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Was passierte wirklich in Fukuschima? Manfred Haferburg geht ins Detail

Zehntausende Tote – Grüne rudern nach falscher Behauptung über Fukushima zurück

https://twitter.com/ABaerbock/status/1369933719885189128

Manfred Haferburg ist freiberuflicher Berater für Reaktorsicherheit und hat schon über 100 Werke weltweit besucht und begutachtet. Er beschreibt sehr anschaulich und informativ die Kernschmelze in Fukuschima. Wichtigster Punkt: Der Tsunami erwischte keineswegs den Reaktorkern, sondern nur die Diesel-Notstromgeneratoren und die Batterien des Kraftwerks. Die besorgen im Fall einer automatischen Notfallabschaltung die notwendige Nachkühlung des Kerns.

Explosionen im Fernsehen kamen aber nicht vom Kern, sondern von sich entwickelndem Wasserstoffgas, das von der Mannschaft absichtlich gezündet wurde. Die Ingenieure und Techniker kämpften klug und mutig, sogar mit requirierten Autobatterien, gegen die Katastrophe und retteten viele Menschen; die Zahl der Reaktortoten liegt unter zehn. Heute sind die japanischen Kerrnkraftwerke bestens gegen Erdbeben und Hafenwellen gesichert.

Haferburg gibt außerdem einen spannenden Ausblick auf die Brütertechnik, die Zukunft der Kernkrafttechnik. Nur nicht in Deutschland.




Mobiles AKW läuft und läuft: Licht und Wärme für Sibirien

Der Weg wurde begleitet von lautstarken Protesten von Greenpeace, die das schwimmende KKW als „Schwimmendes Fukushima“ bezeichneten und den baldigen Untergang prophezeiten.

Seither schweigt sich die deutsche Presse weitgehend über das Projekt aus, die letzten Meldungen sind fast zwei Jahre alt. Und sie sind natürlich mit den Warnhinweisen von Greenpeace über das „Tschernobyl auf dem Wasser“ versehen.

Die schwimmende Energieeinheit „Akademik Lomonosov“ ist der Prototyp einer Reihe von mobilen Kernkraftwerken mit zwei Reaktoren einer Leistung von je 40 Megawatt. Es ist für den Betrieb als schwimmendes Kernkraftwerk (APEC) konzipiert und stellt eine neue Klasse von Stromerzeugungsanlagen dar, die auf der russischen Nuklearschiffbautechnologie basiert.

100.000 Menschen mit Strom und Wärme versorgen

Der Typ Kernkraftwerk „Akademik Lomonosov“ soll der Energieversorgung von großen Industrieunternehmen, Hafenstädten, Öl- und Gasverarbeitungskomplexen dienen und wird auf der Grundlage des seriellen Baus von nuklearen Eisbrechern erstellt, einer Technologie, die bereits während ihres langen Betriebs in der Arktis getestet wurde.

Die „Akademik Lomonosov“ ist mit zwei Reaktoranlagen KLT-40S ausgestattet. Gemeinsam sind sie in der Lage, 70 MW Strom und bis zu 50 Gcal/h thermische Energie in Onshore-Netze zu liefern, um Strom und Heizwasser für Städte zu liefern.

Ohne Wärmeauskopplung beträgt die Stromerzeugungskapazität etwa 76 MW. Bei der Abgabe einer maximalen Wärmeleistung von ca. 146 Gcal/h beträgt die elektrische Leistung, die an das Netz abgegeben werden kann, etwa 44 MW. Die „Akademik Lomonossow“ wird somit in der Lage sein, eine Bevölkerung von etwa 100.000 Menschen mit Strom und Wärme zu versorgen. Das Projekt ist für die zuverlässige ganzjährige Wärme- und Stromversorgung in den entlegensten Gebieten der Arktis und des Fernen Ostens konzipiert.

Achgut.com berichtete auch schon über den Start des ersten Reaktors des schwimmenden Kernkraftwerkes. Wie ist der Stand heute?

Der Bau der „Akademik Lomonosov“ wurde 2006 bei Sevmash FGUP in Severodvinsk, im Auftrag des russischen Staatskonzerns Rosenergoatom, der alle russischen Kernkraftwerke betreibt, begonnen. Ab 2009 wurde im Baltic Shipbuilding Werk in St. Petersburg weitergebaut.

Die „Akademik Lomonossow“ löst gleich zwei Probleme

Am 30. Juni 2010 fand der Stapellauf der „Akademik Lomonossov“ statt. Im Jahre 2011 wurde der Schiffspram an den Anlagenbauer für die Energieanlagen ausgeliefert.

Am 7. Dezember 2012 unterzeichneten der Konzern Rosenergoatom und Baltic Shipbuilding Ltd. einen Vertrag über den Anschluss des schwimmenden Kernkraftwerks an das Tschukotische Stromnetz. Der Anschlussstandort befindet sich in der sibirischen Stadt Pevek der autonomen Region der Tschuktschen in der Nähe der Beringstraße, im hohen Norden Sibiriens.

Am 28. April 2018 wurde das schwimmende Kernkraftwerk über die Ostsee nach Murmansk geschleppt und machte am Atomflot-Standort für die Verladung und Erprobung von Kernbrennstoffen fest. Dieser Standort ist auch die Basis der russischen Atom-Eisbrecher-Flotte.

Am 23. August 2019 begann der Transport der „Akademik Lomonosov“ von Murmansk in die Stadt Pevek, wo sie am 9. September ankam.

Am 19. Dezember 2019 lieferte das schwimmende Kernkraftwerk im Probebetrieb den ersten Strom an das sibirische Insel-Netz. Der Probebetrieb war am 22. Mai 2020 abgeschlossen und die industriemäßige Produktion lief an. Am 30. Juni 2020 wurde die Wärmeauskopplung für Pevek an die Energiekreisläufe des Kernkraftwerkes gekoppelt.

Die „Akademik Lomonossow“ löst gleich zwei Probleme. Erstens handelt es sich um den Ersatz der alten Reaktoren des Kernkraftwerks Bilibino, das seit 1974 in Betrieb ist, sowie des Kohleheizwerkes Chaun, das mehr als 70 Jahre alt ist. Zweitens versorgt sie die wichtigen Bergbauunternehmen im westlichen Bilibino-Bezirk mit Energie – einem großen Erz-Metall-Cluster, einschließlich Goldminen und der Entwicklung der Baim-Erzzone.

Das Projekt „schwimmendes Kernkraftwerk“ hat weltweit keine Analogie. Daher erregt es besondere Aufmerksamkeit. Heute interessieren sich viele Länder in Südostasien und dem Nahen Osten für das Konzept der schwimmenden Kernkraftwerke. Das Projekt rechnet sich für die Russen, wenn sie mehr als sechs dieses Typs bauen können.

Noch eine Nachbemerkung:

Gerade hat der schwedische Staatskonzern Vattenfall den Zuschlag für die Abschaltung eines der modernsten Kohlekraftwerke der Welt, des Hamburger Doppelblocks Moorburg bekommen. Fast drei Milliarden Euro investiertes Geld sind futsch und Vattenfall bekommt noch mehr als 200 Millionen Steuergeld für die Stilllegung eines drei Jahre jungen Kraftwerks von 1.600 MW, das eigentlich noch eine Lebenserwartung von mindestens 30 Jahren vor sich hätte. Moorburg könnte ständig so viel Strom produzieren wie etwa 3.000 Windräder. Nur – auch bei Nacht und Flaute.

Was kaum jemand weiß: Moorburg gehört zu den ganz wenigen „schwarzstartfähigen“ Kraftwerken Deutschlands. Das bedeutet, dass dieses Kraftwerk imstande wäre, nach einem Blackout ohne ein funktionsfähiges Landesnetz wieder angefahren werden zu können. Nur mittels solcher schwarzstartfähigen Kraftwerke ist es überhaupt möglich, nach einem Blackout Strom zu erzeugen und das Netz schrittweise wieder aufzubauen. Noch zur Information: Windräder und Solarpaneele sind nicht „schwarzstartfähig“.

Wenn jetzt nicht noch die Netzbetreiber dazwischen grätschen und Moorburg als „Systemkraftwerk“ einstufen, kommt bald die Abrissbirne. Nur komplett Irre machen so etwas. Aber vielleicht schicken die Russen ja ein schwimmendes Kernkraftwerk nach Hamburg, wenn es hart auf hart kommt. Das ist nämlich „schwarzstartfähig“.

 

Weihnachten und Lockdown ist Lese- und Schenkenszeit. Manfred Haferburg ist Autor des Romans „Wohn-Haft“. Das Buch basiert auf einer wahren Geschichte und erzählt, wie ein selbst denkender Mensch in einer sozialistischen Diktatur zum Spielball und Opfer der Mächtigen und ihrer Mitläufer wird. Wir müssen alle aufpassen, dass aus „Wohn-Haft“ nicht ein Science-Fiktion-Roman wird.

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier




Haßobjekt: die westliche Kultur – Eine Nachbetrachtung zur Sprengung der Kühltürme in Phillipsburg

Es kommt die Stunde, in der jeder,
der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten.“
(Joh 15, 26 ff.)

9/11 – daran schieden sich die Geister

Die Dauerschleife von Bildern der in die Twin Towers von New York rasenden Passagiermaschinen im Fernsehen ist nicht vergessen. Die Welt stand unter Schock. Deutschland präsentierte sich damals noch als verlässlicher Freund der Vereinigten Staaten von Amerika. Bundeskanzler Schröder interpretierte den islamistischen Anschlag, ganz faustisch-pathetisch, als Anschlag auf das, „was unsere Welt im Innersten zusammenhält“, als eine „Kriegserklärung“ an die „zivilisierte Völkergemeinschaft“. Das Protokoll vermerkt „Beifall im ganzen Hause“.

Die arabische Welt sah das anders

Nicht alle, die der Gemeinschaft der Völker angehören, teilten diese Interpretation des Geschehens aus der Sicht unseres Kulturhintergrundes, der in der Wertschätzung von Freiheit und Menschenwürde wurzelt. Im Gegenteil. In der arabischen Welt brach vielerorts Jubel aus, es herrschte Volksfeststimmung. In Ostjerusalem, wie auf Youtube nachzusehen, war die Freude auf arabischer Seite grenzenlos.

Im Bericht der Tagesthemen v. 11.9.2001 sagt ein junger Mann:

„Wir sind heute nicht traurig. Wir wollen noch mehr Terroranschläge.“

Das Framing hinter diesen Kundgaben und Äußerungen ist bekannt: der Westen, verkörpert durch den „großen Satan“, die USA, wurde bestraft für die Werte, die seine Kultur auszeichnen. Es sind in den Augen der Gegenkultur Zeichen von Dekadenz, die es zu beseitigen gilt: Trennung von Religion und Staat, Religionsfreiheit, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Hochschätzung individueller Freiheit, allesamt basierend auf Menschenwürde und Toleranz.

Die Sprengung der Kühltürme in Phillipsburg – „Applaus und Jubelschreie“

Die Bruchsaler Rundschau vom 14. Mai berichtet, wie Zeugen den Fall der Kühltürme aufnahmen: „Um 6.07 brandet Applaus auf, Jubelschreie, die Türme sind planmäßig gefallen, die Menschen freuen sich.“ Ein Bürger aus Reinsheim: „Es wäre doch schade, wenn man so etwas nicht miterlebt“. Die naheliegende Assoziation, in den Medien meines Wissens nicht hergestellt, äußert ein Zeuge:

„Wie die Türme des World Trade Centers.

Und Greenpeace? Vermutlich versorgt mit Strom aus einem traditionellen Kraftwerk, Gas, Kohle oder Atom, beamte man an die Kühltürme: „Platz schaffen für die Energiewende. Kein Geld für Gestern.“ (Und dafür bekamen sie von der Polizei aber auch einen deutlichen „Platzverweis“.)

Statistisch irrelevant, aber untypisch?

Die in die Suchmaske von Twitter eingegebenen Stichwörter Philippsburg und Sprengung zeigt ein wohl privat aufgenommenes Video der Sprengung der Kühltürme. Was man dazu hört: Gelächter der Gesinnungsgemeinde vor Ort sowie die glucksende Bemerkung „geil“.

New York und Philippsburg – ein legitimer Vergleich?

Es wäre abwegig, das historische Verbrechen in New York mit dem Abriß der Kühltürme in Philippsburg gleichzusetzen. In New York verbrannten Tausende Verbrechensopfer, in Philippsburg kam, soweit bekannt, niemand zu Schaden, zumindest nicht gewollt.

Dennoch: Die Begeisterung, die diese verantwortungslose, ein Milliardengrab verursachende Zerstörung eines funktionierenden Kernkraftwerks, eines Produkts exzellenter Ingenieurskunst, bei den Gegnern hervorruft, muss dennoch im Kontext ihrer ideologischen Verortung gesehen werden.

Der Exodus von Naturwissenschaft

Die bewusste Entmachtung fortschrittlicher Technik in nahezu allen naturwissenschaftlichen und technischen Bereichen in Deutschland ist einzigartig im weltweiten Vergleich. Dies ist unter rationalen Gesichtspunkten nicht nachvollziehbar. Der Exodus der Eliten in den Bereichen Physik, Chemie, Biologie/Gentechnik hat sich herumgesprochen. Wer etwa will in Deutschland noch Strahlen- und Kernenergietechnik studieren?

Arroganz in zweierlei Gestalt

Und hier liegt ein Vergleich der Vorgänge in New York und Philippsburg, gewissermaßen deren Schnittmenge, nahe. Dort die Arroganz eines kulturell-religiösen Weltherrschaftsanspruchs, wie er im Terrorgeschehen 2001 zum Ausdruck kam. Hier die Arroganz eines – ebenfalls ideologisch motivierten – säkularen, dennoch quasireligiösen Weltverbesserungsbewußtseins, dessen Vertreter den ökonomischen, technologischen und gesellschaftspolitischen Umbau der freiheitlichen Gesellschaft beabsichtigen. Sie (schein-)legitimieren sich selbst unter Berufung auf Verantwortung für die gesamte Menschheit und den Planeten.

Die Triebfeder beider Ideologien ist eine totalitäre Gesinnung.

Zuerst erschienen bei Vera Lengsfeld – mit freundlicher Genehmigung.




Die Angst vor dem Atom

In der Unterwelt

Radioaktivität, woher sie auch kommen mag, beschert uns mit „ionisierender Strahlung“, und die kann tatsächlich gefährlich sein. Um das zu verstehen müssen wir uns furchtlos hinab in die Unterwelt der Atome begeben.

Hier scharen sich negativ geladenen Elektronen um einen positiven Atomkern, und zwar immer so viele, dass sich die elektrischen Ladungen kompensieren. Wenn man versuchen würde, eines der Elektronen zu entfernen, dann würde man schnell merken, dass das nicht einfach ist, denn plus und minus ziehen sich bekanntlich an.

Mit Pfeil und Bogen

Wir könnten es mit elektromagnetischer Strahlung versuchen, mit Licht etwa. Wir könnten mit einer Lampe auf die Atome einstrahlen; also mit Lichtteilchen, genannt Photonen, auf das Atom schießen. Doch das ließe die Elektronen unbeeindruckt. Sie blieben fest an ihrem Kern. Würden wir das Licht jetzt doppelt so stark machen, dann passierte immer noch nichts. Es wäre so, als würden wir mit Pfeil und Bogen auf Panzer schießen. Egal wie viele Schützen wir hätten, wir kämen nie durch. Erst mit panzerbrechender Munition hätten wir eine Chance.

Zum Panzerknacken müssen wir kleinere Wellenlängen verwenden, nämlich ultraviolettes, unsichtbares „Licht“. Diese Lichtteilchen sind andere Kaliber, die können ein oder mehrere Elektronen aus dem Atom katapultieren. Was dann übrig bleibt ist ein „Ion“, ein Atom, dem Elektronen fehlen. Zurecht wird die UV-Strahlung daher als „ionisierend“ bezeichnet. Röntgen- und Gammastrahlen haben noch kürzere Wellenlängen, sie sind die großkalibrigen Waffen, die Bazookas der ionisierenden Strahlung.

Rettet die Moleküle

Häufig finden wir mehrere Atome, die sich zu einem schönen Molekül arrangiert haben. Da würde ionisierende Strahlung ziemliches Unheil anrichten, denn die Elektronen sind gewissermaßen der Klebstoff in dem ganzen Arrangement.

Besonders komplizierte und filigrane Strukturen aus Tausenden von Atomen aber finden wir in lebenden Zellen, also auch in uns höchstpersönlich. Und der heilige Gral aller Moleküle residiert im Kern dieser Zellen, in Form einer Doppel-Helix. Hier sind der Bauplan der Zelle selbst und das Programm für ihren Tagesablauf gespeichert.

Falsch programmiert

Würde nun, aus welchem Grund auch immer, ionisierende Strahlung in unsere Zellen eindringen und dort Moleküle zerschlagen, dann würde die Zelle absterben; jeder komplexe Mechanismus hört auf zu funktionieren, wenn man brutal auf ihn einschlägt. Die tote Zelle würde dann in einem Routineprozess vom Körper entsorgt werden, ohne große Formalitäten. Würde die Strahlung in den Kern der Zelle eindringen, und dort Programme und Daten für die Selbstorganisation der Zelle verändern, so würde sie auch das kaum überleben.

Aber eben nur kaum! Da bleibt noch eine winzige Wahrscheinlichkeit, dass besagte Programme durch Strahlung derart abgewandelt werden, dass die Zelle weiterlebt, ab jetzt aber mit zufällig verfälschten Parametern. Und das ist die Gefahr! Würde etwa in das Programm für die Zellteilung eingegriffen, dann könnte es passieren, dass die Instruktion für das spontane Ableben der Zelle unterdrückt wird, dass eine „unsterbliche“ Zelle entstünde. Deren Zellteilung ginge ungebremst weiter. Und auch die identischen, unsterblichen Tochterzellen würden sich ungezügelt vermehren, Generation nach Generation. So entstünde ein Tumor.

Fatale Folgen

Die Wahrscheinlichkeit für genau dieses zufällige Ereignis ist extrem niedrig, aber die ionisierenden Teilchen – woher sie auch stammen mögen – wirken in solchen Mengen auf uns ein, dass genau diese dramatische Veränderung tatsächlich eintreten kann. Und es genügt, dass eine einzige der Billionen von Zellen des Körpers diese Veränderung erfährt, um Krebs auszulösen. Das Risiko im Verlauf des Lebens eine solche, durch ionisierende Strahlung ausgelöste Erkrankung zu erleiden wird auf etwa 1% geschätzt.

Das ist nicht viel, dennoch wird man versuchen, ionisierender Strahlung aus dem Weg zu gehen, wo immer möglich. Und hier kommen wir zum Thema Kernkraftwerk. In dessen Innerem herrscht mörderische ionisierende Strahlung, und auch der verbrauchte Brennstoff strahlt noch lange vor sich hin. Davon sollte man sich fern halten. Aber Angst haben?

Sie war nie unbefleckt

Uns wird suggeriert, die Erde sei in Sachen Radioaktivität jungfräulich gewesen, bis da ein paar verrückte Doktor Frankensteins mit ihren Bomben und Meilern kamen, um dem friedlichen Idyll für immer ein Ende zu setzen. Das ist nicht der Fall. Die Erde war niemals unbefleckt.

Schon unsere Vorfahren seit Adam und Eva waren dieser Strahlung ausgesetzt, denn der Schöpfer hat buchstäblich alle möglichen Substanzen zum Bau von Himmel und Erde verwendet, und viele davon waren radioaktiv. In den Milliarden Jahren seither sind zwar die meisten zerfallen, sie haben sich unter Abgabe von ionisierender Strahlung schrittweise in „normale“ Stoffe verwandelt, aber einige hartnäckige Substanzen haben bis heute überlebt, als „natürliche Radioaktivität“.

Dieser Artikel erschien zuerst bei www.think-again.org und im Buch „Grün und Dumm“.




Woher kommt der Strom? Schwachwindphase

10. Analysewoche

Am Sonntag wurde beim Stromexport noch richtig Geld mitgegeben; im Verlauf der Woche blieben die Preise positiv, wenn auch allermeistens nicht auskömmlich. Jedenfalls nicht für die deutschen Stromerzeuger. Ein Blick auf die konventionelle Stromerzeugung belegt, wie diese „rotiert“. Kontinuität ist praktisch gleich Null. Lediglich die Stromerzeugung mittels Kernkraft weist kaum Schwankungen auf. Dazu unten mehr.

Hier wie immer die Tabelle mit den Detailzahlen der Energy-Charts und der daraus generierte Chart, die Import-/Exportwerte der Woche und die kumulierten Werte des bisherigen Jahres.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 1.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 70,75%, davon Windstrom 57,17%, Sonnenstrom 7,48%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,56%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Bis 15:00 Uhr sind die Strompreise noch negativ. Dann lassen Wind- und Sonnenstromerzeugung rapide nach. Die konventionelle Stromerzeugung zieht an. Der Strompreis wird positiv, ist aber durchaus nicht auskömmlich.

Montag, 2.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 40,28%, davon Windstrom 20,83%, Sonnenstrom 7,64%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,81%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Bedarf steigt, die Windstromerzeugung sinkt, und mit nachlassender Sonnenstromerzeugung ab 14:00 Uhr entsteht eine lang andauernde Stromversorgungslücke, die trotz massiv hochgefahrener konventioneller Stromerzeugung nicht mehr geschlossen werden kann. Bemerkenswerterweise bleiben die Importstrompreise moderat.

Dienstag, 3.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 35,06%, davon Windstrom 18,83%, Sonnenstrom 5,19%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,04%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Um 5:00 Uhr – die Sonne geht auf – endet die Stromunterdeckung. Die Windstromerzeugung verharrt auf recht niedrigem Niveau. Dennoch: Wegen der weiter hohen konventionellen Stromerzeugung – es rechnet sich nicht diese herunterzufahren, weil sie nach Sonnenuntergang vorhersehbar wieder benötigt wird – ist über Tag viel Strom in Markt, der abgegeben werden muss. Zu moderaten Preisen. Dennoch tut sich um 18:00 Uhr eine „Minilücke“ auf. Da springt der Preis schon mal locker auf 55,98 €/MWh für 1,573 GW, die saldiert importiert werden müssen. Eine Stunde später erhält Deutschland 56,90 €/MWh für 0,306 GW, die per Saldo exportiert werden. Auch das gibt es.

Mittwoch, 4.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 32,26%, davon Windstrom 15,48%, Sonnenstrom 5,82%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,97%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Auch am heutigen Mittwoch bleibt die konventionelle Stromerzeugung auf hohem Niveau, obwohl die Sonnenstromerzeugung befriedigend ist. Überhaupt sind die Verhältnisse den gestrigen sehr ähnlich, wie hier sehr schön beobachtet werden kann.

Donnerstag, 5.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 38,56%, davon Windstrom 21,57%, Sonnenstrom 5,88%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,11%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Ab Mittag zieht die Windstromerzeugung massiv an. Musste am Morgen noch eine mehrstündige Stromunterdeckung geschlossen werden, fahren die konventionellen Stromerzeuger nun ihre Stromerzeugung herunter. Das gelingt gut. Dennoch: Je mehr regenerativ erzeugter Strom in den Markt kommt, desto geringer werden die Preise. Um 8:00 Uhr erzielte Deutschland fast 55 €/MWh für knapp 2 GW.

Freitag, 6.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,32%, davon Windstrom 37,5%, Sonnenstrom 2,63%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,18%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Freitag zeichnet sich durch tendenziell leicht abnehmende Stromerzeugung aus. Deutschland exportiert fast den ganzen Tag per Saldo Strom. Lediglich um 15:00 und 16:00 Uhr muss eine geringe Menge zu höchst moderaten Preisen importiert werden. Die 40-€/MWh-Marke wird den ganzen Tag nicht einmal erreicht.

Samstag, 7.3.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 50,00%, davon Windstrom 31,06% Sonnenstrom 6,06%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,88%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Auch heute wird die 40-€/MWh-Marke nicht erreicht. Deutschland exportiert bis auf 16:00 bis 19:00 Uhr den ganzen Tag Strom. Um 19:00 Uhr wird denn auch der Tageshöchstpreis aufgerufen: 39,95 €/MWh. Zum Sonntag steigt die Windstromerzeugung wieder an. Was bedeutet, dass die Preise in den Keller gehen. Mehr dazu in der nächsten Woche.

Kernkraftwerke und negative Strompreise

Von einer engagierten Familie aus Ostbayern, der aufgefallen ist, dass insbesondere Kernkraftwerke auch dann nicht heruntergefahren werden, wenn die Strompreise negativ werden, wurde die Frage aufgeworfen, warum dies so sei.

Sehr geehrter Herr Stobbe, 

[…] Bitte beachten Sie bzgl. der Stromerzeugung, aber auch den Anteil, den die sechs verbliebenen Kernreaktoren in Deutschland an zeitweise negativen Strompreisen haben: 

16.Feb. 2020, 14:15 Uhr: Import-Saldo -13 GW; trotzdem liefern die sechs AKW 5,1 GW, was 63% ihrer Nennleistung von nahezu 8.1 GW entspricht. Gemäß Betriebshandbücher der KKW „Auch der UNTERE LASTBEREICH (zwischen 20 UND 50% [DWR] bzw. 60% [SWR]) ist laut Betriebshandbücher möglich, allerdings wurde in Gesprächen mit Kraftwerksbetreibern deutlich, dass dieser bis jetzt (abgesehen von An- und Abfahrvorgängen) nicht im regulären Betrieb eingesetzt wird.“ (Abbildung) Rechnet man also 20% Minimalleistung, so sind das 0,2 x 8,1 GW = 1,6 GW technisch mögliche AKW Minimalleistung –> Der Export hätte somit von 13 GW auf 9,5 GW verringert werden können, wenn die AKW eben nicht mit 5,1 GW sondern mit den doch technisch möglichen 1,6 GW gefahren wären! D.h. der Kernkraftstrom war für 27% der Exportüberschüsse und deren Kosten verantwortlich! 

Dass es andere Nachteile (wie nur noch langsameres Wiederhochfahren der Reaktoren auf z.B. Nennleistung sowie mehr Ermüdung) in dieser Betriebsart gibt, sei unbestritten. Grafisch haben wir das aufgearbeitet. (Abbildung 1) Wenn wir da etwas grob falsch verstehen, würden wir uns über Ihre entsprechende Rückmeldung freuen. Mit freundlichem Gruß Familie NB, Ostbayern 

Die Antwort, die mit der tatkräftigen Unterstützung eines promovierten Physikers, der jahrzehntelang im Kernkraftwerksbereich tätig war, formuliert wurde:

Weshalb bleiben selbst bei hoher Stromproduktion aus Windenergie konventionelle Kraftwerke – insbesondere Kernkraftwerke – am Netz und speisen weiter Strom ein, der dann verschenkt werden muss oder gar zu negativen Strompreisen führt? Dahinter steht der öfter von interessierter Seite geäußerte Vorwurf, die Kernkraftwerke „verstopfen“ die Netze und lassen nur dementsprechend geringere Erzeugung aus regenerativen Erzeugungen zu.

Von „Verstopfen“ im physikalischen Sinne kann natürlich nicht die Rede sein, sondern eine Bevorzugung konventioneller Energie bei der Einspeisung, trotz des Einspeisevorrangs für die regenerative Erzeugung. Sie ist nicht beschränkt auf nukleare Erzeugung, sondern betrifft auch die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).

Das Thema wird schon lange in verschiedenen Lobbygruppen pro Energiewende, aber auch bei der Regierung diskutiert. Im Kern geht es darum, dass in Phasen mit hohem Angebot an regenerativer Energie, die eigentlich die Nachfrage abdecken könnten, trotzdem konventionelle Erzeugungsleistung ins Netz eingespeist wird und damit regenerativ erzeugter Strom reduziert/verdrängt werden muss. Hier kommt der Begriff der „Mindesterzeugung“ ins Spiel:

Das deutsche Stromversorgungssystem erfährt seit einiger und auf absehbare Zeit eine Strukturveränderung. Sie ist das Resultat politischer Entscheidungen der Bundesregierung. Langfristiger Kern dieser politischen Entscheidungen ist die Umstellung auf eine CO2-freie und nicht-nukleare Erzeugungsstruktur. Gegenwärtig ist das Phänomen zu beobachten, dass ein gewisser Teil der Einspeisung aus konventionellen Kraftwerken nur unflexibel auf Börsenpreise reagiert, also sogar bei negativen Börsenpreisen einspeist. Die Bundesnetzagentur hat dieses Phänomen in ihrem Bericht über die Mindesterzeugung untersucht.

Die Mindesterzeugung entspricht der Einspeiseleistung, die direkt einem netztechnischen Grund bzw. einer Systemdienstleistung zurechenbar ist. Sie kann daher nicht vom Netz genommen werden.

Diese Mindesterzeugung ist vom sogenannten konventionellen Erzeugungssockel zu unterscheiden. Dieser umfasst Kraftwerksleistung, die sich ebenfalls preisunelastisch verhält, also selbst bei negativen Börsenpreisen Strom erzeugt. Die Gründe hierfür können beispielsweise anderweitige Verdienstmöglichkeiten wie Wärmebelieferung und Eigenversorgung sein. Quelle: Abbildung 2

Die unabdingbare „Mindesterzeugung“ konventionellen Stroms mittels großer rotierender Massen wird also im Wesentlichen zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität benötigt und ist momentan unvermeidbar, obwohl diverse Versuche unternommen wurden deren Ausmaß zu reduzieren. Hintergründe sind in verschiedenen Veröffentlichungen im Netz detailliert zu finden (Abbildung 3). […]“

Wer weitere Hintergrundinformationen des promovierten Physikers zum Thema lesen möchte, findet diese unter Abbildung 4. Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen?

Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de




Woher kommt der Strom? Zwischen den Jahren

Auch das Jahr 2019 hat einige Überraschungen gebracht. Der Strombedarf ist gesunken (Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Alle weiteren Abbildungen und Mehr werden geöffnet); der CO2-Ausstoß ebenfalls (Abbildung 1). Das Klimaziel 2020 (40 Prozent weniger CO2 als 1990) rückt mit aktuell 35% in scheinbar erreichbare Nähe. Doch mit der Abschaltung des Kernkraftwerks Philippsburg 2 fällt ein CO2-freier Stromerzeuger. Der Ersatz dieses Stroms ist entweder CO2-belastet. Oder es wird Atomstrom aus Frankreich importiert. Im Jahr 2019 war es die Strommenge eines Kernkraftwerks. Ok, da hätte man Philippsburg auch am Netz lassen können. Wenigstens so lange, bis die Stromversorgung Deutschland durch erneuerbare Energieträger gesichert scheint. Doch nein, Ideologie geht vor. Klimaschutz spielt da dann keine Rolle mehr.

Sie haben sicher bemerkt, dass sich meine Argumentation im Rahmen der angeblichen Möglichkeit bewegte, versorgungssichere Stromversorgung allein beziehungsweise durch einen Großteil Strom, erzeugt durch erneuerbare Energieträger, bereitzustellen. Das aber ist praktisch unmöglich. Die Strommenge, die täglich, stündlich, minütlich in Deutschland benötigt wird, ist gewaltig. So gewaltig, dass der Ersatz nicht zur Verfügung stehenden Wind- und/oder Sonnenstroms praktisch ohne ein konventionelles Gas-Backup unmöglich ist.

Chemische Speicher, Pumpwasserspeicher und auch sogenannte virtuelle Speicher reichen bei weitem nicht aus, um den fehlenden Strom zu ersetzen. Als Sicherungsmaßnahme ist – schon immer – die Regelenergie, ich nenne sie erweitert „Netzausregelungsreserve“ vorgesehen. Sie dient dazu, bei unvorhergesehenen Ereignissen das Stromnetz stabil zu halten. Die Frequenz von 50 Hertz darf praktisch weder unter- noch überschritten werden. Mehr dazu finden unter Abbildung 2.

Hinzu kommt, dass eine Speicherung „überschüssigen“ erneuerbar erzeugten Stroms (= Strom der aktuell zur Bedarfsdeckung nicht benötigt wird) allein deshalb unmöglich ist, weil es diesen in Deutschland noch nie gegeben hat (Abbildung 3). Erzeugter Strom über Bedarf ist immer konventionell erzeugter Strom, der wegen – meist plötzlichen – starken Ansteigens der Windstromproduktion nicht schnell genug heruntergefahren werden kann oder aber gar nicht soll, weil der „Windstromberg“ genauso schnell verschwinden kann, wie er gekommen ist (Abbildung 4). Man weiß es halt nicht so genau, man ist auf Schätzungen, man ist auf Spekulation angewiesen. Diese Begriffe stehen einer wirtschaftlichen und sicheren Stromversorgung diametral gegenüber. Unerwartete Stromüberschussproduktion wird in aller Regel zu günstigen Preisen ins benachbarte Ausland abverkauft. Die Strombörse reagiert sofort, wenn zu viel, kaum benötigter Strom im Markt ist. Der Preis fällt.

Praktische Gleichzeitigkeit

Eine wesentliche Besonderheit der Stromerzeugung ist das, was ich „praktische Gleichzeitigkeit“ nenne. Strom ist ein sekundärer Energieträger. Das bedeutet, dass Strom in der Natur in einer für Menschen nutzbaren Form nicht vorkommt. Der Energieträger Strom wird durch Kraftwerke nur dann erzeugt, muss genau in dem Augenblick erzeugt werden, wenn er benötigt wird. Genau in dem Moment, wenn eine – fachlich – Stromsenke, umgangssprachlich ein Stromverbraucher angeschlossen oder angeschaltet wird, also eine Lampe, ein Elektromotor, eine Maschine und, und, und, genau dann, wenn elektrisch übertragene Energie benötigt wird, genau in diesem Moment wird der Strom, der die benötigte Energie überträgt, im Kraftwerk erzeugt. Ein komplexer Vorgang, der hier nicht weiter behandelt werden soll. Dies ist kein Elektrotechnikseminar. Nur noch so viel: Der Strom wird nicht verbraucht. Die Energie sowieso nicht. Es finden hochkomplexe Umwandlungsprozesse statt. Der Strom fließt zurück zum Kraftwerk, die übertragene Energie wird vom „Stromverbraucher“ genutzt und dabei zum Beispiel in Wärme, Licht oder Bewegung umgewandelt. Ein Teil geht als für den Menschen nicht nutzbare Energie „verloren“. Meist in Form von Wärme. Kurz und gut und noch einmal: Der Energieträger Strom wird genau dann erzeugt, wenn die Energie benötigt wird. Dies ist in einem gewissen Umfang in einem hoch industrialisierten und zivilisierten Land wie Deutschland praktisch immer der Fall. Das nennt man Grundlast. Die muss rund um die Uhr bereitgestellt werden. Hinzu kommt bei zeitweise steigendem Bedarf die Mittellast, bei Spitzenbedarf die Spitzenlast, die kurzfristig zugesteuert werden kann und muss (Abbildung 5).

Es gibt mit den erneuerbaren Energieträgern Biomasse und Wasserkraft grundlastfähige Stromerzeugung. Da diese nicht ausreichend sind, ist mit der Kernkraft ein Energieträger für die Bereitstellung des grundlastfähigen Stroms zuständig, der bis Ende 2022 komplett aus dem Markt genommen werden soll. Das wird die Versorgungssicherheit Deutschlands weiter stark einschränken. Dass CO2-freier Strom in erheblichem Umfang wegfällt, dass dieser Strom vor allem durch Kohlestrom ersetzt werden wird, sei hier warnend angemerkt. Denn es geht bei der CO2-Reduktion ja angeblich um die Rettung der Welt. Da ist es meines Erachtens recht kleingeistig, die modernsten und sichersten Kernkraftwerke der Welt abzuschalten. Wind- und Sonnenkraftwerke sind nicht grundlastfähig, weil der Wind nicht regelmäßig weht, und die Sonne Solarpaneele unterschiedlich stark bescheint. Wenn sie denn scheint. Es gibt Stunden, Tage, manchmal auch Wochen, da kommt die Stromerzeugung mittels Wind- und Sonnenkraft fast komplett zum Erliegen. Da gingen ohne konventionelle Stromerzeugung schnell die Lichter aus. Auch das benachbarte Ausland benötigt in Wetterextremsituationen seinen Strom. Nun haben wir aktuell in Deutschland noch genügend konventionelle Stromerzeugung. Aber Achtung:

Jedes Abschalten eines dieser sicheren konventionellen Stromerzeuger führt zu einer Verringerung der Versorgungssicherheit. Im Fall des Abschaltens der Kernkraftwerke zusätzlich zu einer Erhöhung des CO2-Ausstoßes. 2019 hat Frankreich mehr als die Strommenge eines Kernkraftwerkes nach Deutschland/Baden-Württemberg geliefert (Abbildung 6). Vielleicht wird es 2020 die Strommenge zweier Kernkraftwerke. Ganz sicher aber ab 2023 nicht die Strommenge, die 7 Kernkraftwerke erzeugen. Ebenso sicher ist, dass Wind- und Sonnenkraftwerke den Stromverlust der abgeschalteten Kernkraftwerke nicht ausgleichen werden (Abbildung 7). Also wird es Kohle- und/oder Gasstrom sein, der benötigt wird. Kohlekraftwerke sollen allerdings ebenfalls wegfallen. Bis 2023 eine installierte Leistung von 12,5 GW. von 42,5 GW. Das Ziel: Die Komplettabschaltung im Jahr 2038, für besonders „progressive Weltenretter“ sogar das Jahr 2030. Da frage ich mal ganz naiv, was für Dummköpfe hier in Deutschland für die Energiepolitik verantwortlich sind. Oder will man staatsstreichartig von einer sicheren, bedarfsorientierten Stromversorgung in eine Zuteilungsversorgung einschwenken? Erzeugter Strom wird verteilt. Ist nicht genügend Stromerzeugung möglich, muss der Stromnutzer halt warten oder verzichten.

Ein schwarzer Kasten namens „Stromzähler“

Installierte Leistung, auch Nennleistung, ist der Begriff für die Menge Strom, die ein Kraftwerk in einer Stunde bei Volllast produzieren kann. Eine Gigawattstunde (GWh)/Stunde. Nun kann die Stunde gekürzt werden. Da bleiben Gigawatt (GW). Genau deswegen ist die Bezeichnung in den Agora-Charts = GW. Dort ist die Strommenge angegeben, die pro Stunde produziert wird. Das hat den Vorteil, dass man sofort sehen kann, welche installierte Leistung die benötigte Strommenge mindestens erfordert.

Wenn man wissen will, wieviel Strom ein Kraftwerk pro Jahr unter Volllast, also jeden Tag des Jahres, 24 Stunden lang, produzieren könnte, muss die installierte Leistung mit 8.760 Stunden multipliziert werden. Der so ermittelte Wert wird mit Wattstunden (Wh), Kilowattstunden (KWh), Megawattstunden (MWh), Gigawattstunden (GWh), Terawattstunden (TWh) benannt. Mehr dazu unter Abbildung 8.

Auch wenn der schwarze Kasten bei Ihnen zu Hause „Stromzähler“ genannt wird. Strom wird nicht gezählt, sondern gemessen. Die gemessene Strommenge wird in aller Regel in Kilowattstunden (KWh) ausgeworfen 3.000 KWh entspricht 3 MWh. Jetzt die installierte Leistung:

Ein (Wind-) Kraftwerk mit einer installierten Leistung von 3 MW kann theoretisch eine Strommenge von 3.000.000 x 8.760 Stunden = 26.280.000.000 Wh = 26.280.000 KWh = 26.280 MWh = 26,280 GWh liefern. Ein Kraftwerk produziert aber niemals rund um die Uhr ein Jahr lang. Konventionelle Kraftwerke müssen z.B. gewartet werden, Wind- und Sonnenkraftwerke müssen darüber hinaus warten, bis der Energieträger Wind und Sonne zur Verfügung steht. Das Verhältnis von installierter Leistung (Nennleistung) und tatsächlich produziertem Strom ist deshalb sehr aussagekräftig bezüglich der Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks, der Kraftwerksgruppe. Abbildung 9 zeigt sehr eindrucksvoll, dass das Verhältnis bei der Wind- und Sonnenstromerzeugung höchst unzureichend ist. Wenn man bedenkt, dass nahezu 100% des zur Verfügung stehenden Energieträgers Wind- und Sonnenkraft von den installierten Wind- und Sonnenkraftwerken genutzt werden, ist das Ergebnis doch ernüchternd. Der Energieträger Gas weist ebenfalls ein relativ ungünstiges Verhältnis auf. Das liegt aber nur daran, dass es – aus welchen Gründen auch immer – gewollt ist, dass nicht mehr Strom aus Gas erzeugt wird. Es wäre jederzeit möglich, die Gasstromproduktion hochzufahren. Bei der Wind- und Sonnenstromerzeugung ist das durchaus nicht der Fall. Da liegt die Begrenzung in der Natur der Sache. Mehr geht nicht. Das birgt eine gewisse Tragik: Will man mehr Strom aus Wind- und Sonnenkraft haben, dann müssen immer mehr Wind- und Sonnenkraftwerke gebaut werden. Sobald aber der Wind kaum weht, die Sonne nicht auf die Solarpaneele scheint, wird trotz noch so vieler Wind- und Sonnenkraftwerke kaum, im schlimmsten Fall auch gar kein Strom erzeugt.

Aus diesem Grund funktionieren die Investments in Wind- oder Sonnen„parks“ auch nur dann, wenn ein solventer Garantiegeber einen wirtschaftlichen Ertrag garantiert. In Deutschland ist es der Steuerzahler, der Stromkunde, der noch geduldig die – auch deshalb – höchsten Strompreise in Europa erträgt. Wäre das nicht der Fall, würde sich niemand, der auch nur die Grundrechenarten und den Dreisatz beherrscht, an Wind- oder Sonnenkraftwerken beteiligen oder sich Solarpaneele auf das Dach montieren lassen.

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Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben. Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

 

Mit freundlicher Genehmigung. Zuerst erschienen auf der Achse des Guten.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über 3 Jahren den Politikblog www.mediagnose.de.

 




Woher kommt der Strom? Ein Ingenieur zum Abschalt-Wahnsinn

Agorameter

Die Anpassung der konventionellen Stromerzeugung an die mit Vorrang einzuspeisenden Stromanteile aus erneuerbaren Energieträgern gestaltet sich schwierig. Zum Teil ist diese Anpassung so unzureichend, dass Strom in erheblichem Umfang hochpreisig importiert werden muss, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Gnade uns der Energiegott, wenn unsere Nachbarn ihren Strom bei über einen längeren Zeitraum sehr kalten, dunklen und windstillen Wetterverhältnissen selbst benötigen. Die Strompreise für den Im- und Export finden Sie nach Ländern aufgeschlüsselt hier. Gehen Sie mit der Maus mal über die diversen Bereichen und schauen Sie sich mal an, wie Strompreise aussehen, wenn Frankreich oder die Schweiz Strom nach Deutschland exportieren oder aus Deutschland importieren. Erkennen Sie ein Muster?

Die Detailzahlen zur Stromerzeugung der letzten 10 Tage des Jahres 2019 finden Sie in dieser Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und dem daraus generierten Chart.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 22.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,14 Prozent

Der bedarfsarme Sonntag weist eine recht ordentliche = über dem Durchschnitt liegende, gleichmäßige Windstromerzeugung auf. Die kleine Winddelle über Tag wird durch Sonnenstrom ausgeglichen. Insgesamt ein ruhiger Tag mit niedrigen bis knapp unter der 40 € pro MWh Grenze liegenden Strompreisen. Für die konventionellen Stromerzeuger ist es heute gut möglich, den Strom an die volatile Stromerzeugung anzupassen.

Montag, 23.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 60,00 Prozent

Der erste Werktag der Woche zeigt im Prinzip das gleiche Bild wie der Sonntag. Etwas mehr Bedarf – es ist die Weihnachtswoche -, aber auch etwas mehr Windstromerzeugung. Die konventionellen Stromerzeuger können sich wieder gut anpassen. Dennoch ist in der Nacht, dem frühen Morgen zu viel Strom im Markt. Der muss zum Teil mit Bonus verschenkt werden. Dem Wind ist es gleich, ob Strom benötigt wird oder nicht. Und einfach mal so auf gut Glück die konventionelle Stromerzeugung runterfahren? Besser nicht, oder? Über Tag erholen sich die Preise.

Dienstag, 24.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 56,78 Prozent

Der Heilige Abend: Wenig Strombedarf und eine zurückgehende Windstromerzeugung führen zu einem annähernd gleichen Im-/Exportbild wie am Montag. In der Nacht wird Strom mit Bonus verschenkt. Über Tag erholen sich die Preise. Die konventionellen Stromerzeuger erhöhen über Tag ihre Stromproduktion. Höchstpunkte sind jeweils der Mittag und der frühe Abend. Da, wo erfahrungsgemäß der meiste Strom des Tages benötigt wird.

Mittwoch, 25.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 48,04 Prozent

Der erste Weihnachtstag: Der Strombedarf sinkt. Die Windstromerzeugung onshore halbiert sich nahezu. Die konventionelle Stromerzeugung nimmt etwas zu. Dennoch ist die Stromversorgung Deutschlands auf Kante genäht. Wenn es so weitergeht, dann müssen die Konventionellen enorm zulegen. Oder …? Die Preise finden Sie hier.

Donnerstag, 26.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 36,17 Prozent

Der zweite Weihnachtstag: Es kam, wie es kommen musste. Die konventionelle Stromerzeugung verharrt auf dem bisherigen Niveau. Der Wind flaut hingegen ab. Fast Richtung Null. Ergebnis: Den ganzen Tag erzeugt Deutschland nicht genügend Strom, um den eigenen Bedarf zu decken. Folge: Strom muss importiert werden. Nun ist genügend Strom im Markt, so dass die Preise moderat sind. Vielleicht haben die konventionellen Stromerzeuger genau darauf spekuliert und von zusätzlicher Erzeugung abgesehen. Lesen Sie in diesem Zusammenhang: Hier klicken

Freitag, 27.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 32,69 Prozent

Wind- und Sonnenstromerzeugung verharren auf weiterhin niedrigem Niveau. Ab Mittag geht die Schere auseinander. Der Bedarf steigt, Wind und Sonnenstromerzeugung lassen nach. Die konventionelle Stromerzeugung zieht nicht genügend an. Jetzt muss Strom importiert werden, der teurer ist, als die Eigenerzeugung (Faustregel 40 € pro MWh) kosten würde. Locker verspekuliert. Von 11:00 Uhr bis 19:00 Uhr.

Samstag, 28.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 34,26 Prozent

Auch heute bleibt es bei geringer Wind- und Sonnenstromerzeugung. Auch heute muss Strom importiert werden. Allerdings in der meisten Zeit recht günstig. Wobei der Preisaspekt nur die eine Seite der Medaille ist. Die andere ist die „CO2-Ersparnis“. Nicht selbst produzierter, sondern importierter Kohlestrom bringt null CO2 auf das CO2-Konto Deutschlands. Wobei man sagen muss, dass sehr oft auch CO2-freier Atomstrom und Strom aus Wasserkraft importiert wird.

Sonntag, 29.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 49,14 Prozent

Die windarme Zeit ist vorbei! Die Stromversorgung durch die erneuerbaren Energieträger Wind- und Sonnenkraft zieht an. Fast den ganzen Tag – Ausnahme ganz früher Morgen – wird Strom exportiert. Zu nicht auskömmlichen Preisen.

Montag, 30.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 61,22 Prozent

Die Stromerzeugung durch Wind- und Sonnenkraft schlägt heute Kapriolen. Kurz vor Jahresende werden die konventionellen Stromerzeuger noch mal richtig gefordert. Bei allem guten Willen. Eine den Strompreis „schonende“ Nachführung ist kaum möglich. So ist den ganzen Tag zu viel Strom im Markt. Deutschland gibt ihn billig ab. Meistens unter 30 € pro MWh. 

Dienstag, 31.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,42 Prozent

Schockschwerenot: Der letzte Tag des Jahres 2019 wartet mit einem unerwarteten (?) Abfall der Wind- und Sonnenstromerzeugung ab 6:00 Uhr auf. Deutschland rutscht ab 16:00 Uhr in eine Stromunterversorgung. Diese wird durch Stromimporte bei Preisen mit bis zu knapp 48 € pro MWh ausgeglichen. Kommt es gleich zum Jahresanfang 2020 zu einer Flaute?

Selbstverständlich wird 2020 die Kolumne „Woher kommt der Strom?“ weitergeführt. Nächste Woche, am 12.1.2020, werden grundsätzliche Aspekte der Analysen erläutert und Verbesserungen der Anschaulichkeit vorgestellt. Am 19.1.2020 werden die Tagesanalysen der ersten und zweiten Woche = 1.1.2020 bis 11.1.2020 erscheinen. Die um eine Woche verzögerte Analyse bleibt notwendig, damit die verwendeten Werte der Energy-Charts vollständig und im möglichen Rahmen verlässlich sind. Sie kennen das aus der Vergangenheit.

Die ersten Gesamtdaten zur Stromerzeugung des Jahres 2019

Der BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. hat bereits eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Stromerzeugungsdaten herausgegeben. Die Daten des Dokuments (Stand 12.12.2019) sind zwar in geringem Umfang hochgerechnet. Dennoch ergeben sich bereits einige wichtige Ergebnisse (Abbildung, bitte unbedingt anklicken, es öffnen sich alle weitere Abbildungen). Beachten Sie bitte, dass es sich um die Bruttodaten der Stromerzeugung Deutschlands handelt, und dass die Nettostromerzeugung beim BDEW anders definiert wird als beim Fraunhofer ISE (Abbildung 1), dessen Daten in dieser Kolumne analysiert werden. Die Differenz der Bruttostromerzeugung BDEW und Nettostromerzeugung Fraunhofer ISE beträgt etwa 90 TWh (Vergleiche Abbildung und Abbildung 2).

Es fällt auf, dass die Stromerzeugung, und damit wohl auch der Strombedarf 2019 gesunken ist. Eine weiterführende Analyse wird im Verlauf der nächsten Wochen geliefert. Dann, wenn die Zahlen einigermaßen verlässlich vorliegen, weitere Recherchen erfolgt und Gespräche mit Experten geführt wurden. Ich möchte nochmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass die vorliegenden Werte auch im Nachhinein von der Wertegebern geändert/korrigiert werden (können). Eins ist allerdings sicher. Deutschland hat im Jahr 2019 aus Frankreich die Strommenge importiert (Abbildung 3), die ein Kernkraftwerk (KKW) bereitstellt. Im Jahr 2020 wird es wohl noch mehr Strom werden, der aus Frankreich importiert werden wird. Das KKW Philippsburg 2 wurde zum 1.1.2020 vom Netz genommen. Damit fehlen 11 TWh CO2-freier Strom in Baden-Württemberg.

Dass darin ein gewisser Widerspruch zur angeblich die Welt rettenden Klimapolitik der Bundesregierung und ihrer ideologisch-fanatischen Unterstützer liegt, merkt mittlerweile auch der ein oder andere Kommentator, der im öffentlich-rechtlichen Rundfunk seine Meinung verbreiten darf. Hören Sie sich an, was Burkhard Ewert, stellvertretender Chefredakteur der Neuen Osnabrücker Zeitung, am 4.1.2019 im Deutschlandfunk zu sagen hat (Abbildung 4). Es hat den Anschein, dass die Diskussion über den Einsatz von Kernkraft in Deutschland etwas an Fahrt gewinnen wird. Was auch Zeit wird. Denn Ende 2022 – in knapp zwei Jahren, was so gut wie „nichts“ ist – sollen Neckarwestheim (Abbildung 5), das letzte Kernkraftwerk in Baden-Württemberg, Gundremmingen C (Bayern) und Grohnde (Niedersachsen) vom Netz gehen (Abbildung 6). Damit verzichtet Deutschland auf weitere 34 TWh CO2-freien Strom pro Jahr. Allein um diese Strommenge im Durchschnitt auszugleichen, wären über 5.000 Windkraftanlagen à 3 MW Nennleistung nötig (Abbildung 7). Es wird weiteres wertvolles Vermögen vernichtet.

Brief eines Ingenieurs

Wie wertvoll und nutzbringend ein Kernkraftwerk, wie unsinnig dessen Abschaltung ist, davon verschafft der Brief eines Ingenieurs aus Baden-Württemberg einen Eindruck, den ich hier mit dessen Zustimmung veröffentliche:

Sehr geehrter Herr Stobbe,

ich teile Ihre Bedenken bezüglich der Energiewende und der daraus resultierenden Versorgungssicherheit.

Ich bin schon seit Teenager-Zeiten am Thema Stromversorgung interessiert und nutze selbst auf Urlaubsreisen die Gelegenheit, entsprechende Infrastruktur zu besichtigen und mich vor Ort zu informieren. So stand ich zum Beispiel schon in den 80-er Jahren als Student im Zuge einer Tour auf dem Whisky-Trail in Schottland direkt auf dem Reaktordeckel im damaligen Kernkraftwerk Dounreay, einem der wenigen so genannten Brutreaktoren.

In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen von einem Besuch im Kernkraftwerk Neckarwestheim (Baden-Württemberg) berichten. Der Betreiber EnBW hatte Anfang 2019 für diese Besichtigungen anlässlich der herannahenden offiziellen Abschaltung in einer Kundenzeitschrift geworben („letzte Gelegenheit“). Laut Aussage einer Mitarbeiterin haben sich entgegen der Erwartungen knapp über 1000 Bürger für solch eine Tour beworben. Kalkuliert wurde wohl mit lediglich 200.

Wie dem auch sein: Anfang Dezember durfte ich dann für insgesamt etwas über drei Stunden auf das AKW-Gelände, inkl. Maschinenhaus und Containment (Sicherheitsbehälter). Begonnen wurde die Tour im Info-Center mit einer 45-minütigen PowerPoint-Einführung, dann ging es zu Fuß in den „gesicherten“ Bereich. Interessanterweise wurde die gesamte Info-Veranstaltung samt Tour von ausschließlich weiblichem Personal durchgeführt. Erwartet hatte ich das genaue Gegenteil, ist doch Nuklearphysik und Ingenieurwesen nach wie vor eher Männerdomäne. Aber vielleicht ist das eine (durchaus geschickte) Marketing-Strategie des Betreibers. Die Damen haben jedenfalls einen super Job gemacht.

Hier ein paar für mich interessante Erkenntnisse:

# Aus Sicht eines im Bereich der IT-Industrie tätigen Ingenieurs ist so ein AKW im Großen und Ganzen eher „Low-Tech“. Super solider deutscher Maschinenbau und erstklassig robuste Elektrotechnik. Anhand der zahlreichen Typschilder ließ sich erkennen, dass viele große deutsche Konzerne am Bau in den 80er Jahren beteiligt waren: Siemens, Gutehoffnungshütte u.a.

# Alles wirkte äußerst solide und überdimensioniert, war exzellent beschriftet und ggf. zusätzlich farblich markiert. So gibt es zum Beispiel vier Notstromdiesel auf dem Gelände und ein weiteres mobiles Aggregat auf einem geländegängigen Tieflader einige km entfernt vom Kraftwerk, fahrbereit abgestellt in einer bombensicheren Garage.

# Die gesamte Anlage war sehr sauber. Insbesondere innerhalb des Containments hätte man überall vom Boden essen können. Eigentlich wirkte vieles wie neu. Das hat vermutlich auch damit zu tun, dass wie in der Luftfahrt üblich Bauteile regelmäßig getauscht werden.

# Obwohl alle wissen, dass spätestens 2022 abgeschaltet wird, laufen die zyklischen Erneuerungsarbeiten regulär weiter. Wenn das AKW dann demnächst abgeschaltet wird, wird teils fabrikneues Material entsorgt werden…

# Das AKW lief zum Besuchszeitpunkt unter Volllast: Knapp 1450 MW.

Eigentlich alles recht unspektakulär: Im Reaktorbehälter „brodelt“ im Verborgenen etwas – und heraus kommt knapp 400 Grad heißer Dampf unter Hochdruck, der dann, wie in jedem anderen thermischen Kraftwerk auch, die Turbine im Maschinenhaus antreibt. Dabei wird keinerlei CO2 produziert. Null Komma null CO2!

# Die aus Russland bezogenen Brennelemente, die grob geschätzt ungefähr das Volumen von einem halben Seefracht-Container haben, reichen im Prinzip fünf Jahre für die „Befeuerung“ des Wärme erzeugenden Kernprozesses. Ein Kohlekraftwerk benötigt für die gleiche Ausgangs-Leistung täglich ca. 100 Eisenbahn-Güterwaggons Kohle. Täglich!

# Das Kraftwerk versorgt knapp eine Million Haushalte im Raum Heilbronn und Stuttgart zzgl. diverser Industriekunden. 24/7, 365 Tage im Jahr seit 30 Jahren, nur durch die regelmäßigen geplanten Revisionen unterbrochen.

# Die drei größten Stromkunden seit Inbetriebnahme: 1. Audi, 2. Daimler, 3. Porsche. Alles Perlen unserer Industrie…

# Das gesamte Personal schien überaus hoch qualifiziert zu sein. Wir durften auch in den Leitstand blicken: Schichtführer – entweder studierter Maschinenbauer oder Elektrotechniker jeweils mit 3 Jahren Zusatzausbildung zum Beispiel in der Kraftwerksschule in Essen/NRW. Alle anderen im Leitstand ebenfalls hoch qualifiziert. Das gesamte Leitstand-Personal muss – wie die Piloten von Verkehrsflugzeugen – regelmäßig zu Simulator-Schulungen nach Essen.

# Nach dem Reaktorunfall in Fukuschima musste das AKW aufwändig „Tsunami-sicher“ umgebaut werden. Schließlich könnte jederzeit solch eine Monsterwelle den Neckar hoch kommen…

# Auf meine Frage, wie lange das Kraftwerk denn noch laufen könnte, wenn man es nicht gemäß politischer Entscheidung demnächst abschalten würde, lautete die Antwort: „Im Prinzip: Unendlich.“ 10-20 Jahre mindestens bei weiterhin moderaten Wartungskosten.

# Nach dem offiziellen Ende der informativen Veranstaltung wurde von den Mitarbeitern (im kleinen Kreis/betont inoffiziell) noch die Warnung ausgesprochen, dass mit dem Abschalten der AKWs in Philippsburg und Neckarwestheim eine massive Stromlücke in Baden-Württemberg entstehen würde und aktuell eigentlich „keiner wisse, wo der Strom herkommen soll.“

Auf der Heimfahrt musste ich denken:

Was ist das für ein Irrenhaus hier in diesem Land. Da steht eine voll funktionsfähige, Milliarden teure Infrastruktur, die seit 30 Jahren zuverlässig arbeitet, mit einer top qualifizierten und erfahrenen Bedienmannschaft – und wir schalten das einfach mal so aus Lust und Laune ab, um das Weltklima zu retten. Um dann zur Kompensation Atomstrom aus dem nahen Ausland zu kaufen…

Unglaublich.

Mit freundlichen Grüßen

Dipl.-Ing. XXX *)

*) Name bekannt, aber auf Wunsch des Lesers ohne Namensnennung

Ich habe mit dem Mann ein ausführliches Telefonat geführt. Er sagte mir, dass er noch schulpflichtige Kinder habe, und er womöglich mit „Konsequenzen“ rechnen müsse, wenn der Brief mit Namensnennung veröffentlicht würde. Das ist neben der Vernichtung von gigantischen Vermögenswerten und dem Konterkarieren einer CO2-reduzierenden Energiepolitik der eigentliche Skandal. Das offene, freie und für Kritik offene Deutschland, das ich kenne, hat sich bereits abgeschafft.

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Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier auf Rüdiger Stobbes Blog Mediagnose.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über drei Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.




OHNE JEDEN SINN – Ölkraftwerk als Ersatz für Kernkraftwerk

Hin und wieder äußern pessimistische Zeitgenossen, in Deutschland würde zu wenig in die Infrastruktur investiert. Das stimmt so nicht. Es geht sogar viel Geld in Technologien, die eigentlich als gestrig verschmäht werden und – merkwürdig – zuweilen spielen bei unserer Energiewende auch Emissionen keine Rolle. „Die Zeit drängt“, vermeldete die Marbacher Zeitung und meinte damit den Bau eines Kraftwerkes auf Basis von leichtem Heizöl, welches 2022 in Betrieb gehen soll. Geplant ist eine 300-Megawatt-Anlage auf dem Gelände des bestehenden Kraftwerks Marbach am Neckar, welches wohl 2023 endgültig stillgelegt wird.

Hintergrund des Vorhabens ist der Paragraf 11/3 des Energiewirtschaftsgesetzes, der den Bau von „Netzstabilitätsanlagen“ vorsieht, die nicht mit den „Netzreservekraftwerken“ zu verwechseln sind. Letztgenannte sind existierende Kraftwerke, die zumeist zur Stilllegung angemeldet sind, aber auf Grund ihrer Systemrelevanz zeitweise weiter betrieben werden müssen. Warum kann ein Kraftwerk „systemrelevant“ sein? Das hängt von der örtlichen Lage und seiner Netzanbindung ab. Im Grunde sind alle konventionellen Kraftwerke südlich der Main-Linie zu systemrelevanten befördert worden, keineswegs zur Freude der Betreiber. Diese werden für die Bereithaltung zwar entschädigt, das erweist sich aber als nicht kostendeckend. Die Besonderheit des süddeutschen Raumes ergibt sich aus der Kapazität der noch abzuschaltenden Kernkraftwerke. Im Winter 2017/18 kamen Netzreservekraftwerke immerhin an 105 Tagen zum Einsatz (Betrachtungszeitraum Oktober bis April), also fast an jedem zweiten Tag. Inzwischen stellt die Bundesnetzagentur eine Verschärfung der Situation fest.

„Netzstabilitätsanlagen“ hingegen seien nur für den „absoluten Notfall“ gedacht, versichert Bauherr EnBW aus. Da die Windstromleitungen von der Küste nach Baden-Württemberg bis zum Aus des Kernkraftwerks Neckarwestheim noch nicht fertig sein werden, brauche man „für alle Fälle“ eine solche „Anlage“, die offiziell nicht Kraftwerk heißen darf. Sie soll auch nur wenige Stunden im Jahr laufen, wie viele das sein werden, kann freilich niemand seriös sagen. Technologisch ist die geplante offene Gasturbinenanlage ein Rückschritt. 500 Grad heißes Abgas wird ungenutzt in die Atmosphäre gejagt, die effizientere Anlage Marbach 3 mit GuD-Technik nutzt die Abgaswärme und kommt auf einen Wirkungsgrad von über 50 Prozent, wird aber stillgelegt. Inzwischen hat sich leichtes Heizöl wieder verteuert, im Jahr 2000 verlangte der Großhandel noch 32 Euro pro Hektoliter, 2015 waren es dann 46 Euro, im November 2018 dann 66. In jedem Fall wird die geplante Anlage in Marbach jeglichen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und auch ständig beschworenen Emissionssenkungen hohnsprechen.

Neue Überlegungen ziehen den Begriff „Not“ allerdings weiter. Die Next Kraftwerke GmbH wirbt damit, Notstromaggregate als Einnahmequelle zu nutzen. Gehen wir mal davon aus, dass zum Beispiel Krankenhäuser ihre autarke Versorgung beim echten Notfall dann beherrschen und auch noch genug Diesel da ist.

Unverdrossen wird die Vermutung als Gewissheit verkündet, dass die Anbindung an Norddeutschland und dessen Windkraftanlagen die Versorgung im Süden sicher stellen könnte. Genau dies wird nicht der Fall sein. Schwankende Strommengen aus den Küstenländern können künftig weniger durch rheinländische und Lausitzer Kohlekraftwerke ausgeregelt werden, politisch veranlassten Stilllegungen geschuldet. Fehlende Planungssicherheit wie im Fall des Tagebaus Hambach kommt hinzu.

Die Apologeten der Energiewende sehen eigentlich das Erdgas als Übergangsenergie auf dem Weg in die dekarbonisierte Welt. Im Fall Marbach gibt es keine ausreichende Pipeline, zudem geht man (wohl zu Recht) davon aus, dass das Gas teurer, vielleicht sogar knapp werden könnte.

Was sagen die Umweltschützer zum Projekt Marbach? Ihre Kritik richtet sich auf den 90 Meter hohen Schornstein, der zu dem 160 Meter hohen bereits vorhandenen hinzukommt. Eine „technische Vermüllung in einem der schönsten Abschnitte des Neckars“ wird beklagt, offenbar in Unkenntnis darüber, wie andere Regionen Deutschlands, Küsten wie Mittelgebirge, mit tausenden Windkraftanlagen technisch vermüllt werden. Daneben nur noch demütige Einsicht, es sei wohl wegen der Energiewende notwendig . . .

Strahlende Klimaschützer

Das Kernkraftwerk Neckarwestheim mit einer installierten (und gefahrenen) Leistung von 2,2 Gigawatt vermeidet jährlich 10 Millionen Tonnen CO2. Netzreservekraftwerke und Netzstabilitätsanlagen sind klimapolitisch kontraproduktiv. Ginge es ums Klima, müsste man die Laufzeiten der Kernkraftwerke verlängern. So aber wird Neckarwestheim teilweise durch neue „CO2-Schleudern“ in Marbach und an anderen Standorten ersetzt werden.

Eine Lösung nach dem Energiewende-Lehrbuch wäre gewesen, die Ufer des Neckar mit Windkraftanlagen vollzustellen und den Zappelstrom in angeblich schon bald zur Verfügung stehenden Stromspeichern zu puffern. Marbach ist das beste Beispiel dafür, wie sich Visionen und Szenarien angesichts reeller Problemlagen ins Nichts auflösen.

Warum brauchte man bisher keine Netzstabilitätsanlagen? Weil eine ausreichende Anzahl versorgungssicherer konventioneller Anlagen zur Verfügung stand, die Strom bedarfsgerecht erzeugen konnte. Diese Zeiten gehen zu Ende. Die deutsche Energiewende ist der kostenmaximierte Weg des Umbaus eines Energiesystems:

  • Die Betreiber der Windparks erhielten auf Grund der fehlenden Koordination des Zubaus von Windkraftanlagen und verfügbarer Netze im Jahr 2017 eine Entschädigung von 610 Millionen Euro (237 mehr als 2016) für ihren Phantomstrom, den sie nicht einspeisen konnten.
  • Die Kosten für das Redispatch und Einspeisemanagement, also Eingriffe in den operativen Betrieb, beliefen sich 2017 auf 837 beziehungsweise 610 Millionen Euro.
  • Nach Abschaltung des letzten Kernkraftwerks fallen Zahlungen für entgangene Reststrommengen an die KKW-Betreiber an, die Erklärung findet sich hier.
  • Das Urteil des internationalen Schiedsgerichts ICSID zur Klage um die zwangsstillgelegten Vattenfall-Kernkraftwerke steht noch aus, aber dass Deutschland aus der Nummer gratis herauskommt, ist unwahrscheinlich.
  • Es braucht etwa 500 Millionen Euro für 1,2 Gigawatt „Stabilitätsanlagen“, die nur kurze Zeit laufen sollen und die, wie im Fall Marbach, nur für eine Lebensdauer von 10 Jahren konzipiert sind.
  • Es fallen Kosten an für in Reserve stehende Netzreservekraftwerke (s.o.).
  • Der Kohleausstieg führt zu erheblichen Aufwendungen hinsichtlich der Strukturhilfen. Die Länder fordern 60 Milliarden.
  • Minister Altmaier erwägt Entschädigungszahlungen an Kraftwerksbetreiber, um das Abschalten zu beschleunigen. Dies führt zur Verknappung des Angebots und steigenden Preisen. Ergo: Mit dem Steuergeld der Bürger wird deren Strompreis erhöht und die Wirtschaft zusätzlich belastet.
  • Das kürzlich beschlossene Netzausbaubeschleunigungsgesetz bringt höhere Entschädigungen für betroffene Land- und Forstwirte. Es können 25 Prozent des Verkehrswertes in Ansatz gebracht werden (bei Erdkabeln 35 Prozent). Gibt es binnen acht Wochen eine Einigung, greift zudem ein „Beschleunigungszuschlag“ von 50 Prozent.
  • Weiteres Klimageld fällt an. In Kattowitz wurden zusätzliche 750 Millionen Euro für den Klimafonds zugesagt, weitere 70 Millionen für Anpassungsmaßnahmen in der dritten Welt.
  • Deutschland drohen Strafzahlungen an die EU, wenn es 2020 und absehbar auch 2030 die Emissionsziele nicht erreichen wird. Dann müssen von anderen Mitgliedsstaaten CO2-Mengen gekauft werden, ein Preisschild kann man heute noch nicht beschriften.

Inzwischen dämmert es auch der CSU, dass Süddeutschland zur Sonderenergiewendezone wird. „Zur Versorgungssicherheit sind regionale Gaskraftwerke eine gute Alternative. Dazu müssen sich jedoch die nationalen Rahmenbedingungen ändern, damit klimafreundliche Gaskraftwerke rentabel werden“, so Ministerpräsident Markus Söder in seiner Regierungserklärung. Ziel müssten regionale Kapazitätsmärkte sein. Diese werden aber von der Bundesregierung abgelehnt (Gabriel seinerzeit: „Es gibt kein Hartz IV für alte Kraftwerke.“).

Bayern unterstütze zwar den nationalen Kohleausstieg, so Söder weiter, die jedoch in der Kohlekommission diskutierten Ausgleichszahlungen von 60 Milliarden Euro seien der falsche Ansatz. Dies wäre „ein nationales Energie-Umverteilungsprogramm“, bei dem Süddeutschland massiv benachteiligt würde. Dass es das nationale Energie-, also Geldumverteilungsprogramm mit dem Namen EEG schon gibt und Bayern massiv davon profitiert, davon spricht der Ministerpräsident nicht. Und dass der Große Horst den Leitungsbau verzögerte, ist bei ihm auch kein Thema.

„Der Norden hat den Wind, Ost und West Ersatzgeld für die Kohle und wo bleibt der Süden? Auch Bayern und Baden-Württemberg als Wirtschaftsregionen brauchen eine nachhaltige energiepolitische Perspektive.“ Nun, Bayern steht nicht nur hinter dem Kohleausstieg (in der falschen Annahme, davon nicht betroffen zu sein), sondern auch hinter dem Atomausstieg. Erinnern wir uns an das Abstimmungsverhalten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zum Atomausstiegs- gesetz 2011, so sehen wir 224 Zustimmungen und nur 5 Gegenstimmen. Inwieweit blinde Kanzlerinnengefolgschaft oder Ahnungslosigkeit die Ursachen waren, lässt sich nicht mehr feststellen. Tatsache ist, die CSU wacht spät auf.

Die niemals Gewinn erwirtschaftende Investition in Marbach zeigt, dass diese Form der Energiewende dirigistischen Eingriffe ins Energiesystem nötig macht, die mit Marktwirtschaft und Wettbewerb nichts zu tun haben und die Kosten treiben. Absehbar ist, dass der erste Spatenstich für die Anlage in Marbach feierlich begangen werden wird. Sprechen wird man visionär von einem wichtigen Schritt der Energiewende . . .

 




Kernkraftwerke in aller Welt | Totgesagte leben länger – EDVANCE – das Unternehmen Frankreichs, das neue Kernkraftwerke bauen soll.

In Deutschland entschied Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), im Frühjahr 2011 nach dem Seebeben bei Japan, die friedliche Nutzung der Kernenergie sei zu gefährlich und müsse beendet werden. Deutschland werde voranreiten, sprach sie, und alle werden fröhlich wiehernd folgen. Das Wiehern stimmt. Die Welt krümmt sich wiehernd ob der Entscheidungen hierzulande.

Der Nachbar Frankreich ist schlauer, obwohl der Präsident sozialistischer Herkunft ist.

  • Frankreich lässt die praktisch staatliche Nuklearindustrie in mehreren Ländern Kernkraftwerke bauen.
  • Frankreich hat unter Präsident Macron erst vor Kurzem Indien sechs 1.650-MW-Kernkraftwerke verkauft, die gemeinsam mit GE, für den konventionellen Teil der Anlage zuständig, errichtet werden.
  • Frankreich hat mit Zustimmung des grünen Umweltministers Nicolas Hulot vor wenigen Monaten beschlossen, die vom Macron-Vorgänger Hollande und dessen Ex Ségolène Royal beschlossene Stilllegung von Kernkraftwerken um 5-10 Jahre hinauszuschieben.
  • Frankreich hat kurz zuvor beschlossen, die französische Nuklearindustrie neu zu ordnen und hat die Gründung der EDF-Tochtergesellschaft EDVANCE besiegelt, der Gesellschaft, die „will be in charge of the basic design and implementation (studies, procurement support, assembly and commissioning) for projects involving nuclear islands and control systems for new reactors being built, both in France and around the world.“

Link, 17. Mai 2017: „EDF Board of Directors approves the creation of EDVANCE, a significant milestone in the reconstruction of the French nuclear industry“

Die EDVANCE soll, man lese und staune, zuständig sein für neue Reaktorprojekte, die in Frankreich und anderswo gebaut werden. Neue Atomkraftwerke in Europa und anderswo! Ein Horror für die Verbote-Parteien in deutschen Landen.

Die Bundesregierung schweigt. Das Bundesumweltministerium und alle nachgeschalteten Administrationen im Bund, in den Ländern und in den Kommunen schweigen. Die Medien schweigen. Sie alle reiten weiter zurück in die Vergangenheit. Stur und niemand folgt. Sie täuschen das Volk, das seit Jahren 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr mit manipulierten Nachrichten an der Nase herumgeführt wird – und das es sich gefallen lässt.

Mögen die Wähler im Oktober 2018 in Bayern und in Hessen die Gelegenheit nutzen, Kandidaten der Altparteien den Einzug in die Parlamente zu verweigern. Deutschland braucht die Techniken der Zukunft und nicht die der Vergangenheit.

 

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