Die Modellrechnung

DIW Präsident Marcel Fratzscher Bild unter CC BY-SA 2.0 ©Lea Pachta

von Frank Hennig
Rechnen macht Sinn, Modellrechnen auch. Wenn man einen Auftrag hat, rechnet man es passend. Manchmal sind die Realitäten anders, als in der Formel hinterlegt. Das DIW als Akrobat der simplifizierten Zahlen.

Zeitlich abgestimmt auf die Arbeit der „Strukturwandelkommission“, umgangssprachlich als „Kohlekommission“ und in interessierten Kreisen als „Kohleausstiegskommission“ bezeichnet, präsentiert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) eine Studie mit Modellrechnungen zum zügigen Kohleausstieg, vor allem in Nordrhein-Westfalen. Nachdem öffentlich wurde, dass der Strukturwandel durch einen Kohleausstieg die Lausitz härter treffen würde als das Rheinland, richtet das DIW nun Kimme und Korn nach Westen. Die Hoffnung, die Reviere würden künftig ihre Forderungen konfrontativ stellen („Nein, fangt ihr an“), dürfte sich indes kaum erfüllen.

Der „Wochenbericht  33“ des DIW vom 15. August enthält den Beitrag „Erfolgreicher Klimaschutz durch zügigen Kohleausstieg in Deutschland und Nordrhein-Westfalen“und stellt nicht weniger als die Erreichung von Emissionszielen und mithin die Weltrettung der Bundesregierung und der Regierung in NRW anheim. Zu Beginn wird schlechtes Gewissen gemacht: Steinkohle und Braunkohle in Deutschland trügen mehr als ein Viertel zu den deutschen Treibhausgasemissionen bei. Verschwiegen wird, dass dafür 40 Prozent des Strombedarfs gesichert werden. Zudem stünden in NRW die meisten und ältesten Kohlekraftwerke und der Beitrag der erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung betrüge derzeit nur 12,5 Prozent und sei somit „weit unterhalb des Bundesdurchschnitts von 36 Prozent“. Nachholbedarf wird gesehen.

Einen Blick auf die Ursachen wirft das DIW nicht, die Wissenschaftlichkeit des Berichts bleibt knapp über der Rasenoberkante. Hat der Anteil der Regenerativen in den Bundesländern vielleicht auch mit der geografischen Lage und mit der Bevölkerungsdichte zu tun? 524 Menschen teilen sich in Binnenland NRW einen Quadratkilometer, in Mecklenburg-Vorpommern sind es nur 69. Abstandsregeln für Windkraftanlagen sind für das Institut ohnehin kein Thema. Die Regierung in Düsseldorf versucht gegenwärtig, ihrer Vorsorgeverpflichtung gegenüber der Bevölkerung besser als ihre Vorgänger nachzukommen und will die Abstände erhöhen.

Präsentiert wird eine Modellrechnung für drei Pfade. Ein Referenzmodell, das die Entwicklung ohne politische Eingriffe beschreibt und zwei schärfere Ausstiegsvarianten. Das erinnert mich an Bertolt Brechts „Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Planens“:

Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.

Die zwei beschleunigten Ausstiegspfade orientieren sich an den Vorschlägen zu frühzeitigen Stilllegungen von Kohlekraftwerken bis zum Jahr 2020, welche rund um die Jamaika-Sondierungen im November 2017 diskutiert wurden. Mit anderen Worten: Ein halbgarer politischer Kompromiss dient als Grundlage einer „wissenschaftlichen“ Betrachtung.

Da die berechneten Abschaltungen nicht die Emissionen ausreichend senken, sollen weiter laufende Kraftwerke auf 4.000 Betriebsstunden pro Jahr begrenzt werden. Natürlich wird kein Gedanke daran verschwendet, dass dann wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr denkbar ist und eine Subventionierung nötig wäre. Generell wird der ökonomische Aspekt des ganzen Vorhabens standhaft ignoriert, ein geistiges Armutszeichen für ein Institut, das sich der „Wirtschafts“forschung verschrieben haben will.

„Zurzeit wird ein Teil des deutschen Kohlestroms ins Ausland exportiert.“Nein, liebe Laien, es wird Strom exportiert. Man kann ebenso wenig nur Kohlestrom exportieren, wie man nur Ökostrom beziehen kann. Im Netz ist immer ein Strommix aus verschiedenen Quellen. Klingt komisch, ist aber so. Zudem wird manchmal mit Strom gehandelt und manchmal ist der Export pure Verzweiflung zum Zweck der Netzrettung, was sogar zu negativen Strompreisenim Großhandel führt. Dies passiert mit schöner Regelmäßigkeit, wenn viel Wind bläst und oder viel Sonne scheint. Dann können trotzdem nicht alle Kohlekraftwerke abschalten, weil immer noch jemand regeln und die Netzdienstleistungen bereitstellen muss, wozu die Regenerativen nicht in der Lage sind. So gesehen wird dann vor allem regenerativ erzeugter Strom exportiert.

Auf ähnlich dünner Basis geht es weiter. Bei den absehbaren Versorgungsproblemen durch Atom- und Kohleausstieg bei gleichzeitiger Sektorkopplung erspart man sich Berechnungen, sondern bleibt wolkig und schiebt die Verantwortung in Richtung Politik:

„Im Zuge einer verstärkten Verzahnung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr könnte die jährliche Spitze der Stromnachfrage entsprechend steigen. Die zunehmende Elektrifizierung sollte daher von einer adäquaten technologischen, marktlichen, ordnungsrechtlichen und regulatorischen Rahmensetzung flankiert werden. Diese sollte darauf hinwirken, dass gleichzeitig auftretende Spitzen der Stromnachfrage in den gekoppelten Sektoren vermieden oder zumindest gemildert werden.“

Im Klartext bedeutet dies, eine Rationierung einzuführen. Heizen und E-Mobil laden nur mit entsprechend genehmigtem Budget. Oder Wäsche waschen statt Heizen. Oder Auto laden statt Wäsche waschen. Energiearmut ist abzusehen, die verfügbare Strommenge wird sinken, die Preise werden steigen. Aber steigende Kosten bei eingeschränkter Versorgung für die Verbraucher sind kein Thema für das DIW. Stattdessen versteigt sich Frau Professor Kemfert zu der abwegigen Vorhersage, dass der Strom in Zukunft absehbar billigerwerden würde. Das war 2016 und es gibt wirklich keine Anzeichen, die diese aus der Luft gegriffene Prognose stützen würde. Wir sind Strompreis-Europameister beim Haushaltsstrom und Vizemeister beim Industriestrompreis. Im Jahr 2011 weissagte „Miss Energiewende“ (ZEIT) nach einem Blick in die grünglasige DIW-Prognosekugel eine EEG-Umlage für 2020 von 3,64 Cent pro Kilowattstunde. Wir werden sehen.

Das Thema Versorgungssicherheit schiebt man ebenso ab:

„Einerseits kann der Gesetzgeber verstärkt angebots- und nachfrageseitige Potentiale zur Flexibilisierung heben. Hierzu zählen beispielsweise Großbatteriespeicher . . .“.

Auch hier hätte man rechnen können. Keine Angabe zu nötigen Kapazitäten, verfügbaren Technologien, Preisen, Kosten, Betreibern, Standorten und notwendigen Terminen von Inbetriebnahmen. Wirklich alles von dem, was der „Wochenbericht“ vorschlägt, müsste über „Politikmaßnahmen“ reguliert werden und ließe sich nicht über den Markt herbeiführen. Energetischer Staatsdirektionismus soll Markt ersetzen. Bisher hat Plansozialismus realwirtschaftlich noch nie nachhaltig funktioniert.

Wirtschafts-Voodoo statt Wissenschaft

Dringend notwendige Berechnungen erspart sich das Institut. Was hätte man alles modellrechnen und berücksichtigen können?

–      Wie werden die deutschen wegfallenden Kapazitäten ersetzt?

  • Wie gehen die gesicherten Kapazitäten in den Nachbarländernzurück?
  • Anmerkung der Redaktion: Wie die europäischen gesicherten Kapazitäten zurückgehen hätte das DIW bei der EU erfragen oder hier der Zeitung „Die Welt“ entnehmen können. Haben sie aber nicht, das wäre zwar wissenschaftlich gewesen, hätte aber das gewünschte Ergebnis zerstört. Mit Dank an Leser Ordowski für den Hinweis
  • Welcher Speicherbedarf entsteht durch weiteren Zubau volatiler Einspeisung?
  • Welcher Strombedarf entsteht durch die Sektorkopplung? Welcher Netzausbaubedarf entsteht dadurch?

–      Was kostet das Ganze und wie hoch ist der Preis für eine Tonne CO2-Vermeidung? Wenn dieser höher ist als der Zertifikatspreis, wäre es sinnvoller, diese aufzukaufen und zu löschen.

Stattdessen bemüht das DIW den Adam Riese ausschließlich für den mathematischen Zusammenhang zwischen Kohlekraftwerksleistung und CO2-Emission, geht in die Prosa und erzählt vermeintlich positive Nebenwirkungen. Der schützenswerte Wald von Hambach könne erhalten bleiben, wenn der Tagebau nicht kommt. Was die Autoren denken, aber nicht schreiben: Dann kann man auch in diesen Wald Windkraftanlagen stellen. Der Tagebau Inden soll nicht bis 2030 betrieben werden, sondern schon 2020 schließen. Wer dann die Rekultivierung bezahlen soll, wenn der Betreiber dafür keine Rücklagen mehr bilden kann, wird nicht ausgeführt. Ökonomisches Denken ist nicht die Stärke der beauftragten Wirtschaftsvisionäre.

Auch sei die Nichterreichung der Senkungsziele im Gebäude- und Verkehrssektor nicht so schlimm, wenn man nur mehr Kohlekraftwerke abschaltet. Die wurden vermutlich nur zur CO2-Erzeugung gebaut.

 

Der Chef des DIW, Professor Fratzscher, bezeichnete höchst selbst die Energiewende  als „Experiment“(1). Seine Subalternen wollen aus einem laufenden Experiment heraus konkrete Entscheidungen für die Zukunft zimmern.

Kein Institut, außer dem DIW, kann davon leben, sich beim Thema Energie ausschließlich mit dem Kohleausstieg zu beschäftigen. Die Antwort auf die Frage, woher das Geld für diesen „Wochenbericht“ kommt, den man angesichts der flachen Qualität nicht mal als Gefälligkeitsgutachten bezeichnen kann, ist naheliegend.

Inzwischen schlägt die EU neue „Klimaziele“ für 2030 vor. 45 statt 40 Prozent sollten nun eingespart werden. Damit dürfte der nächste DIW-Wochenbericht zum noch schnelleren, ehrgeizigeren, entschlossenerem,  mutigeren, progressiveren Kohleausstieg nicht lange auf sich warten lassen. Mit dem zu erwartendem Fazit: Problemlos möglich, wenn nur die Politik endlich schnell, ehrgeizig, entschlossen, mutig und progressiv handeln würde.

Die alles entscheidende Berechnung bleibt das DIW in seinen Modellrechnungen ohnehin schuldig: Wie viel Grad globale Erwärmung werden durch die angepeilte Emissionssenkung vermieden?

1)Marcel Fratzscher „Die Deutschland-Illusion“, S. 96

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27 Kommentare

  1. Vorschlag:

    Bringt doch einmal eine einfachen Zusammenhang (etwa wie Lüdecke-Leistungsdichte) zwischen verfügbarer Energie und Wohlstand einer Gesellschaft.

  2. Ohne Planung und Modellrechnungen wurden bekanntlich bisher über 50% der Kernkraftwerke abgeschaltet, 30.000 Windräder gepflanzt und große Flächen für Photovoltaik „umgewidmet“.

    Der Großversuch Energiewende in Deutschland ist nun seit 15 Jahren unterwegs.

    Sein Zwischenergebnis:   

    „Die Einspeisung von CO2 in die Atmosphäre wird nicht verringert, der Strompreis hat sich mehr als verdoppelt und das Ausfallrisiko der Stromversorgung ist deutlich angestiegen.“

    Selbst ohne Modellrechnungen ist damit die nächste Aufgabe klar vorgezeichnet:

    „Rückwende“ mit der Entsorgung von Windkraft und Photovoltaik, dem Erhalt von Kohle, Erdgas, Wasserkraft und dem verbliebenen Rest der Kernenergie (wenn es denn gelingt die Schluckbeschwerden der Ethiker für diese Kröte zu beseitigen:)

    Ein kleines Problem sind noch einige nicht lernfähige politische Veranstalter des „nicht ganz billigen Schildbürgerstreiches Energiewende“.

  3. Für die Stillegung/Verschiebung von 2 700 MW in die Netzreserve für 4 Jahre müssen die Stromverbraucher 1,6 Mrd Euro bezahlen. Diese alten, sowieso ausrangierbereiten Altkraftwerke wurden bisher noch nicht benötigt und die Wahrscheinlichkeit, dass sie benötigt werden liegt bei der bestehenden Überkapazität bis 2021 eher bei Null. Bekannt ist diese Gesetzesregelung auch als Sigmar Gabriels „Geschenk an die Kohlekonzerne“. Dieses Geschenk wurde von den Konzernen liebend gerne angenommen. Weitere Geschenke werden sie nicht zurückweisen, besonders wenn es Geld für Kraftwerke gibt, die sowieso kurz vor der Unrenrabilität stehen. Dass Kohlekraftwerke aus Altersgründen ausrangiert werden ist bekannt, ganz besonders, wenn der Wirkungsgrad dieser Anlagen nicht mehr mit den modernen Anlagen mithalten kann. Die Konzerne wären dumm, wenn sie die ineffizientesten Kraftwerke aus rein ökonomischen Gründen nicht baldmöglichst ausmustern würden. In 2017 wurden so zum Beispiel ca. 3 GW Uralt-Steinkohlekraftwerke ganz von alleine aus dem Markt genommen. Ein Geschenk wäre also gar nicht nötig, aber warum nicht einfach mitnehmen, wenn die Politiker so grosszügig sind.

  4. Die Hoffnung, die Reviere würden künftig ihre Forderungen konfrontativ stellen („Nein, fangt ihr an“), dürfte sich indes kaum erfüllen.

    Das erinnert mich an den Aphorismus:
    „Hannemann, geh du voran! Du hast die größten Stiefel an“.

  5. @Herr Frank Henning, ich habe mit einigen Wirtschafts-beratungs-gesellschaften zusammengearbeitet bei Klienten, die existieren nicht ohne Kumpel im Vorstand des Klienten. Was hier abgeliefert wurde ist unter Niveau — überlicherweise lassen die Doktoranden an sowas arbeiten, auch wenn Großmufti dann unterschreibt.
    Mein Eindruck ist, dass man sich nicht in Konkretes verstrickt, denn es ist ohnehin schon für die Katz, und das Konkrete ist der Reputation abträglich, wenn es als nächstes knallt.

  6. Schade nur, daß diese Leute für ihr gerechne nicht ihren Kopf hinhalten müssen. Also außerhalb jeglicher Haftung einfach so mal Zahlen präsentieren, unglaublich!

     

  7. Bezüglich des Kohleausstieges ist der Vortrag von Volker Wrede, Geologischer Dienst NRW, 17.10.2014 bei EIKE
    „Hydraulic Fracturing in Deutschland – Die Risiken aus geowissenschaftlicher Sicht“ interessant:

    Heutiger Strommix: Braunkohle (heute ca. 25%), Kernenergie (heute 18%. soll bald wegfallen). Es bleibt importierte Steinkohle (heute 22%) übrig, die ebenfalls bekämpft wird, und Erdgas (heute 14%).

    Wo kommt unser Erdgas her? Eigene Förderung 14%, Niederlande 21%, Norwegen 28%, Russland 32% andere 5%. Die Niederlande wollen ab 2020 kein Gas mehr exportieren.

    Nach V.Wrede läuft die Braunkohle bis 2045 um sowieso um 70% aus, weil die Lagerstätten erschöpft sind.

    Die Planung der Bundesregierung ist für 2050: Die Erneuerbaren sollen 70% abdecken. Aber was geschieht, wenn die Erneuerbaren wie zu erwarten scheitern werden: Dann bleibt praktisch nur noch Erdgas übrig!

    Daraus ergeben sich zwei Fragen:
    1.: Will da jemand den Braunkohleausstieg, der zwangsläufig kommen muß, weil die Vorräte zuende gehen, für sich als politischen Erfolg verbuchen?
    2.: Warten bereits die Gaserzeuger (Gasprom-Schröder, USA mit Flüssiggas) nur darauf, daß die Energiewende scheitert, um dann ein Riesengeschäft zu machen?

    Die eigene Energieproduktion ist wegen Wegfalls von Kernenergie, Kohle und eigenem Erdgas (weil ja das böse Fracking hier verboten ist) erfolgreich verhindert.
    Deutschland wird dann energiemäßig von einigen Lieferanten völlig abhängig sein.

    MfG
    G.Wedekind

    • So wie es aussieht mag es dann recht eng werden, wenn überall Stromerzeugung wegfällt. Wenn sogar die Reserven der Nachbarländern eingeschrumpft sind, weil die auch anfangen die Energie zu wenden.

      Aber Rettung mag ja in Sicht sein. So hatte doch vor 3 oder 4 Jahren ein großes chinesisches Stromlieferunternehmen vorgschlagen, weil sie nicht an die deutsche Energiewende glauben, den deutschen Strommarkt von China aus zu beliefern. Sie sahen, oder sehen noch, die Energiewende zum scheitern verurteilt. Allein diese Einschätzung eines Wirtschaftsunternehmens sollte es einigen wert sein über die zukünftige Versorgung nachzudenken.

      Allerdings zweifel ich die Verwirklichung an, bei der Stromknappheit die China hat,  abgesehen von dem technischen Aufwand.

    •  
      Allein der Ausstieg aus der Kernenergie weist darauf hin, dass der ungebrochene Wille vorhanden ist, unser Land aus der Hand zu geben und Abhängigkeiten zu erzeugen. Da wird unsaubere Arbeit gemacht.

      • Das Problem ist nur, dass neue Kernkraft mittlerweile zur teuersten Form der Energieerzeugung geworden ist. Siemens hat sich deshalb aus der Kernkraft zurückgezogen, weil sie absolut nicht mehr wirtschaftlich darstellbar ist.

        • @Herrn Tarantik

          Siemens hat wegen der in Deutschland herrschenden Berliner Nuklearphobie den Geschäftszweig mit den Kernkraftwerken beendet, nachdem schon vor fast 20 Jahren die Zusammenlegung mit der damaligen Framatome gemacht worden war.

          Was verstehn Sie unter „wirtschaftlich nicht darstellbar“ und welche Zahlen verbergen sich darunter?

          Warum, vermuten Sie, werden weltweit neue Kernkraftwerke gebaut, sogar in Ägypten, Bangladesch, Indien, China, Finnland?

          • Das Problem bei Großprojekten besteht darin, das es fast grundsätzlich zu erheblichen Kostenüberschreitungen kommt. Aktuelle Beispiele sind das AKW Okiloito in Finnland und Flamanville in Frankreich mit zwei bis dreifacher Bauzeiten- und Kostenüberschreitung. Hinkley Point kann nur für 11Ct/KWh, mit Inflationsanpassung bis zu 24 Ct/KWh den Strom liefern.

            Weil das allgemein in Europa bekannt ist, wird aus rein ökonomischen Gründen garantiert kein AKW mehr in Europa gebaut werden. Atommächte, möchtegern Atommächte (Iran) und autokratische Staaten haben sicherlich andere Gründe als rein wirtschaftliche Überlegungen.

  8. Tja – „grobe Rechenfehler“ – wo denn nicht, in der ganzen Klimadebatte????

    „Europa kann die deutsche Stromversorgung nicht retten“

    ============================================

    „Bislang war die Bundesregierung davon ausgegangen, dass in Europa genug Kraftwerke bereitstehen, um nach dem deutschen Atom- und Kohleausstieg Lücken in der deutschen Stromversorgung zu füllen. Eine gefährliche Fehleinschätzung, wie jetzt aus der Studie „Verfügbarkeit ausländischer Kraftwerkskapazitäten für die Versorgung in Deutschland“ hervorgeht.

    Tatsächlich stellt die Studie ebenso grobe wie folgenreiche Rechenfehler in den Strategiepapieren der Bundesregierung fest.“

    —————–

    https://www.welt.de/wirtschaft/energie/article181267192/Keine-Versorgungssicherheit-Ganz-Europa-geht-der-Strom-aus.html

     

     

    • Guter Artikel in der Welt, der zeigt, wie wir von unfähigen Politikern unaufhaltsam ins Verderben gezogen werden.

      Selbst einfachst zu verstehende Zusammenhänge scheinen die nicht zu begreifen und die aus Poeten und NGOs bestehende Kohleausstiegskommission erst recht nicht. Da herrscht die Ansicht, wir haben schon über 100 GW Erneuerbare, brauchen aber nur 80 GW, da sind sogar noch 20 GW übrig bzw. 20 Gigabyte, wie die Grünen zu sagen pflegen, Giga ist Giga oder hier Gaga ist Gaga.

      •  
        Sie meinen wohl diesen typischen Experten https://www.youtube.com/watch?v=UzZXnNV4SoM

        Seine Parteikollegen und Merkel sind dabei Sabotage auf allen politischen Feldern zu verüben.
        Die verachten ja nicht nur dieses Land und seine Zivilisation, sie hassen Deutschland und seine Bevölkerung, denn sie formulieren sektenhafte Klimaziele, um die Bevölkerung vorsätzlich fertig zu machen, der sie weder Wohlstand noch Freiheit, Frieden und Sicherheit gönnen.

  9. Diese Leute verstehen gar nicht, was Strom eigentlich ist. Arbeit und Leistung. Gigawatt und Gigabyte. Alles das gleiche. Kann man prima mit rechnen und notfalls regulatorisch flankieren.

  10. Kohlekraftwerke, die älter als 50 Jahre sind, doppelt soviel Personal wie neuere Kraftwerke benötigen und den niedrigsten Wirkungsgrad haben, werden sowieso aus rein wirtschaftlichen Gründen von den Betreibern ausgemustert werden. Sie werden nur deshalb noch weiterbetrieben, um im Rahmen des Ausstiegsszenarios der Kohlekommission eine staatliche Ausstiegsprämie zu bekommen. Die Konzerne wären wirklich dumm, wenn sie, so kurz vor dem Ziel, nicht so taktieren würden.

    • #Rudi Tarantik.
      Das ist Quatsch.
      Sie sollten so etwas nicht schreiben, sondern im Vorfeld Ihre Argumentation hinterfragen und recherchieren.
      Kohlekraftwerke, ggf. noch mit Tagebau sind riesige Industrieunternehmen.
      Die investieren regelmäßig und kontinuierlich.
      Da ist nichts 50 Jahre alt, was systemrelevant ist.
      Diese Industrieunternehmen werden ökonom. Entscheidung über Betrieb oder Schließung nicht von einer evtl. regenerierbaren „staatlichen Ausstiegsprämie“ abhängig machen.
      Das sind doch keine „WKA-Ghetto-Betreiber“ oder „Energiegesellschaften“, die ihre unternehmerischen Entscheidungen von Prämien und Subventionen abhängig machen.

      Des Weiteren gibt es bereits mehrere Anmeldungen der Kraftwerksbetreiber, Standort zu schließen.
      Die meisten Anträge wurden bisher wegen Systemrelevants abgelehnt.
      Die bekommen jetzt einen Ausgleich für das Vorhalten einer Notfallreserve.
      Aber bitte glauben Sie nicht, dass die darüber glücklich sind.
      so lässt sich kein Geld verdienen, max. Verluste begrenzen, weil unwirtschaftliche Kraftwerke Kapital und Ressourcen unnötigerweise binden.

      Kleiner Tipp:
      Lesen hier mit.
      Die meisten Beiträge sind eher populärwiss., also allg. verständlich.
      Die Kommentatoren sind in den meisten Fällen Fachleute auf ihrem Gebiet. Denen müssen Sie die Welt nicht mehr erklären.
      Und die meisten Aussagen / Behauptungen werden mit Quellen belegt und können nachvollzogen werden.
      Das finden Sie heute in Mainstream-Medien leider kaum noch.

      • Natürlich kann ich meine Antwort auch wissenschaftlich korrekter fassen.

        Politisch beschlossen wurde 2015 die Einführung einer „Sicherheitsbereitschaft“ aus Braunkohlekraftwerken. Mit der Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes im Jahr 2016 wurde festgelegt, das zwischen Oktober 2016 und Oktober 2019 acht Braunkohlekraftwerksblöcke mit einer Gesamtleistung von 2,7 GW schrittweise in die Sicherheitsbereitschaft überführt werden müssen. Dies bedeutet, dass die Blöcke nicht mehr am Strommarkt aktiv sein dürfen und nur für den Fall vorgehalten werden, dass die Stromerzeugung zur Bedarfsdeckung einmal nicht ausreicht. Für die Vorhaltung und als Kompensation für die nicht gestattete Teilnahme am Strommarkt erhalten die Anlagenbetreiber eine Vergütung bzw. Entschädigung. Nach jeweils vier Jahren in der Sicherheitsbereitschaft sind die Kraftwerksblöcke dann endgültig stillzulegen. Diese auch „Klimareserve“ genannt „Sicherheitsbereitschaft“ kann als ein erster Schritt eines sukzessiven, politisch geleiteten Ausstiegs aus der Braunkohleverstromung in Deutschland aufgefasst werden. Dafür wurden bisher 1,6 Mrd. Euro eingeplant. Die Konzerne haben dieser Ausstiegsprämie zugestimmt und hielten sich bisher an diesen Ausstiegsplan. Verrechnet werden diese Kosten über die EEG-Umlage.

        • @Rudi Tarantik: Sie antworten politisch korrekt und nicht „wissenschaftlich“, wobei Sie erläutern müssen, was an Ihrem Kommentar wissenschaftlich ist.

        • #Rudi Tarantik.
          Besten Dank für Ihre konkreten Angaben.
          Ohne diese jetzt genau nachzuprüfen, klingt es glaubhaft und wiederspiegelt – sogar exakter – meine Ausführungen auf Ihren ersten Kommentar.

          Das Dilemma bei Ihrer Argumentation:
          Sie schreiben etwas anderes als Sie meinen bzw. halten einen Teil der wichtigen Informationen zurück.
          Das machen andere ähnlich und haben sich dadurch den Begriff „Lückenpresse“ erworben.

          Konkret:
          Sie bezeichnen die Vergütung an die Kraftwerksbetreiber für das Vorhalten der Sicherheitsreserve als Ausstiegsprämie.

          In Ihrem anfänglichen Kommentar unterstellen Sie den Kraftwerksbetreiber jedoch, dass diese ihre Kraftwerke noch weiterbetreiben, „um im Rahmen des Ausstiegsszenarios der Kohlekommission eine staatliche Ausstiegsprämie zu bekommen“ bzw. erst einmal darauf zu spekulieren.

          Darauf bezog sich die Kritik und Sie haben mit Ihrer ausführlichen Ergänzung diese auch grundlegend bestätigt und gleichzeitig bestätigt, dass Sie es auch besser wissen und Ihr Niveau nicht Ihrem anfänglichen Kommentar entspricht.

          • Schön, dass Sie auch über die Sicherheitsbereitschaft und den 1,6 Mrd. Bescheid wissen, aber trotzdem nicht sachlich darauf eingehen. So gesehen besteht das gesamte Universum aus Lücken.

  11. Sicherlich wäre es unangenehm, nicht mehr gleichzeitig kochen und waschen zu können. Viel verheerender für die Wirtschaft wäre es aber doch, wenn auf einmal die Bänder stillstünden. Nur den Haushalten den Strom zu drosseln, könnte nicht ausreichen, da der meiste Strom von der Industrie verbraucht wird.

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