1

Klimaschau 19 von Sebastian Lüning: Rahmstorf fällt auf natürliche Polarwirbel-Variabilität herein




Deutschlands unausweichliche Transition – Wind und Sonne, ein unausweichlicher Fehler

Die sogenannte Energiewende hat sich zu einer großen Farce entwickelt: Die Strompreise steigen ; Hunderttausende Deutsche können sich keine Energie mehr leisten ; das Stromnetz bewegts sich ständig am Rande des Zusammenbruchs ; und sein Hauptziel (Reduzierung der Kohlendioxidgasemissionen) ist ein erbärmlicher Misserfolg .

Die Ablehnung von 300-Tonnen-Molochs, die in deutschen Landstrichen herumwirbeln, nimmt rasend schnell zu. Viele Gemeinden sind bereit, dagegen zu protestieren. Das ländliche Deutschland wurde bereits von fast 30.000 dieser Dinge überrannt und Hunderttausende von Deutschlands stoischen Landbewohnern werden von dem unaufhörlichen, pulsierenden Niederfrequenzlärm und dem Infraschall, den diese Dinge erzeugen , krank gemacht .

Diejenigen, die den Ausbau von Wind und die Sonnenstrom am härtesten vorangetrieben haben, versuchen, das Debakel als etwas zu kennzeichnen, das hier und da nur ein paar kleine Änderungen erfordert.

Die Botschaft ist eine Parallele zu Sozialisten mit ihrem naivem Blick, die – wenn sie gezwungen sind, den Fall der Berliner Mauer und das Scheitern eines Epos wie Kuba, Venezuela, Nordkorea und die UdSSR zu erklären – uns sagen, dass am Sozialismus nichts auszusetzen ist “ Realer Sozialismus „, und dann etwas über böse, externe kapitalistische Kräfte oder willensschwache Individuen murmeln, die sich weigerten, an ihr ruhmreiches Schicksal zu glauben, das war alles ein großer Sprung nach vorne.

Tatsächlich scheinen die Charaktere, die derzeit an der Zerstörung von Energiesystemen auf der ganzen Welt beteiligt sind, mit der gleichen DNA zu laufen, wie die blinden Anhänger einer dogmatischen Grünen Religion und Verweigerer der Roten-Liste der gefährdeten Tierarten.

Screenshot von Video: Germany’s Offshore Wind Push
Untertitel: Die kleine deutsche Insel Helgoland, ein beliebtes Touristenziel, befindet sich im dramatischen Umbruch der Windindustrie.

Genau wie der Kommunismus und sein freundlicherer Verwandter, der Sozialismus, erfordert der Glaube, dass die Welt bald durch Sonnenschein und Brise betrieben wird, eine gesunde Dosis kognitiver Dissonanz. Die Fähigkeit, logische Sprünge im Glauben zu ignorieren – und die generelle Fähigkeit, die Realität von Physik, Ingenieurwesen, Mathematik und Wirtschaft sowie die menschliche Natur zu leugnen.

Wie Michael Shellenberger weiter unten ausführt, können Wind und Sonne moderne Volkswirtschaften nicht antreiben, weil sie dazu nicht bestimmt sind. Stattdessen ist die Welt Zeuge einer konzertierten Anstrengung, die erste Welt zu deindustrialisieren und zu verhindern, dass die Entwicklungsländer jemals aus der Agrararmut auftauchen.

 

Braucht es noch mehr Erfahrung, um zu wissen, dass Erneuerbare keine moderne Zivilisation antreiben können?

Forbes , Michael Shellenberger, 6. Mai 2019

In den letzten zehn Jahren haben Journalisten unermüdlich die Energiewende als das Umweltmodell für die Welt hochgehalten.

„Viele arme Länder, die einst Kohlekraftwerke bauen wollten, um ihre Bevölkerung mit Strom zu versorgen, diskutieren, ob sie das fossile Zeitalter überbrücken und von Anfang an saubere Netze bauen könnten„, schrieb ein Reporter der New York Times anlässlich der  Energiewende im Jahr 2014.

Inspiriert durch Deutschland, haben die Vereinten Nationen und die Weltbank Milliarden in erneuerbare Energien wie Wind, Sonne und Wasser in Entwicklungsländern wie Kenia investiert .

Letztes Jahr musste Deutschland jedoch eingestehen, dass es den Kohleabbau verzögern muss und seine Verpflichtungen zur Reduzierung der Treibhausgase im Jahr 2020 nicht einhalten würde. Es kündigte Pläne an, eine alte Kirche und einen Wald zu beseitigen, um an die Kohle darunter zu gelangen.

Nachdem Investoren und Anwälte für erneuerbare Energien, darunter Al Gore und Greenpeace, Deutschland kritisiert hatten, kamen Journalisten zur Landesverteidigung. „Deutschland hat seine Emissionsziele teilweise aufgrund seiner ehrgeizigen Ziele verfehlt“, argumentierte  Christine Coester [im Handelsblatt] im vergangenen Sommer.

„Wenn der Rest der Welt nur die Hälfte der Anstrengungen Deutschlands unternehmen würde, würde die Zukunft unseres Planeten weniger düster aussehen. Also Deutschland, gib nicht auf. Und auch: Danke. „

Aber Deutschland hat seine Klimaziele nicht nur verfehlt. Seit 2009 sind die Emissionen nicht gesunken.

Anfang Mai 2019 lautet die Titelstory [Bezahlsperre] im Magazin Der Spiegel : „A Botched Job in Germany“ („ Murks in Germany “). Der Titel des Magazins zeigt kaputte Windturbinen und zerstörte elektrische Trafohäuschen vor der dunklen Silhouette Berlins. [???? heute zeigt der Artikel ein Kohlekraftwerk (Jänschwalde?) und eine WKA.]

„Die Energiewende  – das größte politische Projekt seit der Wiedervereinigung – droht zu scheitern“,  schreiben Frank Dohmen, Alexander Jung, Stefan Schultz und Gerald Traufetter in ihrem Artikel (der hier in Englisch gelesen werden kann).

Allein in den letzten fünf Jahren hat die Energiewende Deutschland jährlich 32 Milliarden Euro gekostet, und auf dem deutschen Land wächst der Widerstand gegen erneuerbare Energien.

„Die Politiker fürchten den Widerstand der Bürger“, berichtet der Spiegel. „Es gibt kaum ein Windenergieprojekt, das nicht bekämpft wird.“

Als Reaktion darauf, veranlassen Politiker manchmal, elektrische Leitungen unter der Erde zu vergraben, aber das ist um ein Vielfaches teurer und dauert Jahre länger.

Link zur interaktiven Webseite: https://www.netzausbau.de/leitungsvorhaben/de.html

Infolgedessen verlangsamt sich die Entwicklung von erneuerbaren Energien und zugehörigen Übertragungsleitungen rapide. In 2018 wurden weniger als die Hälfte der Windkraftanlagen (743) als im Jahr 2017 installiert und im  Jahr 2017 wurden nur 30 Kilometer neues Übertragungsleitungen hinzugefügt.

Befürworter von Solar- und Windkraftanlagen sagen, dass billigere Solarmodule und Windkraftanlagen das künftige Wachstum der erneuerbaren Energien billiger machen als das vergangene Wachstum, aber es gibt Gründe zu der Annahme, dass das Gegenteil der Fall sein wird.

Der Spiegel  zitiert eine aktuelle Schätzung, wonach es Deutschland „3,4 Billionen Euro (3,8 Billionen US-Dollar) kosten würde“ oder das Siebenfache der Ausgaben von 2000 bis 2025, um Solar- und Windkraft bis 2050 um das Drei- bis Fünffache zu steigern.

Deutschland hat zwischen 2000 und 2019 den Anteil des Stromes aus erneuerbaren Energien von 7% auf 35% erhöht. Und der erneuerbare Strom in Deutschland stammt zu einem großen Teil aus Biomasse, die nach Ansicht der Wissenschaftler verunreinigend und umweltschädlich ist, ebenso wie Sonnenenergie.

Von den 7.700 neuen Kilometern benötigten Übertragungsleitungen wurden nur 8% gebaut, während große Stromspeicher ineffizient und teuer bleiben. „Ein großer Teil der verbrauchten Energie geht verloren“, schreiben die Reporter über ein vielbeschworenes Projekt mit Gas aus  Wasserstoff, und der Wirkungsgrad liegt unter 40% … Daraus lässt sich kein tragfähiges Geschäftsmodell entwickeln.“

In der Zwischenzeit laufen die seit 2000 gewährten 20-jährigen Subventionen für Wind, Sonne und Biogas im nächsten Jahr aus. „Der Windenergieboom ist vorbei“, so der Spiegel  .

All dies wirft die Frage auf: Wenn erneuerbare Energien Deutschland, eines der [ehemals] reichsten und technologisch fortschrittlichsten Länder der Welt, nicht billig versorgen können, wie könnte man dann erwarten, dass ein Entwicklungsland wie Kenia fossile Brennstoffe „überspringt“?

 

Eine Frage der Technologie

Die früheste Überlegung für erneuerbare Energien im 20. Jahrhundert stammte von Martin Heidegger, einem einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. [Studium der Theologie und der Philosophie]

Heidegger verurteilte 1954 in seinem  Aufsatz „Die Frage nach der Technologie“, die Auffassung, dass die Natur nur bloße Ressource für den menschlichen Verbrauch wäre.

Der Einsatz „moderner Technologie“, schrieb er, „setzt der Natur die unvernünftige Forderung auf, Energie zu liefern, die als solche gewonnen und gespeichert werden kann. Luft muss nun Stickstoff liefern, die Erde Erz und Uran … um Atomenergie zu gewinnen. “

Heidegger argumentierte, die Lösung bestehe darin, die menschliche Gesellschaft und ihre Wirtschaft zu unzuverlässigen Energieflüssen zu zwingen. Er verurteilte sogar Wasserkraftwerke, weil sie die natürliche Umwelt beherrschten, und lobte Windmühlen, weil sie „keine Energie freisetzen, um sie zu speichern“.

Dies waren nicht nur ästhetische Vorlieben. Windmühlen waren traditionell nützlich für Landwirte, während große Dämme es armen Agrargesellschaften ermöglichten, sich zu industrialisieren.

In den USA wurden die Ansichten von Heidegger von Befürwortern der erneuerbaren Energien aufgegriffen. Barry Commoner argumentierte 1969, dass ein Übergang zu erneuerbaren Energien notwendig sei, um die moderne Zivilisation „in Einklang mit der Ökosphäre“ zu bringen.

Das Ziel der erneuerbaren Energien sei es, moderne Industriegesellschaften wieder in landwirtschaftliche zu verwandeln, argumentierte Murray Bookchin in seinem Buch Our Synthetic Environment von 1962.

Bookchin gab zu, dass sein Vorschlag „ein Bild der kulturellen Isolation und sozialen Stagnation, einer Reise in die Vergangenheit in die Agrargesellschaften des Mittelalters und der Antike“ hervorruft.

Ab dem Jahr 2000 erlangten die erneuerbaren Energien jedoch einen Hightech-Glanz. Regierungen und Privatinvestoren investierten 2 Billionen US-Dollar in Solar- und Windkraftanlagen und damit verbundene Infrastrukturen, was den Eindruck erweckte, dass erneuerbare Energien, abgesehen von Subventionen, rentabel waren.

Unternehmer wie Elon Musk proklamierten, dass eine reiche, energiereiche Zivilisation mit billigen Sonnenkollektoren und Elektroautos betrieben werden könne.

Journalisten berichteten atemlos über die Kostensenkungen bei Batterien und stellten sich einen Wendepunkt vor, an dem konventionelle Stromversorger „zum Erliegen kommen“ würden.

An der schlechten Physik der ressourcenintensiven und landintensiven erneuerbaren Energien kann jedoch kein Marketing etwas ändern. Solarparks benötigen  450- mal mehr Landfläche als Kernkraftwerke, und Windparks benötigen 700- mal mehr Landfläche als Erdgasbohrungen, um die gleiche Energiemenge zu produzieren.

Die Bemühungen, die Energiewende  in Entwicklungsländer zu exportieren, könnten sich als noch verheerender erweisen.

Der neue Windpark in Kenia, der von Deutschland und anderen wohlmeinenden westlichen Nationen inspiriert und finanziert wurde, befindet  sich in Linie eines großen Flugwegs von Zugvögeln. Wissenschaftler sagen, dass es Hunderte von gefährdeten Adlern töten wird.

„Es ist einer der drei schlimmsten Standorte für einen Windpark, die ich in Afrika gesehen habe, in Bezug auf das Potenzial, bedrohte Vögelarten zu töten“, erklärte ein Biologe  .

Als Reaktion darauf, haben die Entwickler des Windparks das getan, was die Europäer in Afrika seit langem getan haben, nämlich die Organisationen mit Geld zu ködern – Organisationen, die angeblich die gefährdeten Adler und Gemeinschaften retten wollen, damit diese mit ihnen zusammenzuarbeiten, anstatt das Projekt zu bekämpfen.

Kenia wird mit seinem Windpark keine fossilen Brennstoffe „überspringen“ können. Im Gegenteil, all diese unzuverlässige Windenergie wird den Strompreis erhöhen und Kenias langsamen Aufstieg aus der Armut noch langsamer machen.

Heidegger, wie ein Großteil der Naturschutzbewegung, würde hassen, was aus der Energiewende geworden ist: eine Rechtfertigung um Naturlandschaften und Gemeinden zu zerstören..

Die Opposition gegen erneuerbare Energien kommt von den Menschen auf dem Land, die Heidegger als authentischer und „geerdeter“ bezeichnete als urbane kosmopolitische Eliten – die heute ihre Solardächer und Teslas als Zeichen der Tugend fetischisieren.

Befürworter der Erneuerbaren in Deutschland, was bis 2025 580 Milliarden US-Dollar für erneuerbare Energien und die damit verbundene Infrastruktur ausgegeben haben wird, sind sehr stolz auf die Energiewende . „Es ist unser Geschenk an die Welt„, sagte ein Anwalt für erneuerbare Energien gegenüber The  Times .

Tragischerweise scheinen viele Deutsche geglaubt zu haben, dass die Milliarden, die sie für erneuerbare Energien ausgaben, sich rentieren würden. „Die Deutschen würden dann endlich das Gefühl haben, im 20. Jahrhundert nicht mehr Weltzerstörer, sondern Weltretter zu sein“, stellte ein  Reporter fest . [ein Bild von Frau Merkel im Hubschrauber: Alternative Unterschrift: Geh mit dem  Wind]

Viele Deutsche, wie die Journalisten im Spiegel, werden behaupten, der Übergang zu erneuerbaren Energien sei nur „verpfuscht“ worden, das ist es aber nicht. Der Übergang zu erneuerbaren Energien war zum Scheitern verurteilt, weil moderne Industrielle, egal wie romantisch sie sind, nicht in das vormoderne Leben [mit Kerzen und stinkenden Dungöfen] zurückkehren wollen.

Der Grund, warum erneuerbare Energien die moderne Zivilisation nicht antreiben können, ist, dass sie auch in den Hunderten und Tausenden von Jahren vorher, niemals dazu in der Lage waren. Eine interessante Frage ist, warum irgendjemand jemals geglaubt hat, sie könnten es.

Forbes

Gefunden auf Stopthesethings vom 15.05.2019

Übersetzt durch Andreas Demmig

https://stopthesethings.com/2019/05/15/clean-energy-kaput-germanys-inevitable-wind-solar-transition-an-inevitable-total-failure/




„Klimaschutzpionier“ Deutschland will Marschtempo erhöhen

Michael Limburg, EIKE,sprach mit dem Frankfurter Energieexperten Fritz Schreiner über den Neuaufguss des alten Plans.  

Limburg: Was sagt der Koalitionsvertrag zu Klimaschutz und Energiewende aus?

Schreiner:Die neue Regierungskoalition bleibt im Klimaschutz beim alten Endziel für 2050.Die von Menschen verursachten Treibhausgase (Kohlendioxid, Methan, Lachgas und sog. F-gase) sollen bis dahin praktisch verschwinden (Treibhausgasneutralität) – gleichbedeutend mit dem Verzicht auf Kohle, Erdöl, Erdgas (Dekarbonisierung). Ein kaum realisierbarer, sehr teurer und riskanter Plan.

Zwischenzeitlich will die neue Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) den bis 2020 nicht mehr zu vermeidenden Rückstand  bei der Reduzierung von Treibhausgasen wieder wettmachen.  Deshalb setzt sie die Zwischenziele für 2030 ein gutes Stück höher an als bisher. Sie will zusätzlich in den Sektoren Stromerzeugung, Verkehr, Industrie und Haushalte durch gesetzlichen Druck mehr Engagement durchsetzen. Nach ihrer Meinung muss ein Klimaschutz-Schrittmacher ein „erhöhtes Ambitionsniveau“ an den Tag legen.

Limburg: Wie soll das gehen? Können sie Beispiele nennen?

Schreiner:Hier drei Beispiele aus dem Sektor Energie. Aus jedem Beispiel kann man erkennen, dass die Risiken größerwerden, wenn man ein höheres Tempogehen will.

  • Beispiel 1: Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Braun- und Steinkohlekraftwerken

„Schnell weg mit den dreckigen CO2-Schleudern (Kohlekraftwerken)“, heißt die Losung im Jargon der Klimaaktivisten.  Ein Endtermin für den Kohle-Ausstieg soll von einer Planungs-Kommission mit dem klangvollen Titel „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung (WSB)“ ausgearbeitet werden.

An der Nettostromerzeugung zur öffentlichen Versorgung  waren 2017 Braunkohle-KW mit Anteilen von 24,3 %  und Steinkohle-KW mit 14,8 % beteiligt. Auf diese 39 % Kohlestrom soll Deutschland möglichst schnell verzichten – wie auch auf die 13 % treibhausgasfreien Atomstrom bis 2022. Als Folge gehört auch der Ausstieg aus dem Abbau der heimischen Braunkohle im Rheinland, in Mitteldeutschland und in der Lausitz dazu. Nach Branchenangaben sind bis zu 80.000 von der Kohle abhängige Arbeitsplätze betroffen. Für die betroffenen Regionen soll ein Fonds in Höhe von 1,5 Milliarden Euro eingerichtet werden „zur Bewältigung der sozialen Dimension dieses Wandels“. Die drei betroffenen Regionen sind sehr unterschiedlich strukturiert, so dass jeweils passende Schließungspläne entwickelt werden müssen. Gemessen an den Erfahrungen aus dem historischen Ausstieg aus der Steinkohle im Ruhrgebiet erscheint der Fonds zu knapp bemessen zu sein. Während China und Indien Hunderte von neuen Kohlekraftwerken bauen, geht die deutsche Politik mit einem schnellen Kohleausstieg hohe technische, soziale und beschäftigungspolitische Risiken ein.

  • Beispiel 2: Anteil des Ökostroms bis 2030 auf 65 % hochschrauben

210 TWh (Terawattstunden) Ökostrom wurden 2017 erzeugt. Das war ein Anteil von 38 % an der Nettostromerzeugung für die öffentliche Versorgung, die knapp 570 TWh betragen hat. Gleichzeitig  nahmen die Verbraucher 134 TWh aus Braunkohle und 82 TWh aus (importierter) Steinkohle ab. Dabei fielen CO2-Emissionen von insgesamt 240Mio t an, die baldmöglichst (?) vermieden werden sollen.

Wenn man bis 2030den gewünschten Öko-Anteil auf 65 % hochschrauben will, benötigt man +150 TWh Ökostrom mehr als 2017. Das ist etwa so viel, wie die heutigen rund 30.000 Windenergieanlagen mit ihren Netzanschlüssen  auf den von ihnen belegten Nutzungsflächen  erzeugen. Bei dieser Abschätzung wird unterstellt, dass durch die Elektrifizierung in den Sektoren Verkehr und Haustechnik und durch eine zu erwartende wachsende Bevölkerung der Gesamt-Strombedarf konstant bleibt. Rechnerisch würde man dann 165 Mio t CO2-Emissionen vermeiden.

Die noch verbleibende Lücke von 35 % oder 190 TWh müsste durch einen Mix von mehr Gaskraftwerken (heute 50 TWh), Kohlekraftwerken und importiertem Strom ausgefüllt werden. Ein Mix, dessen Zusammensetzung sich durch die Anforderungen an die Versorgungssicherheit ergibt.  Da es bis 2030 keine großen Langzeit-Stromspeicher geben wird, verbietet sich ein radikales „Aus“ für Kohlekraftwerke, da ihre für Dunkelflauten benötigte Back-up-Funktion dann fehlen würde und das Risiko eines Netzzusammenbruchs deutlich ansteigt.

  • Beispiel 3: Netzausbau und Netzstabilität

Die Erzeugung und Übertragung von Strom muss jederzeit synchron an den Bedarf der Verbraucher (die Last) angepasst sein. Das Netz kann keine Energie speichern. Eine alte Weisheit. Wenn zum Beispiel Kernkraftwerke und Kohlekraftwerke im Süden Deutschlands abgeschaltet werden, muss Strom aus den Windanlagen in Norddeutschland zu den süddeutschen Verbrauchern transportiert werden – vorausgesetzt, dass im Norden ausreichend Wind weht und die „Nord-Süd-Stromautobahn“ endlich fertigestellt ist. In 2017 sind 1,3 Milliarden Euro für das Aufrechterhalten der Netzstabilität angefallen. Mit mehr Ökostromerzeugern an neuen Standorten in einer veränderten regionalen Zusammensetzung werden die Maßnahmen zum Anpassen, Verändern und Stabilisieren des Netzes umfangreicher, schwieriger und teurer.  Für ein stabiles Netz fehlen immer noch die bereits erwähnten großvolumigen Langzeit-Stromspeicher. Welche Speicher-Technologie in der Zukunft auch immer zum Einsatz kommen wird, sie wird erst nach 2030 verfügbar sein. Das Versorgungsriko nimmt zu, wenn die Netzanpassung  dem beschleunigten Zubau von Ökostrom-Erzeugungsanlagen bei gleichzeitigem Ausstieg aus konventionellen Kraftwerken hinterher hinkt. Ein Blackout in Deutschland hätte Auswirkungen in ganz Europa zur Folge.

Limburg: Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da?

Schreiner:Der deutsche Anteil an den weltweiten Treibhausgasemissionen beträgt 2,2 %. China führt die Rangliste der Emittenten mit einem Anteil von 28,2 % an, gefolgt von den USA mit 16 %. Während die USA im vergangenen Jahr weniger (!) Treibhausgase emittiert haben, ist dies zum Beispiel China und Indien nicht gelungen. Trotz oft gehörter gegenteiliger Bekundungen ist wirtschaftliches Wachstum nicht von den Treibhausgasemissionen zu entkoppeln. Wer wächst, der emittiert auch mehr.

Ein Exportweltmeister Deutschland kann sich keine Treibhausgasneutralität leisten. Würden die exportierten Waren im Ausland produziert, dann würden dort die Emissionen anfallen – wahrscheinlich höhere. Das deutsche BIP wäre dann aber kleiner. Wer kann sich denn so etwas wünschen?

Limburg: Was erwarten sie von der WSB-Kommission zum Jahresende?

Schreiner: Die WSB-Kommission ist mit 42 Mitgliedern, davon 24 Experten mit sehr unterschiedlichen Interessen, umfangreich besetzt – vielleicht zu umfangreich. Nach dem ökologisch-ökonomischen Profil der Experten könnte ein ideologisch geprägtes Konzept eher herauskommen als ein an verfügbaren technischen Voraussetzungen, Wirtschaftlichkeit und überschaubarem Risikoinhalt orientierter ausgewogener Plan, der Fehler der Vergangenheit korrigiert und sich mehr an der EU ausrichtet. Man wird sehen.

Deutschland will sich bei der nächsten Weltklimakonferenz im Dezember 2018 in Kattowitz mit seinem neuen Umweltschutzplan als „Welt-Klimaschutz-Pionier“ profilieren. Neben der Zusage geringerer Treibhausgas-Emissionen muss sich Deutschland auch über die Höhe der den „armen“ Ländern versprochenen Finanzmittel für die Adaptation an Klimaveränderungen äußern.

Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, bläst zum Sturm: „Der Prozess ist auf dem richtigen Weg, er muss aber noch deutlich an Geschwindigkeit zunehmen, damit wir in  Kattowitz zu einem Abschluss (?) kommen.“ Hoffentlich prescht Svenja Schulze in Kattowitz nicht mit Zusagen vor und überlässt es anschließend der WSB-Kommission, die von ihr dort abgegebenen Statements nachträglich zu bestätigen. Ein Beispiel, wie so etwas geht, kennt man vom Atomenergie-Ausstiegsplan, der von der Ethik-Kommission „Sichere Energieversorgung“ nachträglich gutgeheißen wurde.„Klimakanzlerin“ Angela Merkel hat der neu eingesetzten Planungskommission mit auf den Weg gegeben, dass sie höhere Anstrengungen im Klimaschutz als eine „Jahrhundertaufgabe“ betrachte. Damit hat sie eine steile Vorlage gegeben.

 

Limburg:Vielen Dank Herr Schreiner für ihre Einschätzungen. Warten wir ab, was die WSB-Kommission im Dezember abliefert.

 

Über Fritz Schreiner

Dipl.-Ing. Fritz Schreiner gehört zu den renommierten unabhängigen Energie-Experten in Deutschland. Der gebürtige Frankfurter hat an der TH Darmstadt sein Studium der Elektrotechnik absolviert. Viele Jahre arbeitete er als Vorstandsmitglied in Diensten des börsennotierten Frankfurter Messtechnik-Spezialisten Hartmann & Braun. Als Technik-Direktor war er danach für den Mannesmann-Konzern für die Planung und Kontrolle der F&E-Projekte und der Sachanlageinvestitionen tätig. Er berät Unternehmen der Mess-, Automatisierungs- und Elektrotechnik.




Der Netzausbau steckt noch in den Kinderschuhen

Trotzdem sind neue Leitungen erforderlich, um den Überschußstrom aus dem Norden – soweit er denn anfällt – nach dem Süden zu verfrachten, wo er zu etwa 98 % verbraucht werden kann. Der Rest aus Starkwind wird gegen horrende Entschädigungen ins Ausland verklappt.

Bisher ist nur eine größere 190 km lange Leitung fertiggestellt: Die Wechselstromleitung Lauchstädt – Redwitz, die sogenannte Thüringer Strombrücke. Das Vorhaben war in den Abschnitten von Altenfeld über die Landesgrenze Thüringen/Bayern bis Redwitz als Pilotstrecke geplant, die der bundesweiten Erprobung von Erdkabeln beim Betrieb von Höchstspannungsleitungen mit Wechselstrom (220-380 kV) dienen sollte. Es wurde sich im Genehmigungsverfahren aus Gründen der geringeren Bauzeit allerdings für eine reine Freileitungsausführung entschieden. Das ist der Grund, warum die Leitung schon in Betrieb ging.

Im Planungsprozeß befinden sich die übrigen größeren Vorhaben. Für länderübergreifende oder grenzüberschreitende Leitungen führt die Bundesnetzagentur nach eigenen Angaben ein Bundesfachplanungsverfahren durch. Statt den üblichen Raumordnungsverfahren. Dabei prüft sie den Vorschlag des zuständigen Übertragungsnetzbetreibers und mögliche Alternativen, bevor sie einen etwa 500 bis 1.000 Meter breiten Gebietsstreifen, den Trassenkorridor, festlegt. Innerhalb dieses Streifens wird im abschließenden Planfeststellungsverfahren, dem fünften Schritt, die genaue Trasse geplant.

Bundesfachplanungs- und Raumordnungsverfahren unterscheiden sich vor allem durch ihre Verbindlichkeit für die folgende Planungsstufe. Im Planfeststellungsverfahren, das die genaue Trassenführung festlegt und ein Baurecht für die Leitung schafft, kann von den Ergebnissen eines Raumordnungsverfahrens abgewichen werden. Im Gegensatz dazu ist das Ergebnis eines Bundesfachplanungsverfahrens bindend für die Planfeststellung. Das heißt, dass die Leitungstrasse nur in dem vorher festgelegten Trassenkorridor verlaufen darf.

Für betroffene Grundstückseigentümer und Träger öffentlicher Belange hat das neuartige Vorgehen die Konsequenz, daß sie sich bereits im ersten Planungsschritt, der Bundesfachplanung intensivst mit dem Vorhaben auseinandersetzen müssen, um ihre Interessen zu wahren. Denn das Planfeststellungsverfahren ist eigentlich nur noch eine Feinplanung. Viele Betroffene werden das nicht wissen und versäumen die Wahrnehmung ihrer Rechte. Wer Frau Dr. Merkels Handschrift kennt, kann annehmen, daß das Absicht ist.

Die Leitungen Wilster – Grafenrheinfeld (558 km) und Brunsbüttel – Großgartach (702 km) werden unter dem Label „SuedLink“ gemeinsam geplant. „Link“ ist englisch und heißt Glied oder Verbindung. Die Leitungen sollen als Erdkabel in HGÜ-Technik verlegt werden. HGÜ= Hochspannungs-Gleichstromleitung. Die Inbetriebnahme ist für 2025 vorgesehen.

Die Leitung Wahle – Mecklar (230 km) verbindet in Nord-Süd-Richtung Wahle in Niedersachsen mit dem hessischen Mecklar. Aufgrund der gestiegenen Einspeisung der Windenergie in Norddeutschland ist eine Erhöhung der Übertragungskapazität aus dem Raum Braunschweig nach Fulda erforderlich. Das Vorhaben ist auf der gesamten Länge eine der Pilotstrecken, die der bundesweiten Erprobung von Erdkabeln beim Betrieb von Höchstspannungsleitungen mit Wechselstrom (220-380 kV) dienen sollen. Als Fertigstellungstermin ist 2023 anvisiert.

Die Verbindung Wolmirstedt – Isar (SuedOstLink, 537 km) soll in HGÜ-Technik und als Erdkabel ausgeführt werden. Inbetriebnahme 2025

Die Leitung Osterath – Philippsburg (Ultranet, 340 km) soll mit Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungstechnik (HGÜ) genutzt werden. Die Vorhabenträger planen, für einen Großteil der Strecke bereits bestehende Mastsysteme zu nutzen. Eine solche Ausführung mit Gleich- und Wechselstromleitungen auf einem Mast wird als Hybridsystem bezeichnet. Fertigstellung: 2021

Ansonsten ist noch die Umseilung der Leitung Vieselbach – Pumpspeicherwerk Talsperre Schmalwasser (Punkt Sonneborn) – Mecklar auf dem Schirm. Die 135 km lange Leitung soll 2023 fertig werden. Das Genehmigungsverfahren wurde noch nicht gestartet.

Mit dem Netzausbau ist also bisher noch garnicht richtig begonnen worden. Da es sich um Experimentalbauweisen handelt, sind die rausposaunten Fertigstellungstermine als sehr optimistisch anzusehen. Es wird sicher alles nicht so schlimm werden, wie das Berliner Flugfeld, mit größeren Verzögerungen ist jedoch zu rechnen. Die Abschaltung der Kernkraftwerke wird dem Leitungsbau vorauseilen. Was nicht so problematisch ist, weil bei Flaute ohnehin kein Strom fließt, um die wegfallenden Kraftwerkskapazitäten zu ersetzen. Vom Netz genommene Kraftwerke können nur durch Kraftwerksneubauten ersetzt werden.

Der aufmerksame Beobachter erkennt im Prozedere der Planungen eine Praxis, welche an die Direktiven von SED-Parteitagen erinnert. Wünsche eilen den Möglichkeiten der Realisierung weit voraus. Ich möchte nur mal ein Beispiel nennen: Die Neubaustrecke Erfurt-Leipzig wurde 1991 bis 1994 geplant und sollte am 1. Mai 1999 den Betrieb aufnehmen. Der erste Zug fuhr 2016. Ähnlich Stuttgart 21 und die Elbphilharmonie. Wir werden als Bürger von Medien und Politik regelmäßig in den April geschickt. Überall Wunschdenken und die rosarote Brille.

Diejenigen, welche sich von der Erdverkabelung Wunder im Natur- und Landschaftsschutz versprechen, werden enttäuscht werden. Ich war früher Gesellschafter einer Planungsfirma, die Umweltgutachten für Straßenbauverwaltungen, Netzbetreiber, Kommunen und Behörden erstellt hat. Darunter waren auch Gutachten zur Erdverkabelung. Die hat gegenüber der Freileitung auch Nachteile. Insbesondere die Landwirte werden stärker gekniffen, weil ihre Bewirtschaftungseinheiten real zerschnitten werden. Auch die Begleitwege der Kabel und die Erwärmung über den Leitungen sind erhebliche Eingriffe. Vor allem sind es aber die Unflexibilität der Leitungsführung im Gebirge und die größeren Eingriffe bei den Bauarbeiten, welche Betroffene und Umweltschützer nicht erfreuen werden. Und dann kommen noch die Mehrkosten, die alle Stromverbraucher zahlen müssen.




Netzausbau – Status nach dem 3. Quartal 2016

Um Planung und Bau über die Grenzen von Bundesländern hinweg zu straffen, wurden 2009 das Energieleitungsausbaugesetz EnLAG und 2013 das Bundesbedarfsplangesetz BBPlG verabschiedet. Den Übertragungsnetzbetreibern wurden immer mehr Zuständigkeiten zugunsten der staatlichen Bundesnetzagentur entzogen. Die öffentliche Hand, hoffte die Bundesregierung, werde für kurze Planungs-, Genehmigungs- und Errichtungsphasen sorgen können. Der Status heute, im 7. Jahr nach Verabschiedung des EnLAG.

 

Status nach dem 1. Quartal 2016

Ein Blick zurück auf den Stand der Vorhaben aus dem BBPlG nach dem 1. Quartal 2016, Blogartikel vom 07. Juni 2016. Auszug:

„Stand nach dem ersten Quartal 2016

  • Die Gesamtlänge der Leitungen, die sich aus dem Bundes­bedarfs­plangesetz ergeben, liegt aktuell bei etwa 6.100 km. Im Netz­entwicklungs­plan sind davon etwa 3.050 km als Netz­verstärkung kategorisiert.
  • Die Gesamtlänge der Leitungen in Deutschland wird stark vom Verlauf der Nord-Süd-Korridore abhängen und sich im weiteren Verfahrens­verlauf konkretisieren. 
  • Insgesamt sind rund 350 km genehmigt und 65 km realisiert. Im ersten Quartal wurden sechs Kilometer realisiert.“

Status nach dem 3. Quartal 2016

Die Bundesnetzagentur teilt mit:

 

  1. Bundesbedarfsplangesetz BBPlG

„Stand nach dem dritten Quartal 2016

  • Die Gesamtlänge der Leitungen, die sich aus dem Bundesbedarfsplan­gesetz ergeben, liegt aktuell bei etwa 6.100 km. Im Netzentwicklungs­plan sind davon etwa 3.050 km als Netzverstärkung kategorisiert.
  • Die Gesamtlänge der Leitungen in Deutschland wird stark vom Verlauf der Nord-Süd-Korridore abhängen und sich im weiteren Verfahrens­verlauf konkretisieren.
  • Insgesamt sind rund 400 km genehmigt und 80 km realisiert. Im dritten Quartal wurden elf Trassenkilometer realisiert.“
  1. Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG)

„Stand nach dem dritten Quartal 2016

  • Die Gesamtlänge der Leitungen, die sich aus dem EnLAG ergeben, liegt aktuell bei rund 1.800 km.
  • Im dritten Quartal wurden drei Kilometer fertig­gestellt. Insgesamt sind rund 900 km genehmigt und rund 650 km realisiert, das sind rund 35 Prozent der Gesamtlänge.
  • Die Übertragungsnetzbetreiber rechnen mit einer Fertigstellung von rund 45 Prozent der EnLAG-Leitungs­kilometer bis 2017.
  • Noch keines der Vorhaben mit Pilotstrecken für Erd­kabel ist in Betrieb. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion bereitet aktuell den Test­betrieb für das erste 380-kV-Erdkabel-Pilotprojekt in der Gemeinde Raesfeld vor.“

Fazit nach dem 3. Quartal 2016

BBPlG (seit 2013): Gesamtlänge 6.100 km, genehmigt 400 km, 80 km fertiggestellt, davon 11 km im Q3/2016 gebaut. Die aktuelle Fertigstellungsrate in Höhe von aufgerundeten 50 km/Jahr sieht nicht vertrauenserweckend aus.

EnLAG (seit 2009): Gesamtlänge 1.800 km, genehmigt 900 km, fertiggestellt 650 km, davon 3 km in Q3/2016. Prognose: Bei der mittleren Baurate seit 2009 in Höhe von ca. 130 km/Jahr wird die letzte der geplanten Leitungen in 9 Jahren fertiggestellt sein.

Die Nord-Süd-HGÜ-Trassen befinden sich noch im Stadium der Trassenplanung. Nach aktueller Terminplanung werden sie etwa 2025 fertiggestellt sein. Inwieweit die Terminplanung bei dem wachsenden Widerstand der Bevölkerung eingehalten werden kann, wird die Zukunft zeigen.

Ähnliches gilt auch für die Verkabelung von 380-kV-Drehstromtrassen, für deren Versuchsbetrieb die Pilotstrecken per Ende Q3/2016 noch fehlen.

Ausblick

Der Netzausbau entwickelt sich viel langsamer, als die Bundesregierung mit dem EnLAG 2009, bei der Energiewende 2011 und mit dem ergänzenden BBPlG 2013 angenommen hatte.

Infrastrukturmaßnahmen, gleich welcher Art, können in Deutschland seit Mitte der 1970ger Jahre nur noch gegen großen Widerstand spezieller Interessengruppen, nach endlosen Gerichtsverfahren und mit explodierenden Kosten durchgeführt werden.

Im Gegenzug sind alle Maßnahmen Pflicht, die unter die Titel CO2-Reduzierung, Dekarbonisierung und Atomausstieg fallen.

Dazu gehören die gesetzlich angeordnete Abschaltung aller Kernkraftwerke, die letzten werden 2022 den Leistungsbetrieb einstellen müssen, die forcierte Außerbetriebnahme von Braunkohlekraftwerken und die folgende Außerbetriebnahme von Steinkohlekraftwerken. Als Kompensation soll der Neubau von „Reservekraftwerken“ mit insgesamt 2.000 MW in Süddeutschland per staatlicher Ausschreibung vorangetrieben werden, die als wesentliches Merkmal innerhalb von 45 Minuten nach Kaltstart unter Volllast laufen können müssen. In Deutschland werden Kohlekraftwerke durch Gasturbinenkraftwerke ersetzt werden, deren Brennstoff i. W. aus Russland kommen wird und der schwieriger zu bevorraten ist, als Kohle. Es wird nicht einfach sein, Unternehmen zu finden, die unter den unsteten Bedingungen in Deutschland neue Kraftwerke bauen und betreiben werden.

Der Netzausbau geht nur sehr langsam voran. Die Außerbetriebnahme von politisch unerwünschten Kraftwerksanlagen wird jedoch planmäßig (Kernkraftwerke) und forciert (Kohlekraftwerke) weitergeführt. Wie lange das Elektrizitätssystem diese Divergenz ohne staatliche Stromrationierung wird aushalten können, werden wir in wenigen Jahren wissen.

Blogbeitrag vom 07. Juni 2016 zum Status des Netzausbaues per Ende Q1/2016.

Gesetz zum Ausbau von Energieleitungen (Energieleitungsausbaugesetz – EnLAG)

Gesetz über den Bundesbedarfsplan (Bundesbedarfsplangesetz – BBPlG)