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Woher kommt der Strom? Windbuckel, fast gegen Null Windstromerzeugung

(Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es öffnen sich alle weiteren Abbildungen & Mehr)

Um 13:00 Uhr Sommerzeit (= 12:00 Uhr Mittag in Echtzeit=Sonnenhöchststand!) werden gut 10 GW Sonnenstrom (plus 8 GW Wasserkraft/Biomasse) produziert. Das bei einem Bedarf von 61 GW um 13:00 Uhr. Da ist es ein Glück, dass es Samstag, dass es der Einstieg ins Wochenende mit wenig Bedarf ist.

Die höchste Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energieträger gab es mit gut 46 GW am Mittwoch, den 14.10.2020 um 13:00 Uhr. Da lag der Strombedarf bei etwa 79 GW. Diesmal ist es noch gutgegangen. Es ist dennoch denkbar, dass die 79 GW Bedarf und die 18 GW Strom aus erneuerbaren Energieträgern zusammentreffen. Dann müssen die fehlenden 61GW konventionell erzeugt und zum Teil importiert werden. Eine Mammutaufgabe eingedenk der geplanten Abschalt- und Ausstiegsorgien bezüglich fossiler und kernenergetischer Stromerzeugung in der Zukunft. Eine Aufgabe, die sich noch schwieriger gestaltet, wenn es Nacht ist. Dann sind es 71 GW, die irgendwoher kommen müssen. Als letztes Mittel bleiben die Netzbetreiber dann nur noch gezielte Abschaltung wie im Sommer 2019 in England, als 1.000.000 Stromkunden ohne Strom dastanden (Abbildung 1). Gezielte Abschaltungen finden auch regelmäßig in Deutschland statt. Hier allerdings im Bereich stromintensiver Betriebe. Natürlich immer nach Rücksprache und gegen Bezahlung. Grüne ´Energieexperten` sehen darin ´virtuelle Speicher`. Was Prof. Hans-Werner Sinn im November 2019 schon mal bei einem Gespräch (Abbildung 2) mit der energiepolitischen Sprecherin, Dr. Nestle, an den Rand des Wahnsinns getrieben hat.

Auch in der 42. Woche, das wird im Herbst/Winter fast immer der Fall sein, exportierte Deutschland per Saldo Strom an seine Nachbarn (Abbildung 3). Den Anteil der regenerativen Stromerzeugung dokumentiert Abbildung 4. Das Auf und Ab der konventionellen Stromerzeugung unter Abbildung 5 wird getragen vom Sockel „Kernenergie“, welche bis Ende 2022 komplett wegfallen wird. Ganz gleich wie Deutschland diesen Stromanteil ersetzen will, es wird zum größten Teil CO2-erzeugende Stromerzeugung sein. Oder eben Atomstrom aus Frankreich und der Schweiz. Hauptsache Deutschland hat mit erheblichen Vermögensverlusten den Ausstieg aus der Kernenergie geschafft.

Tabelle und Chart der 42. Woche sind unter Abbildung 6 zu finden, die Im- Exportzahlen unter Abbildung 7. Dort ist auch eine zusätzliche Tabelle abrufbar, welche die Strom – Im- und Exporte aufschlüsselt sowie Preise darstellt. Sehr zu empfehlen!

Zum Schluss noch der Hinweis auf den aktualisierten Chart angenommene „Verdoppelung Wind- und Sonnenstromerzeugung“ (Abbildung 8). Sah es vor einer Woche noch so aus, als könnte eine solche Verdoppelung den Bedarf zumindest einigermaßen decken, sind es bis zum 17.10.2020 bereits wieder 8 Tage in Folge, wo der mittels erneuerbarer Energieträger erzeugte Strom nicht ausreichte, um den Strombedarf Deutschlands zu decken.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 11.10.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 48,36 Prozent, davon Windstrom 27,05 Prozent, Sonnenstrom 8,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,11 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Ein ruhiger Sonntag. Bei wenig Bedarf reicht Deutschlands Stromerzeugung aus, diesen komplett zu decken. Am Vorabend werden sogar fast 50€/MWh Exportpreis erzielt. Ansonsten liegen die Preise unter wenig auskömmlichen 40, meist sogar unter 30€/MWh. Hier noch der Erzeugungschart der Konventionellen.

Montag, 12.10.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 25,71 Prozent, davon Windstrom 7,86 Prozent, Sonnenstrom 5,71 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,14 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Am ersten Werktag der Woche muss die konventionelle Stromerzeugung massiv anziehen. Geht die Stromproduktion mittels erneuerbarer Energieträger doch in die Knie. Am frühen Morgen ist das Auffüllen der Stromversorgungslücke preislich erträglich. Am Vorabend müssen um 19:00 Uhr fast 80€/MWh gezahlt werden. Diesmal von Deutschland an diese Nachbarn

Dienstag, 13.10.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 29,05 Prozentdavon Windstrom 10,14 Prozent, Sonnenstrom 6,76 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,16 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Während am Morgen des Dienstags noch Strom importiert werden muss, zieht zum Abend mit dem Untergang der Sonne die Windstromerzeugung an. Da werden um 8:00 auch schon mal gut 70€/MWh aufgerufen. Um 19:00 Uhr erzielt Deutschland für seinen Exportstrom noch knapp 60€/MWh. Dann fällt der Strompreis. Die Konventionellen schaffen es trotz Pumpspeichereinsatz nicht, die Lücken am Morgen zu schließen.

Mittwoch, 14.10.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 52,80 Prozentdavon Windstrom 39,13 Prozent, Sonnenstrom 3,11 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,56 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Mittwoch ist der Buckelhöhepunkt. Den ganzen Tag exportiert Deutschland soviel Strom, dass das Preisniveau mit meist unter 40€/MWh wenig befriedigend ist. Nur von 7:00 bis 9:00 Uhr werden auskömmliche Preise erzielt. Und um 18:00, 19:00 Uhr. Diese Nachbarn kaufen den Strom. 

Donnerstag, 15.10.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 40,51 Prozent, davon Windstrom 27,22 Prozent, Sonnenstrom 2,52 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,76 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Mit der regenerativen Stromerzeugung geht es ab Donnerstag wieder bergab. Sinkende Windstromerzeugung, wenig Sonnenstrom: Deutschland steuert unaufhaltsam auf einen Tiefpunkt der Stromerzeugung mittels Wind- und Sonnenkraft zu. Langsam, aber sicher. Die Konventionellen bullern, die Preise liegen von 7:00 bis 21:00 Uhr akzeptabel über 40€/MWh. Es bezahlen diese Nachbarn.

Freitag, 16.10.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 25,00 Prozent, davon Windstrom 10,00 Prozent, Sonnenstrom 2,86 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,14 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Freitag: Noch ein Zwischenschritt bis zum Tiefpunkt am Samstag. Wenig Strom aus erneuerbaren Energieträgern, eine konventionelle Stromerzeugung, die keine Lücken aufkommen lässt, ab nicht weit über dem Bedarf liegt: Die Preise passen. OK, das Handelsvolumen ist recht gering. Aber immerhin. Doch glaube bitte niemand, das sei das Ergebnis zielgerichteten Handelns. Dann müsste es viel öfter passen. Nein, ein gerüttelt´ Maß „glückliches Händchen“ kommt an diesem Tag hinzu.

Samstag, 17.10.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 21,55 Prozent, davon Windstrom 2,59 Prozent, Sonnenstrom 3,45 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,52 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute passt es nicht mehr. Ein Tiefpunkt der Stromerzeugung durch Wind und Sonne ist festzumachen. Zur Mittagszeit herrscht absolute Windstille in Deutschland, was praktisch keinen Windstrom bedeutet. Die Stromlücken Morgens und Abends müssen teuer bezahlt werden. Der Exportstrom wird wesentlich billiger abgegeben. Wer macht Preisdifferenzgeschäfte? Ich sehe nur Österreich. Die Sommerzeiten sind vorbei.

Leser Harald Bräuniger hat mir folgende Ausführungen und Fragen geschickt:

Jetzt habe ich etwas entdeckt, dass mich irritiert. Sie schrieben am 21.10.2020: „Deutschland wird über den Winter seinen Strom weitgehend selbst herstellen und Überschüsse exportieren. Diese Überschüsse, es sind Strom-Mix-Überschüsse, werden, das ist das Fatale, umso höher ausfallen, desto näher die Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energieträger an den faktischen Bedarf heranreicht“  Ich war viele Jahre technischer Bereichsleiter eines Stadtwerks und dachte auf Grundlage meiner fachlichen Erkenntnisse, dass sich Deutschland zu Spitzenlastzeiten und bei Dunkelflaute nicht mehr hundertprozentig selbst versorgen kann, da die alten Grundlastkraftwerke Kohle und Kernkraft kontinuierlich weniger werden.  Ich hatte somit angenommen, dass es dadurch zu vermehrten Importspitzen (15 Minuten Inkrement) kommen würde. Ich hatte weiterhin angenommen, dass, falls das Ausland bei Spitzenlast und Dunkelflaute nicht liefern könnte, eine erhöhte Gefahr eines Blackouts bestände. Liege ich mit diesen Annahmen falsch? Ich würde mich freuen, wenn Sie mir die genannten Aspekte erläutern könnten.

Unter Abbildung 9 habe ich ein Video eingestellt, welches mir ebenfalls ein Leser zugeschickt hat. Dieses Video geht auf die Fragen Herrn Bräunigers nicht nur ein, sondern bringt in verständlich-sympathischer Form noch zusätzliche Aspekte, die ich in dieser Kolumne Woche für Woche erarbeite. Es ist insofern eine gute Zusammenfassung zur Frage „Woher kommt der Strom?“

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de Aber bitte immer höflich. Ist klar, nicht wahr?

Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de

 

 




Woher kommt der Strom? keine negativen Strompreise für Deutschland

Diese Woche ergaben sich keine negativen Strompreise für Deutschland. Der Grund liegt in der verhältnismäßig geringen Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energieträger.

Für die Stromkunden in Deutschland bleibt der Strom selbstverständlich teuer. Sie müssen mittels EEG-Umlage das ausgleichen, was den Herstellern von regenerativ erzeugtem Strom versprochen wurde, der Marktpreis aber nicht hergibt. Weil durch Corona der Strombedarf geringer geworden ist, ist ein weiterer Preisschub bei der EEG-Umlage Richtung 8 Cent und mehr ab 2021 zu erwarten. Deshalb hat die Bundesregierung im Corona Konjunkturpaket einen Paradigmenwechsel in Sachen EEG-Umlage eingeleitet:

… Die EEG-Umlage droht im Jahr 2021 aufgrund des corona-bedingten Rückgangs der Wirtschaftsleistung und des damit verbundenen Rückgangs des Börsenstrompreises stark anzusteigen, trotz der beginnenden Zuführung von Einnahmen aus dem nationalen Brennstoffemissionshandel. Um für mehr Verlässlichkeit bei den
staatlichen Strompreisbestandteilen zu sorgen, wird ab 2021 zusätzlich zu diesen Einnahmen aus dem BEHG ein weiterer Zuschuss aus Haushaltsmitteln des Bundes zur schrittweisen verlässlichen Senkung der EEG-Umlage geleistet, sodass diese im Jahr 2021 bei 6,5 ct/kwh, im Jahr 2022 bei 6,0 ct/kwh liegen wird. {Finanzbedarf: 11 Mrd. Euro} … (Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es öffnen sich alle Abbildungen und mehr). 

Dieser Schritt hat für die Bundesregierung den Vorteil, dass die Kosten für die Energiewende weniger transparent werden. Sieht und spürt der Bürger diese doch nicht mehr direkt auf seiner Stromrechnung. Auf der anderen Seite unterliegt der Posten „EEG-Umlage aus Steuermitteln“ künftig einer parlamentarischen Kontrolle und hoffentlich kontroversen Diskussion. Der Strompreiserhöhungsautomatismus jedenfalls ist mit dieser Neuerung durchbrochen worden. Billiger wird die Energiewende damit nicht.

Die Frage nach der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung

Der leistungsfähige Bürger, die leistungsfähigen Betriebe, die Steuern zahlen, sind auch allermeistens Stromkunden. Rechte Tasche, linke Tasche könnte man meinen. Nicht ganz. Weniger leistungsstarke Bürger werden über die Stromrechnung nicht weiter belastet. Einkommensteuer zahlen sie ohnehin nicht. Bleiben nur indirekte Steuern, wie z.B. die Mehrwertsteuer, die sie bezahlen. Diese wird aber kaum wegen der teilweisen EEG-Umlage aus Steuermitteln angehoben werden. Wobei die Frage nach der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung einen Schauer über den Rücken laufen lässt.

Dass die Bundesregierung immer noch daran glaubt, dass die PKW-Elektromobilität vor dem Durchbruch steht, belegt die Tatsache, dass sie auch im Konjunkturpaket diese und allfällige Ladeinfrastrukturmaßnahmen fördert, während Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren – und seien sie noch so umweltfreundlich – jegliche spezielle Förderung vorenthalten wird. Im Gegenteil. Die Kfz-Steuer wird für Verbrenner teilweise angehoben (Abbildung 2). Die Tatsachen, dass die Förderung des Ausbaus der  Ladeinfrastruktur erst zum Schluss (Abbildung 3) des aufgeteilten Punkts 35 des Eckpunktepapiers kommt, ist bezeichnend.

Man erkennt offensichtlich nicht, dass der Kauf von Elektrofahrzeugen auf Teufel komm raus gefördert werden soll: Wenn die Menschen keine vernünftig machbare Möglichkeit sehen, ihr Fahrzeug sicher überall aufladen zu können, wird der Elektromobilitätsboom ausbleiben. Wie schwer sich die Bundesregierung mit dem Thema „Ladesäulen“ tut, belegt die Tatsache, dass bereits vor einem Jahr der Masterplan Ladeinfrastruktur ins Auge gefasst wurde (Abbildung 4), Ende 2019 wurde er im Bundeskabinett beschlossen (Abbildung 5). Lesen Sie, welche Aktivitäten bisher im Bundestag gelaufen sind (Abbildung 6). Jetzt kommt noch die Förderung durch das Corona-Konjunkturpaket dazu. Bleibt die Frage, wann denn nun mal mit dem flächendeckenden Ausbau begonnen wird. Ich befürchte gar nicht. Denn: Sähen Firmen – Förderung hin oder her – ein sinnvolles, gewinnbringendes Geschäftsmodell in der Ladesäuleninfrastruktur, dann hätten sie längst damit begonnen. Leider hat niemand die Courage, aufzustehen und zu sagen, dass das Modell E-Auto so nicht funktionieren kann.

Die Tagesanalysen

Diese Woche müssen die Charts mit den Werten der Energy-Charts ausfallen. Als der Artikel geschrieben wurde, standen mir diese nicht zur Verfügung. Energy-Charts ließ sich nicht aufrufen. Diesmal also „nur“ die Analyse mit den Charts und Werten von Agora-Energiewende.

Sonntag, 7.6.2020: Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute keine Erzeugungsspitze mittels erneuerbarer Energieträger erzeugten Strom. Im Gegenteil. Im Tagesverlauf sinkt diese Stromerzeugung massiv. Nach Sonnenuntergang gibt es kaum noch Windstrom, so dass Strom importiert werden muss. Was zu höheren Preis als im übrigen Tagesverlauf, als Strom exportiert wurde, führte.

Montag, 8.6.2020: Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung geht gegen Null. Am frühen Morgen sind die Importpreise moderat. Über Tag aber werden bis zu 41,92 €/MWh aufgerufen.

Dienstag, 9.6.2020:  Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Auch heute nur sehr wenig Strom mittels erneuerbarer Energieträger. Wären da nicht Biomasse und Wasserkraft als zuverlässige Stromlieferanten, sähe es richtig mau aus im Energiewendeparadies. Den ganzen Tag will/muss Deutschland Strom importieren.

Mittwoch, 10.6.2020: Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Etwas mehr Strom aus Wind- und Sonnenkraft. Dennoch: Praktisch den ganzen Tag wird per Saldo – wie fast immer diese Woche – Strom importiert.

Donnerstag, 11.6.2020: Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung zieht an. Vor allem auf See. Die Import-Zeiträume werden geringer. Um 8:00 Uhr ist der Exportpreis höher als der Importpreis bis 6:00 Uhr. Auch das gibt es.

Freitag, 12.6.2020: Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Stromerzeugung mittels erneuerbare Energieträger zieht an. Starke Sonnenstromerzeugung plus steigende Windstromerzeugung zum Abend, der Nacht, lassen die Preise z.T. sinken. Aber nicht so massiv, wie es schon vorkam.

Samstag, 13.6.2020: Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Auch heute wieder recht ordentliche Wind- und Sonnenstromerzeugung. Ein massives Stromüberangebot bleibt allerdings aus, so dass Preise moderat bleiben. Ob Geld verdient wird, weiß ich nicht. Zumindest aber draufzahlen muss Deutschland nicht.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen?

Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de




Woher kommt der Strom? Das Energiewende-Paradoxon

Die Analyse der 22. Woche wird ergänzt durch die Tabelle mit den Werten der Energie-Charts und dem daraus generierten Chart. Auch diese Woche wieder der Chart des Im-/Export für das aufgelaufene Jahr und die aktuelle Analysewoche. Hier die Werte der Energy-Charts: Der Anteil der Erneuerbaren Energieträger an der Stromerzeugung in Deutschland betrug in der 22. Woche 56,9 Prozent im Durchschnitt (Zu Sinn und Unsinn von Durchschnittsangaben in Sachen Strom: Hier klicken). Der Wert entspricht damit ziemlich genau dem bisherigen Jahresdurchschnitt von 56,7 Prozent.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 24.5.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 74,38 Prozent, davon Windstrom 42,98 Prozent, Sonnenstrom 16,53 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,88 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Sagenhafte 88,43 Prozent betrug der Anteil des mittels erneuerbarer Energieträger erzeugten Strom um 12:00 Uhr am Sonntag unserer 22. Analysewoche. Hört sich gut an, ist auch ganz sicher bemerkenswert. Die erneuerbaren Energieträger erreichen immer öfter – wenn auch nur stundenweise und bei verhältnismäßig geringem Bedarf – Stromerzeugungswerte im Bereich der 90 Prozent. Was, weil zwecks Stabilisierung des Stromnetzes auch immer in großen Kraftwerken mit großen rotierenden Massen hergestellter konventioneller Strom hinzu erzeugt werden muss, zu einem Überangebot führt, welches immer wieder zu negativen Strompreisen führt. An diesem Sonntag war es besonders heftig: Bis 18:00 Uhr wurde regelmäßig Geld zum verschenkten Strom mitgegeben. Relative Höchstpreise wurden erst aufgerufen, als Deutschland am Abend selber etwas Strom per Saldo importieren musste. Aus Frankreich, Dänemark und der Schweiz. Nachbarn, denen über Tag der Strom geschenkt und zusätzlich Unmengen Geld hinterhergeworfen wurde. Der deutsche Stromkunde hingegen zahlt den vollen Preis. Es ist das Energiewende-Paradoxon, das hier greift und von Prof. Claudia Kemfert so eindrücklich, so erhellend aber auch in der Konsequenz erschreckend formuliert wird.

Montag, 25.5.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,90 Prozent, davon Windstrom 33,33 Prozent, Sonnenstrom 13,49 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,08 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute war der Bedarf größer, es setzte ein Rückgang der Windstromerzeugung ein. Mit relativ wenig Sonnenstrom führte dies zu einer Stromunterdeckung ab 5:00 Uhr. Was generell dazu führte, dass der Strompreis-Negativbereich verlassen wurde. Dennoch:  Deutschland exportiert sein Zuviel an Strom zu Tagestiefstpreisen. Ab 6:00 Uhr, Deutschland importiert per Saldo Strom, ziehen die Preise an und liegen in der Spitze am Abend um 20:00 Uhr bei 38,32 €/MWh.

Dienstag, 26.5.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 42,61 Prozentdavon Windstrom 4,35 Prozent, Sonnenstrom 21,74 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,52 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der heutige Dienstag zeichnet sich durch eine Windstromerzeugung aus, die fast gegen Null (Sehr wenig Strom onshore; Null Strom offshore) geht. Glücklicherweise bringt eine zufriedenstellende Sonnenstromerzeugung über Tag einen gewissen Ausgleich. Scheint die Sonne hingegen nicht, wird die regenerative Stromerzeugung praktisch nur von den Energieträgern Biomasse und Wasserkraft „gerettet“. Die Strompreise ziehen an. Deutschland importiert den ganzen Tag Strom von seinen Nachbarn, obwohl die konventionelle Stromerzeugung im Vergleich zu vorgestern richtig kräftig bollert.

Mittwoch, 27.5.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 52,25 Prozent, davon Windstrom 11,71 Prozent, Sonnenstrom 25,23 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,32 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Ab Mittag zieht die Windstromerzeugung an. Aufatmen bei den Freunden der erneuerbaren Energieträger Wind- und Sonnenkraft. Die Sonne scheint heute kräftig auf die Solaranlagen. Es kommt zu keiner längeren Flaute, schon gar nicht zu einer über Tage anhaltenden Dunkelflaute. Die ist nur in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch präsent. Die Strompreise bewegen sich zwischen knapp 20 und gut 30 €/MWh. Vor allem Frankreich und die Schweiz liefern Strom. Aber Dänemark und vor allem auch die Niederlande sind dabei. Deutschlands Norden benötigt Strom. Da können 100.000 Windkraftwerke in der Landschaft stehen: kein Wind = kein Strom!

Donnerstag, 28.5.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 57,85 Prozent, davon Windstrom 21,49 Prozent, Sonnenstrom 23,31 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,05 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Eine kräftig scheinende Sonne plus konsolidierte Windstromerzeugung auf für die Jahreszeit zufriedenstellendem Niveau bewirken, dass über die Mittagsspitze der in Deutschland erzeugte Strom ausreicht, um den Bedarf zu decken. Selbstverständlich nur inkl. konventionell erzeugtem Strom (12:00 Uhr = 27,067 GW). Neben Frankreich und der Schweiz sind es heute wieder die Niederlande, die Strom liefern.

Freitag, den 29.5.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 54,55 Prozent, davon Windstrom 13,64 Prozent, Sonnenstrom 24,55 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,36 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Am heutigen Freitag lässt die Windstromerzeugung über Tag nach. Viel Sonnenstrom gleicht dies aus. Insgesamt aber herrscht Stromunterdeckung. Deutschland muss/will praktisch den ganzen Tag Strom importieren. Es lohnt sich wohl nicht, die konventionelle Stromerzeugung weiter hochzufahren.

Samstag, 30.5.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 70,48 Prozent, davon Windstrom 41,90 Prozent, Sonnenstrom 11,43 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 17,14 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Nach einer kleinen Windstromdelle am Vormittag zieht die Windstromerzeugung wieder an. Obwohl die Sonnenstromerzeugung nicht die stärkste ist, kommt es in der Mittagsspitze auch wegen des Einstiegs in das Wochenende geringeren Bedarfs zu einem Stromüberangebot, welche die Preise, die Deutschland erzielt, in den Keller rauschen lässt. Keller? Nein, Parterre! Die negativen (Keller-)Strompreise werden erst wieder – Achtung: Spoiler-Alarm – am Sonntag aufgerufen werden. Wie der Teufel es will: Der geringe Bedarf am Sonntag plus verhältnismäßig viel Wind- und Sonnenstrom lässt die Strompreise in den Negativbereich purzeln.

Der weltweite Lockdown reduzierte die CO2-Emissionen nur um 17 Prozent

Die deutsche Energiewende, das Abschalten der Kernkraftwerke in Deutschland ist da ein gewisser Widerspruch, dient in erster Linie dazu, den CO2-Ausstoß in Deutschland zu reduzieren, dass die Klimaerwärmung so weit reduziert wird, dass die Erde nicht verbrennt. Ob ein solches Unterfangen unilateral sinnvoll ist oder nicht, soll hier und heute nicht diskutiert werden. Immerhin erzeugt Deutschland nur gut zwei Prozent des weltweiten CO2-Austoßes.

Im weltweiten Maßstab haben die vor allem in der westlichen Welt durchgeführten Corona-Lockdown-Maßnahmen zu erheblichen Einbrüchen vor allem in diversen Bereichen der Wirtschaft geführt. Mit entsprechendem Rückgang der CO2-Emissionen. Statista hat die Analyse des Global Carbon Projekt übersichtlich zusammengefasst (Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es werden alle Abbildungen mit wichtigen Erläuterungen und Mehr geöffnet).

Auf dem Höhepunkt des fast kompletten wirtschaftlichen Stillstands lag der CO2-Minderausstoß weltweit – faktisch nur westliche Welt plus einige Zweitweltländer/Tigerstaaten – bei 18 Millionen Tonnen CO2 pro Tag. Angenommen, dieser Minderausstoß würde das ganze Jahr und nicht nur für ein paar Tag im April erreicht, entspräche dies der Deindustrialisierung, der Minderung des fossilen Verkehrs, dem quasi Wegfall des Flugvolumens und vielem mehr, was sich die Retter der Welt, unsere Klimaschützer, so engagiert wünschen.

Kurz: Hochgerechnet auf ein ganzes Jahr würde ein Dauerlockdown auf seiner tiefsten Phase 365 x 18 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das wären 6,57 Milliarden Tonnen. Wie hoch ist der CO2-Ausstoß weltweit insgesamt? 2018 lag der von Menschen verursachte CO2-Ausstoß bei weltweit 37,9 Milliarden Tonnen (Abbildung 1). Es steht zu befürchten, dass Klimaschützer und Weltenretter blass werden, wenn sie die Konsequenzen dieses Sachverhaltes verstehen.

Der scharfe Lockdown, welcher die Wirtschaft in die größte Wirtschaftskrise nach dem 2. Weltkrieg gerissen hat, dieser Lockdown auf ein Jahr hochgerechnet, reduziert den CO2-Ausstoß weltweit gerade mal um ein Sechstel, gerade mal gut 17 Prozent. Ob diese so teuer erkaufte Reduktion des CO2 das Klima retten würde? Man darf es bezweifeln. Vor allem auch deshalb, weil aufstrebende, bevölkerungsreiche Staaten diese Minus an CO2 sehr schnell wieder aufholen werden. Diese Länder wollen noch einen Mindestwohlstand erreichen. Ob sich der Westen wegen eines angeblich Menschen – durch CO2 – verursachten Klimawandels wirtschaftlich ruiniert oder nicht, ist diesen Staaten erst mal egal.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen?

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Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de