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Wir trauern um Dr. S.Fred Singer

Fred Singer als Redner anlässlich der 1. EIKE Klimakonferenz am 30.Mai 2007

Dr. Singer war Hauptredner auf unserer allerersten Klimakonferenz in Berlin im Jahre 2007 in den Räumen des Instituts für Unternehmerische Freiheit (IUF) am 30.5.2007 unmittelbar nach unserer Gründung. Und hielt uns auch in allen Folgejahren die Treue, auch wenn in den letzten Jahren, seine körperliche Beschaffenheit weite Reisen von seinem Wohnsitz in Virginia USA zunehmend beschwerlicher machten. Doch sein unbändiger Willen, die Wissenschaft nicht zu einem Wasserträger der Politik verkommen zu lassen, was sich besonders in der zunehmenden Vereinnahmung der Umweltwissenschaften durch diese zeigte, erlaubte ihm seinem Körper alles abzuverlangen. Zu unser aller Glück machte der das auch fast 1 ½ Jahrzehnte lang mit. Denn keiner wäre mehr prädestiniert gewesen als er, genau diese Vereinnahmung zu sehen, denn er kam direkt aus der Wissenschaft und wirkte dort immer an herausragender Stelle, wie ein kurzer und auch nur auszugsweiser Blick auf seine außerordentliche Vita zeigt:

Fred Singer war zunächst – nach seiner Promotion 1947 in Princeton-  in der US-Botschaft in London als wissenschaftlicher Verbindungsbeamter (1950-53) tätig und dann eines von 12 Mitgliedern der American Astronautical Society der 300 besten Wissenschaftler des Landes (1954-56). Danach wurde er Direktor des Centre for Atmosphere- and Spacephysic der University of Maryland (1953–62); dann erster Direktor des Nationalen Wettersatellitendienstes (1962–64); dann Gründungsdekan der School of Environmental and Planetary Sciences der University of Miami (1964–67); stellvertretender Sekretär für Wasserqualität und Forschung im US-Innenministerium (1967–70); stellvertretender Administrator für Politik, US-Umweltschutzbehörde (1970–71); stellvertretender Vorsitzender des Nationalen Beratenden Ausschusses für Ozeane und Atmosphäre (NACOA) (1981–86); und Chefwissenschaftler am US-Verkehrsministerium (1987–89).

Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden außerdem über 200 Mal in führenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht. 1954 erhielt er von Präsident Eisenhower für seine Arbeit sogar einen Sonderpreis des Weißen Hauses.

Ohne jede Übertreibung kann angemerkt werden, dass man S.Fred Singer als Vater der US-Wettersatelliten bezeichnen darf. Atmosphärenphysik war seine Domäne.

Weil er sah, dass die aufkommende Umweltbewegung besonders mit der Politik eine für die Demokratie höchst gefährliche Symbiose anstrebte, gründete er bereits 1990 das  Science and Environmental Policy Project (SEPP) und 2008 in Wien das Nongovernmental International Panel on Climate Change (NIPCC). Beide Institutionen waren aktiv in der Gewinnung und Verbreitung wissenschaftlicher Fakten, gegen die zunehmende Ideologisierung der Umweltidee – und der aufkommenden Panikmache wg. des vermeintlich menschgemachten Klimawandels. Eine Fülle von wissenschaftlichen Büchern (Climate Change Reconsidered, oder Unstoppable Global Warming, Every 1,500 Years, zusammen mit Dennis Avery) und viele Arbeiten, die in dieser fruchtbaren Zeit, vielfach mit Unterstützung von Heartland und Cfact entstanden, legen davon ein beredtes Zeugnis ab.

Fred Singer bei der 5. IKEK in München 2012

Unser Freund, mein guter Freund S. Fred Singer, war außerdem ein lebendes Beispiel für die unsägliche Zerrissenheit und Grausamkeit unseres Kontinents im vorigen Jahrhundert. 1924 in Wien als Kind einer jüdischen Familie geboren, verließ er nach der Annexion Österreichs 1938 durch Nazideutschland im zarten Alter von 14 Jahren seine Heimat, floh zunächst in die Niederlande, wo er bei einem Optiker in die Lehre ging, um von dort weiter über England in die USA zu emigrieren. Nach seinem Dienst in der US Navy studierte er schließlich in Princeton Physik und promovierte 1947. Später studierte er auch noch Elektrotechnik an der Ohio State University und schloss dort mit einem Diplom ab. Fred sprach außer Englisch auch Deutsch, Schwedisch und Niederländisch.

Doch weder seine Vita noch seine außerordentlichen wissenschaftlichen Meriten hielten seine wachsende Gegnerschaft aus dem grün-linken Lager davon ab ihn, statt mit Argumenten, mit unsäglichen Diffamierungen und Lügen anzugreifen und mundtot machen zu wollen. Eine besonders schlimme Auswahl bietet dafür die deutsche WIKIPEDIA Ausgabe (hier) ihren Lesern. Immer wiederholt wird dabei u.a. die Lüge, dass Singer sich von der Tabaklobby hätte kaufen lassen, weil er – selber sein Leben lang Nichtraucher und Vorsitzender einer Nichtrauchervereinigung- wahrheitsgemäß festgestellt hatte, dass die Krebs erzeugende Wirkung des Passivrauchens wissenschaftlich nicht hätte nachgewiesen werden können.

Mein letzter Mailkontakt mit ihm datiert auf den 8. Oktober 2019, bei dem wir, der Vorstand von EIKE, ihm zu seinem 95. Geburtstag gratulierten. Eine Antwort darauf erhielten wir schon nicht mehr, sein Geist war wie wir wissen noch wach, aber der Körper wollte schon nicht mehr.

Leb wohl, guter alter Freund, ruhe in Frieden. Du hast soviel für diese Gesellschaft geleistet. Ich bin sehr stolz Dich zum Freund gehabt zu haben.




Wikipedia entfernt die Namen klimaskeptischer Wissenschaftler aus der Historie

Was ihn aber wahrscheinlich mehr gefreut hätte, ist die großartig verdrehte Begründung des zuständigen Redakteurs:

„Das Ergebnis war Löschen. Dies liegt daran, dass ich hier einen Konsens sehe, dass es keinen Wert hat, eine Liste zu haben, die die Eigenschaften vereint von
a) Wissenschaftler im allgemeinen Sinne dieses Wortes und
b) Nichtübereinstimmung mit dem wissenschaftlichen Konsens über die globale Erwärmung. “

Mit anderen Worten, dieser Wikipedia-Editor sagt: Wenn Sie ein Wissenschaftler sind, der nicht an die menschgemachte globale Erwärmung glaubt, sind Sie automatisch kein Wissenschaftler.

Tatsächlich sind es viele Zehntausende Wissenschaftler, die der Theorie einer von Menschen verursachten globalen Erwärmung skeptisch gegenüber stehen, darunter einige der bedeutendsten Experten auf diesem Gebiet, wie z.B.  die Physiker Dr. Richard Lindzen vom MIT und Dr. Will Happer von Princeton.

Aber die Art von intoleranten Linken, die dazu neigen, Wikipedia-Seiten zu bearbeiten, wollen nicht, dass Sie dies erfahren.

Ihre archivierte Debatte, über die „Liste der Wissenschaftler, die mit dem wissenschaftlichen Konsens über die globale Erwärmung nicht einverstanden sind“, bietet einen faszinierenden, wenn nicht geradezu überraschenden Einblick in ihre Denkweise.

Die Herausgeber bezeichnen diese oft bedeutenden Wissenschaftler als „Trottel“ und „Club of Fools“ [~Verein der Deppen].

Einer sagt:

Es ist bekannt, dass verdrehte Typen solche Listen autoritativ klingender Personen führen, um ihre eigene Legitimität zu stärken und diese Liste ist nur eine weitere in diesem Genre. Es ist schon lange Zeit, die zu löschen.

Ein anderer sagt:

Die Liste ist eine Synthese , um den Leser in die Irre zu führen, ihn glauben zu lassen, es gäbe erhebliche Zweifel an der Realität der globalen Erwärmung.

Dieser Letzte ist wirklich sehr von sich eingenommen. Sein Beitrag wird wahrscheinlich am besten in der Stimme der Comic Figur von The Simpsons gelesen, dem er auch physisch ähnelt:

Noch vor zehn Jahren war mir und anderen klar, dass dieser Artikel zu einem schlecht geschriebenen Zusammenhang von nicht bemerkenswerten Randtheorien und der Befürwortung religiöser Gesichtspunkte geworden war. Zehn Jahre später sind ein Dutzend Wissenschaftler gestorben, die früher den Klimawandel bestritten haben.

Außerhalb eines weiteren Dutzend nicht aussterbender Menschen in den Vereinigten Staaten, glaubt praktisch kein anerkannter Wissenschaftler, dass der Klimawandel nicht vom Menschen verursacht wurde und insgesamt schädliche Auswirkungen auf uns und unsere Welt haben wird. Als wissenschaftliche Gemeinschaft verfügen wir auch über viel mehr Informationen und Daten und der Konsens ist größer geworden (fast 99,9% der Wissenschaftler stimmen zu), da auf den Nachrufseiten die Andenken weiterhin für diejenigen veröffentlicht werden, die mit dem wissenschaftlichen Konsens nicht einverstanden sind.

Jeder hat sein Leben fortgesetzt. In der Zwischenzeit habe ich einen Master of Art im Unterrichten von Sekundarwissenschaften erworben. Ich finde immer noch Schüler, die nicht an die Evolution glauben, und in einigen Bereichen bleibt die natürliche Auslese umstritten, aber absolut niemand – keine Lehrer, keine Schüler, keine Gelehrten – bestreitet mehr ernsthaft den Klimawandel.

Diese Liste, die etwa ein Dutzend Menschen auflistet, die sich selbst noch an ihrem Grab dem Konsens verweigern, schrumpft jeden Tag und ist ein Beispiel für die betrügerische Verbreitung von Zweifeln und Unsicherheiten , wie Johnuniq feststellte . Irgendwann in den letzten zehn Jahren ist der Leugnungs-ismus des Klimawandels die nächste Alchemie , des Äther und der Astronomie geworden.

Sicher, es gibt eine Handvoll Gläubiger in diesem Bereich, Area 51 , Kalte Fusion , Okkultismus im Nationalsozialismus , AIDS-Verleugnung und das Zeitalter des Wassermanns , aber es sind so wenige, dass die Auflistung in einem Artikel dieser Seite ihnen ein  extrem unangemessenes Gewicht verleiht. Die Liste ist auch als Gish-Galopp geschrieben – eine ganze Reihe unlogischer Argumente mit ihren eigenen Zirkelschlüssen, um den Mangel an Beweisen zu verschleiern. Bearian ( Diskussion ) 18:13, 14. November 2019 (UTC)

[Als Gish gallop wird genannt, einen Gegner in kurzer Zeit mit einer schnellen Reihe vieler fadenscheiniger Argumente, Halbwahrheiten und falscher Darstellungen zu konfrontieren, was es ihm oft unmöglich macht, alle in einer Debatte zu widerlegen – hmm, an was erinnert mich das nur? Der Übersetzer]

Einige mutige Gegenstimmen versuchen, gegen die Zensur zu argumentieren.

Einer kommt mit dem Punkt, dass die Wissenschaftler auf der Liste nicht gerade verdrehte Typen sind:

Werfen wir einen Blick auf die Liste der Personen, die für Ihre sogenannten „Randtheorien, die für religiöse Zwecke entwickelt wurden“ verantwortlich sind.

    • Patrick Moore, einer der Gründer von Greenpeace;
    • Ivar Giaever, erhielt 1973 den Physik-Nobel Preis;
    • Judith Curry, pensionierte Leiterin der Abteilung für Atmosphärische Wissenschaften des Georgia Institute of Technology;
    • Richard Lindzen, pensionierter Leiter der Abteilung für Atmosphärische Wissenschaften des Massachusetts Institute of Technology und Mitglied der National Academy of Sciences (Sie wissen, dass Einstein dort Mitglied war);
    • Vincent Courtillot, Mitglied der Französischen Akademie der Wissenschaften;
    • Khabibullo Abdussamatov, Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften;
    • John Christy, Professor an der Universität von Alabama in Huntsville, der die von NOAA und NASSA verwendeten Temperaturdaten aufbewahrt und zu den IPCC-Berichten beiträgt;
    • Roy Spencer, der die Daten mit John Christy aufbewahrt;
    • Frederich Seitz, ehemaliger Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften.

Ein anderer weist darauf hin, dass einer der Zwecke von Wikipedia darin besteht, Menschen bei der Recherche zu helfen:

Dies ist ein gültiger Listenartikel, da er Menschen hilft, Wissenschaftler dieses Typs zu finden.

Aber die beste Antwort ist diese:

Mit Entschuldigungen an Leute, denen glauben gemacht wurde, dass die Wikipedia –Klima Zusammenstellungen den Ton angeben … Wen veralbern wir hier? Dies ist ein wichtiger, seit langem bestehender Artikel, der den im Wesentlichen permanent manipulierten Artikeln über das Klima ein kleines Stückchen Ausgewogenheit hinzufügt.

Natürlich macht sein tapferer Beitrag keinen Unterschied. Wikipedia hat es längst aufgegeben, eine neutrale Informationsquelle zu sein. Wenn Sie die linken Werte nicht teilen, sind Sie dort wirklich nicht willkommen.

Breitbart.com

https://wattsupwiththat.com/2020/03/09/delingpole-wikipedia-airbrushes-list-of-climate-sceptic-scientists-out-of-history/

Übersetzt durch Andreas Demmig




Wissenschaft: Haftbar für falsche Vorhersagen?

Warum? Diese Frage stellte sich den Betroffenen, die mit fassungslosem Schmerz vor den Trümmern ihres Lebens, dem Verlust naher Angehöriger standen. Warum mussten so viele Menschen sterben, so viele verletzt werden, wie konnte das passieren? Es gab doch Anzeichen, Vorbeben, die Schlimmeres ahnen ließen, warum war die Region nicht evakuiert, sondern, im Gegenteil, die Bewohner noch beruhigt worden?

Bei einer Sitzung der Nationalen Kommission für Vorhersage und Prävention von großen Risiken wurden am 31. März 2009 aufgrund von Gefährdungsanalysen von Wissenschaftlern die vermehrten leichten Beben nicht als Anzeichen eines erhöhten Erdbebenrisikos gedeutet. Im Gegenteil wurden öffentlich beruhigende Aussagen gemacht: Der Vize-Chef des Katastrophenschutzbehörde Bernardo de Bernadinis soll in einem Interview schon vor dieser Sitzung gesagt haben „Sie können sich einen ruhigen Abend machen“, die Bewohner sollten sich bei einem Glas Rotwein entspannen.

Angesichts des Leids wurden Verantwortliche gesucht und gefunden. Die Wissenschaftler, die in der Katastrophenschutzbehörde tätig waren, wurden angeklagt und in erster Instanz 2012 zu sechs Jahren Haft wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.

Funktion der Wissenschaftler als politische Berater

Die Verteidigung hingegen berief sich auf die Inhalte von Expertenaussagen, wonach auf der Grundlage der wissenschaftlichen Erkenntnisse eine exakte Vorhersage von Erdbeben nicht möglich sei. 5.000 Wissenschaftler protestierten mit einem offenen Brief dagegen, dass die Wissenschaft auf der Anklagebank säße. Einige Wissenschaftler, darunter der Potsdamer Seismologe Rainer Kind, widersprachen aber diesen Forschern. Kind meinte, dass dieses Verfahren möglicherweise einen positiven Effekt haben könnte: „Manche Forscher neigen dazu, Vermutungen als Tatsachen darzustellen. Das wird künftig vielleicht weniger werden.“

Im Berufungsverfahren im November 2014 wurden alle außer de Bernadinis freigesprochen, dessen Strafe auf zwei Jahre herabgesetzt wurde. Dies wurde vom Kassationsgericht bestätigt. Dabei legte das Gericht Wert auf die Feststellung, dass nicht die Wissenschaft auf der Anklagebank saß, sondern es vielmehr um die Funktion der Wissenschaftler als politische Berater ging. In dieser Rolle hätten sie sorgfältig alle Faktoren bewerten müssen. „Bei der Begründung seines Urteils war der Richter bemüht, zu betonen, dass er die Experten nicht dafür verurteilt hatte, dass sie das Erdbeben nicht vorhergesagt hatten – was, wie er sagte, außerhalb der Möglichkeiten der gegenwärtigen Wissenschaft liegt – sondern eher dafür, dass sie ihre rechtsverbindlichen Pflichten als „öffentliche Beamte“ nicht erfüllt hatten.“ („In explaining his sentence, the judge was at pains to emphasize that he had not convicted the experts for having failed to predict the earthquake – something, he said, that is beyond the powers of current science – but rather for having failed to carry out their legally binding duties as ‚public officials.’”)

Das Gericht führte aus, dass alle Faktoren sorgfältig berücksichtigt und offen hätten kommuniziert werden müssen, um eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu haben. Problematisiert wurde, dass keiner der sechs anderen Wissenschaftler im internen Treffen der Einschätzung, ein Erdbeben sei praktisch ausgeschlossen, widersprochen habe. Der Ankläger Romolo Como meinte, sie seien schließlich nicht vier Kumpel in einer Bar, sondern Teil einer offiziellen Kommission gewesen. (“In his response to the defense, prosecutor Romolo Como had railed against what he described as a ‚discharge of responsibility‘, telling the court that the convicted scientists weren’t ‚four mates in a bar‘ but ‚an official commission‘. He pointed out that during the meeting Barberi had asked the other experts what they thought of the energy-discharge idea, but that none of them replied. ‚Why didn’t anyone object to this?‘ Como demanded.”)

Freigesprochen wurden die meisten Wissenschaftler nur deshalb, weil sie sich nie öffentlich geäußert hatten. Daher hatten sie keinen direkten Einfluss auf das Verhalten der Bürger, sondern „nur“ auf die Entscheidung der Kommission. Anders war dies bei de Bernardinis, daher wurde eine Kausalität zwischen seinen Äußerungen und den Todesfällen festgestellt, seine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung blieb bestehen. Neben der strafrechtlichen Verurteilung stehen naturgemäß hohe Schadensersatzzahlungen im Raum.

Potenzial für dramatische Fehler

Vom Klimawandel bis zur Energie- und Mobilitätswende wird es zukünftig immer mehr Entscheidungen geben, die fachlich die Kompetenzen der Politik und öffentlichen Verwaltung übersteigen und Potenzial für dramatische Fehler haben.

Seit L’Aquila ist deutlich, dass dieses erhebliche straf- und haftungsrechtliche Fragen aufwirft. Auch in Deutschland gilt der allgemeine Grundsatz, dass diejenigen, die andere bei einer Entscheidung beraten, vollständig und wahrheitsgemäß über sämtliche Fakten und entscheidungsrelevanten Aspekte aufklären müssen. Dabei müssen Risiken und Unwägbarkeiten benannt werden, auch die Grenzen der Vorhersagbarkeit müssen gegebenenfalls klar kommuniziert werden. Nur dann, wenn die Entscheider eine richtige und umfassenden Tatsachengrundlage haben und zwischen Tatsachen und Prognosen (Vermutungen) unterscheiden können sowie einschätzen können, wie hoch die Fehlertoleranz der Prognosen ist, können sie eine verantwortliche Entscheidung treffen. Anschaulicher Ausfluss dieses allgemeinen Rechtsgrundsatzes ist zum Beispiel die Prospekthaftung bezüglich Anlageentscheidungen, die in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet wurde.

Diese Problematik ist mittlerweile auch der EU aufgefallen, die im Rahmen des europäischen Green Deal unter anderem plant, einen einheitlichen digitalen Zwilling der Erde zu entwickeln, um die Auswirkungen von gesellschaftlichen und umweltbedingten Herausforderungen sowie die Effektivität der vorgeschlagenen Maßnahmen aufzuzeigen. Unter anderen zu diesem Zweck soll in der EU ein High-Performance Computing Zentrum aufgebaut werden, in welchem mit Hochleistungsrechnern komplexe Phänomene untersucht werden können. Dadurch möchte die Kommission Entscheidungsträgern ein europaweit einheitliches und standardisiertes Tool an die Hand geben, das vom Katastrophenschutz bis hin zur Planung von Dämmen, Deichen oder Windparks eingesetzt werden kann.

Bisher fehlen für Modellrechnungen und Simulationen allerdings jegliche Standards, was in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist. Neben der Vereinheitlichung der eingesetzten Instrumente, die eine Vergleichbarkeit der Daten überhaupt erst ermöglichen, soll zudem ein qualitatives Element eingeführt werden. Der Digitale Zwilling (Digital Twin) der Erde soll deutlich über die Fähigkeiten bisheriger Systeme hinausgehen und Qualitätsstandards beinhalten, welche die Aussagekraft der Daten erheblich verbessern. Damit wird eine objektive Bewertung der Daten ermöglicht. Zugleich wird dadurch auch sichergestellt werden, dass die Wissenschaftler Verantwortung für die Qualität ihrer Ergebnisse übernehmen.

Der Challenger-Absturz als abschreckendes Beispiel

Kritisch wird es, wenn die Wissenschaft den Zielen der Politik untergeordnet wird oder – wie derzeit – sogar als Waffe im politischen Machtkampf instrumentalisiert wird.

Spektakulär war der Absturz des Space-Shuttle Challenger 1986. Ursächlich dafür waren Dichtungsringe, die bei unerwartet niedrigen Umgebungstemperaturen, wie sie eigentlich in Cape Canaveral nicht zu erwarten waren, spröde wurden und beim Start versagten. Es gab frühzeitig Hinweise auf mögliche Probleme – Ingenieure und Wissenschaftler wussten, dass keine Tests durchgeführt worden waren –, wie sich diese Dichtungen bei niedrigen Temperaturen verhalten. Erfahrungen mit den Materialen sprachen allerdings dafür, dass die Dichtungen versagen würden.

Die Wissenschaftler offenbarten die fehlende Datenbasis sehr deutlich. Dies führte aber nicht dazu, dass die Entscheider sagten, der Start sei zu gefährlich, im Gegenteil: Sie beriefen sich darauf, es gäbe ja keine klare Aussage, dass es nicht funktionieren würde. Da der Start schon mehrmals verschoben worden war und eine nochmalige kostspielige Verschiebung des Starts vermieden werden sollte, wurde das Risiko entsprechend dem politisch gewünschten Verhalten als gering eingestuft. Alle sieben Crew Mitglieder starben.

Der Challenger Absturz gilt als abschreckendes Beispiel dafür, dass Risiken von Entscheidern nicht objektiv, sondern entsprechend der zugrunde liegenden Zielsetzung bewertet werden, was – wie in den genannten Fällen – Menschenleben kostet.

Dieses kann man auch weiterhin beobachten: Passen die wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht zum politisch Gewollten, werden sie ignoriert. Gibt es dennoch Aufmüpfige, die sich deutlich zu Wort melden, so werden sie diskreditiert. Der Konformitätsdruck wird gezielt als (politische) Waffe eingesetzt, um Abweichler zum Schweigen zu bringen. Beispielsweise wurde die Massenpetition deutscher Volkswirte gegen die Ausweitung des Euro-Rettungsschirms nicht nur in der Sache ignoriert, vielmehr galt der Satz „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“.

Das aus totalitären Staaten bekannte Mittel der Diffamierung

Dieser von keiner Tatsache getragene Satz sollte die Alternativlosigkeit des Vorgehens ausdrücken, das mit Bildern der Gräber von Verdun untermauert wurde. Es wurde damit insinuiert, dass ohne Euro-Rettung die Gefahr des Ausbruchs des Dritten Weltkriegs bevor stünde. Wissenschaftler, die fachliche Bedenken vortrugen, wurden dadurch sowie verbal zu Euro(pa)-Hassern und Kriegstreibern stilisiert, womit man eine breitere Diskussion unterdrückte.

Ein ähnliches Vorgehen war bei den Bedenken von Rechtswissenschaftlern bezüglich des dauerhaften Zulassens illegaler Migration zu verzeichnen. Wiesen diese darauf hin, dass eine Abweisung der Flüchtlinge lediglich die Umsetzung geltendes Rechts bedeute und keine der über Land nach Deutschland kommenden Migranten einen Anspruch auf Asyl nach Art. 16 a GG hätten, wurden sie ebenso wie Wissenschaftler, die auf die mangelnde fiskalische Rendite der Migration hinwiesen, schnell als fremdenfeindlich, rassistisch oder gar – die allgemeine Totschlagkeule – als „Nazi“ tituliert. Ähnlich erging es Bürgern – der Autor Uwe Tellkamp hat bekanntlich bis heute mit den Nachwehen seiner Kritik an der Politik der offenen Grenzen zu kämpfen. Auch hier wird das aus totalitären Staaten bekannte Mittel der Diffamierung und Diskreditierung zum Zwecke der Ausgrenzung als Waffe gegen den kritischen Bürger eingesetzt, um ihn damit „auf Linie“ zu bringen.

Tatsächlich sind die genutzten Mittel der Akteure der Prüfstein für die Bürger, um zu erkennen, ob es sich wirklich um eine Fachfrage handelt oder diese quasi als Trojanisches Pferd dient, um politisch eine Expansion (totalitärer) Macht zu erreichen. Es gibt zwei grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen von der Funktion und Rolle des Staates. Bei freiheitlich demokratischen Staaten ist der Staat Diener des Volkes, bei totalitär-autoritären ist er der Herr. Da Macht dazu neigt, sich vergrößern zu wollen und sie zugleich aufgrund des hohen Grades an Organisation über hervorragende Mittel dazu verfügt, ist das Erkennen, Benennen und Abwehren von Manipulation das einzige Gegenmittel des Bürgers.

Der – unbestreitbar vorhandene, nicht aber apokalyptische – Klimawandel ist das Vehikel, ein drittes Mal den Sozialismus in Deutschland zu installieren. Im Ausland erkennt man das teils sehr deutlich. So sagt der ehemalige Staatschef Litauens, Vytautas Landsbergis:

„Die Westeuropäer haben nur Freiheit, Frieden und Wohlstand kennengelernt und viele halten das für ein Naturgesetz, sie haben das bei uns in Osteuropa allgegenwärtige Gefühl dafür verloren, wie zerbrechlich diese großen Errungenschaften sind, sie neigen zu Denkverboten, zum Wegsehen und Verdrängen der Gefahren, viele stellen die Ideologie über die Realität, sie wollen nicht sehen, dass die westliche, demokratische, freie Zivilisation angegriffen wird, dass wir uns in einem Krieg der Zivilisationen befinden, weil uns die Anti-Demokraten, die Gegner der Freiheit, die Autoritären angreifen, innen wie außen.…

Ich kann Ihnen vorhersagen, dass die Kommunisten Deutschland wieder regieren werden. Die Methoden, mit denen sie die Regierung übernehmen, sind bekannt. Man muss nur in die Geschichtsbücher schauen! Verzeihen Sie mir den Galgenhumor. Es ist sehr traurig, dass die Deutschen ihre Lektion nicht gelernt haben – aus der Geschichte, aus dem nationalen Sozialismus, aus dem DDR-Sozialismus – und dass sie jetzt offenbar ein drittes Mal in den Sozialismus abgleiten.

Ausgrenzung aus dem Diskurs

Die Methoden sind wirklich bekannt, sie lauten: Manipulation durch Desinformation, Diffamierung und Diskreditierung. Ginge es zum Beispiel beim Thema Klimawandel wirklich darum, was die Ursachen und die objektiv effektivsten Maßnahmen dagegen sind, würden sämtliche kritischen Stimmen – wie in der Wissenschaft üblich – ausdrücklich begrüßt. Tatsächlich aber gibt es ein Netzwerk namhafter Publikationsorgane, die vereinbart haben, der herrschenden Ansicht entgegenstehende Fakten gar nicht erst zu veröffentlichen.

Nach L’Aquila müsste auch klar kommuniziert werden, dass die bisherigen Modellberechnungen und Simulationen (noch) keinerlei Standards genügen und der Forschungsstand der Klimawissenschaften denen der Erforschung von Erdbeben um viele Jahre hinterherhinkt, daher eindeutige und ganz klare („crystal clear“) Prognosen der Zukunft nicht möglich sind.

Demgegenüber werden kritische Stimmen gemobbt. Das „branding“ mit den Begriffen „Klimaleugner“ oder „Klimawandelleugner“ dient ausschließlich der Kenntlichmachung und Ausgrenzung aus dem Diskurs. Diese Methoden und Ausdruckweisen zeigen nicht nur deutlich fehlende freiheitlich-demokratische Gesinnung, sondern auch, dass es bei der Debatte um den Klimawandel mitnichten um die Lösung eines ernsthaften Problems für die Menschheit geht, sondern um die Durchsetzung einen Systemwechsels. Der Klimawandel ist ein Instrument, um den Umbau hin zur ökosozialistischen Planwirtschaft zu forcieren.

In seinem sehr lesenswerten Artikel „Was halten Sie von der antikapitalistischen Propaganda?“ geht der Ökonom Daniel Stelter unter anderem der Frage nach: „Klimarettung oder Systemwechsel? Worum geht es?“ Seine Meinung: „Der wichtigste Hebel zur Änderung des Systems dürfte die Politik gegen den Klimawandel sein.“ Tatsächlich wandert die Industrie aus Deutschland bereits ab, was Stelter zutreffend als „dramatische Entwicklung“ bezeichnet. Mittlerweile wird das Ziel der „Transformationen von gigantischem historischen Ausmaß“ von Kanzlerin Merkel sogar offen eingestanden.

Alternativlosigkeit im Gewand der drohenden Apokalypse

Rückabwicklung von Wohlstand und sozialer Sicherheit und Umwandlung in ein neues sozialistisches Bauernparadies sind sicherlich nichts, was die Bürger besonders gut finden, daher muss zwingend wieder das politische Druckmittel der angeblichen Alternativlosigkeit her, diesmal im Gewand der drohenden Apokalypse. Die Grünen haben damit umfangreiche Erfahrung, sie haben mit dieser Methode schon die Kernenergie nachhaltig desavouiert. Viele (nicht alle) Deutsche wurden von ihnen abgerichtet wie der Pawlowsche Hund, beim Wort „Atomkraft“ bekommen diese wie auf Knopfdruck Schnappatmung. Damit haben die Grünen beispielhaft gezeigt, dass man ein ganzes Volk für dumm verkaufen kann, es frei jeder Rationalität in den Selbstzerstörungsmodus überführt werden kann. Desinformationskampagnen und die gezielte Verbreitung von Panik sind dabei effektive und von ihnen erprobte Mittel.

Die Wissenschaft wird in diesem Spiel um Macht zum Steigbügelhalter derjenigen politischen Kräfte degradiert, die einen politischer Systemwechsel bezwecken. Ist die Wissenschaft mit ihren Erkenntnissen im Weg, werden ihre Warnungen hingegen ignoriert. Vorsorglich aber wird nun – für den Fall, dass es zu Unruhen etwa bei einem Zusammenbruch der Sozialsysteme kommen sollte – dafür gesorgt, dass die Schuldigen niemals in der Politik zu finden sein werden. Die wissenschaftlichen Helden von heute werden die Deppen von morgen sein. Bernardo de Bernadini lässt grüßen.

Die Autorin ist Rechtsanwältin und Mitinitiatorin der 16 Fragen zum Klima an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier