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Laufzeitverlängerung

Lebensdauer vs. Betriebsdauer

Diese zwei Begriffe werden – bewußt oder unbewußt – oft gleichgesetzt. Die technische Lebensdauer eines Kraftwerks ist theoretisch unbegrenzt, da ständig gewartet wird und einzelne Komponenten bei Bedarf ausgetauscht werden können. Die Betriebsdauer ist (vornehmlich) eine betriebswirtschaftlich Größe: Irgendwann wird der laufende Aufwand für Reparaturen so groß, daß sich ein Weiterbetrieb nicht mehr lohnt. Bei der ersten und zweiten Generation von Reaktoren wurde die Betriebsdauer mit 30 bis 40 Jahren angegeben. Dies war quasi ein „Mindesthaltbarkeitsdatum“ des Herstellers, damit der Kunde überhaupt eine Wirtschaftlichkeitsrechnung ausführen konnte. Im Kraftwerksbau ermittelt man die Stromgestehungskosten (z. B. in €/MWh) als ≫Levelised Cost Of Elektricity (LCOE)≪. Darunter versteht man nicht nur die Investition, sondern alle im Betrachtungszeitraum anfallenden Kosten (Kapitaldienst, Personal, Brennstoff, Versicherungen, Wartung und Reparatur, Rücklagen für die Entsorgung etc.) geteilt durch die zu erwartende elektrische Energie. An dieser Stelle wird schon deutlich, warum Wind und Sonne nie mit Kernkraft (wirtschaftlich) wird konkurrieren können: Bei Kernkraftwerken der dritten Generation wird die „Mindesthaltbarkeit“ heute mit 60 Jahren angegeben. Bei Windmühlen und Photovoltaik mit 20 Jahren. Dies ist schon ein Faktor drei. Die Arbeitsausnutzung eines Kernkraftwerks liegt bei 90%. Demgegenüber beträgt die realisierte Arbeitsausnutzung von Wind und Sonne wetterbedingt etwa 15% (als tatsächlich gemessene und über einen längeren Zeitraum gemittelte Werte für die installierte Leistung in Wind- und Sonnenenergie in Deutschland). Überschlägig muß man also die spezifischen Investitionskosten von Wind und Sonne mit einem Faktor 18 multiplizieren um sie mit einer Investition in ein Kernkraftwerk vergleichbar zu machen. Ganz abgesehen davon, sind solche Vergleiche zwischen stets nach Bedarf lieferbarer elektrischer Energie und wetterbedingt zufälliger Erzeugung ohnehin ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Spätestens jetzt muß – zumindest jedem ideologisch nicht vorbelasteten Menschen – klar sein, warum sich (sogar ein so extrem teures) Kernkraftwerk wie Hinkley Point gegenüber „Windkraft aus der Nordsee“ rechnet und bereits folgerichtig die nächsten baugleichen Blöcke in Sizewell in Vorbereitung sind. Erklärt das vielleicht den neuen Hype auf „grünen“ Wasserstoff in einschlägigen Kreisen, so zu sagen als neuen Sattel für ein längst totes Pferd?

Das Potential für Laufzeitverlängerungen

Weltweit sind zur Zeit 363 Leichtwasser-, 48 Schwerwasser-, 14 AGR- (CO2 / Graphit), 13 RBMK- (Wasser / Graphit) und 2 schnelle Reaktoren in kommerziellem Betrieb. Zieht man die 27 graphitmoderierten Reaktoren ab, verbleiben somit trotzdem über 400 potentielle Reaktoren zur Laufzeitverlängerung. Hier wird auch die prinzipielle Grenze notwendiger Nachrüstungen deutlich: Die Konstruktion der AGR in GB erlaubt es nicht, die gealterten Moderatoren aus Graphit zu vertretbaren Kosten auszuwechseln. Bei den RBMK (Tschernobyl-Typ) kommen noch grundsätzliche Bedenken hinzu.

Ausschlaggebend für eine Laufzeitverlängerung ist aber immer der politische Wille. In vielen Ländern besteht eine negative Einstellung zu Kernenergie. Wo die „Atomkraftgegner“ noch nicht an der Macht sind, versucht man die Kosten durch Sonderbelastungen politisch hochzutreiben (z. B. Brennelementesteuer in Spanien oder Schweden) oder durch Dumping (Verkauf an der Börse weit unter den Produktionskosten) von Wind- und Sonnenstrom. Beliebt sind auch „neue Standards“ (z. B. Kühltürme) um Projekte unwirtschaftlich zu machen. In Ländern mit öko-sozialistischer Orientierung ist selbst das nicht mehr notwendig. Dort reicht der Wille einer Regierung (CDU/CSU mit FDP) par ordre du mufti den „Atomausstieg“ zu vollziehen. Kosten spielen dabei selbstredend keine Rolle, denn die müssen ja durch Dritte – uns, dem Verbraucher – getragen werden. Vorläufige Krönung dieser Untaten war die Sprengung von Philippsburg (Inbetriebnahme 1985) mit einem angeblichen Restwert von 3 Milliarden €. Aus pubertärer Zerstörungswut mußten unmittelbar Fakten geschaffen werden, da eine Laufzeitverlängerung mit geringen Kosten möglich gewesen wäre. Doch nicht genug, der Hässliche Deutsche greift schon wieder nach Frankreich: Um der eigenen verbohrten Klientel genüge zu tun, verleumdet man dummdreist französische Reaktoren als „Schrottreaktoren“. Was man wohl dem Genossen Macron für seine innenpolitische Unbill zahlen muß?

Der wirtschaftlich Aspekt

Die Schließung eines Kernkraftwerks führt zu erheblichen sozialen Schwierigkeiten vor Ort: Wegfallende Einnahmen für die Gemeinde, Wegfall gut bezahlter Arbeitsplätze, Verlust von Aufträgen für das lokale Gewerbe, verringerte Kaufkraft etc. Es ist kein Zufall, daß überall wo Kraftwerke stillgelegt werden sollen, Kundgebungen für deren Erhalt stattfinden.

Es gibt faktisch keine kostengünstigere Stromerzeugung als durch die Laufzeitverlängerung eines bestehenden Kernkraftwerks. Geht man von maximal 50% der ursprünglichen Baukosten für die erforderliche Modernisierung aus, kann damit keine andere Erzeugungsart konkurrieren. Natürlich bleiben die Vorteile der Kernenergie dabei in vollem Umfang erhalten:

  • geringster Materialverbrauch über den Lebenszyklus, nahezu ohne Freisetzung von Abgasen.
  • Einsparung von Boden (insbesondere gegenüber „Regenerativen“ mit geringer Energiedichte)
  • Verhinderung von Luftverschmutzung durch Stickoxide, Feinstaub etc.
  • Bereitstellung von Grundlast bzw. Lastfolge zum Ausgleich von Spitzen und Tälern.
  • Versorgungssicherheit bei extremen Wetter- oder schwierigen aussenpolitischen Lagen.
  • Bereitstellung großer Schwungmassen zur Stabilisierung der Netzfrequenz.
  • Große „Brennstofflagerung“ auf dem Kraftwerksgelände als Sicherheit vor Energiepreisschwankungen.
  • Gefragter Arbeitgeber mit gut bezahlten Jobs für hochqualifizierte Arbeitnehmer und Nachfrage für das lokale Gewerbe, überwiegend in ländlichen Gemeinden.
  • Gegebenenfalls Bereitstellung von Isotopen für Medizin, Forschung, Industrie und Landwirtschaft.

Darüberhinaus fallen keinerlei Kosten für Netzausbau, Bereitstellung von Bilanz- und Regelleistung, Backup-Kraftwerke zur Kompensation des Wetters oder gar Speicher an. Deutschland zeigt eindrucksvoll, daß durch den Ausstieg aus der Kernenergie – und neuerdings auch noch der Kohle – eine dauerhafte Abhängigkeit von (importiertem) Erdgas geschaffen wird. Ist das vielleicht das wirkliche Ziel? Schröder fing auch als rot/grüner Bundeskanzler an und endete als russischer Gasmann.

Die Vorraussetzungen

Eine Laufzeitverlängerung erfordert eine langjährige Planung in enger Abstimmung mit den Genehmigungsstellen und Zulieferern. Am Anfang steht die Erfassung des Istzustand durch den Betreiber. Je genauer die Dokumentation im laufenden Betrieb ist, um so besser: Protokolle der Wiederholungsprüfungen, Kontakte zu Ersatzteillieferanten, Dokumentationen über schon erfolgte Modernisierungen etc. Eine möglichst detaillierte Planung ist erforderlich, da es sich schnell um drei- bis vierstellige Millionenbeträge drehen kann. Heute erstellt man deshalb von Anbeginn an ein ≫Plant Life Management Program (PLiM)≪. So kann man z. B. Modernisierungsmaßnahmen, das Auswechseln von Großkomponenten usw. über einen längeren Betriebszeitraum bzw. unter Nutzung der notwendigen Wiederholungsprüfungen verteilen, damit die Ausfallzeiten des Kraftwerks minimiert werden.

Geradezu überlebenswichtig ist die enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit den zuständigen Überwachungsstellen. Man kann nicht einfach einzelne Komponenten in einem Kernkraftwerk auswechseln. Jedes „Ersatzteil“ muß durch die Zulassungsbehörde geprüft und genehmigt sein. Eine funktionierende Zulieferkette ist deshalb zwingend erforderlich und in der Praxis oft ein großes Problem. Warnendes Beispiel ist z. B. das Kernkraftwerk San Onofre in Kalifornien, das durch die Auswechslung der Dampferzeuger zu einem Totalschaden kaputt modernisiert wurde. Problem war, daß der ursprüngliche Hersteller längst nicht mehr existierte und der neue Anbieter offensichtlich überfordert war. Hinzu kommt, jede Komponente ist ein Teil des „Systems Kernkraftwerk“ und seiner (ursprünglichen) Sicherheitsphilosophie. So gibt es Kernkraftwerke, die voll digital umgerüstet wurden, aber immer noch Telefone mit Wählscheiben haben. Die Genehmigungsbehörde hat die Telefone als Teil des Sicherheitssystems betrachtet und wegen einer Diversifizierung auf die gute, alte Analogtechnik auch weiterhin bestanden. Es kommt deshalb irgendwann zu (wirtschaftlichen) Problemen, wenn man eine Technik über rund hundert Jahre pflegen muß. Andererseits bieten heute auch neue Technologien wie der 3-D-Druck, neue Werkstoffe und Computersimulationen wertvolle Hilfe. Eine notwendige Generalüberholung von Baugruppen ist oft auch mit einer Leistungssteigerung verbunden. So wurde bei vielen Dampfturbinen durch den (notwendigen) Einsatz neuer Schaufeln die Leistung gesteigert. Selbst ein einstelliger Leistungszuwachs ergibt bei den vielen tausend Betriebsstunden eine hübsche Zusatzeinnahme. Bezeichnenderweise stieg die Gesamtleistung aller Kernkraftwerke in den USA an, obwohl gleichzeitig einige Kraftwerke stillgelegt worden sind.

Eine weitere Aufgabenstellung bei Laufzeitverlängerungen ist die Personalplanung. Kein Berufsleben kann länger als 60 Jahre dauern. Es muß also rechtzeitig Nachwuchs ausgebildet und eingestellt werden. Dies gilt auch für die gesamte Zulieferindustrie. Die Zulieferindustrie kann aber nicht beliebig lange Kapazitäten vorhalten. Das Fachpersonal braucht besondere Qualifikationen, Wiederholungstests und vor allen Dingen Übung durch beständige Praxis. Zu welchen Kosten und Schwierigkeiten mangelnde Übung führt, zeigen die Baustellen Vogtle in USA und Flamanville in Frankreich auf dramatische Weise. Die Aussage der „Atomkraftgegner“ von hohen Baukosten und langen Bauzeiten ist zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung geworden. Laufzeitverlängerungen und Neubauten sind keine Gegensätze, sondern ergänzen sich vortrefflich.

Armes Deutschland

Die Eselei eines „Atomausstiegs“ bevor man eine vergleichbar effiziente und kostengünstige Technologie hat, dürfte in der Industriegeschichte ziemlich einmalig sein und bleiben. Hat man erst die Dampflokomotiven zerstört, bevor man brauchbare Diesel- und Elektroloks hatte? Zerstört man heute alle Computer, wegen der wagen Idee von Quantenrechnern? Genau das ist aber hier passiert: Man zerstört erst mal eine funktionierende Stromversorgung, weil ein paar bildungsresistente – gleichwohl äußerst geschickte und auf ihre eigenen Pfründe bedachte – Politiker etwas von einem Stromnetz aus 100% Windmühlen und Sonnenkollektoren zusammenfantasieren, bereitwillig unterstützt von unzähligen Schlangenölverkäufern aus der Wirtschaft. Namen, Aussagen und Taten sind bekannt – das Internet vergißt bekanntlich nicht. Es wird eine schöne Aufgabe für kommende Historikergenerationen sein, zu beurteilen, ob es sich einfach nur um abgrundtiefe Dämlichkeit oder eher wieder um die Banalität des Bösen gehandelt hat. Inzwischen ist die Verantwortung ja so breit gestreut und so eng auf Spezialgebiete verteilt, daß wieder alle sagen können, sie hätten von nichts gewußt und außerdem nur Anweisungen ausgeführt. Gute Nacht, deutsche Wissenschaftler und Ingenieure, wundert euch nicht, wenn unser Berufsstand auf ewig kompromittiert ist: Innerlich wart ihr ja alle dagegen, aber man konnte ja nichts machen, gelle. Ob diese Nummer zum 3. Mal durchgeht?

Der Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors hier




Unsichere Zukunft: Die atemberaubenden Kosten für die Beseitigung der Überreste „sauberer“ Energie

Der übliche Dummspruch der Investoren

Mit einer wirtschaftlichen Lebensdauer von oft nur 10-12 Jahren  (anstatt  der von Herstellern und Befürwortern propagierten 25 Jahre für die wirtschaftliche Nutzung ) werden in den nächsten zehn Jahren in Ländern wie Deutschland Hunderttausende Tonnen „Problemmüll“ zurückbleiben, die die Landschaft verschandeln. Mit Hunderten von WKAs, die völlig kaputt sind, sind die Deutschen bereits von der harten und giftigen Realität der sogenannten „grünen“ Besessenheit ihrer Regierung getroffen worden.

Und sie sind damit nicht die einzigen.

Die Windindustrie in Iowa hat kaum ein Jahrzehnt überdauert und die alten Windkraftanlagen liefern bereits Tausende Tonnen Sondermüll auf Deponien .

Zusätzlich zu 10-15 Tonnen Kunststoff- und Glasfaserflügeln befinden sich im Turm und in der Gondel eine Ansammlung ungesunder Kunststoffe, Öle, Schmiermittel, Metalle und noch mehr Glasfasern. Im Fundament ein 400-500 m³ großes Stück Stahlbeton.

Wie Isaac Orr weiter unten ausführlich ausführt, hat die Verschrottung der umweltzerstörenden, schmutzigen und oft auch giftiger sogenannte „sauberer Energieerzeugung“ einen atemberaubenden Preis.

 

Die Beseitigung einer einzelnen Windkraftanlage rechnet sich auf über 500.000 USD

Center of the American Experiment
Isaac Orr; 3. Oktober 2019

Es sieht so aus, als ob in Minnesota ein sehr teures Durcheinander zu beseitigen ist, wenn die derzeit im Bundesstaat betriebenen Windkraftanlagen das Ende ihrer auf 20 Jahre angesetzten Nutzungsdauer erreichen.

Laut den von Xcel Energy für den Nobles Wind-Park eingereichten Unterlagen wird für die Stilllegung pro WKA etwa 445.000 US-Dollar angesetzt, in Preisen für 2009. Auf das Jahr 2019 hochgerechnet, bedeutet das inzwischen rund 532.000 USD für jede der 134 in Betrieb befindlichen Windkraftanlagen. Damit ergeben sich die Gesamtkosten für die Stilllegung des Nobles-Projekts auf USD 71 Millionen. Xcel gab jedoch auch an, dass diese Schätzungen konservativ waren, was hoffen lässt, dass dies die High-End-Kosten für die Stilllegung darstellt.

Auch bei anderen Windenergieanlagen fallen sechsstellige Stilllegungskosten an. Den Unterlagen für die Windparkanlagen Palmer’s Creek in Chippewa County, Minnesota, zufolge würde die Stilllegung der 18 an diesem Standort betriebenen Windturbinen 7.385.822 USD kosten, was 410.000 USD pro WKA entspricht.

Man würde meinen, eine solche Summe würde zu einem gründlichen Rückbau führen, aber man kann sich irren.

Laut dem Nobles Wind-Dokument umfassen „die Restaurierungsarbeiten die Entfernung sämtlicher mit dem Projekt in Zusammenhang stehender Materialien und Ausrüstungsgegenstände bis zu einer Tiefe von 48 Zoll [~ 1,22 m]und sind nicht auf diese beschränkt.“

Dies bedeutet, dass Xcel die Baustelle nur bis zu einer Tiefe von vier Fuß [~ 1,2 m]saniert und die meisten massiven Betonfundamente, die bis zu 15 Fuß [~4,5m] tief sind und zur Verankerung der Windanlagentürme verwendet werden, auf unbestimmte Zeit im Boden verbleiben.

Die Website Renewable Technology gibt an, dass Nobles Wind ein umfangreiches unterirdisches Kabelsystem nutzt , das in einer Tiefe von vier Fuß verlegt ist und die Generatoren mit einem zentralen Umspannwerk verbindet. Die Dokumente von Xcel waren nicht spezifisch genug, um zu bestimmen, ob diese Kabel entfernt werden, aber das Windparkprojekt von Palmer gibt ausdrücklich an, dass Kabel, die tiefer als 4 Fuß sind, nicht entfernt werden:

Windenergieanlagen und Sonnenkollektoren erhalten häufig eine Ausnahmegenehmigung, obwohl sie erhebliche Umweltschäden verursachen können. Im Gegensatz dazu, haben liberale Politiker und Interessengruppen den Ersatz einer alternden Ölpipeline durch einen neueren und sichereren Ersatz weiterhin verzögert.

Diese Doppelmoral ist ein Nachteil für die Minnesotaner, die mehr für ihre Energie und auch für die Umwelt zahlen müssen.

American Experiment

Übersetzt durch Andreas Demmig

Filthy Future: The Staggering Cost of Cleaning Up ‘Clean’ Energy’s Toxic Mess

Zum Thema

https://eike.institute/2014/12/30/wind-und-solar-nichts-als-vergeudung-von-energie-und-ressourcen/

Teure Hinterlassenschaften – Die Rückbaukosten von Windrädern




Unvermeidlicher Übergang: Subventionen beenden das Leben der alternden Windturbinen in Europa

In der Zwischenzeit, zurück auf der Erde, haben sich diese bösen Mächte aus Physik und Wirtschaft zusammengeschlossen, um die Träumer mit ein bisschen Realität zu schlagen.

Windkraftanlagen halten nicht die 25 Jahre, die die Promotoren versprochen haben – ihre wirtschaftliche Lebensdauer nimmt mit rund 15 Jahren wieder ab. Das bedeutet, innerhalb eines Jahrzehnts kann erwartet werden, dass in Europa Zehntausende von 2 bis 300 Tonnen schwere Wracks stehen, die vor sich hin rosten und einen Cocktail aus ungesunden Stoffen in die Landschaft ausströmen.

In Ermangelung von Subventionen werden sie wohl kaum ersetzt und schon gar nicht abgebaut und stehen einfach als höchst sichtbare Denkmäler für das größte Beispiel kollektiver Dummheit seit den Pyramiden. Hier beschreibt John Constable, den Anfang vom Ende von Big Wind in Europa.

 

Verlängerung der Nutzungszeit und Erneuerung (Repowering) von Windparks: Bewältigung der Todesspirale
The Global Warming Policy Forum,

John Constable am 13. Mai 2018

In Ermangelung neuer Subventionen könnten wir den Anfang vom Ende der Windindustrie in Europa erleben.

Neue wissenschaftliche Untersuchungen darüber, ob die Lebensdauer eines veralteten Windparks in Europa verlängert oder durch neue Windanlagen an alter Stelle (repowering) ersetzt werden soll, zeigen, dass ohne neue Subventionen für neu aufgerüstete Standorte, eine low-cost Verlängerung der Lebensdauer bei Maximierung der Rendite, vor der endgültigen Stilllegung wahrscheinlich ist. Das betrifft etwa die Hälfte der Windanlagen in Deutschland, Spanien und Dänemark. In Ermangelung neuer Subventionen könnten wir den Anfang vom Ende der Windindustrie in Europa betrachten.

Im März dieses Jahres veröffentlichten die politischen Antreiber der Erneuerbaren, die Energy and Climate Intelligence Unit (ECIU), die überwiegend von der European Climate Foundation und der Grantham Foundation finanziert wird , eine Studie, Repower to the People – Mit der Behauptung, Großbritannien könne und sollte in den nächsten fünf Jahren rund 60 Onshore-Windparks repower-fähig machen und damit eine Netto-Kapazitätserweiterung von mehr als 1,3 GW erreichen. Die Studie untersuchte nicht den zugrunde liegenden ökonomischen und politischen Kontext von Entscheidungen zu Repower und stützte sich einfach auf die naive Begeisterung des Lesers für den technologischen Fortschritt, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel zeitgenössische Turbinen die zwei- bis dreifache Kapazität (2-3 MW) der vorherigen Generation (<1 MW) haben, wobei die neuesten Modelle 4 MW erreichen. Größer muss sicherlich besser sein, besonders angesichts der offensichtlichen Einsparungen:

Das Repowering bietet nicht nur Einfachheit [der Zulassung am schon vorher genutzten Standort] und potenziell niedrigere Kosten im Vergleich zur Entwicklung eines neuen Standorts, sondern ist auch logisch, da viele der ersten Windparks an Standorten mit der besten Windressource liegen. (Repower an das Volk, S. 4)

Es wurden sympathisierende Parlamentarier gefunden, um in der Presse zu zitieren, dass es lediglich eine Frage der Regierung sei, die Hindernisse für diese Entwicklung des gesunden Menschenverstandes zu beseitigen. Simon Simon Clarke, das Parlamentsmitglied der Konservativen Partei für Middlesborough South und East Cleveland, berichtete:

Für diejenigen, die sich Sorgen um die 1% der britischen Gasimporte machen, die von Herrn Putin kommen, würden diese Verbesserungen auch unsere Abhängigkeit von importiertem Brennstoff um das Äquivalent von zwei Gaskraftwerken reduzieren; und wenn wir Investoren nicht erlauben, sie zu repowern, können wir sie [diese WKA] für immer verlieren. (Utility Week, 27.03.18)

Natürlich gibt es  nichts, was Investoren davon abhalten könnte, solche Standorte zu erneuern, außer dass: keine [neuen oder verlängerten] Subventionen zur Verfügung stehen und ohne solche Subventionen die niedrigen Marktpreise [für den erzeugten Strom], die im nächsten Jahrzehnt wahrscheinlich sind, nicht ausreichen, um Re-Investitionen anzuregen.

Darüber hinaus könnte es passieren, dass die Eigentümer, die sich um Repowering bemühen, eine neue Baugenehmigung beantragen müssen, was problematisch sein kann, da die Nachbarschaft großer Windräder berüchtigt ist. Wie die Autoren einer neuen und wichtigen wissenschaftlichen Studie über Repowering und Lebensdauerverlängerung berichten, hat der Freistaat Bayern in 2014 sogar  eine Verordnung eingeführt, die einen neuen Mindestabstand von zehn Mal der Flügelspitzenhöhe zwischen einer Windenergieanlage und dem nächstgelegenen Wohngebiet  festlegt.

L. Ziegler et al.) Verlängerung der Lebensdauer von Onshore-Windenergieanlagen: ein Überblick über Deutschland, Spanien, Dänemark und das Vereinigte Königreich, Renewable and Sustainable Energy Reviews82 (2018), 1261-1271).

Eine moderne Windanlage kann bis zu 120 Meter (fast 400 Fuß) hoch sein, was einen Abstand von mehr als 1200 m bedeutet und das würde viele bestehende Onshore-Windparks in Großbritannien ausschließen, insbesondere in England, wo es derzeit keinen formell erforderlichen Trennungsabstand gibt!

[Der Author ist nicht ganz auf dem Laufenden, über WKAs
Gesamthöhe ist 246,5 Meter. Die Gondel in (Generator) 178 Meter Höhe, 3,4 MW Maximalleistung.
https://www.golem.de/news/max-boegl-wind-das-hoechste-windrad-steht-bei-stuttgart-1711-130971.html]

Im Gegensatz zu den von der ECIU geäußerten „Einfachheit“ machen die Arbeiten von Ziegler und ihren Kollegen deutlich, obwohl aus einer Position grundlegender Sympathie für die Windindustrie geschrieben, dass die Entscheidung für Eigentümer alternder Windparks extrem schwierig sein kann, außer zur Außerdienststellung. Repowering ist keineswegs einfach:

Standorte mit bestehenden Windparks sind aufgrund mangelnder Verfügbarkeit, rechtlicher Zustimmung, Subventionsänderungen, Umweltschutz, öffentlicher Akzeptanz oder unzureichender Windverhältnisse oft nicht repowerfähig. (S. 1265)

Der Landbesitzer möchte vielleicht keinen Windpark mehr und selbst wenn er dazu bereit ist, ist es vielleicht nicht leicht, eine neue legale Erlaubnis zu bekommen; Subventionen sind unzureichend oder nicht existent; die größeren Windturbinen können Umweltvorschriften verletzen; die Nachbarn dürften größere oder irgendwelche Windturbinen nicht begrüßen; und, interessanterweise, können die Windbedingungen jetzt als ungeeignet bekannt sein oder haben sich aufgrund der benachbarten Lage zu anderen Windparks verschlechtert. (siehe Ziegler et al., Tabelle 4, Seite 1269).

Die Autoren der Studie berichten, dass die wichtigsten „rechtlichen und wirtschaftlichen Bedingungen für Repowering“ „profitable Subventionsregelungen“ und eine „Knappheit an Standorten“ seien. Im Vereinigten Königreich gibt es keine Subventionen [mehr (?)] und solange die schottische Regierung bereit ist, entgegen energischer Proteste weiterhin Planungsgenehmigungen zu erteilen, wird es im Vereinigten Königreich keinen Mangel an alternativen Standorten geben. Das von der ECIU vorgeschlagene größere Repowering im gesamten Vereinigten Königreich wird so nicht laufen. Darüber hinaus ist dies keine provisorische Angelegenheit. Wie Ziegler et al. zeigen, ist das Repowering ist europaweit unattraktiv, da es in Deutschland, Spanien, Dänemark und im Vereinigten Königreich [bislang ?] keine politischen Repowering – Subventionen gibt.

Stattdessen werden Windparkbetreiber die Möglichkeit prüfen, die Lebensdauer ihrer bestehenden Windparks zu verlängern. Dies ist jedoch selbst keine einfache Option und erfordert eine sorgfältige Bewertung des Zustands und der Leistung des vorhandenen Vermögenswerts, um die Restnutzungsdauer (RLU) der Hauptkomponenten zu bestimmen, und, im Wesentlichen, ob die Betriebskosten durch Einnahmen für die produzierte Energie ausgeglichen werden“. Der Großteil dieser Überlegungen konzentriert sich auf den zukünftigen Marktpreis für die produzierte Elektrizität und nicht auf die Betriebskosten, wie die Autoren auf der Grundlage einer Reihe von Brancheninterviews berichten:

Die Unsicherheit über künftige Ausfallraten wurde von den Betreibern nicht in erster Linie in Betracht gezogen. Da die Lebensdauerverlängerung nur geringe Investitionen erfordert, ist es ein gängiger Ansatz, den Turbinenbetrieb zu beenden, wenn kostspielige Reparaturen erforderlich werden. (S. 1268)

Nichts davon klingt nach dem Verhalten einer starken und expandierenden Industrie. Eher scheint es wahrscheinlich, dass die Abschaltung geschickt gehandhabt wird und sichergestellt wird, dass die Eigentümer so viel wie möglich aus den im Rahmen der bestehenden politischen Instrumente getätigten Investitionen ziehen, bevor sie aussteigen, um ihre Gewinne zu genießen.

Dies ist eine Situation, die sich sehr schnell entwickeln könnte. Ziegleret al. berichten, dass im Jahr 2016 rund 12% der installierten Windturbinenkapazität älter als 15 Jahre waren, ein Anteil, der bis 2020 auf 28% steigen wird (S. 1261). Das Vereinigte Königreich, das relativ spät mit Windkraft anfing, wird daher unterdurchschnittlich mit nur 10% seiner derzeitigen Kapazität in diesem Jahr älter als 15 Jahre Betrieb haben, aber in anderen Ländern, wie die Autoren selbst zugeben, sieht die „zukünftige Altersverteilung von installierter Windkapazität fast dramatisch aus „:

Bis zum Jahr 2020 werden 41% der derzeit installierten Kapazität in Deutschland über 15 Jahre alt sein, 44% in Spanien und 57% in Dänemark.

Werden die existierenden Anlagen nicht erneuert, dann legen die in dieser Studie vorgelegten Nachweise nahe, dass ohne neue Subventionen der Fokus auf kurzfristige low-cost Verlängerungen der Lebensdauer gerichtet sein wird. Dann werden wir den Beginn des Endes der Windindustrie in Europa erleben.

The Global Warming Policy Forum

Gefunden auf STT vom 30.05.2018

Übersetzt durch Andreas Demmig

https://stopthesethings.com/2018/05/30/inevitable-transition-end-to-subsidies-spells-armageddon-for-ageing-wind-turbines-in-europe/