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Übersterblichkeit? „Sehr weit weg von allen Katastrophenszenarien“Eine mathematische Auswertung der Sterbefälle

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Thomas Rießinger

Am 15. Januar 2021 hat das Statistische Bundesamt seine neue „Sonderauswertung zu Sterbefallzahlen des Jahres 2020“ vorgelegt, in der die Sterbefälle bis zum 20.12.2020 dokumentiert werden – ein Anlass, noch einmal auf meine Untersuchung der Sterbefälle des Jahres 2020 einzugehen, die am 29.12.2020 veröffentlicht wurde. Dazu gleich mehr.

Zunächst ist aber ein Wort der Verwunderung angebracht. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Sonderauswertung waren im neuen Jahr schon zwei Wochen ins Land gegangen. In wenigen Tagen wird das neue oberste Entscheidungsgremium Deutschlands, die in der Verfassung nicht vorgesehene Konferenz aus Kanzlerin und Ministerpräsidenten, neue verheerende Entscheidungen für die nächsten Wochen treffen. Hätte man nicht dafür sorgen können, dass dann wenigstens die – und seien es vorläufigen – Sterbefallzahlen für das gesamte Jahr 2020 vorliegen? Dem Bundesamt selbst und seinen Mitarbeitern kann man keinen Vorwurf machen, denn sie handeln dort wie in jeder Behörde auf Anweisung, und solange keine politischen Vorgaben vorliegen, wird man an der eigenen Vorgehensweise nichts ändern. Und genau hier liegt das Problem, denn selbstverständlich hätte es einer verantwortlichen Politik gut zu Gesicht gestanden, ihre oberste statistische Behörde mit den Mitteln und mit der Anweisung zu versehen, die nötigen Vorkehrungen zu treffen, um entscheidungsrelevante Daten schneller zur Verfügung zu stellen. Nun müssen wir auf die Daten für das Gesamtjahr voraussichtlich bis zum 29.01.2021 warten.

Man muss natürlich zugeben: Die Politik hatte Besseres zu tun, als sich um die schnelle Bereitstellung relevanter Daten zu kümmern. Schließlich war man vollauf damit beschäftigt, die Risikogruppen der Pandemie, die Alten mit Vorerkrankungen, die Insassen der Pflegeheime, zu vernachlässigen und ihren Schutz anderen Leuten zu überlassen. Schließlich musste man dafür sorgen, dass es in Anbetracht des Impfstoffes, der doch von der Regierung so sehnlich erwartet wurde, nicht zu einem verwerflichen Ausbruch von Impfnationalismus kommen konnte, indem man die Bestellung des Impfstoffs den bekanntermaßen schnellen und effektiven Gremien der Europäischen Union überließ. Schließlich kostete es ein gerüttelt Maß an Energie, alle Stimmen der Kritik an den Regierungsmaßnahmen im besten Fall zu ignorieren, wenn nicht gar zu diskreditieren. Und schließlich – um ein letztes Beispiel zu nennen – musste man selbstverständlich, da es offenbar keine bessere Mittelverwendung gab, mehr als eine Milliarde Euro für den lebensnotwendigen Kampf gegen Rechts in die immer gern bereiten Kanäle empfangswilliger Organisationen leiten. Man versteht, dass bei all diesen wichtigen Aktivitäten einfach weder Zeit noch Geld für die schnelle Beschaffung wichtiger Daten zur Verfügung stand. An den Mitarbeitern des Amtes liegt das nicht, sondern an den Prioritäten der Politik.

Nun aber zu den Daten, soweit sie bisher vorliegen. In meiner schon erwähnten Untersuchung war ich zu dem Schluss gekommen, dass eine Zahl von etwa 967.000 Sterbefällen für das Jahr 2020 im Normalbereich dessen liegt, was man auf Basis einer linearen Regression über die Sterbefälle für die Jahre von 2006 bis 2019 erwarten kann. Nach der neuen Sonderauswertung hat es bis zum 20.12.2020 941.199 Sterbefälle gegeben. Nimmt man für die letzten 11 Tage des Jahres eine mittlere Zahl von Todesfällen in der Höhe von 3.300 an, so kommt man auf eine Gesamtzahl von etwa 977.500, bei einer höher angesetzten mittleren Zahl von 3.400 ergeben sich entsprechend 978.600. Es wird also mehr Sterbefälle geben, als meine einfache Beispielrechnung erwarten ließ.Man kann damit nun auf zwei verschiedene Arten umgehen. Entweder man bleibt bei der ursprünglichen Analyse und stellt fest, welche Bedeutung die Abweichung hat, oder man unterzieht die Analysemethode einer Revision und sieht zu, zu welchen Ergebnissen genauere Methoden führen. Da es im Zuge der Coronakrise schon ein Übermaß an Einseitigkeiten gibt, werde ich hier das eine tun, ohne das andere zu lassen.

Gehen wir also für den Anfang von 978.600 Sterbefällen für das Jahr 2020 aus, das sind 11.600 mehr, als der von mir bisher berechnete Normalbereich der linearen Regression hergegeben hat. Auch wenn sich die absolute Zahl hoch anhört und jeder Einzelfall – heute muss man diese Selbstverständlichkeit immer wieder betonen, um nicht von den üblichen Vorwürfen umtost zu werden – unzweifelhaft traurig und schlimm ist, so handelt es sich doch nur um eine Erhöhung um 1,2 %, die man als Übersterblichkeit interpretieren kann. In den Jahren 2015 und 2018 gab es in diesem Sinne Übersterblichkeiten von etwa 1 %, und niemand hat das Ende der Welt ausgerufen. Noch deutlicher wird die Größenordnung, wenn man die Zahl der zusätzlichen Sterbefälle pro 10.000 Einwohner bestimmt: die liegt dann bei 1,4 zusätzlichen Toten pro 10.000 Einwohner. Eine mittelgroße Stadt wie mein Wohnort zählt knapp 44.000 Einwohner, woraus folgt, dass man hier sechs zusätzliche Tote zu registrieren hätte. Nicht pro Tag. Auch nicht pro Woche oder pro Monat, sondern im gesamten Jahr. Bei einer Gesamtzahl von etwa 500 Sterbefällen pro Jahr darf man sich fragen, ob diese Erhöhung ohne die immerwährend geschürte Coronafurcht zu einem gesonderten Eintrag im örtlichen Jahresrückblick geführt hätte. Man sollte zudem nicht ganz übersehen, dass diese Größenordnung der Übersterblichkeit weit unter den berichteten Zahlen von „an oder mit Covid19 Verstorbenen“ liegt und somit die Frage nahelegt, ob bei zwei Dritteln oder gar drei Vierteln dieser Sterbefälle selbst dann, wenn Covid19 ursächlich beteiligt war, nicht ansonsten eine andere Todesursache zum Tragen gekommen wäre und somit eine Verschiebung der Todesursachen stattgefunden hat.

Nun muss man aber bei den einmal gewählten Methoden nicht stehenbleiben. Ich darf daran erinnern, dass in meiner ersten Berechnung eine lineare Regression vorgenommen wurde, bei der die Anzahl der Sterbefälle direkt in Relation zu den Kalenderjahren gesetzt wurde, woraus sich eine deutliche lineare Tendenz ergab. Kommentatoren haben mir mit einem gewissen Recht vorgeworfen, ich hätte noch die Bevölkerungsentwicklung berücksichtigen müssen, denn je mehr Leute zu Beginn eines Jahres leben, desto größer wird voraussichtlich die Zahl der Sterbefälle sein. Das ist sicher wahr, und natürlich geht die Bevölkerungsentwicklung auch implizit in meine einfache Regression ein, aber da die Daten explizit vorliegen, werde ich jetzt nicht mehr nur die Gesamtzahl der Sterbefälle pro Jahr betrachten, sondern die jährlichen Sterbefälle pro 10.000 Einwohner. Die ist leicht herauszufinden. Im Jahr 2019 gab es beispielsweise 939.520 Sterbefälle, während die Bevölkerung am 1. Januar 2019 bei 83.019.213 Einwohnern lag. Pro 10.000 Einwohner sind daher 939.520*10.000/83.019.213, also 113,17 Menschen verstorben. Trägt man die vorliegenden Daten für die Jahre 2006 bis 2019 in eine Tabelle ein und bestimmt zusätzlich die Sterbefälle pro 10.000 Einwohner, so ergibt sich die folgende Auflistung.

Zur besseren Übersicht ist es sinnvoll, die Entwicklung der jährlichen Sterbefälle pro 10.000 Einwohner in einem Streudiagramm grafisch darzustellen.

Wie schon bei der Auswertung der Gesamtsterbezahlen geschehen, kann man nun die vertraute Regressionsgerade einzeichnen, gewonnen mit der üblichen Methode der linearen Regression. Offenbar gibt es eine steigende lineare Tendenz, deren Güte man wieder mit dem Korrelationskoeffizienten r berechnen kann; die Rechnung ergibt r=0,950. Hier ist es vielleicht nötig, die Rolle des Korrelationskoeffizienten noch einmal zu betonen: Bei einem steigenden Verlauf kann r nicht größer als 1 sein, und der Wert 1 bedeutet, dass die Punkte alle auf einer Geraden liegen, während der Wert 0 anzeigt, dass die Daten keinerlei lineare Tendenz aufweisen. Der Wert r=0,950 liegt nun sehr nahe bei 1, woraus folgt, dass es eine annähernd lineare – und zwar ansteigende – Tendenz bei der Anzahl der Sterbefälle pro 10.000 Einwohner in Deutschland gibt.

Auch wenn Gleichungen nur selten auf große Gegenliebe stoßen, will ich doch die Gleichung der Regressionsgeraden angeben, die man ohne nennenswerten Aufwand berechnen kann. Sie lautet: Fälle=1,1759*Jahr–2258,7217, womit die Anzahl der Sterbefälle pro 10.000 Einwohner beschrieben ist, die man nach dem Trend der letzten 14 Jahre erwarten kann. Für das Jahr 2019 liegt der Trendwert daher bei 1,1759*2019–2258,7217=115,42; rechnet man etwas genauer, also mit mehr Nachkommastellen, hat man 115,45. Selbstverständlich ist das ein Trendwert und kein exakter Wert. Um nun die Trendwerte mit den konkreten gezählten Werten zu vergleichen, muss man nur die Abweichung des konkreten Wertes vom jeweiligen Trendwert ausrechnen und dann den Durchschnitt der Absolutbeträge bilden mit dem Resultat einer durchschnittlichen Abweichung von 1,2426 Sterbefällen pro 10.000 Einwohnern.
Soweit handelt es sich um historische Daten, deren Bedeutung sich zeigt, wenn man zusieht, was sich nach dem berechneten Trend für das Jahr 2020 ergeben müsste. Das ist nicht schwierig, man muss nur den Wert 2020 in die Geradengleichung einsetzen und erhält einen vermuteten Wert von 116,6298 Sterbefällen pro 10.000 Einwohner – hier zeigt wieder die steigende Tendenz ihre Wirkung. Da wir nicht damit rechnen können, dass der Trendwert exakt eintreffen wird, lege ich zur Berechnung eines Normalbereiches die durchschnittliche Abweichung von 1,2426 Sterbefällen zugrunde und erhalte einen Bereich zwischen 116,6298–1,246=115,3872 und 116,6298+1,2426=117,8724. Und da es sich 2019 um ein im Vergleich zur Trendgeraden offenbar sehr mildes Jahr gehandelt hat, liegt die Vermutung nahe, dass das Folgejahr ein härteres sein wird und sich die Sterblichkeit eher im oberen als im unteren Bereich bewegen wird.

Ist man einmal so weit gekommen, findet man auch schnell die entsprechenden Daten für die Gesamtsterblichkeit 2020: Wenn der Trendwert der Sterblichkeit pro 10.000 Einwohner bei 116,6298 liegt und die Anzahl der Einwohner bei 83166711, so kommt man auf einen Trendwert für die Gesamtsterblichkeit von 83166711*116,6298/10000=969971. Das ist der Trendwert. Auf die gleiche Weise berechnet man die untere Grenze des Normalbereiches zu 959.637 und die obere Grenze zu 980.306. Geht man davon aus, dass man sich wegen des milden Jahres 2019 und der zu erwartenden nachgeholten Sterbefälle im oberen Bereich bewegt, so stellt sich heraus, dass bei genauerer Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung im Jahr 2020 eine Gesamtsterblichkeit zwischen etwa 960.000 und 980.000 Sterbefällen zu erwarten ist, und in diesem Bereich scheinen wir uns nach den bisher vorliegenden Daten auch zu befinden. Kurz gesagt: Die oben berechnete Schätzung von etwa 978.600 Todesfällen im Jahr 2020 auf Basis der Werte bis zum 20.12.2020 lässt, sofern sie denn eintrifft, keinen Schluss auf eine Übersterblichkeit zu.

Das Resultat ist zunächst wenig überraschend. Nimmt man den Anstieg der Bevölkerungszahl genauer ins Visier, so ist tatsächlich anzunehmen, dass auch die Gesamtanzahl der Sterbefälle genauer abgeschätzt werden kann und in jedem Fall steigen wird. Ganz so einfach ist die Lage aber nicht, denn immerhin wäre die Gesamtanzahl über die Jahre selbst dann angestiegen, wenn die Anzahl der Sterbefälle pro 10.000 Einwohner einigermaßen konstant geblieben, die Bevölkerung selbst aber gewachsen wäre. Die Daten zeigen aber, dass selbst die relative Anzahl der Sterbefälle ein klares lineares Wachstum aufweist, das mit der wachsenden Bevölkerung allein nicht zu klären ist.

Hier kommt ein weiteres Phänomen zum Tragen, das ich in der bisherigen Rechnung nicht berücksichtigt habe: das Phänomen der Verteilung der Bevölkerung auf Altersgruppen. Kaum jemand wird abstreiten, dass mit zunehmendem Alter das Risiko für Erwachsene, in absehbarer Zeit zu sterben, ansteigt. Welche Folgen das haben kann, zeigt das folgende fiktive Beispiel. Nimmt man eine 10.000-köpfige Gruppe in einer Bevölkerung an, von denen 5.000 eine Sterbewahrscheinlichkeit von 5 % aufweisen, während die anderen 5.000 aufgrund ihres Alters eine Sterbewahrscheinlichkeit von 15 % erreicht haben, so sind in der ersten Gruppe 250 Tote zu erwarten, in der zweiten dagegen 750: 5 % von 5.000 und 15 % von 5.000. Zusammen ergibt das 1.000 Sterbefälle. Lässt man nun genug Zeit verstreichen, so hat man in einer 10.000-köpfigen Gruppe vielleicht nur noch 4.000 Mitglieder der ersten Kategorie und 6.000 aus der zweiten, weil die Bevölkerung insgesamt gealtert ist und nur weniger Junge nachwachsen. Bei gleichbleibenden Raten sind dann in der ersten Gruppe nur noch 200 Sterbefälle zu erwarten, in der zweiten dagegen 900: 5 % von 4.000 und 15 % von 6.000. Obwohl sich an den eigentlichen Sterberaten rein gar nichts geändert hat, wird man nun 1.100 Tote verzeichnen statt wie vorher 1.000, die aber ausschließlich auf das Konto der veränderten Altersstruktur gehen und mit Übersterblichkeit nichts zu tun haben.

Zum Glück sind die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung und die Sterbefälle nach Altersgruppen seit 2016 in der Datensammlung des Statistischen Bundesamtes aufzufinden. Die folgende Tabelle zeigt, wie sich jeweils zu Beginn eines Kalenderjahres die Bevölkerung auf die einzelnen Altersgruppen verteilt hat.

2019 gab es also beispielsweise 3.111.597 Menschen zwischen 80 und 85 Jahren, 2020 waren es schon 3.294.281. In der Gruppe der mindestens 85-Jährigen waren es 2.277.509 bzw. 2.386.854. Offenbar gibt es ein gewisses Wachstum in der Gruppe der Menschen, die das achtzigste Lebensjahr erreicht haben, was ihnen jederzeit zu gönnen ist.

Nun kennen wir aber auch die Anzahl der Sterbefälle in den einzelnen Altersgruppen für die Jahre von 2016 bis 2019; man findet sie beim Statistischen Bundesamt. Ich will sie hier nicht auch noch in tabellarischer Form anführen, sondern nur an einem Beispiel zeigen, welche relevanten Kennziffern man daraus berechnen kann. Im Jahr 2016 sind in der höchsten Altersgruppe der Menschen ab 85 Lebensjahren 337.288 Sterbefälle aufgetreten. Der obigen Tabelle kann man den Ausgangswert von 2.204.791 Gruppenmitgliedern entnehmen. Dividieren führt dann zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2016 15,298 % der Mitglieder dieser Altersgruppe verstorben sind. Diese Rechnung kann man ohne großen Aufwand für jede Altersgruppe und jedes Jahr vornehmen und kommt zu der nachstehenden Tabelle.


Für 2020 kann man diese Prozentzahlen noch nicht angeben, da die Gesamtzahl der Sterbefälle noch nicht vorliegt, natürlich auch nicht pro Altersgruppe. Und nun sehen wir, dass es natürlich auch bei den relevanten Prozentsätzen leichte Schwankungen gibt: In der Gruppe der mindestens 85-Jährigen liegt der Prozentsatz beispielsweise zwischen 15,298 % und 15,9 %.

Was hilft das für das Jahr 2020? Man kann nun nachrechnen, welche Sterbefallzahl 2020 zu erwarten wäre, wenn man die prozentualen Anteile der Verstorbenen aus den Jahren 2016 bis 2019 der Berechnung zugrunde legt. Wieder ein Beispiel. 2016 sind in der Gruppe „65 bis unter 70“ 1,404 % der Gruppenzugehörigen verstorben. Hätte man den gleichen Prozentsatz in der entsprechenden Gruppe des Jahres 2020, die aus 4.859.032 Mitgliedern bestand, so müsste man mit etwa 68.200 Toten in dieser Gruppe rechnen. So kann man für jede Altersgruppe und jedes Jahr rechnen und dann die Daten der einzelnen Gruppen zu einer Gesamtsterblichkeit aufaddieren. Das führt zu interessanten Ergebnissen. Hätten wir 2020 Verhältnisse wie im Jahr 2016 und daher die gleichen prozentualen Sterbesätze, so käme man für 2020 auf 980.288 Sterbefälle. Unter den Voraussetzungen und Prozentsätzen von 2017 wären es 984.129, die Umstände von 2018 würden sogar zu 993.580 Sterbefällen führen, während bei Bedingungen wie 2019 963.906 Sterbefälle zu verzeichnen wären. Übertragen auf die Altersstruktur von 2020 ergibt sich somit eine Bandbreite von etwa 964.000 bis 993.000 Sterbefällen.

Noch einmal, ganz langsam für Politiker und Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: Das sind Zahlen, die sich aus den vorhandenen historischen Daten der Jahre 2016 bis 2019 ergeben, sofern man die jeweilige Altersstruktur der Bevölkerung berücksichtigt. Im Jahr 2018 hat allerdings niemand Horrormeldungen verbreitet, die sich 2020 bei etwaigen Todeszahlen in der Größenordnung von 993.000 Fällen sofort erheben würden. Es hat auch niemand einen Lockdown verhängt und sich redlich bemüht, ein ganzes Land – und nicht nur eines – zu ruinieren.

Ein kurzes Fazit der Berechnungen ist angebracht

  1. Bleibt man bei der alleinigen Berücksichtigung der Gesamtsterbezahlen für die lineare Regression, so führt das für 2020 zu einer voraussichtlichen Übersterblichkeit von etwa 1,2 %. Das ist nicht schön, aber sehr weit weg von allen Katastrophenszenarien.
  2. Geht man, um genauer zu sein, zu den Sterbefällen pro 10.000 Einwohnern über, so kann man eine Gesamtsterblichkeit zwischen etwa 960.000 und 980.000 Sterbefällen erwarten, und in diesem Bereich scheinen wir uns nach den bisher vorliegenden Daten auch zu befinden. Auf die genaueren Daten müssen wir noch bis Ende Januar warten.
  3. Berücksichtigt man zusätzlich, dass sich die Altersstruktur der Bevölkerung verändert hat und rechnet die Sterblichkeitsraten der Jahre 2016 bis 2019 pro Altersgruppe hoch auf die Verhältnisse des Jahres 2020, so ergibt sich sogar eine Bandbreite von 964.000 bis 993.000 Sterbefällen, je nachdem, welches der vier zurückliegenden Jahre als Basis dient.

Nun kann man schon die Einwände hören, bevor sie geäußert worden sind. Besonders beliebt ist der Einwand des Präventions-Paradoxons, nach dem nur die harten Maßnahmen zu einer auch unter normalen Umständen erwartbaren Sterberate geführt haben können.

„Getretner Quark
Wird breit, nicht stark“,

wusste schon Goethe. Ich hatte es schon einmal gesagt: Trotz aller Maßnahmen wird noch immer Tag für Tag eine hohe Zahl mutmaßlich neu Infizierter gemeldet, die aber im Falle der vermuteten Sterberate keinen nennenswerten Einfluss auf die Gesamtzahl der Toten gehabt haben können – die Rate liegt dann ja nach den bisherigen Daten im Rahmen des auch ohne Infektionsfälle Erwartbaren. Wie sollen die Maßnahmen etwas verhindert haben, wenn erstens dennoch Zehntausende von mutmaßlichen Neuinfektionen auftreten und zweitens die Gesamtsterbezahlen sich nicht anders entwickeln als nach den vorherigen Jahren zu erwarten? Die Vermutung liegt nahe, dass hier Covid19 andere Todesursachen ersetzt hat und die entsprechenden Todesfälle sich nur in ihrer Ursachenstruktur und nicht in ihrer Häufigkeit verändert haben. Zudem liegen inzwischen etliche Studien vor, die sich mit der Sinnhaftigkeit harter Maßnahmen wie Lockdowns befassen und zu dem Schluss kommen, dass eine nennenswerte Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden kann. Nennen kann man hier als Beispiele die neue Studie von John Ioannides und Kollegen vom Januar 2021, die immerhin einen regulären Peer-Review-Prozess durchlaufen hat und sich damit wohltuend von der grundlegenden Arbeit zum PCR-Test von Christian Drosten unterscheidet. Oder die Studie von Ari Joffe, der zeigt, dass die Schäden von Lockdowns ihren Nutzen in jeder Hinsicht bei weitem überschreiten. Dagegen ist die gern zitierte Stellungnahme der Leopoldina, auf die sich die Regierung so begeistert beruft, weit von jeder Wissenschaftlichkeit entfernt, wie man unter anderem hier oder auch hiernachlesen kann.

Von der Antike bis zum frühen 19. Jahrhundert hat man Patienten verschiedenster Art gerne zur Ader gelassen, um durch die Blutabnahme die schlechten Säfte aus dem Körper zu entfernen. Wurde der Patient gesund, konnte man sich darauf berufen, ihn erfolgreich zur Ader gelassen zu haben. Verbesserte sich sein Zustand nicht oder verschlechterte er sich sogar, so konnte man die Auffassung vertreten, der Aderlass sei noch nicht lang und gründlich genug gewesen und müsse daher bis zur Gesundung immer wieder fortgesetzt werden. Und überlebte der Patient die Behandlung nicht, dann fand sich immer ein Grund, warum es nicht an der Therapie lag, zum Beispiel der mangelnde reine Glaube des Patienten. Damals wusste man es wohl nicht besser. Der Aderlass unserer Gesellschaft ist der immer und immer wieder neu aufgelegte Lockdown, und man könnte es besser wissen. Jeder mag sich selbst überlegen, warum man uns dennoch immer aufs Neue zur Ader lassen will.

Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.

Der Beitrag erschien zuerst bei Reitschuster hier




Ist die „amtlich verordnete Panik“ übertrieben? Eine mathematische Analyse

Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

Die Sterbefallzahlen von 2006 bis 2019 zeigt die folgende Tabelle:

Die steigende Tendenz ist nicht zu übersehen und wird noch deutlicher, wenn man die Daten in ein übliches Streudiagramm einträgt.

Zusammen mit den Punkten, die den jeweiligen Datenpaaren aus der Tabelle entsprechen, wurde die Regressionsgerade eingezeichnet, gewonnen mit der üblichen Methode der linearen Regression. Die deutliche lineare Tendenz sieht man schon mit bloßem Auge, doch man muss sich zum Glück nicht auf das bloße Auge verlassen. Um den Grad der Übereinstimmung der gegebenen Daten mit dem linearen Verlauf in Zahlen zu fassen, kann man den Korrelationskoeffizienten r berechnen. Dafür gibt es eine nicht allzu unangenehme Formel, die man auch bei Bedarf komplett umgehen kann, indem man einfach die entsprechende Excel-Funktion verwendet. Heraus kommt in beiden Fällen das Gleiche, nämlich r=0,957. Um das klarzustellen: Bei einem steigenden Verlauf kann r nicht größer als 1 sein, und der Wert 1 bedeutet, dass die Punkte alle auf einer Geraden liegen, während der Wert 0 anzeigt, dass die Daten keinerlei lineare Tendenz aufweisen. Der Wert r=0,957 liegt nun sehr nahe bei 1, woraus folgt, dass es eine annähernd lineare – und zwar ansteigende – Tendenz bei der Anzahl der Sterbefälle in Deutschland gibt. Woran immer das liegen mag: Bisher hat es noch niemanden nennenswert gestört, schon gar nicht hat man darin einen Grund für einen Lockdown gesehen.

Nun muss man natürlich nicht bei der Grafik stehenbleiben, man kann auch die Gleichung der Regressionsgeraden ausrechnen und erhält ohne großen Aufwand die Formel fälle=9949,468 * jahr – 19140919,47. Dabei handelt es sich nicht um die gezählten Fälle, sondern um die Anzahl der Sterbefälle, die nach dem linearen Trend jeweils zu erwarten wären. Um den erwarteten Trendwert zu berechnen, muss man also nur die gewünschte Jahreszahl mit dem Faktor 9949,468 multiplizieren und dann die Zahl 19140919,47 abziehen. Für das Jahr 2013 ergibt das beispielsweise eine vermutete Zahl von 9949,468 * 2013 – 19140919,47 = 887359,61, also von 887360 Sterbefällen, die von der korrekten Zahl 893825 um 6465 nach unten abweicht. Für jedes Jahr kann man nun die Abweichung ausrechnen und dann den Durchschnitt der Absolutbeträge bilden mit dem Resultat einer durchschnittlichen Abweichung von 9467 Fällen. Alternativ kann man auch die jeweilige prozentuale Abweichung ausrechnen und damit feststellen, wie weit das echte Ergebnis vom Trendwert abweicht, indem man die absolute Abweichung durch den Trendwert teilt. Das ergibt dann eine durchschnittliche prozentuale Abweichung von 1,06%.

Interessant ist nun, was sich für das Jahr 2020 ergeben müsste, wenn man den Trend, der sich nun seit 14 Jahren sehr stabil gezeigt hat, einfach fortrechnet. Das ist leicht, man muss nur das Jahr 2020 in die obige Formel einsetzen und erhält den Prognosewert 957006. Genau so viele Sterbefälle wären also 2020 zu erwarten, wenn sich der gut bestätigte Trend ohne weiteren äußeren Einfluss fortsetzt und die Entwicklung sich genau an das lineare Szenario hält. Das ist selbstverständlich nicht anzunehmen, aber für eine realistischere Einschätzung liegen ja die durchschnittlichen Abweichungen vom Trend vor. Verwendet man die absoluten Abweichungen, so ergibt sich der Bereich zwischen 957006 – 9467 = 947539 und 957006 + 9467 = 966473. Wirft man nun noch einmal einen genaueren Blick auf die Grafik, so stellt man fest, dass auf ein eher mildes Jahr tendenziell ein härteres Jahr folgen dürfte, was auch dem allgemeinen Prinzip der Regression zum Mittelwert entspricht. Somit wäre ein Ergebnis zwischen 957006 und 966473 Sterbefällen für das Jahr 2020 völlig normal und mit den Daten der Jahre 2006 bis 2019 problemlos vereinbar. Legt man die prozentuale Abweichung von 1,06% zugrunde, so ergibt sich für das Jahr 2020 sogar eine im üblichen Durchschnitt liegende Abweichung von 10144, womit man den oberen Wert 957006+10144=967150 erreicht.

Wie man auch rechnet, es ergibt sich, dass im Jahre 2020 eine zwischen 957000 und 967000 liegende Zahl von Sterbefällen in Deutschland völlig im Rahmen der Sterbedaten der Jahre 2006 bis 2019 liegen würde. Betrachtet man nun die bisher ermittelte Anzahl der Sterbefälle, die man beim Statistischen Bundesamt heute, am 27.12.2020, 12 Uhr, bis zum 22.11.2020 tagesgenau aufgelistet findet, so ergibt sich eine Zahl von knapp 850000 bisherigen Sterbefällen, genauer gesagt sind es 849982. Vom 23.11. bis zum 31.12.2020 verbleiben 39 Tage, und nach der oben ausgeführten Rechnung sollte man im Normalfall mit weiteren 107000 bis 117000 Sterbefällen innerhalb dieser 39 Tage rechnen, umgerechnet sind das 2744 bis 3000 Todesfälle pro Tag. Bis zum 22.11.2020 lag die Zahl der durchschnittlichen Sterbefälle pro Tag bei ziemlich genau 2600. Am Ende des Jahres wird man sehen, was die letzten 39 Tage noch beigetragen haben. In jedem Fall ergibt sich unter Beibehaltung des Trends die Prognose von 957000 bis 967000 Sterbefällen für das Jahr 2020, mit deren Eintreten man im Normalfall rechnen müsste.

Sollte nun die Gesamtzahl der Sterbefälle den Wert 967000 nicht übersteigen, könnte man auf die Idee kommen, dass die amtlich verordnete Panik doch etwas übertrieben war. In diesem Fall gibt es also im Laufe des Jahres nicht mehr Sterbefälle, als man nach den Entwicklungen der letzten 14 Jahre erwarten sollte, sie haben sich unter Umständen nur auf andere Todesursachen verteilt. Das gerne vorgebrachte Argument des Präventionsparadoxons, nach dem nur die harten Maßnahmen zu einer auch unter normalen Umständen erwartbaren Sterberate geführt habe, kann dann nicht angewendet werden, denn trotz aller Maßnahmen wird noch immer Tag für Tag eine hohe Zahl mutmaßlich neu Infizierter gemeldet, die aber im Falle der vermuteten Sterberate keinen nennenswerten Einfluss auf die Gesamtzahl der Toten gehabt haben können – die Rate liegt dann ja im Rahmen des auch ohne Infektionsfälle Erwartbaren.

Und natürlich gilt auch hier: eventuelle Übertragungs-, Rechen-, Denk- oder Interpretationsfehler sind durchaus nicht ausgeschlossen und ausschließlich mir anzulasten.

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

 

Über den Autor

Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.

Der Beitrag erschien zuerst bei Reizschuster.de hier

 




Bericht zur Coronalage 11.09.2020: Verschleierung und Maskierung

Und deshalb um Missverständnisse zu vermeiden, auch hier gleich die tausendfach wiederholte Feststellung: Ja, Covid-19 ist eine schwere Erkrankung, vielleicht sogar schwerer als eine Influenza. Aber nein, es gibt keine belastbaren Belege, dass Covid-19 eine Epidemie mit außergewöhnlicher nationaler Tragweite ist. Wie geht man in einer seriösen Medizin vor, wenn man, bespielsweise in einer Behandlungsleitlinie, den Nutzen einer Therapie einstufen möchte? Indem man sich ausschließlich auf sogenannte harte Endpunkte in hochwertigen Studien fokussiert.

Für eine Schutzmaßnahme, genauso wie für Vorsorgeuntersuchungen und Therapien, gilt die ärztliche Grundregel, dass die Therapie nicht mehr Schäden anrichten soll als die Erkrankung selbst. Um Nutzen und Schaden abschätzen zu können, ist es – neben dem offensichtlichen Augenschein – essenziell, Studiendaten korrekt zu interpretieren. Für eine solche Bewertung gilt eisern: Ein Ersatzparameter kann keine belastbare Aussage ermöglichen. Dies leisten nur harte Endpunkte. Zum Beispiel galt für die Einstellung eines erhöhten Blutzuckers jahrelang das allgemeine Therapieziel, ihn zu senken. Doch dieses Therapieziel hat für den Patienten, für sich alleine gesehen, keine Bedeutung. Erst wenn man nachweist, dass man damit auch Durchblutungsstörungen oder Schlaganfälle reduziert, hat die Therapie der Blutzuckersenkung einen echten Nutzen.

Somit gilt der Blutzucker lediglich als Ersatzparameter, Gefäßschäden oder früherer Tod dagegen als harte Endpunkte. Nachdem in der Medizin in mühevoller Weise die Forderung nach harten Endpunkten als Beleg eines Therapienutzens nach und nach durchgesetzt wird, ist es gelungen, viele überflüssige Behandlungen zu erkennen und Patienten besser vor unnötigen Nebenwirkungen zu schützen. Eine Senkung des Blutzuckerspiegels führt nämlich in sehr vielen Fällen nicht zu einer Verbesserung der Gesundheit. Deshalb wurde der Grenzwert, ab dem eine Behandlung wirklich Nutzen bringt, auch wieder erhöht. Sehr viele Patienten profitieren von solchen Fortschritten.

Die entscheidenden Fragen

Im Falle der Lungenerkrankung Covid-19, die sehr wahrscheinlich auf dem SARS-CoV-2 Virus, einem neuen Coronavirus, beruht, sind die harten Endpunkte vor allem die Zahl der deswegen stationär behandelten Patienten und die Zahl der Todesopfer. Die Zahlen der „Neuinfektionen“, die täglich gemeldet werden, sind lediglich Ersatzparameter. Warum es unseriös ist, dabei von „Neuinfektionen“ zu sprechen, das wurde in den letzten Wochen ausreichend und erschöpfend auf Achgut.com dargestellt.

Es geht um das Problem der Verfälschung der Ergebnisse durch falsch positive Ergebnisse bei sehr niedriger Prävalenz. Seit Monaten liegt die Zahl der positiv Getesteten stets um 1 Prozent, egal, ob bei 100.000 Tests pro Woche, oder wie aktuell bei 1,1 Millionen. Doch wie beim Blutzucker sagen diese Zahlen für sich alleine betrachtet nichts aus. Viel entscheidender ist die Frage, inwieweit führen diese 1 Prozent positiv Getesteten dann in der Realität zu einer erhöhten Krankenhausrate oder Todesopfern. Und hier ist kein Bezug erkennbar. Die Covid-Zahlen sinken seit April und sind aktuell auf einem Niveau von 227 stationär auf Intensivstation Behandelten und wöchentlich 20–50 Todesfällen (bei 30.000 Intensivbetten und wöchentlich 17.500 allgemeinen Todesfällen in Deutschland). Setzt man dies ins Verhältnis zu den allgemeinen Kollateralschäden der Schutzmaßnahmen, würden diese Maßnahmen niemals in einer modernen, medizinischen Leitlinie als Therapie empfohlen werden. Man würde dringend davon abraten.

 

Ich möchte noch einmal auf den letzten Teil des Beitrages „Zweite Welle: Entweder unmöglich oder harmlos“ von Michael Alberts eingehen, der gestern, am 10.9., auf Achgut.com veröffentlicht wurde. Er enthält eine einfache wie brillante Überlegung, auf die bisher noch niemand gekommen ist, obwohl sie sich direkt anbietet. Verknüpft man nämlich die Infektions-Todesrate (infection fatality rate: IFR) mit den aktuellen Testzahlen, erledigt sich das Problem Corona als nationale Bedrohung wie von selbst, und zwar aufgrund zweier Möglichkeiten. Und das geht so.

Möglichkeit 1: Derzeit werden wöchentlich 1,1 Millionen Tests durchgeführt. Lassen wir kurz das Problem der falsch positiven Ergebnisse außen vor. Ergebnis seit Wochen: Unabhängig von der Gesamttestzahl sind stets um die 1 Prozent positiv. Aktuell also ca. 10.000 pro Woche. Wenn man nun die restlichen 79 Millionen testen würde, welchen Prozentsatz an positiven Testungen müsste man dann veranschlagen? Sind wir großzügig und sagen nur 0,1 Prozent, weil es ja weniger Reiserückkehrer gibt oder Menschen mit Erkältungssymptomen. Dann wären es wöchentlich 79.000. Plus die 10.000 real positiv Getesteten wären dies 89.000, sagen wir vereinfacht 100.000.

Die Zahl der Todesopfer, die derzeit COVID zugerechnet werden, schwankt seit Wochen zwischen 20 bis 50. Nehmen wir für unsere Rechnung 50: bei 100.000 Infizierten pro Woche und einer Todeszahl von 50 läge die IFR dann sensationell niedrig bei 0,05. Also vielfach geringer als bei einer Grippe. SARS-CoV-2 hätte jeden Schrecken für die Gesellschaft verloren. Warum? Vielleicht hat das Virus an Krankheitspotenzial verloren, vielleicht hat man entscheidend bei der Behandlung dazugelernt? Wie auch immer, eine zweite Welle wäre bei dieser IFR auf jeden Fall für die Gesellschaft harmloser als jede bisherige Grippe, einschließlich der ziemlich harmlosen Schweinegrippe.

Oder Möglichkeit 2: Die Zahlen, mit denen das RKI hantiert, suggerieren eher eine IFR um 1 Prozent. Also 1 Toter pro 100 Infizierte. Aber: Dann müssten wir bei 100.000 wöchentlich Neuinfizierten auch 1.000 Tote pro Woche haben. Es sind aber nur 20 bis 50. Wenn das RKI recht hätte, was wäre die einzig logische Schlussfolgerung? Die allermeisten der aktuell positiven Testergebnisse müssten dann falsch positiv sein. Sonst ginge diese Rechnung nicht auf. Und damit wäre belegt, dass sich kaum noch jemand ansteckt. Ein deutlicher Hinweis auf eine erworbene oder eine teils bereits vorbestehende Herdenimmunität.

Keine nationale Bedrohung durch Corona

Das bedeutet entweder, eine zweite Welle ist gar nicht möglich oder sie wäre harmlos. Suchen sie sich eine der zwei Möglichkeiten aus, wenn sie eine andere Möglichkeit zur Interpretation finden, bitte melden. Ich habe einige mir bekannte medizinische Kapazitäten, darunter Universitätsklinikleiter, darum gebeten – keiner konnte diese Schlussfolgerung entkräften. Diese einfache Rechnung zeigt ziemlich eindeutig: Das Thema nationale Bedrohung durch Corona ist vom Tisch.

Sie sehen, die aktuelle Diskussion über die Maske ist unter dem Gesichtspunkt Coronaschutz sinnfrei, denn die Maske soll vor einem Phantom schützen. Wer nun dagegen mit schweren Einzelfällen aus dem Bekanntenkreis argumentiert, darf die Prioritäten nicht verwechseln. Geht es um die Diskussion, ob Covid eine schwere Erkrankung ist, dann sind diese Berichte wichtig. Geht es um die Frage, ob Covid die Gesellschaft bedroht, dann geht es ausschließlich um die besagten Endpunkte, und diese beantworten diese Frage eindeutig mit nein.

Doch für zukünftige, vielleicht tatsächlich die Gesellschaft bedrohende Pandemien, wäre es sinnvoll, um das Potenzial eines Maskenschutzes zu wissen.

Prof. Christof Kuhbandner hat mir diesen wirklich sehr guten Artikel, publiziert in der Zeitschrift Krankenhaushygiene, zugesandt mit der Bitte um Verbreitung. In diesem Artikel wird die Empfehlung vom RKI zur Maskenpflicht, bzw. die wissenschaftlichen Grundlagen, auf welcher diese Empfehlung beruht, kritisch bewertet .

Autorin ist Professorin Ines Kappstein, eine wirklich absolut hochkarätige und thematisch einschlägig bewanderte Person. Sie ist Fachärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, Fachärztin für Hygiene und Umweltmedizin und seit mehr als 25 Jahren in verschiedenen Großkliniken (darunter zwei Unikliniken) als Krankenhaushygienikerin tätig. Die Schlussfolgerung für die Anwendung von Masken im öffentlichen Raum lautet:

„Der Gebrauch von Masken im öffentlichen Raum ist schon allein aufgrund des Fehlens von wissenschaftlichen Daten fragwürdig. Zieht man dazu noch die erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen in Betracht, müssen Masken nach den aus Krankenhäusern bekannten Regeln im öffentlichen Raum sogar als ein Infektionsrisiko betrachtet werden.

Werden Masken von der Bevölkerung getragen, ist also potenziell das Infektionsrisiko erhöht, ganz gleich, ob es medizinische Masken sind oder ob es sich um wie auch immer gestaltete sogenannte Community-Masken handelt. Betrachtet man die Vorsichtsmaßnahmen, die das RKI wie ebenso die internationalen Gesundheitsbehörden ausgesprochen haben, müssten alle Behörden die Bevölkerung sogar dahingehend informieren, dass Masken im öffentlichen Raum möglichst gar nicht getragen werden sollen. Denn ganz gleich, ob Pflicht für alle Bürger oder freiwillig getragen von den Bürgern, die das aus welchen Gründen auch immer wollen, bleibt es ein Faktum, dass Masken in der Öffentlichkeit mehr Schaden als Nutzen bringen können.“

Maske: Es bleibt hoch spekulativ

Frau Kappstein ist sehr renommiert und positioniert sich eindeutig. Nun steht aber außer Zweifel, dass Infizierte in öffentlichen Bussen und Fahrstühlen andere anstecken können. Im Sinne eines Superspreaders. Dazu gibt es glaubwürdige Berichte, zum Beispiel hier und hier. Was meint die weitere Fachwelt dazu? Im Folgenden zwei Übersichtsarbeiten. Solche „systematic reviews“ fassen viele Studien zusammen und versuchen eine allgemeine Erkenntnis daraus zu generieren.

Diese große Übersichtsarbeit „Masks for prevention of viral respiratory infections among health care workers and the public“ zum Thema Influenza kommt zum Schluss: „Diese systematische Übersichtsarbeit hat begrenzte Hinweise gefunden, dass der Gebrauch von Masken vielleicht das Risiko einer viralen Atemwegserkrankung mindert.“ (Englisch Oroginal: “This systematic review found limited evidence that the use of masks might reduce the risk of viral respiratory infections.”) Im Text finden sich Arbeiten, in denen die Unterschiede Maske/ohne Maske nicht groß, oft gar nicht vorhanden und oft statistisch nicht relevant sind. Die Maskenbedingungen dieser Studien sind oft kontrolliert, z.B. Krankenhauspersonal, und entsprechen nicht den Bedingungen in der Realität. Usw. und so fort.

Die zweite Übersichtsarbeit „Physical distancing, face masks, and eye protection to prevent person-to-person transmission…“ bezieht sich direkt auf das Coronavirus und die Schutzmaßnahmen. Doch sie besteht wiederum nur aus reinen Beobachtungsstudien, die per se keine Beweiskraft haben. Also statistisch nur Spekulationsniveau besitzen. Sie kommt zum Schluss, dass Masken einen Nutzen haben. Aber hier ist die Kernaussage: “Belastbare statistisch hochwertige Studien sind notwendig, um die Gründe für diese Schutzmaßnahmen besser zu belegen. Aber diese vorliegende systematische Bewertung ist der derzeit beste verfügbare Beleg (Anm. für die Schutzmaske), um in der Zwischenzeit eine Orientierungshilfe zu bieten.“ (Englisch Original: “Robust randomised trials are needed to better inform the evidence for these interventions, but this systematic appraisal of currently best available evidence might inform interim guidance.”)

Und da liegt der Hase im Pfeffer. Denn in der Medizin wird sehr oft der Fehler gemacht, dass man die beste Evidenz als ausreichend ansieht, um Entscheidungen zu treffen. Das ist gefährlich, denn die beste Evidenz ist oft viel zu schwach, nicht ausreichend und sogar oft irreführend. Die eingangs erwähnte unreflektierte Blutzuckerabsenkung ist auch aufgrund solch schlechter Bewertungsgrundlagen verordnet worden. Sehr viele Menschen sind in den letzten Jahrzehnten an nächtlichen, unnötig medikamentös verursachten Unterzuckerungen gestorben. Wir reden über zehntausende Opfer. Erst hochwertige Studien haben diese Fehlbehandlungen aufgedeckt. Um verantwortlich zu handeln, braucht es eine ausreichende Evidenz, und die liegt ganz offensichtlich bezüglich öffentlichen Maskenpflicht anhand der derzeitigen Studienlage nicht vor.

Ein weiteres Corona-Fiasko der Vernunft

Es gibt sicher noch aktuellere Studien. Aber aufgrund der realen, chaotischen Anwendungspraxis, der unterschiedlichen Qualität der Masken und allen weiteren, unbekannten Störfaktoren werden sie nicht über das Niveau einer Spekulation hinauskommen. Wer nun sagt, obwohl man es nicht sicher weiß, sollte man die Schutzmaßnahmen trotzdem durchführen, denn besser ein spekulativer Schutz als gar keiner, der möge noch mal den ersten Teil dieses Beitrages lesen und den Artikel von Professorin Ines Kappstein.

Ich selbst bin vor allem Praktiker. Es genügt ein Blick in Einkaufsstraßen, Supermärkte oder Bahnhöfe. Es herrscht Chaos. Masken werden kurz unter die Nase gezogen, in Hosentaschen gesteckt, x-fach getragen. Im Operationssaal dagegen trägt man die Maske, ohne sie anzufassen und wirft sie nach der Operation sofort weg. Sollen Masken tatsächlich einmal vor einer gefährlichen Pandemie schützen, muss dem Ganzen zwingend eine sorgfältige, jahrelange Schulung vorausgehen. Und – da die Motivation letztlich das wichtigste für eine disziplinierte Durchführung ist, sollte man die Menschen nicht mit unhaltbarer Panik dauerbeschallen, sondern sie ruhig und kompetent mit soliden Informationen versorgen, wie gefährlich die Situation wirklich ist. Davon sind wir derzeit jedoch Lichtjahre entfernt.

Am anschaulichsten fasst der Pharmazeut Prof. Dr. Markus Veit mit seinem auf Achgut bereits verlinkten Weckruf die Masken-Situation zusammen. Es handelt sich schlicht um ein weiteres Corona-Fiasko der Vernunft und der Kompetenz. Wenn ich in meiner Heimatzeitung lesen muss, es sei geplant, auf dem Schulhof Strafzahlungen für Kinder bei Verletzung der Maskenpflicht einzuführen, fehlen mir die Worte.

Nachtrag:

Wie bestellt berichtet heute die Bildzeitung über die äußerst sinnvolle Empfehlung von Prof. Dr. Torsten Bauer, Vize-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie, nicht den Ersatzparameter „Zahl der Neuinfektionen“ sondern den harten Endpunkt „Höhe der Krankenhausauslastung durch Corona-Patienten“ als Parameter zur Beurteilung der Situation heranzuziehen.

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Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier




Keine staatstragende Statistik?

 Ein Blick in die offizielle Sterbestatistik zeigt: COVID-19-Sterbefälle machen sich bislang in der Gesamtzahl der Sterbefälle nicht bemerkbar. Eine Übersterblichkeit durch COVID-19 ist bisher nicht feststellbar. Das ergibt sich aus der am 30.04.2020 veröffentlichten Sonderauswertungdes Statistischen Bundesamts zu den Sterbefallzahlen in Deutschland für den Zeitraum vom 01. Januar 2016 bis 05. April 2020. Das Statistische Bundesamt versucht sich trotz dieses Befundes in regierungstreuer Stimmungsmache und konstruiert einen Zusammenhang von Corona und erhöhten Sterbefallzahlen.

Private Grafik von Mathias Seifert aus den Daten des statistischen Bundesamtes. Sein Kommentar dazu: Laut WHO starben die ersten beiden Personen in Deutschland mit/an Covid-19 am 10.03.2020, am 26.03.2020 starben 49 Personen, am 31.03.2020 128, am 05.04.2020 184 und am 06.04.2020 waren es 92. Der (bisherige) Maximalwert wurde am 16.04.2020 mit 315 Verstorbenen erreicht. Und Herr Söder befürchtet ja inzwischen, dass es zu einer zweiten Welle kommen könnte, die ähnlich schlimm wie die erste ist.

Hier zunächst die vom Statistischen Bundesamt verlautbarten Fallzahlen zu den Sterbefällen 2016 bis 2020:

Gesamtjahr:

2016: 910.902

2017: 932.272

2018: 954.874

2019: 935.292

Nur Januar-März:

2016: 242.030

2017: 269.618

2018: 277.876

2019: 251.876

2020: 250.338

Nur März:

2016: 83.669

2017: 82.934

2018: 107.104

2019: 86.419

2020: 85.922

Da sich auf dieser Basis eine Übersterblichkeit wegen COVID-19 nicht feststellen lässt, griff das Statistische Bundesamt in die Trickkiste. Es verlängerte den nach der ersten Sonderauswertung vom 17.04.2020 angekündigten Berichtszeitraum. Statt wie eigentlich vorgesehen die Sterbefallzahlen für den Zeitraum bis 31. März 2020 mitzuteilen, wurde der Zeitraum bis zum 05. April 2020 verlängert.

Das ermöglichte es dem Bundesamt, in einer Pressemitteilung wie folgt einen angeblichen Zusammenhang zwischen Sterbefallzahlen und Corona unter Bezugnahme auf nur eine einzige Woche herzustellen:

Auch im März 2020 mit insgesamt mindestens 85.900 Sterbefällen ist bei einer monatsweisen Betrachtung kein auffälliger Anstieg der Sterbefallzahlen im Vergleich zu den Vorjahren erkennbar. Seit der letzten Märzwoche liegen die tagesgenauen Zahlen allerdings tendenziell über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. Da die Grippewelle 2020 seit März als beendet gilt, ist es naheliegend, dass diese vergleichsweise hohen Werte in einem Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stehen.

Tatsächlich liegen die Sterbefallzahlen für die Woche vom 30.03. bis 05.04.2020 zwar leicht über den Vorjahreszahlen. Aber es ist unseriös, aus den Zahlen von nur einer Woche Rückschlüsse auf einen Corona-Zusammenhang zu ziehen. Es gibt stets, wie man bereits an den oben aufgeführten Zahlen sehen kann, erhebliche Schwankungen in den Fallzahlen, sowohl wöchentlich als auch monatlich und jährlich.

Lässt man sich dennoch einmal auf diese Wochenbetrachtung des Statistischen Bundesamts ein, so ist folgendes auffällig: Die erhöhte Sterblichkeit betrifft nur die Altersgruppe über 80 Jahre. Die Sterbefallzahlen für die Altersgruppe bis 80 Jahre liegen hingegen im normalen Bereich, wie die nachfolgende Auflistung zeigt.

Anzahl Sterbefälle Woche 30.03.-05.04. (Alter bis 80 Jahre):

2016: 8.622

2017: 7.913

2018: 8.637

2019: 8.156

2020: 8.147

Corona als Grund für die erhöhte Sterblichkeit der über 80-Jährigen zu benennen, wie es das Statistische Bundesamt tut, ist nach derzeitigem Kenntnisstand rein spekulativ. Die Erhöhung liegt im Rahmen der normalen Schwankungen. Der Erhöhung könnte auch ein Nachholeffekt zugrunde liegen.

Der Zeitraum Januar bis März 2020 weist geringere Sterbefallzahlen auf als die entsprechenden Vorjahreszeiträume 2017 bis 2019. Das gilt auch für die über 80-Jährigen: Auch bei ihnen sind die Sterbefallzahlen von Januar bis März 2020 mit 146.097 geringer als in den Vorjahren 2017 und 2018 (155.364 bzw. 159.664) und auch als im Jahr 2019 (143.958), wenn man berücksichtigt, dass 2020 einen Tag mehr hatte. Wenn Corona der Grund für eine etwas erhöhte Sterblichkeit bei den über 80-Jährigen sein sollte, dann ist der Effekt jedenfalls nicht größer als bei einer Influenza.

Das Narrativ der Bundesregierung gerät weiter ins Wanken

1. COVID-19 macht sich bisher statistisch nicht als Sondereffekt bemerkbar. Die bisherigen Sterbefallzahlen (bis 05.04.2020) lassen auch nicht erkennen, daß es eine hohe Dunkelziffer bei den COVID-19-Sterbefällen geben könnte, wie teilweise gemutmaßt wird. Vielmehr deuten sie darauf hin, dass die Corona-Gefahr überschätzt wird.

2. Das Statistische Bundesamt bezeichnet einen möglichen Zusammenhang zwischen Corona und erhöhten Sterbefallzahlen als naheliegend, obgleich diese Annahme anhand der Zahlen von nur einer Woche angesichts der natürlichen Schwankungsbreite derzeit rein spekulativ ist.

3. Lässt man sich mit dem Statistischen Bundesamt dennoch auf eine Betrachtung der einen Woche vom 30.03. bis 05.04.2020 ein, so ist folgendes festzustellen:

  • Es sind immer noch weniger Sterbefälle als im „Grippejahr“ 2018.
  • Die etwas erhöhten Sterbefallzahlen betreffen nur die Altersgruppe über 80 Jahre.
  • Ein Nachholeffekt aufgrund geringerer Sterbefallzahlen in den Vormonaten ist denkbar.
  • Wenn COVID-19 eine Rolle spielt, dann ist sie nicht sehr bedeutend.
  • Demographisch bedingt sind gegenüber früheren Jahren ohnehin tendenziell mehr Sterbefälle zu erwarten, da die Lebenserwartung seit Jahren stagniert und die Zahl der alten Menschen im typischen Sterbealter stark zunimmt.

4. Das Narrativ der Bundesregierung (Corona als ein ohne Rücksicht auf Verluste mit allen Mitteln zu bekämpfendes Killervirus) gerät weiter ins Wanken. Die Sterbefallzahlen lassen bislang keine außergewöhnlichen und dramatischen Auswirkungen erkennen und stellen die Sinnhaftigkeit und Aufrechterhaltung vieler getroffenen Maßnahmen infrage. Eine Gefährdung des Gesundheitswesens (die zu vermeiden erklärtes Ziel der Maßnahmen war) ist nicht ersichtlich.

5. Es ist beschämend und bezeichnend zugleich, dass das Deutschland des Jahres 2020 nicht in der Lage ist, zeitnah die Sterbefallzahlen zu aktualisieren, sondern eine Nachlaufzeit von drei bis vier Wochen benötigt. Zur politischen Verantwortung gehört es auch, für eine sichere Datengrundlage zu sorgen, um sachgerechte Entscheidungen treffen und Maßnahmen auch kurzfristig wieder aufheben zu können. So sollten derzeit zumindest Zahlen bis 26.04.2020 zur Verfügung stehen. Hier haben Bundesregierung und Landesregierungen versagt.

Anhand aktuellerer Sterbefallzahlen ließe sich leicht überprüfen, ob ein bis 05.04.2020 noch nicht feststellbarer Zusammenhang mit Corona mittlerweile eventuell doch gegeben sein könnte und welche Altersgruppen gegebenenfalls betroffen sind. Etwaig erforderliche Schutzmaßnahmen, aber auch deren Aufhebung, ließen sich dann sehr viel zeitnäher, zielgenauer und risikogruppenorientiert treffen. Das Versagen der Regierung wird die Bürger aufgrund an falscher Stelle ansetzender und zu lange andauernder Maßnahmen sehr teuer zu stehen kommen und die ohnehin eintretenden Wohlstandsverluste vervielfachen.

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Erwärmung verbessert unsere Gesundheit – Teil 1

Im Gegensatz dazu sinken die Sterblichkeitsraten in den wärmeren Monaten. Forscher, die von 1985 bis 2012 weltweit 74 Millionen Todesfälle untersuchten, stellten fest, dass 7,3% durch Temperaturen verursacht wurden, die unter dem Optimum lagen, verglichen mit nur 0,4%, die auf Temperaturen über dem Optimum zurückzuführen waren.  Als extrem einzustufende  Temperaturen, heiße wie kalte,  machten nur 0,9% aller Todesfälle aus.

In einem Bericht der National Health Statistics aus dem Jahr 2014 wurde ebenfalls festgestellt: „In den Jahren 2006 bis 2010 starben jedes Jahr etwa 2.000 US-Bürger an wetterbedingten Todesfällen. Etwa 31% dieser Todesfälle wurden auf übermäßige natürliche Hitze, Hitzschlag und Sonnenstich zurückgeführt. 63% wurden auf übermäßige natürliche Erkältung, Unterkühlung oder beides zurückgeführt. “ In ähnlicher Weise waren nach einer vom Gesundheitsministerium  heraus gegebenen Studie von 1979 bis 1999 insgesamt 8015 Todesfälle in den Vereinigten Staaten hitzebedingt, während 13.970 Todesfälle auf Unterkühlung zurückzuführen waren. Warum hören die Leute nicht auf die Wissenschaft?

[CDC  – Die Centers for Disease Control and Prevention sind eine Behörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums]

CDC- Monatliche Todesfälle (in Prozentanteilen der jährlichen Todesfälle) für 12 Städte in US 1975 – 1998. Die Todesfälle steigen aufgrund von Wetter und Temperatur in den kalten Monaten.

Die Angst vor der globalen Erwärmung basiert auf Spekulationen darüber, was in Zukunft passieren könnte, wenn die globalen Durchschnittstemperaturen um 2 ° F auf 4 ° F [~ 1°C ~ 2°C]  steigen würden. Aber beängstigende Visionen in einer digitalen Kristallkugel sind keine wissenschaftliche Tatsache, bis ihre Hypothesen überprüft und verifiziert wurden. Ohne Zeitmaschinen können wir die vorhergesagten Ergebnisse für die Jahre 2050 oder 2100 nicht direkt testen. Wir können jedoch die Auswirkungen einer ähnlichen Temperaturänderung beobachten.

In den Vereinigten Staaten sind die Menschen stetig vom kalten Nordosten in den wärmeren Südwesten abgewandert. Im Südwesten sind sie höheren Durchschnittstemperaturen ausgesetzt, Temperaturen, die gleich oder höher sind als von der globalen Erwärmung vorhergesagt, wenn sie im Nordosten bleiben würden. Die guten Nachrichten, stellten Wissenschaftler fest,  dass „die Migration vom Nordosten in den Südwesten 4% bis 7% des gesamten Anstiegs der Lebenserwartung der US-Bevölkerung in den letzten dreißig Jahren ausmacht“. Wir können einen ähnlichen Nutzen aus der globalen Erwärmung ziehen. Eine ergänzende Studie ergab, dass Menschen, die in kältere Klimazonen migrierten, eine „höhere kardiovaskuläre Mortalität “ erlitten als Menschen, die in ihrem Heimatland blieben.

Da sich die beiden großen US-Regierungsbehörden, die Todesfälle erfassen, die  – NOAA und CDC – stark in ihrer Meinung darüber unterscheiden, was die größere Mortalität ist:  Hitze oder Kälte, ist die Öffentlichkeit zu Recht verwirrt. Im Gegensatz zu den CDC-Ergebnissen argumentiert NOAA, dass Hitze doppelt so viele Menschen tötet wie Kälte, aber die Forscher von NOAA haben auch stark in katastrophale Behauptungen über die globale Erwärmung investiert. Durch statistische Anpassung der Daten über „saisonale Abnahme“ entfernen sie die größere Anzahl von Wintertoten in ihren Analysen und konzentrieren sich nur auf Todesfälle bei extremen Temperaturen. Sie begründen ihre Anpassungen damit, dass Faktoren wie erhöhte Todesfälle im Winter aufgrund der Grippesaison nicht direkt auf kältere Temperaturen zurückzuführen sind. Dies verdeckt jedoch die gesundheitlichen Auswirkungen der Temperatur.

Kältere Temperaturen verringern die Wirksamkeit unseres Immunsystems, was Influenza-Epidemien fördert, an denen jährlich 34.000 bis 60.000 Menschen sterben können. Da die Influenza-Saison bei warmen Temperaturen endet, hoffen die Wissenschaftler, dass wärmeres Wetter die neuartige COVID-19-Pandemie ebenfalls eindämmen wird.

Die angepassten Daten der NOAA konzentrieren sich auf Todesfälle durch Hitzewellen und Kälteeinbrüche. In der Tat gibt es einen größeren Anstieg der Todesfälle während plötzlicher Hitzewellen, aber Untersuchungen legen nahe, dass Hitzewellen aufgrund eines „“ einen geringen Langzeiteffekt haben. Ältere Menschen und Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen sind am anfälligsten für extremes Wetter und Epidemien. Der „Ernteeffekt“ beschreibt das schutzbedürftige Personen, die in den folgenden Monaten wahrscheinlich sowieso gestorben wären, während eines Extremereignisses „vorzeitig“ starben. Die Sterblichkeitsraten sinken jedoch in den folgenden Monaten, da die am stärksten gefährdeten [vor allem arme und sehr kranke Personen],  bereits verstorben sind. Forscher haben herausgefunden, dass die Sterblichkeitsraten in den Monaten nach einer Hitzewelle sinken. Es gibt keinen langfristigen Bevölkerungseffekt. Im Gegensatz dazu haben Kälteeinbrüche langfristige Auswirkungen, da die Forscher keinen solchen „Ernteeffekt“ fanden.

Obwohl alarmierende Modelle und Medienberichte zwanghaft prophezeien, dass die globale Erwärmung extremere Hitzewellen verursacht, stimmt das mit den aufgezeichneten Daten nicht überein. Wie der Hitzewellenindex der EPA zeigt (siehe unten), gab es keinen Anstieg der Hitzewellen. Die schlimmsten Hitzewellen traten  in den 1930er Jahren auf.

Glücklicherweise sind Hitzewellen von kurzer Dauer und vorhersehbar. Wettervorhersager erkennen sich nähernde Hochdrucksysteme, die wolkenlosen Himmel bringen und die Sonnenwärme erhöhen. Hochdruckgebiete verhindern aufsteigende Luftströme, die normalerweise Wärme abführen. Und Hochdrucksysteme ziehen warme tropische Luft an einer Flanke nach oben und verhindern gleichzeitig, dass sich kühlere Luft nach Süden bewegt. Durch die Vorhersage extremer Hitzewellen glauben Wissenschaftler, dass wir die meisten Todesfälle durch Hitzewellen verhindern können. Durch Wärmeeffekte ist es in den Städten oft  2 ° F bis 10 ° F [~ 1°C ~ 5°C] wärmer als auf dem Land, daher sollten Stadtbewohner besonders vorsichtig sein. Und weil ältere Menschen ohne Klimaanlage am anfälligsten und weniger mobil sind, können wir sicherstellen, dass sie nicht in Gefahr sind.

Umweltbehörde EPA, jährliche Hitzewellen, 1895 – 2015

Jim Steele ist emeritierter Direktor des Sierra Nevada Field Campus des Bundesstaates San Francisco und Autor von Landscapes and Cycles: An Environmentalist’s Journey to Climate Skepticism
Landschaftveränderung und Zyklen: Die Reise eines Umweltschützers zur Klimaskepsis

https://wattsupwiththat.com/2020/03/22/warming-improves-our-health-part-1/

Übersetzt durch Andreas Demmig