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Tante Betty und ihre neue Identität: die „Schallwende“

Von Kuebi = Armin Kübelbeck - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15474434

Bei den Partys geht es rund

Tante Betty war eine ältere, alleinstehende Dame, die es sich in ihrer frisch renovierten Zweizimmerwohnung in einer deutschen Großstadt hübsch eingerichtet hatte. Ihre finanzielle Situation war gesichert und sie führte ein sorgenfreies Leben.

Sie hatte eine verheiratete Tochter, aber noch keine Enkel; dafür einen sehr lebhaften Jack-Russel-Terrier. Trotzdem hätte sie sich manchmal mehr Abwechslung gewünscht. Besuche und Einladungen von Freundinnen wurden in letzter Zeit seltener.

Ihre Wohnung lag im obersten Stockwerk des Gebäudes, das sie sich mit zwei Dutzend anderer Parteien teilte. Ein paarmal im Jahr gab es Versammlung der Bewohner, in der die üblichen Themen debattiert wurden. In letzter Zeit ging es oft um Lärm. Obwohl Altbau war das Haus hellhörig; vermutlich lag es an dem weiträumigen, gekachelten Treppenhaus.

Ein ums andere Mal versicherten sich die Bewohner gegenseitig alles zu tun, um den Lärm zu mindern. Aber es half nichts. Im Treppenhaus installierte man jetzt ein Mikrophon um den Schallpegel aufzuzeichnen – und der stieg langsam aber sicher an. Von Monat zu Monat wurde die Phon-Zahl höher. Die guten Vorsätze der Bewohner waren Lippenbekenntnisse, und wenn Party war, dann ging es eben rund, insbesondere auch bei der jungen Multikulti-Generation. Und bei so vielen Mietern im Haus gibt es immer irgendwo einen Grund zum Feiern.

Die Nachbarin mahlt den Kaffee

Tante Betty aber nahm den Kampf gegen Lärm sehr ernst. Sie ging die Treppe nie in High Heels runter, sondern mit Pantoffeln und wechselte die Schuhe vor Verlassen des Hauses. Auch in ihrer Wohnung sorgte sie für absolute Stille. Sie verabschiedete sich sogar, schweren Herzens, von einem Kanarienvogel, der ihr zugeflogen war und der manchmal zwitscherte. Das war zwar fröhlich aber eben auch laut.

Bei den Mieterversammlungen wurden jeweils mit viel Jammern die neuesten Phon-Zahlen präsentiert, und sie lagen jedes Mal höher als zuvor. Keiner hielt sich an die vereinbarten Maßnahmen – außer Tante Betty. Um einen weiteren Beitrag zu leisten installierte sie in ihrer Wohnung jetzt sogenannte Lärmsäulen. Das sind zylinderförmige, deckenhohe Gebilde aus Schaumstoff, so dick wie ein mittlerer Baumstamm, die jeglichen Schall absorbieren.

Sie entsorgte auch ihre elektrische, lautstarke Kaffeemühle, mit der morgens die Vorbereitungen für das Frühstück begannen, und bat Ihre Nachbarin den Kaffee für sie zu mahlen. Die war sehr hilfsbereit und tat das gerne, insbesondere weil Betty anbot, im Gegenzug Ihren Müll runter zu tragen. Daß das Mahlen in der Nachbarwohnung auch Geräusche machte, daran dachte Betty nicht: Aus den Augen aus dem Sinn. Die Nachbarin kaufte sogar eine neue Kaffeemühle, extra für Betty.

Der freundliche Schwiegersohn

Tochter und Schwiegersohn aber begannen sich Sorgen um Tanke Bettys Zustand zu machen, insbesondere, weil sie immer einsamer lebte. Die alten Freundinnen lehnten Einladungen höflich, aber konsequent ab. Kein Wunder – insbesondere die wattierten Schallsäulen in der schönen Wohnung strahlten einen Hauch von Wahnsinn aus. Geduldig versuchte der Schwiegersohn ihr zu erklären, dass ihre Anstrengungen und Investitionen in die Schallwende – das war inzwischen ihre Bezeichnung für das Projekt – keinerlei Einfluss hätten. Von Monat zu Monat wurde es im Hause lauter, trotz ihrer Anstrengungen. Sie beharrte aber darauf, dass jeder Beitrag zähle, dass doch einer den Anfang machen müsse.

Man erklärte ihr, dass ihr Beitrag eben nicht zählte, wenn jeden Monat in der Summe ein Vielfaches an Lärm dazukommt. Und auch, dass „den Anfang machen“ nichts bringt, wenn niemand ihr folgt. Er drängte sie, ihr Projekt Schallwende einzustellen und stattdessen unter die Leute zu gehen und das Leben zu genießen.

Für Tante Betty waren diese Gespräche schmerzhaft; schließlich brach sie in Tränen aus und schluchzte: „Aber wenn ich mit meinem Projekt aufhöre, was bleibt mir dann noch. Ich habe doch sonst nichts!“

Die Kaffeemühlen stehen in Tschechien

Liebe Leserin, lieber Leser, für den Fall, dass Sie es noch nicht bemerkt haben: das Haus ist unser Planet Erde, der Schall ist das CO2 und Tante Betty ist Deutschland. Die Kaffeemühle, das sind die konventionellen Energiequellen, die man ins Ausland verlagert hat, ja, und die häßlichen Schallsäulen, die sind in Wirklichkeit ein paar hundert Meter hoch, haben drei Flügel und zerstören die Anmut unseres Lebensraums.

Wenn Sie jetzt einwenden, der Vergleich würde hinken, dann gebe ich Ihnen Recht. Es ist nämlich keine Frage, dass Lärm der Gesundheit schadet; der Schaden durch CO2 aber ist durchaus umstritten. Insofern ist die Realität noch verrückter als die Geschichte von Tante Betty.

Fakt ist, dass ohne die deutsche Energiewende, ohne die Zehntausenden von Windmühlen, ohne den teuersten Strom der Welt und ohne die angedrohte Einschränkung der Mobilität die Erde sich um kein Deut schneller oder langsamer erwärmen wird, falls sie das überhaupt tut.

Vielleicht sagen Sie jetzt, dass die meisten Deutschen diese Energiewende eigentlich gar nicht wollen; sie sei Resultat einer strategischen Allianz aus Politik, Goldgräbern und Medien, die uns systematisch in die Irre leiten. Ja, das mag schon sein, aber die könnten das nicht mit uns machen, wäre da nicht in der Seele der Bevölkerung der geheime Wunsch nach solch einer masochistischen Politik. Was bleibt uns dann noch?

Aber wie kann so etwas kommen?

Beim Ringen um die Aufarbeitung unserer Vergangenheit hat man gleich die ganze „Festplatte“ mit der Aufschrift „Deutsche Geschichte“ neu formatiert. Die Identität  kraft unserer Herkunft, unsere Tradition ging dabei verloren. Letzte Relikte, die sich in die Gegenwart gerettet haben, sind heute entweder „Nazi“ oder tabu. Die Dichter und Denker sind ebenso „out“ wie technisch- wirtschaftliche Kompetenz. Schwarz-rot-gold ist peinlich und der Name Deutschland ist das Unwort der 21. Jahrhunderts.

Aber was bleibt uns dann noch? Und so wie Tante Betty für ihre Identität die Schallwende erfunden hat, so haben wir Deutsche uns mit der Sorge ums Klima eine neue Identität gegeben. Das ist eine neue raison d’être, eine vermeintlich unbefleckte Daseinsberechtigung.

Wie lange noch?

Zwar bringt die Energiewende für die Mehrheit deutliche Einbußen an Lebensqualität mit sich und nur ganz Wenigen beschert sie monströse Gewinne an Macht und Geld. Das nehmen wir aber gerne in Kauf, denn das Ganze ist so etwas wie Sühne – es nützt zwar niemandem, aber fühlt sich irgendwie gut an.

Bei der Wahl im September nun wird die deutsche Bevölkerung demonstrieren, wie weit sie auf diesem destruktiven Pfad Richtung „Tipping Point“ noch gehen möchte. Wir wollen doch nicht so enden wie Tante Betty. Die wurde nämlich in eine Anstalt eingewiesen.

Das kam so: Ihr kleiner Hund bellte eines Abends ganz laut, und das war ihr so peinlich, dass sie versuchte, ihm die Stimmbänder mit einer Nagelschere zu durchschneiden.  Das ging schief und das arme Tier verblutete. Daraufhin fiel Betty in eine tiefe Ohnmacht und wurde erst am nächsten Morgen entdeckt, als die Nachbarin kam um den Kaffee zum Mahlen abzuholen. Die Polizei wurde gerufen und die Dinge nahmen ihren Lauf.

Die übrigen Hausbewohner aber, denen sie Vorbild sein wollte, nahmen von Bettys Schicksal keine Notiz.

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.




Klimaspaß mit EIKE: Fraunhofer-Forscher wollen Autobahnen mit Solardächern überspannen

Wissenschaftler vom Austrian Institute of Technology AIT und vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme entwickelten eine Technologie, um die Versiegelung natürlicher Flächen durch Photovoltaik-Paneele zu vermeiden. Sie kamen auf den Gedanken, bereits zuasphaltieren Boden zu überdachen – und da bietet sich Deutschlands dichtes Autobahnnetz an, das eine Länge von mindestens 13.000 Kilometern hat und eine Fläche von rund 330 qkm bedeckt (entspricht Fläche von München).

Klingt für den Laien erst einmal interessant – die Autobahnen gehören dem Bund, daher könnte man die Überdachung und Wartung zentral unkompliziert steuern. Fraglich ist allerdings, wie eine „wurmförmige“ Autobahn effizient überdacht werden kann. Baut man eine PV-Anlage auf eine Wiese, kann man die geringst mögliche Zahl von Stützen nehmen, die zudem nur etwa 1m hoch sein müssen. Aber über der Autobahn muß man ja mehr als 5m hohe Gerüste bauen, die aus Sicherheitsgründen sehr robust sein müssen. Hinzu kommt auch noch die Notwendigkeit der Reinigung, da verschmutzte Paneele deutlich weniger Sonnenstrahlung umsetzen. Müssen dann einmal die Woche Spezialreinigungsunternehmen mit Fassadenkletterern die Siliziumplatten abwischen? Oder wird das von zu entwickelnden Robotern erledigt, die es noch nicht gibt?

Man sieht – schon wieder eine Schnapsidee zur Rettung der Energiewende, die zwar „beforscht“ wird, aber höchstwahrscheinlich nicht über die geplante Pilotanlage hinauskommen wird.

Neben der grundsätzlichen Umständlichkeit der Autobahnüberdachung müssen ad hoc etliche neue Verfahren und Maschinen entwickelt werden, die anfangs noch nicht richtig funktionieren und zudem sehr teuer sind. Die klassische Fossiltechnologie hingegen wurde Stück für Stück entwickelt und immer wieder auf Wirtschaftlichkeit geprüft. So funktioniert Kapitalismus – dezentral, mit der Notwendigkeit, sich in der Wirklichkeit beweisen zu müssen.

Die Weltretter, beziehungsweise die Umverteiler, wollen eine völlig neue Technologie zentral-planwirtschaftlich aus der Taufe heben, was nach aller Erfahrung nicht funktioniert und nur Millionen oder Milliarden kostet, die der kleine Steuerzahler an die „da oben“ abführen muß.

Einen Vorgeschmack gibt der „Solar-Radweg“ des Potsdamer Unternehmens Solmove in Erftstadt (NRW). Erst soff das Konstrukt im Regenwasser ab, dann schmorten elektrische Anschlüsse durch. Schuld daran ist natürlich nur die Stadtverwaltung. Aus Sicherheitsgründen wurden die Zellen nun abgedeckt, damit sie keine Energie mehr sammeln können, durch die die beschädigten Leitungen dann glühen und qualmen.




Die Klimaschau von Sebastian Lüning: Angekündigte aber nicht eingetretene Klimaapokalypsen




Die Energiewende führt zur Strommangel-Wirtschaft und zur sozialen Spaltung

Während Politik und Medien nicht müde werden, vom Erfolg der Energiewende zu künden, stellt sich die reale Entwicklung anders dar. Sie kann als „alarmierend“ bezeichnet werden.

Henrik Paulitz denkt tiefer und weiter, als es Politiker in den Spinnennetzen der Macht können und wollen. Alles hängt mit allem zusammen. Die fundamentale Wirkung von absehbarem Mangel an Energie auf den inneren und äußeren Frieden hat in dieser Form noch niemand thematisiert.

 

Sehr geehrter Herr Paulitz, Sie haben in Ihrem Buch „StromMangelWirtschaft“ eindrucksvoll dargelegt, dass wir in Deutschland Zeiten des Strom- und Energiemangels entgegen gehen. In Ländern der Dritten Welt bildet er das gravierendste Hemmnis wirtschaftlicher Entwicklung. Oft sind es Wachstumsschmerzen. Erstmalig entscheidet sich mit Deutschland ein führendes Industrieland mit einer hoch arbeitsteiligen Wirtschaft für eine Entwicklung hin zu  begrenzter Verfügbarkeit von Energie. Welche Folgen wird das haben?

 

Der Bevölkerung ist es derzeit kaum bewusst, dass der Strom künftig nicht mehr zuverlässig aus der Steckdose kommen wird. Auch die extrem kritischen Bereiche wie Mobilität, Warmwasser, Beheizen von Häusern und Wohnungen, die Energieversorgung der gesamten Wirtschaft sind bald schon nicht mehr zuverlässig gewährleistet.

 

In der Öffentlichkeit ist dies nicht zu vernehmen.

 

In den Talk-Shows von Sandra Maischberger, Anne Will, Maybrit Illner, Frank Plasberg und Markus Lanz ist es seltsamerweise kein Thema, dass die Industrienation Deutschland ihrer Industrie heute schon regelmäßig den Strom abschalten muss. Im allabendlichen Polit-Talk werden keine Manager etwa der energieintensiven Aluminiumindustrie eingeladen, denen man beispielsweise 2018 fast 80-mal den Strom abgeschaltet hat. Stellen Sie sich mal ein Land vor, das vom Fischexport lebt, ohne dass man dort im Fernsehen regelmäßig über die Exportchancen von Fisch spräche. In Deutschland gelingt aber das fragwürdige Meisterstück, dass man sich mehr für die Kaiserpinguine in der Antarktis interessiert als für das ökonomische Überleben der Bevölkerung und der eigenen Exportwirtschaft. Das ist der Wesenskern des Versagens von Politik, Wissenschaft und Publizistik in unserem Land. Am Ende lassen wir es zu, dass die Grundlagen unseres Wohlstands innerhalb kürzester Zeit zerstört werden könnten.

 

Das ist großes Kaliber. Die meisten Menschen im Land, auch Politiker, Manager und Journalisten, scheinen dies nicht zu sehen.

 

Die Problemanalyse ist im Grunde sehr trivial: Laut dem Verband der Familienunternehmer ist die zuverlässige Versorgung mit Strom und anderer Energie der letzte große Vorteil des europäischen und deutschen Wirtschaftsstandortes gegenüber den globalen Wettbewerbern. Das Institut der deutschen Wirtschaft legte 2013 eine Studie vor, wonach ein Abwandern der energieintensiven Industrie einen Großteil der übrigen gewerblichen Wirtschaft mit in den Abgrund ziehen könnte. Die Deindustrialisierung Deutschlands hat längst eingesetzt und eine immer unzuverlässigere Energieversorgung würde Deutschland und Europa den Rest geben.

 

Welcher Denkfehler liegt dieser fatalen Entwicklung zugrunde?

 

Jedes Fisch-exportierende Entwicklungsland weiß, dass es Fisch exportieren muss. In Deutschland aber glauben manche, man könne mit der Bazooka „Helikoptergeld“, ein bedingungsloses Grundeinkommen und auch alle möglichen sonstigen Wohltaten „verteilen“, ohne noch irgendetwas auf dem Weltmarkt erfolgreich verkaufen zu müssen. Man meint, man könne reiche Kaufleute mit einer „Reichensteuer“ belasten, während man ihnen und ihren Beschäftigten zugleich die Geschäftsgrundlage entzieht. Man glaubt, der Staat könne Geld verteilen, welches die Europäische Zentralbank in x-beliebiger Menge aus dem Nichts schöpft, ohne dass dies negative Folgen hätte.

 

Deutschland plant nun Herstellung und Export von „grünem Stahl“: Aus Wind- und Solarstrom erzeugt man Wasserstoff, mit dem „klimaneutraler“ Stahl erzeugt und exportiert werden soll. Ist das eine realistische Option für den „Klimaschutz“?

 

Das mit dem grünen Stahl ist in der Theorie eine wunderschöne Idee. Tatsächlich kann man sich Wasserstoff als quasi „universelle Schnittstelle“, als Speicher und Sekundärenergieträger für eine fluktuierende Stromerzeugung mit Wind und Sonne und für alle möglichen Energieverbräuche sehr gut vorstellen. Diese wirklich schöne Vision einer all-umfassenden „Wasserstoffwirtschaft“ ist aber, das muss man wissen, alles andere als neu. Sie wird spätestens seit den 1970er, 1980er Jahren umfassend erforscht, entwickelt und im Rahmen von Pilotprojekten erprobt. Und, auch das muss man wissen: Wesentliche technisch-ökonomische Probleme einer solchen Wasserstoffwirtschaft wurden schon vor vier, fünf Jahrzehnten sehr umfassend beschrieben und diskutiert, und in der Substanz hat sich an den wesentlichen Problemfeldern seitdem nicht allzu viel geändert.

 

Warum „fliegt“ das Thema nicht, so wie es sich der Bundeswirtschaftsminister wünscht?

 

Die technischen Herausforderungen zur Handhabung des leicht flüchtigen Wasserstoffs sind hoch, der Systemwirkungsgrad einer Wasserstoffwirtschaft ist katastrophal schlecht, die dafür erforderliche Wind- und Solarstromproduktion wäre deswegen riesig und entsprechend wäre auch der Subventionsbedarf gigantisch hoch. Selbst die Wissenschaftsredaktion des „Spiegel“ weist darauf hin, dass sämtliche  2019 in Deutschland installierten Windräder an Land und zur See benötigt werden würden, „wollte die Stahlindustrie ihren Energiebedarf aus erneuerbaren Quellen decken“. Da aber selbst laut Umweltbundesamt die praktisch verfügbaren Windenergiepotenziale noch nicht einmal für den konventionellen Stromsektor ausreichen, ist bei nüchterner Betrachtung klar, dass für „grünen Stahl“ und anderes kein überschüssiger Windstrom erzeugt werden kann – was ThyssenKrupp in einer Stellungnahme für den Düsseldorfer Landtag im Mai 2020 auch unmissverständlich klarstellte. Ebenso schreibt auch die Deutsche Bank Research in einer aktuellen Analyse, schnelle Lösungen sollte man nicht erwarten, und auch die Bundesregierung verfalle beim Thema Wasserstoff nicht in Euphorie.

 

Welche Folgen werden aus der Wasserstoffstrategie der Bundesregierung erwachsen?

 

In der Öffentlichkeit versucht man, ein Bild zu zeichnen, wonach Deutschland bald schon „grünen Stahl“ exportiert. Tatsächlich aber greift ThyssenKrupp für sein „Vorzeigeprojekt“ in Duisburg zur Herstellung von Wasserstoff-Stahl notgedrungen auf Wasserstoff zurück, der aus Erdgas gewonnen wird. Mehr noch: Ein hochrangiger Vertreter der Wasserstoffforschung machte bei einer Veranstaltung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Dezember 2019 ganz offen deutlich, dass es gar nicht darum geht, auf Dauer Stahl-Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern. Vielmehr solle Deutschland ganz selbstlos als „Geschenk an die Welt“ die Markteinführung von grünen Wasserstoffprojekten subventionieren. Ähnlich wie bei den Photovoltaik-Modulen, die inzwischen nicht mehr in Deutschland, sondern in Asien produziert werden und dort Arbeitsplätze sichern, solle es nun auch für den grünen Wasserstoff zunächst in Deutschland „Geschäftsmodelle in geschützten Bereichen“ geben, nach der Technologie-Einführung würde der Solarwasserstoff dann aber beispielsweise in Saudi-Arabien produziert. Einem Bericht des Deutschlandfunks zufolge sollen nun mit Milliarden aus dem Corona-Konjunkturpaket „Produktionsanlagen in sonnenreichen Partnerländern entstehen“.

 

Was bedeutet das für Deutschland und die EU?

 

Deutschland wird so zu einem Land der Pilotprojekte und Markteinführungsprogramme, die dazu dienen, die Industrie in andere Länder zu verlagern. Laut einem Handelsblatt-Bericht von 2019  gilt es in der Stahlbranche als ausgemacht, dass die EU eines Tages harte Regeln für eine klimaneutrale Industrie festlegen wird. Der damalige EU-Kommissar für Klimaschutz und Energie, Miguel Arias Cañete, habe erklärt, bei einer vollständigen Dekarbonisierung Europas könnten möglicherweise ganze Industriezweige verschwinden. Ebenso mahnte auch IG Metall-Chef Jörg Hofmann im September 2019, es sei nicht möglich, die deutsche Industrie bis 2035 völlig emissionsfrei zu machen, ohne dass dann Massenarbeitslosigkeit und Wohlstandsverluste drohen.

 

Kommen wir zu den Privathaushalten. Der Energiemangel wird zwangsläufig zu steigenden Preisen für alle Endenergieformen und zu einer Suffizienzwirtschaft führen, angeheizt auch durch die CO2-Steuern.

 

Mit der in diesem Jahr eingeführten CO2-Abgabe gerät der Energieverbrauch im Gebäude- und im Verkehrsbereich von Jahr zu Jahr stärker unter Druck. In den nächsten fünf Jahren können da fürs Heizen leicht 1800 Euro Mehrkosten pro Haushalt entstehen, wie Modellrechnungen zeigen. Preissteigerungen beim Öl kommen möglicherweise noch on top dazu. Hinzu kommt auch das Verbot reiner Ölheizungen ab 2026, die Grünen wollten sogar ein Gasheizungs-Verbot. Man möchte die Bevölkerung zwingen, kostspielige Elektrowärmepumpen zu installieren, ohne dass man für diese den zusätzlichen Strom mit Wind und Sonne erzeugen könnte. Was machen Menschen, die sich das Heizen oder den teuren Austausch einer Heizungsanlage nicht leisten können?

 

Das alles wird die sozial Schwächsten am stärksten treffen. Was bedeutet dies für den sozialen Frieden und die grundgesetzliche Ordnung in Deutschland?

 

Der jetzt zum Teil abstürzenden Mittelschicht, Mietern und den sozial Schwächsten wird es immer schwerer fallen, im Winter ihre Wohnungen zu beheizen. Bei der populistischen Verzichtsdebatte wird gerne der Anschein erweckt, als ginge es um den SUV oder die Shopping-Trips nach New York. In Wirklichkeit aber stellt eine solche Klima- und Verzichtspolitik knallhart die Befriedigung von Grundbedürfnissen wie Raumwärme und die Warmwasserversorgung in Frage. Es geht nicht um den Verzicht auf Luxus oder um „Konsumterror“, wie es gerne gesagt wird, sondern um unmittelbar lebensnotwendige Dinge. Der soziale Friede wird so in höchstem Maße gefährdet. Warum eigentlich diskutiert man in den politischen Talkshows und im Deutschen Bundestag nicht regelmäßig über all das?

 

Absehbar sind Eingriffe auf der Verbraucherseite, beginnend mit einer „Spitzenglättung“, später vielleicht sogar mit einer Rationierung von Energie. Führen diese damit verbundenen Zielverletzungen zum Beispiel des Paragrafen eins des Energiewirtschaftsgesetzes (die „möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit . . .“) zur Gefährdung des inneren Friedens und welche Konfliktlinien sind absehbar?

 

Weil Wind- und Solaranlagen mal zu viel und mal zu wenig Strom produzieren und die nötigen Langzeitspeicher weder verfügbar sind, noch im erforderlichen Umfang verfügbar gemacht werden können, sollen sich nun die Verbraucher „flexibel“ an das extrem schwankende Stromangebot anpassen. Aktuell ist ein Gesetz in der Diskussion, auf dessen Grundlage die Netzbetreiber bei Strommangel den Elektroautos und den Elektrowärmepumpen ferngesteuert den Strom abschalten können. Christoph Müller, Chef des Netzbetreibers Netze BW, spricht von einer „Engpassbewirtschaftung“. Es handelt sich um die Rationierung von Strom – um den Einstieg in eine „StromMangelWirtschaft“. Interessant ist, dass man laut Bundesverband Solarwirtschaft Besserverdienenden die Möglichkeit einräumen möchte, sich von den Stromabschaltungen freizukaufen. Für einen Netznutzungs-Preis von beispielsweise 2000 Euro pro Jahr soll bei den somit Privilegierten weiterhin der Strom zuverlässig aus der Steckdose kommen, während anderen bei Knappheit der Strom abgeschaltet wird. Die Stromversorgung wird also schon bald zu einer Frage des Geldbeutels. Eine solche Energiewende- und Klimaschutzpolitik führt zu einer extremen sozialen Spaltung, zu massivster sozialer Ungerechtigkeit, letztlich zur Wiederkehr der sozialen Frage. Es ist zur Bewahrung des inneren Friedens überfällig, diese Politik grundlegend zu überdenken.

 

Sind unter den absehbar eintretenden Bedingungen noch technisch-ökonomischer Fortschritt und eine Verbesserung der Lebensbedingungen – ein so genannter „Green Deal“ – möglich?

 

Die Verbesserung der Lebensbedingungen ist inzwischen eigentlich gar kein Thema mehr, längst geht es nur noch um einen substanziellen Wohlstandsverlust. Es werden Diskussionen geführt, ob nicht 20 Quadratmeter Wohnfläche für vier Personen genug seien. Dabei könnte es auch ganz handfest ans Eigentum der kleinen Leute gehen: Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat 2020 im Auftrag von „Fridays For Future“ ein Konzept entwickelt, wonach Hauseigentümer zu technisch fragwürdigen energetischen Gebäudesanierungen gezwungen werden sollen, die der Staat „vorfinanzieren“ soll. Da kann man sich die Frage stellen: Kommt es, wenn die Eigentümer die eventuellen Zwangshypotheken nicht zurückzahlen können, zu Zwangsversteigerungen und somit zu kalten Enteignungen von Wohngebäuden? Das Grundproblem besteht darin, dass der so genannte „Green Deal“ in seinen realen Konsequenzen in der Öffentlichkeit überhaupt nicht durchdekliniert wird. Es wird einfach nur postuliert, es handele sich um etwas Gutes und die Deutschen sind natürlich immer sehr dafür, Gutes zu tun. Was aber ist, wenn der Green Deal die Industrie aus Europa vertreibt und Massenarbeitslosigkeit und Massenelend hervorbringt?

 

Sowohl der Ausstieg aus der Kernenergie als auch der aus der Kohle sind nationale Vorhaben, die mit den Nachbarländern und anderen Ländern der EU und Europas nicht abgestimmt wurden. Welche Folgen sind für die Außenbeziehungen Deutschlands und vor dem Hintergrund der „ever closer union“ zu erwarten?

 

Dass in Deutschland die Energiewende völlig fehlgesteuert ist, ist das eine. Das andere ist die Tatsache, dass andere europäische Länder andere Wege gehen. Polen beispielsweise möchte auch weiterhin Kohlekraftwerke betreiben, um zuverlässig preiswerten Strom zu produzieren. Da drängt sich die Frage auf: Gelten auch weiterhin die europäischen Verträge, wonach die Mitgliedstaaten der EU über ihre Energieversorgungsstruktur selbst bestimmen können? Oder wird man auf Staaten wie Polen massivsten Druck ausüben? Und was ist, wenn die Zwangsmaßnahmen nicht zum Ziel führen sollten – führen wir dann „Klimaschutzkriege“ gegen Polen und andere Staaten, um dort Kohlekraftwerke, Kohlebergwerke und anderes mehr zu zerstören? Der Krieg in der Ostukraine zeigt, dass Kohlebergwerke und die sonstige Energie-Infrastruktur sehr wohl aktuelle Kriegsziele sind. Wir Deutschen sollten uns angesichts einer sich zuspitzenden Ideologisierung der Politik der Gefahr bewusst sein, stets Gutes tun zu wollen, aber gerade dadurch eventuell neue historische Schuld auf uns zu laden.

 

Wozu würden Sie raten?

 

Wenn wir Deutschen wirklich Gutes tun wollen, dann sollten wir dringend über solche Zusammenhänge nachdenken. Anstelle von verbissenen, ideologischen Streitigkeiten um Kleinlichkeiten, sollten wir versuchen, gangbare Wege zur Bewahrung des Wohlstands und des Friedens zu finden. Aktuell könnte die Entschleunigung anstelle einer Beschleunigung von Veränderungsprozessen überlebensnotwendig sein. Gerade in Krisenzeiten kommt es nicht zuletzt auf die Bewahrung einer robusten Infrastruktur an, möglichst auch in enger Abstimmung mit unseren europäischen und außereuropäischen Nachbarstaaten. Wenn es gelänge, einen fairen Ausgleich der energiewirtschaftlichen und der sonstigen Interessen zu finden, beispielsweise im Rahmen einer „Eurasischen Energie- und Friedenskonferenz“, wäre das möglicherweise die beste Garantie für den Erhalt des Friedens in Europa.

 

In Ihrem Buch zeigen Sie den absehbaren Mangel an Strom ab spätestens 2023 eindrucksvoll auf. Welche Optionen bleiben Ihrer Ansicht nach, durch kurzfristige Änderungen des politischen Kurses eine bedarfsgerechte Stromversorgung zu erhalten?

 

Dass ausgerechnet der Bundesverband Solarwirtschaft vor einer unmittelbar bevorstehenden, gigantischen Stromlücke von bis zu 30 Gigawatt warnt, sollte die Republik zum Nachdenken bringen. Aufgrund der Versäumnisse der vergangenen Jahre ist es jetzt kurzfristig gar nicht mehr möglich, den Empfehlungen der Kohlekommission folgend, rechtzeitig neue Gaskraftwerke als Ersatz für stillzulegende Atom- und Kohlekraftwerke ans Netz zu bringen. Es ist daher nicht zu verantworten, weitere Kraftwerke stillzulegen.

Henrik Paulitz (geb. 1968) ist Gründer und Leiter der „Akademie Bergstraße für Ressourcen-, Demokratie- und Friedensforschung“. Er ist der Autor mehrerer Bücher, darunter „StromMangelWirtschaft“ (2020), „Kriegsmacht Deutschland?“ (2018) und „Anleitung gegen den Krieg“ (2016).

Die Akademie Bergstraße befasst sich mit Ressourcen-, Demokratie- und Friedensforschung. Aktuelle Schwerpunkte sind die „Gefährdung der Versorgungssicherheit und des Wohlstands“ sowie ein „Atlas der Kriege und Ressourcenkonflikte“. Als Forschungsmethode entwickelte die Akademie die „deskriptive, ökonomisch orientierte Friedens- und Konfliktforschung“, mit der wesentliche, universelle Kriegsziele identifiziert und daraus friedenspolitische Empfehlungen abgeleitet werden können. Die Akademie Bergstraße stellt ihre Analysen und Empfehlungen der interessierten Öffentlichkeit, sowie Wirtschaft, Verbänden und Politik zur Verfügung.

https://www.akademie-bergstrasse.de/

 

 

[Buchhinweis]

ISBN 978-3-981-8525-3-0

20,00 €




Die Temperaturen im März und energiepolitische Wirrungen

Die weitere Entwicklung wird maßgeblich davon abhängig sein, ob La Niña ausläuft oder sich in der 2.Hälfte des Jahres verstärkt fortsetzt. Die Chancen stehen laut der US- amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA  60 zu 40, dass der Ost- Pazifik wieder bis Juni zu normalen Temperaturen (graue Balken) zurückkehrt. Danach erwartet die NOAA eher eine zweite La Niña (blaue Balken). Dann sind kühlere Temperaturen wie vor zehn Jahren zu erwarten.

von Prof. Vahrenholt

von Prof. Vahrenholt

Die Wirrungen der Energiewende: die Zerstörung des Schwarzwaldes durch Grün-Schwarz

Die Koalitionsgespräche in Baden-Württemberg zwischen Grünen und CDU haben den ersten Verlierer fest vereinbart den baden-württembergischen Wald. Die erste und offenbar wichtigste Vereinbarung der Sondierungsgespräche ist die Festlegung der „Vermarktung von Staatswald- und Landesflächen für die Windkraftnutzung. So können bis zu 1000 neue Windkraftanlagen entstehen“.
 Die bedeutendste Fläche des Landes ist in der Tat der Staatswald mit 329 000 ha Fläche. Zieht man von dieser Fläche die Nationalparkflächen ab (dort wird man es wohl nicht wagen, Schneisen zu schlagen), bleibt immer noch eine Fläche von 190 000 ha übrig. Davon müsste man eigentlich noch die Vogelschutzgebiete und FFH Gebiete, soweit sie nicht in den Nationalparkflächen enthalten sind, abziehen. Aber selbst wenn man das nicht tut, kommt ein Windrad (Minister Altmaier: Die Kathedralen der Energiewende) auf 190 ha. Das ist eine Fläche von 1,4 mal 1,4 km². Also stehen dann im Abstand von 1,4 km jeweils ein Windrad mit den entsprechenden Zufahrtsstraßen, die die Waldstücke zerschneiden.
Damit die Verbreitung in Windkraftanlagen in naturempfindlichen Gebieten besser vorankommt, hatte ja bereits im November 2020 AGORA Energiewende, der Thinktank, der die Bundesregierung berät, die Lockerung des Tötungsverbots geschützter Arten im Naturschutzrecht verlangt.

Doch selbst 1.000 Windkraftanlagen bieten keine gesicherte Stromversorgung im windschwachen Ländle. Der Wegfall der Kernkraftwerke wie Philippsburg 2 (immerhin 13 % der Stromversorgung), kann nur durch stärkeren Import von Strom aus dem Ausland kompensiert werden, darunter das älteste Kernkraftwerk der Welt, das Kernkraftwerk Beznau, das nur sechs Kilometer südlich der baden-württembergischen Grenze im Kanton Aargau steht. Baden-Württemberg verteufelt die Kernkraft, nimmt aber gerne den Strom aus ausländischen Kernkraftwerken.
Wer mag, kann ja mal 1000 Windkraftwerke in die dunkelgrünen Flächen der untenstehenden Grafik einzeichnen.

Quelle für die Grafik: ForstBW

Die Energiewende vor dem Scheitern 

Aber was für Baden-Württemberg schiefgehen wird, geht auch in ganz Deutschland nicht auf. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW rechnet durch den Kernenergieausstieg (-8 GW) und den Kohleausstieg (-10 GW) trotz eines Zubaus von 4 GW Gaskraftwerken bis Ende 2022 mit einer Unterversorgung Deutschlands mit Strom. Dadurch „sinkt bis 2023 die konventionelle Kraftwerkskapazität von heute 90 GW auf 75,3 GW. Die Jahreshöchstlast hingegen wird laut Prognose der Bundesnetzagentur dann etwa 81,8 GW betragen“. Da weder Wind- noch Solarenergie gesicherte Leistung liefern, wird es dann, so der BDEW, „eine Lücke an gesicherter Leistung“ geben.

Das ist mittlerweile auch dem Bundesrechnungshof (BRH) aufgefallen. In seiner Pressemitteilung zum Sonderbericht vom 30.März 2021 titelt der Rechnungshof: „Sichere und bezahlbare Stromversorgung zunehmend in Gefahr“. Es lohnt sich die Langfassung des Berichtes zu lesen. Selten ist ein Bundesministerium so abgewatscht worden, wie das Wirtschaftsministerium unter Peter Altmaier. Der Rechnungshof kommt zum Ergebnis, dass die durch den Kernenergie- und Kohleausstieg entstehenden Netzengpässe bis 2025 nicht beseitigt werden (S.30).
Der Bundesrechnungshof geht weiter davon aus, dass die Letztverbrauchspreise für Strom in den kommenden Jahren weiter steigen werden. Schon heute liegen die Strompreise um 43% über dem Durchschnitt in Europa.
Nach seiner Auffassung wirken sich folgende Faktoren gleichzeitig auf die Strompreise aus:

•Der weitere Zubau nachfrageunabhängig produzierender Erneuerbare-Energien-Anlagen.

•der dadurch in großem Umfang notwendige Netzausbau und

derzeit noch fehlende Speicherkapazitäten für Strom aus erneuerbaren Energien.

Das Fazit ist alarmierend: „Der Bundesrechnungshof sieht die Gefahr, dass die Energiewende in dieser Form den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährdet, die finanzielle Tragkraft der letztverbrauchenden Unternehmen und Privathaushalte überfordert und damit letztlich die gesellschaftliche Akzeptanz aufs Spiel setzt. Nach Schätzungen aus dem Jahr 2016 müssen in den Jahren 2000 bis 2025 rund 520 Mrd. Euro (nominal) einschließlich der Netzausbaukosten für die Energiewende im Bereich der Stromerzeugung aufgebracht werden.“
Der Bundesrechnungshof bekräftigt deshalb seine Auffassung, dass es nicht vorrangig Ziel sein kann, die Energiewende „um jeden Preis“ umzusetzen.“(S.48)

Das hätte ich nicht besser formulieren können.
Mehr zu diesen Themen sehen Sie auf der Klimaschau Nr. 26 von Sebastian Lüning.




Die Klimaschau von Sebastian Lüning: Bundeswirtschaftsministerium erhält Note „mangelhaft“ für Energiewende

Mit Dank an Leser Jens Fetköter




Klimaschau 24 – die Tagesschau von Sebastian Lüning : Sahara-Solarfarmen verursachen Dürren im Amazonas-Regenwald




Klimaschau 22 – die Tagesschau von Sebastian Lüning




Klimaschau 21 – die Tagesschau von Sebastian Lüning




10 Jahre Fukushima – 10 Jahre Ausstieg aus der Kernenergie

Es war die Bundeskanzlerin, die in einer Kurzschlussreaktion vier Tage nach dem Störfall erklärte, dass die ältesten acht Kernkraftwerke  abgestellt werden sollten. Da die Bundesregierung ein vom Parlament verabschiedetes Gesetz wie das Atomgesetz nicht einfach außer Kraft setzen kann, sprach der Bundesverfassungsrichter Hans-Jürgen Papier von verfassungswidrigem Vorgehen.

Wie immer in krisenhaften Situationen, wie etwa bei der Öffnung der Grenzen 2015 oder in der Coronakrise, ließ sich die Bundeskanzlerin treiben von der öffentlichen Meinung. Die war aber durch Angst- und Panikmache, insbesondere der öffentlich-rechtlichen Medien, aufgeputscht und klar auf der Seite des Ausstiegs. Wir erinnern uns noch gut an die täglichen abendlichen Brennpunkte in ARD und ZDF mit dem immer wiederkehrenden Yogeshwar, in deren Folge in Deutschland, 9000 Kilometer von Japan entfernt, die Geigerzähler ausverkauft waren.

Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass ein anderer Bundeskanzler zunächst Ursachenforschung betrieben hätte und nach dem Abklingen der ersten verständlichen Erregung und Angst entschieden hätte, was im Interesse Deutschlands und nicht im Interesse des eigenen politischen Überlebens notwendig war. Noch im Jahr 2010 war die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke um 8 – 14 Jahre durch den deutschen Bundestag beschlossen worden. Noch 2008 sagte Bundeskanzlerin Merkel: „Ich halte es nicht für sinnvoll, dass ausgerechnet das Land mit den sichersten Atomkraftwerken die friedliche Nutzung der Kernenergie einstellt.“

Eine nähere Untersuchung hätte ergeben, dass der Unfall in Deutschland niemals hätte passieren können, wie auch die Reaktorsicherheitskommission feststellte. Denn abgesehen davon, dass die Kraftwerke von Fukushima zu gering gegen Flutwellen und Überschwemmung geschützt waren, gab es dort auch nicht das im Jahre 1986 in Deutschland eingeführte »Wallmann-Ventil«. Ein solches Ventil sorgt dafür, dass bei Überdruckbildung im Sicherheitsbehälter (containment) Gase gefiltert entlastet werden können. Das Wallmann-Ventil war im Zuge der Überarbeitung der Sicherheitskonzepte deutscher Kernkraftwerke nach der Katastrophe von Tschernobyl eingeführt worden. Auch die sogenannten »Töpfer-Kerzen«, d. h. Wasserstoff-Rekombinatoren, mit denen deutsche Kernkraftwerke längst nachgerüstet waren, hätten eine Wasserstoffexplosion wie in Fukushima in Deutschland vermieden.

Trotz Fukushima kamen alle anderen Kernenergieländer der Welt zu anderen Schlussfolgerungen. Spanien, Belgien, Schweiz, USA und Schweden verlängerten die Laufzeit ihrer Kernkraftwerke. Holland und Polen planen den Einstieg in die Kerntechnik. Schweden, das in den 1980er-Jahren beschlossen hatte, bis 2000 alle Kernkraftwerke zu schließen, hat mittlerweile den Betrieb einzelner Kraftwerke bis 2040 erlaubt. Sogar der Ersatz bestehender Kernkraftwerke ist dort nunmehr möglich.

In Deutschland war die Laufzeitverlängerung ein halbes Jahr vor dem Ausstiegsbeschluss ebenfalls erfolgt: Im Herbst 2010 beschloss der Deutsche Bundestag eine Verlängerung der Laufzeiten um acht Betriebsjahre für ältere Kraftwerke und um 14 Jahre für jüngere Kraftwerke. Danach wäre Brokdorf im Jahre 2036 vom Netz gegangen.

Durch die Einrichtung einer Ethikkommission, die sich dadurch auszeichnete, dass in ihr kein einziger Energiefachmann vertreten war, allerdings mehrere Kirchenvertreter und Ausstiegsaktivisten, erhielt die Bundeskanzlerin ein Votum, das sie für eine gesetzliche Regelung brauchte. Am 9. Juni 2011 erklärte sie im Deutschen Bundestag „Die Nutzung der Kernenergie wird bis 2022 beendet“. Am 30. Juni 2011 beschloss der Bundestag in namentlicher Abstimmung bei wenigen Gegenstimmen (einer der wenigen Mutigen war Arnold Vaatz (CDU)) das »13. Gesetz zur Änderung des Atomgesetzes«, das die Stilllegung aller Kernkraftwerke bis 2022 vorsah.

Die Folgeschäden der Fehlentscheidung der Kanzlerin und des deutschen Bundestages für den Wohlstand Deutschlands sind immens. Denn in der Regierungserklärung von 2009 hatte die CDU-FDP Koalition das Ziel der Vorgängerregierung einer 40%-igen CO2-Minderung bis 2020 übernommen.

Ein Großteil der durch den Ausstieg wegfallenden, CO2-freien Stromproduktion musste nun durch Kohle- und Braunkohlekraftwerke ersetzt werden. Dadurch blieben die CO2-Emissionen durch die Stromerzeugung bis 2018 weitgehend konstant, obwohl massive Subventionen in Höhe von 400 Milliarden € für Windkraftanlagen und Photovoltaikdächer zu einem massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien führte. Hinzu treten die Kosten von etwa 100 Milliarden €, die für die Hochspannungstrassen auszugeben sind, um Windstrom vom Norden in den früher kernkraftreichen Süden zu transportieren. Die Subvention, die auf jeden Stromkunden umgelegt wurde, führte zu einem massiven Strompreisanstieg.

Deutschland hat mit 32 Eurocent pro Kilowattstunde den höchsten Strompreis der Welt, der internationale Durchschnitt liegt bei 12 Eurocent/kWh. Die Erneuerbaren-Energie-Umlage beträgt mittlerweile 10 Eurocent /kwh, die mittlerweile zum Teil vom Steuerzahler bezahlt wird. Der höchste Strompreis der Welt, eine Folge der falschen Entscheidung im Jahre 2011, trifft nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit von Industrie und Gewerbe und deren Arbeitsplätze, soweit sie nicht zu den wenigen Betrieben gehören, die von der Umlage befreit sind. Der Wirtschaftsstandort Deutschland zerbröselt. Schon heute investiert die chemische Industrie vor allen Dingen wegen der prohibitiv hohen Stromkosten weniger als die Höhe der Abschreibungen. Die Industrie schrumpft.

Um die CO2-Ziele trotz Kernenergieausstiegs dennoch einzuhalten, mussten andere Bereiche herangezogen werden wie der Verkehr, die Wärmeversorgung und die Landwirtschaft, die mit weiteren CO2– Einsparvorgaben belastet wurden. Am Ende wurde sogar der Verbrennungsmotor geopfert, eine Schlüsseltechnologie Deutschlands. Es war allerdings schon 2011 erkennbar, dass im Jahre 2020 die CO2-Ziele nicht eingehalten werden konnten – diese fehlende Zielerreichung war einer der Gründe, die zum Anschwellen der »Fridays for Future«-Bewegung 2019 führte. Dank eines umfassenden Corona-Lockdowns wurde das Minderungsziel allerdings kurzfristig erreicht.

Durch den Doppelschlag des Verzichts auf Kernenergie und Kohle fallen 80 % der gesicherten Leistung an Strom weg und werden ersetzt durch Strom, der von Wind und Wetter abhängt und mit Dunkelflauten im Winter von bis zu 10 Tagen eine Strommangelwirtschaft hervorrufen wird, die wir nur von Entwicklungsländern kennen. In Anbetracht dieser Tatsache, Verkehr und Wärmeversorgung zukünftig auch noch zusätzlich von fluktuierenden Stromquellen wie Sonne und Wind abhängig zu machen, grenzt an politisch-wirtschaftlichen Harakiri. Die hierfür notwendige Speicherung durch Wasserstoff oder Batterien ist schlicht unbezahlbar.

Mit der Stilllegung der Kernkraftwerke ist das Problem der radioaktiven Rückstände in den abgebrannten Brennelementen, die in 12 Zwischenlager neben den Kernkraftwerken aufbewahrt werden, ungelöst. Eine neue Generation von Kerntechnologien, die inhärent sicher sind und das Endlagerproblem auflösen, wird weltweit entwickelt, nur nicht in Deutschland. Denn die bis 2011 gültige Zweckbestimmung des Atomgesetzes, die Erforschung der Nutzung der Kernenergie zu fördern, wurde ersatzlos gestrichen. Die Kernforschung zum Zwecke der Energieerzeugung wurde eingestellt.

Die Kerntechnik der 4. Generation, an der weltweit geforscht wird, arbeitet überwiegend mit schnellen Neutronen. Sie sind in der Lage, auch nicht spaltbare Atomkerne durch Neutroneneinfang zu spaltbaren zu machen. Damit wäre das Problem der Reichweite gelöst, denn herkömmliche Reaktoren nutzen lediglich 5% des Urans durch Kernspaltung. Zugleich wird aber auch das Problem des Atomabfalls gelöst, denn dieser kann als Ausgangsstoff eingesetzt werden. Selbst wenn es nicht um die kostengünstige CO2-freie Stromerzeugung durch Kernenergie ginge, müsste sich Deutschland mit dieser Technologie befassen, denn sie sichert die Umwandlung der über Zehntausende von Jahren langlebigen Rückstände in Stoffe, die bereits nach einigen hundert Jahren als abgeklungen gelten.

Ein neues Konzept der    IV. Generation ist auch der Dual-Fluid-Reaktor (DFR). Er wurde als privates Projekt von Kernphysikern aus Deutschland ohne staatliche Zuschüsse entwickelt und hat mittlerweile weltweit Patente.

Die Beschreibung des Reaktors durch die Erfinder liest sich wie die Beschreibung des Steins der Weisen:

-Der DFR erzeugt wie die meisten Konzepte der 4. Generation keinen langlebigen Atommüll, im Gegenteil, er baut den bestehenden Atommüll ab;

-die Energieeffizienz ist etwa 1000 Mal so groß wie bei Stromerzeugungen auf Basis Erneuerbarer Energien;

-das Kraftwerk ist inhärent sicher;

-die Erzeugungskosten für Strom sollen für ein Großkraftwerk von 1500 Megawatt elektrischer Leistung bei  1 €ct pro Kilowattstunde liegen.

Die Patentinhaber, die sich im privaten Institut für Festkörper-Kernphysik in Berlin organisiert haben, haben ihre Zelte mittlerweile in Vancouver in Kanada aufgeschlagen.

Je mehr die desaströsen Unzulänglichkeiten der Energiewende auf Wind- und Solarbasis in den nächsten Jahren zutage treten werden, umso mehr sollte auch die Offenheit kluger politischer Köpfe auch in Deutschland wachsen, sich mit einem neuen, sicheren Kapitel der Kernenergie zu beschäftigen. Dazu braucht es einen Wechsel in der politischen Führung, vor allen Dingen aber ein Umdenken in den Redaktionsstuben deutscher Medien, in denen nach einer Untersuchung von Prof. Kepplinger 70 % der Journalisten immer noch der Auffassung sind, dass Fukushima „endgültig bewiesen“ habe, dass „die Risiken der Kernenergie nicht tragbar sind“.

Aber bevor es den ersten „Brennpunkt“ in ARD oder ZDF zur Technologie der 4. Generation gibt, müsste uns alle die berechtigte Angst um die Sicherheit unserer Energieversorgung erschüttern. Aber das dauert nicht mehr lange.

Dieser Artikel erschien zuerst in Cicero (11.3.2021)




Kurzmeldung: Rund um Deutschland bleiben KKW erhalten oder werden neu gebaut

In Deutschland wird der Abriß von Kernkraftwerk-Kühltürmen öffentlich bejubelt; und Aktivisten fordern einen noch früheren Ausstieg aus der Kohle als 2038. Wäre Deutschland ein Staat mit europäischer Randlage, hätten wir jetzt schon dauernd flächendeckende Stromausfälle.

Zum Glück (?) deckt vor allem Frankreich mit Exportstrom unseren Bedarf ab, wenn Merkels Windparks mal wieder zu wenig liefern, um unser Hochtechnik-Land zu versorgen. Beziehungsweise nimmt uns den Überschuß ab, wenn die Rotoren oder Solarzellen bei Hellsturm unser Netz zum Glühen bringen. Beides kostet Geld, viel Geld. Kein Wunder also, daß unsere Nachbarn uns gern mit Strom versorgen, den sie besonders teuer verkaufen können.

Im Zusammenhang damit wurde gerade bekannt, daß Frankreich seine Uraltmeiler noch zehn Jahre länger laufen läßt als geplant. Dafür werden sie immerhin modernisiert; aber alt ist alt und damit riskant. Besonders Cattenom in Lothringen steht diesbezüglich in der Kritik. Unsere deutschen Kraftwerke, Weltmeister in Sachen Sicherheit und Liefermenge, hingegen werden möglichst schnell abgewrackt. Mit dem Ergebnis, daß der Strom nach wie vor aus Kernkraftquellen kommt, die deutlich weniger sicher sind als zuvor. Es ist paradox: Der deutsche Anti-Atom-Furor und die angebliche Klimarettung machen ein zweites Tschernobyl sogar wahrscheinlicher.

Exportstrom zur Stabilisierung unserer Netze kommt nicht nur aus Frankreich, sondern vor allem auch aus Polen. Der „Klimaplan“ der Warschauer Regierung sieht ganz rational die konsequente Nutzung von Kernkraft vor, die tatsächlich CO2-frei ist, sobald das Werk einspeist. Nicht, daß es von Belang wäre, aber politisch wollen das unsere Journalisten und FFF-Aktivisten ja gerade.

Die Polen wollen sechs neue Blöcke bauen, von denen der erste schon 2034 ans Netz gehen soll. Atomgegner ängstigen sich vor allem beim Neubau in Zarnowitz nahe Danzig an der Ostsee. Das Werk wird nur 150 km von der vorpommerschen Grenze entfernt stehen und könnte nach GAU Deutschland verseuchen. Wohl eher nicht, da Polen heutzutage wesentlich besser organisiert und regiert ist als Deutschland. Profitgierige Interessensgruppen haben dort deutlich weniger zu sagen als hier. Außerdem liegt Zarnowitz in der Nähe von Danzig, der wichtigsten Hafenstadt des Landes. Unwahrscheinlich, daß die Regierung ein unsicheres Werk dort errichten würde.

 




Der Energy Charter Treaty (ECT) von 1994 stört die „Energiewende“.

Die meisten Europäer haben wohl von der 1991 nach dem Ende des Kalten Krieges mühsam ausgehandelten, 1994 in Lissabon unterzeichneten und im April 1998 in Kraft getretenen Internationalen Energie Charta noch nie gehört. Auch viele Politiker scheinen sich nicht der Energiecharta erinnert zu haben, als sie das Pariser Klima-Abkommen und den „Green Deal“ der EU beschlossen. Nun werden sie gewahr, dass sie sich damit das Risiko Milliarden schwerer Schadensersatz-Forderungen eingehandelt haben.

Der Energiecharta-Vertrag (ECT) wurde nach dem Ende des Kalten Krieges ausgehandelt mit dem vordringlichen Ziel, die Energiewirtschaft der Ex-Sowjetrepubliken und der osteuropäischen Staaten in die europäischen und globalen Märkte zu ermöglichen. Um Investoren in Länder mit unsicherer Rechtslage zu locken, gewährt der Vertrag Auslandsinvestitionen einen besonderen Schutz, zumal sich Investitionen in Großkraftwerke meist erst nach etlichen Jahren rechnen. Bis 20 Jahre nach seinem eventuellen Austritt aus dem Vertrag kann ein Staat von privaten Energieproduzenten mithilfe nicht öffentlich tagender Schiedsgerichte noch zu hohen Schadensersatzzahlungen verpflichtet werden (Art. 47). Im gleichen Sinn sollen die Meistbegünstigungsklausel und ein Diskriminierungsverbot entsprechend den Regeln der Welthandelsorganisation WTO wirken. Dabei soll allerdings die nationale Souveränität über die Energieversorgungs-Infrastruktur nicht angetastet werden (Art. 18 ECT). Die Partnerstaaten sind nicht verpflichtet, Dritten Zugang zu ihrer Infrastruktur zu gewähren. Es gibt auch keine Verpflichtung, Energie-Unternehmen im Staatsbesitz zu privatisieren oder zur Zerschlagung vertikal integrierter Energie-Konzerne. Schließlich soll der Vertrag auch die Transparenz und Effizienz von Energiemärkten fördern. Diese werden im Protokoll zur Energieeffizienz und damit zusammenhängenden Umweltaspekten (PEEREA) festgehalten. Dieses trat im April 1998 zusammen mit dem ECT in Kraft.

Neben Ländern wie Australien und Island, die sich wegen ihrer Insellage kaum Vorteile vom ECT versprachen, haben auch Norwegen, Weißrussland und Russland dem Vertrag nur zögernd zugestimmt. Russland machte die Ratifizierung von einem Energie-Transit-Protokoll abhängig, das im Rahmen des Beitrittsprozesses Russlands zur WTO und auch bilateral zwischen der Europäischen Union und Russland ausgehandelt werden sollte. Inzwischen haben 51 Länder sowie die EU und EURATOM den Vertrag unterzeichnet. Australien, Island, Norwegen, Weißrussland und Russland haben den Vertrag noch nicht ratifiziert, wenden ihn aber provisorisch an, soweit er ihren nationalen Gesetzen und Regelungen nicht widerspricht. Italien hat im Frühjahr 2015 sein Ausscheiden aus dem ECT bekannt gegeben, um seinen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 370.000 Euro einzusparen. Es unterliegt aber nach Artikel 47 des ECT noch bis 2036 den Entscheidungen der ECT-Schiedsgerichte.

Das hat offenbar die Verfechter der Ideologie-getriebenen „Energiewende“ alarmiert. Im Vergangenen Jahr riefen Autoren des 6. Sachstandsberichts des IPCC und linke Ökonomen die EU in einem offenen Brief zum Ausstieg aus dem ECT samt dessen „Sunset Clause“ (Art. 47) auf, die es Investoren erlaubt, Regierungen bis 20 Jahre nach deren Austritt aus dem ECT zu verklagen . In dessen Begründung heißt es: „Energieunternehmen nutzen den ECT, um den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu verlangsamen. Zum Beispiel verklagt der britische Ölkonzern Rockhopper Italien wegen des Verbots der Ölförderung in den Küstengewässern des Landes und fordert das Siebenfache der Summe, die das Unternehmen ursprünglich investiert hat. Der britische Energiekonzern Ascent Resources verklagt Slowenien, weil es von dem Unternehmen eine Umweltverträglichkeitsprüfung verlangt, bevor es mit der Erdgasexploration durch Fracking beginnt. In den Niederlanden hat der Betreiber eines Kohlekraftwerks ein Schiedsgerichtsverfahren gegen das Kohleausstiegsgesetz der niederländischen Regierung eingeleitet, in dem er laut Medienberichten 1 Milliarde Euro Entschädigung fordert. Die bloße Androhung solcher Klagen kann schon ausreichen, um Regierungen von einer Gesetzgebung im öffentlichen Interesse abzubringen. Daher sehen die Unterzeichner*innen dieses Briefes den Energiecharta-Vertrag als ein großes Hindernis für die Umsetzung des Pariser Abkommens und des europäischen Green Deals.“ (zit. nach Attac Austria)

In diesem Jahr hat nun Nico Schmidt von dem von der Soros-Initiative und anderen verdächtigen Stiftungen gesponserten aktivistischen Recherche-Netzwerk „Investigate Europe“ in „Buzzfeed News“ die Alarmglocke betätigt und fand dabei in anderen Blättern des Ippen-Digital-Netzwerks ein breites Echo. Schmidt und seine Kollegen fürchten, Konzerne könnten bereits durch die Androhung von Milliarden teuren Schiedssprüchen („regulatory chill“) das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klima-Abkommens und den „Green Deal“ der EU zu Fall bringen. So habe zum Beispiel der französische Staat unter dem früheren Umweltminister Nicolas Hulot im Jahre 2017 auf das angekündigten Total-Verbot der Förderung fossiler Energie-Rohstoffe verzichtet, um ein teures Schieds-Verfahren nach dem ECT zu vermeiden. Insgesamt gebe es in der EU Energie-Infrastrukturen (Kohle- und Gaskraftwerke, Flüssiggas-Terminals, Ölfelder und Pipelines) im Wert von insgesamt etwa 350 Milliarden Euro, die Gegenstand von ECT-Schiedsverfahren werden könnten. Es gebe bereits Beispiele, in denen es Konzernen gelungen ist, wegen entgangener Gewinnchancen ein Vielfaches des aktuellen Buchwertes ihrer Investitionen zu erstreiten.

Dadurch wird die auf reinem Wunschdenken fußende deutsche „Energiewende“ noch teurer als ohnehin schon bekannt. Der wegen des in Deutschland beschlossenen Kohleausstiegs bis 2038 zwischen dem Bund und den Konzernen RWE und Leag kürzlich unterzeichnete Kohleausstiegsvertrag enthält deshalb vorsorglich diesen Paragrafen: „Die Vertragsparteien sind sich einig, dass die Gesellschaften auf Forderungen und Ansprüche aus dem Energiecharta-Vertrag verzichten.“ Wieviel Geld die Bundesregierung diesen Konzernen für den Forderungsverzicht angeboten hat, wurde nicht offiziell bekanntgegeben. Es muss sich aber um Milliardensummen handeln. Im Fall der Leag, die wegen ihrer ausländischen Kapitalbasis nach dem ECT klagen könnte, ist von 1,735 Milliarden Euro die Rede. Der schwedische Staatskonzern Vattenfall prozessiert schon seit 2012 wegen des 2011 beschlossenen Atomausstiegs gegen den deutschen Staat. Dabei geht es um mehr als 6 Milliarden Euro. Ein Urteil wird in diesem Frühjahr erwartet.

Der deutsche RWE-Konzern klagt zurzeit vor einem Schiedsgericht gegen die Niederlande auf eine Entschädigung von 1,4 Milliarden Euro, weil er in seinem Kraftwerk Eemshaven ab 2030 keine Kohle mehr verfeuern darf. Gegen Italien klagt der britische Ölkonzern Rockhopper vor einem Washingtoner Schiedsgericht auf eine Entschädigung von mehr als 200 Millionen Euro, weil er das von ihm mit Investitionen von etwa 23 Millionen Euro teilweise schon erschlossene Ölfeld „Ombrina Mare“ in der Adria nicht ausbeuten darf.

Deshalb mehren sich vor allem in südlichen EU-Mitgliedsstaaten nun Stimmen, die einen „koordinierten Austritt“ der EU aus dem ECT fordern. Damit würde zumindest Konzern-Klagen innerhalb der EU die Rechtsgrundlage entzogen. Doch Nico Schmidt hält selbst ein entsprechendes Abkommen zwischen den EU-Mitgliedsstaaten für „höchst unwahrscheinlich“. Das Brüsseler ECT-Sekretariat bemüht sich unterdessen – vermutlich nicht ohne Erfolg – darum, den Energie-Pakt auf Afrika auszudehnen. Das brächte den Afrikanern die Chance, endlich zu einer verlässlichen Energieversorgung zu gelangen. „Pacta sunt servanda“ (Verträge müssen eingehalten werden) heißt einer der bewährten Grundsätze des alten römischen Rechts. Ohne Rechtssicherheit würde die Energiewirtschaft den Herausforderungen des Klimawandels (gleich in welche Richtung) kaum begegnen können. Anfang März tagt die nächste Verhandlungsrunde der Modernisierungsgruppe des ECT.

Aktivistische Netzwerke wie „Investigate Europe“ leben von der Denunziation der Geschäftsinteressen großer Konzerne. Doch auch ihr Insistieren auf dem angeblich wissenschaftlich abgeleiteten 1,5-Grad-Ziel der Klimapolitik ist nichts anderes als ein Geschäftsmodell – im Dienste von Investoren in Wind- und Solarkraftwerke sowie für den nimmersatten Staat. Im Unterschied zu Konzernen, die in Kohle- und Gaskraftwerke investieren, können diese aber keine zuverlässige Energieversorgung garantieren. In besserwisserischer Manier setzten die Klima-Aktivisten auf „Alternativen“, die sich am Ende meist als umweltbelastender erweisen als die von ihnen verschmähten „fossilen“ Energiequellen.




Explodierende Stromkosten: Energiewende bereitet Großindustrie unerwartete Zusatzprobleme

Die ehemals halb-zentrale Stromversorgung Deutschlands mit Kern- und Kohlekraftwerken hatte nicht nur den Vorteil, die Verschmutzung der Luft auf bestimmte Regionen zu begrenzen (statt in jeder Küche wie zuvor); es war auch möglich, besonders energiebedürftige Verbraucher wie die Aluminium- und Stahlindustrie ortsnah mit billigem Strom in benötigter Menge zu versorgen. Den Grund für den hohen Bedarf kennt der kundige EIKE-Leser aus dem Schulunterricht: Erze wie Bauxit müssen erst mit mehr als 2000°C verflüssigt werden, um die Aluminium-Ionen zu mobilisieren, die dann via Elektrolyse reduziert und zu elementarem Metall gemacht werden. Das Schmelzen der Alusalze kann meist noch mit Gas oder Kohle bewerkstelligt werden; aber für die Elektrolyse braucht man Strom mit hohen Spannungen und hohen Stromstärken.

Da die Stromtarife für die Industrie seltsamerweise auch nach Transportstrecke berechnet werden, fallen nun viel höhere Preise an, da die zentralen Meiler nach und nach abgerissen werden. Und die vielen dezentralen Kleinkraftwerke und Ökostromanlagen, oder der nächste noch in Betrieb befindliche  Großmeiler stehen zwangsläufig weit weg von den Großverbrauchern. Ergebnis: Verdopplung der Stromkosten, die logischerweise an den Produktkäufer weitergegeben werden müssen. Deutsches Metall wird damit nicht mehr konkurrenzfähig. Heißt irgendwann, Werk schließen oder ins Ausland verlagern.

Typisches Beispiel ist die Aluhütte von Trimet in Hamburg. Bisher wird die Fabrik vom nahen Moorburg, einem neuen hocheffizinenten Kohlekraftwerk, versorgt, das Vattenfall an Silvester schließen wird. Das KKW Brokdorf, zehn mal so weit entfernt (70km), muß dann übernehmen. Dummerweise fällt Brokdorf Silvester 22 auch aus; und dann muß ein Anbieter im fast 100 km entfernen Bremen übernehmen.

Man sieht: Die Energiewende, die das Kabinett Merkel II 2011 vom Zaun brach, sorgt lediglich für eine Desindustrialisierung Deutschlands. Die Kern- und Kohlekraftwerke und die Aluhütten werden keineswegs weniger, sondern wandern nur ins benachbarte Ausland ab.

Den Akademikern im öffentlichen Dienst und in den Redaktionen mag das gleich sein – zunächst noch. Denn die Grundstoffindustrie erzeugt den Wohlstand, von dem die Steuer-Transfers letztlich finanziert werden. Daß die Hunderttausende Jobs, die zeitnah wegfallen, jemanden von den Transferempfängern  interessieren, darf bezweifelt werden. Es geht ja um die Rettung des Klimas; da müssen eben ein paar Späne fallen.




Na sowas! Es ist Winter und die Windräder und die PV-Panels machen Pause – Deutsche würden ohne Kohlekraft verzweifeln

(Hinweis für Selbstdenker: Vergessen Sie nicht die ständige Stromversorgung aus dem [gerade noch] zuverlässigen Netz, um die Windräder  langsam in Bewegung und warm zu halten, damit die Lager nicht festgehen oder gar fest gefrieren!)

Soviel zum „Übergang“ zu einer wind- und sonnengetriebenen Zukunft – auch bekannt als „Energiewende“.

Obwohl die deutschen Kohlekraftwerke in den letzten 20 Jahren Gegenstand von Betroffenheit wegen CO2 und großer Verleumdung waren, werden sie jetzt für das geschätzt, was sie sind: wirklich zuverlässige und wichtige Stromerzeugungsquellen, die bei jedem Wetter auf Anforderung verfügbar sind. Bei der deutschen Besessenheit von unzuverlässigem Wind und Sonnenstrom ist ein möglicher landesweiter Stromausfall, wie eine aufgezogene Zeitbombe, die explodieren wird – nur wann ist noch die Frage.

Pierre Gosselin von  NoTricksZone beobachtet Deutschlands (bedarfsgerechte) Herzensveränderung.

 

Berlin am Rande! Winter-Stromausfälle drohen, da Kohlekraftwerke bereits zu 100% ausgelastet sind. Kämpfen Sie darum, dass Ihnen ihre Stromzufuhr nicht abgeschaltet wird

No Tricks Zone, Pierre Gosselin, 28. Januar 2021

Die Mainstream-Medien in Deutschland finden kaum noch Superlative für das unerwartete: Es ist kalt und es schneit – und das mitten im Winter. Ein Großteil des Landes hat beträchtlichen Schneefall abbekommen, was bedeutet, dass Sonnenkollektoren oft mit Schnee bedeckt sind und somit unbrauchbar werden. Zusätzlich verhindert der wochenlange bewölkte Himmel bereits auch ohne Schneedecke eine nennenswerte Solarstromerzeugung.

Darüber hinaus gab es in diesem Winter bereits viele lange windstille Perioden. 30.000 Windkraftanlagen waren größtenteils außer Betrieb. In einer Welt, die zu 100% auf grüne Energien angewiesen ist, würde dies zu Hause nahezu 100% Dunkelheit bedeuten.

Glücklicherweise ist die noch vorhandene deutsche Kohle- und Atomkraftinfrastruktur (noch für etwa 400 Tage) da, um einzugreifen und den Strom und das Land am Laufen zu halten. Dies war in diesem Winter für Berlin der Fall. Ein Fernsehbericht des  deutschen RBB enthüllt:

Der öffentlich-rechtliche RBB (Berlin-Brandenburg) sendete kürzlich einen Bericht (oben) über die Winterenergieprobleme der Region mit dem Titel „Deutschlands grüne Energien, die vom Winter belastet sind“.

Kohle zur Rettung

Der Bericht erkennt an, dass der gesamte Strom, derzeit hauptsächlich aus Kohle stammt und die Kraftwerke in der Lausitz jetzt „voll ausgelastet“ sind.

Seltsamerweise wurde der RBB-Bericht aus den Sender-Archiven entfernt, ist aber dank der Windenergie-Protestgruppe Vernunftkraft.de auf YouTube glücklicherweise noch verfügbar.

In dem Bericht sagt Daniel Bartig, Mechaniker im LEAG-Werk in Lausitz, gegenüber RBB, er sei skeptisch, dass grüne Energie die Aufgabe erfüllen könne, und sagt: „Der größte Teil des Stroms kommt derzeit aus Kohle.“

Grüne Energien werden nicht mit der Nachfrage Schritt halten
Als nächstes interviewt RBB Harald Schwarz, Professor für Energieverteilung an der Universität Cottbus, der RBB gegenüber erklärt, er sei sehr skeptisch gegenüber Wind- und Sonnenenergie. Während Deutschland seine zuverlässigen Atom- und Kohlekraftwerke stilllegt, wird sich die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage gefährlich vergrößern.

Die physikalische Realität wird von politischen Entscheidungsträgern „völlig verdrängt“

Laut Prof. Schwarz:

„Die gesicherte Versorgung aus Wind- und Photovoltaik liegt zwischen 0 und 2 oder 3 Prozent – das ist de facto Null. Sie können es in vielen Diagrammen [auch auf Eike] sehen, dass wir Tage, Wochen in dem Jahr haben, in dem wir weder Wind noch PV haben. Besonders diesmal zum Beispiel – es gibt keinen Wind und keine Sonne und es gibt oft Zeiten, in denen der Wind sehr gering ist. Ich muss sagen, dass dies Dinge sind, die seit Jahrhunderten physisch etabliert und bekannt sind, aber während der Diskussion über grüne Energien wird das einfach völlig vernachlässigt. “

Wir werden in Zukunft auf ausländische Energie angewiesen sein

warnt der RBB dann vor den erhöhten Stromausfallwahrscheinlichkeiten für die Region, wie dem Stromausfall in Berlin im Jahr 2019.

Was wird also in Zukunft passieren?

Der Reporter sagt darauf, es sei geplant, dass Deutschland stärker auf Erdgas (aus Russland), Kohlekraft aus Polen und Atomkraft aus Frankreich angewiesen sei [Wenn die genügend haben, um uns etwas abzugeben]

Grüne Energie Dummheit und Hartnäckigkeit und keine Hemmungen, dass auch noch öffentlich zur Schau zu stellen.

No Tricks Zone

https://stopthesethings.com/2021/02/09/coal-comfort-total-collapse-in-wind-solar-output-leaves-freezing-germans-desperate-for-coal-fired-power/

Übersetzt durch Andreas Demmig

 

PS:

Im Beitrag von STT ist zum Schluß das Bild einer Zeitbombe zu sehen,  das ich wg. copyright nicht übernommen habe

– das halte ich für ein passendes Symbol zur deutschen Stromversorgung

Es handelt sich dabei um einen Wecker im Bombenformat, auf diesem Online Shop (etwas nach unten scrollen)

https://zhuanlan.zhihu.com/p/42121049




Klimaschau 13 – die Tagesschau von Sebastian Lüning