Puls vs. Visbeck – noch einmal

Uwe Wagschal / pixelio.de

von Horst-Joachim Lüdecke
die am 9. Mai 2015 als EIKE-News erschienene Mail-Diskussion zwischen Prof. Visbeck und Klaus Puls hatte wenig Erfolg erbracht. Die gegensätzlichen Standpunkte wurden nämlich mit Argumenten aus unterschiedlichen Wirkungsbereichen belegt. Angesichts dieser Missverständnisse und einer Bitte meines Freundes Klaus Puls habe ich nunmehr den Kollegen Visbeck angesprochen und um Klärung gebeten. Es ist ein interessanter E-Mail-Wechsel entstanden, der vielleicht geeignet ist, die Fakten aber auch Hintergründe besser zu beleuchten. Er ist mit dieser News noch nicht beendet und wird laufend ergänzt, solange er bestehen bleibt.

meine Mal an Visbeck am 17.Mai 2015

Lieber Herr Kollege Visbeck,

mein Freund Klaus Puls bat mich um Klärung in einer öffentlichen E-Mail-Diskussion mit Ihnen. Inzwischen habe ich mir die entsprechende Veröffentlichung auf der EIKE-Homepage vom 9.Mai 2015 näher angesehen.  Offenbar wurde hier aneinander vorbei geredet, denn es geht nur um Ihre beiden folgenden Behauptungen in einem Interview

– dass die Erderwärmung schon weit fortgeschritten sei
– man  eine Zunahme des Meeresspiegels um 80 cm bis 1 m bis zum Ende des Jahrhunderts erwarte

Sie schreiben in Ihrer E-Mail an Herrn Puls "Sie waren ja und ich bin deutscher Beamter und ich weiß, dass die Bundesregierung großen Wert darauf legt, dass der von ihr in Auftrag gegebene IPCC-Bericht nach den besten Regeln der Wissenschaft erstellt wird". Lassen Sie mich zuerst kurz auf diesen Satz eingehen. Erstens bleibt man auch nach seiner Pensionierung Beamter, zweitens ist mir nicht bekannt, dass die Bundesregierung beim IPCC einen Bericht in Auftrag gegeben hätte (es war vielmehr die UN) und drittens kümmert sich um einen Wunsch der Bundesregierung nach besten Regeln der Wissenschaft allenfalls der Kuckuck. Was Sie über einen solchen Wunsch zu wissen meinen, ist in einer Fachdiskussion ebenfalls ohne Belang. Die Bundesregierung ist die letzte Institution, die zu wissenschaftlichen Regeln etwas zu sagen hat, verletzt sie diese doch selber am laufenden Band.  

Ihre E-Mail-Aussagen belegen eine befremdliche Vorstellung von einem beamteten Hochschullehrer. Als ein solcher ist man ausschließlich der wissenschaftlichen Wahrheit verpflichtet, nicht der Bundesregierung oder irgendeinem Institut. Oder formal: als beamteter Professor unterliegt man der Dienst-, nicht aber der Fachaufsicht. Das unterscheidet uns von allen anderen Beamten, nur die Richter (keine Beamten)  verfügen über einen ähnlichen, gesetzlich geschützten Freiraum. Hochschulprofessoren, die die Ergebnisse ihrer Forschung nach den Wünschen des Arbeitgebers, der Regierung, ihres Instituts o.ä.m. tunen, gehören zu der Gruppe, die einst Ernst August Prinz von Hannover so charakterisierte: "Professoren, Huren und Tänzerinnen kann man überall für Geld haben. Sie gehen dorthin, wo man ihnen einige Groschen mehr bietet".

Auch ich bin Beamter und habe den Amtseid geleistet. In diesem kam der Begriff „gewissenhaft“ vor.  Sie und ich haben über Klimathemen in Peer-Review-Journalen publiziert,  Sie wesentlich mehr, was hier unerheblich ist. Daher sind uns beiden die guten Regeln der Wissenschaft bestens bekannt. Das von Ihnen als Zeuge bemühte IPCC hat mit diesen guten Regeln nichts zu tun, es ist eine politische Institution. Wenn unter Fachkollegen Sachdispute ausgetragen werden, sind als Belege Fachveröffentlichungen in begutachteten Fachzeitschriften üblich, nicht Aussagen vom IPCC, vom Blog eines Herrn Rahmstorf, von EIKE  u.w.m. Es wäre für die Diskussion mit Herrn Puls zielstellend gewesen, wenn Sie sich an diese, Ihnen bekannten Regeln gehalten hätten. Als Beamter gehört es gemäß Diensteid  zu Ihrer Pflicht, gewissenhaft(!) um fachliche Auskunft Nachsuchende, hier Ihr Interviewer bzw. Herr Puls, zu informieren und nicht mit Ökoideologie geschmückte persönliche Meinungen unters Volk zu streuen, mögen diese von Medien, Politik oder irgendwelchen Bundesregierungen auch noch so gewünscht sein.

Zu den disputierten Themen:

Dass "die Erderwärmung schon weit fortgeschritten sei" ist ein Nullsatz ohne Sachinformation und allenfalls als grün-ideologische Aussage in Kaffeekränzchen angebracht. Die Erwärmung im 20. Jahrhundert (danach hatten wir bis heute Stillstand, das wissen Sie ebenso gut wie ich) passt in Stärke und Geschwindigkeit zur Klimavergangenheit und ist nicht ungewöhnlich. Die Erwärmung im 20. Jahrhundert entspricht dem mittelalterlichen Klimaoptimum. In der Römerzeit oder gar den beiden vorangegangenen Holozänmaxima waren die globalen Mitteltemperaturen noch weit höher. Damit es nicht albern wird, ersparen Sie mir bitte, hier alle einschlägigen Proxy-Daten und begutachteten Publikationen aufzuzählen.

Es wäre vielmehr interessant zu wissen, ob Ihnen auch nur eine begutachteten Fachpublikation bekannt ist, welche die aktuelle Erwärmung des 20. Jahrhunderts nach den guten Regeln der Wissenschaft schlüssig auf anthropogene Einflüsse zurückzuführen vermag. Erlauben Sie mir, dabei Klimamodelle auszuschließen, mit denen kann man bekanntlich alles herleiten, was nicht messbar ist. Ich diskutiere beim Thema „Aussagen über die Klimazukunft“ nur über Messungen oder über Klimamodelle, die die bisherigen Messungen bestätigen, also die Klimavergangenheit ausreichend gut wiedergeben, die Zeitpunkte des El Nino zuverlässig berechnen und nicht eine fiktive Erwärmung über dem Tropengürtel in 5 – 8 km Höhe vorhersagen (Hot Spot), die man auch in Tausenden von Ballonmessungen nicht auffinden kann. Diese Modelle gibt es nicht.

Um Missverständnisse zu vermeiden, bezieht sich meine Modell-Ablehnung keineswegs auf die Klima-Detailforschung, hier sind Modelle nützlich. Die Milankovitch-Hypothese ist beispielsweise solch ein Fall. Vermutlich wird man die hier noch ungelösten Probleme (warum endete eine Eiszeit ausgerechnet zu einem bestimmten Zeitpunkt, obwohl andere Zeitpunkte die gleichen Voraussetzungen für das Ende boten?) nur mit guten Modelle lösen können.

Zu den Meeresspiegeln: auch hier bitte die Regel "keine Modelle der zukünftigen Entwicklungen der Meeresspiegel". Beschränkt man sich auf die Messungen bis zum heutigen Tage, ist jedenfalls nichts Ungewöhnliches zu erkennen. Herr Puls hatte Ihnen ja ausreichend Quellen zugesandt. Ich erlaube mir in Beschränkung auf begutachtete Literatur insbesondere auf die Arbeiten von Behre [1], Wahl [2], Moerner [3], Jevrejeva [4], v.Storch [5] und Parker [6] hinzuweisen. Das dürfte, zusammen mit den Altimetriedaten der Satelliten ausreichen. Insbesondere in [5] wird belegt, dass Modelle die Beobachtungen nicht wiedergeben, in [6] werden Probleme der Satellitenaltimetrie angesprochen. Als Fazit dieser begutachteten Fachpublikationen ist ein "bis heute nichts Ungewöhnliches bei Meeresspiegeln" gerechtfertigt. Und genau dies hätten Sie dem Interviewer auch gewissenhaft mitteilen sollen. Das etwas schwammige "man" in Ihren „erwarteten 80 cm bis 1 m Meeresspiegelerhöhung bis Ende des Jahrhunderts“ ist demnach nichts anderes als ein unmissverständliches "ich", was Sie als gewissenhafter Beamter ebenfalls dem Interviewer hätten sagen sollen.

Ich würde mich über eine fachliche und mit entsprechenden begutachteten Publikationen belegte Antwort und eine weitere Diskussion freuen, erwarte aber, ehrlich gesagt, keine. Jedesmal, wenn Fachleute einer bestimmten Advokatenrichtung Farbe bekennen sollen, weichen sie aus, schützen Zeitmangel vor oder flüchten in indiskutable Gemeinplätze. Woran mag das wohl liegen?

Diese Mail an Sie und die evtl. nachfolgende Diskussion werden auf der EIKE-Homepage öffentlich gemacht. Sie sollten dort Ihre Chance als „alleiniger Besitzer der wissenschaftlichen Wahrheit über Meersspiegel und die Klimazukunft“ nutzen.
 

[1] K.-E. Behre, Boreas, DOI 10.1080/03009480600923386 (2007)

[2] T. Wahl et al., Earth Science Reviews, 124, 51-67 (2013)

[3] N.-A. Moerner, E&E, Vol. 24, No. 3 & 4 (2013)

[4] S. Jevrejeva et al., Global and Planetary Change 113, 11-22 (2014)

[5] H. v.Storch et al., Ocean Dynamics, DOI 10.1007/s10236-008-0142-9 (2008)

[6] A. Parker, Pattern recogn. Phys., 2(2), 65-74 (2014)

Beste Grüße

Horst-Joachim Lüdecke

Die Antwort auf diese Mail erfolgte schnell und knapp wie folgt am 18.Mai:

Lieber Herr Lüdecke, ich habe die private Konversation mit

Herrn Puls nicht frei gegeben und erwarte, dass das auch so

bleibt.

MfG M. Visbeck

Meine Antwort daraufhin (18.Mai) lautete:

Lieber Herr Visbeck,

Sie können gerne erwarten was Sie wünschen, der Austausch von Sachstandpunkten zur Klimafrage ist bereits in EIKE veröffentlicht, und auch dieser Mailwechsel wird veröffentlicht. Ich erlaube mir darauf hinzuweisen, dass alle angesprochenen Mail nichts Privates enthielten oder enthalten werden. Es geht um Sachfragen, die im öffentlichen Interesse liegen. Hier haben Sie nach meiner Auffassung sogar die Pflicht zu antworten. Wir (EIKE) jedenfalls würden uns über Sachantworten freuen, werden sie erwidern und veröffentlichen. Privates dürfen Sie gerne weglassen, wir sind nicht daran interessiert. Wenn keine Antwort erfolgt, wird auch dies veröffentlicht.  Auf Ihrer Webseite fand ich übrigens zu Ihren öffentlichen Auftritten

Bei so viel Kompetenz werden Ihnen doch sicher die Antworten zu meinen Anfragen nicht schwer fallen.

Beste Grüße

Horst-Joachim Lüdecke

Darauf antwortete Herr Visbeck am 18.Mai:

Sehr geehrter Herr Lüdecke, ich antworte gerne und oft auf 
Fachfragen. Bitte schreiben Sie mir eine klar formulierte 
Frage und dann bekommen Sie gerne eine Antwort. In Interviews 
und bei öffentlichen Veranstaltungen werde ich of zu Themen 
befragt die über meine ureigenen Forschung hinaus gehen. Und 
meine Antworten beziehen sich auf das (auch von der 
Bundesregierung in Auftrag gegeben) Fachgutachten zum Klima 
(IPCC). Wenn Sie die Ansicht der Mehrheit der Forschung nicht 
teilen dürfen Sie das. Dann sind wir unterschiedlicher Meinung.
Ich beziehe mein Wissen aus eigener Forschungsarbeit und dem 
Dialog mit anderen Experten. 
HG von M. Visbeck
und meine Antwort darauf ebenfalls am 18.Mai
Lieber Herr Visbeck,
danke für Ihre Bereitschaft zu antworten. In meiner Mail vom 
18.Mai hatte ich die maßgebenden zwei Fragen klar formuliert, 
beide Fragen ausschließlich auf der Basis von MESSUNGEN oder 
von Proxy-Daten und NICHT von MODELLEN der Klimazukunft. Sie 
sind nachfolgend wiederholt:
1.Frage: "Es wäre vielmehr interessant zu wissen, ob Ihnen auch
nur eine begutachteten Fachpublikation bekannt ist, welche die 
aktuelle Erwärmung des 20. Jahrhunderts nach den guten Regeln 
der Wissenschaft schlüssig auf anthropogene Einflüsse 
zurückzuführen vermag". 
Die zweite betrifft die Situation der Meeresspiegel: Ich führte 
aus, dass die von mir genannten Arbeiten [1] bis [6] sowie die 
Satelliten-Altimetriedaten bis heute nichts Ungewöhnliches 
anzeigen. 
2. Frage: Stimmen Sie dem zu, oder können Sie begutachtete 
Arbeiten anführen, die für die gegenwärtige Situation, 
klimahistorisch vergleichend, Entwicklungen nachweisen können, 
wie sie noch niemals in den letzten Jahrtausenden, insbesondere 
den dort aufgetretenen Warmzeiten, schon mehrfach vorgekommen 
sind? 
Aussagen der von Ihnen permanent angeführten 
politischen=nicht-wissenschaftlichen Organisation IPCC haben in 
einer Sachdiskussion nichts zu suchen. Ferner kann ich mit 
"Mehrheit der Forschung" oder gar "Bundesregierung, die irgend 
einen Unsinn in Auftrag gegeben haben soll", nichts anfangen. 
Um es klar auszudrücken: ich kann keine Mehrheit an 
Fachpublikationen unter dem o.g. Kriterium "Messungen, keine 
Modelle" erkennen, die für Klima-Alarmismus brauchbar wären. 
Als einzige ist die berühmte Proxy-Temperaturkurve der 
antarktischen Vostok-Station über die letzten 500.000 Jahre 
auszunehmen, die einem wirklich bange machen kann, denn in 
ein paar Tausend Jahren geht es mit hoher Wahrscheinlichkeit 
wieder in eine Eiszeit. "Mehrheit der Forschung" ist ferner 
kein zulässiger Diskussionsbegriff. Mehrheiten - die es hier 
gar nicht gibt, es sind mediale und politische Mehrheiten 
- sind nicht mit sachlicher Richtigkeit gleichzusetzen. Nehmen 
Sie mir es daher bitte nicht übel, aber wenn Sie nicht beim rein
 Sachlichen aus begutachteter Fachliteratur bleiben, sind Ihre 
Antworten in einer Sachdiskussion sinnlos. 
Beste Grüße 
Horst-Joachim Lüdecke

Die AnwortMail von Visbeck am 19.Mai 2015
Sehr geehrter Herr Lüdecke On 18 May 2015, at 21:14, 
Horst-Joachim Lüdecke <moluedecke@t-online.de> wrote: 
Lieber Herr Visbeck, danke für Ihre Bereitschaft zu 
antworten. In meiner Mail vom 18.Mai hatte ich die 
maßgebenden zwei Fragen klar formuliert, beide Fragen 
ausschließlich auf der Basis von MESSUNGEN oder von 
Proxy-Daten und NICHT von MODELLEN der Klimazukunft. 
Sie sind nachfolgend wiederholt: 
1.Frage:  "Es wäre vielmehr interessant zu wissen, ob Ihnen 
auch nur eine begutachteten Fachpublikation bekannt ist, 
welche die aktuelle Erwärmung des 20. Jahrhunderts nach den 
guten Regeln der Wissenschaft schlüssig auf anthropogene 
Einflüsse zurückzuführen vermag".  

Ich verstehe Ihre Frage nicht. "nach den guten Regeln der Wissenschaft schlüssig" ist aus meinem Verständnis heraus kein Teil einer Frage sondern ein wertendes Statement. Eine solche Frage kann ich leider nicht beantworten. Ich schlage eine alternative Frage vor, die ich gerne beantworte: 1a) "Welche Publikation zeigt den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der Erwärmung der Meere?" Abraham, J.P., M. Baringer, N.L. Bindoff, T. Boyer, L.J. Cheng, J.A. Church, J.L. Conroy, C.M. Domingues, J.T. Fasullo, J. Gilson, G. Goni, S.A. Good, J. M. Gorman, V. Gouretski, M. Ishii, G.C. Johnson, S. Kizu, J.M. Lyman, A. M. Macdonald, W.J. Minkowycz, S.E. Moffitt, M.D. Palmer, A.R. Piola, F. Reseghetti, K. Schuckmann, K.E. Trenberth, I. Velicogna, J.K. Willis, A review of global ocean temperature observations: Implications for ocean heat content estimates and climate change, Reviews of Geophysics, Volume 51(3), pages 450–483, DOI: 10.1002/rog.20022 Auch das paper von Trenberth fasst recht gut den Stand der Forschung zu den Ursachen der Erwärmung zusammen. Trenberth, K. E., Fasullo, J. T., & Balmaseda, M. A., 2014a: Earth’s energy imbalance. J. Climate, 27, 3129-3144, doi: 10.1175/JCLI‐D-13-00294.

Die zweite betrifft die Situation der Meeresspiegel: Ich 
führte aus, dass die von mir genannten Arbeiten [1] bis [6] 
sowie die Satelliten-Altimetriedaten bis heute nichts 
Ungewöhnliches anzeigen.  2. Frage : Stimmen Sie dem zu, 
oder können Sie begutachtete Arbeiten anführen, die für die 
gegenwärtige Situation, klimahistorisch vergleichend, 
Entwicklungen nachweisen können, wie sie noch niemals in 
den letzten Jahrtausenden, insbesondere den dort 
aufgetretenen Warmzeiten, schon mehrfach vorgekommen sind? 

Diese Frage erschliesst sich mit noch weniger. "klimahistorisch vergleichend" mit welcher Periode der Erdgeschichte? Aus wissenschaftlicher Sicht sind die Eis- und Warmzeiten sehr spannend. Sie zeichnen sich aus Sicht des Ozeanographen besonders dadurch aus, dass mehr Wasser an Land in Gletschern gebunden war. Die Ursachen von Eiszeiten liegen in der veränderten solaren Einstrahlung als Folge von Verschiebungen der Orbitalbahn der Erde. Diese ändern sich über Jahrtausende. Dort gab es sehr unterschiedliche Klimazustände. Schnelle Wandel über einem Zeitraum von 100 Jahren sind nicht dokumentiert. Der Meeresspiegel hat das in den letzten 100 Jahren eindeutig getan und die Raten sind im Vergleich zu den Eiszeiten schnell. Man kann allerdings einige Szenarien mit Klimamodellen nachstellen und so etwas über mögliche Meeresspiegeländerungen lernen (siehe folgende von Ihnen zitierte Arbeit). Die von Ihnen aufgeführte Arbeit (5): "Relationship between global mean sea-level and global mean temperature in a climate simulation of the past millennium" Hans von Storch, Eduardo Zorita, Jesús F. González-Rouco kenne ich und macht zwei wichtige Punkte. Nur mit Klimamodellen kann man die Frage ob Meeresspiegelanstiege signifikant mit der globalen Mitteltemperatur verbunden sind test. Das ist aus meiner Sicht ein vernünftiger Ansatz und erlaubt es andere vereinfachte Vorhersagemethoden zu überprüfen. Der IPCC hat wegen dieser und ähnlicher Studien die semiempirischen Vorhersagen des Meeresspiegels als unsicher eingestuft. Ohne Klimamodelle wären solche Aussagen schwer zu treffen. Mit Beobachtungen kommt man da nicht weiter, das es diese nun mal nicht in der nötigen Güte für mehr als 50-100 Jahren gibt. Ich selber finde die beiden Arbeiten von Church et als sehr lehrreich. Hier werden vor allem auch Pegel Beobachtungen benutzt. Altimeter sind ja nicht so hilfreich, da nur 20 Jahre beobachtet wurden und die 50+ Jahres Perspektive fehlt. Aber Altimeter sind sehr gut für die Analyse der räumlichen Muster. Church, J.A., N. J. White, L. F. Konikow, C. M. Domingues, J. G. Cogley, E. Rignot, J. M. Gregory, M. R. van den Broeke, A. J. Monaghan, I. Velicogna, 2011: Revisiting the Earth’s sealevel and energy budgets from 1961 to 2008, Geophysical Research Letters, 38, L18601, doi:10.1029/2011GL048794. And Correction: Church, J.A. White, N.J., Konikow, L.F., Domingues, C.M., Cogley, J.G., Rignot E. & Gregory, J.M., 2013: Correction to Revisiting the Earth’s sea-level and energy budgets for 1961 to 2008. Geophysical Research Letters, DOI: 10.1002/grl.50752. Die weiteren Ausführungen in Ihrer e-mail teile ich nicht. HG von M. Visbeck

Meine Antwortmail vom gleichen Tage:

Sehr geehrter Herr Visbeck,

ich bin mir nicht sicher, ob Sie wirklich nicht verstehen oder vielleicht nicht verstehen wollen. Zu Frage 1: Wenn es Sie stört, lassen Sie einfach das "nach den Regeln der Wissenschaft schlüssig" weg, also nochmals formuliert:

Frage 1: "Kennen Sie eine begutachtete Fachpublikation, welche die Erwärmung des 20. Jahrhunderts auf ANTHROPOGENE Ursachen zurückführt – nur auf Grundlage von Messungen bzw. Proxy-Daten, ohne Klimamodelle zu Hilfe zu nehmen".

Ihr Alternativvorschlag ist nicht hilfreich. Dass sich Meere erwärmen, wenn sich die Lufttemperaturen erhöhen, ist trivial, darüber muss man nicht diskutieren. Es geht hier um einen möglichen anthropogenen Einfluss. Nur für den hat sich Ihr Interviewer interessiert, nur für den interessiere ich mich im gegebenen Zusammenhang und nur für den interessieren sich die EIKE-Leser. Damit nicht wieder Missverständnisse entstehen: Theoretisch wird dieser Einfluss postuliert, einverstanden. Es geht darum, ob er aus den NATÜRLICHEN Temperaturfluktuationen herausgefiltert werden kann. Ich kenne nur begutachtete Arbeiten, die bestätigen, dass dies nicht möglich ist.

Auch Frage 2 ist nicht schwer zu begreifen. Definieren wir als Vergleichszeitraum einfach die Zeit nach Ende der letzten Eiszeit, also grob 10.000 Jahre zurück. Die Church-Arbeit kenne ich, sie bezieht sich auf den Zeitraum ab 1961, das ist hier irrelevant. Ich hatte ähnlich, wie in Frage 1 um Auskunft gebeten, ob die Bewegungen der Meeresspiegel im 20. Jahrhundert ungewöhnliche Extreme gegenüber den Bewegungen der Klimavergangenheit aufweisen. Auch hier kenne ich keine begutachtete Arbeit, die dies belegen würde.

Dass Sie mit meinen restlichen Ausführungen nicht einverstanden sind, ist verständlich. Verwunderlich ist nur, wie eine Institution (IPCC), die von ökoideologischen NGO’S majorisiert wird und sich durch eine schon kaum noch übersehbare Zahl von Skandalen und Durchstechereien auszeichnet, überhaupt noch ernst genommen wird. Das IPCC, der ideologisch geprägte Teil der Klimawissenschaft, die deutschen Medien und die deutsche Politik bilden zusammen ein modernes Lehrstück für intellektuelle Dekadenz und einen wieder aufkeimenden Faschismus, diesmal Ökofaschismus. Dieses Lehrstück wird, falls wieder Vernunft eingekehrt sein sollte, Historikern noch Aufarbeitungsarbeiten für viele Jahrzehnte liefern. Ehe ich es vergesse, der Link zum EIKE-Artikel, in dem der Mail-Wechsel veröffentlicht wird ist http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/puls-vs-visbeck-noch-einmal/. Falls Sie EIKE nicht kennen: es handelt sich um einen kritischen Internet-Blog mit mehreren Tausend Aufrufen täglich.

Beste Grüße

Horst-Joachim Lüdecke

Die folgenden beiden E-Mails bilden den (nicht) überraschenden Abschluss. Visbeck gibt auf.

Visbeck schreibt am 20.Mai:

Sehr geehrter Herr Lüdecke,

ich glaube ich habe Ihre Fragen beantwortet. Wenn Sie das nicht so sehen sind wir wohl am Ende unserer Kommunikation angekommen.

MfG
M. Visbeck

Das ist unmissverständlich. Meine Antwort darauf am gleichen Tag:

Lieber Herr Visbeck,

danke für Ihre abschließende Mail. Durch Nichtbeantwortung meiner beiden Fragen haben Sie diese bestens beantwortet. Ich erlaube mir daher zusammenzufassen:  Weder bei Temperaturen noch bei Meeresspiegeln ist ein anthropogener Einfluss feststellbar – allenfalls vielleicht mit Hilfe getunter Klimamodelle. Diese Bestätigung wurde von einem hochrangigen Vertreter der deutschen Klimaforschung – implizit – erhalten. Das ist doch schon mal etwas.

Jeder, der unseren Mailwechsel verfolgt hat, wird sich seinen Teil denken. Einigermaßen vertraut mit der extrem dünnen Argumentationsbasis der Klima-Alarmisten bin ich dennoch überrascht. Etwas mehr fachliche Substanz hatte ich bei so tollen Zukunftsprognosen über unsere Meere schon erwartet. Wird bei GEOMAR eigentlich noch fachlich gearbeitet oder vorrangig Klimapolitik betrieben? Auch interessant wäre zu wissen, ob Sie bei den unzähligen papern, die sich auf Ihrer Webseite finden, aktiv mitgearbeitet haben, oder einfach nur so als Mitautor draufstehen, was ja bekanntlich oft akademischer Usus ist. Schade für die vielen deutschen Vertreter der Klimaforschung, mit denen man sich mit fachlichem Gewinn austauschen kann. Diese werden von den Medien links liegen gelassen, weil sie nicht als Klima-Alarmisten taugen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei weiteren Interviews.

Alles Gute und
Beste Grüße

Horst-Joachim Lüdecke

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13 Kommentare

  1. Liebe admin,
    die ÖR berufen sich auf ein interministerielles Papier der Bundesregierung. Als konkrete Aussage, die bei mir hängen geblieben ist, im ZDF kam: es gibt eine Zunahme an heißen Tagen in Deutschland, aber kein Wort davon, daß in Deutschland die mittler Temperatur seit 2001 nicht mehr steigt.
    Vielleicht kann EIKE ja einmal zu diesem Papier Srellung nehmen, wenn es denn der öffentlichkeit zur Verfügung steht.
    MfG

  2. heute Morgen in den WDR 5 Nachrichten: Der Klimawandel ist in Deutschland und auch in NRW nachweisbar. Dümmer geht’s nimmer.
    MfG

  3. Danke für die Mühe
    Der Abschluss war erwartet.
    Typisch: Wenn man nachfragt, kommt nix.

    Bis zur Pariser Klimakonferenz wird uns noch viel Propaganda beschert werden.

  4. Und der nächste Nullsatzeintrag ist fällig:
    Frage:
    „Stimmen Sie dem zu, oder können Sie begutachtete Arbeiten anführen, die für die gegenwärtige Situation, klimahistorisch vergleichend, Entwicklungen nachweisen können, wie sie noch niemals in den letzten Jahrtausenden, insbesondere den dort aufgetretenen Warmzeiten, schon mehrfach vorgekommen sind?“

    Antwort:
    „Diese Frage erschliesst sich mit noch weniger. „klimahistorisch vergleichend“ mit welcher Periode der Erdgeschichte? Aus wissenschaftlicher Sicht sind die Eis- und Warmzeiten sehr spannend.“

    In der FAZ ( 20.08.2014, von Manfred Lindinger ) fand ich Folgendes: „Temperaturkapriolen in der letzten Eiszeit

    In der letzten Eiszeit, in einer Zeit vor 110.000 bis 23.000 Jahren, gab es hin und wieder abrupte Warmphasen.“

    uND WEITER GEHT ES:
    „Mit Beobachtungen kommt man da nicht weiter, das es diese nun mal nicht in der nötigen Güte für mehr als 50-100 Jahren gibt.“

    Und in Cuxhaven gibt es Pegelmessungen schon seit 1850 oder so. Aber Modelle können die gemessenen Pegelstände perfekt nachbilden. Ich komme mir vor wie in der Kirche, wo vorne einer was vom „Glauben“ erzählt …

    „Die von Ihnen aufgeführte Arbeit (5): „Relationship between global mean sea-level and global mean temperature in a climate simulation of the past millennium“ Hans von Storch, Eduardo Zorita, Jesús F. González-Rouco kenne ich und macht zwei wichtige Punkte. Nur mit Klimamodellen kann man die Frage ob Meeresspiegelanstiege signifikant mit der globalen Mitteltemperatur verbunden sind test.“

    Das GIGO-Prinzip der Modelle kennt er wohl nicht?

  5. @7

    Herr Steppan,

    sie haben es auf den Punkt gebracht! Heutzutage nennt sich jeder Pfosten entweder Forscher oder sogar Wissenschaftler. Bei den „Wissenschaftlern“ ist das besonders hervorzuheben, da es sich zu 90% um fachfremde Protagonisten handelt. Man sollte diesen Klimamodellierern mal anbieten die Wettervorhersage für ein Jahr zu machen…da wird manchem gestanden Meteorologen das Haar zu Berge stehen;)))

  6. „Bitte schreiben Sie mir eine klar formulierte Frage und dann bekommen Sie gerne eine Antwort.“

    Eigentlich einen Eintrag in die Nullsatzhitparadenvorschlagsliste wert. Wenn ich nur wüßte, was an den Fragen nicht klar formuliert war?

  7. #3
    Klimawissenschaftler = Contradictio in adiecto.
    (Widerspruch in sich)
    Bestimmt über 90% dieser Leute sind keine Wissenschaftler, vor allem die nicht, die das seit fast 30 Jahren machen. Gab es vorher überhaupt diese Bezeichnung? Klimaforscher ist das Gleiche, das sind keine Forscher, die vorgegebene Ergebnisse haben und Voraussetzungen ignorieren, die für die Erlangung der geforderten Ergebnisse unpassend sind.

  8. #3: Jein, verehrter Herr M. Hofmann.

    Aus der Sicht der Hochschule für Intrigen macht es durchaus Sinn, und ist irgendwie auch „logisch“. Denn, die benutzen „Wissenschaft“ nur für deren Zwecke. Denen geht es darum eine Mehrheit zu täuschen. Um am Kommandotisch das sagen zu haben. Solange wie nur möglich.

    Um die Wahrheit geht es diesen Ganoven überhaupt nicht. Eher um Halbwahrheiten.

    MfG

    P.S.: Die gleichen perfiden Methoden wendet die Kirche der Physik, ihrerseits, auch gegen die christliche Ideologie an.

  9. Sehr geehrter Herr Prof. Lüdecke,

    ich bin begeistert von Ihrer Hartnäckigkeit.
    Das ich meine, Ihren Frust in ihren Zeilen zu erkennen, macht es nur schlagkräftiger.

    Ich schätze jedoch, das Prof. Visbeck sich winden wird und nicht weitermacht, überzeugen wird sich so einer nicht.

  10. „Ihre Chance als „alleiniger Besitzer der wissenschaftlichen Wahrheit über Meersspiegel und die Klimazukunft“ nutzen.“

  11. Was soll auch an einen angeblichen Klimawissenschaftler schon Fachlich und Sachlich sein, wenn er sich in seiner Arbeit über das Klima einzig und alleine und im Kern auf ein Spurengas = CO2 beschränkt. Man muss sich den Schwachsinn mal vorstellen, dass es sog. Klima-Wissenschaftler gibt, die sich einzig und alleine dem menschlichen CO2 als Klimatreiber berufen. Das ist so, als würde der Schwanz mit dem Hund wedeln.

  12. Wunderbar Herr Professor Lüdecke wie sie diesen Professor, der offenbar voll den Kriterien nach Ernst-August von Hannover entspricht, durch stringente Argumentation lächerlich machen. Weil er sich sicherlich nicht weiter dem Spott der Wissenschaft aussetzen will, wird dieser „Hohe Priester“ der AGW – Religion nach meiner Einschätzung die „Segel streichen“ und im Wesentlichen keine Sachargumente in den Disput einführen, und mit irgendwelchen fadenscheinigen Floskeln den Briefaustausch beenden.

  13. Lieber Herr Lüdecke,

    bedenken Sie bitte, wie lange es dauerte, bis das ptolemäische Weltbild abgelöst wurde. Es floss sehr viel Blut und das störrische, egoistische Aufbegehren der religiösen Profiteure verhinderte die Entlarvung dieses genehmem Weltbildes. Ebenso verhält es sich heutzutage: Fakten, Messungen, Wahrheiten werden verzerrt bis zur Unkenntlichkeit und ersetzt durch modellhafte „Prophezeiungen“…behalten Sie ihre Hartnäckigkeit!

    mfg
    Krause

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