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Ein sicheres Endlager in Afrika

Gabon“ – mit einem „o“ wenn Sie es französisch aussprechen wollen, auf Englisch „Gaboon“- liegt an der Westküste Afrikas auf Höhe des Äquators. Das Land ist etwa so groß wie England, hat aber in der Weltgeschichte deutlich weniger von sich reden gemacht. Nur Albert Schweitzers Hospital in Lambarene genießt gewisse Aufmerksamkeit; es wurde vor hundert Jahren geschaffen, als es die GIZ noch nicht gab.

Falls ich Sie jetzt neugierig gemacht haben sollte, noch zwei Tipps für die Reise: nehmen Sie sich vor der „Gaboon-Viper“ in Acht. Sie gilt zwar als jovial, hat aber von allen Schlangen den schnellsten Biß. Und schon ein Tausendstel des Gifts in ihren Zähnen kann für den Menschen tödlich sein.

Der zweite Tipp: wenn Sie schon mal da sind, dann besuchen Sie auf jeden Fall Oklo. Warum? Das verrate ich Ihnen gerne, nach dieser kurzen technischen Einführung.

Reaktor ABC

Ein Atomreaktor ist im Grunde genommen nichts als ein Haufen Uran, das im Wasser liegt. Dabei entstehen Hitze und Dampf, mit dem man Turbinen antreiben und Strom erzeugen kann. Und schließlich bleibt ein Cocktail aus radioaktiver Asche übrig, der für die nächsten Äonen vor sich hin strahlt.

Das Uran im Wasserbad ist an sich kein so komplizierter Aufbau, als dass er nicht in der Natur vorkommen könnte. Schließlich wird Uran auch im Tagebau geschürft, ähnlich wie Kupfer oder Silber, es liegt also nicht tief im Inneren der Erde, sondern nahe genug an der Oberfläche, um bei Regen nass zu werden.

Der japanische Wissenschaftler Paul Kazuo Kuroda war schon 1956, also lange vor uns, auf diese Idee gekommen und hat untersucht, unter welchen geologischen Bedingungen so ein natürlicher Reaktor entstehen könnte. Der französische Physiker Francis Perrin entdeckte dann 1972 genau das, was sich der Japaner ausgemalt hatte, und zwar in Gaboon, in der Region Oklo.

Hundert Kilowatt – thermisch

Wieso kommt ein Franzose auf die Idee am Äquator nach einem Atomreaktor zu suchen? Der Mann arbeitete für die französische Kernenergie-Kommission (später AREVA/ORANO), die in den fünfziger Jahren in Oklo auf Uran gestoßen war und mit dem Abbau begonnen hatte. Gaboon war damals französische Kolonie, der Abbau ging aber in großem Stil weiter, auch nachdem das Land 1960 unabhängig geworden war.

Das gewonnene Erz wurde routinemäßig in Labors sehr genau unter die Lupe genommen, sowohl chemisch als auch physikalisch, und dabei stieß man nun auf bestimmte Substanzen, bestimmte Isotope, die in dieser Konzentration nur in einem Reaktor entstehen können. Man war auf die eindeutigen Fingerabdrücke einer Kernspaltung gestoßen.

Durch systematische Analyse der Indizien rekonstruierte man nun den Ablauf der Ereignisse, die zu diesen nuklearen Überbleibseln geführt haben mussten.

Vor etwa 1,7 Milliarden Jahren fand hier spontane Kernspaltung in industriellem Maßstab statt! Das vom Regenwasser durchtränkte Uranerz bot die richtige Konfiguration für eine nukleare Kettenreaktion, die 100 kW thermische Leistung freisetzte. Solch ein „Reaktor“ – es gab mehrere dieser Art an der Lagestätte – lief kontinuierlich für 30 Minuten, dann hatte die Hitze das Wasser verdampft. Der für die Kernspaltung notwendige Moderator, das Wasser, war jetzt verschwunden.

Nach zweieinhalb Stunden aber war alles abgekühlt und die Reaktion ging wieder von vorne los. So lief das eine ganze Weile – einige hunderttausend Jahre.

Wie soll das gehen?

Als sachkundiger Leser werden Sie nun protestieren. Natürliches Uran und natürliches Wasser, wie soll das funktionieren? Daraus kann man keinen Reaktor bauen. Man braucht angereichertes Uran, oder aber natürliches Uran mit „schwerem Wasser“ als Moderator. Aber in Oklo hatte man weder das eine noch das andere.

Nun haben wir ja schon erlebt, dass manche Dinge, die früher funktionierten heute nicht mehr möglich sind. Wenn wir zwei Milliarden Jahre zurück gehen, da war einiges anders, auch in Sachen Kernspaltung. „Heutiges“ Uran besteht zu 0,7% aus dem spaltbaren Isotop U235, der Rest ist U238. Das war früher anders. Da gab es zwar auch die beiden Isotope, aber in anderem Verhältnis. Die spaltbare Komponente machte damals 3% aus; das ist auch etwa die Konzentration, wie wir sie heute im künstlich angereicherten Uran in den Brennstäben unserer Atomkraftwerke einsetzen.

Warum war das früher anders? Die Antwort ist einfach: Uran zerfällt im Laufe der Zeit – allerdings sehr langsam. Die Halbwertszeit der leichteren Komponente U235 beträgt 700 Millionen Jahre, die der anderen vier Milliarden; letzteres ist in etwa auch das Alter der Erde. Uran ist also fast eine „normale“, stabile Substanz, deren Halbwertszeit praktisch unendlich ist. Der Unterschied in den extrem langen Halbwertszeiten der beiden Komponenten hat dennoch zur Folge, dass sich die relative Konzentration über die Zeit ändert.

Zu spät auf der Party

Stellen Sie sich vor, sie wären auf einer Party und vor dem Dinner geht man herum, macht Small Talk, trinkt Champagner und nimmt sich ab und zu eines der Kanapees von dem großen silbernen Tablett. Die einen sind mit Leberpastete und einer Kaper oben drauf belegt, die anderen mit undefinierbarem Käse. Sie nehmen sich eines mit Leberpastete, die Mehrzahl der anderen Gäste übrigens auch. Die Halbwertszeit der Kanapees auf dem Tablett, also die Zeit, in der die Hälfte verschwindet, ist beim Typ Leberpastete kürzer als beim Typ Käse.

Ein Gast der später auf die Party kommt, nicht gerade zwei Milliarden Jahre, sondern eine viertel Stunde, wird nur noch ganz wenige Exemplare der leckeren Sorte vorfinden, nur noch 0,7% vielleicht. Und er wird sich deswegen bei der Gastgeberin beschweren.

Ja, so ist das auch mit dem Uran235. Wären wir früher auf der Party erschienen, dann hätten wir auch den vollen Segen abbekommen und hätten unsere Reaktoren mit natürlichem Uran und natürlichem Wasser betreiben können. Heute finden wir nur noch 0,7% davon vor. Wollen wir uns darüber beim Gastgeber beschweren? Er würde uns antworten: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“

Sicheres Endlager

Der Fund in Oklo ist mehr als eine wissenschaftliche Kuriosität. Wir können hier viel für die Endlagerung des radioaktiven Abfalls unserer Atomkraftwerke lernen.

In Oklo fand man die gefährlichen Spaltprodukte nämlich noch genau dort, wo sie einst entstanden waren – vor zwei Milliarden Jahren. Sie hatten sich währen der halben Lebenszeit der Erde keinen Meter vom Ort ihrer Entstehung entfernt. Sie hatten sich nicht, wie ein bösartiges Virus, über unseren Planeten ausgebreitet um Trinkwasser zu vergiften und Babynahrung zu verstrahlen; nein, die gefährlichen Spaltprodukte waren, harmlos wie ein Eimer voll Sand, für alle Ewigkeit am Ort ihrer Entstehung geblieben.

Das ist für Ingenieure und politische Entscheidungsträger eine wichtige Beobachtung. Seit über einem halben Jahrhundert ist man ja in Deutschland auf der Suche danach, wie und wo der radioaktive Müll aus den Kraftwerken für immer vergraben werden soll. Man ist auf der Suche nach dem Standort für ein sicheres Endlager.

Das Grab des Tutanchamun

Diese Suche gestaltet sich schwierig, denn da ist in Teilen der Bevölkerung die Befürchtung, das Zeug hätte ein bösartiges Eigenleben, es würde den Planeten „verstrahlen“ und für Mensch und Tier auf immer und ewig unbewohnbar machen. Die Namen potentieller Standorte wie „Die Asse“ oder „Gorleben“ sind zu Schlachtrufen einer ganzen Generation grüner Aktivisten geworden.

Oklo aber hat uns demonstriert, dass diese Sorgen unbegründet sind. Wenn man den Müll gut verpackt in einen Salzstollen versenkt, dann wird er genau da bleiben, und zwar für alle Ewigkeit.

Vielleicht werden irgendwann in ferner Zukunft neugierige Forscher nach mühseliger Arbeit solch ein Endlager entdecken. Dann würden sie alles genau so antreffen wie es damals, im frühen 21. Jahrhundert, dort vergraben wurde. Sie würden sich vorkommen, wie Howard Carter, der Entdecker von Tutanchamuns Grab, der jede Kleinigkeit so vorfand, wie man sie bei Tuts Beerdigung vor mehr als drei Jahrtausenden hinterlassen hatte.

Vermutlich werden unsere Entdecker im Salzstollen dann auf zahlreiche verstaubte gelbe Täfelchen mit drei Strahlen und einem schwarzen Punkt in der Mitte stoßen. Eines davon wird dann in einem historischen Museum ausgestellt, als „Geheimnisvolles Kultobjekt, etwa aus der Zeitwende zweites / drittes Jahrtausend n.Chr. Sollte vermutlich die abergläubische Bevölkerung vor bösen Geistern schützen.“

Dieser Artikel erschien zuerst bei www.think-again.org und im Buch „Grün und Dumm“ https://think-again.org/product/grun-und-dumm/




Key Information File (KIF) – ein neuer Gag?

Wohl gemerkt, es geht hier gar nicht um eine möglichst genaue Dokumentation des Bauwerks und aller eingelagerten Stoffe, sondern eine für Dumme jeglicher Kultur.

Am Anfang steht die Lüge

Will man verstehen, wie man auf solch eine Schnapsidee kommen kann, muß man die geniale Propaganda der „Anti-Atomkraft-Bewegung“ verstehen. Am Anfang steht die Behauptung, daß schon ein einzelnes radioaktives Atom durch seine Strahlung beim Zerfall Krebs erzeugen könnte. Man muß gar keine Kenntnisse über die Funktion von Zellen und die Entstehung von Krebs haben, um zu erkennen, daß dies natürlich blanker Unsinn ist. Wäre dem so, gäbe es uns überhaupt nicht, denn wir sind ständig ionisierender Strahlung ausgesetzt. Ja, wir strahlen sogar selbst, z. B. durch die natürlichen radioaktiven Stoffe in unseren Knochen.

Während des Kalten Krieges kam noch ein Zauberwort hinzu: Plutonium. An den Lagerfeuern von Gorleben erzählte man sich schaurige Gruselgeschichten über diesen geheimnisvollen – und sogar von bösen Menschen künstlich hergestellten – Stoff. Nur wenige Gramm von diesem Teufelszeug sollten ausreichen, um die ganze Menschheit zu vergiften. Auch dies totaler Blödsinn, wurden doch bei den oberirdischen Kernwaffentests zig Tonnen davon in der Atmosphäre verteilt. Zumindest bei allen in den 1950er und 1960er Jahren geborenen Kindern konnte man Plutonium in deren Milchzähnen nachweisen. Viele von denen sind heute mopsfidele Rentner auf Kreuzfahrt und erfreuen sich einer wachsenden Enkelschar.

Glaubt man diesen Unsinn und verweigert strikt den Grundsatz, daß stets die Dosis das Gift macht, kommt man schnell zu dem Schluß, daß man ein Endlager für Atommüll über „geologische Zeiträume“ von der Biosphäre fern halten müßte. Kerntechniker waren da schon immer etwas pragmatischer. Ein beliebter Vergleich war schon immer der mit Natururan, aus dem der Brennstoff ursprünglich hergestellt wurde. Wenn der „Atommüll“ wieder auf die Werte des Natururans abgeklungen ist, kann man ihn überschlägig als ungefährlich einordnen. Schließlich hat der Mensch schon so lange es ihn gibt, mit und auf Uran gelebt. Selbst wenn man nun verbrauchte Brennelemente komplett verbuddelt – was man nicht tun sollte – beträgt dieser Zeitraum etwa 500 000 Jahre. Immer noch ganz schön lang, aber sicherlich ein Zeitraum, den Geologen sehr genau beurteilen können. Behält man weiterhin im Auge, daß radioaktiver Zerfall immer exponentiell verläuft (Am Anfang zerfällt immer sehr viel mehr Material als am Ende) und man mehrere hundert Meter unter der Erdoberfläche lagert, kommt man in recht kurzer Zeit auf „ungefährliche“ Werte für Mensch, Pflanzen und Tiere. Ganz davon abgesehen, daß eine Wiederaufbereitung sowohl die Abfallmenge als auch deren Gefährdungspotential um Größenordnungen verringert. Aus dem Endlagerproblem könnte man leicht ein technisches Problem machen. Allerdings wäre damit der „Anti-Atomkraft-Bewegung“ ihr schlagkräftigstes Argument entzogen.

Das seltsame Menschenbild

„Grüne“ sind ja dafür bekannt, daß sie Menschen eher als unmündige Kinder betrachten, die man – zu deren eigenem Nutzen versteht sich – gängeln und bevormunden muß. Deshalb muß man diese „hilflosen Wesen“ auch durch Bilder, Piktogramme, Landschaftsmarken etc. vor den Gefahren eines Endlagers warnen. Dabei geht man selbstverständlich von einer beständigen Verblödung kommender Generationen aus. Selbst wenn man den Theorien über den großen Bevölkerungsaustausch anhängt und davon ausgeht, daß in wenigen Generationen nur noch Ziegenhirten und Kameltreiber die Landschaft durchstreifen, kann das auch weltweit gelten? Kann die Menschheit tatsächlich jegliches Wissen über Physik und Chemie vollständig verlieren? Selbst Außerirdische könnten mit Sicherheit ein Periodensystem der Elemente lesen, auch wenn bei ihnen die Elemente völlig andere Namen hätten. Auf solch abstruse Gedanken können wohl nur Personen kommen, denen selbst jegliche Grundkenntnisse in den Naturwissenschaften fehlen.

Besonders paradox ist aber die Vorstellung, daß irgendwelche Horden auf dem Niveau von Frühmenschen ausgerechnet Bergbau betreiben können und wollen. Warum sollten diese – mit ihrer dann auch primitiv gewordenen Technik – mehrere hundert Meter tief graben? Andersherum können Menschen die Rohstoffvorkommen suchen und Bergbau betreiben auch sofort menschengemachten „Atommüll“ erkennen. Außerdem ist ja ein wesentliches Kriterium bei der Standortsuche Formationen zu finden, die besonders wertlos sind. Niemand plant ein Endlager in einem Kohlenflöz oder einer Goldader, sondern in Salzstöcken, Granit usw. – alles Stoffe, die von geringem Handelswert sind und darüberhinaus im Überfluß vorhanden.

Zu guter Letzt noch die Vorstellung, daß der „Atommüll“ auf wundersame Weise zurück an die Oberfläche findet und der ahnungslose Biobauer in hundert Generationen damit sein Feld verseucht. Auch diese Vorstellung ist doppelter Unsinn: Man macht wirklich alles Mögliche, damit der „Atommüll“ an seinem Ort verbleibt. Man sollte schon etwas auf das Fachwissen der Geologen (Erdschichten, Wasserverhältnisse am Ort) und Techniker (Barrieren, chemischer Zustand z. B. Verglasung etc.) vertrauen. Doch selbst wenn all das nicht geholfen hätte, ist da noch der Faktor Zeit und die Bodenchemie: Es dauert so lange, daß die meisten der eingelagerten radioaktiven Stoffe bereits zerfallen sind bzw. in den tiefen Bodenschichten (weit unter dem Grundwasserspiegel) einfach hängen geblieben sind. Was oben ankommen kann, hat nicht einmal den Gehalt von (radioaktivem) Mineralwasser. Es gab in Hanford Tanks mit „Atommüll“, die ausgelaufen sind und deren Inhalt einfach im Boden versickerte. Auch nach Jahrzehnten ist davon nichts im wenige Kilometer entfernten Fluß angekommen. Selbst normaler Boden ist ein vortrefflicher Filter und Ionentauscher.

Die Ressourcenfrage

Seltsamerweise entstammen „Atomkraftgegner“ zumeist dem Milieu der „Grenzen des Wachstums“ (Club of Rome, Peakoiler etc.). Die gleiche Klientel, die glaubt in wenigen hundert Jahren sind alle Rohstoffe aufgebraucht, glaubt andererseits daran, daß man abgebrannte Brennelemente für hunderttausende Jahre einfach verbuddeln kann. Abgebrannte Brennelemente sind konzentrierte Energie. Jedes dafür geplante Endlager enthält mehr Energieschätze als die größte Kohlenmine. Unterstellt man, daß die technische Entwicklung sogar noch weiter geht (Roboter), werden diese Endlager in absehbarer Zeit zu Energieminen werden. Der Zeitpunkt ist erreicht, wenn die Hebung und Aufbereitung billiger ist, als der Betrieb irgendwelcher Uranminen geringer Konzentration.

Die Vorstellung von Endlagern (im Sinne von endgültig) ist ein reines Politikum: Politiker geben sich den Anstrich fürsorglicher Eltern, die ihren Kindern keine Abfälle – die in Wirklichkeit Rohstoffe sind – hinterlassen wollen. Gut gemeint, ist nicht immer gut gemacht. Je vermeintlich sicherer die Endlager gebaut sind, um so schwerer und kostspieliger wird es für unsere Nachfahren an die wertvollen Rohstoffe zu gelangen.

Damit sind wir an einem entscheidenden Punkt angelangt. Nicht alle Menschen sind einfach nur gutgläubig und/oder wohlmeinend. Mit Angst lassen sich herrlich Geschäfte machen und Macht ausüben. Es sind nicht nur die Handvoll Pensionäre, die ihren Altersruhesitz in Gorleben durch ein Bergwerk entwertet sehen. „Nicht in meinem Garten“ ist in unserer saturierten Gesellschaft längst zum Leitmotiv geworden. Der Strom kommt halt sowieso aus der Steckdose und der Lebensunterhalt aus der Staatskasse. Bestenfalls betreibt man ein wenig Selbstverwirklichung oder „gesellschaftliches Engagement“. Wer sich genug ausgelebt hat und nicht einmal eine Ausbildung durchgehalten hat, mit der er sich selbst ernähren könnte, flüchtet sich aus Berechnung in eine Partei – bevorzugt des linken und grünen Spektrums. Wer das nicht glaubt, lese mal die Lebensläufe unserer Parlamentarier. Mit was sollen sich aber die Nichtskönner hervortun? Richtig, mit der Verbreitung von Angst: Strahlentod, Klimakatastrophe usw. Damit treffen sie auf bereitwillige andere Nichtskönner, die „irgendwas mit Medien“ gemacht haben. Wer jemals länger in Afrika weilte, kennt die Macht des Voodoo. Angst wirkt auf ungebildete Menschen stärker und manipulativer als physische Gewalt. Die Seelenverwandtschaft der „Hüpfer gegen Klima“ mit sich in Rage tanzenden Kindersoldaten ist wesentlich enger, als mancher sich vorstellen mag.

Der größte Fehler der Kerntechnik war aber immer die Anbiederung an die „Atomkraftgegner“. Man hat nie offensiv die eigenen Positionen vertreten, sondern immer geglaubt, man könne durch Nachgeben die Gunst der Gegner gewinnen. Man hat – zumindest in Deutschland – nie verstanden, daß es nicht um Kritik an der Kerntechnik ging, sondern um den Ausstieg um jeden Preis. Der anderen Seite war jedes Mittel recht: Von den Lügen über die „Strahlengefahr“ bis hin zur Gewalt. Wer immer noch nicht wahr haben will, daß es nicht einfach nur um elektrische Energie ging, sondern um Gesellschaftsveränderung, der steht auch heute wieder staunend vor den Protesten gegen Kohlekraftwerke. Auch sie werden kurz über lang in Gewalt umschlagen, schließlich sind die gleichen Hetzer auch hier aktiv. Am Ende soll der Zusammenbruch dieser Gesellschaftsform stehen. Vorher wird nicht Ruhe gegeben. Die Hoffnung auf Einsicht in die technischen und naturwissenschaftlichen Notwendigkeiten einer funktionierenden Stromversorgung sind vergebens. Es geht um Revolution. Wenn in Deutschland gewisse Ideologien (Reichskrafttürme, vegetarische Ernährung, Biolandwirtschaft und Elektrofahrzeuge für das Volk ohne Raum) aus den dunkelsten Zeiten wieder allgemeingültig werden, wird es wieder in einer Katastrophe enden. Wie schnell der Zug schon fährt, zeigen die Sprüche vom „Vorangehen“ und „wir schaffen das“. Wieder hält sich Deutschland für das einzig wissende Volk. Unwillkürlich fällt einem der Witz von den Geisterfahrern ein. Aber das Bewußtsein die Welt retten zu können, hat schon mal aus Pimpfen fanatische Kämpfer gemacht. Wollt ihr den totalen (Klima)krieg?

Sinn einer Dokumentation

Selbstverständlich sollte jedes Endlager genau dokumentiert werden. Dies umfaßt die eingelagerten Stoffe, deren genauen Ort und die tatsächliche genaue bauliche Ausführung. Dies ist die bestmögliche Information für alle nachfolgenden Generationen. Früher ist man damit oft etwas spärlich und nachlässig umgegangen, wie z.B. die Diskussionen um die Asse und die praktischen Erfahrungen in den Rüstungsbetrieben zeigen. Diese Informationen sollten durchaus über Jahrhunderte erhalten bleiben – und wenn es eines Tages nur die Historiker interessiert. Sie sollten digital gespeichert werden (Platzbedarf) und in möglichst einfachen und genormten Formaten (z.B. pdf-files). Dies garantiert eine lange Lesbarkeit bzw. eine (wenn nötig) Umformung ohne Informationsverluste in Formate der Zukunft. Die Daten aller Endlager sollten in einer weltweiten cloud (Verschiedene Server (Serienfehler), an verschiedenen Orten (Katastrophenschutz), verbunden durch das Internet) unter der Verwaltung einer internationalen Institution gespeichert werden. Dieser Verbund könnte darüberhinaus auch zur Überwachung, dem Informationsaustausch bei etwaigen Problemen, der Weiterentwicklung und zur Vertrauensbildung dienen. Gerade die zivile Nutzung der Kernenergie verfügt bereits über eine enge und vertrauensvolle internationale Zusammenarbeit – über politische und kulturelle Grenzen hinweg. Was aber mit Sicherheit nicht gebraucht wird, ist irgendwelcher Hokuspokus der Angstindustrie.

Nachtrag

Wer sich für dieses Thema näher interessiert, dem sei der Bericht der NEA No. 7377 empfohlen. Im Anhang ab Seite 35 befinden sich einige – auch für den Laien gut verständliche – Zeichnungen und Tabellen dreier Endlager:

  1. Das Waste Isolation Pilot Plant in New Mexico, USA. Ein Endlager für alle möglichen nuklearen Abfälle aus der Rüstung in einem Salzstock in einer Tiefe von 655m. Es ist seit Jahren in Betrieb und soll voraussichtlich bis 2050 weiter befüllt werden. Dieses Endlager ist dem einst in Gorleben geplanten Endlager sehr ähnlich. Was in den USA funktioniert, darf in Deutschland nicht funktionieren, weil es eine Handvoll Politkommissare nicht will. Für diese Gestalten ein Sieg im Kampf gegen unsere Gesellschaft, weil man etliche Milliarden per Federstrich sinnlos verbrennen konnte.
  2. Das Endlager Forsmark in Schweden. Hier sollen komplette Brennelemente in einer Granitformation in etwa 500m Tiefe eingelagert werden. Dies dürfte uns auf Wunsch der grünen Sozialwirte und Theaterwissenschaftler mit ihrer unendlichen fachlichen Kompetenz .– mit Segnung der evangelischen Kirche – nun auch bevorstehen. Man könnte auch sagen, jedes Volk bekommt den Abfall, den es verdient.
  3. Das Centre de Stockage de la Manche in Frankreich. Es befindet sich in Digulleville, 20 km nordwestlich der Stadt Cherbourg-en-Cotentin. Es ist ein oberflächennahes Endlager für „α-freien Abfall“ aus der Wiederaufbereitung, der bis 1969 im Meer versenkt wurde. Dieser Abfall ist nach etwa 300 Jahren zerfallen.



Harald Lesch, ein Professor mit NULL Wissen zur Kernkraft

Hier einige Beispiele:

Beispiel 1:

„Was wäre gewesen, wenn die Bundesrepublik Deutschland sich 1955 statt für die Kernkraft, für die Windkraft entschieden hätte? Denn Wind – und das ist keine wissenschaftliche Erkenntnis – gab es schon bevor es die Windräder gab.“

Eine kluge Frage des Herrn Professor, die Antwort ist leicht: Dann hätten wir die meiste Zeit im Jahr keinen Strom, und unser Land wäre auf einem Entwicklungsstand, wie wir es um das Jahr 1900 hatten. Meine Mutter (Jahrgang 1911) erzählte gern, wie zu ihrer Jugendzeit der Strom ins Haus kam; nur ihre Großmutter wollte es in ihrem Zimmer nicht haben, alle anderen schon. Wir sehen, fortschrittliche Menschen gab es schon im Jahre 1911, lange bevor Harald Lesch auf die Welt kam.

 

Beispiel 2:

„Stattdessen haben wir uns bei der Kernkraft völlig verhoben.“

Deutschland hatte einmal 19 Kernkraftwerke, heute sind es nur noch 7. Lange Zeit befanden sich unsere Kernkraftwerke unter den Top 10 der Welt, das sagt viel über deren Zuverlässigkeit aus. Deutschland hatte die sichersten und besten, das weiß Harald Lesch offenbar nicht. Und er sagt auch nicht den Grund, warum eigentlich die besten Kernkraftwerke abgeschaltet werden: Demagogen aus der Politik haben es mit Unterstützung der Massenmedien geschafft, ein ganzes Volk auf einen Irrweg zu führen. Deutschland steht mit seinem Ausstieg aus der Kernkraft weltweit allein da, kein anderes Land folgt diesem zweifelhaften Vorbild. Nur Italien und Österreich hatten ihre Kernkraftwerke schon zuvor abgeschaltet bzw. nicht in Betrieb genommen.

Seit etwa 10 Jahren hat die Stromerzeugung mittels Kernenergie weltweit einen riesigen Aufschwung erlebt, die Anzahl der Neubauten verdoppelte sich. Ende 2017 waren in 31 Ländern 448 Kernkraftwerke in Betrieb. Es befanden sich 56 Kernkraftwerke im Bau in 16 Ländern, das sind Vereinigten Arabischen Emirate, Bangladesch, Argentinien, Belarus, Brasilien, China, Finnland, Frankreich, Indien, Japan, Korea, Pakistan, Rußland, Slowakei, Taiwan, USA. In 25 Ländern befanden sich 125 Kernkraftwerke in der Planung, Beispiele sind Türkei, Vietnam, Usbekistan, Saudi Arabien.

 

Die Kernkraft ist die Technik der Zukunft, alle Länder dieser Welt haben das verstanden. Nur Deutschland, das einmal führend war, will aussteigen. Von Intelligenz kann man da nicht sprechen.

 

Beispiel 3:

„Ihr werdet mit der ASSE 15 Milliarden rein stecken, um den Dreck wieder an die Oberfläche zu holen.“

Die ganze Welt ist voller Radioaktivität und strahlt. Auch Herr Prof. Lesch ist ein radioaktiver Strahler. Vielleicht ist er durch seine Eigenstrahlung verstrahlt. Aber zu dem Wort „verstrahlt“ gibt es keine Definition und daher ist jede Bemerkung dazu unsinnig und als Angstmache zu werten. Die Abfälle in der ASSE sind schwach aktive Stoffe, genau so schwach radioaktiv, wie es Herr Lesch ist, und wie es alle anderen Menschen sind. Jeder Mensch bestrahlt sich selber und alles in seiner Umgebung. Eine beliebte Rechenaufgabe ist die Berechnung der Strahlendosis, die durch das gemeinsame Schlafzimmer zustande kommt. Einige Zahlen dazu: unsere Luft hat 20 bis 50 Becquerel / kg, das Erdreich in einem Garten etwa 2000 Becquerel / kg, Granit hat ca. 5000 Becquerel / kg, Pechblende 150 000 000 Becquerel / kg, das Wasser der Wettinquelle in Bad Brambach 25 000 Becquerel / kg, die Luft in den Stollen der Heilbäder Bad Gastein oder Bad Kreuznach >100 000  Becquerel / kg, reiner Kali-Dünger 15 000 Becquerel / kg, der Mensch 120 Becquerel / kg.

Die Stollen der ASSE liegen in etwa einem halben Kilometer Tiefe. Und das Erdreich darüber enthält 100-mal so viel Radioaktivität wie die Abfälle unten. Schon allein daher ist es unsinnig, diese wieder nach oben zu holen, denn sie werden ja durch die 100-fache Radioaktivität des Deckgebirges geschützt. Die 250 Gramm Plutonium-241, die heute noch die höchste Aktivität in der ASSE ausmachen, werden wegen ihrer kurzen Halbwertszeit in wenigen Jahren verschwunden sein.

 

Alle Tätigkeiten rund um die ASSE sind als typisch deutsche Falschhandlungen zu werten, die viel Geld kosten aber NULL Nutzen bringen.

 

Beispiel 4:

„Wohin mit den strahlenden Abfällen? … Was das Endlager betrifft, da sind ja teilweise haarsträubende Entscheidungen gefallen …“

Alles in der Welt enthält radioaktive Stoffe, wie in der Aufzählung zu Bsp. 3 dokumentiert. Radioaktivität kann gefährlich werden, allerdings nur in hoher Konzentration, und wenn man sie verspeist. Das ist mit den Abfällen aus Kernkraftwerken unmöglich, man hat sicher vorgesorgt.

Daher wird beim Kampf gegen die Kernkraft von hypothetischen Gefahren geredet, die man natürlich nicht nachweisen kann. Aber durch die ständige Berieselung GLAUBEN die Menschen daran. Auch die berechneten hypothetischen Todesopfer werden für real gehalten, so wie im Mittelalter die Gefahren durch Hexen / Hexenmeister für real gehalten wurden. Hypothetische Gefahren sind KEINE Gefahren, so wie hypothetische Nahrung den Menschen verhungern lässt, oder das hypothetische Seil den Bergsteiger nicht vor dem Absturz sichert.

Bei uns in Deutschland wird die Endlagerung der Abfälle aus politischen Gründen verhindert, und das mit voller Absicht. Ein technisches Problem gibt es bei der Endlagerung nicht. Der Bürger darf das nicht bemerken, daher hat man das Bundesamt für Strahlenschutz unter politische Leitung gestellt. Sogar die Ausweitung der Sicherheitszonen in Deutschland rund um Kernkraftwerke von 2/10/25km auf 5/20/100kmwar eine Forderung der Politik und die Strahlenschutzkommission hatte gehorcht und eine Begründung aus dem Hut gezaubert. Der Bürger wird betrogen, die wahren Zusammenhänge werden verschleiert.

 

Warum steigt Deutschland aus der Kernkraft aus?

Frau Merkel hatte im März 2011 nach den Wasserstoffexplosionen in Fukushima die Abschaltung der Kernkraft in Deutschland verfügt und das mit dem Restrisiko begründet, die von dieser Technik ausgehen würde.

Heute wissen wir, daß der Unfall KEINEgesundheitlichen Schäden durch die ausgetretene Radioaktivität zur Folge hatte.Das war schon bei dem Fachsymposium „Strahlenschutz – Ein Jahr nach Fukushima“ des Deutsch-Schweizerischen Fachverbandes für Strahlenschutz e.V. (FS), 8. und 9.März 2012 in Mainzsichtbar. Die Medien in Deutschland hatten sich für dieses Fachsymposium nicht interessiert, offenbar weil es die üblichen in Deutschland verbreiteten Horrornachrichten nicht bestätigte.

Es dauerte etwas länger, bis in den deutschen Fachmedien berichtet wurde, daß die Evakuierungen als Strahlenschutzmaßnahme viele Todesopfer zur Folge hatten. Dadurch hat es 150 bis 600 Todesopfer gegeben (so ein Leitmedium aus Hamburg, Heft 17/2016 Seite 106). Japanische Quellen sprechen von bis zu 1500 Todesopfern.

Die Evakuierungen MUSSTENgemacht werden, weil eine unsinnige Strahlenschutzgesetzgebung es befohlen hatte. Nach anfänglichem Zögern wurden sogar die Intensivpatienten aus den Krankenhäusern abtransportiert. Dazu dürfte jedermann klar sein, daß bei Trennung dieser Patienten von ihren Versorgungsgeräten vielen der baldige Tod droht — es handelte sich somit um vom geltenden Recht befohlene Ermordung Unschuldiger. Die aus Altenheimen evakuierten Menschen wurden auf der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten umhergekarrt, immer wieder verlegt, wobei deren Sterblichkeit auf das 4-fache stieg. Messungen an den Evakuierten zeigten keine erhöhte Strahlung, was verständlich ist, denn sie befanden sich in Häusern, als die Wolke mit freigesetzter Radioaktivität vorbei zog.

In Fukushima wurde deutlich, daß der Schutz vor Strahlung sehr viele Todesopfer zur Folge hatte, die Strahlung selber jedoch nicht ein einziges.

Im deutschen Grundgesetz ist in Art. 1 von der unantastbaren Würde des Menschen die Rede — wie verhält es sich damit in Japan??? Wo bleiben die Denkveranstaltungen und Lichterketten zu den Opfern des Strahlenschutzes???

 

Gesetze können falsch sein, denn sie werden von Menschen gemacht und Menschen können irren. Das ist bei der Strahlenschutzgesetzgebung ganz sicher der Fall. Ebenso beim Kernenergieausstieg unseres Landes, der ja eine Folge der jahrelang geschürten Strahlenangst ist. Viele Fachleute der Strahlenbiologie und aus der Kernenergiebranche protestieren gegen diese falschen Gesetze, aber sie kommen höchstens auf ihren Fachtagungen oder in ihren Fachzeitschriften zu Wort. Die hauptamtlichen Strahlenschützer sehen die Dinge teilweise anders, denn ihnen geben falsche Gesetze die Lebensgrundlage. Unsere Massenmedien hätten die Macht zu einer Veränderung, aber bisher haben sie diese Macht nicht genutzt, das ist bedauerlich. Manchmal wird daher in Bezug auf die unsere Massenmedien von Lückenmedien oder Lügenmedien gesprochen.




Radioaktiver Abfall aus Kernkraftwerken?

In verschiedenen Industrien, in der Medizin und der Forschung werden radioaktive Substanzen verwendet, die dann irgendwann Abfall sind. Jedoch ist deren Menge klein gegenüber dem Abfall aus Kernkraftwerken, und nur dieser spielt in der öffentlichen Diskussion eine Rolle. Daher werde ich mich darauf beschränken.

Leute mit grüner Gesinnung regen sich über den radioaktiven Abfall aus Kernkraftwerken so sehr auf, dass sie meinen, dieser Abfall könnte das Ende der Menschheit herbeiführen. Solche Ansichten hört man z.B. in der kirchlichen Tagungsstätte Loccum, die nur noch teilweise der christlich-evangelischen, hauptsächlich aber der Ökoreligion dient.

So sagte dort der Landesbischof Ralf Meister:

„Allerdings können wir Aussagen machen zu einer hochgiftigen Strahlung, die noch über viele hunderttausend Jahre so giftig sein wird, dass sie das Menschleben und das Leben auf dieser Erde in ihrer Existenz bedroht.“

Und die atompolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, die Kunsthistorikerin Sylvia Kotting-Uhl:

„Er (der radioaktive Abfall) ist da und stellt für die heutige und zukünftige Gesellschaften eine existenzielle Bedrohung dar“ und weiter „Atommüll gehört zum Tödlichsten, was es auf der Erde gibt. Er tötet durch Strahlung und ist hochgiftig. Bis das Risiko aus diesen Stoffen halbwegs erträglich geworden ist, vergeht eine Million Jahre. Auch dann noch haben einzelne Nuklide eine hoch umweltgefährdende Aktivität. Den Müll über einen derart langen Zeitraum so aufzubewahren, dass er Mensch und Umwelt nicht gefährden kann, scheint schier unmöglich.“ (Loccumer Protokoll 25/11)

Solche Beurteilungen setzen die völlige Unkenntnis der Naturwissenschaften und Schwierigkeiten bereits bei den Grundrechenarten voraus. Sie sind auch auf anderen Gebieten üblich und Grundlagen der derzeitigen Politik. Wie ist das in unserer auf Naturwissenschaft, Mathematik und Technik beruhenden Zivilisation möglich?

Könnte ein alter Römer wieder zum Leben erweckt und in unsere Zeit versetzt werden, würde er staunen: Er kann mit Leuten in Rom von hier aus direkt sprechen, die Rückreise würde weniger Stunden dauern als zu seiner Zeit Wochen, Licht und Wärme schaltet man einfach ein, und vor allem: Es gibt hier nie einen Mangel an Lebensmitteln. Aber gänzlich verblüffen würde den alten Römer, dass, von wenigen Ausnahmen abgesehen, unsere Politiker nichts damit zu tun haben. Schon in der Schule wollten oder konnten sie das, was unserer Zivilisation zugrunde liegt, nicht lernen. Regierung und Bundestag sind etwa so zusammengesetzt wie der Senat in Rom vor mehr als 2.000 Jahren. Es dominieren die Juristen. Zählt man noch dazu, was uns als „Intellektuelle“ vorgestellt wird, ergibt sich folgende Situation (Vince Ebert):

„Die öffentliche Diskussion über Energieversorgung, Risikobewertung, Gentechnik, Klimawandel, Stammzellen und Digitalisierung wird zu 97 Prozent bestimmt von Geisteswissenschaftlern, Theologen, Schriftstellern, Juristen, Theaterleuten und Ökonomen.“

Als Angehöriger der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) gehöre ich (Physiker) da zu einer Randgruppe. Jedoch werde ich von diesem Standpunkt aus über radioaktive Abfälle berichten.

Was immer die Technik an radioaktivem Abfall erzeugt, die Aktivität wird winzig bleiben gegenüber der natürlichen Radioaktivität unserer Erde. Jedoch kann die spezifische Aktivität, Becquerel (Bq) pro kg, vieler technischer Abfälle unnatürlich hoch sein, und solche Abfälle müssen dann sorgfältig entsorgt werden. Es gibt auch Möglichkeiten, radioaktive Abfälle umzuwandeln (Transmutation), aber das wird bisher nirgends gemacht.

Ich gehe anhand einer Liste von Fragen vor, die mir Herr Dr. Peters, Deutscher Arbeitgeberverband, zugeschickt hat.

  1. Was ist Atommüll und in welcher Form wird er eingelagert?

„Atommüll“ ist eine Bezeichnung der Medien. Radioaktive Elemente entstehen in Kernkraftwerken auf zwei Arten. Uran- und Plutoniumkerne werden in zwei und manchmal auch drei Teile gespalten. Diese Bruchstücke sind Elemente mit zu viel Energie, die sie per Strahlung loswerden wollen. Der zweite Weg ist Aktivierung durch Neutronen. Nimmt Uran, oder auch z.B. Cobalt im Strukturmaterial ein zusätzliches Neutron in seinen Kern auf, dann ist ebenfalls ein Radionuklid entstanden.

Unvermeidlich gelangen solche radioaktiven Elemente, auch Nuklide genannt, ins Abwasser und in die Abluft. Dort werden sie so weit wie möglich herausgefiltert, und die Filtermaterialien stellen dann schwach aktiven Abfall dar. Insgesamt beträgt die Aktivität dieser Filtermaterialien etwa 1 % aller Kernkraftwerksabfälle. Fässer mit solchem Inhalt darf man anfassen. Internationale Bezeichnung: LLW (Low Level Waste).

Bei Aktionen wie der Demontage von Reaktorkernen fallen Abfälle mit höherer Aktivität an. Auch diese kommen in Fässer, die man aber nicht mehr anfassen sollte. Die Fässer werden in Abschirmungen transportiert. Obwohl sich jede Strahlung letzten Endes in Wärme umsetzt, werden solche Fässer aber kaum warm (unter 2 kW/m³). Insgesamt handelt es sich um etwa 4 % der Aktivität aller KKW-Abfälle. Internationale Bezeichnung: ILW (Intermediate Level Waste).

Der ganz überwiegende Teil der Aktivität besteht aus abgebrannten Brennelementen. In einigen Ländern werden Brennelemente wieder aufgearbeitet, d.h. man holt die Wertstoffe Uran und Plutonium heraus. Der Rest wird zu einer Art Glas verarbeitet (vitrified) und ist hochaktiver Abfall, obwohl, wie das Bild aus Frankreich zeigt, die ursprüngliche Aktivität zügig abklingt. Bezeichnung: HLW (High Level Waste), auch HAW.

Bis heute wird solcher Abfall nirgends endgelagert. Es gibt 2 Konzepte: Einlagerung in Granit oder ähnlichem. Das ist aber kein Einschluss, es kommt zu Kontakt mit Wasser. Finnland und Schweden gehen so vor, da sie nichts Besseres haben. Einen Einschluss würde Salz oder Ton bewirken, dies Konzept wird in der Schweiz, Belgien und Frankreich verfolgt. Die Tabelle zeigt den Stand der Planungen.

Land Abfallart Tatsächlicher oder geplanter Beginn des Baus Geplanter Beginn der Einlagerung
Belgien aufgearbeitet, Brennelemente 2035
Kanada Brennelemente 2035
China aufgearbeitet 2050
Finnland Brennelemente 2004 2023
Frankreich aufgearbeitet 2020
Deutschland aufgearbeitet, Brennelemente 2085
Japan aufgearbeitet 2035
Russland aufgearbeitet 2024
Schweden Brennelemente 2028
Schweiz aufgearbeitet, Brennelemente 2060

In Deutschland wird allein die Suche nach einem Standort offiziell bis 2031 dauern, Insider nehmen aber an, dass es vor 2060 nichts werden kann.

Sollte es kein grundsätzliches Umdenken geben, wird Deutschland niemals ein HLW-Endlager fertigstellen.

Schwach- und mittelaktive Abfälle werden überall auf der Welt oberflächennah deponiert.

Lager für schwachaktiven Abfall in Frankreich

In Deutschland steht schwach- und mittelaktiver Abfall vorwiegend in oberirdischen Lagern. Einiges wurde jedoch schon in die Grube Morsleben gebracht und darf dort auch bleiben. Anders ist es in der „Asse“. Alles soll gegen den Rat aller, auch „grüner“ Fachleute, aber nach dem einstimmigen Willen des Bundestages (mittlerweile ist es ein Gesetz) wieder herausgeholt werden, was Milliarden kosten wird.

Worum geht es? Das Bundesamt für Strahlenschutz schreibt selbst: Die gesamte Aktivität der über 100.000 Abfallfässer, eingelagert in mehr als einem halben Kilometer Tiefe, beträgt 0,5 % der Aktivität eines einzigen Castor-Behälters. Von diesen stehen (November 2011) in Gorleben 113 Stück über der Erdoberfläche.

Ein Denken in Größenordnungen darf man von unseren MdB’s nicht erwarten.

  1. Wie definiert man die Anforderungen an ein Endlager?

Auch unter ungünstigsten Annahmen darf nicht irgendwann, irgendwo, irgendwer einer höheren Strahlendosis als 0,1 Millisievert pro Jahr (mSv/a) aus dem Endlager ausgesetzt sein. Das ist 1/20 der natürlichen Strahlenexposition im Flachland von 2 mSv/a. Anderswo leben große Bevölkerungsgruppen bei 10 mSv/a und mehr, ohne dass ein Einfluss auf deren Gesundheitszustand erkennbar wäre.

In der Endlagerkommission sind auch einige wenige Fachleute, und ich hatte Gelegenheit, mit einem davon zu sprechen. Ich fragte ihn, ob es die Endlagersuche nicht erleichtern würde, wenn man höhere Grenzwerte als die 0,1 mSv/a zuließe. Nein, sagte er. Für jeden einigermaßen geeigneten Standort würden die Sicherheitsanalysen zu dem Ergebnis kommen, dass diese 0,1 mSv/a eingehalten werden können.

  1. Sollte Atommüll rückholbar gelagert werden? 

Hierbei wird an die Sicherheit gedacht; vielleicht wird es in Zukunft Möglichkeiten geben, den Abfall unschädlicher zu machen? Er schadet schon heute niemandem.

Oder sollte man die Möglichkeiten offenhalten, einmal Wertstoffe aus dem Abfall herauszuholen? Aufarbeitung lohnt sich heute nicht, warum soll das einmal anders werden?

Rückholbarkeit macht die Sache nur unnötig schwierig.

  1. Wie verändert sich Atommüll über die Jahrtausende? 

Wer Leute erschrecken will, kann durchaus zutreffend sagen: Die Zahl radioaktiver Atome nimmt auch in Jahrtausenden nur langsam ab. Ein Behälter mit hochaktivem Abfall, Kokille genannt, aus einer Wiederaufarbeitungsanlage enthält nach 30 Jahren typischerweise 4,11 ∙ 1025 radioaktive Atome, und 1.000 Jahre später sind es noch 3,44 ∙ 1025 Atome, also 84 %.

Aber: Die Aktivität, d.h. Strahlenteilchen pro Sekunde (Bq), wird dann von 4,1 ∙ 1015 Bq auf 2,0 ∙ 1013 zurückgegangen sein, auf etwa 0,5 %. Ursprünglich enthält eine solche Kokille 44 Arten von Radionukliden, nach 1.000 Jahren sind die 10 aktivsten aufgrund ihrer Halbwertszeiten unter 100 Jahren ausgeschieden. Viel Masse hatten sie nicht, denn hochaktiv bedeutet hohe spezifische Aktivität (Bq/kg).

Es bleiben schwachaktive Radionuklide. Ob diese von Bedeutung sind, hängt von ihrer Löslichkeit und ihrer Adsorption auf einem möglichen Weg nach oben ab.

Da spielt das gefürchtete Plutonium gar keine Rolle. Ausbreitungsrechnungen zeigen, dass andere Elemente, wie das recht unbekannte Selen 79, eine viel größere Chance haben, durchzukommen.

Nun sagen die Geologen: Wir blicken viele Millionen Jahre in die Vergangenheit, also können wir auch sagen, was in der nächsten Million von Jahren passiert. Aber wenn sich jemand ins Endlager hinab begibt, um etwa aus Unkenntnis ein Bergwerk anzulegen, und über die heute üblichen Explorationsmethoden nicht verfügt?

Bereits nach 100.000 Jahren muss man 4 kg vom Kokilleninhalt essen, um die tödliche Dosis zu erhalten (W. Rüegg, „Radioaktive Abfälle, lösbares oder unlösbares Problem?“ 2014). Das kann nicht mehr als Giftstoff bezeichnet werden.

  1. Was passiert bei Austreten von radioaktiven Substanzen in die Umwelt?

In den ersten Jahrhunderten nach der Einlagerung wäre das unangenehm. Man hat da Erfahrungen: In Tschernobyl und in geringerem Maße in Fukushima befinden sich künstliche radioaktive Stoffe an der Erdoberfläche. Caesium 137 wäre das bei weitem gefährlichste Radionuklid. Von Plutonium ist nichts zu befürchten. Nur als eingeatmeter Staub ist es ungewöhnlich gefährlich. In Tschernobyl kommen durch Plutonium kontaminierte Flächen vor, aber es gilt, was das Chemielexikon von Römpp schreibt:

Da Pu-Verbindungen unter natürlichen Bedingungen stets in das unlösliche 4-wertige Oxid übergehen, das im Boden komplex fixiert wird, ist die Gefahr eines Transportes in die Nahrungskette oder in das Trinkwasser gering.

Finnland und Schweden werden bald ein Endlager haben, in Frankreich geht es auch voran. In USA hat die Obama-Regierung erst einmal alles gestoppt. Über die Einstellung von Trump ist mir nichts bekannt.

In Deutschland wird es mit der Endlagerung nichts werden, solange die zu Anfang erwähnten Leute zu entscheiden haben.

 




Die spinnen, die Finnen – sie haben nämlich die Quadratur des deutschen Kreises gefunden

Eine ähnlich unlösbare Aufgabe scheint die Lagerung des Atommülls zu sein. In Deutschland jedenfalls wurde die Lagerung von Atommüll schlicht als unlösbare Aufgabe deklariert. Die Bürgerinitiative Lüchow Dannenberg konnte 2009 beweisen: „Der Atommüll muss für mehrere Million Jahre sicher von der Biosphäre, von Menschen, Tieren und Pflanzen abgeschirmt werden. Dies ist realistisch betrachtet eine unlösbare Aufgabe“.

Genau dieser pessimistischen Philosophie folgte jüngst die deutsche Gesetzgebung zur Endlagersuche. Seit 50 Jahren streiten sich die Deutschen um einen Standort für ein Endlager. Sie gaben schon ungefähr zwei Milliarden Euro dafür aus, keinen Standort zu finden. Nun haben sie ein Gesetz verabschiedet, welches garantiert, dass es auch ja für alle Zeiten so weitergeht: bis 2036 soll der unter Sicherheitsgesichtspunkten „bestmögliche“ Standort gefunden werden. Schon die Formulierung „bestmöglich“ garantiert, dass das nichts wird. Damit ist es auch irrelevant, das bis zum Jahre 2100 (sic) das Lager gebaut werden soll. Da werden an diesem Sankt Nimmerleinstag die Ururenkel der heutigen Politiker ihre Freude an dem Text haben. Und es wird gleichzeitig garantiert, das die Endlagersuche noch viele Milliarden kosten wird. Man hat ja immer jemanden, dem man die Rechnung anhängen kann: den Energieriesen, solange es die noch gibt, oder dem Steuerzahler. Nach 2100 soll gewährleistet werden, dass weitere 300 Jahre die eingelagerten Castoren rückholbar sein müssen. Das Ganze erinnert mich ein wenig an die Forderung, den weltweiten Temperaturanstieg bis zum Jahre 2100 auf zwei Grad zu begrenzen, besser noch auf 1,5 Grad.

Das deutsche Endlagergesetz stellt lediglich eins sicher: den Grünen kommt das wichtigste Anti-Atom-Argument nicht abhanden. Oder kurz gesagt: die Deutschen brauchen ein Endlager, aber sie wollen keines.

Und nun, unerwähnt von den deutschen Medien und unbemerkt von den deutschen Bürgerinitiativen, bauen die Finnen einfach ein Endlager für die hochradioaktiven Wertstoffe (hierzulande vulgo Atommüll genannt). Und das ohne die deutschen Vorreiter zu fragen. Dürfen Finnen das?

Jedenfalls erteilte die finnische Regierung 2015 eine Genehmigung zum Bau eines Endlagers für hochradioaktive Rückstände am Standort Olkiluoto, das ist dort, wo schon drei Kernkraftwerke stehen. Schon im Jahre 2001 wurde dieser Standort in Finnland beschlossen. Vorangegangen waren 40 Jahre umfassende multidisziplinäre Forschungen und Untersuchungen. Die mit dem Bau beauftragte Firma POSIVA begann unmittelbar nach der Genehmigung mit den Arbeiten und wird das weltweit erste Endlager für gebrauchte Kernbrennstäbe namens ONKALO im Jahre 2020 in Betrieb nehmen.

Die Anlage wird aus zwei Teilen bestehen: einer oberirdischen Anlage zur Endverpackung für die gebrauchten Brennelemente in die Endlagerbehälter- bei uns eher bekannt als „Castoren“. Diese Behälter werden in 400m tiefen Granitstollen zum endgültigen Verbleib eingebracht. Wie die Langzeitsicherheit eines solchen Endlagers funktionieren soll, zeigt anschaulich dieses Video. Den gegenwärtigen Stand der Arbeiten stellt dieses Video dar – unbedingt ansehen, da kommt sogar ein deutsches Spitzenprodukt vor, das demnächst auch verboten werden soll. (Wer’s rausfindet, darf einen Leserbrief schreiben).

Im Jahre 2020 ist es dann soweit: finnish mission impossible completed. Dann werden wohl die Finnen die Vorreiter sein. Es gibt – natürlich außerhalb Deutschlands – umfangreiches internationales Interesse an dem Projekt. Wir Deutschen hingegen haben ja noch Zeit bis 2100 eine bessere Lösung zu erfinden, die wir dann in alle Welt exportieren können.

Finnisch ist sicherlich eine schwierige Sprache. Aber Sie kennen mit Sicherheit das finnische Wort für „Besserwisser“. Das ist nämlich ganz einfach: „Besserwisser“.




Salzbergwerk „Asse“ ein Desaster – für wen eigentlich?

Im stillgelegten Salzbergwerk "Asse" bei Woifenbüttel wurden über Jahrzehnte, nachdem es dort kommerziell nichts mehr auszubeuten gab, Versuche zur Endlagerung von schwach- und mittelradioaktivem Abfall gemacht. Nun wurde die Offentlichkeit durch Fernsehberichte und Zeitungsartikel aufgeschreckt: ,,Asse stürzt ein", "Asse säuft ab", Asse verseucht das Grundwasser radioaktiv", "Asse als Endlager ungeeignet", "Asse – ein Atomdesaster" lauteten die Schlagzeilen und ich sagte, das will ich selbst sehen. Hier die Ergebnisse: 

D "Asse stürzt ein" – Falsch! Salzbergwerke wie die "Asse" können nicht einfach einstürzen. Salz verhält sich geologisch nämlich wie Knetmasse ("Viskoplastizität"), die verschoben werden kann, ohne dabei einzustürzen 

D "Asse säuft ab" – Falsch! Die Kaverne des Wassereintritts befindet sich in 658 m Tiefe. Die Flüssigkeit ist gesättigte Salzlauge. Es wird gesammelt und einmal pro Woche, nach "Freimessung zur Unbedenklichkeit" mit einem Tankwagen in die 100 Kilometer entfernte Grube "Maria Glück‘ gefahren. In Norddeutschland werden ausgebeutete Salzbergwerke oft durch Fluten mit Wasser still gelegt. Das Wasser macht sie geologisch stabil. Anfangs löst das Wasser noch etwas Salz auf, bis es gesättigt ist. Danach ist die gesättigte Lauge sogar weniger kompressibel als das etwas poröse Salzgestein. 

D "Asse verseucht das Grundwasser radioaktiv" – Falsch!

Das ist völlig absurd. Es wurde der bergmännische Begriff "Grundwasser" (Wasser am Grunde des Bergwerkes), mit dem hydrologischen Begriff "Grundwasser" verwechselt. Das hydrologische Grundwasser gehört nach EU Wasserrahmenrichtlinie zum Oberflächenwasser eines Flussbassins, nicht aber Tiefenwasser 638 m unter der Erde. 

D "Asse als Endlager ungeeignet" Falsch!

Der Abraum wurde nicht oberirdisch auf Halde gefahren, sondern unter Tage belassen, indem die ausgeräumten rechteckigen Kavernen ( 60x40x20 Meter) größtenteils gleich wieder mit Abraum verfüllt wurden. Um die "Bergmechanik" und die Eignung zur Endlagerung zu untersuchen, wurden dreizehn leere Kavernen mit radioaktivem Abfall gefüllt, eine in 490 Meter Tiefe mit mittelaktivem und zwölf in 7~ Meter Tiefe mit schwachaktivem. Alles wurde in 125000 Fässern von jeweils 200 Litern Inhalt angeliefert. Einmal stürzte eine Ladung Fässer vom Transporffahrzeug. Ein Teil davon platzte auf. Das kontaminierte Material hatte eine Radioaktivität von maximal 8000 Becquerel Cs-137/kg. Er war noch nicht einmal schwachaktiv, weil damals die Untergrenze für schwachaktiven Abfall bei 10000 Becquerel/kg lag. Heute liegt sie bei 1000 Becquerel/kg. Seinerzeit brauchte die Asse GmbH keine Genehmigung, um das Unfallmaterial in 1000 Meter Tiefe beim Wiederauffüllen der Forschungsstrecken zu verfüllen. 

D "Asse- ein Atomdesaster" – Falsch!

Die Kaverne mi t dem höchsten Dosiswert wurde genau beobachtet. Eine Schautafel zeigt den Verlauf ihrer Dosiswerte in den vergangenen Jahrzehnten. Sie nahmen erst jahrelang stark ab. Danach fielen sie viele Jahre linear ab und waren damit für die Zukunft voraus berechenbar. Deshalb wurden die Messungen eingestellt. Eine andere Kaverne wurde nur teilverfüllt und durch ein Eisengitter gesichert, damit Besucher noch etwas sehen und eigene Messungen machen können. Einmal hat ein Besucher mit seinem eigenen hochempfindlichen Geigerzähler tatsächlich vor dem Eisengitter erhöhte radioaktive Strahlung gemessen. 

Es zeigte sich aber, dass die Strahlung von Kobaltspuren (Co-60) im Eisengitter stammte. Hinter dem Gitter war nur die extrem schwache Strahlung (des K-40) vom Füllmaterial zu messen. Bezüglich der Grenzwerte sollte man wissen: Der deutsche Grenzwert für Milch mit der wissenschaftlichen Bewertung "absolut unbedenklich" ist 500 Becquerel Cs-137/l. Rheumapatienten im Wannenbad in Bad Schlema legen sich in Badewasser mit 2000 Becquerel Ra-222/l. Demgegenüber sind 8000 Becquerel Cs-137/kg Salzmasse noch nicht einmal radiotherapeutisch nutzbar, weil niemand einfach so ein paar Gramm Salz mit dem Löffel essen würde. Übrigens, kann jedermann, Kleinkinder und Schwangere ausgenommen, nach Anmeldung bei "Info Asse" in das Bergwerk einfahren, seine eigenen Messgeräte mitnehmen und sich vor Ort kundig machen. Um mit den Worten von Jacques Delors, französischer Sozialist und dreifacher Präsident der Europäischen Union, zu enden: "Angstmachen ist ein Verbrechen an der Demokratie." 

Dr. Gerhard Stehlik EIKE

Lesen Sie seinen ausführlichen Bericht im Anhang und bilden sich selbst eine Meinung

*Röttgen: Rückholung von Asse-Fässern kostet 3,7 Milliarden

Berlin — Die Kosten für die Rückholung der radioaktiven Abfälle aus dem maroden und einsturzgefährdete Atomendlager Asse werden derzeit auf 3,7 Milliarden Euro geschätzt. Das sagte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) im Umweltausschuss in Berlin. Röttgen sagte demnach, dass aufgrund der Bewertung der Langzeitsicherheit die "Rückholung der Abfälle" momentan als "beste Lösung" eingestuft worden sei. Es gebe aber noch keine endgültige Entscheidung. Röttgen verwies auch auf eine mögliche Kostenbeteiligung der Energieversorgungsunternehmen. Es gebe jedoch keine Rechtsgrundlage für eine Haftung, sagte er.

Nach Ansicht des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) soll das Lager in Niedersachsen möglichst schnell geräumt werden. Die Rückholung der Abfälle soll innerhalb von zehn Jahren erfolgen. Als Betreiber der Asse hatte das BfS in den vergangenen Monaten geprüft, wie das Problem mit dem Atommülllager bei Wolfenbüttel am besten zu lösen ist. Dort lagern rund 126.000 Fässer mit leicht- und mittelstark strahlendem Atommüll. Dabei war auch untersucht worden, ob die Fässer an ihrem Standort in 500 bis 700 Meter Tiefe sicher einbetoniert werden könnten oder ob eine Umlagerung in tiefere Schichten um tausend Meter eine Langzeitsicherheit gewährleisten würde.

Die Fässer waren zwischen 1967 und 1978 in das frühere Salzbergwerk Asse gebracht worden. Seit 1988 läuft Wasser in die Anlage. Die Behörde kann nach eigenen Angaben nicht ausschließen, dass sich die Menge so steigert, dass die Grube überflutet wird. Zudem ist die Stabilität der Schachtanlage beeinträchtigt.

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Asse und Gorleben: Die wahre Geschichte!

Gorleben hat schon unendlich viel Geld gekostet und Zeit verbraucht, was Mi­nister Gabriel nicht davon abhielt, es jetzt für „politisch tot“ zu erklären, um gleichzeitig die Suche nach einem neuen Standort anzu­mah­nen. Bei einem neuen Standort würde alles von vorne anfangen, und nach weiteren 20 Jah­ren würde sich auch der neue irgend­wann als politisch ungeeignet heraus­stellen, und wie­der hätte man Milliarden nutzlos ausgege­ben. Im Oktober 2006 (Heft 39) be­richtete Der Spiegel, Minister Gabriel beabsichtige, mehrere Standorte alternativ zu untersu­chen, um den ‚bestgeeigneten’ zu finden. Bei diesem Konzept blieben Finanzen und Logik glei­chermaßen auf der Strecke: Für Gorleben und Konrad wurden bereits 2,1 Mrd. € ausgegeben, und wie viele Standorte man auch untersuchte, man wüsste nie, dass nicht ein anderer noch besser ist! Ein Standort muss geeignet sein, mehr lässt sich weder bezahlen noch nachweisen.

Bei der letzten großen Protestaktion gegen Castor-Transporte erklärte Claudia Roth in einem Radiointerview genau, wa­rum Gorleben ungeeignet sei: Die Grube Asse hätte als Pilotanlage versagt und das beweise, dass auch Gorleben nicht geeignet sei. Aus fachlichen Gründen ist diese Gleichset­zung nicht nur falsch sondern auch dumm, wie im folgenden gezeigt werden soll.

Unbestreitbar ist Asse als Pilotanlage falsch betrieben worden, und es ist auch keine Entschuldi­gung, dass man zur Zeit der Einlagerung vor Jahrzehnten noch nicht wissen konnte, welche Bri­sanz dieser Komplex einmal haben würde. Das Verhalten des Salzes war schließlich bekannt. Das grundsätzliche Problem der Asse ist nicht der Umstand, dass man die Fässer nicht ord­nungsgemäß in Reih’ und Glied aufgestellt hat – das hätte das heutige Problem nicht verhindert –, sondern dass man sie in ausgebeutete und aufgelas­sene Strebe eingelagert hat, die sich zu nahe am Rande des Salzstockes befinden, und dass diese Einlagerungskammern nicht anschließend dicht abgeschlossen wurden. Ihre randnahe Lage er­gab sich aus dem Umstand, dass sich dort die Salzarten befanden, die man gewinnen wollte. Wa­rum verursachen die randnahe Lage und das Offenlassen das Problem?  Die Kenntnis einiger Fakten kann helfen, die Gründe für das Prob­lem zu verstehen.

Bildung der Salzstöcke

Bis vor ca. 240 Millionen Jahren war Mitteleuropa über einen Zeitraum von ca. 10 Millionen Jahren von einem flachen Meer bedeckt. Dieses ‚Zechstein-Meer’ war nach Nordwesten mit dem Ozean verbunden, und da warmes Klima herrschte, verdunstete aus dem Zechstein-Meer viel Wasser. Frisches Ozean-Wasser floss nach und vergrößerte mit seiner gelösten Salzfracht die Salzkon­zentration des Meeres soweit, dass das Salz auskristallisierte und als mehrere hundert Meter mächtiger Stapel horizontal abgelagert wurde. Als diese Periode zu Ende ging, wa­r im Raume Hanno­ver sogar eine Schicht von etwa 1200 m Salz abgelagert worden. In den darauf­folgenden geologi­schen Perioden wurden über dem Salz bis zu 1500 m jüngere Sedimente ab­gelagert. Ihr Gewicht konnte das Salz nicht aushalten – und musste es auch nicht, denn es kann sich unter Auflast langsam bruchlos verformen und sehr langsam ‚fließen’ – viskoplastisch wird dieses Verhalten genannt. Salz ist außerdem leichter als die jüngeren Sedimente. Wegen beider Eigen­schaften ist es in Jahrmillionen in die Bereiche mit geringe­rer Auflast gewandert und dort in die überlagern­den Schichten eingepresst worden. Die Abbildung 1 illustriert mit 8 parallelen Schnitten diese Ent­wick­lung in den aufeinanderfol­genden geologischen Epochen an Beispiel des Salzstockes Gorleben.

 

Abbildung 1: Zeitliche Entwicklung eines Salzstockes durch Salzaufstieg (Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe – BGR)

Das aufsteigende Salz hat die umge­benden Gesteine seitlich verdrängt und ist pilzar­tig als ‚Salz­stock’ aufgestiegen. Dieser Aufstieg geht zu Ende, wenn der größte Teil des ursprünglichen Salzlagers ausgewandert und in den Salz­stock einge­presst worden ist. Unter der norddeutschen Tiefebene existieren viele solcher Salz­stöcke, und jeder hat seine eigene Geometrie und innere Struktur. Im allgemeinen sind sie bis zu 3000 m tief und wenige bis viele Kilometer lang, bei einer Breite bis zu einem Kilometer.

Beim Salzstock Gorleben begann dieser Aufstieg schon bald nach der Ablagerung der Se­dimente in der ‚Buntsandsteinzeit’ etwa ab 240 Millionen Jahren und setzte sich in der Folgezeit fort. Zu Beginn der Tertiärzeit, also vor 65 Millionen Jahren, reichte der Salzstock bis an die Oberfläche. Im Alttertiär ging der Aufstieg zu Ende, weil in der Region die für die Abwanderung des Salzes verfügbare Menge weitgehend ausge­presst war, also aufgestiegen ist. Danach wurde der Salz­stock im Jungtertiär und im darauf folgenden Quartär von bis zu 160 m Sedimenten überlagert (Abbildung 2). In dieser Zeit, also seit etwa 23 Millionen Jahren, ist der Salz­stock nur noch um ca. 0,03/a mm aufge­stiegen, also um 3 mm in 100 Jahren. Er ist seitdem praktisch sta­bil. Viermal wurde er in den Eiszeiten der letzten 650.000 Jahre für jeweils Zehn­tausende von Jahren von mächtigen Gletschern belastet. Die Sedimente wurden verdichtet, der Salzstock blieb erhalten.

 

Abbildung 2: Überlagerung des Salzstockes von Gorleben nach dem Auslaufen des Salsaufstieges im Jungtertiär und Quartär (Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe – BGR)

Dichtigkeit der Salzstöcke

Die Salze liegen in kristallisierter Form vor. Die Grenzflächen zwischen den Kristallen sind ge­schlossen; sie blei­ben es, wenn sich die Salzkörper sehr langsam ver­formen. Wie alle Kristalle, sind Salzkristalle jedoch spaltbar und deshalb können sie oder Grenz­flächen zwischen ihnen bei großen Drücken aufge­presst werden.

Die Gesteinsschichten in der Umgebung der Salzstöcke enthalten Grundwas­ser. An den Kontakt­flächen der Salzstöcke wird deshalb solange Salz abgelöst, bis das Wasser gesät­tigt ist. Ob das viel ist und ständig erfolgt, oder wenig und dann stagniert, wird von der Ge­schwindigkeit be­stimmt, mit der sich das Grundwasser erneu­ern kann. Erfolgt der Grundwasseraus­tausch wegen ungünstiger hydrogeologischer Verhältnisse schnell, löst das Grund­wasser den Salzstock auf – er verschwindet, und es bleiben nur noch die unlösli­chen Reste zurück – sog. ‚Restbrekzien’ (Ab­bildung 3). Salzstöcke sind des­wegen ent­weder nicht mehr vor­handen oder sie sind dicht, denn das den Salz­stock umgebende stag­nie­rende Grundwas­ser ist mit Salz gesättigt und kann deshalb kein weiteres Salz auf­nehmen. Das salzge­sättigte Wasser ist außerdem schwe­rer und fließt nicht nach oben. Ein noch existierender Salz­stock be­weist folglich, dass keine Grundwas­sererneue­rung statt findet, und der Salzstock erhalten bleibt. Diese Gesetzmäßigkeiten sprechen dafür, dass die Salzstöcke auch in Zukunft so bleiben wie sie in den letzten Jahrmillionen wa­ren, ande­renfalls gäbe es sie nicht mehr.

Eine besondere Situation liegt über den Salzstöcken vor: Analog zum seitlichen Außenrand der Salzstöcke hat sich das dort vorhandene Grundwasser mit gelöstem Salz gesät­tigt, unlösliche Gesteinspartien sind als Restbrekzie erhalten geblieben. Bei schnellem Was­seraustausch wäre der Salzstock in der geologischen Vergangenheit zur Tiefe hin abgelaugt wor­den und würde nicht mehr existieren. Er existiert noch, weil wegen günstiger hydrogeologi­scher Gegeben­heiten kein Wasseraustausch statt fand, oder so ge­ring war, dass er wirkungslos blieb. Abbildung 3 zeigt die Restbreckzie über dem Salzstock Gorleben. Ihre geringe Mächtigkeit von einigen zehn Metern beweist, dass die Ablaugung unerheblich geblieben ist, und das wird auch zukünftig nicht anders ein.

 

Abbildung 3: Restbrekzie über  dem Salzstock Gorleben (Ausschnitt) (Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe – BGR)

Problem der Asse

In der Tiefe der Einlagerungskammern von ca. 500 m herrscht im Nachbargestein ein Wasser­druck von ca. 50 bar. Für den Salzstockrand ergibt sich daraus ein sehr großer Wasserdruck, der auf die stehen gebliebene Salzbarriere zwischen Außenrand und Einlagerungskammer einwirkt. Er bewirkt, dass einzelne Grenz­flä­chen zwischen den Salzkristal­len aufgepresst werden und Grundwasser von außen in die Einla­gerungskammern einsickern kann. Von 12 m³ pro Tag ist die Rede, das sind 500 l/h bzw. 8,3 l/min bzw. 0,13 l/sec, also je Minute ungefähr ein Wassereimer voll. Selbstverständlich ist das nicht akzeptabel. Aber es ist kein Wassereinbruch, denn dann handelte es sich um viele Kubikmeter pro Sekunde.

Die Einsickerung von Grundwasser aus dem Nachbargestein wäre vermieden worden, hätte man die Kammern im In­neren des Salzstockes ange­ordnet, also weit genug vom Rand entfernt, und wären sie nach ihrer Füllung ver­schlos­sen wor­den. Das kann man heute noch tun. Eine solche Sanierung wäre die einfachste und vermut­lich preiswerteste Lösung. Das jedenfalls ist die Lehre aus dem Fall Asse. Falsch ist, wenn von manchen das Zurücksi­ckern der Salzlauge in das Nach­bargestein befürchtet wird. Sowenig wie aus einem abge­tauchten U-Boot Wasser durch ein Loch in der Schweißnaht gegen den Wasser­druck nach außen fließen kann, sickert infiltrierte Lauge freiwillig gegen den Außendruck zurück ins Nachbargestein, und damit in den Wasser­kreislauf.

Gorleben

Am 2.9.2009 zitierte Alexandra Jacobson in der Neuen Westfälischen Jochen Stay mit der Er­kenntnis, “Dass Gorleben ungeeignet sei, weil der Salzstock direkten Kontakt zum Oberflächen­wasser habe, sei zum Glück nun auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden“. Diese Tat­sache ist richtig, widerlegt aber die Folgerung, die Herr Stay für sich ab­leitet oder die für den Leser beabsichtigt ist. Sie beweist vielmehr, dass das Grundwasser den Salzstock nicht auflöst, denn auch hier wirken die zuvor be­schriebenen Gesetzmäßigkeiten: sie garantieren, dass der Salzstock auch in Zukunft so bleibt wie er in den letzten Jahrmillionen war.

Rein zufällig (!) vor der Wahl  ist kürzlich bekannt geworden, dass Kanzler Kohl seinerzeit eine Beurteilung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt modifiziert haben wollte, die 1983 we­gen einer angeblich unzureichenden Mächtigkeit von tonigen Sedimenten über zentralen Berei­chen des Salzstockes eine Kontamination der Biosphäre für möglich hielt. Tatsächlich spielt die Mächtigkeit der tonigen Schichten als Teil der jungen Sedimenten keine Rolle: Auch to­nige Se­dimente sind durchlässig, wenn auch sehr viel weniger als sandige. Selbst sehr große Durchläs­sigkeitsunterschiede sind für diese Pro­zesse unerheblich, denn die Durchlässigkeitsunter­schiede werden durch die langen Zeiträume kompensiert, und über dem Salzstock sind die jun­gen Sedi­mente ohnehin mit salz­gesät­tigtem Grundwasser gefüllt. Das wäre auch bei anderen Mächtig­keiten der tonigen Sedimente nicht anders gewe­sen, und diese Gegeben­heiten wer­den auch künftig vorliegen, weshalb eine Kontamina­tions­gefahr ausgeschlossen werden kann.  Als Mit­glieder einer früheren Niedersächsischen Landesregierung haben die Minister Gabriel und Trit­tin das noch ebenso positiv beurteilt.

Folgerungen

Claudia Roths Beurteilung ist fachlich falsch. Warum ist sie auch dumm? Die wissen­schaftlich-technische Entwicklung ist das Ergebnis von Versuch und Irrtum, was sicher auch Frau Roth weiß. Ohne diese dem Menschen eigene Vorgehensweise wäre unsere durch­schnittliche Lebens­erwartung kaum höher als 30 Jahre, und es herrschte noch mittelalterliches Handwerk, hätte man bei Fehl­schlägen aufgegeben. Bekanntlich hat man sich um Verbesserungen bemüht und war dabei erfolg­reich. Deshalb kom­men wir heute schneller von A nach B als zur Postkutschenzeit – und auch Frau Roth wird dar­auf nicht ver­zichten wollen. Wa­rum sollte man nach soviel Investi­tio­nen, das, was man im Fall Asse gelernt hat, nicht auch in Gorleben anwen­den? Ein ver­nünfti­ger Grund für einen solchen Verzicht ist nicht zu erkennen.

Der tatsächliche Grund ist klar: Da ‚Anti-Atom’ für viele die Existenzgrundlage ist und/oder Wähler­stimmen verspricht, kommt vor Wahlen jedes vermeintliche Argument gegen Asse, Gor­leben, Krümmel etc. wie gerufen, mag es auch noch so falsch und nicht selten sogar ziemlich albern sein – „löchrig wie Schweizer Käse“ – , wobei auch dieser Vergleich falsch ist, denn seine Lö­cher sind nicht miteinander verbunden! Eigentlich sollten sich in Demokratien wahlkämp­fende Führungskräfte schämen, mit plumper Bauernfängerei auf Stimmenfang zu gehen. Es ist schon atemberaubend, mit welcher Sicherheit sich Politiker zu Sachverhalten äußern, von denen sie erkennbar keine Ahnung haben, wenn sie damit nur Wählerstimmen gewinnen können.

Aller­dings sind solche Politiker leider in ‚bester’ Gesellschaft, wenn man bedenkt, welchen Blödsinn man selbst in renommierten Zeitungen lesen kann: So wird im Spiegel CO2 schon mal als giftig bezeichnet, obwohl es mit Wasser die Grundlage unserer Nahrungskette ist. Nach dem Zeit-Dossier von Roland Kirbach (10.9.2009) „…könnte der …Salzstock Asse einstürzen und 126000 Tonnen Atommüll freisetzen.“ Das wirkt dramatisch, und ist ja wohl auch so beabsich­tigt, hat aber mit der Realität nichts zu tun. Wenn Häuser wegen Erdbeben oder das Stadtarchiv in Köln wegen Baufehler einstürzen, suchen wir tagelang – und oft vergeblich – nach Verschüt­teten, und das nur wenige Meter unter der Erdoberfläche. Sollte das Bergwerk Asse denn wirk­lich einstür­zen, was sehr wahrscheinlich überhaupt nicht oder zumindest noch nicht so schnell geschehen wird, würde der Atommüll nicht freigesetzt, sondern in 500 m Tiefe begraben und dabei mit vielen hundert Metern Salz überdeckt.

Der Salzstock von Gorleben ist sachlich ge­eignet, darf es aber aus politischen Gründen nicht sein, denn er eignet sich vorzüglich immer wieder zur Stim­mungsmache und beeinflusst Wahl­entscheidungen – und wie wirksam das funktioniert, wissen wir aus bitterer Erfahrung.

Gegen­wärtig befinden sich auf der Welt 443 Atomkraftwerke im Betrieb, sind 47 im Bau und 81 in der Planung. Deutschland ist von Ländern umgeben, die Atomkraftwerke betreiben; Frank­reich ge­winnt sogar 78% seines Stromes auf diese Weise. Wer dezidiert die Atomkraft für un­verant­wortbar hält, weil sie nach seiner Meinung eine Gefahr für die Menschheit darstellt, und wer den Mut hat zu glauben, nur er wüsste trotz unserer bitteren Erfahrung mit deutscher Hybris schon wieder den richtigen Weg, müsste doch eigentlich versuchen, die anderen Länder, die das Gegenteil praktizieren, von ihrem fal­schen Weg abzubringen. Was nutzt uns Anti-Atom, wenn  weltweit und vor allem in den Nachbarländern Atomkraftwerke betrieben werden, Atomunfälle wirken schließlich global. Da man weiß, dass sich die anderen Länder nicht von uns belehren lassen, geschieht das nicht. Man ist ja, beispielsweise in Frankreich, auch sicher nicht der Mei­nung, dass die eigenen Fachleute und die Politiker dumm und verantwortungslos sind. Unsere diesbezügliche – vernünftige – Zurückhaltung beweist aber auch, was wirklich mit der Aus­stiegs- und Anti-Atom-Politik gemeint ist: Angst zu ma­chen, um Wählerstimmen zu gewinnen.  Und das ist wirklich verantwortungslos!

Apropos Gorleben: Nach seinem Beispiel wird in New Mexico seit Jahrzehnten ein Salz­stock als Endlager betrieben.

Dipl.-Geologe Prof. Dr. Friedrich-Karl Ewert, EIKE

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