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Die angeblich höchsten Temperaturen jemals im Juli 2019

Die fünftägige Hitzewelle Ende Juli musste wieder einmal als Beweis der CO2-Treibhausanhänger herhalten, dass es in Deutschland und überall auf der Welt immer wärmer würde. So die Behauptung. Richtig ist: Die CO2-Konzentrationen der Erdatmosphäre steigen. Aber zwei Statistik-Trendlinien mit gleichem Vorzeichen sind noch kein Beweis einer Kausalität. Genauso könnte man die Zunahme des Speiseeis-Verzehrs in Deutschland als Grund der Erwärmung angeben und nun für Himbeereis eine zusätzliche Eissteuer verlangen.

Wir wollen diese Angst erzeugenden, angeblich globalen TreibhausErwärmungen zunächst anhand des DWD-Stationsnetzes für unser Land überprüfen und stellen uns die Frage, wo der Juli 2019 innerhalb der anderen Julimonate seit 1982 einzuordnen ist. 1982 deswegen, weil eine der betrachteten Stationen dieses Artikels damals eingerichtet wurde und die Stationsumgebung seitdem kaum Änderungen erfahren hat. Der Deutsche Wetterdienst gibt diesen Juli mit 18,9°C für Deutschland an. Die Sonnenscheindauer lag etwas über dem Vergleich der Jahre 1961 bis 1990, die Regenmenge im Schnitt darunter. So das Ergebnis seiner fast 2000 Wetterstationen.

Abb.1: Die Julitemperaturen der deutschen DWD-Klima-Stationen zeigen seit 1982, also seit 38 Julimonaten einen aufsteigenden Trend. Der Juli 2019 war im Schnitt der fast 2000 DWD-Stationen keinesfalls besonders heiß, was der DWD im Gegensatz zu den Medien auch zugibt: Ein warmer, aber kein Rekordmonat. Der Juli 2019 liegt genau auf der steigenden Trendlinie. Man könnte nun voreilig feststellen, der Juli wurde in diesem Zeitraum um 1 Grad wärmer. Stimmt diese Grafik wirklich? Wurde es überall in Deutschland wärmer?

Erste Erkenntnis: Der Juli 2019 war bei weitem nicht der wärmste Julimonat. Der DWD hat das auch nicht behauptet, jedoch die Medien. Es gab lediglich eine Hitzewelle im Hochsommermonat Juli, mancherorts mit neuen Temperaturrekorden. Besonders um den 10 Juli herrschte aber derart kühles Wetter, dass die Freibäder verwaist waren. Ein Blick auf den Verlauf der Tagesmaxima an der DWD-Station ID-Nr. 1270 (Erfurt/Weimar) zeigt das eindrucksvoll:

Abb.2: Enorme Temperaturschwankungen in Erfurt zwischen dem 2. und dem 30. Juli. Herbstlichen 17 bis 19°C um die ersten beiden Juli-Wochenenden folgten am 25. Juli 36°C. Über die Ursachen dieser enormen Temperaturschwankungen hatten KÄMPFE, SCHMIDT und FREY hier bei EIKE in den vergangenen Wochen mehrfach berichtet. Man fragt sich, wieso das angeblich so schädliche CO2 nicht immer gewärmt hatte – klar ist, dass ein solcher Juli insgesamt nur mäßig warm ausfallen konnte. Grafik von wetteronline.de

Wir betrachten nun einzelne Stationen Deutschlands im selben Zeitraum, und zwar solche mit großem Stadtanteil und dann ländliche Stationen und schließlich ländliche Stationen fast ohne Umgebungsänderungen in diesem Zeitraum.

Die Wetterstation in Lingen. Hier wurde am 25. Juli mit 42,6 C die heißeste jemals in Deutschland registrierte Temperatur gemessen, vom DWD trotz vieler Kritik anerkannt und von den Medien als Beweis einer steten CO2-Treibhauserwärmung verkündet.

[Einschub der EIKE-Redaktion: Bei Redaktionsschluss zu diesem Beitrag war noch nicht bekannt, dass dieser „Rekord“ ein Fake-Rekord war. Selbst alarmistische Websites haben diesen „Rekord“ inzwischen aus ihren Unterlagen gestrichen, siehe hier. Peinlich für den DWD, dass er das nicht mitbekommen hatte. Das hier Gesagte gilt aber unabhängig von diesem Einzelwert natürlich trotzdem. – Ende Einschub]

Abb.3: Ähnlich wie bei Grafik 1 wurde der Juli auch in Lingen im Emsland wärmer. Der Juli 2019 war aber auch in Lingen kein besonders heißer Monat. Er liegt jedoch über der steigenden Durchschnittslinie.

Die Standortumgebung macht den Unterschied.

Im Folgenden sollen nun Wetterstationen betrachtet werden, deren Umgebung sich im Betrachtungszeitraum kaum bzw. wenig verändert haben. Beginnen wir mit Alfhausen. Diese DWD-Wetterstation liegt 40 km östlich der Stadt Lingen, aber in keinem Stadtzentrum, sondern in ländlicher Umgebung. Man beachte beim Vergleich auch die ähnlichen Ausschläge der Einzeljahre. Es zeigen sich große Übereinstimmungen mit Lingen, aber auch Unterschiede:

Abb. 4: Ländliche DWD-Wetterstation Alfhausen in Niedersachsen, 40 km östlich von Lingen. Auch in Alfhausen wurde der Juli wärmer seit 1982, aber die Trendlinie zeigt einen viel schwächeren Erwärmungsanstieg als in Lingen. Auffallend sind auch die sehr ähnlichen jährlichen Ausschläge

Damit wäre ein erstes Ergebnis festzuhalten: Im Emsland und im westlichen Niedersachsen wurde der Monat Juli seit 1982 wärmer. Aber mitten in der Stadt Lingen ist der Temperaturansteig doppelt so hoch, – ca 1 Grad – wie bei ländlichen Standorten.

Nun könnte man salomonisch behaupten, dass ein halbes Grad dem Treibhauseffekt geschuldet wäre und zusätzlich ein halbes Grad in Lingen dem Stadt-Landeffekt (UHI). So in etwa erklärt auch der DWD die Temperaturzunahmen seiner Stationen. In den Städten gäbe es neben der Treibhauserwärmung eine Übererwärmung aufgrund des UHI-Effektes.

Aber auch dieses Erklärungsmuster ist falsch. Gäbe es die sog. CO2-Treibhauserwärmung, dann müsste diese bei allen Stationen in Deutschland auftreten. Und das ist nicht der Fall wie wir anhand ausgewählter Beispiele zeigen werden.

Die Wetterstation in Amtsberg-Dittersdorf.

Die Station am Fuße des Erzgebirges in Sachsen wurde 1982 eingerichtet und steht seitdem unverändert am selben Platz. Auch in der weiteren Umgebung sind laut Aussagen des Stationsleiters außer der Zunahme der Autos keine wesentlichen Veränderungen im Erhebungszeitraum erfolgt.

Abb. 5: Das Ergebnis ist überraschend: Die Klimastation Amtsberg zeigt seit 1982 bis 2019 eine leicht fallende Trendlinie. Man beachte auch: Juli 1982: 19°C, Juli 2019: 17,8°C. Von einem heißen Monat Juli 2019 kann am Fuße des Erzgebirges keine Rede sein. Der heißeste Tag war am 25. Juli um 14.54 Uhr mit 35°C, also weit entfernt von der 40°C-Marke.

Die leicht fallende Trendline zeigt uns, dass die vorschnelle Vermutung bei Alfhausen, ein halbes Grad Erwärmung könnte dem Treibhauseffekt geschuldet sein, falsch ist. Denn in Amtsberg gibt’s dieses halbe Grad Celsius nicht, obwohl in dem Ort die CO2-Konzentration seit 1982 gleich gestiegen ist. Wir müssen nach anderen Erklärungsmustern suchen.

Beginnen wir mit der DWD-Deutschlandgrafik, hier Grafik 1: Die Gründe sind einfach, die Juli Erwärmung der DWD-Wetterstationen sind eine Folge des Wärmeinseleffektes (WI), einer höheren Sonnenscheindauer und geänderter Wetterlagenhäufigkeiten.

Man bedenke: Die Messstationen des Deutschen Wetterdienstes haben alle einen mehr oder weniger großen WI-effekt=Wärmeinseleffekt in diesem Zeitraum entwickelt, der täglich, also auch heute weiter zunimmt, schließlich zerstören wir knapp 100 ha täglich an freier Natur durch weitere Bebauung, innerorts und in der freien Fläche. Eine erwärmende Urbanisierung in die Natur hinein. Das schwarze Band jeder neuen Straße, der Beton jedes weiteren Gebäudes, die dunklen Dachziegel tragen Zusatzwärme in die bestehende Wärmeinsel oftmals schon ganze Wärmeregionen ein. Nahezu alle Wärmeinseln haben sich vergrößert und das messen die DWD-Messstationen durch Temperaturzunahme.

Dazu dient ein Beispiel: Am 25 Juli hat einer der Autoren den Straßenbelag vor seinem Haus um 14 Uhr bei Sonnenschein und leichter Schleierbewölkung mit 50°C gemessen. Fünf Meter weiter auf dem grünen Rasen vor dem Haus betrug die Temperatur nur 28°C. Eigentlich logisch, denn die Verdunstung von Wasser aus dem Boden, aber auch bei der Fotosynthese der Pflanzen, kühlen trotz Hausnähe den Gras-Boden.

Wichtig sind aber auch die Unterschiede abends und in der Nacht. Die Straße heizt sich auf und gibt schon tagsüber, aber vor allem nachts die gespeicherte Wärme wieder ab. Mehr Straßen und Beton bedeutet in der Stadt eine Zunahme der Sommer- aber auch der Tropentage, und genau auf diese Zunahme der warmen Tage verweisen die CO2-Erwärmungsgläubigen mit schöner Regelmäßigkeit als einen Beweis ihres Irrglaubens. Dabei verschweigen Sie wie immer, dass überhaupt noch niemals diese angebliche CO2-Erwärmung in einem Versuch nachgewiesen werden konnte und es auch keinerlei technische Anwendungen diesen angeblichen Treibhauserwärmungseffektes gibt.

Merke: Der zunehmende Wärmeinseleffekt in Deutschland ist auch menschengmacht und leicht nachweisbar. Der CO2-Treibhauseffekt wäre auch menschengemacht, wenn es ihn denn gäbe, er ist nicht nachweisbar, sondern ein Glaubensbekenntnis. Da er nicht nachweisbar ist, hat er auch keine Wirkung auf die Temperaturen.

Die CO2-Erwärmung aufgrund sogenannter Treibhausgase ist ein wissenschaftlicher Irrglaube und eine Verwechslung mit dem ebenfalls menschengemachen Wärmeinseleffekt.

Im Emsland wurden gerade seit 1982 besonders viele Feuchtwiesen trockengelegt und die Agrarindustrielandschaft vorangetrieben. Die Windräder, der zunehmende Straßenbau und die Solarparks tragen verstärkt zur Landschaftserwärmung bei. Das mag neben der Zunahme der Sonnenstunden und der SW-Wetterlagen ein weiterer Grund für die Julitemperaturzunahme auch der ländlichen Stationen im westlichen Niedersachen sein. In Amtsberg-Dittersdorf/Erzgebirge betont der Stationsleiter uns immer wieder, dass seit 1982, dem Einrichten der Station sich fast nichts in der Umgebung verändert habe. Nur eine Umgehungsstraße mit dem ansteigenden KFZ-Verkehr auch innerorts wäre dazugekommen. Einzig der zusätzliche Autoverkehr und die Straßen bringen zusätzlich etwas Wärme in den Ort.

Gedanke zwischendurch: Hätte sich Deutschland seit 1982 überhaupt nicht menschengemacht verändert und würden alle Wetterstationen noch am selben Platz stehen wie vor 38 Jahren, wären die Julitemperaturen dann leicht gesunken?

Die Region am Fuße des Erzgebirges könnte sich jedoch auch gegensätzlich zu Deutschland entwickelt haben. Mit Freiburg im Breisgau, der Sonnenecke Deutschlands haben wir eine weitere WI-arme DWD-Messstation gefunden. Hier hat der DWD den ursprünglich innerstädtischen Standort vor 10 Jahren in einen Außenbezirk verlegt und schon verschwindet die angebliche CO2-Klimaerwärmung. Dieser Juli brachte keine Hitzerekorde für Freiburg, obwohl mit 80% Niederschlag und 125% Sonnenscheinstunden günstige WI-Erwärmungsfaktoren für den neuen Standort vorlagen.

Abb. 6: Auch Freiburg, diese DWD-Station ganz im SW- Deutschlands an der französischen Grenze zeigt seit 38 Jahren keine Julierwärmung. Die Trendlinie ist sichtbar, aber nicht signifikant fallend.

Weitere WI-arme Stationen: Rosenheim und Nürnberg/Netzstall. Rosenheim die Station steht nördlich der Stadt in den Innwiesen

Abb. 7 und 8: Die beiden bayrischen sehr ländlichen DWD-Stationen zeigen seit 1982 fast keine Juli-Erwärmung.

Außerhalb Deutschlands WI-arme Station in Virginia bei einer Farm:

Abb. 9: Leicht sinkende Julitemperaturen in den USA bei einer Einzelfarm in der freien Landschaft.

Um kritisch zu prüfen, ob es in anderen Regionen eine merkliche Juli-Erwärmung gab, sehen wir uns die Entwicklung in Zentralengland an. Diese (relativ verlässliche) Messreihe reicht gute 360 Jahre zurück – bis 1659:

Abb. 10: Seit über 360 Jahren stiegen die Juli- Temperaturen in Zentralengland nur um etwa 0,6K, das sind lächerliche 0,15K pro Jahrhundert. Wir gehen davon aus, dass es dort ebenfalls einen WI- Effekt gibt, der aber wegen höherer Bewölkungsmenge und Windgeschwindigkeiten sowie geringerer Sonnenscheindauer schwächer als in Deutschland sein dürfte.

Betrachtet man nur die letzten 38 Jahre, so fällt die Stagnation der Juli- Werte in Zentralengland auf:

Abb. 11: Die „Schere“ zwischen der Entwicklung der Juli- Werte in England (fast Stagnation) und Deutschland nach DWD (leichter Anstieg) öffnet sich seit über 30 Jahren. Man beachte, dass die geringe Erwärmung in Zentralengland vermutlich ausschließlich WI-bedingt ist.

Neben stärkeren WI- Effekten kommen auch noch zwei andere Faktoren in Betracht, welche die Begünstigung Deutschlands im Juli erklären – eine längere, erwärmend wirkende Sonnenscheindauer sowie eine größere Häufung erwärmend wirkender Großwetterlagen, von denen das von Seewasser umgebene Zentralengland weniger profitieren konnte. Anhand der Werte der Station Potsdam wollen wir das verdeutlichen:

Abb. 12: In Potsdam stiegen Sonnenscheindauer und die Häufigkeit erwärmender Großwetterlagen im Juli an, was zu höheren Lufttemperaturen führte. Reihe mit Juli 2018 endend, 2019er Werte lagen noch nicht vor.

Die höhere Sonnenscheindauer und die WI- Effekte sind teilweise voneinander abhängig. Eine Trockenlegung oder Versiegelung („Entsorgung“ des Niederschlagswassers in die Vorfluter) führt nämlich außer zu weniger Verdunstungskälte auch zu weniger Wolkenbildung. Andererseits begünstigt eine höhere Sonnenscheindauer die Aufheizung von Asphalt, Beton oder trockenen Böden.

Wir gehen davon aus, dass diese 3 Ursachen den größten Teil der im Juli vom DWD gemessenen Erwärmung erklären, CO2 spielt praktisch keine Rolle.

Deshalb unsere Feststellung: Der Juli wurde in den Städten und Gemeinden Deutschlands nur dank des WI- Effekts, einer geänderten Großwetterlagenhäufigkeit und einer höheren Sonnenscheindauer etwas wärmer. In der freien Landschaft Deutschlands – das sind fast 90% der Gesamtfläche – gibt es sogar einzelne Stationen die sich seit 38 Jahren praktisch nicht erwärmten.

Ergebnisse:

  1. Die Natur und die Vegetation Deutschlands spürt außerhalb der DWD-Wärmeinseln nicht viel von der angeblichen Juli-Klimaerwärmung.
  2. Die angebliche Julierwärmung der letzten gut 35 Jahre gab es vorwiegend in den wachsenden Gemeinden und Städten Deutschlands oder an den Flughäfen sowie auf meliorierten Flächen, also dort, wo auch die DWD-Messstationen stehen und wo die Menschen leben und arbeiten.
  3. Hätte sich Deutschland seit 35 Jahren nicht verändert, dann gäbe es eine wesentlich geringere Juli-Erwärmung. Auch höhere Besonnung und geänderte Häufigkeitsverhältnisse bei den Großwetterlagen trugen zur wohltuenden, keinesfalls katastrophalen Erwärmung bei.
  4. Auch dieser Artikel zeigt wieder: Der Kohlendioxidgehalt der Luft hat seit 35 Jahren zugenommen, die Temperaturen des Monates Juli sind in der freien Fläche Deutschlands jedoch gleich geblieben. CO2 hat also keinen oder fast keinen Einfluss auf die Temperaturen.
  5. Die CO2-Erwärmungslehre ist eine Irrlehre. Der immer wieder genannte korrelierende Beweis der steigenden DWD-Temperaturen mit den zunehmenden Sommer- und Tropentagen ist in Wirklichkeit ein Beweis für den zunehmenden Wärmeinseleffekt.

Fazit: Wir sind weit entfernt von einer besorgniserregenden Klimaerwärmung und wir sind schon gar nicht mittendrin.

Wie es mit den Temperaturen und dem Klima weitergeht, weiß niemand, denn viele Faktoren bestimmen die ständigen Klimaänderungen. Nur CO2 hat daran keinen oder kaum einen Anteil, wie wir anhand dieses Artikels erneut zeigen konnten. Das einzig Beständige allen Lebens auf der Erde ist der Wandel.

Josef Kowatsch, unabhängiger Natur- und Klimaforscher

Stefan Kämpfe, unabhängiger Natur- und Klimaforscher




Bauern­regeln und „Sieben­schläfer“ – was ist dran?

Bauernregeln allgemein

Bauernregeln stammen, wie der Name schon sagt, von Bauern, in Neudeutsch Landwirte. Entstanden sind sie überwiegend im Mittelalter und ohne dass die jeweiligen Bauern natürlich Kenntnisse über meteorologische Zusammenhänge kannten.

Außerdem haben die Bauern die Regeln in Versform gefasst und auf bestimmte katholische Feiertage bezogen, deren es damals viel mehr gab als heute. Das sollte die Merkfähigkeit erhöhen. Dieser Bezug der meisten Regeln auf einen bestimmten Tag ist aber statistisch wenig brauchbar, und es ist zu vermuten, dass auch die Bauern des Mittelalters immer eine Zeitspanne um jenen Tag zugrunde gelegt haben. Die Regeln waren jedoch für die Abschätzung der Qualität der Ernte das Einzige, was damals zur Verfügung stand, und sind entsprechend hoch gehandelt worden.

Es gibt nun aber drei Punkte, die bei einer Bewertung von Bauernregeln heutzutage beachtet werden müssen:

1) Es gab im Jahre 1582 die Kalenderreform von Papst Gregor dem XIII (13), wobei bekanntlich 10 Tage einfach unter den Tisch fielen. Darauf soll hier nicht näher eingegangen werden. Die Fixierung der meisten Regeln ist aber überwiegend an jenem Tag hängen geblieben, hat also die Reform nicht mitgemacht. Zu allen auf einen Tag fixierten Regeln müssen also 10 Tage hinzugefügt werden.

2) Zum Zeitpunkt der Entstehung der meisten Bauernregeln um das Jahr 1000 war es im Zuge des Mittelalterlichen Klimaoptimums deutlich wärmer als heute. Es gab aber nie eine Untersuchung, ob diese Regeln auch in kälteren Klimaten Gültigkeit haben.

3) Wichtigster Punkt bei der Bewertung von Bauernregeln: Natürlich sind die Bauern der damaligen Zeit nicht wie heute wild in der Weltgeschichte umher gereist, sondern zumeist ihr Leben lang an ihrer Scholle haften geblieben. Und ebendort haben sie auch ihre Beobachtungen durchgeführt – die Bauern in Süddeutschland für Süddeutschland, im Norden für Norddeutschland usw. Der Ursprung dieser Regeln lässt sich aber heute in keinem Falle mehr feststellen. So ist davon auszugehen, dass eine im Bayerischen Wald gefundene Regel einfach auf ganz Mitteleuropa ausgeweitet wurde. Es ist aber sehr zu bezweifeln, dass z. B. eine im Allgäu gefundene Bauernregel auch in Ostfriesland anwendbar ist!

Beim Googeln findet man sicher zuhauf etwas zu dieser Thematik. Daher soll es damit in diesem Beitrag sein Bewenden haben.

Die Siebenschläfer-Regel

Auch zu dieser Regel lässt sich im Internet jede Menge Material finden. Die Legende um den Siebenschläfer selbst ist hier aber nicht das Thema. Sondern es soll ein Zusammenhang aus statistisch-synoptischer Sicht zu dieser Regel hergestellt werden. Dazu muss man aber etwas ausholen und die Rossby-Wellen bemühen. Die Frage lautet, wie sich die Siebenschläfer-Regel in den Kontext von Rossby-Wellen einbinden lässt.

Bekanntlich sind ja die Mittleren Breiten Schauplatz des Strahlstromes, also des Haupt-Temperatur- und Druckgegensatzes in der mittleren Troposphäre. Ebenso bekannt ist, dass dieser Strahlstrom mäandriert. Diese Mäander lassen sich mittels einer Taylor-Entwicklung in Einzelanteile von Wellen aufschlüsseln. Von Interesse sind hier aber nur die sog. Langen Wellen, also die Wellenzahlen 1 bis 5 (Wellenzahl 5 bedeutet, dass rings um den Pol 5 Tröge und 5 Hochdruckkeile zu finden sind). Näheres hierzu siehe u. A. hier.

Ein solches Muster langer Wellen ist fast immer mehrere Wochen bis hin zu einigen Monaten stabil. Liegt z. B. Mitteleuropa während dieser Zeit in einem Wellental, herrscht überwiegend (im Sommer) kühle und wechselhafte Witterung. Irgendwann ändert sich aber dieses Muster, wobei sich die langen Wellen meist innerhalb weniger Tage vollkommen umstellen. In diesen Zeiten liefern sämtliche numerischen Vorhersagemodelle schon nach drei Tagen sehr unterschiedliche Entwicklungen (die aber statistisch alle gleich wahrscheinlich sind).

Eigentümlicherweise sind derartige Umstellungen aber nicht zufällig gleichmäßig über das Jahr verteilt, sondern es gibt Schwerpunkte. Über die Ursachen hierfür lässt sich trefflich spekulieren, doch sind sie in diesem Zusammenhang hier völlig unerheblich. Es gilt allgemein: Wenn ein bestimmter Vorgang in 10 von zehn Fällen immer gleich abläuft und/oder auf ein bestimmtes Ereignis immer das gleiche Folgeereignis eintritt, dann liegt ein sehr hoher statistischer Zusammenhang vor, dessen Ursache aber vollkommen unerheblich ist. Das heißt nun nicht, dass es im 11. Fall mit Sicherheit wieder so abläuft, es heißt aber, dass es für diesen Ablauf auch beim 11. Mal eine sehr hohe statistische Wahrscheinlichkeit gibt.

Im Wesentlichen zeichnen sich im Jahresverlauf zwei zeitliche Schwerpunkte der großräumigen Zirkulations-Umstellung ab, nämlich einmal Anfang Juli (5. Juli ± 2 Tage) und Anfang Dezember, also jeweils zu Beginn des Hochsommers/Hochwinters. Betrachtet werden soll hier der Zeitpunkt Anfang Juli, der (rein zufällig?) natürlich auch der Zeitpunkt des meteorologischen Siebenschläfers ist. Daraus lässt sich folgern, dass das im Folgenden Beschriebene auch schon im Hochmittelalter so vor sich gegangen war.

Falls es Anfang Juli zu einer grundlegenden Umstellung des Langwellen-Musters kommen sollte, so ist mit sehr hoher statistischer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass dieses Muster bis mindestens Mitte August vorherrschend sein wird. Anmerkung dazu: Die Regel lautet auf „Siebenschläfer Regen, sieben Wochen Regen“. Für sonniges und trockenes Wetter macht diese Regel keine Aussage. Die Statistik der Umstellung gilt aber für das Wellenmuster allgemein, also auch, wenn dieses länger anhaltende Trockenheit und Wärme mit sich bringt. Das war für die Bauern der damaligen Zeit aber nicht erkennbar, denn auch bei den stabilsten Hochdruckwetterlagen kommt es beim Durchzug kurzwelliger Tröge immer wieder zu teils schweren Gewittern mit erheblichen Ernteausfällen, was zur damaligen Zeit natürlich sofort katastrophal werden konnte.

Die statistische Wahrscheinlichkeit dieser Aussage nimmt mit zunehmender zeitlicher Entfernung von diesem Zeitpunkt ab, verschwindet aber nicht einfach im statistischen Rauschen. Von Mitte Juli bis Mitte August mögen sich die langen Wellen nun einmal nicht gerne umstellen. Der Sommer des vorigen Jahres 2018 war ein Beispiel dafür.

Ganz unwissenschaftliches Fazit: Anfang Juli wird der Sommer, Anfang Dezember der Winter gebacken.

Anmerkung: Dies sind lediglich Hintergrundinformationen. Zu einer richtigen Abschätzung kann man aber noch weitere Statistiken bemühen. Vor allem die Beiträge von Kämpfe/Kowatsch zeichnen sich in dieser Hinsicht aus, weshalb ich hier bzgl. der aktuellen Lage nicht vorgreifen möchte.




Juli 2018 in Deutschland- kein neuer Rekordmonat

Dieser Juli war speziell im letzten Monatsdrittel von Hitzewellen geprägt, weil es Ableger des Azorenhochs immer wieder schafften, sich nach Mittel- und Nordeuropa auszubreiten; zeitweise entwickelten sich daraus kräftige Skandinavien-Hochs. Dieser Umstand erklärt auch, warum es in diesem Monat, trotz meist positiver NAO- Werte, kaum feucht-kühles „Westwetter“ gab:

Abbildung 1: Bodenwetterkarte vom 2. Juli 2018, 1 Uhr. Von einem kräftigen Hoch bei den Azoren reicht eine Hochdruckbrücke über Schottland und das nördliche Mitteleuropa zu einem weiteren Hoch über Nordosteuropa und versperrt der feucht-kühlen Atlantikluft den Weg nach Deutschland. Tiefer Luftdruck über Grönland, dem Nordwestatlantik und Südwesteuropa. Quelle: UKMO/Metoffice

Einen weiteren Grund für die Juli- Wärme 2018 zeigt die folgende Grafik – die Sonne schien an mehr als 300 Stunden und heizte kräftig:

Abbildung. 2: Enge „Verzahnung“ von Sonnenscheindauer und Temperatur. Sonnige Juli- Monate sind stets warm; die Sonnenscheindauer vermag mehr als 70% der Temperaturvariabilität seit 1951 zu erklären; in keinem anderen Monat besteht ein derart enger Zusammenhang. Die 2018er Werte können sich noch um ein bis zwei Zehntelgrad und um wenige Sonnenstunden ändern – an der Gesamtaussage ändert das nichts. In der Grafik wurden die Original-Werte in Index- Werte umgerechnet, um sie besser in einer Abbildung darstellen zu können.

Leider liegen Sonnenscheindaten erst seit 1951 für ganz Deutschland vor; aber aus Potsdam immerhin ab 1893:

Abbildung 3: Langfristige Zunahme der Juli- Sonnenscheindauer im Gleichklang mit der Lufttemperatur; das erklärt hier stattliche 70% der Juli- Temperaturvariabilität. Auch die AMO beeinflusst das Temperaturverhalten; in AMO- Warmphasen ist der Juli tendenziell wärmer. Werte bis 2017 verfügbar; Darstellungsweise wie in Abb. 2.

Eine andere Tatsache erklärt auch die langfristige Juli- Erwärmung in Deutschland- nämlich eine Häufigkeitszunahme erwärmend wirkender Großwetterlagen:

Abbildung 4: Langfristige Häufigkeitszunahme der warmen Großwettertypen Zentralhoch, Süd und Ost. Deren Häufigkeit vermag etwa 36% der Temperaturvariabilität des Juli in Deutschland zu erklären.

Zusammenfassung: Der 2018er Juli war dank einer hohen Sonnenscheindauer und vieler Hochdruckwetterlagen sehr warm, ohne es unter die drei wärmsten Juli- Monate in Deutschland seit Aufzeichnungsbeginn zu schaffen. Auch langfristig lässt sich nahezu die gesamte Juli- Erwärmung in Deutschland mit geänderten Großwetterlagenhäufigkeiten und einer längeren Sonnenscheindauer erklären; hinzu kommen wachsende Wärmeinseleffekte, auf welche hier nicht näher eingegangen wird.

Stefan Kämpfe, Diplomagraringenieur, unabhängiger Natur- und Klimaforscher




Milder April nach kaltem März 2018?

Es gibt außerdem einen besseren Hinweis auf die Apriltemperaturen – die Ausdehnung des Arktischen Meereises, in Millionen Km² vom Satelliten aus gemessen (Werte liegen seit 1979 vor). Zunächst fällt die sehr geringe Eisfläche von Januar bis März 2018 auf:

Die blaue Linie verläuft deutlich unter der des Mittelwertes von 1981 bis 2010 (grau). Was hat nun das Arktiseis mit den Apriltemperaturen in Deutschland zu tun? Hat das Eis eine große Ausdehnung, so schrumpft es auch im April nicht so schnell und generiert dann ein großes Kältereservoir, welches im April für Kälteeinbrüche aus Norden Richtung Deutschland zur Verfügung steht. Der Zusammenhang ist folglich negativ- eine große Eisfläche in den Vormonaten bedingt (meist) einen kälteren, eine kleine Eisfläche (wie 2018) eher einen milderen April. Das folgende Streudiagramm illustriert die signifikante Beziehung, welche freilich keine sichere Prognose der Apriltemperaturen ermöglicht:

Trotz dieser erfreulichen Nachricht bleibt ein Wermutstropfen, speziell für Norddeutschland, die aktuell unternormalen Wassertemperaturen in Nord- und Ostsee, erkennbar an der blauen Farbe:

Bei den Windrichtungen NW, N und NE wirken diese negativen Meeresoberflächentemperaturen kühlend, was man auch sehr gut an den prognostizierten Temperaturen für den Mittag des Ostermontags erkennen kann:

Während über Mittel- und Süddeutschland milde 10 bis 14 Grad herrschen, muss man im Norden bei kalten Null bis 4 Grad frieren. Sollte es, was im April nicht selten ist, Skandinavien- Hochs geben, so wäre wegen der niedrigen Wassertemperaturen die Nordhälfte Deutschlands vermutlich benachteiligt.

Höhere AMO- Werte- milderer April in Deutschland?

Der April ist der erste Monat im Jahresverlauf mit einem andeutungsweise vorhandenen, positiven Zusammenhang zwischen AMO und Deutschland- Temperaturen; allerdings ohne Signifikanz (diese besteht für die Monate von Juni bis November sowie für das Jahr insgesamt):

Im Einzelfall, so auch 2017, kann also trotz hoher AMO- Werte auch ein zu kalter April folgen; häufiger folgt aber ein eher milder.

Was prophezeien die Modelle?

Das CFSv2 sagt einen zu warmen April für Süddeutschland und einen zu kalten für Teile Skandinaviens vorher (Bezugszeitraum Aprilmittel 1981 bis 2010):

Die Ensemble- Modelle sagen für die erste Aprildekade häufige Süd- und Südostströmungen vorher, was eher warmes Wetter bedeuten würde. Am 10.04. soll eine Hochdruckzone von Skandinavien nach Osteuropa reichen:

Auch danach soll eher hoher Luftdruck dominieren; andere Modelle, hier stellvertretend das ENS für den 15. April, sehen das ähnlich:

Fazit: Momentan überwiegen die Anzeichen für einen eher milden April, der möglicherweise auch relativ viel Sonnenschein bringt. Das Umfeld der Ost- und Nordsee scheint wegen der niedrigen Wassertemperaturen benachteiligt zu sein. Einzelne Kälterückfälle oder Spätfröste sind dennoch nicht auszuschließen. Alle Gärtner und Landwirte dürfte es weniger freuen, dass zumindest eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit für zu wenig Regen besteht, denn „ein trockener April, ist nicht des Bauern Will‘ “. Aber eventuell verhindern erste Gewitterschauer Schlimmeres.

Zusammengestellt von Stefan Kämpfe ohne Aprilscherz am 01. 04.2018.




März in Deutsch­land: Seit 30 Jahren winter­licher und rauer statt lieblicher und wärmer

In aller Regel kann sich dieser DWD-Schnitt noch um ein/zwei Zehntel ändern, was aber für unsere Langzeitbetrachtung unwesentlich ist. Die endgültige Temperatur wird vom DWD dann nach Ostern veröffentlicht.

Zunächst fragen wir uns, wo dieser deutschlandweite DWD- Schnitt innerhalb der letzten 30 Jahre einzuordnen ist. Die Antwort gibt die nächste Grafik, gezeichnet nach den Archiv-Angaben des DWD. Leider fehlt diese Grafik im Artikel des DWD über den März, denn sie zeigt, dass es keine Erwärmung gibt. Im Gegenteil. Der März wird deutschlandweit kälter.

Abb. 1: Der Monat März, gezeichnet nach den Erhebungen des Deutschen Wetterdienstes zeigt eine deutliche Abkühlung von etwa einem Grad innerhalb der letzten 30 Jahre. Abkühlung ist das Gegenteil der überall behaupteten Erwärmung und das Gegenteil dessen, was uns täglich als Angstgeschrei verkündet wird.

Wir stellen fest: Nicht nur der Januar und Februar, sondern auch der März wurden in den letzten 30 Jahren kälter. Auch diese Grafik zeigt erneut, dass das angebliche Treibhausgas Kohlendioxid gar keine oder kaum eine Erwärmungswirkung hat. Die Faktoren der Klimaabkühlung überwogen in den letzten 30 Jahren bei weitem.

Dabei macht der Mensch das Klima durchaus wärmer und zwar mit allen Baumaßnahmen, die täglich durchgeführt werden, die Betonierung und Trockenlegung der Landschaft, sowie der stets steigende Wohlstand und Energieverbrauch führen zu einer stetigen Erwärmung, welche von den Thermometern automatisch mitgemessen wird. Durch die inzwischen fast 29 000 Windkraftanlagen sowie die dunklen, heizenden Solarpaneele und den damit verbundenen Stromnetzausbau trägt der Mensch zusätzlich Wärme in die Landschaft ein. Die neuen Leitungen dürfen bis zu 200°C heiß werden. Damit wird der Überschussstrom in die Landschaft geheizt. In Deutschland gibt es nicht nur Wärmeinseln, aus denen die Kälte rausgeheizt wird, sondern ganze Regionen sind zu Wärmeregionen geworden, inzwischen etwa 10 bis 15% der Gesamtfläche Deutschlands. Kurzum: Wäre alles so geblieben wie vor 30 Jahren, dann wäre die DWD-Trendlinie noch fallender.

Aus diesem Grunde greifen wir auf Wetterstationen auf dem Lande zurück, eben dort, wo sich nach unserer Meinung weniger wärmend verändert hat, weil sich die zusätzlichen Baumaßnahmen in Grenzen hielten. Entsprechend erschreckend sind die Temperaturgrafiken:

Die armen Amtsberger

Die Station steht im kleinen Teilort Dittersdorf am Fuße des Erzgebirges in Sachsen.

Abb. 2: Der März wurde auf dem Lande im Erzgebirge um 2 Grad kälter. Die deutliche Abkühlung ist das Gegenteil einer Klimaerwärmung. Der diesjährige kalte März im Erzgebirge war keine Ausnahme, er reiht sich lediglich ein um die fallende Trendlinie.

Fazit: Wie der Monat März sich weiter entwickelt, wissen wir natürlich nicht, denn zu viele Faktoren wirken auf das tägliche Wetter ein, manche erwärmend, manche abkühlend. Und in den letzten 30 Jahren überwogen deutlich die Abkühlungsfaktoren. Der Mensch mit seiner Wärmeinselzusatzwärme konnte die Abkühlung in den Städten lediglich abbremsen, die kalten Temperaturen aus den Straßen rausheizen, was jedermann mit dem Autothermometer leicht feststellen konnte.

Es gibt aber auch Städte, die sich im Betrachtungszeitraum weniger verändert haben. Aus dem DWD-Archiv heraus ist uns Hamburg aufgefallen. Dort war der Wiederaufbau nach dem Kriege wohl vor 30 Jahren bereits abgeschlossen und die Wärmeinselzusatzwärme stagniert auf einem hohen Niveau.

Abb. 3: Natürlich ist es in Hamburg deutlich wärmer als im Umland und im Erzgebirge. Vor allem die kalten Märzjahre sind wie erwartet weniger kalt. Betrachten wir aber den fallenden Verlauf der Trendlinie der letzten 30 Jahre dann fällt auf, dass diese in Hamburg fallender ist als der DWD-Schnitt für ganz Deutschland in Grafik 1.

Ähnliches wie in Hamburg beobachten wir auch in anderen Großstädten. Die menschengemachten Wärmeinseleffekte sind ausgereizt. Natürlich gilt das nicht für wachsende Zentren wie Frankfurt oder Berlin. In Berlin beträgt die Märzabkühlung nur ein halbes Grad.

Bleiben wir auf dem Lande. Auch die Oberlausitz in Ostsachsen ist in den letzten 30 Jahren zu keiner großen menschengemachten Wärmeinsel herangewachsen, was sich auch prompt im Märztemperaturverlauf in dem kleinen Ort Neugersdorf zeigt.

Abb. 4. Die Wetterstation in Neugersdorf an der polnisch/tschechischen Grenze bei einer der Spreequellen zeigt ebenso wie andere sehr ländliche Stationen eine deutliche Abkühlung des Monates März in den letzten 30 Jahren.

Ein wesentlicher Grund der aktuellen Märzabkühlung – kältere Großwetterlagen

Die Objektive Wetterlagenklassifikation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) liegt seit 1980 vor und erlaubt Rückschlüsse, wie die Häufigkeitsverhältnisse der Großwetterlagen die Temperaturen beeinflussen. Im März sind zwei Wetterlagen- Cluster besonders kühl; und zwar alle in der Höhe zyklonalen Lagen sowie alle, die entweder ganz (ZZ- Lagen) oder teilweise (AZ- oder ZA- Lagen) zyklonal sind; Näheres zur Wetterlagenklassifikation unter https://www.dwd.de/DE/leistungen/wetterlagenklassifikation/beschreibung.html?nn=16102&lsbId=375412 . Im Folgenden seien die Häufigkeitsverhältnisse aller Lagen mit Z- Anteil seit 1989 im Vergleich zu den Märztemperaturen gezeigt:

Abb. 5: Die Häufigkeitszunahme kalter Lagen bewirkte seit 1989 eine Märzabkühlung in Deutschland. Der Zusammenhang ist signifikant.

Fazit: In den deutschen Medien werden wir keine Grafiken des Monates März finden. Wohl aber wird in wirren Worten das Lied von der bedrohlichen Klimaerwärmung gesungen. Es wird Zeit, dass endlich damit Schluss gemacht wird.

Der Monat März in anderen Ländern

Kritiker mögen einwenden, der seit 30 Jahren fallende deutsche Märztemperaturtrend sei ein Einzelfall. Doch auch in manchen anderen Regionen der Nordhalbkugel stehen, zumindest momentan, die Zeichen eher auf Märzabkühlung. Da die 2018er Werte international noch nicht vorliegen, wird im Folgenden der Zeitraum 1988 bis 2017 betrachtet. Zuerst schauen wir nach Zentralengland:

Abb. 6: Leichte Märzabkühlung in Zentralengland. Der März 2018 verlief dort merklich zu kalt, was den negativen Trend verstärken wird.

Abschließend noch ein Blick nach Nordamerika, wo sich zunächst ein Vergleich der WI- belasteten Bundeshauptstadt Washington mit dem etwa 100 Km entfernt liegenden, sehr ländlichen Dale Enterprise anbietet:

Abb.7: WI- Erwärmung in Washington, Abkühlung im ländlichen Dale Enterprise.

In Nordamerika fanden wir außerdem mit Harvard Forest eine weitere WI-arme Station, deren Werte leider erst seit 2001 vorliegen; aber auch dort zeigt sich zumindest aktuell eine minimale März-Abkühlung:

Abb. 8: Keine Märzerwärmung an der erst seit 2001 betriebenen, waldnahen Station Harvard Forest.

Zusammenfassung: Trotz merklich steigender CO2– Konzentrationen wurde der März in Deutschland und in einigen, klimatisch ähnlichen Regionen der Nordhalbkugel seit 1989 kälter. Verschiedenste Wärmeinseleffekte bremsten die Abkühlung; welche zumindest in Deutschland hauptsächlich von häufigeren, kalten Großwetterlagen verursacht wurde.

Josef Kowatsch, unabhängiger Natur- und Klimaforscher

Stefan Kämpfe, Diplomagraringenieur, unabhängiger Natur- und Klimaforscher




Rauer, langer Spätwinter 2018 mit extremen Tempera­turschwan­kungen – warum?

Die gegensätzlichen Großwetterlagen im Spätwinter 2018

Zwischen zwei für diese Jahreszeit extrem kalten Phasen mit jeweils einem „Skandinavien- Hoch“, bei denen Nachts verbreitet zweistellige Minusgrade, an der Monatswende Februar/März teils minus 18 bis minus 20 Grad, auftraten, lag ein sehr mildes zweites Märzwochenende mit Tageshöchsttemperaturen von stellenweise mehr als plus 20 Grad:

Abb. 1a (oben): Extreme Winterkälte mit Nordostströmung am Südrand eines kräftigen Skandinavien- Hochs, unterbrochen von einer fast frühsommerlichen Südlage (Abb. 1b, unten). Ein Wechsel von arktischer zu subtropischer Luft erklärt die enormen Witterungsgegensätze. Bildquelle: Metoffice/UKMO, ergänzte Teilausschnitte.

War das schwindende Arktische Meereis schuld an der späten Kälte?

Wenn es zu markant kälteren Witterungsphasen kommt, behaupten die Verfechter der „CO2- Klimaerwärmung“ gerne, das schwindende Arktische Meereis verändere die Zirkulationsverhältnisse und begünstige winterliche Kältewellen aus Osten. Ein Blick auf die Eisausdehnung im Winter 2017/18 zeigt zwar, dass diese außergewöhnlich gering war, aber auch schon im Dezember und Januar, welche in Deutschland viel zu mild ausfielen:

Abb. 2: Seit Dezember 2017 war die vom Arktischen Meereis bedeckte Fläche (blaue, unterste Linie) ungewöhnlich gering. Allerdings liegen diese satellitengestützten Daten erst seit 1979 vor, so dass man die geringe Eisbedeckung nicht voreilig der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung anlasten darf. Denn während der Klimaoptima des Holozäns (Mittelalterliche Warmzeit, Römisches Optimum und dem Höhepunkt unserer Warmzeit vor etwa 7.000 Jahren) gab es mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weniger Eis. Andernfalls hätten die Wikinger im Hochmittelalter Grönland gar nicht erreichen und Hannibal vor gut 2.200 Jahren nicht die Alpen überqueren können.

Im Falle eines wesentlichen Einflusses des schwindenden Meereises auf die Deutschland- Temperaturen des Winters oder Spätwinters müsste sich ein positiver Zusammenhang zeigen- bei viel Eis also tendenziell mildere und bei wenig Eis kältere Deutschland- Temperaturen. Im Folgenden ist der tatsächlich nur sehr schwache Zusammenhang für den März gezeigt (für die einzelnen Wintermonate oder den Winter insgesamt kommt man zu ähnlichen Ergebnissen; auch dann, wenn man eine zeitliche Verzögerung von einem bis zu mehreren Monaten berücksichtigt):

Abb. 3: Tendenziell war der März in Deutschland seit 1979 eher milder, wenn das Arktische Meereis eine geringere Ausdehnung hatte. Bei der hohen Streuung ist der gefundene Zusammenhang jedoch nicht signifikant.

Das arktische Meereis kommt als Ursache für die spätwinterlichen Kältewellen also nicht in Betracht

Beeinflusst die Sonnenaktivität die Zirkulationsverhältnisse?

Die Sonnenaktivität beeinflusst Witterung und Klima auf vielfältige Weise, worauf hier aus Zeitgründen nicht näher eingegangen werden soll. Interessierte Leser seien auf Begriffe wie Svensmark- Effekt, Weltraumwetter, Sonnenwind, Solarer Magnetismus oder Forbush- Reduktion hingewiesen. Leider stehen viele dieser solaren Daten erst seit wenigen Jahrzehnten zur Verfügung; für langfristige Untersuchungen existieren nur die Beobachtungen der Sonnenfleckenzahlen, welche die solare Aktivität nur sehr unscharf abbilden, so dass keine engen Zusammenhänge zu erwarten sind. Deshalb wurde in der folgenden Grafik nicht nur der aus den Monaten Februar und März bestehende Spätwinter betrachtet, sondern das gesamte Jahr, weil dadurch mehr Datenmaterial verfügbar ist, was die Sicherheit der Aussagen erhöht. Offenbar treten bei geringerer Sonnenaktivität tendenziell mehr Großwetterlagen mit nördlichem Strömungsanteil in Mitteleuropa auf, was abkühlend wirkt. Beim Zeitraum Februar/März zeigt sich aber ein ähnlicher Zusammenhang; übrigens auch dann, wenn man einen zeitlichen Versatz von einigen Monaten, also ein verzögertes Wirken der Sonnenaktivität, annimmt:

Abb. 4: Der negative Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Tagen mit nördlichem Strömungsanteil und der Sonnenaktivität ist nicht sehr eng, aufgrund des hohen Stichprobenumfangs aber überzufällig und damit signifikant. Bei geringer Sonnenaktivität werden diese kühlend wirkenden Großwetterlagen tendenziell häufiger.

Im Jahr 2017 und auch im Winter 2017/18 nahm die Sonnenaktivität weiter ab:

Abb. 5: Zum Ende des Jahres 2017 waren kaum noch Sonnenflecken zu beobachten; im Monatsmittel weniger als 10 Flecken. Quelle: NOAA.

Bei genauerer Betrachtung der Abbildung 5 fällt der insgesamt schwache Sonnenfleckenzyklus 24 auf (SCHWABE- Zyklus), welcher sein Maximum mit nur knapp über 100 Sonnenflecken im Februar 2014 hatte. Er ist der schwächste seit etwa einhundert Jahren gewesen, und tendenziell nimmt die Sonnenaktivität schon seit Beginn der 1990er Jahre ab, als der 22. Zyklus sein Maximum mit beachtlichen etwa 200 Sonnenflecken im Monatsmittel hatte. Passend dazu zeigt sich eine 30ig- jährige Abkühlung im Spätwinter:

Abb. 6: Negativer Temperaturtrend der Deutschland- Temperaturen im Februar und März seit 30 Jahren. Wegen der enormen Streuung braucht man deswegen nicht gleich den Beginn einer neuen „Kleinen Eiszeit“ zu fürchten- aber berechtigte Zweifel an der Erwärmungswirkung der steigenden CO2- Konzentration sind angebracht. Der 2018er Wert wurde auf 0,4°C geschätzt; selbst wenn er sich noch um einige Zehntelgrad nach oben oder unten ändern sollte, bleibt die Grundaussage dieser Grafik bestehen.

Man darf jedoch nicht nur den Winter oder Spätwinter betrachten. Kritiker werden einwenden, dass die deutschen Temperaturen im Jahresmittel und besonders im Sommer während der vergangenen 30 Jahre noch leicht angestiegen sind- ist also der solare Einfluss doch nur gering?

Abb7: Im Gegensatz zum Winter erwärmten sich die Sommer leicht; im Jahresmittel zeigt sich eine geringfügige Erwärmung. Da keiner der drei hier gezeigten Trends signifikant ist, kann man von einer Temperaturstagnation in Deutschland seit etwa 30 Jahren ausgehen.

Doch hier kommt nun eine Konstellation ins Spiel, welche so seit Beginn der regelmäßigen Temperaturaufzeichnungen (1881) noch nicht auftrat – das Zusammentreffen einer rapide nachlassenden Sonnenaktivität mit einer noch andauernden AMO- Warmphase. Der AMO- Index ist ein Maß für die Wassertemperaturen im zentralen Nordatlantik (AMO = Atlantische Mehrzehnjährige Oszillation). Und diese AMO beeinflusst ebenfalls die Häufigkeitsverhältnisse der Großwetterlagen. In AMO- Warmphasen treten mehr in Mitteleuropa erwärmend wirkende Süd- und Südwestlagen auf; besonders auch im Sommer und Herbst, was bislang noch der Abkühlungswirkung der nachlassenden Sonnenaktivität entgegenwirkt. Im Folgenden seien hier die Verhältnisse für das Jahr gezeigt:

Abb. 8: Besonders am Ende der AMO- Warmphasen, so auch gegenwärtig (grüne Ausgleichskurve) häufen sich in Mitteleuropa die erwärmend wirkenden Südwestlagen (orange). Ein kompletter AMO- Zyklus hat eine ungefähre Länge von etwa 60 bis 80 Jahren, so dass sich nicht genau vorhersagen lässt, wann die aktuelle Warmphase, die etwa 1990 begann, endet; doch lange dürfte sie nicht mehr anhalten.

Diese AMO-Warmphase kompensierte und verschleierte also bislang die solar bedingte Abkühlung in Mitteleuropa; mit ihrem Ende dürfte sich dann aber die Abkühlung vermutlich stärker bemerkbar machen. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass bei der Wechselhaftigkeit unserer Witterung auch Zufallsprozesse stets Extremwetterereignisse auslösen können. Verschiedene Wärmeinseleffekte und eine unter anderem infolge der Luftreinhaltemaßnahmen höhere Sonnenscheindauer wirkten außerdem bislang der Abkühlung in Deutschland entgegen.

Fazit: Der kalte Spätwinter 2018 in Deutschland mit enormen Temperaturschwankungen wurde durch die nachlassende Sonnenaktivität bei gleichzeitig noch andauernder AMO-Warmphase zumindest begünstigt. Diese Konstellation dürfte in naher Zukunft in allen Jahreszeiten mehr Extremwetter mit großen Temperatursprüngen auslösen, bevor mit dem zeitlich nicht genau absehbaren Ende der AMO-Warmphase vermutlich eine stärkere Abkühlung einsetzt. Anzeichen für eine mögliche bevorstehende Abkühlungsphase hatten sich bereits mit den enormen Temperaturschwankungen im Herbst 2016 sowie im Winter 2016/17 angedeutet.

Stefan Kämpfe, unabhängiger Natur- und Klimaforscher