1

Verwehte Millionen

Als hätten sich die Tiefdruckgebiete draußen auf dem Atlantik abgesprochen, zogen sie in diesem milden Februar als Sabine oder Julia nacheinander über unseren Kontinent. Sie hinterließen Sachschäden, leider auch Tote und Verletzte. Logische Folge war auch eine sehr hohe Windstromproduktion in Deutschland, dem Land mit der höchsten Windraddichte der Welt. Korrekt werden im Spiegel Zahlen genannt, ohne die Folgen auch nur ansatzweise zu erwähnen. Gemäß den Gepflogenheiten des deutschen Energiewendeerfolgsjournalismus werden produzierte Ökostrommengen als Rekorde vermeldet, so als sei das Fortschritt oder Meilenstein auf dem Weg zum seligmachenden Hundertprozent-Energiewendeziel.

In Wahrheit legen die Zahlen das Dilemma des Irrwegs der deutschen Energiewende offen. Der so produzierte Strom musste zu großen Teilen ins Ausland verschenkt und sogar entsorgt werden in dem Sinne, dass den Beschenkten noch Geld dazugegeben wurde, weil sie zu dieser Zeit gar nichts geschenkt haben wollten. Mit der Erscheinung der negativen Strompreise leben wir schon seit einigen Jahren, aber diese Form der Perversion von Marktwirtschaft hat inzwischen Ausmaße angenommen, die einfach irrational sind.

Hier die Entwicklung der Stundensalden mit negativen Börsenpreisen der vergangenen zehn Jahre:

Der kumulierte Schaden, den dadurch die deutschen Stromverbraucher tragen müssen, beläuft sich in den Wochen vom 1. bis zum 25. Februar 2020 auf fast 350 Millionen Euro:

Der „EEX-Wert“ stellt den Wert an der Strombörse dar.

Irgendwann sollte den Energiewendern dämmern, dass die Entwicklung in diese Richtung nicht zielführend sein kann. Vor zwanzig Jahren konnte man problemlos mit dem Einspeisevorrang der Erneuerbaren leben, heute ist diese Regelung im EEG, wie das Gesetz insgesamt, völlig kontraproduktiv – selbst im Sinne der beabsichtigten Energiewende. Vierzig Prozent Ökostrom im Jahresdurchschnitt bedeuten in Echtzeit eine schwankende Einspeisung zwischen zehn und siebzig Prozent.

Dem Jahresdurchschnitt von vierzig Prozent stehen genau Null Prozent Systemverantwortung gegenüber. Wie will man auf diese Weise „Hundert-Prozent-Erneuerbar“ erreichen?

Offenbar unbeachtet bleibt der Effekt, dass durch die Möglichkeit des bezahlten Strombezugs Energieverschwendung angereizt wird. Wenn Geld dafür bezahlt wird, Verbrauch zu organisieren, egal ob sinnvoll oder nicht, dann wird man im Ausland dafür sorgen, Strom zu verbrauchen. Leerlaufende Maschinen, Elektroheizungen, deren Wärme in die Umgebung entlassen wird, Pumpen über Kurzschlüsse oder Ähnliches. Damit kann in den Nachbarländern das Geld generiert werden, das deutsche Stromkunden berappen müssen. Wir haben es hier mit einer besonderen Form des wirtschaftlichen wie auch des ökologischen Unfugs zu tun.

Der finanzielle Saldo des gesamten Stromaußenhandels ist dadurch gekennzeichnet,

dass unser Export überwiegend zu niedrigen oder sogar negativen Preisen erfolgt, während Importstrom in sonnen- und windarmen Zeiten zu normalen oder hohen Preisen realisiert wird. Unseren Nachbarn ist das Recht, hilft es doch dabei, den als Gefahr empfundenen Außenhandelsüberschuss Deutschlands zu senken. Zahlen müssen es die deutschen Verbraucher. Insgesamt überschreiten die Mengen des deutschen Stromexports noch deutlich die Importe, spätestens ab 2022/23 wird sich dies gravierend ändern.

Auf einen windigen Winter wird auch wieder einmal ein trockener, windarmer Sommer folgen. Künftig werden wir dann von Importen abhängig sein. Fünf Voraussagen lassen sich heute ohne großes Risiko tätigen:

  • Es wird teurer.

  • Die Versorgungssicherheit wird sinken.

  • Die CO2-Emissionen sinken nicht oder nur unwesentlich.

  • Diesen Weg der Energiewende beschreitet außer uns niemand und das wird auch so bleiben. Es ist unser Verdienst, als schlechtes Beispiel andere vor diesem Irrweg zu bewahren.

  • Die Energiewende in dieser Form wird scheitern.

Wann eine Regierung die Kraft aufbringen wird, mit dem inzwischen völlig kontraproduktiven EEG zu brechen und einen Weg rationaler Energiepolitik einzuschlagen, ist völlig offen. Kurz- und mittelfristig sieht es nicht danach aus.

Die Gesellschaftsklempner, die der postindustriellen Gesellschaft huldigen, die „Kohlrabi-Apostel und Philosophen der Brotrinde“ (Wolf Schneider) sind in unserer Gesellschaft auf gutem Weg.




Twitter macht es möglich, Unsinn in kürzester Zeit zu multiplizieren.

Am 1. Mai mussten die Privatkunden wieder für „weggeworfenen“ Strom bezahlen

Was immer häufiger wird: Die katastrophale Vorrangeinspeisung führt zu einem Strom-Überangebot und damit zu negativen Strompreisen [3], geschah wieder am Tag der Arbeit:
EIKE: 1. Mai! Strompreis über 18 Stunden negativ!


Bild 1 Verlauf: EEG-Einspeise-Ganglinien, Verbrauch, Börsen-Strompreis am 30.04. und 01.05.2018 Quelle: Agora-Viewer

Ein inzwischen typisches Ereignis, welches bei „Alten Herren“, welche noch das Ohmsche Gesetz gelernt haben und es nicht nur tanzen können, zu vermehrtem Stirnrunzeln führt.
Der Grund: Damit zeigt das Netz, wie kurz es sich vor dem Kollaps befindet und, dass niemand eine Lösung dagegen hat.
EIKE 10.04.2018: Der Unsinn des EEG wird immer offensichtlicher
EIKE 20. März 2018: Der DWD ist überzeugt: 10 % Strom über zwei Tage, dabei nicht zuverlässiger als Wettervorhersagen, reicht

Und es belegt die immer größer werdenden, zusätzlich auftretenden Kosten. Im Berliner Politikzirkus und seinen vorbehaltlosen Unterstützern, wird das mit beliebigen Märchenerzählungen schöngeredet:
[11] Negative Strompreise sind Werbekosten für die Energiewende
Doch weiterhin kommen die negativen Strompreise beim privaten Stromkunden nicht positiv an, sondern er hat die Differenz des „Negativ“ bis zur (positiven), festen EEG-Einspeisevergütung vollständig an die „Energieernter“ zu bezahlen. AM 1. Mai waren es ca. 12 Millionen EUR.

Das „Allroundgenie“ von Frau Merkel findet das großartig

In Berlin gibt es (zu) viele „Speichellecker“ der großen, alleinherrschenden Vorsitzenden. Ein Herausragender davon dürfte P. Altmaier sein. Er twitterte dazu:


Bild 2 Tweet von P. Altmaier zur EEG-Übereinspeisung am 1. Mai 2018

Es ist dem Autor nicht bekannt, was sich Herr Altmaier bei diesem Tweet gedacht hat. Was an dem Ereignis großartig sein soll, entzieht sich allerdings ebenfalls seiner Kenntnis.

Was nutzen Leitungen, wenn niemand den Strom benötigt?

Herr Altmaier scheint im Tweet vermitteln zu wollen, dass 100 % Ökostrom und viele Leitungen „großartig“ sind.
Damit legt er sich mit dem „Bürgerwillen“ und sogar der CSU an, welche einen weiteren Fern-Leitungsausbau für überflüssig halten. Zudem auch mit großen, lokalen Versorgern, also „Fachpersonen“ – wie dem Vorstand der N-ergie, welcher für lokale Netze (zum Nachteil seiner Kunden) plädiert [4], wofür er regelmäßig in den nordbayerischen Nachrichten als erfolgreicher Manager „gelobt“ wird.
Doch zurück zu Herrn Altmaier.
Negative Strompreise zeigen eines an: Es gibt zu viel Strom im Netz, den niemand benötigt. Zu klären wäre, ob fertige, zusätzliche Nord-Süd-Trassen das Problem im Sinne von Herrn Altmaier wirklich gelöst hätten. Denn der Feiertag galt deutschlandweit. Große Industrieverbraucher, welche spontan zusätzlichen Strom abgenommen hätten, waren also sicher auch im Süden Deutschlands eher rar. Zudem war Wind offshore praktisch nicht beteiligt. Die hohe Einspeisung von Landwind und Solar wäre also auch im Süden auf eine hohe Einspeisung von Solar und Wind getroffen. Ein „Ausgleich“ über Leitungen hätte am Problem somit wenig geändert.
Und wenige Stunden nach dem „glücklichen Ereignis“ zeigten die Ökostrom-Einspeiser wieder, wie unzuverlässig sie sind: Es begann eklatanter Strommangel (Bild 3). Es war also wie bereits am Neujahrstag [12]: Sprichwörtliches Glück und keinesfalls Planung, am Feiertag kurz nach der Mittagszeit – wenn der Strombedarf seinem Minimum zugeht -, zufällig so viel Ökostrom verfügbar zu haben.

Das Einzige, was dem Autor dazu einfällt ist die Frage, warum der überflüssige Strom nicht gleich bei den Ökoerzeugern abgeregelt wurde. Das hätte den privaten Stromkunden zumindest die zusätzlichen, negativen Kosten erspart. Wahrscheinlich darf man das aus politischen Gründen jedoch nicht im erforderlichen Umfang. Denn was könnte ein Herr Altmaier dann noch tweeten?
Vielleicht Informationen wie: Was ich schon vor einigen Jahren in einem kurzen Moment eigenständigen Denkens gesagt hatte „die Energiewende kann eine Billionen EUR kosten[5], wird immer wahrer.


Bild 3 Ökostrom Einspeiseganglinien vom 25. April – 02. Mai. Quelle: Agora-Viewer. Vom Autor ergänzt

100 %Erneuerbare Energien „immer und überall“

Claudia Kemfert, von den Medien verwöhnte Ikone des wahr gewordenen Energiewende-Wahnsinns twittert ebenfalls.


Bild 4 Antwort-Tweets von C. Kemfert

Frau Professor C. Kemfert kann wohl nur polarisiert betrachtet werden. Die Einen halten sie für einen besonderen Genius, wie zum Beispiel (nicht nur) die Zeitschrift „Brigitte“:
Klima-Expertin Claudia Kemfert: Wie lebt die Frau, die alles weiß?
Klima-Expertin Claudia Kemfert kennt alle Zahlen zum Klimawandel, alle Fakten. Fährt sie noch Auto? Hat sie es gern schön warm? Und: Wieso ist sie eigentlich so optimistisch?

Andere dagegen einfach nur für die sprichwörtliche Inkarnation – seit der Me Too Bewegung nicht mehr zulässiger – Haarfarben-Witze [6].

Dass 100% Erneuerbare erreichbar sind, sofern sie weiter massiv subventioniert (und die konventionellen verboten) werden, ist nicht neu. Und dass Frau Kemfert eine glühende Vertreterin dieser Option ist, weiß „man“. Schließlich basiert darauf im Wesentlichen ihre „Reputation“. Ob ihre technisch teils abenteuerlich abstrusen EEG-Ideen umsetzbar, oder bezahlbar sind, interessiert diese Frau nicht. Bei ihrem Gehalt – und späterer Pension – ist es für sie sicher auch kein wichtiges Thema.
Doch nun macht sie scheinbar offiziell und ungeniert auch Werbung für Firmen. Anders kann man ihre Ergänzung „im hohen Norden gibts bald noch mehr Speicher“ nicht interpretieren.

Ist Frau Kemfert wirklich so naiv?

Wo man hinsieht, explodieren so langsam die vom EEG erzeugten, technischen Probleme [1]. Die Stromkunden bemerken diese vor allem durch ständig steigende Stromkosten (inzwischen die höchsten in Europa), von deren Steigen kein Ende abzusehen ist:
Achgut: Rettet den Strompreis!
Aber Probleme sind ein Lösungsfeld für Glücksritter. Und darunter kann man die von Frau Kemfert mit der Ergänzung „Energiewende der Zukunft“ versehene EWE AG einstufen.


Bild 5 Screenshot von der Homepage der EWE AG

Es fällt auf (Bild 5), dass diese Firma das E.ON-Abzockmodell „virtuelle Speicher“ anbietet:
EIKE 14.04.2018: [7] Die wundersame Speicherung des EEG-Zappelstroms

Und wie E.ON natürlich auch Akkuspeicher für Haushalte, die teuerste Art, Strom zu speichern:
[9] EIKE 3. Mai 2018: eine technische Analyse hinsichtlich der Stromversorgung und der CO2-Minderung
EIKE 18.05.2017: [8] Rechnerisch lohnt sich die solare Eigenversorgung nicht

Von der notwendigen „Intelligenzausrüstung“ des modernen – deshalb unstabilen – Versorgungsnetzes profitiert die Firma selbstverständlich ebenfalls. Ob das Netz Strom liefert, oder zusammengebrochen ist, die EWE AG ist „immer dabei“ – und profitiert davon.


Bild 6 Screenshot von der Homepage der EWE AG

Nur eines bietet diese Firma mit Sicherheit nicht: Eine Lösung des EEG-Speicherproblems. Denn diese ist mit Akkuspeichern aus Kostengründen schlichtweg unrealistisch, außer Deutschland möchte seine privaten Stromkunden konsequent und vollständig in den Ruin treiben.

Es stellt sich bei solchen Tweets somit eher die Frage, ob der Schwachsinn über, oder nicht eher weit vor dem Großen Teich tweetet.

Wer die „verstopften Leitungen“ erfunden hat, war ein Propagandagenie

GRÜN – für das Toppen von Unsinn eine der zuverlässigsten Quellen – kam ebenfalls nicht umhin, Herrn Altmaier zu followern.


Bild 7 Tweet von J. Verlinden – GRÜNE

Wer wirklich keine Ahnung von Energie hat, kann sich mit diesem Tweet bestätigt finden.

Nun ist Frau Verlinden energietechnisch promoviert [10]. Und zwar an der Fakultät Kulturwissenschaften im Fachbereich Philosophie mit dem Dissertationstitel: Energieeffizienzpolitik als Beitrag zum Klimaschutz. Analyse der Umsetzung der EU-Gebäude-Richtlinie in Deutschland (Bereich Wohngebäude)
Schaut man in diese Dissertation, stellt man fest, dass es sich um eine Listung und Fleißarbeit handelt, wie man es von Bachelor-Arbeiten gewohnt ist. Bestimmt verbunden mit viel Zeitaufwand und natürlich mit einem viel größerem Seitenumfang, was in der Kulturwissenschaft anscheinend als ausreichendes, „akademisches (Zusatz-)Gewicht“ zur Promotion ausreicht.
Zur Energie und zum Klimaschutz kommt darin allerdings nichts vor, was „der Wissenschaft“ auch nur im Ansatz ein Quentchen „neue Erkenntnis“ bieten könnte (rein persönliche Meinung des Autors).
Als promotionsfähigen Beitrag zur Begründung des Klimaschutzes verweist sie lediglich auf zwei Fundstellen:
Dissertation: [10] IPCC 2007: Vierter Sachstandsbericht. Klimawandel 2007: Synthesebericht. Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger, sowie UBA 2007a
Zum Strom und seinen Eigenschaften findet sich ebenfalls nichts, außer dem Wort selbst. Der wichtige Begriff im Energiesystem und ein Kernproblem des EEG: „Grundlast“, kommt beispielsweise gar nicht vor, das ebenfalls wichtige Problem „Speicher“ wird in der gesamten Dissertation wie folgt abgehandelt:
Dissertation: [10] Geleitwort Die Steigerung der Energieeffizienz ist eine der zentralen Herausforderungen der Energiewende – neben dem Ausstieg aus der Atomenergie, dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Stromnetze sowie der Forschung und Entwicklung, z.B. im Bereich Elektromobilität und Energiespeicher.
Da wundert es auch nicht mehr, dass sich in der Dissertation auch nicht eine einzige, wenigstens winzige, Formel findet. Wer würde so etwas „Störendes“ bei einer Dissertation zum Thema „Energieeffizienz“ auch erwarten?
Aufgrund der vollständig fehlenden Mathematik war es Frau Verlinden auch nicht „möglich“, in ihrer Dissertation irgendwo Kosten/Nutzen-Betrachtungen – die immerhin einen Dreisatz erfordert hätten – anzustellen.

Um sich als Energiefachperson zu bezeichnen: „Sprecherin für Energiepolitik“, reicht das in Deutschland (inzwischen) jedoch aus. Zumindest (und nicht nur) bei den GRÜNEN. Bei denen spielen Kostenbetrachtungen prinzipbedingt keine Rolle, außer sie dienen als Strafkosten zur Gängelung der Untertanen.
Nun fordert diese „Energiefachperson ohne Energiekenntnisse“ im Tweet: „Vorfahrt für Erneuerbare in Leitungen“.
Diese Forderung muss niemand stellen, denn sie ist durch den gesetzlichen Einspeisevorrang längst erfüllt. Sie meinte deshalb wohl: Wenn Ökostrom eingespeist wird, muss der „dreckige“, konventionelle Strom sofort heruntergeregelt werden.
Frau Verlinden könnte durch einfaches Googeln wissen, dass das nicht möglich ist, weil die Ökostromeinspeisung viel zu schnell und stark schwankt (Bild 3). Hätte jemand die „Anweisung“ von Frau Verlinden wie gefordert bereits blind umgesetzt, würde die Energieversorgung praktisch jeden Tag zusammenbrechen. Sie scheint jedoch fest davon überzeugt zu sein, dass die Elektrophysik sich nach ihren Wünschen ausrichten wird, oder dies mit hohen Kosten (die die Stromkunden zu zahlen haben) erzwungen werden kann.


Bild 8 Tweet von Frau Verlinden

Nun erlaubt Twitter nur Kurz-Mitteilungen. Um tiefergehendes zu erfahren, muss man wieder nach längeren Informationen suchen, wozu sich bei Politiker*innen deren Homepage anbietet. Die dortige Suchfunktion liefert zum Thema „Kohle“ 69 Treffer, zum Thema „Grundlast“ einen (der allerdings mit Grundlast im EEG-Netz nichts zu tun hat):


Bild 9 Ergebnis der Suche „Kohle“ auf der Homepage von Frau Verlinden

Frau Verlinden kennt also nur ein Ziel: Kohle muss weg. Darüber, woher die dann fehlende Grundlast kommen soll, finden sich von ihr anstelle tiefer gehenden Gedanken Wünsche (Bild 8: Power to Gas), die derzeit im erforderlichen, großen Maßstab nicht im Ansatz umgesetzt sind und falls doch einmal, dann hohe Kosten verursachen:
EIKE 11. September 2017: Die GRÜNEN: Es mangelt weder an erneuerbaren Energien noch an der Entwicklung von Speichern und Netzen
EIKE 18.06.2015: Elektro-Energiespeicherung, Notwendigkeit, Status und Kosten. Teil 3 (Abschluss)

Auch dadurch ist erkennbar, dass Frau Verlinden sich nicht für technisches Wissen und die effiziente Umsetzung eines funktionierenden Energiesystems interessiert, sondern ausschließlich GRÜNE Propaganda vermitteln möchte.
Unter Frau Merkel bestimmen solche „Fachpersonen“ über unser Energiesystem und dessen (unstabile und teure) Zukunft.

Wer zu diesem Vorgang tiefer gehende und auch andere Beurteilungsgesichtspunkte erfahren möchte, sollte weiterlesen:
TICHYS EINBLICK 2. Mai 2018: [1] Windrad statt Kreuz Deutschland 2018 100 Prozent Erneuerbar
Davon hat der Autor seine Anregung zum Artikel „entnommen“.

Quellen

[1] TICHYS EINBLICK 2. Mai 2018: Windrad statt Kreuz Deutschland 2018 100 Prozent Erneuerbar

[2] EIKE: Es ist ja so, dass Strom künftig kostenlos zur Verfügung stehen wird

[3] EIKE 31.12.2016: Die Zahltage des EEG beginnen ihren vorhergesagten Lauf

[4] EIKE 06.02.2016: Nachgefragt: Ein lokaler Versorger bricht die Macht der Stromgiganten

[5] Handelsblatt, 20.02.2013: Peter Altmaier Energiewende kann eine Billion Euro kosten

[6] EIKE 20.05.2017: Das fossile Imperium schlägt zurück – oder: Wie eine Wissenschaftlerin ihre Reputation vernichtet

[7] EIKE 14.04.2018: Die wundersame Speicherung des EEG-Zappelstroms, oder: Die nächste Abzocke privater Stromkunden durch die EEG-Energieernter

[8] EIKE 18.05.2017: Rechnerisch lohnt sich die solare Eigenversorgung nicht – so lange unser Versorgungsnetz stabil ist. Doch das wird sich ja ändern

[9] EIKE 3. Mai 2018: Der beschleunigte Zwang zur Elektromobilisierung – nur wie soll es funktionieren: eine technische Analyse hinsichtlich der Stromversorgung und der CO2-Minderung

[10] Energieeffizienzpolitik als Beitrag zum Klimaschutz Analyse der Umsetzung der EU-Gebäude-Richtlinie in Deutschland (Bereich Wohngebäude) Der Fakultät Kulturwissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg zur Erlangung des Grades Doktorin der Philosophie – Dr. phil. – vorgelegte Dissertation von Julia Verlinden

[11] EIKE 02.03.2018: Negative Strompreise sind Werbekosten für die Energiewende

[12] EIKE 14.01.2018: Am Neujahrsmorgen hat sich Deutschland zum ersten Mal in der Geschichte komplett mit Ökostrom versorgt




Kalifornien hat zu viel grüne Energie

Die Solarenergieproduktion ist von weniger als einem Prozent des kalifornischen Energiemixes im Jahr 2010 auf rund 10 Prozent im Jahr 2017 gestiegen. An bestimmten Tagen, an denen die Bedingungen günstig sind, hat Solar laut Quartz sogar die Hälfte der Energie geliefert, die von Kaliforniern verbraucht wird.

Die California Public Utilities Commission hat vorgeschlagen, dass der Staat jede weitere Investition in erneuerbare Energien zurückhält, da Privatpersonen und Unternehmen im ganzen Staat weiterhin ihre eigenen privaten Energiequellen kaufen, wie z. B. Solarzellen, die auf den Dächern von Gebäuden angebracht werden. Wenn mehr Privatpersonen in private Energie investieren, verringert sich die Nachfrage nach dem öffentlichen Stromangebot, berichtete Greentech Media.

Auch in Kalifornien ist es schwierig, zu prognostizieren, wie viel erneuerbare Energie zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhanden ist und wie die Stromversorgung stabil gehalten wird. Bei mehreren Gelegenheiten zahlte Kaliforniens Arizona-Versorgungsunternehmen andere Abnehmer dafür, überschüssige Solarenergie abzunehmen, um zu vermeiden, sein eigenes Netz zu überladen, berichtet die Los Angeles Times.

„Es ist wirklich enttäuschend“, sagte Jan Smutny-Jones, Vorstand der Independent Energy Producers Association, gegenüber Greentech Media über die Entscheidung Kaliforniens, Investitionen in erneuerbare Energien zu stoppen.“Im Grunde sagen sie: „Es ist viel zu viel; wir wissen nicht, was wir tun sollen, also werden wir für eine Weile nichts tun. „

 

Greentech Media

Kalifornien stellt zwei neue Solarrekorde auf

… Milde Temperaturen und sonniger Himmel halfen Kalifornien, in den letzten Tagen zwei neue Solarrekorde aufzustellen.

Am Sonntag, den 4. März 2018, erlebte California Independent System Operator einen absoluten Spitzenwert bei der Einspeisung von Solarstrom, der um 12:58 Uhr einen Rekordwert von 49,95 Prozent erreichte. Das ist ein Anstieg gegenüber dem vorherigen Spitzenwert von 47,2 Prozent, der am 14. Mai 2017 erreicht wurde.

„Der Rekord ist das Ergebnis eines kühlen, sonnigen Tages“, schrieb Anne Gonzales, Senior Public Information Officer bei CAISO, in einer E-Mail.

„Weil es ein Wochenende und das Wetter mild war, war die Mindestlast relativ niedrig, etwa 18.800 Megawatt.  Mittlerweile betrug die Solarproduktion mehr als 9.400 Megawatt.“

Einen Tag später, am 5. März, stellte CAISO einen weiteren Solarrekord auf und erreichte um 10:18 Uhr einen neuen Höchststand für die Solarproduktion von 10.411 Megawatt. Der bisherige Rekord lag bei 9.913 Megawatt am 17. Juni 2017.

Grafik: CAISO Gesamtproduktion Erneuerbare Energien für den 5. März 2018

Kein Wunder, dass die Solarenergie einen immer größeren Anteil am kalifornischen Strommix ausmacht. Die drei privaten Energieversorger des Bundesstaates liegen mit ihren Beschaffungsplänen für erneuerbare Energien weit vor dem Zeitplan und sind auf dem besten Weg, das 33-prozentige Mandat des Bundesstaates für 2020 zu erfüllen. Gleichzeitig investieren die Community-Choice-Aggregatoren (CCAs) in zusätzliche Solaranlagen.

CCGAs … sind eine Alternative zum investoreneigenen Energieversorgungsnetz, in dem sich lokale Einheiten in den USA ansammeln, um die Kaufkraft einzelner Kunden in einem definierten Zuständigkeitsbereich zu bündeln, um alternative Energieversorgungsverträge zu sichern. [1]Die CCA wählt die Stromerzeugungsquelle im Auftrag der Verbraucher aus. Durch die Bündelung der Kaufkraft sind sie in der Lage, große Verträge mit Erzeugern zu schließen, was einzelne Käufer möglicherweise nicht leisten können. Die Hauptziele von CCAs bestanden darin, entweder die Kosten für die Verbraucher zu senken oder den Verbrauchern eine bessere Kontrolle ihres Energiemix zu ermöglichen, indem sie hauptsächlich „umweltfreundlichere“ Erzeugungs-Portfolios anbieten als lokale Versorgungsunternehmen.

 * * *

Eine Mischung aus populärer Stimmung und Gesetzgebung hat dazu geführt, dass in Kalifornien in den letzten Jahren stark in erneuerbare Energien investiert wurde. Die hohen Investitionen sind jedoch für die Steuerzahler unangenehm, da ihre Energierechnung um 50 Prozent gestiegen ist, mehr als in anderen Bundesstaaten, berichtete die Los Angeles Times.

Erneuerbare Energien sind überhaupt eine Hürde bezüglich ihrer Vorhersagbarkeit. Die erzeugte Energie hängt bei Sonnenenergie und Wind vom Wetter ab, das in gewissem Maße vorhersehbar, aber nicht kontrollierbar ist. Die Widersprüchlichkeit, mit der erneuerbare Energien Strom erzeugen, ist einer der Gründe, warum die Steuerzahler in Kalifornien die Rechnung dafür bezahlen müssen, dass die Energie ihres Staates über Nachbarstaaten ausgeschüttet wird.

Erschienen auf The Daily Caller am 10.03.2018

Übersetzt durch Andreas Demmig

http://dailycaller.com/2018/03/10/california-green-energy/

 




Negative Preise – Planillusion und bizarrer Markt

Dem alten Gemüsehändler traten immer mehr Schweißperlen auf die Stirn, die in der Abendsonne glänzten. Aber was sollte ich tun? Ihm am Ende des Tages die letzten Tomaten aus Mitleid abkaufen? Er wollte für das Kilo wirklich nur einen Spottpreis haben, aber es lagen noch genügend Tomaten daheim. Sollte ich meine wegwerfen, statt er seine? Schließlich kam er um den Tisch herum und verbesserte sein Angebot, indem er mir die Tomaten samt Tüte schenken wollte. Aber was hätte ich davon, für ihn die Entsorgung zu übernehmen? So betrachtete ich das Gespräch als beendet und wandte mich zum Gehen. Nach wenigen Schritten hatte er mich eingeholt. Einen Euro wolle er mir zahlen, wenn ich die Tüte und Inhalt mitnehme.

Abbildung 1 oben
Am 1. Mai wurde ab Mitternacht bis 17 Uhr in deutschen Kraftwerken für negative Strompreise produ- ziert! Der Produktionsertrag von rd. 619 Millionen kWh wurde mit rd. 27 Millionen Euro (rd. 4,3 ct/kWh) an die vergütet, die bereit sind den überschüssig erzeugten Strom als Geschenk zu über- nehmen. Auf dieser Basis sind keine gerechten Löhne der erbrachten „Arbeit“ zu erwarten, für die der 1. Mai steht. Auszug aus Ausgewählte Kapitel der Energiewirtschaft von Prof. Dr. Helmut Alt
 

Während ich noch sinnierte, was ihn wohl dazu bewogen haben könnte, hatte er schon auf zwei Euro erhöht.

Auf dem Heimweg entsorgte ich die roten Früchte im Straßengraben und freute mich über drei Euro mehr in der Tasche, die ich am nächsten Bierstand zum Einsatz brachte. So war der Händler die Tomaten los und ich hatte anstelle der nicht benötigten Tomaten auch einen Vorteil.

Dunkelflaute von Frank Hennig; zu bestellen zB. hier

 

Tomaten und Elektrizität

Total unglaubwürdig, die Geschichte? Nein, nicht wenn es sich bei dem Produkt anstelle der Tomaten um elektrische Energie handelt. Bei diesem Wirtschaftsgut gibt es die Besonderheit, dass es zeitsynchron erzeugt und verbraucht oder, korrekt ausgedrückt, umgewandelt werden muss. Der Unterschied im Handel besteht nun darin, dass der Gemüsehändler die nicht mehr verwertbaren Früchte kompostiert oder verfüttert, niemals aber einem Kunden für die Abnahme noch Geld gezahlt hätte.

Anders beim Strom im weltweit einmaligen Energiewendewunderland. An 19 Tagen im Jahr 2016 taten für 97 Stunden die Stromhändler das, was der oben beschriebene Gemüsehändler in seinem Leben nie getan hätte – Ware verschenken und Geld dazugeben. Ein Zeichen erschöpfter Regelfähigkeit des Systems und Folge von Planwirtschaft, die Technologien bevorzugt (Einspeisevorrang), überwiegend fest vergütet und auf Marktsignale nicht gesamtwirtschaftlich sinnvoll reagieren kann.

Als erste Reaktion auf solche Ereignisse kommt von Seiten der Wendebewegten der Vorwurf des „verstopfenden“ Kohle- und Atomstroms. Warum fahren die Konventionellen nicht weiter zurück oder gehen außer Betrieb, wenn zum Zeitpunkt niedriger Last die Regenerativen powern? Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Zur Netzstabilität sind zwingend Systemdienstleistungen erforderlich (Wirk-  und Blindleistungsregelung, also Frequenz- und Spannungshaltung). Die Massenträgheit der Turbogeneratoren glättet die Mikroschwankungen im Netz. Die Netzreserve zum kurzfristigen bedarfsgerechten Hochregeln muss erhalten bleiben. Man spricht hier auch vom „Must-Run-Sockel“. Ohne Einbettung in ein stabiles und regelfähiges Netz würden die volatilen Einspeiser das Netz innerhalb von Sekunden kollabieren lassen.
  • Konventionelle Kraftwerksblöcke haben in der Regel Anfahrzeiten im Stundenbereich. Wenn man alle Blöcke an einem Standort abschalten würde, lägen die Anfahrzeiten im Bereich eines Tages. Dann könnte schon längst wieder Flaute sein.
  • Weitere Restriktionen ergeben sich durch die technisch fahrbaren Mindestlasten und die teils nötige Bereitstellung von Fern- oder Prozesswärme für Haushalte und Industrie (wärmegeführte KWK-Anlagen).
  • Für die Betreiber ist es eine wirtschaftliche Abwägung, einige Stunden Verluste in der Hoffnung auf nur kurzfristige negative Strompreise durchzuschwitzen und damit die erheblichen Außer- und Inbetriebnahmekosten zu sparen. Auch die Teilnahme am Regelleistungsmarkt fließt in die Betrachtung der Opportunitätskosten ein. Im Grunde ein betriebswirtschaftliches Problem, das neben den ohnehin niedrigen Strompreisen die wirtschaftliche Situation der konventionellen Kraftwerksbetreiber weiter verschlechtert, erkennbar an den Bilanzen von Stadtwerken und Großversorgern.

Im Jahr 2011 traten an sechs Tagen stundenweise negative Strompreise auf, 2015 an 25 Tagen, Tendenz weiter steigend. Starkwind zu Weihnachten und viel Sonne zu Pfingsten sind bei entsprechend niedrigem Bedarf die besten Voraussetzungen für negative Strompreise.

 

Bezahlte Geschenke

Am 8. Mai 2016 drückte so viel Wind- und Sonnenstrom ins Netz, dass 352 Millionen Kilowattstunden Strom und 21,3 Millionen Euro den benachbarten Energieunternehmen geschenkt wurden. Mit dieser Strommenge hätte man etwa 117.000 Dreipersonenhaushalte ein Jahr lang versorgen können. Für die deutschen Kunden wurde es teuer, denn der überschüssige Strom kostete sie per EEG 70 Millionen Euro, macht in Summe also 91,3 Millionen. Am 1. Mai 2017 waren es sogar 40 Millionen Euro Geldgeschenk ans Ausland. Für die Strombörse EEX in Leipzig ein „natürliches Phänomen des kurzfristigen Stromhandels“. Die Börse verdient bei jedem Handel mit – auch beim schlechten.

Die Unionsfraktion im Bundestag forderte, man dürfe neu gebauten Wind- und Solaranlagen bei negativen Strompreisen keine Vergütung mehr zahlen. Angesichts der zunehmenden Marktverzerrung kam die Regierung nicht umhin, die bisher für sakrosankt erklärte Einspeisevergütung tatsächlich anzutasten – wenigstens ein klein wenig. Seit 2016 gilt nun für Neuanlagen der Paragraf 24 des EEG, der festlegt, dass Windkraftanlagen größer als drei Megawatt und andere EE-Anlagen größer als 500 Kilowatt installierter Leistung bei negativen Preisen für mehr als sechs Stunden keine Vergütung mehr erhalten. Freiwillig änderte die Bundesregierung das EEG 2016 allerdings nicht. Der zeitweise Stopp der Vergütungszahlung geht im Kern auf Vorgaben der Europäischen Union zum Beihilferecht zurück. Die Umwelt- und Energie-Beihilfe-Leitlinie der EU (UEBLL) untersagt eine Förderung der Stromerzeugung bei negativen Preisen. Ausnahmen sind grundsätzlich zugelassen.

 

Sanfte Korrektur

Die Windbranche war zunächst bezüglich der Auswirkungen des Paragrafen 24 verunsichert. Erstmalig durchwehte ein leichter Hauch unternehmerischen Risikos die Branche. Befürchtungen zu den Auswirkungen reichten bis zu einer kompletten Unwirtschaftlichkeit zukünftiger Windprojekte. Die Thinktanks der Branche stellten Wirtschaftlichkeitsrechnungen auf, in denen befürchtet wird, dass neue Windkraftanlagen bis 2040 dadurch die Hälfte ihres Profits einbüßen könnten. Schon der betrachtete Zeithorizont lässt erkennen, dass man überhaupt nicht daran denkt, die Stromeinspeisung grund- und regellastfähig, mithin systemkompatibel zu machen. Die rückwirkende Betrachtung ergibt jedenfalls, dass sich Paragraf 24 bisher kaum ausgewirkt hätte. Dennoch grübelt man gegen den Paragrafen an und forderte zunächst seine Abschaffung. Da dies erfolglos war, zieht man Möglichkeiten der Gestaltung in Erwägung, indem man beispielsweise die hohe Einspeisung mit der Folge negativer Preise ab der fünften Stunde durch gezielte Abschaltungen und somit die Wirkung des Paragrafen verhindert. Nach einer Stunde eines Null- oder Positivstrompreises kann man wieder zuschalten und die Uhr läuft wieder los.

Die Tendenz ist deutlich, die Zeiten negativer Strompreise werden zunehmen. Maßgeblichen Einfluss haben auch die Austauschkapazitäten mit den Nachbarländern. Da die Übertragungskapazitäten zwischen Deutschland und Südeuropa nicht ausreichen, sucht sich der Strom oft den Weg über Polen und Tschechien. Diese Länder intervenierten darauf hin beim europäischen Regulierungsverband ACER, der nun die Aufhebung der gemeinsamen Preiszone Deutschland/Österreich durchsetzen will. Sollte diese heute einheitliche Zone aufgeteilt werden, ergeben sich in Deutschland längere Zeiten negativer Preise und für die Endkunden in der Alpenrepublik, die bisher vom niedrigen deutschen Börsenpreis profitierten, höhere Preise.

Energiepolitik bizarr: Während in Brüssel Europa-Politiker von einem baldigen Binnenmarkt für Elektrizität oder sogar einer Energie-Union reden, passiert in der Realität das Gegenteil: Re-Nationalisierung und Fragmentierung des europäischen Marktes, die Errichtung von Grenzen und der Aufbau neuer Handelshemmnisse auf Grund eines deutschnationalen Sonderwegs. Dabei besteht der Engpass nicht in fehlenden Leitungen zwischen Deutschland und Österreich, sondern an mangelnden Trassenkapazitäten zwischen Nord- und Süddeutschland. Verschiedene Strompreiszonen in Deutschland sind politisch allerdings (noch) nicht durchsetzbar.

Es bleibt die spannende Frage, ab wann auf dem Weg zu „100-Prozent-Erneuerbar“ die Regenerativen endlich Verantwortung am System Netz übernehmen werden. Dies wird mit dem Ziel der Gewinnmaximierung der Branche kollidieren, so dass neue Subventionstatbestände oder Umlagen zu erwarten sind.

 

Was tun?

Wie sähe eine pragmatische Lösung aus? Negative Preise dürften an der Börse nicht mehr zugelassen werden, was bedeuten würde, alle Einspeiser oberhalb des Must-Run-Sockels ohne Entschädigung abzuschalten, aus Kostengründen die mit den höchsten Einspeisevergütungen zuerst. Dies würde den bloßen und der Versorgungssicherheit abträglichen massenhaften Zubau volatiler Einspeisung begrenzen und vor allem den Druck erzeugen, Systemdienstleistungen bereitzustellen und, noch wichtiger, Speicherkapazitäten zu schaffen. Die mächtige Wind- und Solarlobby wird dies aber nicht zulassen. Eher gehen die Konventionellen in die Insolvenz, um dann vom Staat gerettet und wegen ihrer systemsichernden Rolle auch subventioniert zu werden.

Wirtschaftsgüter, Strom wie auch Tomaten, haben grundsätzlich einen Preis von größer Null, wenn der Markt funktionieren soll. Negative Preise sind die Perversion von Markt, ein Schritt zu seiner Zerstörung und hier eine Folge staatlicher Regulierung, die in eine Planwirtschaft führt.

Der Mörder ist nicht immer der Gärtner, aber in Deutschland ist am Ende immer der Stromkunde der Dumme.