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Die Netzgebühr!

So wie jede Facette der deutschen Energiewende periodisch hochploppt, ging der Begriff „Netzgebühr“ kürzlich wieder durch die Medien. Sachlich handelt es sich bei „Netzgebühr“ um dasselbe wie dem „Netzentgelt“.

„Strom kostet weniger – Netzentgelte 2019 sinken“ oder ähnlich lauteten kürzlich frohe Botschaften in den Spalten einiger Gazetten und auf einigen Homepages wie hier. Offenbar hatte dpa, in Fortsetzung des qualitativen Gleitflugs nach unten, Informationen aufgeschnappt und nur die Hälfte verstanden und verarbeitet. Andere Medien übernahmen unkritisch. Werden wir im nächsten Jahr wirklich weniger für den Haushaltsstrom bezahlen?

Dem ist leider nicht so, weil nur ein Teil der Überschrift stimmt. Die Netzentgelte werden tatsächlich sinken. Die vier Übertragungsnetzbetreiber kündigten an, ihre Netzentgelte zwischen sechs und 23 Prozent zu mindern. Prima. Was ist die Ursache?

Die Netzentgelte sinken, weil einige Netzausbauten wirken und die bisher enthaltene Umlage für den Anschluss der Offshore-Windenergie künftig heraus gerechnet wird. Dafür gibt es 2019 einen eigenen Rechnungsposten, der vermutlich „Offshore-Netzumlage“ heißen wird. Von dieser wird dann die stromintensive Industrie befreit sein, zusätzlich belastet werden Mittelständler, die kleinen Industrie- und Gewerbekunden und die Haushalte.

Echte Qualitätsjournalisten der Freien Presse Chemnitz haben das ihren Lesern erklärt und sogar am Beispiel gerechnet. Einer möglichen Entlastung der Beispielfamilie (4.000 Kilowattstunden pro Jahr) von zehn Euro im Jahr könnte eine Offshore-Umlage von 13,80 Euro – plus Mehrwertsteuer – entgegenstehen. Wer sich hingegen auf Quellen wie „Finanztreff“, „Stromauskunft“ oder die „Lausitzer Rundschau“ verließ, war halb- und damit falsch informiert.

Dieses erneute Zeichen, dass der weitere Ausbau regenerativer Einspeiser die Strompreise hochtreibt, wird in politisch interessierten Kreisen standhaft verdrängt. „Vordenker“ wie Agora-Energiewende behaupten in einer Analyse zu den energie- und klimapolitischen Vorhaben der Regierung, dass „mehr Erneuerbare niedrige Stromkosten“ liefern würden. So in der Überschrift. Im Text rudert man sacht zurück und behauptet nur noch, es gäbe „kaum Auswirkungen“ auf die Strompreise.

Es ist kein Ansatzpunkt zu erkennen, dass der bisherige Preisauftrieb durch Regenerative in der Tendenz stoppen oder sich sogar umkehren könnte. Länder mit hohem EE-Anteil wie Dänemark und Deutschland sind bei den Strompreisen führend und werden es bleiben. Dabei wird nicht mehr die EEG-Umlage der Kostentreiber sein, sondern Netz- und Stabilisierungskosten werden überproportional zulegen.

Zu erwarten ist wieder eine Empörungswelle, wenn die Großverbraucher von den Kosten der Offshore-Anbindungen befreit werden. Das Industriebashing wird auch von einigen Parteien in ihrer ökonomischen Ahnungslosigkeit ideologisch befeuert.

Nehmen wir als Beispiel das Stahlwerk von Arcelor Mittal in Eisenhüttenstadt, das einem globalen Unternehmen angehört. Das Werk muss konzernintern mit gleichartigen Betrieben in Indien, Brasilien, Rumänien und Algerien konkurrieren und hat ohnehin typisch deutsche Standortnachteile zu verkraften wie hohes Lohnniveau, hohe Umweltstandards, Kosten für CO2-Zertifikate und jede Menge Bürokratie. Die weitere Erhöhung von Strompreis oder Netzentgelt würde die Konkurrenzfähigkeit drücken, die Belastung mit der EEG-Umlage würde zum sofortigen „Aus“ führen. Derlei Gedanken machen sich rotgrüne Berliner Salonsozialisten in ihrer Filterblase natürlich nicht.

Rechnungsadresse: Wind

Bis 2020 sollen 6.500 Megawatt Offshore-Windenergie installiert sein, bis 2030 sogar 15.000 Megawatt. Es sind noch sehr viele Kabel zu kaufen, zu verlegen und anzuschließen, hinzu kommen die Kosten für die Weiterverteilung des Stroms an Land. Das dann anfallende schwankende Dargebot muss ausgeregelt werden. Die Folge sind Aufwand und Kosten.

Zurzeit sind 54 Prozent des Haushaltsstrompreises auf Steuern und Abgaben zurückzuführen. Weitere 28 Prozent sind staatlich reguliert (Netzentgelte für Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber, Konzessionsabgabe) und nur 18 Prozent werden aufgewendet für Strombeschaffung und –vertrieb, also für den rudimentären Anteil, in dem noch Wettbewerb stattfindet.

Lassen wir uns die Bestandteile einer Stromrechnung noch einmal auf der Zunge zergehen:

EEG-Umlage, KWK-Umlage, Umlage §19 Stromnetzentgeltverordnung, Offshore-Haftungsumlage (siehe „Dunkelflaute“ Seite 22), Umlage abschaltbare Lasten, künftig die „Offshore-Netzumlage“, Konzessionsabgabe, Meßstellenbetrieb, Stromsteuer, Netzentgelte sowie Strombeschaffung und –vertrieb. Fast alle Versorger schlüsseln die Rechnungsbestandteile ordentlich auf. Dann wird sauber ein Strich gezogen und die Summe mit der Mehrwertsteuer 19 Prozent belastet. Schon diese Besteuerung für Zwangsumlagen und einer anderen Steuer – der Stromsteuer – zeigt den Fehler des Systems. Der Finanzminister hat kein natürliches Interesse an niedrigen Strompreisen – im Gegenteil.

Es wäre ein Zeichen staatlicher Verantwortung, würden der Netzausbau und die Offshore-Anbindung aus Steuermitteln finanziert und nicht emotionslos an die Verbraucher durchgereicht. Wenigstens hier gäbe es dann ein Interesse an einer Kostenkontrolle. Aber auch das würde regierungsamtliche Misswirtschaft wohl nicht bremsen, zieht man den jüngsten Bericht des Bundesrechnungshofsvom 28. September zur Koordination und Steuerung der Energiewende heran. Mehr Kontrollverlust ist selten.

Die EEG-Umlage für 2019 wurde am 15. Oktober von den vier Übertragungsnetzbetreibern benannt, sie sinkt geringfügig (von 6,792) auf 6,405 Cent pro Kilowattstunde. Die Offshore-Umlage wird sich auf 0,416 Cent pro Kilowattstunde belaufen. Im Saldo also ein winziges Plus von 0,03 Cent. Ein neuer Rechnungsposten ist eingeführt – und er wird steigen.

Absehbar ist, dass Energiewendeerfolgsjournalisten uns weiter mit gefakten Erfolgsmeldungen füttern werden, von vermeintlich sinkenden Strompreisen bis hin zu den Durchbrüchen bei der Elektromobilität. Dafür „gebührt“ ihnen Dank, auch mittels der alternativlosen Gebühreneinzugszentrale.




Strom wird immer teurer – kein Ende abzusehen!

 Amprion aus Dortmund versorgt Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Strom und hat gegenüber der FAZ eine Steigerung der Preise um sage und schreibe 45 Prozent angegeben. Im Vorjahr erhob Amprion „nur“ 12 Prozent mehr.

Für das nächste Jahr deuten sich weitere drastische Erhöhungen der Strompreise an. Denn jetzt im Oktober werden die Umlagen für den Strompreis im kommenden Jahr festgelegt. Noch ist es für eine Schätzung des gesamten Strompreises zwar etwas früh. Aber die FAZ hat dennoch einmal vorgerechnet, was auf die Verbraucher zukommen wird.

Sie hat sich für die Kalkulation einer der wichtigsten Größen des Strompreises, des „Netzentgeltes“, bei den vier Netzbetreibern umgesehen. Die haben ihre Preise für das kommende Jahr bereits veröffentlicht. Etwas sang- und klanglos, empfindet die FAZfeinsinnig, aber den Netzfirmen war wohl nicht nach viel Öffentlichkeit.

Amprion aus Dortmund versorgt Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Strom und hat gegenüber der FAZ eine Steigerung der Preise um sage und schreibe 45 Prozent angegeben. Im Vorjahr erhob Amprion „nur“ 12 Prozent mehr.

Tennet wird im kommenden Jahr laut FAZ 9 Prozent mehr verlangen. Gegenüber der Steigerung von 80 Prozent im Vorjahr geradezu ein Klacks. Transnet-BW in Baden-Württemberg wird um 13 Prozent erhöhen, und nur 50Hertz senkt seinen Preis um 11 Prozent. Diese Netzkosten machen inzwischen fast ein Viertel des Strompreises aus. Bezahlen müssen ihn die Endkunden, die Stromverbraucher.

Dramatische Folgen jenes Irrsinnsprojektes „Energiewende“. Denn in diese Netzkosten fließen zum Beispiel die Kosten des Parallelbetriebes von bisherigen Großkraftwerken ein. Die stehen neben den Wind- und der Photovoltaikanlagen bereit, um bei „Dunkelflaute“ einzuspringen, wenn die netten „Erneuerbaren“ mal wieder zu wenig bis gar keine Energie liefern. Vor allem das stark schwankende Angebot macht den Betreibern der Übertragungsnetze zu schaffen. Denn sehr rasch müssen gewaltige Energiemengen herangeschafft werden, wenn zum Beispiel an einem sonnigen Tag eine Wolkenfront quer über das Land zieht und die Stromerzeugung sämtlicher Photovoltaikanlagen zusammenbrechen läßt.Umgekehrt wird es ebenso teuer, wenn starke Winde auf der Nordsee die Windräder viel Strom liefern lassen und die Übertragungsnetzbetreiber nicht wissen, wohin damit, weil gerade kein Abnehmer da ist. Eine typische Situation an Weihnachtsfeiertagen, die dann sehr teuer wird. Denn diese Strommengen können meist nur verschenkt, wenn sie mit einer gehörigen Mitgift versehen werden. Die beträgt schon mal 20, 25 Millionen Euro, die an die Abnehmer zum Strom dazu geliefert werden! Ein Tagträumer derjenige, der glaubt, mit Stromexport wird Geld verdient. Diese Kosten muss der deutsche Stromverbraucher bezahlen; auch sie fließen in jene „Netzentgelte“.

Trotzdem fürchten sich unsere europäischen Nachbarn langsam vor den Folgen, die die spinnerten Deutschen mit ihrer „Energiewende“ angerichtet haben. Sie können meist nichts mit den gewaltigen Energiemengen anfangen, die da zur falschen Zeit über die Grenzen geliefert werden. Länder wie Polen verbarrikadieren sich bereits – elektrisch gesehen. Sie können die Strommengen nicht gebrauchen.

Zu den Netzentgelten gehören auch die Kosten, die an die Betreiber der Windräder gezahlt werden müssen, wenn sie zwar Strom liefern, den ebenso gerade keiner gebrauchen kann, weil er zur falschen Zeit anfällt. Die Windräder stehen zwar still, die Betreiber aber werden dennoch so bezahlt, als ob sie Strom geliefert hätten. Modell für Ihren Bäcker: Gib mir Geld, Du hättest ja meine Brötchen haben können! Diese grünen Wirtschaftsmodelle der Zukunft also kosten horrende Summen, die Stromkunden bezahlen müssen – ungefragt. Trittins Eiskugel ist für sie damit ziemlich teuer geworden.Der Interessensverband Bundesverband Energie- und Wasserwirtschaft BDEW (lange Jahre an der Spitze Merkels ehemalige rechte Hand Hildegard Müller, jetzt sinnigerweise RWE) jedoch hat jetzt den Schuldigen herausgefunden. Die FAZ berichtet weiter, dass die Bauern zu hohe Entschädigungen fordern. Sie verlangten nämlich eine „Maut“ dafür, dass durch ihre Felder und Fluren Stromtrassen gepflügt werden. Ein Rechtsgutachten des BDEW hat laut FAZ ergeben: Die Forderungen der Bauern für Nutzungs- und Einnahmeausfälle seien „unverhältnismäßig und verfassungswidrig“. Es ist immer viel Aufregung, wenn die Geier über dem Aas untereinander in Streit geraten.

ANSPRUCH UND WIRKLICHKEIT
„Energiewende“ trifft frostige Wirklichkeit

Aber am Horizont zeichnet sich Besserung ab, versprechen jedenfalls die Energiewende-Ideologen in ihren Planungsstuben. Wenn erst einmal die Nord-Süd-Stromautobahn ausgebaut ist, dann ist das Energiewende-Endziel erreicht. Dann haben die Bayern wieder Strom. Denn sie müssen bald ihre letzten Atommeiler abschalten, noch ehe der versprochene Windstrom aus dem Norden fließt. Dann fehlt ihnen ziemlich viel Strom, denn die Leitungen für Windstrom aus dem Norden gibt es nicht. Blöde Zeiten für Audi und BMW.Die Leitungen wird es auch längere Zeit nicht geben. Denn die Technik ist längst nicht einsatzreif. Sie sollen als Hochspannungsgleichstromleitungen ausgeführt werden. Die funktionieren in China; allerdings hängen sie dort an hohen Strommasten, die sich in Trassen durchs Land ziehen.

Die will hier niemand. Deshalb sollen sie unter die Erde verlegt werden. Sie sollten also einigermaßen gut isoliert sein, um Spannungen von ein paar Hunderttausend Volt möglichst sicher gegenüber dem Erdreich zu isolieren. Ob das funktioniert, weiß niemand. Ebenso weiß niemand, welche Auswirkungen diese bis zu fast 80, 90 Grad heißen Heizkörper in der Erde haben werden. Der Bauer, unter dessen Hof eine solche Leitung läuft, braucht keinen Schnee mehr zu kehren.

Ebenso weiß niemand, was tun, wenn diese zentrale Leitung, die die wichtige Energie für Bayern von Nord nach Süd transportiert, mal wieder ausfällt. Aber das kennen wir ja aus dem Zugverkehr, seitdem bei Rastatt ein Tunnel einbrach und die wichtigste Nord-Süd-Eisenbahnverbindung unterbrach.

Währenddessen erschallt irgendwo vom Himmel das höhnische Lachen derjenigen, die diese Untaten über das Land gebracht haben.

Übernommen von TICHYS EINBLICK hier