1

Empathie für die Opfer der „Klimakatastrophe“ und mitleidslos gegenüber SARS-Kranken

Ich denke nicht, dass ein Quantum Gutes im Holocaust enthalten war, nicht einmal ein Quäntchen, und ich glaube nicht daran, dass Menschen in Grenzsituationen über sich selbst hinauswachsen, plötzlich freundlich und hilfsbereit werden, wie sie es vorher nie waren. Das mag so sein, wenn sie sich bei einem Stromausfall mit Kerzen und Batterien aushelfen, aber nicht, wenn es um ein letztes Stück Brot geht oder auch nur eine Rolle Toilettenpapier. Dann fallen sie übereinander her, und es wäre unfair, es ihnen übelzunehmen. Not macht erfinderisch, aber sie lässt nicht das Gute über das Böse siegen. Homo homini lupus est.

Dennoch gibt es so etwas wie „positive Kollateralschäden“. Klingt erst einmal absurd, stimmt aber. Die Medizin ist durch Kriegsverletzungen wesentlich vorangekommen, jeder Flugzeugabsturz hilft, das Fliegen sicherer zu machen. Trotzdem würde kein Mensch freiwillig an Bord eines Flugzeugs gehen, dem ein halber Flügel fehlt, nur um zu sehen, wie lange sich die Maschine in der Luft halten kann. Aber das ist es, was wir derzeit erleben, einen Absturz nach dem anderen. Ein Virus macht’s möglich.

„Warum ist in Zeiten von Corona so viel möglich, wo doch andere politische Entscheidungen, z.B. beim Klima, immer so wahnsinnig lange dauern“, fragte sich die Redaktion eines Hörfunk-Magazins beim Radio Berlin-Brandenburg und reichte die Frage an den Soziologen Harald Welzer weiter. Das sei in der Tat „merkwürdig“, antwortete dieser.

„Der Klimawandel ist langfristig eine weit größere Gefahr für das Überleben als das Corona-Virus, aber wir sehen in der Klimapolitik das exakte Gegenteil“, da sei alles „total kompliziert“, man müsse „auf alle Rücksicht nehmen“,

die Bürger, die gelben Westen, die Autoindustrie, während in den Talk-Shows Politiker sitzen und ständig darüber reden würden, dass man den Menschen nichts vorschreiben kann“, Freiheit sei doch das Wichtigste, und eine Öko-Diktatur dürfe es nicht geben. Dagegen sei

„die Corona-Story eine Lerngeschichte allererster Güteklasse, Flugzeuge bleiben am Boden, Massenevents bleiben aus“.

Im Ergebnis werde das nicht nur eine Wirtschaftskrise zur Folge haben, sondern auch einen „signifikanten Rückgang der Treibhausgas-Emissionen weltweit“, am Ende werde man sehen, dass es auch „mit weniger von allem geht, ohne dass die Welt untergeht“. So etwas, sagt der Soziologe, habe es schon mal gegeben, beim Ausbruch eines isländischen Vulkans, „der den europäischen Flugverkehr völlig lahmgelegt hat“, auch damals sei die Welt nicht untergegangen.

„Das heißt, wir können aus dieser Geschichte lernen, dass wir vieles von dem, das wir jetzt als notwendig voraussetzen, am Ende gar nicht brauchen“. Fazit: „Von Corona lernen, heißt Überleben lernen.“

Eine Lichterkette der Dummheit und Niedertracht

Nun gehört Welzer mit seinen Arbeiten zu den Gütern, die wir weder am Anfang noch am Ende unbedingt brauchen. Gäbe es sie nicht, würden wir deren Fehlen nicht mal bemerken. Auch hat der Ausbruch des Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 – ich war dabei – mitnichten den europäischen Flugverkehr völlig lahmgelegt. Ein Sprecher der Lufthansa bezeichnete „die Auswirkungen“ als „gering“. „Die Flugzeuge umfliegen das betroffene Gebiet einfach und kommen ein paar Minuten später in New York an. Das ist kein Drama.“ – Außer vielleicht für Harald Welzer, der eine Book-Party in New York verpassen könnte.

Allerdings liegt er vollkommen richtig, wenn er sagt, wir könnten aus der Corona-Krise lernen. Zum Beispiel, wie deutsche Intellektuelle ticken, die derzeit eine Lichterkette der Dummheit und Niedertracht bilden. Luisa Neubauer, das „deutsche Gesicht“ der Fridays-for-Future-Bewegung hat die Lage schnell und intuitiv erfasst. Sie ahnt, dass der „menschengemachte Klimawandel“ angesichts der Corona-Katastrophe seinen Schrecken verliert, dass es sehr lange keine FfF-Demos geben wird und Schulschwänzer keine Ausrede haben werden, dem Unterricht zugunsten des Weltuntergangs fernzubleiben. Sie hakt sich bei Welzer unter und gibt bekannt, „was unsere Demokratie jetzt braucht“, nämlich:

„Solidarität, Verantwortungsbewusstsein, Weitsicht & Umsicht. Daher verlegen wir unseren Austausch, Kontakt, Leben ins digitale und häusliche.“

Und so, wie Igor Levit und James Blunt jetzt im eigenen Wohnzimmer oder vor leeren Rängen spielen und ihre Konzerte ins Internet streamen, werden auch die Öko-Kids nur noch digital demonstrieren. Was natürlich auch ein Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen sein könnte.

Der Hamburger Kleinverleger und Großbürger Jakob Augstein fragt sich und seine Twitter-Freunde, ob

„angesichts einer Sterblichkeit von z. Zt. vielleicht 4% die Panik in Sachen #Corona gerechtfertigt“ sei. „Das ist weniger als bei echter Grippe.“

Und wie Luisa Neubauer macht er sich weniger Sorgen um seine eigene Gesundheit als um die der Demokratie.

„Demokratie braucht Austausch, Kontakt, Leben. Die eingesperrte Gesellschaft ist keine offene Gesellschaft. Lässt sich der Schutz der Wenigen wirklich nicht ohne Einsperren der Vielen gewährleisten?“

Ungesagt bleibt, ob sich Augstein zu den Wenigen, die geschützt werden müssen, zählt oder zu den Vielen, die jetzt eingesperrt werden. Eine offene Gesellschaft kann sich auch eine Pandemie leisten, so lange die Sterblichkeit vier Prozent nicht überschreitet und Augstein nicht zu den Wenigen gehört.

Welzer, Neubauer, Augstein, Precht et alii debili

Ähnlich entspannt reagiert auch der Arzt und Sprecher der „Scientist for Future“, Eckart von Hirschhausen, der über das Thema Wirksamkeit einer intravenösen Immunglobulintherapie in der hyperdynamen Phase der Endotoximänie beim Schwein promoviert hat. Danach verlegte er sich erfolgreich auf „medizinisches Kabarett“ und bespaßt als „Deutschlands Arzt Nummer Eins“ ARD-Zuschauer und Teilnehmer von Betriebsfesten mit Themen wie Warum pupsen wir im Flugzeug häufiger als auf der Erde?

Auf die Frage, was er über das Corona-Virus denken würde, antwortete er am Rande eines Empfangs des Bundesverbandes Erneuerbare Energie, die Debatte darüber sei „eine Scheindiskussion“.

 „Wir wissen, dass Grippe letztes Jahr 25.000 Leute getötet hat, warum reden wir so viel über ein Virus, das wahrscheinlich harmloser ist?“

Einen solchen suizidalen Optimismus zu toppen, das schafft nur einer – der Philosoph und Bestseller-Autor Richard David Precht. Corona, sagt er, sei so gefährlich wie eine Grippe, „mit einer Mortalitätsrate von 0,3% der Betroffenen eine sehr kleine Bedrohung“, der Klimawandel dagegen „eine ganz große Menschheitsbedrohung“. Es sei doch seltsam, dass „die Leute mehr Angst um ihr Leben haben, als um das Überleben der Menschheit“. Er selbst trete dem Corona-Virus „völlig unbefangen“ entgegen. „Alles, was ich bis jetzt von dem Virus verstanden habe, ist, dass es gefährlich ist für Leute mit schwachem Immunsystem und für sehr alte Menschen. Und da ich zu beiden nicht dazuzähle, fühle ich mich nicht besonders bedroht…“

Welzer, Neubauer, Augstein, von Hirschhausen, Precht et alii debili – mein Immunsystem ist stabil, aber nicht stabil genug. Mir wird schlecht. Diese selbstverliebten Maskengesichter, die von „Sterblichkeit“ und „Mortalitätsrate“ reden, als ginge es um von Aussterben bedrohte Insekten oder Käfer. Voller Empathie für die Opfer der Klimakatastrophe auf Kiribati und vollkommen mitleidslos für die Alten und Schwachen in den Plattenbauten nebenan.

Wir sind an einem Punkt angekommen, den die SPD-Politikerin und ehemalige Beauftragte für Migration und Integration, Aydan Özoguz, in einem „Strategiepapier“ vom September 2015 vorhergesagt hat:

„Unsere Gesellschaft wird weiter vielfältiger werden, das wird auch anstrengend, mitunter schmerzhaft sein. Unser Zusammenleben muss täglich neu ausgehandelt werden.“

Özoguz meinte damals die Folgen der Zuwanderung. Nun ist es ein Virus, das uns zwingt, unser Zusammenleben täglich neu auszuhandeln. Gestern wurden Fußballspiele abgesagt, heute Gottesdienste aller Religionen verboten, morgen könnten die Blutkonserven knapp werden. Bis das Virus besiegt ist.

Das kann eine Weile dauern. Und vielleicht findet jemand bis dahin das Quantum Gutes, das im Schlechten versteckt sein könnte.

„Die Krise wird vieles verändern, manches davon können wir ins Gute wenden“,

sagt Christian Lindner, der Vorsitzende der Freien Demokraten, dessen Partei auch ohne Corona gegen das Ableben ankämpft. Was könnte er gemeint haben?

Die nächste Weltklimakonferenz, die in Glasgow stattfinden soll, wird ausfallen. Greta kehrt in ihre Schule zurück, und Ursula von der Leyen wird sich nicht daran erinnern können, sie jemals nach Brüssel eingeladen zu haben. Die staatlichen Subventionen für den Kauf von E-Autos werden eingestellt, die Dieselverbote aufgehoben. Bayern erklärt sich zu einem souveränen Staat und bietet Österreich und der Schweiz eine alpine Föderation an.

Alles wird wieder gut. Aber nie wieder so, wie es einmal war.

Zuerst erschienen auf Broders Achse des Guten. Mit freundlicher Genehmigung.

 




Klimarettung: Auch Ökonomen fordern jetzt Konsumverzicht

Vor zwei Wochen war Christian Lindner in Jena, dem Herzen der Klimaleugner-Finsternis, zu Besuch. Im Rahmen des Thüringer Landtags-Wahlkampfes hielt er eine professionelle Rede im Stadtzentrum, in der er die Rückkehr zu einer Politik der Vernunft forderte. Dem ist vorbehaltlos zuzustimmen; allerdings erzählte er dann selber ganz unvernünftig etwas von einer 200jährigen Eiche, der er den menschgemachten Klimawandel hätte ansehen können. Möglicherweise war der Punkt nur ein Gruß an den grünlinks-ökologischen Geßlerhut der Universitätsstadt Jena. Aber das hätte ihm sowieso nichts genutzt, da die Linken keine „unsozialen Kapitalisten“ wählen.

Auf Zwitscher und anderen Kanälen greift Lindner den ahnungslosen Zeitgeist allerdings recht mutig an und erntet dafür klimatische Schittstürme. Er fordert entgegen der geplanten grünen Verbotsorgie keinen Verzicht, sondern stattdessen einen technologischen Innovationsschub, um den Ressourcenverbrauch der Nation effizienter zu gestalten. Solange er damit keine atavistischen Altneu-Technologien meint wie Windräder oder ähnliches, ist ihm mittel- bis langfristig Recht zu geben. In einigen Jahrhunderten werden preiswert erschließbare fossile Energiequellen wie Mineralöl tatsächlich einmal erschöpft sein; dann sollten wir den von Frank Schätzing in Limit skizzierten Weltraumfahrstuhl haben und wie in Moon in der Lage sein, das Helium-3 des Erdmondes zur Kernfusion zu nutzen.

Man sollte nun annehmen, daß Wirtschaftsfachleute der Argumentation des FDP-Chefs recht nahe stehen. Denkste: Oliver Holtemöller vom renommierten Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung IWH in Halle/Saale sieht es anders. Dem Berliner Tagesspiegel gibt er zu Protokoll:

„<Wenn wir das Innovationstempo der vergangenen Jahre beibehalten, verfehlen wir die Klimaziele mit Sicherheit.> So zu tun, als könne man wirksamen Klimaschutz nur mit Innovationen erreichen, sei „sehr gefährlich“, weil dadurch der Druck für sofortige Neuerungen ausbleibe, so Holtemöller weiter.“

Welche „Neuerungen“ sollen das sein? Entwicklungsarbeit gehört immer zu den Mühen der Ebenen, wie Brecht sagte. Eine gute Idee reicht nicht, sondern muß wirtschaftlich und technologisch angepasst werden und sich dann im Alltag bewähren. Das Verbrenner-Automobil, das Telefon, die Elektrifizierung, all das entwickelte sich über Jahre und Jahrzehnte. Wieso weiß der Mann das nicht? Vom Chefökonom des Potsdamer Klimavatikans PIK, Edenhofer („Klimapolitik dient der Umverteilung des Vermögens“), würde ich keine andere, also sinnvolle Aussage, erwarten. Aber von einem Wissenschaftler des IWH?

Holtemöller ist nicht der einzige klimatisierte Ökonom, der auf einer Präsentation der fünf „Wirtschaftsweisen“ zur Konjunkturentwicklung seine irrationalen Gefühle kommunizierte. Auch Claus Michelsen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW meinte, daß Deutschland „aus gutem Grund“ aus der Kohle aussteige. Alle fünf Institute erklärten gemeinsam:

„Die Klimapolitik erfordert einen Konsumverzicht der heutigen Generationen zugunsten von Investitionen in emissionsärmere Energieerzeugung und in die Verkehrsinfrastruktur.“

Wie können „Ökonomen“ so etwas von sich geben? „Emissionsärmere Energieerzeugung“, also Windrad- und Solarpaneel-Verschandelung, zerstört unsere Energieversorgung und hinterlässt unseren Kindern und Enkeln jede Menge Sondermüll (die Windrädchen und Siliziumtechnik selber). „Emissionsärmere Verkehrsinfrastruktur“, also umweltschädliche Lithiumakku-Autos und gefährliche Wasserstoff-Karrossen, zerstört unsere Automobil-industrie. Und was heißt Konsumverzicht? Daß Michelsen und Holtemöller, Rahmstorf und Luisa Neubauer und ihre Tausenden Klimahüpfer weniger fliegen, sich keine Knisterkamine mehr einbauen und fleißig Fahrrad fahren? Nein, wahrscheinlich ist es eine Anspielung auf die kommende CO2-Steuer und die De-Mobilisierung von Kreti und Plethi.

Konform zum fachlichen Versagen der Ökonomen ergänzt der Tagesspiegel-Artikel, daß im Zuge der Klimapanikmache der sozialistische Geist des Club of Rome wiederkehre. Ob der Club selber von Moskau ferngesteuert wurde, ist nicht nachweisbar; aber bei einigen ähnlichen späteren Initiativen wurde eine Beteiligung von KGB, Stasi & Co. aufgedeckt. Kein Wunder: Nachdem westliche Kommunisten mit ihrer Klassenkampf-Rhetorik gescheitert waren, haben sie nach 1970 halt auf „Konsumterror“-Kritik und Öko-Klima-Weltuntergangspropaganda geschaltet.

Aktuell ist die bei konservativen Ökonomen als unheimlich angesehene De-Growth-(„Ent-Wachsung“/„Schrumpfung“)-Bewegung auf dem Vormarsch. Man bemerkt es an Greta Thunbergs UN-Rede, die ihr eindeutig einer von den Degrowthern geschrieben hat. Darin wird kritisiert, daß „wir Alten“ grenzenloses wirtschaftliches Wachstum wollten, das zu Lasten der Umwelt/des Klimas/wasauchimmer ginge. Moral-NGOs wie der BUND schlagen in die selbe Kerbe, so zum Beispiel dessen Ehrenvorsitzende Angelika Zahrnt, die in einem ganzen Buch das sozialistische Paradies der „Postwachstumsgesellschaft“ skizziert.

Die Pointe: Spätestens mit der Erfindung der Wärmekraftmaschine durch Denis Papin und deren Einführung in die Wirtschaft durch Newcomen und Watt kann die Menschheit nicht mehr zurück in irgendwelche imaginierten Agrarparadiese. Vor allem durch die massiv gewachsene Bevölkerungszahl des Planeten sind wir zum wirtschaftlich-technologischen Fortschritt gezwungen, sonst bekommen wir eine sowjetische Industrie-Wüste, die kaum genügend Nahrungsmittel produziert und nur noch die Technik von anno dazumal weiterführt. Die Chinesen und die Russen können ein Lied davon singen und werden daher einen Teufel tun, ihren erfolgreichen Weg des kapitalistischen Wachstums wieder zu verlassen.

Und noch eins: Irgendwann wird er kommen, der riesige Meteor, der droht, auf der Erde einzuschlagen. Ohne eine sehr, sehr teure planetare Raketenabwehr wird er uns auslöschen. Und ohne großes wirtschaftliches Wachstum ist der Abwehrschild nicht zu bezahlen.