dass die Technik der Leichtwasserreaktoren eine sehr sichere Technik ist. Es gibt keinen technischen Grund, diese Technik zu verlassen.

    Gruß
    Lutz Niemann

  4. Lieber Herr Otto,

    Entschuldigung, Sie haben mit Faktor 8 fuer das Energieverhaeltnis natuerlich Recht, wir schrieben im prinzip das gleiche.

  5. @ Frank Grabitz:
    Theoretisch, da die Reaktoren noch in der Entwicklung sind. Es hängt glaube ich auch von der Art des Reaktors und einigen anderen Faktoren ab. Es gibt hier bei Eike einen schönen Artikel wo das detailiert beschrieben wird.
    Das Potential ist aber enorm ,selbst wenn man keine 100% Ausbeute erreicht.

  6. Lieber Herr Otto, #9

    so schwierg ist das nun doch nicht! Die oben genannten Faktoren, der im Text und Ihrer sind falsch. Ich habe mal als Nebenfachgeophysiker gelernt:
    „Einführung in die Geophysik“, W. Kertz, Bd 1, Zusammenhang zwischen freigesetzter Energie und Magnitude (nach Gutenberg/Richter):
    log10 (E in Joule) = 1,5 * Magnitude + 4,8

    Eine Änderung von 1 in der Magnitude bedeutet also für das Verhältnis der freigesetzten Energien 10 hoch 1.5 = 31,6. Bzw. für das Verhältnis von M = 8,4 zu 9,0: 10^(1,5*0,6) = 7,9.

  7. A.
    „Reaktoren der Generation IV arbeiten mehrheitlich mit schnellen Neutronen, welche alle spaltbaren Isotope spalten können. Damit kann theoretisch der gesamte energetische Inhalt des Urans genutzt, und auch das Plutonium und die höheren Actiniden gespalten werden. Nach mehrfacher Wiederaufarbeitung und Rezyklierung blieben somit theoretisch nur Spaltprodukte übrig, die endgelagert werden müssten; …. “

    Frage von mir :

    nur theoretisch ?
    – oder auch praktisch,
    – oder teils, teils.

    Weil nur mit dem Argument „theoretisch“ brauche ich bei keiner Diskussion über KKW anfangen.

  8. Die Aussage über die Stärke des Erdbebens ist nicht richtig (bei Fehler 1). Die Belastungsgrenze des Reaktors wurde nicht um 25 % sondern um 800 % überschritten.
    Nach der Richter Skala steigt die Stärke zwischen 8,4 und 9 um den Faktor 4 (Basis 10)und die freigesetzte Energie auf das achtfache (Basis 32) an.
    Diese Berechnung folgt einmal aus der Definition der Richterskala und dann aus der Tatsache, dass die freigesetzte Energie aus geophysikalischen Gründen pro Magnitude auf das 32-fache ansteigt.

  9. #5: H. Urbahn sagt:
    „zu#1 und #3 bei der Auslegung der Anlage kommt es nicht auf die Bebenstärke an son-dern auf die Querbeschleunigung am Ort des Reaktors. Nur für Fukushima Daiichi 1 ist die Querbeschleunigung um etwa 25 % gegenüber der Auslegungsbeschleunigung übertroffen worden.“

    Hallo Herr Urbahn

    Soweit zwar verstanden, es stellen sich aber dennoch 4 Fragen:

    1. Nach meinen Informationen lag der Wert auf der Richterskala bei dem Kraftwerk ebenfalls bei etwa 9. Die nächsten Messstationen waren nämlich MYG012 und MYG013, die liegen etwa 70km vom Epizentrum entfernt und etwa genauso weit von Fukushima und da war die Intensität 9. Dann müsste die Belastung das 4 fache der Auslegung betragen haben?

    2. Ist die Querbeschleunigung aus einem Wert auf der Richterskala direkt abzuleiten? – oder anders gefragt, kann es bei 2 Beben die beide den Wert 9 auf der Richterskala hatten verschiedene Querbeschleunigungen geben?

    3. Die Querbeschleunigung ist sicher eine gefährliche Belastung, weil sie auf Grund der Massenträgheit zu starken Biege oder Scherkräften führt. Dennoch sind natürlich senkrechte Stöße genauso gefährlich, weil sie plötzliche Zug und Druckbelastungen auslösen. Stellt sich also die Frage, wie werden Querkräfte einerseits und Längskräfte andererseits bei der Festigkeitsauslegung bei KKW berücksichtigt?

    4. Und dann eben auch hier die Frage, sind Längsbeschleunigungen aus einem Wert auf der Richterskala direkt abzuleiten?

    mfG
    M.Schneider

  10. Hallo, Herr Dr. Keil
    zu Ihrer Auflistung: Und wie darf ich das verstehen? (Erdbebensicherheit der Reaktoren:)

    TEPCO:Quake caused no major damage to reactors
    Tokyo Electric Power Company has found from its data that the March 11th earthquake caused no safety abnormalities at the reactors at the Fukushima Daiichi nuclear plant until the tsunami came.

    The plant operator is expected to submit its analysis of data following the quake in a report to the government on Monday.

    TEPCO’s data was intact from the time the quake hit until the tsunami arrived and destroyed all power sources. But afterward, data was only gathered at times when batteries and other power sources were used.

    TEPCO undertook its analysis using the available data and interviews with plant workers.

    The plant operator concluded the quake caused no major damage to the main piping and other parts of the reactors. TEPCO found no safety abnormalities at any of the reactors until the tsunami hit.

    At the No.1 reactor, where a meltdown is suspected, workers may have manually shut down the reactor’s emergency cooling system immediately after the quake. It is said that the operation subsequently caused problems for cooling the reactor.

    TEPCO has gone through a manual on the operation of the reactor cooling system and investigated why it took nearly 3 hours to restore the system. The findings are expected to be included in the report.
    Monday, May 23, 2011 08:15 +0900 (JST)
    http://www3.nhk.or.jp/daily/english/23_07.html

  11. Fehler 7
    Zur Kühlung über die Kondensationskammer wird Strom benötigt.
    Fehler 8
    Das Notstromnetz von Block 1 funktionierte gerade mal 2h lang. Das ist vollkommen inakzeptabel. Bei den anderen Notkühlsystemen kam es auch frühzeitig zu Störungen. Zeugt auch nicht von Qualität. Dass im Notstromfall schon über die Kondensationskammern gefahren wird bei den GE Anlagen ist der Witz.
    Fehler Nr. 9
    Die Reaktordruckbehälter hatten Anschlüsse unterhalb des Kerns. Aufgrund der Explosionen kam es hier zu Leckagen, die zu erheblichen Problemen bei der weiteren Kühlung führten.
    @: Sabrina Schwanczar

    neben vielen überlegten Worten, die Sie in diesem Posting geschrieben haben, kommt hat immer noch ihr Unwissen zur Kerntechnik zum Vorschein.

    “Berstens des Reaktordruckbehälters“

    Das Ding kann nicht bersten. Dazu ist es viel zu zäh. Das bereits bei 0 °C und erst recht im Betrieb. Selbst wenn Sie das ganze System mit göttlicher Kraft durch die Gegend schmeißen. Das verbeult, aber es bricht nicht. Selbst der minderwertige Stahl, der in Autos und Hochhäusern verbaut ist, verbiegt sich unter Belastung aber bricht nicht.

    Ich stehe immer noch zu meiner Aussage, dass ein KKW bei einem Erdbeben der sicherste Platz ist. Die Meldung, dass der RDB von Fukushina 1 schon beim Erdbeben gelitten hätte kann man mittlerweile getrost als Falschmeldung bezeichnen. Und diese Mistkonstruktion hat ein Erdbeben der Stärke 9 ausgehalten. Da mach ich mir um die deutschen Anlagen auch bei einem Beben der Stärke 9 keine Sorgen.

    Zur Erdbebenbelastung im Allgemeinen. So ein Erdbeben besteht aus vertikalen und horizontalen Beschleunigungen, die mit unterschiedlichen Frequenzen auftreten können. Bei einer Erdbebenüberprüfung wird zuerst untersucht, welche Resonanzen und damit effektive Beschleunigungen auf das Bauwerk übertragen werden. Dies wird dann für jede Etage untersucht. Die so ermittelten Beschleunigungen und Frequenzen werden dann an den Halterungspunkten in die Strukturen der Druckführenden Umschließungen eingeleitet. Diese Belastungen werden dann mit allen anderen Belastungen, die gleichzeitig zu erwarten sind, überlagert.
    Anhand von Balkenmodellen werden dann die Spannungen in den Komponenten ermittelt. Jetzt sollte einem klar werden, dass die Frequenz einen viel größeren Einfluss hat, als die freigesetzte Energie womit man die Stärke eines Erdbebens angibt oder die faktischen Beschleunigungen, die die Menschen spüren und Steinhäuser zum Einsturz bringen.

    Die ermittelten Spannungen werden dann mit den bei Störfällen zulässigen Spannungen verglichen. Bei jedem der beschriebenen Einzelberechnungen werden Konservativitäten aufgebaut. Womit es einleuchtend wird, dass da deutliche Reserven drin sind.
    Bei einer guten Konstruktion sind die Eigenfrequenzen weit weg von den Erdbebenfrequenzen. Dann wird alles nur ein bisschen durchgeschüttelt (6g können die Komponenten sowieso alle ab). Daher zeigen auch die Berechnungen, dass Erdbeben nicht die Herausforderung an die Konstruktionen ist.

    Wenn es in Deutschland so viele Erdbeben wie in Japan gäbe, dann wären die höchst belasteten Stellen schon längst mit Dehnmessstreifen ausgestattet. Dann könnte man anhand der aufgenommen Erdbebenspektren und den ermittelten Belastungen die Genauigkeit der Berechnungen überprüfen.

    Was in Deutschland in dieser Richtung schon seit 20 Jahren ein alter Hut ist, wird von den Japanern und US Amerikanern auf den Konferenzen als die neuste Erkenntnis verkauft.

  12. zu#1 und #3 bei der Auslegung der Anlage kommt es nicht auf die Bebenstärke an sondern auf die Querbeschleunigung am Ort des Reaktors. Nur für Fukushima Daiichi 1 ist die Querbeschleunigung um etwa 25 % gegenüber der Auslegungsbeschleunigung übertroffen worden.

  13. Ergänzend zu dem sehr guten Artikel bezüglich der Fehler der Anlagen Fukushima I möchte ich Sie auf die folgende Internetseite des VGB aufmerksam machen, die zwar schon etwas älter aber doch sehr ausführlich die unzureichende Auslegung von Fukushima zeigt.
    (http://www.vgb.org/tohoku.html)

  14. „… Reaktor war suf stärkstes Beben von 8,4 ausgelegt …. so übertraf das Beben vom 11. März die Belastuhgsgrenze … um 25%“
    Meines Wissens ist die Richterskala logarithmisch (Basis 10), d.h. die Stärke wächst
    exponentiell zur Basis 10. Wenn also das Fukushima-Beben die Stärke von etwa 9 hatte, so war die Belastungsgrenze um etwa das Vierfache der Auslegungsgrenze von 8,4 überschritten also um etwa 400% — und das haben die Reaktoren ausgehalten, ohne die verhängnisvollen Tschernobyl-Verheerungen zu bewirken.

  15. Der Artikel ist Wasser auf die Mühlen der Kernkraftgegner.
    GE (Erbauer des KKW, schliesslich keine kleine Handwerkerbude) und die Japaner (bis zum „Toyota-Effekt“ angebliche Vorbilder an Qualität mit dem Ruf, keine Fehler zu machen)haben anscheinend heimlich nur Fehler gemacht, aber in Deutschland kann das niemals sein, da wurde und wird alles nur „richtig“ gemacht.
    Da wird man in jeder Diskussion lauthals ausgelacht.

  16. Mir scheint die Mehrbelastung unter „Fehler 1“ falsch zu sein. Dort werden nur 25% Mehrbelastung angegeben.

    Das Beben wurde mit 9,0 auf der Richterskala angegeben, wenn die Auslegung auf Ri 8,4 liegt, dann ergibt sich eine ca. 4 mal so große Belastung bei Ri 9,0 gegenüber der Auslegung. (Die Richterskala ist eine logarithmische Skala)

    Dann kann meiner Ansicht nach die Mehrbelastung nicht nur 25% sein, die auftretenden Kräfte vervierfachen sich ja auch auf die Bauteile.
    Wenn man z.B. Die Zugspannung auf einen Stab berechnet, so gilt:

    Spannung = Kraft/Querschnittsfläche

    Wenn sich also die Kraft vervierfacht, vervierfacht sich auch die Spannung .

    Eine Stahlstange, Durchmesser d =50mm, wird mit F =300 kN auf Zug beansprucht.

    Es entsteht eine Zugspannung von ca. 152 MPa

    Wird die Kraft aber 1200 kN
    Dann entsteht eine Zugspannung von etwa 611 Mpa

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