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Klima-Industrie: Erklär-Bären nehmen zu

von Karsten Leibner

Vor seinem geistigen Auge machen sich Millionen Afrikaner auf den Weg, weil die Wüste… wie könnte es anders sein… wächst. 100% erneuerbare Energie sei möglich, Deutschland hat sowieso genug Elektroenergie und exportiert diese sogar. Das hat ihm ein befreundeter Professor erklärt und der muss es schließlich wissen. Jeder, der daran nicht glaubt, leidet an: kognitiver Dissonanz. Damit sagen möchte er, dass derjenige die Welt anders wahrnimmt, als sie tatsächlich ist.

Dass die Welt gerade grüner wird, ganz zaghaft auch an den Wüstenrändern, hat man ihm vom ZDF noch nicht gesteckt. Herr Aust hatte versucht, ihm zu erklären, dass Wind- und Sonnen-Energieproduzenten eine Ausfall-Infrastruktur brauchen, wenn Wind und Sonne pausieren. Auf alle Fälle lieferte Herr Hirschhausen die Eigendiagnose mit der Dissonanz gleich mit.

Aber wir sind froh, dass zumindest eine Gattung nicht ausstirbt: der Erklär-Bär. Man findet ihn vor allem ihm dichten Unterholz des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks.

Der geneigte Zuschauer fragt sich, warum ein Fernseh-Doktor nun unbedingt auch den Klimawandel für sich entdecken musste? Es katapultiert ihn mitten hinein in die Talkshows.

Dr. med. von Hirschhausen ist unterhaltsam und witzig. In seinen Sendungen erklärt er uns locker und heiter die Funktionsweise des menschlichen Körpers. Davon hat er ohne Zweifel Ahnung und jede Menge Fachwissen. Das Format seiner Shows und seine Person sind beim Zuschauer beliebt. Die Auftrittshäufigkeit im TV steigt stetig.

Gleiches gilt für Herrn Lanz, der in seiner Late-Night-Talkrunde jedem Spitzenpolitiker die geheimsten Machtwünsche entlockt. Markus Lanz war in der Arktis und konnte dort die Erwärmung hautnah miterleben. Sein Foto des verhungernden Eisbären erwähnt er gerne. Einer seiner beliebtesten Sprüche: „Da draußen kommt etwas auf uns zu, dass wir nicht mehr kontrollieren können!“ Wer wollte dem widersprechen. Der nachdenkende Zuschauer wird mit der Frage alleine gelassen, ob wir es denn schon jemals konnten?

Herr Lesch fällt mir ein, auch so ein beliebtes Erklärtier.

Oft lag ich auf meinen Geschäftsreisen in unbequemen Hotelbetten wach und schaute das Nachtprogramm des BR. Dort hat Professor Lesch für jeden Laien die Geheimnisse des Universums munter plaudernd aufgedeckt. Habe ihm dabei gerne zugehört. Die Fernsehauftritte verschoben sich auf zuschauerfreundlichere Tageszeiten und wurden mehr, genauso wie sich die Themeninhalte progressiv vermehrten. Jetzt ist sein Erkenntnisprozess so weit vorangeschritten, dass „Klimaleugner“ in die Nähe der „Flacherdler“ rücken.

Hatte während meines Landwirtschafts-Studiums einen Professor für Maschinentechnik. Dieser lehrte uns das „quasiplastische Verhalten von Gülle“. Das bringt mich auf den Gedanken das „quasifaktische Verhalten von Erklär-Bären“ zu untersuchen. Was bringt gestandene Experten ihres Faches dazu, sich mit diesen Themen zu befassen? Ganz einfach: Es ist zurzeit schick, sich auf diese Konsensseite zu schlagen, bringt mehr Fernsehpräsenz, mehr Ansehen, mehr Geld.

Die Sender nutzen die Beliebtheit der Experten und transportieren so ihre gewünschte Meinung.

Eine #MeToo-Bewegung mal andersrum: „Siehste, der ist auch dabei, also muss es richtig sein!“ Für unsere Schüler und Alarmisten eine weitere Bestätigung beim „wichtigsten Thema“ unserer Zeit ganz richtig zu handeln.

Neulich waren Greta und Luisa beim Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Laut dessen Sprecher haben sich dort über den „aktuellen Stand der Klimaforschung informiert“. Na dann. Vielleicht kam Herr Prof. Levermann gerade aus New York und Luisa und er haben Bonuspunkte für Flugmeilen getauscht. Aber halt: die Flugmeilen von Hr. Levermann sind gut und richtig, weil eben für die wichtigste Sache …! Unsere Meilen nach Mallorca sind definitiv schlecht, da sie nur der eigenen Erholung und Regeneration dienen. Dafür haben wir keine Zeit mehr! Hoffentlich ist Hrn. Rahmstorf nicht die Brille beschlagen, als er von draußen nach drinnen ging. Und hoffentlich hat es ihm den Boden der Physik nicht unter seinen Füßen entzogen, auf dem er und Hr. Levermann so gerne stehen.

Institutsdirektor Johan Rockström, ebenfalls Schwede, sagte dazu: „Diese beiden jungen Frauen erinnern uns alle daran, dass wir Erwachsenen Verantwortung übernehmen müssen.“ Genau Hr. Rockström, ganz genau!

Das PIK wird sich demnächst wahrscheinlich damit schmücken können, dass eine Nobelpreisträgerin und beliebteste Person der Welt, ihre Forschungshallen geadelt und im Sinne der Klimakirche geheiligt hat. Bei den derzeitigen Wartezeiten auf Handwerker könnte man die Gedenktafel schon mal in Auftrag geben.

Eigentlich geht das Hähnchen jeden Morgen auf den Mist und kräht, weil die Sonne aufgeht. Bei manchen Erklärbär-Hähnchen hat man den Eindruck, dass sie auf ihren Mist klettern und glauben, die Sonne geht auf, weil sie krähen! Sie ziehen ihre Hybris aus den vermehrten TV- Auftritten und Einladungen zu Talkshows, bei denen sie unwidersprochen ihre Gedanken äußern dürfen.

Beliebtheit ist keine Garantie für universelles Wissen. Meine Frau ist auch bei vielen Menschen beliebt. Weiß sie deshalb alles? Hat sie deshalb immer Recht? Nein! Sagt ihr das bloß nicht! Zumindest nicht vor dem Mittag! Muss´ ich ihr noch schonend beibringen…….

 




Plasbergs Laienschar diskutiert die „Klimakatastrophe“ und was ein jeglicher dagegen tun muss!

Sehr geehrter Herr Plasberg,

der Blick auf die durch Ihre gestrige „Klimaexpertenrunde“ abgebildete deutsche Wirklichkeit 2019 hinterläßt bei einem naturwissenschaftlich ausgebideten Zuschauer (Fachgebiet in meinem Fall Aerothermodynamik) eine absolute Ratlosigkeit. Deutschland, das „Land der Dichter und Denker“ wo bist Du? Gedanken an Dante Alighieri kommen einem in den Sinn: „Lasciate ogni speranza, voi ch’entrate“, Lasst, die ihr hier eintretet, alle Hoffnung fahren. Eine von Bildungs- und Erfahrungshintergrund extrem heterogene, unqualifizierte Gruppe diskutiert über ein an den mittelalterlichen Universalienstreit erinnerndes Scheinproblem.

Video nicht mehr verfügbar
Videoausschitte mit kleinen Anreicherungen der Talkshow Hart aber Fair vom 25.3.19 mit Dank an FMD´s TV Channel

Da ist die für ihre 22 Jahre noch sehr kindlich wirkende Louisa Neubauer. Ein bedauernswertes Mädchen, das völlig dem Glauben an die Klimakirche verfallen ist und dem man eine große Furcht vor einer irgendwie mit CO2-Emissionen verbundenen nahen Apokalypse indoktriniert hat. Ihr Kants „sapere aude“, habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, zuzurufen, dürfte leider völlig zwecklos sein. Diese verbrecherische Ausnutzung von jugendlichem Idealismus erinnert mich an meine Zeit in der Hitler Jugend.

Neben Ihr der fanatische Moralist und Großinquisitor Markus Lanz. Er beschwört die Gefahr durch den überall sich bereits bemerkbar machenden Klimawandel und belegt dies durch ein von ihm 2007 gemachtes Foto eines halb verhungerten Polarbärs. Was soll das? Kein männlicher oder weiblicher Klimaforscher bestreitet, dass es auf der Erde immer einen Klimawandel gegeben hat und geben wird. Wir leben in einer auf die kalten 1940 Jahre folgenden Erwärmungsphase, die derzeit zu Ende geht. 2018 wurden in der Antarktis mit unter -90° die kältesten jemals gemesseenen Temperaturen dokumentiert. Herrn Lanzes Eisbären sind inzwischen in Spitzbergen, in einigen Orten in Kanada und wohl auch in Sibirien zur Landplage geworden. Mit dem Spurengas CO2 hat das alles nichts zu tun. Die Paläoklimatologie zeigt eindeutig: In der Klimageschichte folgt die CO2-Konzentration der Temperatur  und nicht umgekehrt. Das ist plausibel, da die sich erwärmenden Ozeane, die 50 mal so viel CO2 enthalten wie die Atmosphäre, bei steigenden Temperaturen CO2 ausgasen. Eine in den Klimamodellen des IPCC angenommene Wärmeübertragung aus der kalten Hochatmosphäre auf den warmen Erdboden kann es nach dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik nicht geben und die ist auch zur Erklärung des Temperaturprofils der Erdatmosphäre nicht nötig, was hier in Kürze nicht genauer beschrieben werden kann. Die Einzelheiten sind in Hunderten von Artikeln kompetenter Wissenschaftler beschrieben. Einen angeblichen Konsens von 97% aller Wissenschaftler zur behaupteten Steuerung der Temperatur der Atmosphäre durch das Spurengas CO2 (4 Moleküle CO2 auf 10.000 Luftmoleküle) gibt es nicht, was mit geringem Recherche-Aufwand leicht belegbar ist.

Neben Lanz die nette Berufspolitikerin Frau Svenja Schulze, die sich durch ein Germanistik- und Politikwissenschafts-Studium nun als Umweltministerin qualifiziert hat. Sie hat brav berichtet, dass man den Ausstieg aus der Kohlenstoff-Wirtschaft ja nun beschlossen hat und sie das machen wird. Es ist zu vermuten, dass sie tatsächlich glaubt, dass das geht.

Dann Ulf Poschardt (Chefredakteur der „Welt“-Gruppe). Er war der Einzige, der zu bedenken gab, dass man doch bei all den Verzichtserklärungen, zu denen man vor allem auch die ärmere Bevölkerung zwingen will, vielleicht doch bedenken sollte, dass das Leben auch noch ein wenig Spaß machen soll. Er war zu Recht ebenso wie ich völlig konsterniert, als Plasberg einen Redakteur der Zeit zitierte, der sich wünschte vom Staat zur Anpassung an eine allgemeine Mangelwirtschaft gezwungen zu werden.

Last not least der 60-jährige österreichische promovierte Maschinenbauingenieur Herbert Diess, Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen A.G. Dieser Mann erklärte seine bedingungslose Bereitschaft, sich mit seinem ganzen Konzern dem von der Politik geforderten Ausstieg aus der Kohle und dem als Konsequenz daraus folgenden Ende des Verbrennungsmotors zu unterwerfen. Er erklärte seine Absicht, die VW-Produktion weitgehend auf Elektromobilität umzustellen, wohl einkalkulierend, dass dies vielleicht 100.000 Arbeitsplätze kostet. Gleichzeitig war ihm völlig klar, dass eine komplette Umstellung des heutigen Individualverkehrs auf Elektromobile aus logistischen und Kostengründen nicht möglich ist und wohl auch die Tatsache, dass eigentlich keiner wirklich ein E-Auto kaufen will, da selbst zukünftige Wundermodelle zu teuer und wegen der Ladezeiten zu unpraktisch sind.

Und das einen Ingenieur am meisten erschreckende: es war ihm auch klar, dass er die für seine Transformation von VW nötigen technologischen Grundlagen nicht hat. Für die erforderliche Batterieproduktion ist er bereit, sich chinesischer und koreanischer Führung zu unterwerfen. Er versucht sich Kobaltquellen in Höhe der derzeitigen Weltproduktion zu sichern und rechnet aber damit, dass das nicht gelingt und meint in Übereinstimmung mit dem „Experten“ Markus Lanz, dass dem deutschen Ingenieur da schon rechtzeitig etwas einfallen wird.

Milliarden Investitionen in eine noch nicht vorhandene Technologie. Das ist der Gipfel der Verantwortungslosigkeit. Es gibt ein Beispiel aus der neueren Technikgeschichte. Die Firma Rolls-Royce verpflichtete sich, an Lockheed für ein neuentwickeltes Verkehrsflugzeug ein Triebwerk mit einer neuen Verdichtertechnik zu liefern. Die Entwicklung scheiterte! Rolls-Royce ging ging an der fälligen Konventionalstrafe pleite.

Im Falle VW geht es aber nicht nur um eine Firma, sondern um einen Pfeiller der deutschen Wirtschaft. Gute Nacht Deutschland!

Ich rechne aus reichlicher Erfahrung nicht damit, auf dieses Schreiben eine Antwort zu bekommen. Ich habe aber auf den Verteiler einige Personen gesetzt, die sich vermutlich für meine Analyse interessieren.

Mit freundlichen Grüßen

Dr.-Ing. N. Treinies

 

 

 

 




Wenn zwei dasselbe tun, ist es noch lange nicht dasselbe! II

Während in Chemnitz ein „brauner Mob“ randalierte, der die Republik umstürzen will, sind es im Hambacher Forst „Umwelt-Aktivisten“ und „Öko-Revolutionäre“ (Spiegel TV), die die Welt retten wollen. Vermummte Gestalten greifen Polizisten mit Fäkalien, Steinen, Molotowcocktails und Zwillen an. Ein Beamter sah sich genötigt, einen Warnschuss abzugeben. Angesichts eines Fernsehteams hoben Aktivisten bei einem Zusammentreffen im Wald zwar nicht die gestreckte Hand, sondern einen Knüppel, mit dem sie auf die Berichterstatter losgingen. Derweil zeigen die gewalttätigen „Waldschützer“ ihr freundliches Gesicht in Form von allerliebsten jungen Sprecherinnen der entsprechenden Umweltverbände und Lobbygruppen.

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Das Doppelsprech der grünen Klimaschützer plastisch vorgeführt: Politologe und Journalist Dirk Steffens gern vom ÖR beschäftigt, bekommt vom Sympathisanten Markus Lanz pausenlos anhimmelnde Stichworte geliefert und legt los. Mit Dank an FMD’s TV-Channel!

Es geht um ein Waldstück, das für den Braunkohletagebau abgeholzt werden soll. Von verbliebenen 200 Hektar sollen aktuell 100 Hektar weichen. Zum Vergleich hier einmal die Waldflächen, die gegenwärtig schon für die Windenergie weichen müssen.

Nach Angaben der Deutschen Wildtierstiftung hat sich die Anzahl der Windenergieanlagen im Wald innerhalb Deutschlands seit 2010 versiebenfacht. Alleine zwischen 2010 und 2015 wurden nach einer Statistik der Stiftung 859 Anlagen im Wald errichtet. Den bisher stärksten Zubau gab es dann 2016 mit 387 Neuanlagen. Nach einem Bericht der Märkischen Allgemeinen wurden für 2017 allein in Brandenburgs Wäldern 293 neue Anlagen geplant. „Es ist davon auszugehen, dass durchschnittlich 0,5 Hektar Wald pro Anlage dauerhaft in Anspruch genommen und damit ausgeglichen werden muss“, heißt es überschlägig von Seiten des Umweltministeriums.

Ganz grob geschätzt dürften seit 2010 demnach über 750 Hektar Wald für Windkraftanlagen abgeholzt worden sein, ein Vielfaches des jetzt im Hambacher Forst zur Disposition stehenden Waldes. Aber das ist ja nicht alles: Während beim Kohleabbau allenfalls ein paar Großbagger in Betrieb gehen, werden im Wald tausende von Vogel- und Fledermaus-Schredderanlagen errichtet. In Deutschland fallen den Windkraftanlagen heute im Jahr insgesamt bis zu 250.000 Fledermäuse und über 12.000 Greifvögel zum Opfer. Greenpeace fördert diese Entwicklung nach Kräften und entdeckt beim Hambacher Forst plötzlich sein Herz für die Bechsteinfledermaus: „Der Hambacher Wald ist ein ökologisches Kleinod und Heimat vieler geschützter Arten. Hier lebt zum Beispiel die bedrohte Bechsteinfledermaus“.

Nach dem Kohleausstieg, für den der Hambacher Forst ja ein Fanal werden soll, soll es dann erst richtig losgehen mit dem Vogelschreddern. Und das alles für eine notorisch unzuverlässige Energieform, die für ein Industrieland keine Basis der Stromversorgung sein kann.

Update vom 15.9.18 17:18 Uhr

Dass das Verhalten der Ökoterroristen vom Hambacher Forst – von den Medien verständnisvoll Aktivisten genannt, die nur zivilen Ungehorsam probieren- nichts Neues ist, sondern seit langem ausgeführt und von den Medien und Politikern geduldet wird, zeigt dieser Bericht aus der Aachener Zeitung von 2016 – außer von der AZ wurde  er wohl nirgends publik gemacht. Übernommen von Hadmut Danisch hier

Das muss man sich klarmachen, welche Art von Leuten unsere Politik und unsere Mainstream-Meinung beeinflussen (wollen).

Die Aachener Zeitung schreibt – naja, der Artikel ist schon von 2016, die Frage wäre, ob sich da was geändert hat – über die Proteste im Hambacher Forst:

Wenn Michael T. in den Hambacher Forst muss, beschleunigt sein Puls, mittlerweile ist er so weit, dass er grundsätzlich mit dem Schlimmsten rechnet. Die Angreifer könnten hinter Büschen hocken oder auf Bäumen, in Zelten, in Gruben, der Forst ist voller Fallen. Angespitzte Äste könnten von Bäumen geworfen werden, Sprengsätze könnten in seiner Nähe detonieren, er könnte mit Urinbeuteln beworfen werden. […]

Michael T. hat das alles schon erlebt, einmal stellte er sogar eine Kiste mit Einmachgläsern sicher, die mit Bitumen gefüllt waren, einer Art flüssigem Teer. An der Kiste klebte ein Zettel, auf dem stand: „Fingerabdruckfrei. Viel Spaß beim Bullenabwerfen.“ […]

Im vergangenen Herbst dann eskalierte die Lage gleich mehrfach. Die Polizei und RWE-Mitarbeiter wurden mit Steinschleudern beschossen, mit Brandsätzen beworfen, ein RWE-Mitarbeiter fuhr mit einem Werkswagen auf einen der Wiesencampbewohner zu. Zeitweise hatte man den Eindruck, es könnte Tote geben.

Wenn Bewohner aufs Revier gebracht werden, machen es die Aktivisten den Polizisten so schwer wie möglich, ihre Identität festzustellen. Sie wehren sich körperlich gegen die Abnahme von Fingerabdrücken oder haben sich die Fingerkuppen vorher abgefeilt, manchmal auch verätzt. Ausweispapiere hat ohnehin niemand bei sich, sie sprechen auch nicht mit den Polizisten.

Um sich in Gegenwart von Polizei oder RWE-Personal untereinander zu verständigen, geben die Wiesencampbewohner Laute von sich, Zwitschern, Pfeifen, Wolfsgeheul, sagt Axel G. Manche reiben sich mit Kot oder Menstruationsblut ein, damit die Polizei sie nicht anfasst oder sich zumindest ekelt. Einmal hatte Axel G. es mit einem Mann zu tun, der auf dem Revier unaufhörlich seine Rastalocken hin und her warf — um die Läuse aus seinen Haaren auf die Polizisten zu übertragen. Axel G. sagt, die Campbewohner wüssten genau, wie sie die Polizisten provozieren können. „Bei solchen Einsätzen ruhig zu bleiben, ist manchmal eine Herausforderung“, sagt er. […]

Der stellvertretenden Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz im Aachener Polizeipräsidium, Wilhelm Sauer, sagte am Dienstag, dass hinter der eskalierenden Gewalt im Hambacher Forst „eine professionelle Strategie“ stecke: Die Problemgruppe unter den Aktivisten würde den körperlichen Einsatz der Polizisten, würde also Gewalt provozieren, um sie dann in Videoaufnahmen zu dokumentieren und im Internet auszuschlachten.

So werde „Stimmung gegen die Polizisten gemacht“, sagte Sauer, die sich auch auf die friedlichen Aktivisten übertrage. Auch in der unbeteiligten Bevölkerung werde so der Eindruck erweckt, die Aktivisten seien Opfer willkürlicher Staatsgewalt.