Weitere Stürme auf dem Atlantik!

Dipl.-Met. Hans-Dieter Schmidt
Dieser Beitrag ist eine Ergänzung und Aktualisierung meines vor ein paar Tagen hier auf der EIKE-Website erschienenen Beitrags zu den Hitzewellen in Mitteleuropa (hier). Zunächst folgt eine Aktualisierung von mir bzgl. der dort beschriebenen Phänomene, danach folgt eine kommentierte Übersetzung des Kommentars Nr. 21 unter jenem Beitrag nebst den Erwiderungen darauf. Kommentator war ein Mr. Russell Dahlquist.

Aktualisierung: Sturmwirbel auf dem Atlantik

Bei Redaktionsschluss meines o. g. Beitrags habe ich auf den jüngsten Sturmwirbel bei Irland hingewiesen. Wer aber nun dachte, das sei der letzte gewesen, sah sich getäuscht. Vorgestern gab es wieder auf dem Atlantik eine Entwicklung, die ich für die Jahreszeit als extrem eingestuft hätte, die aber in diesem Sommer offenbar normal* ist, was immer das heißt. Auf dem Atlantik im Seegebiet zwischen Grönland und Island hat sich ein Wirbel mit einem Kerndruck unter 975 hPa gebildet (siehe Bild rechts).

(*Zum Begriff normal hat sich Chris Frey auf seinem Blog ein paar interessante Gedanken gemacht; siehe hier)

Bild rechts: Wetterkarte vom 13. August 2015, 00 UTC (02 Uhr MESZ). Quelle: Berliner Wetterkarte e. V.

Die in dem Beitrag beschriebene Problematik (sowie deren aktuelle Fortsetzung!) hat offenbar einen Mr. Dahlquist beeindruckt, der in seinem Kommentar Nr. 21 unter jenem Beitrag auf Englisch geschrieben hat. Auslöser seines Kommentars war ein solcher von mir auf dem Blog von Pierre Gosselin zu diesem Beitrag, und zwar dieser hier: http://tinyurl.com/p2qu3yq.

Aber zurück zum Kommentar Nr. 21 unter jenem Beitrag. Dahlquist spricht mich darin zunächst direkt an und gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass ich nichts dagegen hätte, wenn er meinen Kommentar an WUWT weitergegeben hat.

Soweit es mich betrifft, verzichte ich hier auf eine Übersetzung. Es folgen hier die von Dahlquist übermittelten Erwiderungen auf meinen Kommentar bei NoTricksZone, die man durchaus auch als Kommentare zu meinem Beitrag hier verstehen kann.

Hans Dieter Schmidt
Erwiderungen
DD More, 13. August 2015
Hans-Dieter, Ihre Bemerkung „Falls es eine ganze Reihe [solcher Wirbel] wie in diesem Sommer gibt, bleibt nur eine Schlussfolgerung: Es muss in diesem Sommer in der Arktis außerordentlich kalt sein! Dies muss sich nicht sofort in der Meereis-Ausdehnung spiegeln, aber wer weiß, wie es während der nächsten Jahre aussieht“. Diese Bemerkung passt sehr gut zu den Temperaturen in Island:

Die ersten 13 Wochen des Sommers in diesem Jahr waren in Reykjavik die kältesten seit über zwanzig Jahren. Dies zeigt der isländische Meteorologe Trausti Jónsson.

Die im Norden der Insel gelegene Stadt Akureyri war sogar noch schlimmer dran – man muss etwa dreißig Jahre zurückgehen, um einen noch kälteren Sommer zu finden.

Der Sommer in Reykjavik war seit 1992 nicht mehr so kalt, obwohl der Sommer des Jahres 1979 bei Weitem der kälteste war. Der wärmste Sommer der letzten 67 Jahre war in Reykjavik im Jahre 2010 aufgetreten.

In Akureyri war der Sommer seit 1983 nicht mehr so kalt gewesen. Weiteres gibt es hier.

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Mark W, 13. August 2015

Sind es nicht die Wassertemperaturen im Nordatlantik, die ziemlich stark die Lufttemperaturen in Island beeinflussen? So viel zu der Behauptung, dass die Ozeane immer wärmer werden.

Einschub hierzu von Hans-Dieter Schmidt:

Hier meint der Kommentator offenbar das riesige Gebiet mit Wassertemperaturen niedriger als im Mittel (siehe Abbildung). Diese Kaltwasserinsel ist dort schon seit vielen Monaten vorhanden. Der auf Irland lebende Kommentator Herr Uhlemann (Kommentare Nr. 5 und Nr. 16) kann offenbar auch ein Lied davon singen.

Abbildung: Anomalie der Wassertemperaturen am 15. August 2015 (heute – kein „Cherry Picking“!) Quelle: http://weather.unisys.com/surface/sst_anom.gif

Ende Einschub

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Gary Pearse, 13. August 2015

Hans-Dieter, dieser kalte Sommer war auch im östlichen Kanada zu spüren, wo der Schnee des Winters mit einem Monat Verspätung verschwunden ist. Die Monate Mai und Juni waren etwa 5°C kälter als normal, und auch jetzt noch geht die Temperatur nachts im Juli und August auf 11 bis 14°C zurück. Ich bemerke auch, dass sich während der vorigen Woche in der Beaufort-See neues Eis gebildet hat. Nur das Danish Meteorological Institute DMI [den Link, den ich auch in meinem Beitrag genannt hatte; H.-D. S] zeigt derzeit eine fast normale Eisausdehnung, während NSIDC und Cryosphere Today (beide USA) einen rapiden Eisschwund zeigen. Ich traue den Skandinaviern hinsichtlich der Arktis mehr als der anderen politisierten Bande. Es ist ein sakrosanktes Gebiet für sie.

Alles wird inszeniert für das Klimatreffen in Paris. Die Narren halten es im Dezember ab. Mit dem kalten Wasser rund um die Nordhälfte Europas prophezeie ich eine kalte Weiße Weihnacht für Paris. Kanada und die USA (vielleicht mit Ausnahme der Gebiete ganz im Westen) werden in einer ganzen Reihe kalter Winter einen Weiteren erleben.

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goldminor, 13. August 2015
Vor drei Wochen erfolgte in Grönland eine rapide Zunahme der Eismasse, die sich seitdem über dem vieljährigen Mittel befindet. Zu jener Zeit zeigte die grönländische Küste rote Gebiete = Eisverlust. Vor drei Wochen war es auch, als die Temperatur der Arktis wie von DMI dokumentiert einen moderaten Abfall unter das vieljährige Mittel zeigte. Dort verharrte sie auch in der Zwischenzeit. Dann vor etwa 10 Tagen begann der grönländische Eisschild blaue Gebiete zeigen = Zunahme der Eismasse. Ich würde denken, dass dies mit dem Temperaturrückgang in der Arktis 3 Wochen zuvor zusammenhängt. Das Südende von Grönland zeigt den größten Zuwachs an Eismasse, was merkwürdig scheint.

Etwas anderes hat aber kürzlich meine Aufmerksamkeit erregt, nämlich der Blick auf die täglichen Temperaturen rund um die Welt. Mir ist aufgefallen, dass in weit über der Hälfte aller weltweiten Messpunkte die Minimum-Temperaturen nicht mehr über dem Mittelwert liegen. Eine Temperaturbeobachtung über 14 Tage zeigt zumeist mittlere Werte der Minima. Außerdem zeigt ein moderater Prozentanteil von Messpunkten Höchstwerte, die unter den mittleren Höchstwerten liegen während eines Zeitraumes von 14 Tagen. Dies ist eine merkliche Änderung im Vergleich zu dem 9-monatigen Zeitraum von September 2014 bis Mai in diesem Jahr. Hier im Norden Kaliforniens, wo ich wohne, fühle ich diesen Unterschied. Dies ist der schönste Sommer der letzten 4 Jahre mit Temperaturen meistens beim Mittelwert [d. h. er ist längst nicht so heiß wie während der letzten Jahre. Anders als bei uns werden eher kühle Sommer dort als angenehm empfunden. H.-D. S.]. Es gab ein paarmal Regen im Sommer, die Nachttemperaturen bewegten sich während des Sommers fast durchweg unter 60°F [ca. 15°C]. Gerade während der letzten Woche hat es sich bis 50°F [~10°C] abgekühlt. Es kühlt sich ab, und dies wird während der nächsten Jahre immer deutlicher zu merken sein.

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Schlussbemerkungen des Autors: Alles hier Gesagte ist natürlich ausschließlich Wetter und hat nichts mit Klima zu tun. Auch in meinem Beitrag geht es ja um Wetter und um nichts Anderes. Und dass sich Wetter wiederholt, auch in unterschiedlichen Zeitmaßstäben, ist jedem vertraut, der bzgl. des Wetters mit dem Begriff ,Persistenz‘ etwas anfangen kann.

Ich nehme die Kommentare oben als Beleg, dass ich nicht der Einzige bin, dem die Wetterphänomene dieses Jahres auffallen. Auch der von mir vermutete Grund für die atlantische Tiefdrucktätigkeit dieses Jahres wird damit bestätigt. Die Kälte in Grönland und das Kaltwassergebiet im Ostatlantik müssen während der nächsten Monate im Auge behalten werden. Und da der große Trog auch heute noch über dem Atlantik liegt, besteht bei uns auch weiterhin die sehr reale Möglichkeit einer weiteren Hitzewelle.

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Ich bedanke mich bei Chris Frey für seine Hilfe bei den Übersetzungen.

© Hans-Dieter Schmidt, 15. August 2015

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5 Kommentare

  1. #2 Herr Oellien,

    zu der Kaltwasserinsel im Nordatlantik kann man schon jetzt eine ganze Menge sagen. Aber ich möchte mal abwarten, wie sich das bis zum Oktober entwickelt. Ich werde dann, falls das Phänomen dann immer noch existiert, wohl der EIKE-Redaktion einen neuen Beitrag zur Veröffentlichung anbieten.

    Hans-Dieter Schmidt

  2. Hallo Herr Oellien #2,

    ich setze meine Hoffnung auf den Al Gore-Effekt. 2009 in Kopenhagen hat das jedenfalls voll funktioniert.

    Chris Frey, EIKE-Übersetzer

  3. Eine wesentliche Ursache der starken Tiefdruckwirbel ist unter anderem ein hoher Temperaturgegensatz zwischen Arktis und niederen Breiten. Ich habe mir mal vom NSIDC die Juli- Zahlen der arktischen Meereisbedeckung besorgt. 2015 waren es 8,77 Millionen km²; 2014 nur 8,25 Mio Km². Das ist ein deutlicher Zuwachs um 520000km². Hatte nicht unter anderem ein gewisser Al Gore schon für 2013 ein völliges Verschwinden des arkt. Meereises vorhergesagt? Das war wohl eine glatte Fehlprognose… .

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