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Woher kommt der Strom? Es bleibt desaströs

Agora-Wochenchart

Woher kommt der Strom? Erläuterungen …

(Wochentabelle Energy-Charts: Hier klicken. Daraus generierter Wochenchart: Hier klicken).

Zum Wochenbeginn bricht die Windstromerzeugung innerhalb von 15 Stunden auf ein Viertel ein. Eine enorme Stromunterdeckung entsteht. Strom wird zum zweithöchsten Preis der Woche importiert. Der höchste Preis wird zum Wochenende aufgerufen, als Deutschland wiederum eine Stromlücke füllen muss. Dabei ist es müßig, darüber nachzudenken, ob die dritte Strom-Unterdeckung – es gab eine dritte in der Mitte der Woche – der Woche 9 von deutschen Kraftwerken hätten abgedeckt werden können. Man hätte es sicher gekonnt, hat es aus Kostengründen aber nicht getan. Der Strom war im Markt, also wurde er importiert.

Doch was geschieht, wenn das benachbarte Ausland wegen Eigenbedarfs den Strom nicht zur Verfügung stellen kann. Dann muss der Strom selbst noch teurer hergestellt werden. Strom für verhältnismäßig kurze Zeiträume. Stromerzeugung, die, wenn der Wind wieder stärker weht, heruntergefahren werden sollte. Geht das? ist das technisch überhaupt möglich? Wenn ja, zu welchen Kosten. Können diese dann im Markt erzielt werden?

Aktuell sieht es so aus, dass das bereits vielfach genannte Mantra gilt: Benötigt Deutschland Strom, ist der Preis hoch, gibt Deutschland Strom ab, sind die Preise niedrig. Österreich zum Beispiel füllt seine Pumpspeicher immer wieder günstig auf und versorgt seine Bürger mit Strom aus Deutschland. Deshalb liegt der Strompreis in Österreich heuer zwischen 0,17 und 0,24 €/kWh. Die Aufschlüsselung des Im- und Exports Deutschland finden Sie für die 9. Woche hier, für das bisherige Jahr 2020 hier.  Hier noch die Charts mit der Analyse einer theoretisch angenommenen Verdoppelung und Verfünffachung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraft. Beide Charts belegen, dass eine Verstetigung der Stromerzeugung – stetiger Strom, sichere und kontinuierlich fließende Energie ist für ein Industrieland unabdingbar – sehr schwierig bis unmöglich sein wird.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 23.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 74,48%, davon Windstrom 62,07%, Sonnenstrom 1,38%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,03%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute ab 9:00 Uhr liegt der Strompreis nicht mehr im negativen Bereich. Mehr als 23,57 € werden pro MWh in der Spitze allerdings nicht erreicht. Zwar sind die Strompreise, die erzielt werden, nicht auskömmlich. Zumal Windmüllern der garantierte EEG-Preis vergütet wird. Aber immerhin, die Negativpreiszeiten sind diese Woche, wenn man vom Morgen 0:00 Uhr absieht, erst mal vorbei. Praktisch verschenkt wird der Strom allerdings zumindest einmal immer noch.

Montag, 24.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 60,96%, davon Windstrom 45,89%, Sonnenstrom 3,42%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,64%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Tag mit der ersten Strom-Unterdeckung der Woche 9. Hier ist sehr schön zu erkennen, dass der Anteil des regenerativ erzeugten Stroms rapide fällt, die Strom-Unterdeckung entsteht und die Preise anziehen. Pumpspeicherstrom reicht nicht aus, um die Lücke zu schließen. Die anderen konventionellen Stromerzeuger verharren auf dem erreichten Niveau.

Dienstag, 25.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 65,68%, davon Windstrom 51,58%, Sonnenstrom 4,14%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,06%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Nachdem sich die regenerative Stromerzeugung am 24.2.2020 über Tag inkl. Sonnenstrom wieder „erholt“ hat, beginnt heute, am 25.2.2020, der langsame Abstieg zum „erneuerbaren Tiefpunkt“ der Woche am Donnerstag mit einer weiteren Stromunterdeckung. Die Windstromerzeugung lässt nach: Die Strompreise steigen. Dieses Phänomen konnte bereits mehrfach beobachtet werden. Auskömmlich sind die Preise gleichwohl nicht. Es werden nicht einmal 40 €/MWh erreicht.

Mittwoch, 26.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 47,62%, davon Windstrom 31,97, Sonnenstrom 4,08%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,56%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute tut sich eine Mini-Stromlücke auf. Die Stromversorgung ist insgesamt auf Kante genäht. Der Im-/Exportsaldo geht gegen Null. Pumpspeicherstrom ergänzt morgens und abends nahezu vollständig den benötigten Strom. Dennoch muss zwecks Netzstabilisierung Strom importiert und exportiert werden.

Donnerstag, 27.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 37,67%, davon Windstrom 22%, Sonnenstrom 4,35%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,18% Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der „erneuerbare Tiefpunkt der Woche“. Nur noch um die 6 GW liefern Wind und Sonne, 7 GW liefern Biomasse und Wasserkraft um 17:00 Uhr. Macht 13 GW. Benötigt werden 73 GW. Heute importiert Deutschland absolut mehr Strom, als es exportiert. Zu zum Teil saftigen Preisen.

Freitag, 28.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 56,17%, davon Windstrom 40,12%, Sonnenstrom 5,56%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,49%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken. & Samstag, 29.2.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 73,38%, davon Windstrom 57,14%, Sonnenstrom 5,19%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,04%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

In der Nacht zum Freitag steigt die Windstromerzeugung wieder an. Um in der Nacht zum Samstag noch mal zuzulegen. Auf einmal ist viel zu viel Strom im Markt. Die Preise fallen, fallen um 0:00 Uhr sogar fast auf die 0 €/MWh-Marke und steigern sich am Samstag auf maximal 16 €/MWh. Es ist einfach desaströs. Zuviel Strom aus erneuerbaren, regenerativen Energieträgern = Geringe Preise; zu wenig Strom aus erneuerbaren, regenerativen Energieträgern = Geringe Preise. Der Stromkunde merkt davon nichts. Er muss die EEG-Umlage zahlen. Für ihn gibt es nur hohe Preise. Es ist ein Desaster. Einen Effekt wird die deutsche Energiewende nicht haben. Außer einen abschreckenden.

In der vergangenen Woche hat es neue prozentuale Rekorde der Stromerzeugung durch erneuerbare Energieträger gegeben. Solche Rekorde sind allerdings nur ein Marketing-Gag. Selbstverständlich hat es bereits des Öfteren eine höhere regenerative Stromerzeugung gegeben als am 22.2.2020. Auch im Jahr 2020, konkret am 11.2.2020 (Abbildung). Absolut gesehen. Nur war der Strombedarf zum Zeitpunkt dieses absoluten Rekordwertes viel höher als an den prozentualen „Rekord“-Tagen.

Unfug mit prozentualen Rekorden

Prozentuale Rekorde in Sachen Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energieträger funktionieren nur mit entsprechend wenig Strombedarf, also an Samstagen, Sonn- und Feiertagen. So auch diesmal am 22.2.2020 (Abbildung), der Tag, der den Ostermontag 2019 ablöst (Abbildung 1), der nur knapp eine Woche später am Samstag, den 22.2.2020 nochmal getoppt wird (Abbildung 2).

Ein ähnlicher Unfug wie die Prozentrekorde sind die immer wieder kommunizierten Ziele in Sachen Ausbau Wind- und Sonnenkraftwerke. Der in der Vergangenheit am meisten genannte Wert ist das 65 Prozent-Ziel. Bleibt die Frage, Prozent wovon? Angesichts der massiven Ausbaupläne der Elektromobilität kann nicht davon ausgegangen werden, dass der aktuelle Strombedarf Deutschlands netto (Abbildung 3) gemeint ist. Oder etwa doch? Man weiß es nicht. Man erfährt es nicht.

Wie unsinnig und verwirrend die Information per Ziele in Prozent ist, belegt ein Kurzbericht des Deutschlandfunks vom 5.3.2020 (Abbildung 4), der den ebenfalls recht kurzen Artikel des Spiegel bezogen auf die Prozentzahlen nicht korrekt wiedergibt. Da ist von 55 Prozent die Rede, die angeblich nicht erreicht werden. Dabei meint der Spiegel, dass bis 2030 eben nur 55 Prozent erreicht werden könnten, und nicht die angesagten 65 Prozent (Abbildung 5).

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass sich der Chef des Think-Tanks Agora-Energiewende, Patrick Graichen, zu Wort meldet, und die Zahlen, welche die Bundesregierung in zwei Gutachten produziert, als viel zu optimistisch sieht:

Graichen: Ich habe mir die Gutachten angeguckt und da stecken jede Menge noch optimistische Annahmen drin. Da wurde jetzt schon ganz im Sinne der Bundesregierung gerechnet, weil, da wird zum Beispiel davon ausgegangen, dass die Erneuerbaren ausgebaut werden wie geplant. Wir sehen aber ja gerade eine Windkrise großen Ausmaßes. Kaum mehr Windräder werden gebaut. Ich persönlich bin da skeptisch, dass das, was da aufgeschrieben wird, überhaupt erreicht wird. (Abbildung 6)

Zum Schluss möchte ich dem geneigten Leser die Rede unseres Bundeswirtschaftsministers Peter Altmaier im Bundestag vom 6.3.2020 zur Kenntnis bringen. Es ist meines Erachtens ein Dokument der Unkenntnis, ein Dokument der Perspektivlosigkeit für die Nichtenergiewendewirtschaft, insgesamt ist es meines Erachtens ein Dokument des Grauens (Abbildung 7).

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de




Woher kommt der Strom? Das Energiewende-Spiel ist verloren

Agorameter

Am Sonntag von 0:00 bis 6:00 Uhr musste Strom nicht nur verschenkt werden. Es wurde auch noch ein satter Bonus an die benachbarten Stromabnehmer mitgegeben. Um 7:00 Uhr wurden dann 0,09 €/MWh erzielt. Die konventionellen Stromerzeuger kamen bei dem Auf und Ab der regenerativen Stromerzeugung kaum mit. Wenn Strom im Saldo von Deutschland exportiert wurde, waren die Preise selten auskömmlich, wenn Strom nach Deutschland importiert werden musste, waren die Preise fast in jedem Fall höher. Kontrollieren Sie meine Angaben hier.

Die Tabelle mit den Detailzahlen der Energie-Charts, der daraus generierte Chart, sowie der Chart zum Im- und Export veranschaulichen die 6. Woche im Überblick. Der Jahres-Chart zum Im- und Export verdeutlicht, dass der Stromimport aus Frankreich absolut notwendig ist, um die Stromversorgung Deutschlands zu sichern.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 2.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 63,20%, davon Windstrom 48,00%, Sonnenstrom 1,6%, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,6%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Wind lässt am Morgen massiv nach. Die konventionellen Stromerzeuger kommen mit dem Hochfahren ihrer Kraftwerke wahrscheinlich nicht nach, die Pumpspeicherkraftwerke reichen nicht nachhaltig aus, so dass sich zur Mittagszeit eine Stromunterdeckung auftut, die bis etwa 19:00 Uhr andauert. Der Strompreis steigt, bleibt aber immer unter 41 €/MWh. Bis 6:00 Uhr – der Wind liefert noch sehr viel Strom – wird Strom verschenkt, mit Bonus verschenkt. Vor allem Frankreich und Dänemark machen gute Geschäfte.

Montag, 3.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,46%, davon Windstrom 45,95%, Sonnenstrom 1,35%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,16%. & Dienstag, 4.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 58,49%, davon Windstrom 44,03%, Sonnenstrom 3,14%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,32%. Die Agora-Chartmatrix beide Tage: Hier klicken.

In der Nacht von Montag zum Dienstag lässt die am Montag wieder recht stark angestiegene Windstromerzeugung nach. Die entstehende Unterdeckung wird mit Preisen unter 30 €/MWh sehr günstig geschlossen. Der Exportpreis ist insgesamt allerdings auch wieder recht gering. Lediglich am Dienstag wird die 40 €/MWh zweimal knapp überschritten.

Mittwoch, 5.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 42,14%, davon Windstrom 24,53%, Sonnenstrom 6,29%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,32%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Über Tag schläft die Windstromerzeugung nahezu ein. Knapp 5 GW werden zum Beispiel um 12:00 Uhr erzeugt. Über 76 GW Strom aber werden benötigt. Glücklicherweise ist es wenig bewölkt. Sonnenstrom rettet die erneuerbaren Energieträger. Dieser Sonnenstrom steuert am Mittwoch um 12:00 Uhr gut 17 GW zur Versorgung Deutschlands bei. Vor allem aber wird die konventionelle Stromerzeugung  richtig hochgefahren. Am Morgen um 8:00 Uhr fehlt etwas Strom, der zum Tageshöchstpreis 49,16 €/MWh importiert wird. Ansonsten werden beim Export insgesamt wenig auskömmliche Preise erzielt.

Donnerstag, 6.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 34,78%, davon Windstrom 19,75%, Sonnenstrom 4,35%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,18% & Freitag, 7.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 32,89%, davon Windstrom 15,44%, Sonnenstrom 5,37%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,08%. Die Agora-Chartmatrix für beide Tage: Hier klicken.

Donnerstag nach Sonnenuntergang lässt die Windstromerzeugung stark nach. In der Nacht zu Freitag stellt sich das ein, was „Dunkelflaute“ genannt wird. Die Sonnenstromerzeugung am Freitag gleicht die schwache Windstromerzeugung aus und nach Sonnenuntergang frischt der Wind auf, so dass wieder recht viel Strom aus Windkraft geliefert wird. Bei sinkenden Preisen. Freitagmorgen benötigt Deutschland Strom. Der wird zum Beispiel um 8:00 Uhr  für 56 €/MWh importiert.

Samstag, 8.2.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,54%, davon Windstrom 33,09%, Sonnenstrom 7,35%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,08%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Zum Wochenende beruhigt sich das Wetter. Es kehrt so etwas wie Gleichmäßigkeit in der Stromerzeugung ein. Keine überraschenden Unterdeckungen, so sollte Stromerzeugung mit erneuerbaren Energieträgern immer sein. Irgendwie berechenbar. Die Winddelle über Tag wird von der Sonne ausgeglichen. Alles ist gut.  Dennoch: Weil Wochenende ist, ist zu viel Strom im Markt, der billig exportiert werden muss.

Über 1.000 Bürgerinitiativen gegen Windkraft

Im Sport – nehmen wir mal Fußball – liegt eine Mannschaft, der Verein, den Sie womöglich favorisieren, zehn Minuten vor Spielschluss mit zwei Toren Rückstand im Hintertreffen. Der Trainer fuchtelt wie wild in der Coachingzone, das Publikum pfeift. Die Mannschaft aber will nicht mehr so richtig. Einer Reihe Spielern merkt man die Unlust an. Sie geben das Spiel verloren.

Die Spieler sind die Bürger, Trainer sind eine Reihe Spieler, NGOs und Menschen mit guten Gedanken in Politik, Medien und Gesellschaft, die die sogenannte Energiewende unbedingt wollen. Energiewende heißt faktisch Stromwende. In anderen Bereichen (Heizen, Mobilität, Industrie) hat sich noch nicht viel getan. Der Anteil von Wind- und Sonnenenergie am Primärenergiebedarf Deutschlands ist mit knapp 5% doch recht bescheiden (Abbildung).

Wobei man bedenken muss, dass die Stromerzeugung mittels Wind- und Sonnenkraft etwa 15% fossile Primärenergie (Braun- und Steinkohle) „einspart“. Die Kohle, die benötigt würde, um die Menge Strom herzustellen, die Wind- und Sonnenkraftwerke erzeugen.

Dieser Hinweis ist dem Sachverhalt geschuldet, dass die Einsparung über 50 TWh durch Kohle erzeugtem Strom im Jahr 2019 den CO2-Minderausstoß von gut 50 Millionen Tonnen zur Folge hatte. Was eben darin begründet ist, dass zur Erzeugung von einer TWh Strom etwa 3 TWh Braunkohleenergie mit entsprechendem CO2-Ausstoß nötig sind. Diese Zahlen sind gerundet und nur zur Veranschaulichung gedacht. Eine korrekte Berechnung finden Sie unter Abbildung 1.

Über 1.000 Bürgerinitiativen protestieren, demonstrieren und wehren sich gegen den Bau von Windkraftanlagen vor ihrer Haustür und/oder allgemein (Abbildung 2). Der Bayerische Rundfunk gibt den Windkraftausbau in Bayern praktisch verloren (Abbildung 3).

Eine Auftrags-Studie des DIW macht Wind

Da kommt brandaktuell eine Studie recht, die der BUND beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW) in Auftrag gegeben hat. Wenn Deutschland es nicht schafft, bis 2030 komplett aus der Kohle auszusteigen, dann würde es nichts mit den Klimazielen, die in Paris 2015 verabredet wurden. In der Zusammenfassung „Das Wichtigste auf einer Seite“ bringt es das DIW auf den Punkt:

[…] Für eine erfolgreiche Energiewende muss der Ausbau Erneuerbarer Energien weiter fortgesetzt und beschleunigt werden. Ohne weitere Maßnahmen steuert die Bundesregierung auf einen Anteil von maximal 49% Erneuerbarer Energien in 2030 zu. Dies wäre eine Verfehlung der (bereits zu niedrigen) Ziele von 65%. Der PV-Deckel und diskutierte Mindestabstandsregeln für Windenergie müssen daher überarbeitet werden, um die Transformation nicht aufzuhalten. Für den benötigten beschleunigten Ausbau auf 75% im Jahr 2030 würden dagegen jährlich 9,8 GW Photovoltaik und 5,9 GW Wind Onshore zugebaut werden müssen. (Abbildung 4)

In zehn Jahren also sollen 59 GW installierte Leistung Windenergie zugebaut werden. Was heißt das konkret? Nehmen wir eine Windkraftanlage mit einer Nennleistung von 3 MW. Jedes Jahr – zehn Jahre lang – müssten knapp 2.000 dieser Anlagen (Abbildung 5) gebaut werden. Hinzu kämen Sonnenkraftwerke mit gewaltigem Bedarf an Freiflächen. Allein mit einer Montage auf Dächern von Wohn- und sonstigen Gebäuden, wird die vom DIW geforderte Ausweitung Photovoltaik kaum realisiert werden können.

Das wird nichts. Das wird garantiert nichts. Deutschland ist wohl am Ende mit der Energiewende. Die Verantwortlichen müssen nur noch einen Weg finden, um mit möglichst wenig Gesichtsverlust da herauszukommen. Wirtschaftsminister Altmaier und Co. arbeiten mit der aktuellen Gesetzgebung bereits daran.

Zurück zum Vergleich – klar, der hinkt – mit dem Rückstand beim Fußball: Deutschland liegt mit 20.000 Windkraftwerken bis 2030 im Rückstand. Und dies auch nur, wenn man den gewünschten Mehrbedarf (E-Mobilität, Wärmepumpen, grüner Stahl usw.) unberücksichtigt lässt. Vom Ausgleich der weg-, weil aus der Förderung herausfallenden, bestehenden Windkraftwerke. Dann wäre der Rückstand noch viel, viel größer. Angesichts der aktuellen Ausbaulage Windkraftwerke und dem immer stärker werdenden Widerstand in der betroffenen Bevölkerung ist dieser Rückstand nicht aufzuholen. Allein der wirtschaftliche Aufwand steht in keinem Verhältnis zum zu erwartenden Ergebnis. Selbst ein Deutschland ohne jeglichen CO2-Ausstoß würde an der Steigerung des globalen CO2-Ausstoßes nichts ändern. Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog www.mediagnose.de.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

 

 




Woher kommt der Strom? Sehr wenig Windstromerzeugung in der 4. Woche…

Woche vom 20. bis 26.1.2019

Diesmal war es nicht ganz so arg. Dennoch hätte auch eine theoretisch angenommene Verfünffachung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraft an fünf von sieben Tagen der 4. Woche nicht ausgereicht, um Deutschland mit Strom aus erneuerbaren Energieträgern komplett zu versorgen. 0,75 TWh – immerhin mehr als die Hälfte des durchschnittlichen Strombedarfs eines Tages in Deutschland – hätten Backup-Kraftwerke zum Beispiel am 25.1.2020 zusätzlich erzeugen müssen, um die Stromversorgung sicherzustellen. Nun gibt es realiter keine Verfünffachung installierter Leistung von Wind- und Sonnenkraft, dafür gibt es zur Zeit noch eine auskömmliche konventionelle Stromerzeugung.

In einem hochinteressanten Gespräch mit einem Energie-Experten habe ich erfahren, dass die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke in Deutschland praktisch nicht mehr ohne weiteres aufgehalten werden kann. Die entsprechenden Vorbereitungen, vor allem auch bürokratisch-juristischer Natur, seien so weit fortgeschritten, dass ein gewünschter Weiterbetrieb ein neues Genehmigungsverfahren für jedes Kernkraftwerk erfordern würde. Das würde dauern. Klimawandel hin, Weltklimauntergang her.

Die Detailtabelle mit den Werten der Energy-Charts, sowie der daraus generierte Chart, und der Im-/Exportchart mit den saldierten Werten seit Jahresbeginn. Grundlage hierfür sind ebenfalls die Werte der Energy-Charts des Fraunhofer ISE. Der Im-/Exportchart belegt: Ohne Frankreichs Strom aus Kernkraft hätte Baden-Württemberg enorme Versorgungsprobleme. Mal schauen, was wird, wenn das Kernkraftwerk Fessenheim/Frankreich abgeschaltet wird. Im Sommer dieses Jahres ist es soweit.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 19.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 38,10%, davon Windstrom 23,02%, Sonnenstrom 2,38%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,70 %. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Gleichmäßig wenig Wind, die Sonne scheint schwach. Nach Sonnenuntergang geht die Windstromerzeugung weiter zurück. Die Stromversorgung Deutschlands ist auf Kante genäht. Aufgemerkt: Nicht, weil die konventionellen Stromerzeuger nicht könnten. Sie wollen nicht. Die Strompreise, die bisher erzielt wurden. lagen immer unter 40 €/MWh. Da lohnt das Hochfahren eines Kohlekraftwerks nicht. Auch gibt es da noch den Strom aus dem Ausland. Zur Not. Doch wehe, die Abschaltorgie Kernkraft plus Ausstieg Kohle in Deutschland greift. Das ist nicht mehr lange hin. Dann ist Holland in Not. Nicht Holland, nein: Deutschland. Wetten? Weil Holland seinen Strom selbst benötigt. Und Frankreich, und, und, und. Wenn es kalt und dunkel, wenn es windstill ist.

Montag, 20.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 27,85%, davon Windstrom 13,92%, Sonnenstrom 3,16%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,76%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Heute zeigt sich die Windstromerzeugung von der anderen Seite. Morgens wenig, nach Sonnenuntergang dann der Anstieg. Am frühen Morgen ist sie so gering, dass kurzzeitig Strom importiert werden muss. Der Preis ist niedrig. Nachts ist die Nachfrage, ist der Bedarf nicht groß. Über Tag steigert sich die Windstromerzeugung zum „Wochenbuckel“, der morgen seinen Höhepunkt erreichen wird.

Dienstag, 21.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 35,23%, davon Windstrom 21,59%, Sonnenstrom 3,98%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,66%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Um 7:00 Uhr erreicht der Windstrombuckel mit insgesamt gut 20 GW seinen Höhepunkt. 20 GW von um 7:00 Uhr benötigten knapp 78 GW. Nach Sonnenuntergang verharrt die Windstromerzeugung um die 15 GW. Zuviel erzeugter konventioneller Strom wird bei stark schwankenden Preisen exportiert. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Nein, es ist umgekehrt. Die Windstromerzeugung sinkt …

Mittwoch, 22.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 26,63, davon Windstrom 14,79%, Sonnenstrom 1,78%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,06%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die bundesdeutsche Windstromerzeugung steuert auf einen Tiefpunkt, wenn nicht auf den Tiefpunkt des Jahres zu. In der Nacht zum Donnerstag wird es soweit sein. Bemerkenswert ist der Strompreis, der heute um 18.00 Uhr erzielt wurde. Deutschland exportierte im Saldo 3,463 GW für 65,09 €/MWh. Ist doch was, oder?

Donnerstag, 23.1.2020: Der Tiefpunkt der Wind- und Sonnenstromerzeugung 2020. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 19,14%, davon Windstrom 6,79%, Sonnenstrom 1,85%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,89%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Um 1:00 Uhr lag die Windstromerzeugung bei gerade mal 2,21 GW. Still ruhte die See. An Land wehte kaum ein Lüftchen. Es war ein windstiller Tag. Auch die Sonne konnte nichts rausreißen. Tut sie im Winter ohnehin nicht. Das liegt an der Erdachse. Die konventionellen Kraftwerke bollern, was das Zeug hält. Noch. Als ich das schreibe, wird mir irgendwie ganz flau. Ich frage mich, ob unsere Politik- und Medieneliten noch ganz bei Trost sind. Ob die sogenannte Zivilgesellschaft einschließlich Friday für Alles weiß, was sie will, was sie fordert, welche Konsequenzen das hat? Es steht zu befürchten: Diese Leute haben keinen Schimmer. Oder sie wollen den Agrarstaat Deutschland. Vorbild: Das zentrale Afrika mit etlichen Ländern nahe Null CO2-Erzeugung.

Stopp, es gibt auch Ausnahmen: Lesen Sie den neuesten Artikel von Stefan Aust zur Energiewende. Der bringt in aller Kürze das, was ich seit Jahr und Tag schreibe und mit dieser Kolumne detailliert belege.

Freitag, 24.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 25,29%, davon Windstrom 12,35%, Sonnenstrom 2,94%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,00%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute sieht es etwas besser aus mit der Windstromerzeugung. Heute werden über Tag auskömmliche Preise beim Export es zu viel erzeugten konventionellen Strom erzielt. Die Stromversorgung Deutschlands ist zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Nicht wegen der erneuerbaren Energieträger. Wegen der Zuverlässigkeit der konventionellen Stromerzeugung.

Samstag, 25.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 26,57%, davon Windstrom 12,59%,Sonnenstrom 2,10%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,89%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Der Windfehlalbtraum geht weiter. Dieser Samstag ist bereits der vierte aufeinander folgende Tag, an dem eine Verfünffachung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraft nicht ausgereicht hätte, um den Strombedarf Deutschlands zu decken. Glauben Sie bitte nicht, dass man nur den Strom aus irgendwelchen Speichern hätte nehmen müssen. Die gibt es nicht. Die wird es nicht geben. Mehr dazu ganz unten. Wieder mal. Denn die Mär von den Stromspeichern, welche die Energiewende retten, hält sich hartnäckig.

Erst ab dem 26.1.2020 nach Sonnenuntergang wird die Flaute nachlassen. Zum Glück ist es Wochenende. Der Strombedarf ist gering. Zum Glück? Die Strompreise fallen wieder. In der nächsten Woche liegen sie teilweise unter 20,- €/MWh. Immerhin besser, als Strom zu verschenken. Womöglich mit Bonus! Keine Bange. Kommt bestimmt noch.

Stromimport, Stromexport Deutschland 2019

In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich bei meinen Analysen immer wieder geschrieben, dass Deutschland in aller Regel höhere Preise zahlt, wenn es Strom importiert, als es beim Export von Strom erzielt. Umso erstaunter war ich, dass die Stromaußenhandelsstatistik, die Energy-Charts liefert, auf den ersten Blick das Gegenteil belegt (Abbildung, bitte unbedingt anklicken, es werden alle Abbildungen und Mehr geöffnet).

Eine weitergehende Analyse ergab, dass meine Aussage im Hinblick auf die meisten Länder korrekt war. Lediglich Frankreich und die Niederlande fielen aus dem Rahmen und – man lese und staune – Polen.

Deutschland exportiert praktisch jeden Tag Strom nach Polen (Abbildung 1). Das Narrativ, Deutschland importiere bei Bedarf „dreckigen“ Kohlestrom aus Polen, bewahrheitet sich 2019 nicht. Stromimport aus Polen fand praktisch nicht statt. Während bei Frankreich und den Niederlanden die Exporterlöse lediglich geringfügig über den Kosten lagen, die für Stromimporte aus diesen Ländern gezahlt werden musste, fiel der Erlös mit 62,16 €/MWh für Strom-Exporte nach Polen erheblich aus dem Rahmen. Ich habe Professor Burger, der die Energy-Charts des Fraunhofer ISE betreut, eine Mail zugesandt, der ich dieses Schaubild (Abbildung 2) beigefügt habe. Die schwarze Linie habe ich bei 62,5 €/MWh gezogen. Es ist offensichtlich, dass der Preis, den Polen an Deutschland gezahlt hat, nicht mit den Börsenpreisen korreliert. Leider verwies mich Burger lediglich an das Statistische Bundesamt, von dem die Zahlen, die er verwertet habe, stammten.

Parallel zur Mail an den Professor der Energy-Charts habe ich bei der Bundesnetzagentur nachgefragt, warum diese im Datenportal www.smard.de überhaupt keine Preise zu Polen auswirft. Die wesentlichen Teile der Antwort:

[…] Die Plattform SMARD bezieht ihre Daten im Bereich „Marktdaten visualisieren“ direkt vom Verband der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) und fragt sie von dort automatisch ab. ENTSO-E bekommt die Daten gemäß der europäischen Transparenzverordnung (Verordnung (EU) Nr. 543/2013) gemeldet. Die gelieferten Daten von ENTSO-E werden von uns zunächst geprüft, anschließend weiterverarbeitet und auf SMARD übersichtlich aufbereitet und zum Download bereitgestellt. Polnische Großhandelspreise wurden für den Zeitraum vom 02.03.2017 bis 19.11.2019 in der Währung PLN/MWh veröffentlicht. Leider ist es uns aus technischen Gründen nicht möglich auf SMARD einen flexiblen Wechselkurs zu konfigurieren, um die Preise durchgehend in EUR/MWh anzeigen zu lassen. Sie können daher die polnischen Großhandelspreise für den fehlenden Zeitraum nur direkt auf der ENTSO-E Transparenzplattform einsehen: Hier klicken. […] (Abbildung 3)

Einen Schritt weiter ging die Antwort von Fabian Hein, Analyst und verantwortlich für das Agorameter bei Agora-Energiewende, der mir die polnische Webseite nannte, die Agora zur Datenermittlung verwendet. Abbildung 4 wirft für den Zeitraum von 2009 bis 2019 die Preise pro MWh Strom in polnischen Złoty aus. Tatsächlich sind in den vergangenen 1 1/2 Jahren die Importstrompreise angezogen. Der polnische Złoty hat einen Wert von aktuell etwa 0,23 Euro. Weshalb nun aber Polen so viel mehr Stromimportkosten als unsere übrigen Nachbarn an Deutschland zahlt, konnte mir niemand erklären. Und dies, obwohl ich konkret nach Sondereinflüssen gefragt habe.

Frankreich Stütze der bundesdeutschen Stromversorgung

Wie auch immer. Ich habe bei meiner Analyse  des bundesdeutschen Stromaußenhandels 2019 Polen einmal komplett außen vor gelassen (Abbildung 5). Damit stimmt meine Aussage für das Jahr 2019 auch im Mittel. Der Durchschnittspreis, den Deutschland für Stromimporte zahlen musste, lag bei 45,08 €/MWh. Beim Stromexport erlöste Deutschland pro MWh 44,42 €.

Wenn die Erlöse durch den Stromexport nach Polen berücksichtigt werden, dreht sich das Bild. Nun werden für Importe wiederum die 45,08 €/MWh bezahlt, Exporte hingegen bringen 46,89 €/MWh. Polen sei Dank. (Abbildung 6)

Wenn Sie sich den Chart unter Abbildung 6 genauer anschauen, erkennen Sie, dass Deutschland besonders viel Strom nach Österreich und in die Schweiz exportiert hat. Von dort wurde auch eine Menge Strom importiert. Für beide Länder ein gutes Geschäft, wenn man die Im-/Exportpreise jeweils vergleicht. Sie differieren wesentlich stärker als die oben genannten Durchschnittspreise.

Frankreich und die Niederlande exportieren ebenfalls Strom nach Deutschland. Wobei Frankreich praktisch eine der Stützen der bundesdeutschen Stromversorgung, vor allem Baden-Württembergs ist. Strom in einer Menge, welche praktisch von 1 1/2 Kernkraftwerken produziert wird, wurde aus Frankreich importiert. Deutschland zahlte dafür etwas weniger, als es für den – verhältnismäßig geringen – Export nach Frankreich erzielte. Aus den Niederlanden wurde mit über 5 TWh ebenfalls eine große Menge Strom importiert. Deutschland exportierte gleichwohl viel mehr Strom in die Niederlande. Und machte unter dem Strich damit Gewinn.

Abbildung 7 weist die Kosten und die Erträge aus, die im Jahr 2019 für die Stromerzeuger Deutschlands anfielen. Saldiert wurden 27,251 TWh Strom exportiert. Deutschland hat 49,37 €/MWh erhalten, wenn man die polnischen Importe und dessen Ertrag für Deutschland berücksichtigt. Rechnet man Polen heraus, sind es 42,80 €/MWh. Was bemerkenswerterweise annähernd dem Preis entspricht, den Abbildung 3 zum Ende des Jahres 2019 in Polen hergibt.

An dieser Stelle möchte ich noch mal ausdrücklich darauf hinweisen, dass Stromversorgung ein Gleichzeitigkeitsgeschäft (Abbildung 8) ist. Strom muss genau dann produziert werden, wenn er, wenn die zu transportierende Energie benötigt wird. Was in der einen Sekunde noch genau passend war, kann in der nächsten schon zu wenig oder zu viel sein. Deshalb kommt es bei einem Industrieland wie Deutschland mit hoher schwankender Stromerzeugung (Wind- und Sonnenkraft, Abbildung 9). Genau deshalb finden permanente Stromimporte, Stromexporte statt. Das Stromnetz muss zu jeder Zeit austariert, „ausgeregelt“ werden, damit die Netzfrequenz 50 Hertz exakt eingehalten wird. Zuviel Strom ist genauso gefährlich für die Versorgungssicherheit wie zu wenig Strom. Ein höchst komplexer, permanenter Vorgang, der den Ingenieuren und Mitarbeitern der Stromerzeuger und Netzübertragungsbetreiber höchste Konzentration und Unmengen Know-how abverlangt sowie eine Menge Erfahrung erfordert.

Stromspeicher

Nun meinen manche Zeitgenossen, die sich in aller Regel recht wenig mit der Materie beschäftigt haben, dass das Problem doch mit genügend Stromspeichern gelöst werden könne. Und in der Tat. Immer wieder wird von neuen Speichermöglichkeiten berichtet, die suggerieren, jetzt sei der „Durchbruch“ gelungen, die Energiewende, die faktisch nur eine Stromerzeugungswende ist, sei gerettet.

Aktuell wird über die Möglichkeit berichtet, mittels Luftverflüssigung, das Problem zu lösen. Lassen Sie sich nicht täuschen. Eine Pilotanlage ist „schnell“ aufgebaut. Funktionieren tut das Konzept auch. Was aber immer wieder vollkommen falsch eingeschätzt wird, sind die Strommengen, die im Falle eines Falles (Wind und Sonnenkraftwerke liefern viel zu wenig Strom wie zum Beispiel diese Woche) bereitgestellt werden müssten. Abbildung 10 stellt die neuartige Anlage aus England vor. Dort gibt es auch einen Link zu einem Artikel mit meiner Einschätzung und realistischen Zahlen.

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Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

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Rüdiger Stobbe betreibt seit 4 Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.




Woher kommt der Strom? Sprunghafte Windstromerzeugung

Agorameter.

Da wundert es kaum, dass gegen Abend – als die Sonnenstromerzeugung wegfällt – eine Stromunterdeckung entsteht, die mit Sicherheit nicht spekulativ ungedeckt bleibt. Genau so wenig wie die beiden anderen Unterdeckungen der Woche. In drei gleichwohl kleinen Zeiträumen musste Strom netto importiert werden. Alle drei waren mit Preisspitzen versehen. Sie können diese gut daran erkennen, dass die lila Saldenlinie unter 0 GW in den negativen Bereich geht und die blaue Preislinie Spitzenwerte ausweist. Klicken Sie hier und überprüfen Sie meine Aussage.

Stark schwankende, volatile Windstromerzeugung ist für konventionellen Stromerzeuger naturgemäß sehr schwer auszugleichen. Kommt es bei Windstromerzeugungssenken regelmäßig zu hohen Importpreisen, kommt es bei Windstromerzeugungsspitzen zu Exportpreisen, die sich ab und zu Richtung 0 €/GWh bewegen. Das war diese Woche zweimal der Fall, wie am Chart sehr schön zu erkennen. Immerhin: Ein Bonus musste in bisherigen Jahr 2020 neben dem verschenkten Strom noch nicht mitgegeben werden.

Neben der Tabelle, welche die Detailwerte der Energy-Charts zum Ablese-Stichtag 26.1.2029 wiedergibt, und dem aus dieser Tabelle generierten Chart, wird hier ab sofort regelmäßig ein neuer Chart veröffentlicht, der die Im- und Exportwerte vom 1.1.2020 bis zum Ende der jeweils aktuellen Analysewoche veranschaulicht. Damit soll mit dem Märchen aufgeräumt werden, dass Deutschland nur Strom exportiert. Unter dem Strich, saldiert, exportiert Deutschland Strom. Real, zum konkreten Zeitpunkt – Strom ist faktisch ein Gleichzeitigkeitsgeschäft – muss Deutschland auch Strom importieren, wie die 3. Woche belegt. Da nutzt es nichts, wenn etwas vorher viel zu viel Strom vorhanden war. Der Augenblick, in dem der Strom benötigt wird, ist entscheidend. Baden-Württemberg importiert sehr oft Strom aus Frankreich. Das lässt sich nunmehr auch an dem Importwert Frankreich im neuen Chart Im-/Export gut nachvollziehen.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 12.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 64,29%, davon Windstrom 51,95%, Sonnenstrom 2,60%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,74%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Der Sonntag zeichnet sich neben geringem Strombedarf diesmal durch eine gleichmäßige, recht starke Windstromerzeugung aus. Was dazu führt, dass viel zu viel Strom im Markt ist. Die Preise, die erzielt werden, erreichen gerade mal die 27 €/MWh Grenze.

Montag, 13.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 43,05%, davon Windstrom 31,13%, Sonnenstrom 1,99%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,93%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Der Strombedarf steigt, die Windstromerzeugung lässt nach. Nur die Sonnenstromerzeugung bewirkt, dass die Deckung des Bedarfs auf Kante genäht, also gerade mal so, erfolgt. Manchmal allerdings rutscht die Erzeugung insgesamt unter den Bedarf. Dann wird auf die Hilfe der Nachbarn zurückgegriffen. Was die Netzausregelungsreserve anbelangt, sowieso. Da wird importiert und sofort wieder exportiert. Sehr schön zu erkennen von 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr.

Dienstag, 14.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 64,20%, davon Windstrom 53,41%, Sonnenstrom 2,27%, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,52%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Die Windstromerzeugung zieht wieder an, die Strompreise fallen. Deutschland exportiert fast ausschließlich Strom. Der Spitzenpreis liegt um 17:00 Uhr bei genau 38 €. Meistens aber werden die 30 €/MWh nicht erreicht. Mit 1,52 € um 3:00 und 4:00 Uhr fast die Null-Linie.

Mittwoch, 15.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 63,95%, davon Windstrom 50,58%, Sonnenstrom 4,07%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,30%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung bleibt auf hohem Niveau. Die Strompreise liegen den ganzen Tag unter 40 €/MWh. Deutschland exportiert. Auch heute teils sehr günstig: Um 2:00 Uhr nehmen die deutschen Stromerzeuger knapp 1.150 € für gut 10 GWh Strom ein. Welche Länder profitieren? Hier klicken

Donnerstag, 16.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 45,16%, davon Windstrom 30,32%, Sonnenstrom 4,52%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,32%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Die Windstromerzeugung sinkt über Tag auf den Wochentiefpunkt. Eine recht kräftige Sonne sorgt zunächst für Ausgleich. Ab 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr wird Strom importiert. Die Preise liegen in der Spitze bei 46 €/MWh. Als die Windstromerzeugung wieder stärker anzieht, fallen sie Zug-um-Zug unter 30 €. Deutschland exportiert Strom.

Freitag, 17.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 49,69%, davon Windstrom 36,65%, Sonnenstrom 3,73%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,32%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Heute wieder eine Windstromdelle, die durch Sonnenstrom ausgeglichen wird. Die konventionellen Stromerzeuger führen ziemlich exakt nach, so dass ab 8:00 Uhr bis 20:00 Uhr fast immer Strompreise über 40 €/MWh für den Im-/Exportstromsaldo (lila Linie) erzielt werden.

Samstag, 18.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,94%, davon Windstrom 39,71%, Sonnenstrom 2,21%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,03%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Der Samstag leitet eine bis zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Artikel schreibe, 26.1.2020, andauernde Schwachwindphase (Maximum an Land gut 14 GW / Minimum 2,03 GW) ein. Was danach kommt, weiß ich nicht. Am Erscheinungstag dieses Artikels soll wieder mehr Wind über Deutschland wehen. Am Samstag jedenfalls gelingt den Konventionellen wieder eine gute Anpassung ihrer Stromerzeugung an den Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Dennoch bleiben die Preise, die erzielt werden, nicht auskömmlich, wenn ich die Grenze hierfür bei 40 €/MWh ansetze. Grundlage hierfür sind die Ausführungen eines Kraftwerk-Insiders, die ich Ihnen hiermit noch mal ausdrücklich ans Herz lege.

Das letzte Wort wurde noch nicht gesprochen

Die Aussagen von Wirtschaftsminister Altmaier im Deutschlandfunk am 22.1.2020 lassen erkennen, dass er zumindest um die Problematik des gleichzeitigen Abschaltens von Kern- und Kohlekraftwerken weiß, wenn keine wirklichen Alternativen zur Verfügung stehen.

[…] Das ist, dass wir manchmal zwei oder drei Jahre haben ohne Stilllegungen. Aber der am meisten kritisierte Zeitpunkt, der befindet sich nach dem Jahre 2023 bis 2025, und dort legen wir alle Atomkraftwerke still bis Ende 2021. Wenn 9000 Megawatt Leistung stillgelegt werden, nicht mehr zur Verfügung stehen, um die Stromversorgung zu sichern, dann ist es, glaube ich, richtig, dass wir auch schauen, dass sich die Stromwirtschaft anpassen kann, dass man sich darauf vorbereiten kann, dass Gaskapazitäten, die wir für den Übergang brauchen, ins Geld kommen. Wir haben kein Interesse daran, dass wir dann durch Importe von schmutzigem Kohlestrom oder Atomstrom aus anderen Ländern ausschließlich diese Lücke füllen müssen. […] Quelle: Abbildung, bitte unbedingt anklicken, es öffnen sich alle weiteren Abbildungen & Mehr.

Auch wenn Peter Altmaier die Ausstiegs- und Abschaltzeitpunkte etwas durcheinanderwirft, er weiß um die Probleme in Sachen Versorgungssicherheit. Alle Kernkraftwerke sollen bis Ende 2022 abgeschaltet worden sein; ein Braunkohleblock (Weisweiler) soll im April 2022 abgeschaltet werden; bei 2 weiteren Braunkohleblöcken (Neurath & Niederaußem) steht der genaue Abschalttermin noch nicht genau fest. Aber bis Ende 2022 soll die Abschaltung auch da erfolgen (Abbildung 1). Woher soll der Strom danach kommen?

Ich bin sicher, dass das letzte Wort in Sachen Abschalt- und Ausstiegsorgie im konventionellen Bereich noch nicht gesprochen wurde. Ein auch nur annähernd ausreichender Zubau von Wind- und Sonnenkraftwerken ist mehr als unwahrscheinlich, nein praktisch unmöglich. Zumal es einfach von kompletter Ahnungslosigkeit zeugt, wenn jemand meint, höchst zuverlässig erzeugbaren und sicheren Grundlaststrom aus Kern- und Kohlekraftwerken durch volatile Energieträger Wind- und Sonnenkraft ersetzen zu können. Gaskraftwerke wären eine Alternative. Gas allerdings ist auch ein fossiler Energieträger und vor allem sehr teuer. Gas treibt die Strompreise. Die liegen in Deutschland ohnehin bereits an der Spitze (Abbildung 2).

Soviel Speicher ist nicht darstellbar

Gleichwohl habe ich mit den tatsächlichen Zahlen des Jahres 2019 Berechnungen angestellt, die erstens eine theoretische Verdoppelung und zweitens sogar eine Verfünffachung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraft annimmt. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Bei einer Verdoppelung reicht der erzeugte Wind- und Sonnenstrom gerade mal 76 Tage, um den Tagesbedarf Strom im Durchschnitt abzudecken. Was bedeutet, dass es im Stunden-, im Minutenbereich durchaus noch Unterdeckungen geben könnte. Das ist für unsere Untersuchung aber eher nachrangig. Wichtig ist, dass auch im Tagesdurchschnitt eine Verdoppelung des tatsächlich im Jahr 2019 erzeugten Wind- und Sonnenstroms an 289 Tagen nicht ausreicht, um Deutschlands tatsächlichen Tagesbedarf zu decken.

Besonders bemerkenswert sind die grafischen Aufbereitungen der Ergebnisse. Unter Abbildung 3 befinden sich 3 Charts. Chart 1 stellt die Tage dar, an denen eine Verdoppelung der Stromerzeugung durch Wind- und Sonnenkraft im Tagesdurchschnitt ausgereicht hätte, die Tage also, an denen kein Gasstrom zur Deckung des Strombedarfs Deutschlands hätte beigesteuert werden müssen. Chart 2 veranschaulicht die Strommenge, die an den 335 Tagen, an denen der Bedarf trotz Verdoppelung gedeckt werden konnte, noch darüber hinaus erzeugt werden konnte. Chart 3 zeigt die Strommenge, die noch zusätzlich pro Tag erforderlich gewesen wäre, um den jeweiligen Bedarf Deutschlands zu decken. Am 24.1.2019 zum Beispiel wären es 1,3 TWh gewesen. Ich erwähne dies, damit nicht wieder irgendjemand meint, es gäbe doch Speicher. Soviel Speicher ist nicht darstellbar. Denken Sie bitte an den theoretisch angedachten Riesenspeicher im Hambacher Loch (Abbildung 4), der alle 4 Tage 0,27 TWh liefern könnte. Aber dazwischen mit „überschüssigem Strom wieder aufgeladen“ werden müsste.

Auch eine Verfünffachung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraft reicht an 30 Tagen im Jahr 2019 nicht aus, um den Bedarf zu decken. Die Charts 4 bis 6 finden Sie unter Abbildung 5. Die Systematik ist die gleiche wie bei den Charts 1 bis 3. Bei einer Verfünffachung hätten am 24.1.2020 auch noch 1,1 TWh Strom konventionell zugesteuert werden müssen, um den Strombedarfs Deutschlands an diesem Tag zu decken.

Selbstverständlich habe ich bei meinen Berechnungen mit den echten Zahlen des Jahres 2019 angenommen, dass die notwendige Infrastruktur vorhanden ist, dass die Wind- und Sonnenenergie jederzeit dahin transportiert werden kann, wo sie benötigt wird. Was neben der realen Verdoppelung oder gar Verfünffachung der installierten Leistung Wind-/Sonnenkraft ein weiteres sehr dickes Brett wäre, was da zur Bohrung anstünde. Nicht zu vergessen der Bau von zusätzlichen Gaskraftwerken (mindestens Verdreifachung), die im Notfall einspringen. Und natürlich die Erweiterung der Gasleitungen, die erheblich ausgebaut und erweitert werden müssten, um das „Notfallgas“ an die jeweiligen Orte zu transportieren. Die allermeiste Zeit würden diese Gaskraftwerke einfach auf Bereitschaft stehen. Dennoch kosten sie. Nur das Gas wird gespart. Ansonsten: Volle Personalausstattung. Man weiß schließlich nicht, wann es los geht, wann der Gasstrom aus welchen Backupkraftwerk benötigt wird, um den Bedarf zu decken, weil Wind- und Sonnenstrom trotz Verdoppelung, Verfünffachung nicht ausreichen.

Kaum Wind, keine Sonne, ganz wenig Strom

Man kann es drehen und wenden, wie mal will: Kaum Wind, keine Sonne, kein Strom. In der nächsten Woche werden ähnliche Wetterszenarien wie im Januar 2019 analysiert werden. Es handelt sich also durchaus nicht um Einzelfälle. Es braucht auch keine langanhaltende Dunkelflaute, um die Stromversorgung Deutschlands an den Rand der Leistungsfähigkeit zu bringen. Jedenfalls dann, wenn weiter verlässliche und sichere Stromerzeuger abgeschaltet werden. Da muss unbedingt nachverhandelt werden. Rot-grüne Weltenretter, denen unser Wirtschaftssystem und der daraus resultierende Wohlstand vollkommen gleichgültig ist, dürfen nicht die Oberhand behalten. Lasst sie im „geretteten“ Hambacher Forst in den Bäumen leben und die Natur vermüllen. Ich will das nicht (Abbildung 6)

Zum Schluss möchte ich auf ein Video hinweisen, in dem Fabian Hein, der Mann, der unter anderem für das Agorameter bei Agora-Energiewende verantwortlich zeichnet, die Ergebnisse in Sachen Stromerzeugung des Jahres 2019 aus Sicht dieses Energiewende-affinen Think Tanks erläutert. Sie finden das Video unter Abbildung 7. Dort gibt es auch einen Link zur schriftlichen Dokumentation von Agora-Energiewende.

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Mit freundlicher Genehmigung. Zuerst erschienen bei der Achse des Guten. Rüdiger Stobbe betreibt seit über 3 Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de.

 

 




Woher kommt der Strom? Verheerender Kohleausstieg

War früher die Stromerzeugung lediglich vom Bedarf abhängig, kommt heute der Faktor „Menge des Wind- und Sonnenstroms“ hinzu. War die Kalkulation des Bedarfs durch jahrzehntelange Erfahrung relativ einfach, ist die Kalkulation der Strommenge, erzeugt durch Wind- und Sonnenkraft, praktisch unkalkulierbar. Allein wenn man sich die ersten elf Tage des Jahres 2020 anschaut, wird dies offensichtlich.

Selbstverständlich gibt es Wetterprognosen. Dennoch bleibt es eine nahezu unlösbare Aufgabe, die konventionelle Stromerzeugung so zu steuern, dass mit dem erneuerbar erzeugten Strom der Bedarf inklusive Netzausregelungsreserve einigermaßen so getroffen wird, dass keine massiven Über- oder Unterdeckungen – beides ist meist recht kostspielig – entstehen. Je mehr erneuerbar erzeugter Strom erzeugt wird, desto komplexer wird die Beisteuerung konventionellen Stroms. Beigesteuert werden musste bisher immer. Mal mehr, mal weniger, aber jederzeit. Die erneuerbaren Energieträger haben noch nicht eine Stunde den Strombedarf Deutschlands decken können.

Die ersten elf Tage des Jahres 2020 in der Detailtabelle mit den Werten der Energy-Charts, dem daraus generierten Chart und die Agora-Chartmatrix.

Die Tagesanalysen

Mittwoch, 1.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 41,12 %, davon Windstrom 20,56 %, Sonnenstrom 5,61 %, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,95 %. Der Agora-ChartmatrixHier klicken

Der Strombedarf Deutschlands lag am ersten Tag des Jahres 2020 bei rekordverdächtigen 1 TWh. Ein so geringer Bedarf ist bestens geeignet, den bisherigen Rekord von 77% Strom aus Erneuerbaren vom Ostermontag 2019 einzustellen, zu übertreffen. Leider spielte das Wetter nicht mit. Es war ein schöner Neujahrstag. Der wenige Wind und eine für die Jahreszeit kräftig scheinende Sonne reichten nicht für einen Rekord. Die Strompreise waren unter dem Strich nicht kostendeckend.

Donnerstag, 2.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 47,24%, davon Windstrom 31,50%, Sonnenstrom 3,15%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,60%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Bis auf die Zeiten von 6:00 bis 7:00 Uhr und 14:00 bis 17:30 Uhr reicht die eigene Stromerzeugung heute aus. Es ist ein ruhiger Tag mit konstanter Windstromerzeugung, die zum Abend leicht anzieht. Die Strompreise sind unter dem Strich auskömmlich.

Freitag, 3.1.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 63,16%, davon Windstrom 51,97%, Sonnenstrom 1,32%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,87%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Über 50% des Strombedarfs des heutigen Tages wird durch gleichmäßige Windstromerzeugung gedeckt. Sonnenstromerzeugung spielt kaum eine Rolle. Wie überhaupt in den Wintermonaten. Vor allem in den frühen Morgenstunden ist zu viel Strom im Markt. Er muss zeitweise verschenkt werden.

Samstag, 4.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 64,90%, davon Windstrom 54,30%, Sonnenstrom 0,66%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,93%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Einstieg ins Wochenende: Der recht geringe Bedarf und die starke Windstromerzeugung, die Unfähigkeit oder der Unwille, die konventionelle Stromerzeugung herunterzufahren, führen zu sehr viel Strom im Markt, der billig abgegeben werden muss.

Sonntag, 5.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 43,10%, davon Windstrom 27,59%, Sonnenstrom 2,59%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,93%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Der Wind flaut ab, die Mittagssonne gleicht aus. Zum Abend steigt die Windstromerzeugung an. Die aus dem vergangenen Jahr häufige Stromunterdeckung am frühen Abend (Sonnenuntergang und steigender Bedarf) bleibt aus. Deutschland exportiert den ganzen Tag Strom im Saldo. Zu Preisen von knapp 30,- bis gut 46,- € pro MWh.

Montag, 6.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 42,45%, davon Windstrom 28,78%, Sonnenstrom 2,88%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,79%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Auch heute reicht die Stromerzeugung Deutschlands aus, um den Bedarf komplett zu decken. Deutschland exportiert Strom zu diesen Preisen.

Dienstag, 7.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 42,14%, davon Windstrom 31,45%, Sonnenstrom 1,26%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,43%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Heute sehen wir eine Windstromerzeugung, deren Delle tagsüber durch Sonnenstromerzeugung ausgeglichen wird. Es werden von 6:00 bis 19:00 Uhr auskömmliche Exportpreise erzielt.

Mittwoch, 8.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 45,78%, davon Windstrom 35,54%, Sonnenstrom 0,60%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,94%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Heute lässt die Windstromerzeugung über Tag stark nach. Die konventionelle Stromerzeugung gleicht dies gut aus. Es kommt zu keinerlei Unterdeckungen. Ab 12:00 Uhr liegt der Strompreis über 40 € /MWh. Mit knapp 56 € wird um 18:00 Uhr das Tageshoch und das Hoch des Analysezeitraums erreicht.

Donnerstag, 9.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 46,45%, davon Windstrom 34,84%, Sonnenstrom 1,94%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,68 %. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Der zum Tagesbeginn schwache Wind frischt zum Morgen auf und erreicht um 13:00 Uhr gemeinsam mit den übrigen erneuerbaren Energieträgern gut 45 GW. Das ist innerhalb von ein paar Stunden mehr als eine Verdreifachung (2:00 Uhr = 14 GW). Die Strompreise fallen in diesen Zeitraum. Die Entwicklung der Preise.

Freitag, 10.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 40%, davon Windstrom 38,89%, Sonnenstrom 1,85%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,26%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Eine gleichmäßige Stromerzeugung durch Wind- und Sonnenkraft vereinfacht die Beisteuerung konventionell erzeugten Stroms. Keine Sprünge, keine Hektik. Hier die Preise. Unter dem Strich nicht auskömmlich.

Samstag, 11.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 49,65%, davon Windstrom 37,07%, Sonnenstrom 2,10%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,49%. Der Agora-ChartmatrixHier klicken

Der Samstag bietet ein ähnliches Bild wie der Tag zuvor. Allerdings steigt zum Abend die Windstromerzeugung an. Die auch heute insgesamt nicht auskömmlichen Strompreise fallen deshalb noch etwas stärker als gestern.

Im Analysezeitraum waren nur wenige Stromunterdeckungen zu verzeichnen. Es wurde unter dem Strich fast immer mehr Strom exportiert als importiert. Die Preise, die erzielt werden konnten, waren insgesamt nicht auskömmlich. Wobei ich die Grenze bei 40 €/ MWh ziehe. Sie liegt eher höher, denn niedriger. Immerhin waren im Analysezeitraum keine kostspieligen Stromimporte zu verzeichnen.

Kohleausstieg – und Industrieausstieg?

Bald ist es soweit. Gemäß des „Fahrplan Kohleausstieg“ (Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es werden alle Abbildungen & Mehr geöffnet.) wird am 1.4.2022 ein Block des Braunkohlekraftwerks Weisweiler abgeschaltet. Gut, das sind noch 2 1/4 Jahre. Was nicht von ungefähr kommt. Wenn sofort mit der Abschaltung von Braunkohlekraftwerken begonnen würde, wüsste man nicht, woher der Strom, der benötigt wird, kommen sollte. Weil man dringend „Ersatzstrom“ für das abgeschaltete Kernkraftwerk Philippsburg 2 (Abbildung 1) braucht – die Trasse aus dem rheinischen Kohlerevier nach Philippsburg wird gebaut (Abbildung 2) –, wird das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 in Betrieb genommen.

Eine erschreckende Ahnungslosigkeit

Was denn auch praktisch der Ersatz- oder Zusatzgroßkampfplatz (Abbildung 3) unserer sogenannten Klimaschützer für den Hambacher Forst („Hambi“) sein wird. Der ist jetzt gerettet. Was selbstverständlich überhaupt kein Grund für die „Retter“ ist, abzuziehen. Die Aachener Nachrichten:

Eine junge Frau, die „Mensch“ genannt werden will, sieht keinen Grund, jetzt den Wald zu verlassen. „Der Widerstand geht weiter.“ Ohnehin sei der Slogan „Hambi bleibt“ verkürzt gewesen. „Es geht doch hier um mehr: wie wir grundsätzlich in der Gesellschaft leben wollen“, sagt der „Mensch“. Die Umstehenden murmeln zustimmend. Die Nachricht vom Wald-Erhalt jedenfalls ändere – nichts. „Wir bleiben hier.“ (Abbildung 4).

Dass in den Medien, aber auch in der Politik zum allergrößten Teil eine erschreckende Ahnungslosigkeit, was die Konsequenzen eines praktisch parallelen Ausstiegs aus der Kernenergie und Kohlekraft sind, ist offensichtlich. Man meint wohl bis zum 1.4.2022 in Sachen Ersatzkraftwerke, die mit Wind- und Sonnenkraft betrieben werden, so weit zu sein, dass der erste Braunkohleblock in Weisweiler stillgelegt werden kann. Man vergisst dabei allerdings, dass bis zum 1.1.2022 drei Kernkraftblöcke abgeschaltet werden. Da fehlen dann inklusive Philippsburg zweimal ganz schlichte 45 TWh Strom aus Kernkraft. Um diese 45 TWh Strom auch nur im Durchschnitt durch den erneuerbaren Energieträger Windkraft zu ersetzen, müsste man jetzt sofort damit beginnen, 6.749 Windkraftanlagen zu bauen. Die ersetzten dann den wegfallenden Strom aus Kernenergie. Von Ersatz für weitere 30 TWh wegfallenden Kernenergiestrom Ende 2022 haben wir noch nicht gesprochen. Von Ersatz für den am 1.4.2022 beginnenden Braunkohleausstieg ebenfalls nicht.

Wie das „geplant“ ist, das mit den Abschaltungen und dem Aussteigen, so wird das nichts. Jedenfalls nicht, wenn man den Industriestandort Deutschland so erhalten will, wie wir ihn kennen und weiter haben wollen. Selbstverständlich gibt es kleine Gruppierungen – wirkmächtige Minderheiten – von angeblichen Weltverbesserern und Weltenrettern, die genau das nicht wollen. Hören Sie unter Abbildung 5, was ein Börsenexperte der Deutschen Bank im Deutschlandfunk meint. Hören Sie, wie Siemens, wenn die Firma klimakonform sein wollte, auf alle geschäftlichen Aktivitäten verzichten müsste, die im weitesten Sinn etwas mit fossilen Energieträgern oder Kernenergie zu tun hätten. Was faktisch unmöglich sein dürfte (Abbildung 6).

Bei Industrieprozessen hat alles was mit Energie zu tun

Im Endeffekt dürfte sich Siemens nur noch und ausschließlich auf Geschäftsfeldern betätigen, die mit erneuerbaren Energieträgern befasst sind. Wobei auch das bereits kritisch ist. Bei der Herstellung, dem Transport und dem Aufbau von Windkraftanlagen werden – ebenso wie bei den Batterien für E-Autos – enorme Mengen CO2 freigesetzt (CO2-Rucksack). Bei Solarmodulen ist es genauso. Im Grunde könnte Siemens seine geschäftlichen Aktivitäten einstellen. Denn Alles und Jedes hat bei Industrieprozessen irgendwie etwas mit Energie zu tun. Mit fossiler und/oder mit Kernenergie. Also Schluss mit Siemens, Schluss mit lustig: Luisa Neubauer will jetzt auch andere Konzerne in diese Richtung angehen (Abbildung 7).

Warten wir mal ab, wie lange sich das unsere Industriellen noch gefallen lassen. Wie lange sie sich von ahnungs-, und – weil sehr jungen – erfahrungslosen Menschen erklären lassen, wie die Welt funktioniert. Allein in meiner knapp 66-jährigen Lebenszeit sollte die Welt schon oft untergehen. Laut Bild-Zeitung aus dem Jahr 2007 ist es im Februar dieses Jahres mal wieder soweit (Abbildung 8).

In meinem Analyseplan zum „Strom“ im Jahr 2020 war diese Woche die Vorstellung der Ergebnisse in Sachen Strom Im- und Export vorgesehen. Leider gibt es bei den Werten der Energy-Charts eine Unstimmigkeit, die, wenn sie korrekt sein sollte, erhebliche Auswirkungen hat. Sobald ich die Dinge geklärt habe, wird die Analyse Strom Im-, und Export grafisch aufbereitet nachgereicht. Nur so viel ist bereits heute sicher: Deutschland/Baden-Württemberg hat bereits 2019 die Strommenge, die ein Kernkraftwerk erzeugen kann, aus Frankreich importiert (Abbildung 9). Mal schauen, wie es 2020 wird. Da könnten es schon zwei werden.

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Woher kommt der Strom? prozentualer Rekord

Hier und hier.

Insgesamt war die 50. Woche recht windstark. Allerdings fehlte Kontinuität, die Erzeugung der erneuerbaren Energieträger unter dem Strich schwankte stark. Sonnenstrom spielte kaum eine Rolle. Beide Sachverhalte sind im Herbst, im Winter allerdings nicht ungewöhnlich. Deshalb müssen in diesen Zeiten die konventionellen Stromerzeuger Schwerstarbeit leisten, um den Mittelweg zwischen einer massiven Stromübererzeugung und einer möglichen Stromunterdeckung hinzukriegen.

Die Koordination, die Nachführung der konventionellen Stromerzeugung, die Anpassung an den vorrangig eingespeisten Strom aus erneuerbaren Energieträgern, bezogen auf den Strombedarf, funktionierte vergangene Woche recht gut. Auch diese Woche erfolgte die Anpassung angesichts der komplexen Aufgabe meines Erachtens zufrieden stellend. Maßstab für Erfolg oder Nichterfolg ist sofort nach der Sicherstellung der Bedarfsdeckung am Ende immer der Strompreis, den der Markt bildet.

Die Detail-Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und dem daraus generierten Chart.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 8.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 73,68 Prozent

Da wurden die konventionellen Stromerzeuger kalt erwischt. Relativ geringer Strombedarf zum Sonntag und eine nach einer sich lediglich als Windstromdelle entpuppende wieder unerwartet ansteigende Windstromerzeugung führten zu einer massiven Stromübererzeugung. Dieser Überschuss musste nicht nur verschenkt werden. Es musste auch noch viel, viel Geld mitgegeben werden.

Montag, 9.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 57,83 Prozent

Heute, ab 7:00 Uhr, entspannt sich die Lage etwas. Die Strompreise liegen ab diesem Zeitpunkt zumindest wieder im positiven Bereich. Bis 20:00 Uhr liegen sie knapp unter 40.000 € pro GWh. Um dann wieder abzusinken. um 23:00 Uhr werden nur noch 14.080 € pro GWh erzielt.

Dienstag, 10.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 45,83 Prozent

Der erste Tag der Woche, in dem die Strompreise komplett im positiven Bereich liegen. Unter dem Strich werden die Gestehungskosten für den produzierten Strom dennoch kaum oder vielleicht gerade mal so erzielt.

Mittwoch, 11.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 39,76 Prozent

Heute ab 0:00 Uhr lässt die Windstromerzeugung zunächst langsam, ab 6:00 Uhr dann immer schneller nach. Um 16:00 Uhr wird der Tiefpunkt erreicht. Ab diesem Zeitpunkt werden nur noch gut 7 GWh in der Stunde erzeugt (00:00 Uhr = 31 GWh in der Stunde – jeweils onshore). Je knapper der Strom, bezogen auf den Bedarf, wird, desto höher steigt der Preis.

Donnerstag, 12.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 35,80 Prozent

Erst zum Abend zieht die Windstromerzeugung wieder an. Was zur Folge hat, dass die Strompreise rapide sinken.

Freitag, 13.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 47,43 Prozent

Heute das umgekehrte Bild zum Donnerstag. Ab 8:00 Uhr sinkt die Stromerzeugung durch Erneuerbare Energieträger. Was zu einem (weiteren) Anstieg der Strompreise führt. 

Samstag, 14.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 67,76 Prozent

Es ist wieder viel Strom im Markt. Erneuerbar erzeugter Strom. Die Preise erreichen zu keinem Zeitpunkt die 40-€-Marke pro MWh. Die Konventionellen fahren die Produktion runter. Doch sie können nicht zu viel Stromerzeugung wegnehmen. Man weiß ja nicht, was gleich, was morgen kommt.

Erkennen Sie ein Muster? Immer, wenn die erneuerbaren Energieträger, insbesondere die Windkraft, besonders viel Strom erzeugt, wird der Strom billig. Was aber nicht an der Windkraft, sondern am Überangebot liegt. Je mehr kaum kalkulierbare Stromerzeugung durch Windkraft erfolgt, desto größer wird das Problem. Das Problem, dass in windschwachen Zeiten auch eine Verdoppelung, eine Verfünffachung der installierten Leistung Windkraft nicht ausreicht, um den Strombedarf Deutschlands zu decken. Es muss entsprechend viel installierte Leistung als Backup konventionell in Reserve gehalten werden. Weht der Wind gleichwohl stark, kommt es zu einer massiven Stromüberproduktion, die die Preise verfallen lässt. Am 8.12.2019 wäre es eine Strommenge von 3,4 TWh bei einer Verfünffachung der installierten Leistung Wind gewesen. In der gesamten 50. Woche 13,61 TWh. Dass es „passt“, dass erneuerbare Stromerzeugung und Strombedarf sich annähernd decken, wird relativ selten vorkommen.

Praktisch allein weltweit

Die Festtage – oft verbunden mit Brückentagen – sind da. Anlass, einen Jahresrückblick spezieller Natur anzubieten. Nein, keine Zahlenanalyse. Die kommt, wenn alle Werte relativ verlässlich vorliegen. Leider werden die Werte bei den Energy-Charts nicht zu einem Stichtag festgeschrieben, sondern auch noch sehr lange nach dem Wertedatum korrigiert. Die Zahlenanalyse 2019 wird deshalb frühestens Ende Januar 2020 erfolgen.

Woher kommt der Strom? Das war lange Jahre eine rein technische Frage. Mit der Havarie der Kernkraftwerke in Fukushima 2011 wurde die deutsche Energiewende dynamisiert. Der Ausstieg aus der Kernenergie bis Ende 2022 wurde von Kanzlerin Merkel festgelegt, vom Bundestag abgesegnet. Sieben Kernkraftwerke wurden sofort abgeschaltet. Die verbleibenden werden überprüft. Zum 1.1.2020 wird mit Philippsburg 2 in Baden-Württemberg das erste der im Jahr 2019 noch fünf verbliebenen Kernkraftwerke vom Netz gehen, abgeschaltet. Es werden 11 TWh CO2-freier Strom pro Jahr fehlen.

Das ist eine Strommenge, für deren durchschnittliche Erzeugung per Windkraft 1.666 Windkraftwerke notwendig sind (Abbildungbitte unbedingt anklicken. Sie öffnen alle weiteren Abbildungen und mehr).  In den kommenden 3 Jahren werden die letzten 4 Kernkraftwerke mit insgesamt 65 TWh CO2-freier Stromerzeugung pro Jahr vom Netz genommen. Da wären allein als Ersatz noch mal 9.845 Windkraftanlagen à 3 MW notwendig, nur um den Strom aus den verbliebenen und bis 2022 abgeschalteten Kernkraftwerken zu ersetzen. Man will CO2-freien Strom. Man schaltet CO2-freie Stromerzeuger ab. Praktisch allein, weltweit.

Soviel zum Widersinn einer Energiewende, die ideologisch stark aufgeladen ist. Ginge es tatsächlich um weniger CO2-Ausstoß, würden ein Abschalten der Kernkraftwerke wenigstens so lange hinausgezögert, bis genügend Ersatz für CO2-reiche Kohleverstromung installiert wäre. Kohleverstromung aber soll ebenfalls bereits bis 2022 um 12,5 GW installierte Leistung reduziert werden. Ausbau Windkraft: Fehlanzeige! Es bleibt also eine Verringerung des Stromverbrauchs (Abbildung 1) oder eine Steigerung des Stromimports. Irgendwoher muss der Strom ja kommen, mit dem zusätzlich die Millionen E-Autos betankt werden sollen. Aus erneuerbaren Energieträgern kommt er sicherlich nicht.

Faktisch ist die gesamte Energie- und Klimapolitik in sich widersprüchlich. Was nicht verwundert, denn wo Licht ist, ist immer auch Schatten. Angefangen bei Windrädern, die Landschaften verschandeln, Vögel und Insekten schreddern, Windräder, die Gesundheit von Menschen gefährden. Bis hin zu Batterien für eine E-Mobilität, die nur vordergründige CO2-Freiheit verspricht. Rohstoffabbau und Transport erzeugen nicht nur sehr viel CO2. Auch die Gegenden, wo zum Beispiel Kobalt und Lithium gewonnen werden, verkarsten. Vor allem aber arbeiten in diesen Bereichen Menschen, auch Kinder (Abbildung 3), die extrem geschädigt werden. Weitere Beispiele schildert Stefan Aust ganz aktuell (Abbildung 4).

Die Motivation wird gegen Null tendieren

Der Aufwand, der in den vergangenen 20 Jahren getrieben wurde, der viele Energiewender reich gemacht hat, dieser Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen. Meinen naive Menschen, durchschnittlich 40, 60 oder mehr Prozent Strom aus erneuerbaren Energieträgern sei ein Fortschritt, belegt ein Blick auf den Anteil von Wind- und Sonnenstrom an der Primärenergie, die Deutschland benötigt, dass dieser Anteil nicht mal fünf Prozent beträgt (Abbildung 5). Sicher, die benötigte Primärenergie würde sinken, wenn die Energieversorgung komplett auf „Erneuerbar“ umgestellt werden könnte. Hohe Wärmeverluste fielen weg. Dennoch ist das bereits mit Milliardenaufwand Erreichte mager. Sehr mager.

All das ist gleichgültig. Es muss weiter gehen. Zumindest in Deutschland. Das Klimapaket 2030 (Abbildung 6) wird nachgebessert und verabschiedet. Damit verabschiedet sich die bundesdeutsche Politik endgültig von einer am Wähler orientierten, dem Bürger Nutzen bringenden Politik. Das von jedem Bürger – heizen muss letztendlich jeder, so stark erwärmt sich das Klima in Deutschland denn doch nicht – abgepresste Geld wird zu vielem führen, nur nicht zu einem Verhalten, dass den CO2-Ausstoß nennenswert senkt. Dafür sind die Alternativen viel zu teuer, wenn es sie denn überhaupt gibt.

Spätestens bei der Abstrafung von Vermietern mittels Mietendeckel und ähnlichem Unfug wird deren Motivation, auch nur irgendetwas an Hausmodernisierung – zum Beispiel effizientere Heizung einbauen – anzugehen, gegen Null tendieren. Unter dem Strich zahlt der kleine Mann. Beim Kraftstoff, beim Heizen, letztendlich bei allem. Denn es gibt kaum etwas, was nicht mit Energieaufwand, sprich mit CO2-Ausstoß und damit klimasteuerpflichtig, hergestellt werden muss.  Da kann noch so viel von „sozial gerecht“ geredet werden. Fakt ist, die ganzen Klimarettungsaktionen benachteiligen die normal- und weniger verdienenden Menschen.

Je mehr ans Licht kommt, dass Unmengen wirtschaftliche Ressourcen für die Schimäre „Rettung der Welt“ zum Fenster hinaus geworfen werden, desto mehr wird sich das Blatt wenden. Hin zu einer Politik mit einem realistischen Blick auf die Dinge. Insbesondere, wenn der Bürger merkt, dass der Nutzen der Dinge, für die er sein mühselig verdientes Geld hergeben muss, schlichter Unfug ist. Einen weltweiten Schwenk eingeläutet hat die COP25. Wirtschaftlich starke Staaten sind nicht mehr bereit, Geld zu bezahlen, weil es in Afrika heiß ist, der Monsun zu Überschwemmungen führt. Das war immer schon so. Auch ohne Klimawandel. Genauso entstanden immer schon neue Inseln in der Südsee. Andere gingen dafür unter. Das war auch schon immer so. Die Zeit der automatischen Melkkuh „Westen“ im Namen des Klimawandels scheint vorbei zu sein. Natürlich haben Klimaschützer andere, weitere Erklärungen (Abbildung 10). Dass der CO2-Ausstoß weltweit sinken wird, davon hat man sich ohnehin verabschiedet. Egal, ob Deutschland atmet oder nicht (Abbildung 11)

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Insgesamt war die 50. Woche recht windstark. Allerdings fehlte Kontinuität, die Erzeugung der erneuerbaren Energieträger unter dem Strich schwankte stark. Sonnenstrom spielte kaum eine Rolle. Beide Sachverhalte sind im Herbst, im Winter allerdings nicht ungewöhnlich. Deshalb müssen in diesen Zeiten die konventionellen Stromerzeuger Schwerstarbeit leisten, um den Mittelweg zwischen einer massiven Stromübererzeugung und einer möglichen Stromunterdeckung hinzukriegen.

Die Koordination, die Nachführung der konventionellen Stromerzeugung, die Anpassung an den vorrangig eingespeisten Strom aus erneuerbaren Energieträgern, bezogen auf den Strombedarf, funktionierte vergangene Woche recht gut. Auch diese Woche erfolgte die Anpassung angesichts der komplexen Aufgabe meines Erachtens zufrieden stellend. Maßstab für Erfolg oder Nichterfolg ist sofort nach der Sicherstellung der Bedarfsdeckung am Ende immer der Strompreis, den der Markt bildet.

Die Detail-Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und dem daraus generierten Chart.

 

Mit freundlicher Genehmigung. Zuerst erschienen auf der Achse des Guten.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über 3 Jahren den Politikblog www.mediagnose.de.

 

 




Woher kommt der Strom? – Woche 49, weder Fisch noch Fleisch

Da besann sich der Wettergott und meinte, dass Nikolaustag ein Wind-Tag sein sollte. Und nicht nur zu Nikolaus, nein, auch die folgenden Tage waren sehr reich an Wind. Leider bedeutet reich an Wind im Dezember fast immer schlechtes Wetter. Die Sonne trug nicht mal 0,1 TWh pro Tag zum Stromergebnis Erneuerbare bei. Da kommt der Moment, wo sich die Sache mit der Windkraft in den Schwanz beißt. Weil trotz einer nahe an Spitzenwerte (um 1 TWh/Tag) reichenden Windstromerzeugung dieser Strom zusammen mit dem Strom der anderen erneuerbaren Energieträger nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken. Wegen des schlechten, nasskalten Wetters steigt der Strombedarf entsprechend an. Die früh einsetzende Dunkelheit tut das ihre dazu. Das Mehr an Windstrom wird durch den Mehrbedarf im Herbst, im Winter nivelliert.

Dieses Mehr an Windstrom am Nikolaustag führte zu einem Preisverfall an der Strombörse. Die konventionellen Kraftwerke konnten zwar runtergefahren werden, dennoch war insgesamt zu viel Strom – konventioneller Strom – im Markt. Am 6.12. waren die Preise, die erzielt werden konnten, noch recht moderat. Am 7.12.2019 musste für ein paar Stunden Strom praktisch verschenkt werden. Zum Teil mit einer Bonuszahlung.

Die Detailzahlen der Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der aus diesen Werten generierte Chart zeigen die Entwicklung von der Woche in Zahl und Grafik.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 1.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 26,19 Prozent

Die Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energieträger war heute recht schwach. Nun ist der Sonntag ein bedarfsarmer Wochentag, so dass es zu keiner Stromunterdeckung kam. Unter dem Strich exportierte Deutschland mehr Strom, als es importierte.

Montag, 2.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 33,74 

Wie abgesprochen, steigt passend zum Werktags-Mehrbedarf die Wind- und Sonnenstromerzeugung an. Bemerkenswert ist die Offshore-Stromerzeugung, die bereits am Sonntag angezogen hat. Sie flaut allerdings zur Nacht wieder etwas ab. Mit dem Strom, den Deutschland exportiert, werden zum Teil ordentliche Preise erzielt.

Dienstag, 3.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 29,27 Prozent

Der Tag beginnt mit recht wenig Windstromerzeugung. Im Verlauf des Tages zieht diese an und erreicht um 23:00 Uhr einen ersten Wochenhöhepunkt. Die konventionellen Stromerzeuger tragen dieser Entwicklung geschickt Rechnung. So liegt die Stromerzeugung gesamt immer etwas über Bedarf. Der Strom, der ins benachbarte Ausland verkauft wird, bringt gute bis sehr gute Erträge.

Mittwoch, 4.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 32,32 Prozent

Auch heute gelingt die Anpassung der konventionellen Stromerzeugung an den Bedarf und den vorrangig einzuspeisenden Strom aus Erneuerbaren Energieträgern. Der Tagesverlauf ist ziemlich gleichmäßig. Es gibt keine „Erzeugungssprünge“. Auch auf dem Meer ist die Stromerzeugung heute konstant. Das spiegelt sich wider in guten Stromverkaufspreisen.

Donnerstag, 5.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 38,24 Prozent & Freitag, 6.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 59,89 Prozent

Damit der Anstieg der Windstromerzeugung gut nachvollzogen werden kann, fasse ich diese beiden Tage zusammen. Man erkennt, dass die Stromerzeugung auf dem Meer (Offshore) nahezu gleichförmig verläuft. Onshore, auf dem Land hingegen, nimmt die Windstromerzeugung dynamisch zu. Die ohnehin recht schwache Sonnenstromerzeugung sinkt nochmal um etwa ein Drittel. Das Wetter ist schlecht. Und: Obwohl die konventionellen Stromerzeuger die starke Windstromerzeugung am 6.12. gut abfedern, ist das Zuviel an Strom insgesamt nur billig abzugeben. Immerhin werden am 5.12. noch recht ordentliche Preise erzielt. Hier der Im-/Exportchart für beide Tage.

Samstag, 7.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 66,88 Prozent

Bis um 6:00 Uhr muss der zu viel vorhandene Strom in Deutschland verschenkt, zu einem großen Teil mit Bonus, weitergegeben werden. Um allen Missverständnissen vorzubeugen. Es ist durchaus nicht zu viel erneuerbar hergestellter Strom, der heute zu Preisen abgegeben werden muss, die auch in der Spitze nicht mal die Unkosten decken. Der Mechanismus: Die Windstromerzeugung zieht an. Sie reicht aber durchaus nicht, um den Bedarf zu decken. Die unabdingbar notwendige konventionelle Stromerzeugung kann nicht schnell, nicht weit genug heruntergefahren werden. Deshalb ist ein Stromüberschuss vorhanden. Was am heutigen Tag sehr gut ist, denn die Windstromerzeugung lässt ab 8:00 Uhr etwas nach. Es wird wieder mehr konventioneller Strom benötigt. Der konventionelle Strom muss nicht mehr verschenkt werden und hält die Versorgungssicherheit aufrecht. Billig ist er aber immer noch zu haben.

Die starke Windstromerzeugung hält auch in der nächsten Woche zunächst an. Um dann in eine Art Achterbahn-Auf-und-Ab zu fallen. Dazu mehr am Heiligen Abend.

Wenn ein Professor Märchen erzählt…

Immer wieder gerne wird von der kompetenten Leserschaft darauf hingewiesen, dass Strom in dem Moment erzeugt werden muss, wenn er gebraucht wird. Deshalb seien Durchschnittsrechnungen wenig hilfreich. Zuletzt war dies bei meiner Aussage in Bezug auf die Abschaltungen von Kohlekraftwerken mit einer Minderung auf 30 GW installierte Leistung der Fall. Da im Jahr 2018 im Durchschnitt 23 GW Kohlestromleistung benötigt wurden, so meine Aussage, seien die 30 GW installierte Leistung immer noch mehr als ausreichend.

Aufmerksame Leser meinen, dies stimme so nicht. Es gab Zeiten im Jahr 2018, da seien mehr als 30 GW Leistung Kohlestrom nötig gewesen. Das stimmt (Abbildung, bitte unbedingt anklicken, es werden alle Abbildungen und Mehr geöffnet). Allerdings werden die 30 GW nur selten überschritten. Trotz des Abschaltens von 12,5 GW installierte Leistung Kohlekraft wird also keine relevante CO2-Ersparnis erreicht. Was ja die tiefere Sinngebung des Abschaltens von Kohlekraftwerken sein soll. Und: Ein Ausgleich des in der Spitze fehlenden Kohlestroms durch Gasstrom ist immer problemlos möglich. Fehlender erneuerbar erzeugter Strom hingegen kann immer nur konventionell ausgeglichen werden

Genau da liegt der Unterschied zu den Erneuerbaren Energieträgern Wind- und Sonnenkraft. Da kann nichts ausgeglichen werden. Jedenfalls nicht mit Erneuerbaren. Zwar sind Bestrebungen im Gange, verstärkt Energie aus Biomasse zu speichern und nicht sofort zur aktuellen Bedarfsdeckung zu verwenden. Die heutigen und künftigen Speichermöglichkeiten im Bereich Biomasse werden jedoch kaum ausreichen, um fehlenden Wind- und Sonnenstrom auch nur annähernd auszugleichen.  Eine Kurzvorstellung diverser weiterer Speicher finden Sie unter Abbildung 1. Diese würden aber allesamt nicht ausreichen, um genügend Strom zur Verfügung zu stellen, um den Tagesbedarf Deutschlands auch nur für einen Tag zu decken. Weder im Sommer und schon gar nicht im Winter. Deshalb ist es erstaunlich, dass ein Mann wie Professor Hanke-Rauschenbach meint, Strom in solchen Mengen speichern zu können, um damit Tage oder gar Wochen kalter Dunkelflaute (Abbildung 2) überstehen zu können (Abbildung 3). Solche Aussagen sind in den Bereich Sagen und Märchen einzuordnen und dienen offensichtlich dazu, dem Hörer/Leser Zuversicht in Sachen Energiewende einzuhauchen. Mit der technisch-physikalischen Realität hat so etwas nichts zu tun.

Gibt es 100 Prozent erneuerbar erzeugten Strom?

Solange Strom zur Deckung des Stromgesamtbedarfs in Deutschland nicht zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energieträgern hergestellt wird, ist folgender Sachverhalt zu beachten. Auch wenn Strom in Teilbereichen zu 100 Prozent, zum Beispiel für die Herstellung von Wasserstoff, verwendet wird, ist es nicht korrekt, zu behaupten, dieser Wasserstoff sei 100 Prozent Wasserstoff aus Erneuerbaren. Ein Beispiel: Die Stadt Düren möchte gerne Vorreiter in Sachen Wasserstofftechnologie sein. Deshalb soll der komplette Strom eines Windparks nahe Düren zur Wasserstoffherstellung verwendet werden. Mit diesem Wasserstoff sollen eine Regionalbahn und mehrere Busse ==> Ziel ÖPNV mit Wasserstoff betrieben werden. Eine prima Idee, sollte man meinen. Wenn man allerdings genauer hinschaut, sieht es so aus: Der Strom, der durch den Windpark erzeugt wird, wird dem allgemeinem Stromnetz vorenthalten. Deshalb muss dort mittels konventioneller Stromerzeugung der entgangene Windstrom ersetzt werden (Abbildung 4)

Hinzu kommt, dass die Umwandlung von Windstrom in Wasserstoff (Elektrolyse/Verflüssigung) und die Rückverwandlung in Strom (Brennstoffzelle) eine Menge Energie kostet (Abbildung 5). Eine Einheit Windstrom bringt nur eine Viertel Einheit Strom aus Wasserstoff. Würde der Windstrom direkt in einem Elektrofahrzeug mittels Batterie verwendet, stünden 90 Prozent des erzeugten Stroms zur Verfügung, um Bewegungsenergie (Bahn, Bus usw.) zu erzeugen. Wobei das zu Beginn meiner Überlegungen angesprochene Problem bleibt. Auch das ist kein komplett grüner Strom. Wenigstens wird er effektiver genutzt.

Bisher ausgeblendet wurde der Sachverhalt, dass Windstromerzeugung an sich schon höchst ineffizient ist. Es sind im Durchschnitt mindestens vier Windkraftanlagen gleicher Bauart notwendig, um die Nennleistung einer dieser Windkraftanlagen tatsächlich zu erzeugen. Eingedenk der Tatsache, dass die guten Windlagen in Deutschland praktisch belegt sind, ist ein weiterer Ausbau praktisch nur auf dem Meer (Offshore) sinnvoll. Zumindest, was den Stromertrag angeht. Kosten, Umweltschäden usw. seien hier nur erwähnt, nicht diskutiert. Ein weiterer Ausbau an Land (Onshore) erscheint wegen der im allgemeinen immer geringer werdenden Windhöffigkeit Richtung Süden der Republik wenig vernünftig. Hinzu kommt zusätzlich der immer größer werdende Widerstand der Bevölkerung, die nicht in hundert Jahren, sondern jetzt ein gutes Leben führen möchte. Ohne Windkraftindustrieanlagen vor der Haustür. Mit allen ihren Nachteilen.

Wasserstofftechnologie ist nichts Neues. Mercedes hat bereits vor Jahrzehnten intensiv in diesem Bereich geforscht. Man ist aber zu dem Ergebnis gekommen, dass sich angesichts des gewaltigen Energiebedarfs, des technischen, vor allem des sicherheitstechnischen Aufwands – Wasserstoff ist hochexplosiv und extrem flüchtig (Abbildung 6) –, dass sich der Aufwand in Sachen Wasserstoff insgesamt kaum rechnet. Entscheidend bleibt aber der wirklich gigantische Energiebedarf. Diese Mengen an „überflüssigem“ = Über-Bedarf vorhandenem, aus erneuerbaren Energieträgern erzeugtem Strom stehen schlicht nicht zur Verfügung. Auch nicht in mittlerer Zukunft. Deshalb „lohnt“ sich auch hier nur etwas, wenn kräftig subventioniert wird. Diese Subventionen räumen die Initiatoren des Dürener Projekts selbstverständlich ab. Überhaupt werden sie ein gutes Geschäft machen. Auch Daimler ist wieder mit dabei. Man will ja nichts verpassen. Dem Klima wird weder mit dem Projekt in Düren noch mit der Forschung beim Daimler geholfen. Wasserstofftechnologie ist heute vor allem gewaltige Energieverschwendung. Aber es hört sich alles gut und fortschrittlich an.

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Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de  Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über 3 Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de.

 




Woher kommt der Strom? Der düstere Montag

(Abbildung, bitte unbedingt anklicken, es öffnen sich alle Abbildungen und mehr)

Doch nein, zum Schwarzen Mittwoch kommt nun in der Woche darauf auch noch der düstere Montag am 25.11.2019 (Abbildung). Heimtückisch ließ am Sonntag eine recht ordentliche Wind- und Sonnenstromerzeugung kontinuierlich nach, um am Montag um 12:00 Uhr zusammen nur noch 4,65 GWh in der Stunde auf die „Stromwaage“ zu bringen. Der Bedarf Deutschlands lag bei knapp 78 GWh in dieser Stunde. Biomasse und Wasserkraft steuerten 7,26 GWh in der Stunde von 12:00 bis 13:00 Uhr bei, so dass in dieser Stunde insgesamt 11,91 GWh Strom aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt wurde. 63,67 GWh wurden konventionell erzeugt. Knapp 2,5 GWh mussten im Saldo importiert werden. Sonst wären die Lichter ausgegangen.

Die Niederlande, Österreich, die Schweiz und Frankreich lieferten den dringend benötigten Strom für 58.770 Euro pro GWh. Zu anderen Zeiten dieses Tages zahlten die Schweiz und Frankreich zum Teil unter 40.000 Euro pro GWh. Wenn sie Deutschland Strom abnahmen. Schauen Sie sich den Im-/Exportchart an.

Die 48. Woche ging nach dem Düsteren Montag dann doch noch mit erheblicher Windstromerzeugung weiter. Der Höhepunkt wurde Donnerstag, den 28.11.2019 um 16:00 Uhr, mit 32,69 GWh Windstrom in der Stunde allein an Land erreicht. 6,69 GWh Offshore-Strom kamen noch hinzu. Die Differenz zum Schwarzen Montag ist erheblich. Stellen Sie sich mal vor, es gäbe tatsächlich die von Energiewendern vorgeschlagene und von mir theoretisch angenommene und regelmäßig gecheckte fünffache installierte Leistung Wind-/Sonnenkraft. 2,93 TWh Strom-Überproduktion hätte es allein am 28.11.2019 gegeben.

Die müssten auch erst mal an einem Tag zu Wasserstoff/Methan verarbeitet werden. Das ist eine Strommenge, die etwa zweimal den Tagesbedarf Deutschlands im Durchschnitt decken würde. In der gesamten 48. Woche wären insgesamt knapp 7 TWh Strom über Bedarf produziert worden. An zwei Tagen, am 25.11. und am 26.11.2019, hätte es dennoch nicht gereicht. Da wurde nicht genügend Strom durch die Erneuerbaren (trotz Wind-/Sonnenkraft installierte Leistung x 5) produziert. Ich prognostiziere, dass solch gewaltigen Differenzen innerhalb kürzester Zeit in der Stromerzeugung, wie sie sich in der 48. Woche auftaten, niemals auch nur annähernd in den Griff bekommen würden. Allein der finanzielle Aufwand für die entsprechende Infrastruktur, die Anlagen zwecks Stromumwandlungen usw. wäre so groß, dass der Aufwand in keinem Verhältnis zum angestrebten Nutzen stünde. Von der technischen Machbarkeit – angefangen beim Ausbau der Windkraft – ganz abgesehen.

Hier der Im-/Exportchart der 48. Woche, die Tabelle mit den Detailzahlen der Energy-Charts und der daraus generierte Chart.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 24.11.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 40,31 Prozent

Sehr schön ist die kontinuierliche Abnahme der Windstromerzeugung zu erkennen. On- wie Offshore. Obwohl sich der Montag als Flaute-Tag abzeichnet, führen die konventionellen Stromerzeuger ihre Produktion nicht nach. Sie nähern sich immer weiter der Verbrauchslinie. Und machen recht gute Geschäfte. Die Nachfrage nach konventionellem Strom steigt.

Montag, 25.11.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 17,61 Prozent / Wind- und Sonnenstrom 5,63%

Zum Düsteren Montag wurde zu Beginn dieses Artikel bereits das Wesentliche gesagt. Hier der Chart mit dem Sonntag und dem nachfolgen Dienstag, damit anschaulich wird, welche Kapriolen Wind innerhalb eines Tages spielen kann. Flächendeckend.

Dienstag, 26.11.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 27,10 Prozent

So wie der Wind am Sonntag abgeflaut ist, so nimmt er heute praktisch wieder zu. Die Stromunterdeckung des Montags ist vorbei. Es wird wieder Strom exportiert. Den ganzen Tag. Hier der Im-/Exportchart. Die Geschäfte laufen heute über Tag recht ordentlich. Für die konventionellen Stromerzeuger. Für die Erneuerbaren dank Preisgarantie sowieso.

Mittwoch, 27.11.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 44,17 Prozent

Die Windstromerzeugung steigt weiter an. Die Strompreise fallen. Die konventionellen Stromerzeuger können sich nicht schnell genug anpassen. Nach unten. Was heute noch einigermaßen erträglich ist. Preislich. Aber morgen, ja morgen:

Donnerstag, 28.11.2019:  Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 60,11 Prozent

Heute Morgen, um 3:00 Uhr, wird der Strom fast verschenkt. Über Tag bewegt sich der Preis wieder um die 35.000 bis 40.000 € pro GWh. Zur Nacht fallen die Preise. Das allerdings ist üblich. Die Nachfrage sinkt.

Freitag, 29.11.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 50,60 Prozent

Die Windstromerzeugung nimmt wieder ab. Sie ist gleichwohl noch auf hohem Niveau. Der Rückgang des Strombedarfs zum Wochenende wird einen weiteren Rückgang verkraftbar machen. Hier der Im-/Exportchart.

Samstag, 30.11.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 31,34 Prozent

Tatsächlich. Der Wind flaut weiter ab. Dank geringerer Wochenendnachfrage Strom können die konventionellen Stromerzeuger den Bedarf decken, ohne zu viel Überschuss produzieren zu müssen. Hier der Im-/Exportchart.

Ein bisschen Größen- und Benennungskunde

Ein Wort zu den Benennungen. Die Grundlagen finden Sie in den Erläuterungen zur Kolumne. Was dem ein oder anderen Leser aufstößt, ist die Tatsache, dass ich „GWh in der Stunde“ verwende. Da sich die Kolumne auch und vor allem an den nicht naturwissenschaftlich komplett fitten Leser wendet, um Verwechslungen und Durcheinander zu vermeiden, verwende ich Bezeichnung kW, MW, GW, TW ohne h (= Stunde) immer im Zusammenhang mit „Installierter Leistung“ (Kraftwerke) bzw. „maximaler Leistungsaufnahme“ (40-Watt-Lampe, Auto mit 125 kW usw.). Die Bezeichnung erzeugten Stroms erfolgt in Wh, kWh, MWh, GWh oder TWh. Haushaltsstrom, der mit dem bekannten schwarzen Stromzähler gemessen wird, wird generell in Kilowattstunden (KWh) abgerechnet. Wenn an genau einem Tag 24 kWh Strom gleichmäßig benötigt wurden, dann war das in einer Stunde exakt eine kWh (1 kWh in der Stunde). Nun kann die Stunde gekürzt werden. Bleibt 1 kW Leistung Strom. Das aber korreliert nicht mit meiner Prämisse oben. Deshalb benenne ich die Stromerzeugung, die in einer Stunde stattgefunden hat, XXh in der Stunde, auf die sich die Aussage bezieht. Ich kürze also nicht.

Bedenken Sie bitte immer, dass Strom genau dann erzeugt wird, werden muss, wenn er benötigt wird. Deshalb wird aus dem erzeugten Strom unmittelbar eine Leistung, nämlich die, die der Stromabnehmer benötigt. Beispiel: In einer normalen Haushaltsteckdose sind Kabel und Anschlüsse aus Metall. Nur garantiert kein Strom. Strom, der da irgendwie vor sich her brubbelt und darauf wartet, abgerufen zu werden. Nein, erst in dem Moment, wenn ein Stromabnehmer – das kann eine Lampe, ein Staubsauger oder der Elektroherd sein – hinzukommt, erst dann fließt der Strom direkt aus dem Kraftwerk über die Steckdose an/durch den Abnehmer und erbringt die Leistung, die gewünscht (Lampe – volles Licht oder gedimmt) ist. Genau gesagt, überträgt der Strom die Energie, welche im Kraftwerk aus einem Energieträger umgewandelt wird. Der Strom überträgt die Energie, die der Wind, die Sonne, die Kohle, das Uran usw. zur Verfügung stellt, über die Steckdose zum Stromabnehmer, der diese Energie in die für den Nutzer gewünschte Leistung wandelt. In Licht, Wärme, Bewegung usw. Es ist schon ein kleines Wunder.

Hart aber fair

Die Zeichen mehren sich, dass der sogenannte Klimawandel, die Energie-, Verkehrs- und sonstige Wenden ein willkommenes Vehikel sind, um gesellschaftliche Veränderungen voranzutreiben, welche die Mehrzahl der Bürger allein für sich gesehen weder gutheißen noch sonstwie unterstützen würden.

Am 2.12.2019 kam Extinction-Rebellion-Pressesprecher Tino Pfaff bei Hart-aber-fair ausführlich zu Wort. Weitere Gäste waren Altökoaktivistin Bärbel Höhn, die Schauspielerin Nina Kronjäger sowie Rainer Hank (Journalist FAZ) und Klimaforscher Hans von Storch. Tino Pfaff sagte offen und ehrlich, dass die Organisation, die er vertritt, sich nicht an die demokratisch gesetzten Gepflogenheiten halte, sondern dass deren Mitglieder machen, was sie wollen. Selbstverständlich gewaltfrei. Und selbstverständlich zwecks Rettung der Welt.

Bärbel Höhn findet das gut. Sie habe ja schließlich auch in Brokdorf und Gorleben gegen Atomkraft, aber auch in Bonn anno 1981 gegen den NATO-Doppelbeschluss gekämpft. Was die gute Frau vergisst, ist die Tatsache, dass es zum NATO-Doppelbeschluss kam und dadurch der Fall des Eisernen Vorhangs in die Wege geleitet wurde (Abbildung 3). Wie auch immer. Den Vogel schoss Nina Kronenjäger ab, die zunächst gar nicht zuhörte, dann aber die Karten offen auf den Tisch legte. Von Tino Pfaff noch euphemistisch genannte Bürgerversammlungen benannte Frau Kronenjäger vollkommen korrekt „Räte“, welches – nur als Hinweis – die Übersetzung des russischen Wortes „Sowjets“ ist. Rainer Hank argumentierte politisch, Hans von Storch argumentierte politisch und klimatechnisch dagegen. Selbstverständlich, ohne auch nur den Hauch von nur ganz wenig Einsicht zu erreichen (Abbildung 4).

Mit der Rettung der Welt wollen die Genossen im Geiste am Plasberg-Tisch so etwas wie eine Räterepublik einführen. Natürlich angeblich alles auf dem Boden des Grundgesetzes und gewaltfrei. In der Hart aber fair-Runde konnten die Weltretter erklären, weshalb sie nichts von repräsentativer Demokratie halten. Weshalb sie gegen die grundgesetzlich verfassten Organe sind. Und wie sie sich die neue Welt vorstellen. (Abbildung 5)

Wobei die Aussage, dass die Regierung der Bundesrepublik „nichts täte“ angesichts von 30.000 Windkraftanlagen, von 1.600.000 Solarpaneelen sowie einem in Europa einmaligen, gleichwohl CO2-steigernden Atomaustieg bis Ende 2022, einfach falsch ist. Dass das Ganze wenig bis gar nichts nutzt, mag sein, nein, das ist so. Aber dass die Regierung nichts tue, stimmt nicht.

Diese Leute wollen ein Deutschland, in dem Öko-Räte und Umweltdiktatoren das Sagen haben, wo Energie – Grundlage aller Macht (Abbildung 6) – zugeteilt wird.

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Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über 3 Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.