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Woher kommt der Strom? Hamsterkraftwerk Esslingen

(Abbildung, bitte unbedingt anklicken, es öffnen sich alle Abbildungen und mehr)

(Abbildung 1)

Diese Woche bringt zu Beginn viel Windstrom (Abbildung, bitte unbedingt anklicken, es öffnen sich alle Abbildungen und mehr). Allerdings in Wellen. Von kontinuierlicher Stromerzeugung durch Wind- und Sonnenkraft kann keine Rede sein. Die letzten zwei Tage der Woche sind da ruhiger. Grund: Die Windstromerzeugung wird fast eingestellt. Die Sonnenstromerzeugung reduziert sich um etwa ein Drittel. Die konventionellen Stromerzeuger werfen eine verstärkte Stromerzeugung erst gar nicht an (Abbildung 1). Das Wochenende mit weniger Bedarf steht bevor. Da kauft man den benötigten Strom lieber aus dem benachbarten Ausland zu.

Wobei – aufgemerkt – der Stromhöchstpreis der Woche mit über 56 €/MWh von Deutschland eingefahren wird. Allerdings nur für 0,081 GW. Aber immerhin. Ansonsten bietet auch die 33. Woche das Bild der Vorwochen. In den frühen Morgenstunden wird bei Bedarf wegen des insgesamt um diese Zeit geringen Bedarfs europaweit recht günstig Strom importiert. Fällt Exportstrom an, wird dieser günstig abgegeben. Über Tag wird der Strom, der importiert werden muss (Abbildung 2), teuer zugekauft. Zum Abend ist der Strom wegen des in dieser Zeit allgemein hohen Bedarfs nur zu im Verhältnis hohen Preisen zu importieren. Abbildung 3 weist die einzelnen Länder aus, welche Strom im- und exportieren.

Die Tabelle (Abbildung 4) mit den Werten der Energy-Charts, die immer nur Netto-Werte des öffentlichen Stromnetzes (Abbildung 5) sind, sowie der daraus generierte Chart verdeutlichen das oben Gesagte. Unter Abbildung 6 finden Sie die grafisch aufbereiteten Im- und Exportzahlen für die 33. Woche sowie das aufgelaufene Jahr 2020 bis 15. August 2020. Wie die Stromerzeugung im bisherigen Jahr 2020 ausgesehen hätte, wenn die installierte Leistung verdoppelt angenommen würde: Die Daten und deren grafische Aufbereitung finden Sie als Ausschnitt unter Abbildung 7 mit der Möglichkeit des Downloads der Excel-Tabelle.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 9.8.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 46,90 Prozent, davon Windstrom 11,50 Prozent, Sonnenstrom 21,24 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,16 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der bedarfsarme Sonntag und eine zum Tagesende leicht ansteigende Windstromerzeugung sorgen dafür, dass der in Deutschland erzeugte Strom fast den ganzen Tag ausreicht. Lediglich von 3:00 Uhr bis 6:00 Uhr muss etwas Strom zugekauft werden. Zu moderaten Preisen. Zum Abend exportiert Deutschland Strom zu Höchstpreisen um die 40 €/MWh.

Montag, 10.8.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 43,38 Prozent, davon Windstrom 14,71 Prozent, Sonnenstrom 16,91 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,76 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Zum Beginn der Arbeitswoche ergibt sich ein ähnliches Bild. Nur auf insgesamt etwas höherem Niveau. Die Stromlücke am Morgen verschiebt sich um 2 Stunden. Schon werden höhere Preise beim Import verlangt. Zum Abend reicht der selbst erzeugte Strom so gerade aus. Im- und Export bleiben annähernd preisneutral.

Dienstag, 11.8.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 48,28 Prozentdavon Windstrom 20,69 Prozent, Sonnenstrom 16,55 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,03 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung zieht an, die Sonnenstromerzeugung ist zufriedenstellend. Für den Stromüberschuss über Tag fällt der Exportpreis. Zum Abend allerdings erzielt Deutschland auskömmliche Preise, für den Strom, den es ins benachbarte Ausland exportiert. Die Schweiz und Österreich machen gute Preisdifferenzgeschäfte mit ihren Pumpspeicherkraftwerken.

Mittwoch, 12.8.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 48,97 Prozent, davon Windstrom 20,69 Prozent, Sonnenstrom 17,24 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,03 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute erzielt Deutschland um 19:00 Uhr über 56 €/MWh für Strom, den exportiert. Der Bedarf verharrt etliche Stunden bei etwa 67 GW. Für gewöhnlich liegt der Bedarf um 12:00 Uhr werktags weit über 70 GW. So entwickelt sich ein richtiger Stromüberschussbuckel. Was allerdings nicht zu exorbitant niedrigen Strompreisen führt.

Donnerstag, 13.8.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 41,67 Prozent, davon Windstrom 16,67 Prozent, Sonnenstrom 12,88 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,12 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Ab heute sinkt die Windstromerzeugung stark ab. Nach kurzem Aufbäumen wird es Freitag und Samstag richtig windstill. Die Sonnenstromerzeugung reißt es über Tag etwas raus, doch insgesamt liefern die regenerativen Energieträger nur wenig Strom. Die konventionelle Stromerzeugung reicht annähernd den ganzen Tag nicht aus, um den Bedarf Deutschlands zu decken. Die Importpreise sehen Sie detailliert hier.

Freitag, 14.8.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 34,45 Prozent, davon Windstrom 7,56 Prozent, Sonnenstrom 13,45 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,45 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Freitag ist ein kompletter Importtag. Fast gar kein Windstrom, kaum Sonnenstrom. Vormittags werden über 50 €/MWh aufgerufen. Abends noch über etliche Stunden über 40 €/MWh. Von 13:00 bis 17:00 Uhr sind „nur“ knapp 40 €/MWh fällig. Ob sich das statt der Stromeigenerzeugung rechnet? Ich weiß es nicht. Das Preisgefüge ist allerdings so ausgestaltet, dass Österreich mit Preisdifferenzgeschäften gute Gewinne macht.

Samstag, 15.8.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 37,04 Prozent, davon Windstrom 5,56 Prozent, Sonnenstrom 16,67 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,81 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Auch der Samstag ist fast ein kompletter Strom-Importtag. Lediglich über Mittag wird überschüssiger Strom günstig abgegeben. Der geringere Wochenendbedarf macht das trotz geringem Sonnenstrom – Wind geht gegen nahezu Null – möglich. Wer kauft, wer verkauft Strom zu welchen Preisen? Hier klicken.

Abbildung 8 belegt, dass die regenerative Stromerzeugung in der 33. Woche mit 43,6% erheblich unter dem Durchschnitt des bisherigen Jahres 2020 von 53,9% liegt. Das sind immerhin mehr als zehn Prozentpunkte weniger.

Leserresonanz

Die Leserresonanz zu den einzelnen Artikeln der Kolumne ist nahezu durchweg positiv. Manchmal mündet ein Kommentar in weiterführende Kritik. Manchmal ist eine Kritik kaum verständlich. Wie zum Beispiel dieser Kommentar von Olaf Neumann zum Artikel 31. Woche:

Der Erkenntniswert dieser Serie ist gleich null, auch wenn man sich die Mühe machte, die vielen Links aufzurufen. Stobbe widerlegt sich ständig selbst, und daß, seit er diese Serie veröffentlicht: Die „Energiewende“ funktioniert. Es gibt weder Stromausfälle noch einen Blackout, das wird auch dann nicht der Fall sein, wenn nächstes Jahr das letzte AKW abgeschaltet wird und etwas später die ersten Kohlekraftwerke. Und warum ist das so? Weil Flassbeck, Trittin und die grüne Mafia recht hatten? Nein. Sie funktioniert, weil die deutsche Mittelschicht als Bußhandlung für den eigenen Überdruß an Wohlstand willig exzessive Strompreise zahlt und weil das Ausland, so wie auch vorher bei Weißwaren, Elektronik, Kleidung, Spielzeug, Haushaltsartikeln und demnächst auch Autos von uns Produktionen übernimmt und wir sie dann importieren statt selbst zu erzeugen, finanziert mit Staatsschulden. Der Deutsche ließ sich seine Industrie wegnehmen, seine Nation und Währung sowieso und nun halt die Stromerzeugung. Wenn das EEG ausläuft, verschwinden die hochsubventionierten Windmasten eh wieder, so wie das letzte Waschmaschinenwerk von Siemens nach Polen. Und der Strom kommt weiter aus der Steckdose und Kraftwerken im Ausland. Lassen Sie es sein, Herr Stobbe, von Alternativen wollen Sie ja nicht schreiben, vor lauter sinnfreien Agora-Charts. Die haben wir nun genug gelesen.

Zunächst möchte ich an dieser Stelle wieder einmal den Menschen in den Kraftwerken, bei den Netzbetreibern und Stadtwerken danken, die Menschen, die dafür sorgen, dass unter immer schwieriger werdenden Bedingungen die Stromversorgung in Deutschland generell funktioniert. Die Tatsache allerdings als Kriterium dafür zu nehmen, dass die Energiewende funktioniert, halte ich für gewagt. Zum einen findet seit etlichen Jahren maximal eine Stromwende statt. Volatile regenerative Energieträger, Wind- und Sonnenkraft, ersetzen sichere fossile Energieträger und Kernkraft. In den nächsten Jahren geht es ans Eingemachte. Bis Ende 2022 werden insgesamt 11 GW installierte Leistung fehlen, mit der im Jahr 2019 gut 75 TWh kontinuierlich fließender Strom (Braunkohle, Kernenergie) erzeugt wurde. Die gut 41 Millionen Haushalte in Deutschland haben im Jahr einen Strombedarf vom 125 Millionen TWh von etwa 500 Gesamtbedarf netto. Diese Referenz nur zur Einordnung der Strommenge 75 TWh, die bis Ende 2022 wegfällt. Einen soliden Ausgleichsplan gibt es praktisch nicht. Dennoch wird der Strom – hoffentlich – nicht ausfallen. Der CO2-Ausstoß Deutschlands wird allerdings auch nicht sinken. Auch wenn das benachbarte Ausland dem – noch – größten Industrieland Europas Strom zur Verfügung stellt und gut daran verdient: Der Ersatz praktisch CO2-freien Stroms – gewonnen mittels Kernkraft – durch Gas-Strom führt zu mehr CO2. Da von einem Gelingen der Energiewende zu sprechen, ist Unfug. Hinzu kommt, dass die Kolumne als das angelegt ist, was Leser Hjalmar Kreutzer zu Artikel 32 schreibt:

Sehr geehrter Herr Stobbe, einfach mal wieder herzlichen Dank für Ihr beharrliches Dranbleiben. Warum leuchtet es unseren Entscheidern nicht ein, dass bei Nacht Hunderttausende oder Millionen von Solarmodulen Null Elektroenergie erzeugen und analog bei Windstille der Ausbau der Windräder eben statt Zehntausend mal Null oder hunderttausend mal Null immer wieder Null ergibt? Auch Ihre Werte sind ja nur über den Tag gemittelt und würden bei weiterem Ausbau nie 100% regenerative Energieversorgung erreichen, es sei denn minuten- oder stundenweise. Und in der übrigen Zeit wird dem Bürger dann Schlafenszeit verordnet durch zentrale Abschaltung, wie früher im Knast? Nur noch bei Raumtemperatur haltbare Lebensmittel? Fernheizung abschaffen, da tagsüber die Leute sich warm arbeiten können und nach Feierabend ab unter die Bettdecken? Alles Gute für Ihre Langzeitstudie und freundliche Grüße.

Genau, seit Januar 2019 werden die Daten erfasst und interpretiert. Es wird eine Entwicklung nachhaltig dokumentiert, Fakten werden ausgewertet. So gelangt man zu belastbaren, wissenschaftlich nachprüfbaren Ergebnissen.

Ich habe nie einen Zweifel daran gelassen, dass meines Ermessens in Kernenergie und Kernfusion die Zukunft der Stromerzeugung liegt. Die meisten anderen Länder der Welt sehen das ganz genauso. Sie handeln entsprechend. Für Deutschland ist mit dem Atom-Ausstieg bis 2022 der Zug abgefahren. Allein die Entwicklung der Stromversorgung Deutschlands bis dahin, die Entwicklung des CO2-Ausstoßes, die Entwicklung des Strom-Im- und Exportes samt Strompreisentwicklung wird äußerst spannend. Das sind die vielen Stunden akribische, zum großen Teil händische Arbeit wert. Im Übrigen möchte ich noch darauf hinweisen, dass es im Bereich der regenerativen Energieträger eine sagenhafte Innovation gibt. Schauen Sie hier und staunen Sie, was so alles möglich ist:

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

 

 




Woher kommt der Strom? Stundenrekord

Nur gut 2 GW fehlten an den 100 Prozent. Das scheint nicht sonderlich viel zu sein. Also rechnen wir mal. Die installierte Leistung Windkraft gesamt liegt 2020 aktuell bei 61,67 GW. Die Windkraftwerke an Land und auf See produzierten am 4.7. 2020 um 14:00 Uhr 28,02 GW. Das sind 45,43 Prozent der installierten Leistung. Wie viele Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von 3 MW (Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es öffnen sich alle Abbildungen und mehr) hätten zusätzlich vorhanden sein müssen, um die 2 GW, und damit die 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energieträgern zu erzeugen? Bei angenommen 45,43 Prozent erzeugtem Strom aus der Nennleistung sind 2,2 Windkraftanlagen notwendig, um deren Nennleistung 3 MW faktisch zu erzeugen. Es wären bei 2 GW = 2.000 MW benötigtem Strom 2.000 / 3 x 2,2 = 1.467 Windkraftanlagen à 3 MW zusätzlich nötig gewesen, um die 100 Prozent zu erreichen. Da bekommen 2 GW schon ein ganz anderes Gewicht.

Hätte man – rein theoretisch – die an den 100 Prozent fehlenden 2 GW aus gespeichertem Grünen Wasserstoff gewinnen wollen, hätte es ursprünglich überschüssigen Windstrom gebraucht, der mit Hilfe von 10.672 Windkraftanlagen à 3 MW – Stromausbeute im Gesamtdurchschnitt 25 Prozent der Nennleistung – erzeugt worden wäre (Rechenweg: Abbildung 1).

Grundrechenarten und Dreisatz reichen oft aus

Günther Wirst hat im Zusammenhang mit meinen Ausführungen zur Elektromobilität einige Leserbriefe geschrieben, die unter Abbildung 2 zusammengefasst sind. Er belegt damit, dass man nicht unbedingt Experte sein muss, um eine Technologie zumindest überschlägig auf ihren Nutzen bezogen auf ein Ziel, hier die CO2-Ersparnis, zu beurteilen. Grundrechenarten und Dreisatz reichen oft aus, um sich ein Bild zu machen.

Die 27. Woche (Abbildung 3) brachte viel Strom aus erneuerbaren Energieträgern. So viel, dass der Strom zweimal verschenkt und einmal mit Bonus abgegeben werden musste. Unsere Nachbarn freute es. Und es gab selbstverständlich Phasen, in denen der benötigte Strom nach Deutschland importiert werden musste. Das freute unsere Nachbarn ebenfalls. Es wurden verhältnismäßig hohe Preise aufgerufen. Das Preisdifferenzgeschäft blühte.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart ergänzen die Charts der Agora-Energiewende. Die Im-/Exportwerte in und aus den einzelnen Ländern finden Sie für das bisher aufgelaufene Jahr hier, für die 27. Woche hier. Zusätzlich gibt es heute wieder die auf den realen Zahlen 2020 angenommene theoretische Verdoppelung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraft (Abbildung 4). Schauen Sie sich diese Auswertung bitte vor allem unter dem Aspekt der Größenordnungen an. Beachten Sie bitte, dass eine Terawattstunde = 1.000 Gigawattstunden = 1.000.000 Megawattstunden entspricht.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 28.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 63,55 Prozent, davon Windstrom 28,97 Prozent, Sonnenstrom 17,76 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,82 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Recht gleichmäßige Stromerzeugung der erneuerbaren Energieträger mit einer starken Mittagsspitze, kombiniert mit wenig Bedarf am Sonntag lässt den Strompreis gegen null fallen. Es muss nur wenig Strom per Saldo importiert werden. Der allerdings kostet. Eine gute Gelegenheit für Preisdifferenzgeschäfte. Frankreich, die Schweiz, aber auch Österreich profitieren. Der bundesdeutsche Stromkunde eher nicht.

Montag, 29.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 57,94 Prozent, davon Windstrom 26,19 Prozent, Sonnenstrom 17,46 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,29 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

War gestern der Strompreis am Vormittag noch moderat, bildet er heute dort eine erste Preisspitze für Importstrom. Über Mittag tendiert der Exportpreis gegen 20 €/MWh. Zum Abend die gegenüber dem Morgen etwas niedrigere Preisspitze. Wer importiert, wer exportiert? Hier klicken.

Dienstag, 30.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 67,13 Prozentdavon Windstrom 38,46 Prozent, Sonnenstrom 16,08 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,59 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Starke Windstromerzeugung, befriedigende Sonnenstromerzeugung führen dazu, dass der Strom über Mittag verschenkt werden muss. Bis auf den mittlerweile fast obligaten Vorabend/Abend erzeugt Deutschland seinen benötigten Strom selbst. Sonnenstrom fällt Zug-um-Zug weg, der Bedarf steigt etwas, der Wind gleicht es nicht ganz aus, die aufgedrehten Pumpspeicher auch nicht: Der fehlende Strom wird zu Höchstpreisen importiert. Vor allem die kleine Schweiz freut sich: Verkauft doch Strom zu hohen Preisen, den sie über Mittag geschenkt bekommen hat. Natürlich nicht denselben Strom. Das Geschäft funktioniert jedenfalls.

Mittwoch, 1.7.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 54,01 Prozent, davon Windstrom 24,09 Prozent, Sonnenstrom 16,79 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,14 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Wind- und Sonnenstromerzeugung lässt etwas nach. Morgens und abends muss Strom netto importiert werden. Nichts Neues also. Auch das Preisgefüge bleibt: Morgens und abends hohe Importpreise. Über Tag relativ niedrige Exportpreise. Heute profitieren mal die Niederlande.

Donnerstag, 2.7.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,80 Prozent, davon Windstrom 14,40 Prozent, Sonnenstrom 16,00 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,40 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Wind- und Sonnenstromerzeugung lassen weiter nach. Die deutsche Stromerzeugung liegt über Tag auf Kante. Das Preisgefüge verändert sich kaum. Nur die aufgerufenen Preise verändern sich. Von 0:00 bis 05:00 sind die Strompreise generell niedrig, weil da der Bedarf am geringsten ist. Um 3:00 Uhr werden 27,20 €/MWh aufgerufen. Um 19:00 Uhr mit 52,65 €/MWh fast das Doppelte. Wer profitiert? Hier klicken.

Freitag, den 26.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,20 Prozent, davon Windstrom 19,20 Prozent, Sonnenstrom 18,40 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,60 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute wird bereits um 8:00 Uhr der Tageshöchstpreis mit knapp 50 €/MWh aufgerufen. Deutschland importiert vom 0:00 bis 9:00 Uhr per Saldo Strom. Erst ab 10:00 Uhr reicht die eigene Stromerzeugung. Der Preis sinkt. Um 16:00 Uhr bekommt Deutschland nur noch 24,22 €/MWh für den Exportstrom. Ab 18:00 Uhr wird wieder importiert. 27,24 € müssen bezahlt werden. Viel mehr wird es diesen Abend nicht. Bemerkenswert: Hauptlieferanten des Stroms für Deutschland sind heute die Niederlande und Dänemark.

Samstag, 27.6.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 68,49 Prozent, davon Windstrom 41,10 Prozent, Sonnenstrom 15,75 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,64 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute brummt die Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energieträger: Um 14:00 ein Stundenrekord. Fast erreichen die Erneuerbaren den Bedarf. Natürlich nur, weil der Bedarf relativ gering ist. Schließlich ist Wochenende. Dennoch. Irgendwann werden die 100% Bedarfsdeckung erreicht werden. Das wird einen Jubel geben. Fakt aber ist auch, dass die Erneuerbaren Energieträger Wind- und Sonnenkraft niemals eine kontinuierliche, sichere und hohe Stromerzeugung hergeben werden. Auch wenn sogenannte Virtuelle Kraftwerke die Koordination der vielen tausend dezentralen Einzelanlagen vornehmen.

Die Stromerzeugung schwankt, sie ist höchst volatil. Und wird es bleiben. Hinzu kommt, dass der Strom, der mittels erneuerbarer Energieträger erzeugt wurde, die Preise in die Höhe treibt. Dieser Rekordtag ist dafür ein feines Beispiel. Praktisch verschenkt Deutschland den Strom von 9:00 bis 15:00 Uhr. Um 13:00 Uhr muss noch ein kleiner Bonus = 56.544 € mitgegeben werden. Die werden unter unseren hocherfreuten europäischen Nachbarn aufgeteilt.

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Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de




Woher kommt der Strom? – aus dem Ausland, massenhafter Import!

Diese Woche keine negativen Strompreise.

Mittels Wind- und Sonnenkraft wird nur wenig Strom (28,6 Prozent, Erneuerbare gesamt 42,8 Prozent) erzeugt.

Der aus der Tabelle generierte Chart macht es grafisch anschaulich. Die Import-/Exportzahlen der einzelnen Länder für diese Woche wurden hier, die für das bisherige Jahre 2020 hier veranschaulicht.

„Stromlieferant der Woche“ ist die kleine Schweiz. Die sorgt dafür, dass das große Industrieland den Strom bekommt, den es selbst nicht produzieren möchte. Weil Deutschland COeinsparen möchte, weil es keinen Atomstrom produzieren möchte, weil Deutschland nach außen, beim Bürger, als Energiewendeweltmeister dastehen möchte. Sonst könnte der womöglich auf die Idee kommen, der ganze Aufwand, die Milliarden, die ausgegeben werden, all das lohne nicht. Denn bezahlen muss er, der Bürger. Egal ob über die EEG-Umlage, die Steuer oder kombiniert.

Da wird es Zeit, noch mal über die geplante Umstellung auf E-Mobilität nachzudenken. Glaubhafte Quellen meinen, dass ein E-Auto erst ab 200.000 km in den grünen CO2-Sparbereich hineinfährt. Das gilt aber nur, wenn die 200.000 km mit der Batterie ab Werk gefahren wurden. Wird diese – aus welchen Gründen auch immer – vorher ausgetauscht, war der Umstieg auf dieses E-Auto nicht nur teuer, sondern auch klimatechnisch vollkommen sinnlos (Abbildung). Da kommt dieser aktuelle Bericht gerade richtig:

Die euphorisch ungetrübte Welt des Elektroautos, wie man sie in den Studien von Agora-Verkehrswende (2019) oder Fraunhofer Institut ISI (Wietschel, Kühnbach & Rüdiger 2019) finden kann, ist eindeutig: Mit Elektroautos lassen sich 15 bis 30 Prozent der CO2-Emissionen, die im Verkehr entstehen, einsparen. Ulrich Schmidt vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel kommt zu einem ganz anderen Ergebnis: Ein Umstieg auf Elektroautos führt nicht zu weniger, er führt zu mehr, zu 73% mehr CO2-Emissionen (Quelle & Weiter lesen: Abbildung 1).

Seit Jahr und Tag berechne ich die theoretischen Werte, welche die erneuerbaren Energieträger Wind- und Sonnenkraft bringen würde, wenn man die installierte Leistung verdoppeln würde. Das Ergebnis ist wenig beruhigend für unsere Freunde der Energiewende (Abbildung 2). Benötigter und überschüssiger Strom halten sich in etwa die Waage. Aber: Nicht mal zur Hälfte (82) der analysierten Tage (172) reicht der Strom, der durch erneuerbare Energieträger erzeugt wurde, aus, um zumindest rechnerisch den Tagesbedarf zu decken. An diesen 82 Tagen werden dann zwar auch Überschüsse erzeugt, die aber bei weitem nicht ausreichen, um den an den übrigen Tagen fehlenden Strom auszugleichen. Auch wenn man sie in Wasserstoff als Speichermedium verfügbar machen würde. Da reduziert sich die später verfügbare Energie rasch um zwei Drittel bis drei Viertel. Je nachdem, wie optimistisch man den Energieverlust bei den Umwandelprozessen ansetzt (Abbildung 3).

Tagesanalysen

Sonntag, 14.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 58,95 Prozent, davon Windstrom 29,47 Prozent, Sonnenstrom 10,53 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 18,95 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Wind recht ordentlich, Sonne schwach: Keine Überproduktion trotz des bedarfsarmen Sonntags. Im Gegenteil: Strom muß importiert werden. Zu insgesamt moderaten Preisen.

Montag, 1.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 39,17 Prozent, davon Windstrom 12,5 Prozent, Sonnenstrom 12,5 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,17 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Über Tag sinkt die Windstromerzeugung immer weiter ab. Die Sonnenstromerzeugung ist wieder schwach. Wieder muß Strom importiert werden. Die Preise ziehen an.

Dienstag, 16.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 31,93 Prozentdavon Windstrom 2,52 Prozent, Sonnenstrom 15,13 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,29 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung geht gegen Null. Sonnenstrom schafft es nicht, die Mittagsbedarfsspitze abzudecken. Deutschland importiert den ganzen Tag Strom. Dementsprechend sind die Preise, die aufgerufen werden.

Mittwoch, 17.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 35,66 Prozent, davon Windstrom 6,2 Prozent, Sonnenstrom 16,28 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,18 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Bis Mittag liegt die Windstromerzeugung praktisch bei Null. Die Sonnenstromerzeugung ist befriedigend. Trotz ansteigender Sonnenstromerzeugung muss Deutschland nach Wegfall der Sonnenstromerzeugung gegen Abend Strom importieren und zahlt saftig. Allerdings nicht so viel wie am Morgen um 8:00 Uhr. Da wurden 56,52 €/MWh aufgerufen.

Donnerstag, 18.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 40,15 Prozent, davon Windstrom 11,36 Prozent, Sonnenstrom 14,39 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,39 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Wind- und Sonnenstromerzeugung pendeln sich auf niedrigem Niveau ein. Nur über Mittag und am ganz frühen Morgen reicht die eigene Stromerzeugung aus. Vor allem Österreich, die Schweiz und Frankreich versorgen Deutschland mit dem gewollt fehlenden Strom.

Freitag, den 19.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 40,65 Prozent, davon Windstrom 11,38 Prozent, Sonnenstrom 13,82 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,45 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Auch heute benötigt Deutschland die meiste Zeit des Tages ergänzenden Strom aus dem benachbarten Ausland. Der zu zahlende Preis liegt bei etwa 22 bis 38 €/MWh. Abgegeben wird überschüssiger Strom über Mittag zwischen 24 und 32 €/MWh.

Samstag, 20.6.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 59,26 Prozent, davon Windstrom 24,07, Prozent, Sonnenstrom 17,59 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 17,59 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Einstieg ins Wochenende. Wind- und Sonnenstromerzeugung steigen an. Über Mittag wird der Strom günstig abgegeben. Zum Abend wird er verhältnismäßig teuer eingekauft. Die üblichen Verdächtigen profitieren. Der deutsche Stromkunde zählt nicht dazu.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Sehen Sie, wie viel CO2 der Tschad, China, Kanada oder die USA ausstoßen. Pro Kopf, als Land. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de.

Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über drei Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.




Woher kommt der Strom? Es bleibt desaströs

Agora-Wochenchart

Woher kommt der Strom? Erläuterungen …

(Wochentabelle Energy-Charts: Hier klicken. Daraus generierter Wochenchart: Hier klicken).

Zum Wochenbeginn bricht die Windstromerzeugung innerhalb von 15 Stunden auf ein Viertel ein. Eine enorme Stromunterdeckung entsteht. Strom wird zum zweithöchsten Preis der Woche importiert. Der höchste Preis wird zum Wochenende aufgerufen, als Deutschland wiederum eine Stromlücke füllen muss. Dabei ist es müßig, darüber nachzudenken, ob die dritte Strom-Unterdeckung – es gab eine dritte in der Mitte der Woche – der Woche 9 von deutschen Kraftwerken hätten abgedeckt werden können. Man hätte es sicher gekonnt, hat es aus Kostengründen aber nicht getan. Der Strom war im Markt, also wurde er importiert.

Doch was geschieht, wenn das benachbarte Ausland wegen Eigenbedarfs den Strom nicht zur Verfügung stellen kann. Dann muss der Strom selbst noch teurer hergestellt werden. Strom für verhältnismäßig kurze Zeiträume. Stromerzeugung, die, wenn der Wind wieder stärker weht, heruntergefahren werden sollte. Geht das? ist das technisch überhaupt möglich? Wenn ja, zu welchen Kosten. Können diese dann im Markt erzielt werden?

Aktuell sieht es so aus, dass das bereits vielfach genannte Mantra gilt: Benötigt Deutschland Strom, ist der Preis hoch, gibt Deutschland Strom ab, sind die Preise niedrig. Österreich zum Beispiel füllt seine Pumpspeicher immer wieder günstig auf und versorgt seine Bürger mit Strom aus Deutschland. Deshalb liegt der Strompreis in Österreich heuer zwischen 0,17 und 0,24 €/kWh. Die Aufschlüsselung des Im- und Exports Deutschland finden Sie für die 9. Woche hier, für das bisherige Jahr 2020 hier.  Hier noch die Charts mit der Analyse einer theoretisch angenommenen Verdoppelung und Verfünffachung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraft. Beide Charts belegen, dass eine Verstetigung der Stromerzeugung – stetiger Strom, sichere und kontinuierlich fließende Energie ist für ein Industrieland unabdingbar – sehr schwierig bis unmöglich sein wird.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 23.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 74,48%, davon Windstrom 62,07%, Sonnenstrom 1,38%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,03%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute ab 9:00 Uhr liegt der Strompreis nicht mehr im negativen Bereich. Mehr als 23,57 € werden pro MWh in der Spitze allerdings nicht erreicht. Zwar sind die Strompreise, die erzielt werden, nicht auskömmlich. Zumal Windmüllern der garantierte EEG-Preis vergütet wird. Aber immerhin, die Negativpreiszeiten sind diese Woche, wenn man vom Morgen 0:00 Uhr absieht, erst mal vorbei. Praktisch verschenkt wird der Strom allerdings zumindest einmal immer noch.

Montag, 24.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 60,96%, davon Windstrom 45,89%, Sonnenstrom 3,42%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,64%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Tag mit der ersten Strom-Unterdeckung der Woche 9. Hier ist sehr schön zu erkennen, dass der Anteil des regenerativ erzeugten Stroms rapide fällt, die Strom-Unterdeckung entsteht und die Preise anziehen. Pumpspeicherstrom reicht nicht aus, um die Lücke zu schließen. Die anderen konventionellen Stromerzeuger verharren auf dem erreichten Niveau.

Dienstag, 25.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 65,68%, davon Windstrom 51,58%, Sonnenstrom 4,14%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,06%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Nachdem sich die regenerative Stromerzeugung am 24.2.2020 über Tag inkl. Sonnenstrom wieder „erholt“ hat, beginnt heute, am 25.2.2020, der langsame Abstieg zum „erneuerbaren Tiefpunkt“ der Woche am Donnerstag mit einer weiteren Stromunterdeckung. Die Windstromerzeugung lässt nach: Die Strompreise steigen. Dieses Phänomen konnte bereits mehrfach beobachtet werden. Auskömmlich sind die Preise gleichwohl nicht. Es werden nicht einmal 40 €/MWh erreicht.

Mittwoch, 26.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 47,62%, davon Windstrom 31,97, Sonnenstrom 4,08%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,56%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute tut sich eine Mini-Stromlücke auf. Die Stromversorgung ist insgesamt auf Kante genäht. Der Im-/Exportsaldo geht gegen Null. Pumpspeicherstrom ergänzt morgens und abends nahezu vollständig den benötigten Strom. Dennoch muss zwecks Netzstabilisierung Strom importiert und exportiert werden.

Donnerstag, 27.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 37,67%, davon Windstrom 22%, Sonnenstrom 4,35%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,18% Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der „erneuerbare Tiefpunkt der Woche“. Nur noch um die 6 GW liefern Wind und Sonne, 7 GW liefern Biomasse und Wasserkraft um 17:00 Uhr. Macht 13 GW. Benötigt werden 73 GW. Heute importiert Deutschland absolut mehr Strom, als es exportiert. Zu zum Teil saftigen Preisen.

Freitag, 28.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 56,17%, davon Windstrom 40,12%, Sonnenstrom 5,56%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,49%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken. & Samstag, 29.2.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 73,38%, davon Windstrom 57,14%, Sonnenstrom 5,19%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,04%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

In der Nacht zum Freitag steigt die Windstromerzeugung wieder an. Um in der Nacht zum Samstag noch mal zuzulegen. Auf einmal ist viel zu viel Strom im Markt. Die Preise fallen, fallen um 0:00 Uhr sogar fast auf die 0 €/MWh-Marke und steigern sich am Samstag auf maximal 16 €/MWh. Es ist einfach desaströs. Zuviel Strom aus erneuerbaren, regenerativen Energieträgern = Geringe Preise; zu wenig Strom aus erneuerbaren, regenerativen Energieträgern = Geringe Preise. Der Stromkunde merkt davon nichts. Er muss die EEG-Umlage zahlen. Für ihn gibt es nur hohe Preise. Es ist ein Desaster. Einen Effekt wird die deutsche Energiewende nicht haben. Außer einen abschreckenden.

In der vergangenen Woche hat es neue prozentuale Rekorde der Stromerzeugung durch erneuerbare Energieträger gegeben. Solche Rekorde sind allerdings nur ein Marketing-Gag. Selbstverständlich hat es bereits des Öfteren eine höhere regenerative Stromerzeugung gegeben als am 22.2.2020. Auch im Jahr 2020, konkret am 11.2.2020 (Abbildung). Absolut gesehen. Nur war der Strombedarf zum Zeitpunkt dieses absoluten Rekordwertes viel höher als an den prozentualen „Rekord“-Tagen.

Unfug mit prozentualen Rekorden

Prozentuale Rekorde in Sachen Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energieträger funktionieren nur mit entsprechend wenig Strombedarf, also an Samstagen, Sonn- und Feiertagen. So auch diesmal am 22.2.2020 (Abbildung), der Tag, der den Ostermontag 2019 ablöst (Abbildung 1), der nur knapp eine Woche später am Samstag, den 22.2.2020 nochmal getoppt wird (Abbildung 2).

Ein ähnlicher Unfug wie die Prozentrekorde sind die immer wieder kommunizierten Ziele in Sachen Ausbau Wind- und Sonnenkraftwerke. Der in der Vergangenheit am meisten genannte Wert ist das 65 Prozent-Ziel. Bleibt die Frage, Prozent wovon? Angesichts der massiven Ausbaupläne der Elektromobilität kann nicht davon ausgegangen werden, dass der aktuelle Strombedarf Deutschlands netto (Abbildung 3) gemeint ist. Oder etwa doch? Man weiß es nicht. Man erfährt es nicht.

Wie unsinnig und verwirrend die Information per Ziele in Prozent ist, belegt ein Kurzbericht des Deutschlandfunks vom 5.3.2020 (Abbildung 4), der den ebenfalls recht kurzen Artikel des Spiegel bezogen auf die Prozentzahlen nicht korrekt wiedergibt. Da ist von 55 Prozent die Rede, die angeblich nicht erreicht werden. Dabei meint der Spiegel, dass bis 2030 eben nur 55 Prozent erreicht werden könnten, und nicht die angesagten 65 Prozent (Abbildung 5).

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass sich der Chef des Think-Tanks Agora-Energiewende, Patrick Graichen, zu Wort meldet, und die Zahlen, welche die Bundesregierung in zwei Gutachten produziert, als viel zu optimistisch sieht:

Graichen: Ich habe mir die Gutachten angeguckt und da stecken jede Menge noch optimistische Annahmen drin. Da wurde jetzt schon ganz im Sinne der Bundesregierung gerechnet, weil, da wird zum Beispiel davon ausgegangen, dass die Erneuerbaren ausgebaut werden wie geplant. Wir sehen aber ja gerade eine Windkrise großen Ausmaßes. Kaum mehr Windräder werden gebaut. Ich persönlich bin da skeptisch, dass das, was da aufgeschrieben wird, überhaupt erreicht wird. (Abbildung 6)

Zum Schluss möchte ich dem geneigten Leser die Rede unseres Bundeswirtschaftsministers Peter Altmaier im Bundestag vom 6.3.2020 zur Kenntnis bringen. Es ist meines Erachtens ein Dokument der Unkenntnis, ein Dokument der Perspektivlosigkeit für die Nichtenergiewendewirtschaft, insgesamt ist es meines Erachtens ein Dokument des Grauens (Abbildung 7).

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de




Woher kommt der Strom? Irreführung, oder was?

von Rüdiger Stobbe

Die komplette Woche produzierte Deutschland genügend Strom, um den eigenen Bedarf zu decken. Wind- und Sonnenkraft trugen dazu bei. Allerdings reichte deren Stromproduktion auch nicht nur annähernd, um den Strombedarf Deutschlands alleine zu decken. Es war konventioneller Strom, der in relativ großem Umfang exportiert wurde. Der Strompreis schwankte zwischen gerundeten 67.000 und 25.000 Euro pro Gigawattstunde (GWh).

Werfen wir einen Blick auf die Zusammensetzung des konventionell erzeugten Stroms nach Energieträgern. Braunkohlestrom und Strom aus Kernenergie bilden das Fundament der Stromerzeugung in dieser Woche, praktisch des ganzen bisherigen Jahres.

Der Strom aus Kernenergie ist praktisch CO2-frei. Da müssen sich Verantwortliche in der Regierung in den Parlamenten schon fragen lassen, ob sie es wirklich ernst meinen, mit der Rettung des Klimas mittels Dekarbonisierung und der gleichzeitigen Sicherstellung der Stromversorgung. Oder ob es 2011 nicht nur eine Macht konservierende Schnapsidee zunächst einer Einzelperson war, den Atomausstieg Deutschlands zu beschließen. Und ob es nicht einfach dusselige Sturheit, gepaart mit ideologischer Verbrämung, ist, diesen Atomausstieg weiter voranzutreiben. Und bis 2022 mit dem Abschalten von 30 Gigawatt installierter Leistung zusätzlich noch den Kohleausstieg zu beginnen. Energiepolitik darf kein Wunschkonzert sein.

Die Tabelle zur 46. Woche mit Detailzahlen der Energy-Charts und der daraus generierte Chart.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 10.11.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 28,91 Prozent

Der bedarfsarme Sonntag offenbart eine Besonderheit im Zusammenhang mit der mehr als bedarfsdeckenden Stromproduktion Deutschlands. Offensichtlich verlassen sich unsere Nachbarn mittlerweile auf Stromüberproduktion und den sich daraus ergebenden Stromexporten Deutschlands. Just in dem Moment (13:00 Uhr), wo die Überproduktion sinkt, steigen die Strompreise. Um erst ab 20:00 Uhr wieder zu sinken.

Montag, 11.11.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 39,35 Prozent

Die Stromerzeugung mittels Windkraft steigt an diesem Montag kontinuierlich an. Die Sonne scheint nur schwach auf die Solarpaneele. Nicht mal ein Drittel des im Sommer erzeugten Stroms/Stunde wird erzeugt. Die Konventionellen passen sich der Entwicklung der Erneuerbaren gut an. Hier noch der Im-/Exportchart.

Dienstag, 12.11.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 44,58 Prozent

Die Stromerzeugung der Erneuerbaren bleibt heute bis 12:00 Uhr auf hohem Niveau, um dann etwas zurückzugehen. Was durch konventionelle Stromerzeugung problemlos ausgeglichen wird. Auch heute wieder das Phänomen, dass der Preis steigt, wenn der Export etwas nachlässt.

Mittwoch, 13.11.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 35,19 Prozent

Die Stromerzeugung verläuft nahezu konstant. Etwas weniger Windstrom über Tag wird heute durch schwachen Sonnenstrom ausgeglichen. Die Mittags- und die Abendspitze werden durch die Konventionellen ausgeglichen. So liegt die Stromerzeugung immer etwas über dem Bedarf. Das ist der Netzausregelungsreserve geschuldet. Hier noch der Im-/Exportchart.

Donnerstag, 14.11.2019:  Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 34,94 Prozent

Der Donnerstag dieser Woche zeichnet sich durch ein Auf und Ab aus, welches durch die Konventionellen gut austariert wird. Lediglich zum Abend wird mehr Strom erzeugt, als kalkuliert notwendig war. Was zum Preisabsturz ab 17:00 Uhr führt. Dieser ist dem Anstieg der Windstromerzeugung ab 16:00 Uhr geschuldet und dem Verbleiben auf recht hohem Niveau.

Freitag, 15.11.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 43,21 Prozent

Dank 26,66 GWh Stromerzeugung Wind onshore in der Zeit von 6:00 bis 7:00 Uhr erreichten die Erneuerbaren mit fast 40 GWh in dieser Woche die höchste Stromerzeugung innert einer Stunde. 40 von gut 69 benötigten GWh in dieser Stunde. Auch heute haben die Konventionellen den Ausgleich zwischen Stromerzeugung, Erneuerbare und Bedarf wieder recht ordentlich hinbekommen. Es gab keine Unterdeckungen. Es musste nur wenig Strom verschleudert werden. „Verschleudert“ ist nicht der richtige Ausdruck. „Unter 30.000 € pro Gigawattstunde verkauft“, wäre besser.

Samstag, 16.11.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 37,32 Prozent

Wochenende. Zum Glück. Es kommt in der Nacht von Freitag auf Samstag zu einem massiven Einbruch der Windstromerzeugung. Es ist eine kurze Dunkelflaute. Nicht mal 25 Prozent des in der Nacht geringen Strombedarfs von zwischen 2:00 und 3:00 Uhr benötigten 50 GWh bringen die Erneuerbaren. Zum Sonnenaufgang steigt auch die Windstromerzeugung wieder an, um mit dem Sonnenstrom ab 12:00 Uhr den Rest des Tages in etwa auf gleichem Niveau zu bleiben. Zur Nacht wird es weniger. Was aber wegen des sinkenden Bedarfs nicht weiter schlimm ist. Die Konventionellen gleichen etwas mehr aus als nötig. Es bleibt aber alles im grünen Bereich.

Keine Idee bei den Entscheidungsträgern

Was planen unsere Energiewender eigentlich, wenn die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet sind und 30 GW installierte Leistung Braunkohle vom Netz genommen wurden? Mit diesen 30 GW ist mehr Stromerzeugung in einer Stunde möglich, als auf dem Land per Windkraft am 15.11.2019 mit dem Spitzenwert 26,66 GWh dieser Woche erreicht wurde. Ich befürchte, es gibt keine Idee bei den Entscheidungsträgern, wie das Problem gelöst werden kann. Ich empfehle, zumindest Philippsburg 2 am Netz zu belassen und das moderne Kohlekraftwerk Datteln 4 in Betrieb zu nehmen.

Darüber hinaus sollten die restlichen Kernkraftwerke am Netz bleiben. Genau wie die Braunkohlekraftwerke. Das entstehende CO2 sollte gespeichert werden (CCS). Auf kurze und mittlere Sicht sollten die Entwicklung und der Bau modernster Kernkraftwerke neuester Bauart in Angriff genommen werden. Damit der Budenzauber mit der Windkraft und mit der Photovoltaik endlich ein Ende hat.

Es ist mal wieder so weit. Die Preiserhöhungsrunde „Strom“ steht an (Abbildung 1, bitte unbedingt anklicken, alle weiteren Abbildungen & mehr werden geöffnet). Um es mal einfach und ausdrücklich zu sagen. Mich persönlich trifft die Erhöhung nicht sonderlich. Nicht weil ich wohlhabend oder gleichgültig wäre. Mein Stromverbrauch liegt weit unter dem Durchschnitt. Außerdem suche ich regelmäßig jedes Jahr den für mich günstigsten Stromversorger heraus und wechsele gegebenenfalls.

Für mich ist wichtig, dass der Strom sicher geliefert wird. Egal, ob mit oder ohne Erneuerbare Energieträger, ob mit oder ohne Energiewende. Was ich aber absolut nicht leiden kann, ist, wenn ich verschaukelt werde. Wenn – wie vor 2 Wochen an dieser Stelle analysiert – teuer honorierte sogenannte Forscher erklären, wie Transformationspfade zur 95-prozentigen CO2-Ersparnis im Jahr 2050 geschaffen und begangen werden können. Dabei aber mit Energieimporten und sagenhaften Energieeinsparungen kalkulieren. Das ist weder seriös noch irgendwo realistisch.

Kritik ist erwünscht, Kritik führt weiter

Gleichwohl – und das ist gut so, können Unklarheiten beseitigt werden – gibt es Kritik an meiner Analyse. So kommentiert Leser Rudi Tarantik auf der Webseite des Europäischen Instituts für Klima & Energie (EIKE), welches meinen Artikel vom 12.11.2019 am 18.11.2019 übernommen hat:

„Davon werden durch Wind- und Sonnenkraft bereits knapp 5 Prozent realisiert.“ „Es fallen 6 Prozent Kernenergiestrom bis 2022 weg“. Kernenergie produzierte in 2018 ca. 72 TWh Strom, Wind und Sonne ca. 156 TWh. Daraus folgt, dass obige Prozentzahlen eindeutig falsch sein müssen. Vermutlich entstehen solche Fehler durch das Vermischen von Endenergieverbrauch, Stromerzeugung und Primärenergieverbrauch. Das aber ist grundsätzlich falsch, denn bei der Stromerzeugung aus Fossilen und Kernenergie werden beim Primärenergieverbrauch immer die ca. 70% sinnlose Verlustwärme durch Kühltürme miteingerechnet. Sonne und Wind müssen diese Verlustwärme aber nicht ersetzen. Sollte das der Autor wissen, kann man von einer bewussten Irreführung des Lesers ausgehen. Ebenso fehlerhaft ist auch immer der Vergleich von Endverbraucherpreisen mit Stromgestehungskosten. Ebenso fehlerhaft ist auch immer der Vergleich von Stromgestehungskosten der alten abgeschriebenen Kraftwerke mit neuen Kraftwerken.

Zunächst ist zu sagen, dass Energie benötigt und genutzt – nicht verbraucht – wird. Die Energieformen sind je nach Anwendungsbereich unterschiedlich. Selbstverständlich hat Herr Tarantik vollkommen recht, wenn er darauf hinweist, dass bei der Gewinnung von Energie für diverse Anwendungszwecke (z.B. Mobilität, Wärme, Strombedarf usw.) Energie im Sinne „Nutzbar für den Menschen“ zum Beispiel und meistens in Form von Wärme „verloren“ geht. Dass diese nicht nutzbare Energie von anderen Energieträgern, zum Beispiel Wind und Sonne, nicht erzeugt werden muss, leuchtet ein.

Entscheidend ist, dass die erneuerbaren Energieträger die Energie in Form von Strom liefern, die nötig ist, um den gewünschten Zweck zu erfüllen. Dabei ist zu bedenken, dass Windkraft im Durchschnitt etwa 25 Prozent, Sonnenkraft sogar nur 12,5 Prozent Wirkungsgrad haben. Um die Nennleistung eines Windrades zu erzielen, sind deshalb vier dieser Windräder (Konkretes Beispiel: Berg/Oberbayern) nötig. Bei Solarpaneelen sind es 8 dieser Teile (Abbildung 2). Was eine unverhältnismäßig hohe installierte Leistung = viele, viele Windräder, riesige geschlossene Flächen mit Solaranlagen erfordert, wenn die gewaltigen Energiemengen, die heute mittels Kernenergie und fossiler Verbrennung erzeugt werden, ersetzt werden sollen.

Hinzu kommt, dass Strom – vor allem wenn er transportiert wird – ebenfalls durch Wärmeentwicklung weniger wird. Entscheidend aber ist, dass überall da, wo der Strom nicht direkt verwendet werden kann, Umwandlungsprozesse stattfinden müssen, die ein Mehrfaches an Energie benötigen, um eine Einheit Energie verfügbar zu gewinnen. Ein schönes Beispiel ist der Wasserstoff, der von vielen Menschen als die eierlegende Wollmilchsau der Energiewende gehalten wird. Diese Menschen wissen eben nicht, dass der Wasserstoff erstens ein hochexplosives Gas ist, das aufwändig so aufbereitet werden muss, dass es verfüllt und transportiert werden kann. Und dass zusätzlich die Herstellung von Wasserstoff mittels Strom (Elektrolyse) und die Rückverwandlung in Strom mittels Brennstoffzelle – und damit die Nutzung in wasserstoffbasierten E-Autos, Flugzeugen oder Schiffen – einen vierfachen Energie- sprich Stromaufwand notwendig macht (Abbildung 3).

Um also eine Einheit Stromenergie aus Wasserstoff herzustellen, sind vier Einheiten Stromenergie aus Erneuerbaren notwendig. Um diese vier Einheiten zu gewinnen, sind 4 x 4 = 16 Windkraftanlagen nötig, wenn man davon ausgeht, dass unsere Einheit Stromenergie aus Wasserstoff gleich der Nennleistung, sprich der theoretisch möglichen Stromerzeugung eines Windrades, entsprechen soll. Bei den neudeutsch E-Fuels genannten synthetischen Kraftstoffen sieht es noch schlechter aus. 13 Prozent ist da der Wirkungsgrad der eingesetzten Stromenergie (Abbildung 4). Das könnte sich in Zukunft zwar verbessern. Dennoch wird der Strombedarf erheblich und immer höher, als bei der Strom-zu/aus-Wasserstoff-Herstellung bleiben. Etwas besser sieht es bei der Power-to-Gas, der Methanisierung aus. 33 bis 40 Prozent ist dort der Wirkungsgrad des eingesetzten Stroms (Abbildung 5).

Wie auch immer, wenn bei Kernkraftwerken und fossiler Verbrennung Energie durch Wärmeverluste nicht nutzbar ist, so wird auch bei den erneuerbaren Energieträgern Wind und Sonne unter dem Strich erneuerbarer Strom in vielfacher Menge benötigt, um die erneuerbar gewonnene Energie für die diversen Anwendungen eines mobilen und hochtechnisierten Industrielandes verfügbar zu machen. Das dürfte sich unter dem Strich ausgleichen.

Im Bereich des absolut Unmöglichen

Ein Wort zu den von Herrn Tarantik  monierten sechs Prozent Kernenergieerzeugung, die 2022 zumindest nach Gesetzeslage komplett weg fallen werden. Den Wert habe ich der offiziellen UBA-Grafik (Abbildung 6) zur Primärenergie entnommen. Bis 2022 fallen laut UBA 230 Terawattstunden weg, wovon in der Tat nur 76 TWh auf die Stromversorgung entfallen. Immerhin ist das weitgehend CO2-freie Energie. Woher das UBA/Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen diesen Wert hat, habe ich nachgefragt (Abbildung 7). Unter dem Strich ist es aber vollkommen gleich. 76 TWh sind weg. Im Jahr 2022. Sollten diese 76 TWh Kernenergiestrom zumindest durchschnittlich durch Windkraftstrom ersetzt werden, sind allein dafür 6.946 Windkraftanlagen à fünf MW Nennleistung bis 2022 zusätzlich nötig. Was aktuell im Bereich des absolut Unmöglichen liegt.

Armin Laschet, seines Zeichens Ministerpräsident NRW, sieht die Inbetriebnahme von Datteln 4, einem hochmodernen Kohlekraftwerk positiv (Abbildung 8). Er weiß genau: Ohne Kohlestrom geht es nicht. Der Industriestandort NRW wäre energieversorgungstechnisch am Ende. Da nutzen auch keine Entschädigungen nach Abschaltungen von Braunkohlekraftwerken. Außerdem muss Strom nach Belgien und nach Baden-Württemberg geliefert werden. Zum 1.1.2020 wird dort das Kernkraftwerk Philippsburg 2 vom Netz genommen. 11 TWh CO2-freier Strom wird dann durch Kohlestrom ersetzt werden müssen. Oder importiert man Atomstrom aus Frankreich? Es wird eine Mischung aus beidem sein. Eine Mischung, bei welcher der Betrachter aus dem Kopfschütteln nicht mehr herauskommt. Denn die gut 1.000 Windkraftanlagen à 5 MW, welche die 11 TWh Strom zumindest im Durchschnitt ersetzen könnten, die gibt es am 1.1.2020 nicht.

Von einer bewussten Irreführung, wie Herr Tarantik meint, kann keine Rede sein. Besonders eingedenk der Schönrederei der Energiewende im Allgemeinen (Abbildung 9), und im Besonderen der erwähnten Studie des Forschungszentrums Jülich. Ich habe das Forschungszentrum Jülich, sprich die Macher der Studie, vor Veröffentlichung des Artikels angeschrieben und auf die Analyse aufmerksam gemacht. Bis jetzt habe ich keinerlei Rückmeldung erhalten. Ich gehe davon aus, dass meine Einwände und Berechnungen korrekt sind. So korrekt, wie man es im Rahmen eines journalistischen Artikels, wo die Beherrschung der Grundrechenarten und des Dreisatzes zum Verständnis ausreichen sollen, erwarten darf.

Bleiben noch die angeblich unzulässigen Vergleiche, die mein zitierter Kritiker anführt. Ich habe solche Vergleiche niemals angestellt. Ich nehme die Zahlen des Agorameters (Abbildung 10), ziehe daraus meine Schlüsse und schreibe diese mit Quellenangaben in meine Artikel. Wenn Fehleinschätzungen oder auch Rechenfehler meinerseits vorliegen: Ich freue mich auf Hinweise. Diese werden von mir und befreundeten Experten analysiert, dann wird gegebenenfalls korrigiert, und ich antworte dem Hinweisgeber.

Die echten Stromgestehungskosten der Erneuerbaren

Noch ein Wort zu den Stromgestehungskosten der Erneuerbaren. Diese sind immer schöngerechnet. Hinter den Windkraftwerken, hinter den Photovoltaikanlagen müssen Gaskraftwerke als Backup stehen. Auch dann, wenn die installierte Leistung der Erneuerbaren – was wahrscheinlich nicht mehr geschehen wird – vervielfacht werden sollte, ist diese konventionelle Reserve mit allen Kosten, mit allem Drum und Dran (Größenordnung genau so groß, als müsste Deutschland damit alleine mit Gasstrom versorgt werden) auszubauen und bereit zu halten. Erzeugen die Erneuerbaren – aus welchen Gründen auch immer – nicht genügend Strom, um den Bedarf zu decken, muss Deutschland zur Not eben mit diesem Gasstrom ganz oder teilweise versorgt werden. Die Kosten für Gas, das in der Reserve nicht benötigt wird, diese Kosten fallen nicht an. Alle anderen Kosten müssen zu den Gestehungskosten der Erneuerbaren hinzugerechnet werden.

Die Energiewende war bisher nicht nur sehr teuer, sie wird noch viel, viel teurer. Wobei die Sicherheit der Stromversorgung Deutschlands immer geringer wird. Ganz sicher. Mein Tipp: Lassen Sie sich nicht einlullen. Kontrollieren Sie Ihren Stromanbieter und wechseln Sie zu einem, der für Sie günstiger ist. Ansonsten bleibt zu hoffen, dass die Macht des Faktischen die Energiewende scheitern lässt. Eine Deindustrialisierung wird die Bevölkerung nicht mitmachen.

Allein schon der gewünschte massenhafte Umstieg auf E-Autos wird nicht erfolgen. Reichweitenangst, mangelnde Lade-Infrastruktur, hoher Anschaffungspreis trotz hoher Subventionen, wachsende Erkenntnis der Umweltschädlichkeit (rollender Sondermüll) von E-Mobilität und nicht zuletzt der schlechte Wiederverkaufswert, welcher mit dem Batterieverschleiß zusammenhängt, der die monatlichen Unterhaltskosten in die Höhe treibt (Abbildung 11).

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Sehen Sie, wie viel CO2 der Tschad, China, Kanada oder die USA ausstoßen. Pro Kopf, als Land. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de.

Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über drei Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.