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Bergung von Atommüll aus Asse kostet 3 Milliarden Euro

So viel Fürsorge für die Leute in den Dörfern um die Asse, ist das gerechtfertigt? Wie kritisch sieht das die Zeitung? Gar nicht. Sie hält sich an den „Mainstream“ und berichtet im Rahmen des verordneten „politisch korrekten“ Weltbildes. Nicht nur auf dem Gebiet der Radioaktivität machen alle mit, die irgendwie abhängig sind: Politiker, Medien, Kirchen, Schulen.

Nach diesem Weltbild wurde Radioaktivität nur durch gewissenlose Menschen in die Welt gebracht, es war ein Verbrechen, das nie hätte geschehen dürfen. So stellte das z. B. im Jahr 2014 auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum ein Dr. Wilk dar. Die von der Kernindustrie erzeugten Abfälle wären ein ganz schlimmes Problem, sagte dort auch der evangelische Landesbischof Meister (2012): „Allerdings können wir Aussagen machen zu einer hochgiftigen Strahlung, die noch über viele hunderttausend Jahre so giftig sein wird, dass sie das Menschenleben und das Leben auf dieser Erde in ihrer Existenz bedroht.“

Ähnlich Frau Sylvia Kotting-Uhl. Sie hat mal Kunstgeschichte studiert und ist heute atompolitische Sprecherin der Grünen und Vorsitzende des Bundestags-Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Sie sagte: „Er (der Atommüll) ist da und stellt für die heutige und zukünftige Gesellschaften eine existenzielle Bedrohung dar….. Dass wir als Grüne uns immer gegen den atomaren Irrsinn gewandt haben, enthebt uns nicht der Verantwortung, einen Weg zu finden, um die von dem Atommüll ausgehenden Gefahren möglichst gering zu halten.“

Was den „Irrsinn“ betrifft: Die übrige Welt wird eher Frau Kotting-Uhl für irrsinnig halten. Im Jahr 2020 haben 5 neue Kernkraftwerke mit der Stromerzeugung begonnen, 3 in China, eins in Weißrussland und eins in den Vereinigten Arabischen Emiraten. 52 Kernkraftwerke werden in verschiedenen Ländern zurzeit gebaut.

Auch in den Schulen wird ein zumindest unvollständiges Bild unserer Welt vermittelt. In Schulbüchern zur Geografie wird der Aufbau der Erde mit ihrem heißen Inneren dargestellt. Alles ist dort geschmolzen und dadurch entstehen Vulkane. Aber woher kommt die Hitze? Zur Hälfte durch die natürliche Radioaktivität der Erde. Das ist aber ein Tabuthema, so etwas darf ein Schulbuch nie schreiben. „Diese radioaktive Hölle im Erdinneren soll aber möglichst unerwähnt bleiben, damit die Einmaligkeit der Gefahr durch Atomkraft nicht geschmälert wird.“ (H. Hoffmann-Reinecke, Der ewige Meltdown).

Aus immer noch frei zugänglichen Quellen kann man sich aber informieren, welche geringe Bedeutung der Abfall der Kerntechnik wirklich hat. Anfang unseres Jahrtausends waren es etwa 2,8∙1022 Becquerel (Bq). Das wird mehr, aber man darf neuen Abfall nicht einfach dazu addieren. In 1.000 Jahren hat der derzeitige Abfall nur noch ein Hundertstel der heutigen Aktivität. 1022 Bq ist eine abstrakte Zahl (1 und 22 Nullen), das heißt, so viele radioaktive Umwandlungen mit Strahlung pro Sekunde. Wie verträgt sich das mit der Erde, wenn es in Endlager bis in 1 km Tiefe kommt? „Wir vergiften die Erde“, sagte einmal ein Grüner. Jedoch enthält alles Land bis in 1 km Tiefe natürliche Radioaktivität von etwa 4,4 ∙1023 Bq, also ungefähr 16mal so viel. Diese natürliche Radioaktivität ist ungleichmäßig verteilt, an manchen Orten ist man einer mehr als fünfmal höheren natürlichen Umgebungsstrahlung ausgesetzt als im Durchschnitt. Niemanden stört das, niemand zieht deshalb um. Zusätzliche Krankheiten werden dort nicht gefunden. Im Gegenteil, viele neuere wissenschaftliche Arbeiten zeigen, dass geringfügig erhöhte Strahlendosen eher gut für die Gesundheit sind. Sieht man die Erde als ein Ganzes, kann man den radioaktiven Abfall nicht als bedrohlich ansehen.

Noch klarer zeigt das die Unfallstatistik. Überall steht der hochradioaktive Abfall noch an der Erdoberfläche, was doch viel bedenklicher sein müsste als eine Unterbringung in großer Tiefe. Gefährlichkeit wird anhand von Todesfällen beurteilt, nicht anhand des Gefährdungspotentials. Ein Tiger oder Löwe kann jeden Tag einen Menschen töten, aber wie gefährlich sind diese Tiere im Zoo? Für das Personal besteht eine gewisse Gefahr, für das Publikum ist das Risiko Null.

Diesen Unterschied zwischen Risikopotential und tatsächlichem Risiko sollte man auch bei Radioaktivität machen. Nicht was könnte, sondern was ist wirklich passiert? Im Internet findet man eine Liste von Todesfällen durch Radioaktivität, nachgewiesene Fälle und vermutete mit dem Zusatz „Disputed“. Wie groß ist nun weltweit die Zahl der Opfer durch hochaktiven Abfall? Null. Aber erzeugen nicht geringste Strahlendosen Krebs, sogar nicht messbare? Das ist das Arbeitsgebiet von Scharlatanen. Wirkungen ohne ausreichende Ursachen gehören in das Gebiet des Aberglaubens. Dieser geht so weit, dass z. B. ein Herr Dr. Hagen Scherb behauptet, die bloße Anwesenheit von kerntechnischen Anlagen, ohne erhöhte Strahlung in ihrer Umgebung, bewirke bereits, dass Mädchen gar nicht erst geboren werden. In Deutschland und der Schweiz wäre der Verlust von 10.000 bis 20.000 Lebendgeburten bei Mädchen nachweisbar.

 

Bleibt man bei Tatsachen, muss festgestellt werden: Das Risiko der hochaktiven Abfälle ist Null.

 

Wie sieht es nun bei mittel- und schwachaktivem Abfall aus, wie er in der Asse liegt? Nicht so günstig. Da gab es Todesfälle in Estland, es starben ein Mensch und ein Hund. Mit dem Menschen braucht man nicht allzu viel Mitleid zu haben. Es war ein Metalldieb, der in ein ganz schlecht gesichertes Abfalllager einbrach, einen Maschendrahtzaun zerschnitt, Schlösser knackte und Warnschilder ignorierte. Aber das Schicksal des Hundes ist schon tragisch. Er musste wochenlang leiden, ehe er starb. So etwas darf nicht noch einmal vorkommen! Denken Sie immer an den Hund, wenn Sie von der Endlagerproblematik hören oder lesen!

 

Schwachaktive Abfälle, das sind hauptsächlich Filtermaterialien aus Kernkraftwerken. Radioaktivität gelangt ins Waser und in die Luft und muss da herausgefiltert werden. Gegenüber den hochaktiven Abfällen, hauptsächlich abgebrannten Brennelementen, ist die weltweit angefallene Aktivität gering: Aus Kernkraftwerken etwa 2∙1018 Bq, das ist nur ein winziger Bruchteil der Aktivität des hochaktiven Abfalls. In der Asse betrug die Aktivität 7,8∙1015 Bq im Jahr 1987, langlebig sind davon 2,5∙1013 Bq. Vergleicht man das mit der natürlichen Radioaktivität von normalem Gestein von 3∙1015 Bq/km³, dann heißt das: In der Asse liegt an radioaktiven Abfällen, bezogen auf die Aktivität, weniger als in einem Bereich von 1 x 1 km und 1 km Tiefe.

 

Die Rückholung „entlastet“ den Asse-Berg also nur ganz unwesentlich von seiner Radioaktivität. Aber das schreckliche, in der Natur nicht vorkommende Plutonium? Es ist sehr schwer in Wasser löslich. Verschluckt man es doch, ist es nicht gefährlicher als Radium, ein Bestandteil vieler Heilwässer. Nur Plutoniumstaub sollte man nicht einatmen, in Staubform ist Plutonium tatsächlich recht gefährlich. Aber wie soll man das machen?

 

Wie begründet man nun die 100 Millionen, welche die Asse jährlich kostet, und die geplanten 3 Milliarden für die Rückholung? Dazu schreiben T. Lautsch, B. Kallenbach-Herbert und S. Voigt, die Zuständigen in der BGE (Bundesgesellschaft für Endlagerung), in englischer Sprache, damit auch die übrige Welt diesen Unsinn erfährt:

Since the long-term safety required by nuclear law for the stored waste cannot be proven with the existing knowledge and uncertainties about the hydrogeological situation oft the Asse, it was decided in 2009 to recover the waste.

 

Nach den Planungen des früheren Betreibers (Helmholtz-Zentrum) wäre der sichere Abschluss der Asse längst erfolgt. Kein Hund käme jemals zu Schaden.

 

Hannover, den 07.03.2021




Endlager, Radioaktivität, Wissenschaft

Natürlich wird sie nicht von Fachleuten geleitet, sondern von Politikern. Vorsitzender ist Stefan Studt (Jurist), „Managing Director“ Steffen Kanitz (Dipl. Kaufmann).

Der von dieser Behörde vorgestellte Zeitplan, von dem natürlich niemand annimmt, dass er eingehalten wird, sieht so aus: Bis 2031 hat man einen Standort gefunden, und ab 2050 kann eingelagert werden. Ähnliche Zeitpläne hatte man beim Bau der gotischen Kathedralen. Auch diese dienten keinem praktischen Bedürfnis, sondern wurden rein aus Gründen des Glaubens errichtet. Allerdings müssen auch Nichtchristen zugeben: Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Das wird beim Endlager nicht der Fall sein.

Neben der Politik soll es eine umfangreiche Beteiligung der Öffentlichkeit geben. Man wird wohl auf die entsprechenden Forderungen des BUND eingehen: „Es braucht für einen Verständigungsprozess tatsächliche Mitbestimmung im Sinne von klar definierten Mitentscheidungsbefugnissen der Betroffenen, die deutlich über eine Konsultation hinausgeht. Umweltverbände und Anti-Atom-Initiativen müssen finanziell so ausgestattet werden, dass sie Anwält*innen und Gutachter*innen in den Begleitprozessen finanzieren können (Gleiche Augenhöhe).“

Alle an der Endlagersuche Beteiligten, oder solche, die sich beteiligen möchten, streiten ab, rein einem Glauben zu dienen. Nein, im Gegenteil, sagen sie, alles soll nach wissenschaftlichen Kriterien entschieden werden.

Aber welche wissenschaftlichen Gründe könnte es geben, das bereits vorhandene Bergwerk Gorleben abzulehnen und einen anderen Standort zu suchen? Medizinische? Höhere Sicherheit vor Strahlen, weniger Krankheiten und Todesfälle? Da müsste man erst einmal zu einer rationalen, wirklich wissenschaftlichen Beurteilung biologischer Strahlenwirkungen kommen.

Leider gibt es ein Spektrum von Meinungen, und in der Öffentlichkeit liebt man die schrecklichsten Szenarien.

Hier eine Liste der Grundauffassungen. Alle werden von Leuten vertreten, denen man nicht absprechen kann, Wissenschaftler zu sein. Die Mehrzahl hat den Doktortitel, viele sind Professoren.

 

  1. Grüne

Ionisierende Strahlung gehört zu den gefährlichsten Einwirkungen auf Mensch und Natur. Schon die natürliche Hintergrundstrahlung verursacht epidemiologisch nachweisbare Gesundheitsschäden. Zeitschrift „Strahlentelex“: „Krebserkrankungen und Säuglings-sterblichkeit nehmen auch mit der Höhe der natürlichen Hintergrundstrahlung zu. Dabei beobachteten Dr. Alfred Körblein und Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann in Bayern ein fünffach höheres Krebsrisiko, als von der internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) geschätzt.“

Daher ist es verantwortungslos, kerntechnische Anlagen zu betreiben, welche dieses Risiko noch erhöhen. Zu ermitteln, welche Steigerung der Strahlenintensität (Strahlungsleistung, Dosis pro Jahr) von solchen Anlagen ausgeht, wäre das falsche Vorgehen. Man muss die meist schlimmen Wirkungen betrachten. Diese lassen sich durch kreative Auswertung medizinischer Statistiken finden. Da die Verursacher bekannt sind, erübrigen sich Dosismessungen. Ein Beispiel sind die Erkenntnisse von Dr. Hagen Scherb, Helmholtz-Zentrum München: „Im Umkreis von 35 km um Anlagen in der Schweiz und in Deutschland ist der Verlust von 10.000 bis 20.000 Lebendgeburten bei Mädchen im Verlauf der letzten 40 Jahre nachweisbar.“Ähnliches finden Scherb und Mitarbeiter auch in anderen Ländern. Herr Scherb wird viel zu Tagungen eingeladen und genießt die Beachtung der Medien.

 

  1. IPPNW

(International Physicians for the Prevention of Nuclear War)

 

Diese Vereinigung gehört zur grünen Wissenschaft, d.h. sie ist an Dosis-Wirkungs-Beziehungen weniger interessiert. Sie hat aber doch einen Risikofaktor definiert, nämlich 0,2 tödliche Krebsfälle pro Sievert (Sv). Das bedeutet: Erhalten 100 Personen je eine Strahlendosis von 1 Sv, dann ist mit 20 zusätzlichen Krebsfällen zu rechnen. Die Vorstellung, dass Strahlung statistisch wirkt, den einen erwischt es, den anderen nicht, wird auch sonst anerkannt. Nicht jedoch das daraus abgeleitete Konzept der Kollektivdosis, welches für IPPNW und andere ein Dogma darstellt.

 

Am besten lässt sich dies Konzept anhand einer Lotterie erklären. Dem Risikofaktor entspricht die Gewinnwahrscheinlichkeit.

Lose ∙ Faktor = Gewinne.

100 Lose: 100 ∙ 0,2 = 20 Gewinne.

Nun wird bei Strahlung, und hier hört der Konsens auf, angenommen: Der Faktor sinkt linear mit der Dosis. Bei 0,1 Sv = 100 mSv ist der Faktor 0,02, bei 1 mSv = 0,0002. Sind aber um so mehr Menschen betroffen, bleibt die Zahl der Strahlenopfer gleich. Bei der Lotterie stimmt die Überlegung. Gewinnerwartungen seien 0,2; 0,02 und 0,0002, Zahl der Lose 100, 1.000 und 100.000.

 

100 Lose:        100 ∙ 0,2 = 20 Gewinne

1.000 Lose:     1.000 ∙ 0,02 = 20 Gewinne

100.000 Lose: 100.000 ∙ 0,0002 = 20 Gewinne

 

Auch ist es ganz egal, ob die Lose an einem Tag oder im Verlauf eines Jahres verkauft werden. Die Strahlendosis mag noch so klein sein, multipliziert mit der nötigen Anzahl der Betroffenen erhält man doch die gewünschte Anzahl von Toten. So lässt sich aus öffentlichen Strahlenmessungen noch einiges herausholen.

 

  1. ICRP

(International Commission on Radiological Protection)

Das ist die Dachorganisation aller offiziellen Einrichtungen zum Strahlenschutz. Deren Empfehlungen liegen der Strahlenschutz-Gesetzgebung aller Staaten zugrunde. Auch ICRP verwendet einen Risikofaktor. Mit abnehmender Dosis wird das Risiko proportional geringer. Allerdings ist der Faktor nur ein Viertel so groß wie bei IPPNW, nämlich 0,05 Fälle pro Sv. Er wurde aus den äußerst umfangreichen Daten über die Folgen der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki abgeleitet.

ICRP setzt eine lineare Abhängigkeit der Effekte bis zum Nullpunkt voraus. Daraus folgt die LNT-Hypothese: Linear no threshold, also keine untere Schwelle der Strahlenwirkung. Daher muss die Strahlenexposition von Menschen so klein wie möglich sein:

ALARA: As low as reasonably achievable

Nach dieser Vorstellung ist auch die natürliche Umgebungsstrahlung schädlich. Das hierdurch bedingte zusätzliche Risiko für Krebs wurde u.a. von Dr. Jacobi, Helmholtz-Zentrum, auf der Grundlage der ICRP-Annahmen errechnet. Sein Ergebnis: Ein zusätzliches Risiko ist anzunehmen. Es ist aber zu klein, um sich in epidemiologischen Studien zu zeigen. Das gilt auch für Gegenden auf der Welt mit erheblich höherer natürlicher Umgebungsstrahlung. „Die Ergebnisse dieser (weltweiten) Studien lassen keine Korrelation mit der natürlichen Strahlenbelastung erkennen.“

 

  1. Praktiker

Die LNT-Hypothese wird abgelehnt. Es hat keinen Sinn, mit Strahlenschäden zu rechnen, die sich nicht nachweisen lassen. Das Konzept der Kollektivdosis wird abgelehnt. Der Vergleich mit Lotterielosen ist für biologische Systeme nicht anwendbar, da diese kleine Einwirkungen vertragen oder bald reparieren.

Beispiel Schnaps (Dr. Lutz Niemann): Trinkt jemand an einem Tag 2 Liter, ist er anschließend tot. Werden die 2 l als 20 ml-Schnäpschen an 100 Personen verteilt, dann sind das zwar zusammen wieder 2 l, aber gibt es deswegen einen Todesfall? Oder unser Schnapsfreund gönnt sich an 100 Tagen je einen 20 ml-Schnaps, stirbt er davon?

Bei einmaligen Dosen von 150 mSv findet man keine Wirkungen. Es wurde gefordert: Werden Personen irgendwo geringeren Jahresdosen als 250 mSv ausgesetzt, so sollte sich keine Behörde darum kümmern (Norbert T. Rempe).

Im Jahr 2015 wurde von einer großen Gruppe US-amerikanischer Strahlenwissenschaftler eine Petition an die zuständige Behörde NRC (Nuclear Regulatory Commission) gerichtet, man solle LNT und ALARA nicht mehr den Strahlenschutzstandards zugrunde legen.

Die Behörde lehnte ab. Aber ihre Ablehnung war vorsichtig formuliert, es war keine kategorische Ablehnung für alle Zeiten, sondern: „For the time being and subject to reconsideration.“

 

  1. Hormesis

(Positive Strahlenwirkung)

Es gibt mehrere tausend Untersuchungen, in denen positive Wirkungen niedriger Strahlendosen gefunden wurden. In Deutschland machte dies besonders Prof. Feinendegen, Düsseldorf. Ein bekannter amerikanischer Wissenschaftler, James Muckerheide, schrieb 2001 (nach seiner Pensionierung): „It‘s Time to Tell the Truth About the Health Benefits of Low-Dose Radiation: (übersetzt) „Es wurde nachgewiesen, dass Strahlung im niedrigen Dosisbereich positive biologische Wirkungen verstärkt. Dies betrifft Immunsystem, enzymatische Reparatur, physiologische Funktionen, Eliminierung von Zellschäden, einschließlich der Verhinderung und Entfernung von Krebs- und anderen schädlichen Zellen. Trotzdem erkennen Strahlenschutzpolitik und Strahlenpraxis diese vertrauenswürdigen Daten nicht an. Sie stützen sich stattdessen auf unzuverlässige, nicht eindeutige, falsch interpretierte und manipulierte Daten.“

Die Vorstellung der positiven Wirkung kleiner Dosen führt zu dem Schluss, dass die natürliche Umgebungsstrahlung für uns gut ist, mehr wäre besser. Ganz ohne Strahlung ginge es uns schlechter. Das konnte natürlich nie an Menschen nachgewiesen werden. Es gibt aber Untersuchungen an Mikroorganismen und Fischlaich, welche in sehr strahlenarmer Umgebung, nämlich in Salzbergwerken, Schäden zeigten. Eine solche Untersuchung wurde von H. Bühringer und H.-J. Kellermann, Bundesforschungsanstalt für Fischerei, in der Asse durchgeführt.

Soweit die Strahlenbiologie. Sie könnte die Frage beantworten: „Warum?“ Muss man mit radioaktiven Stoffen wirklich so aufwändig umgehen? Die Frage „wie“ betrifft die Geologie. Da sind die Ansichten nicht so unterschiedlich, oder doch?

 

 

 

 




Die Asse – ein Problem wird 50

Ein Problem? Zunächst ein Beispiel, das scheinbar nichts damit zu tun hat. Ein zwölfjähriger Junge überlegte, in einen Ruderverein einzutreten. Er hatte noch gar nicht gerudert, da bekam er ein Schreiben vom Deutschen Olympischen Komitee, man hätte ihn für die übernächste Olympiade als Mitglied der deutschen Rudermannschaft ausgewählt. Das Einverständnis der Eltern läge vor, ebenso das der Schule, denn die müsste er doch ziemlich vernachlässigen. Von Montag bis Freitag hätte er täglich 4 Stunden zu trainieren, samstags 6 Stunden, und sonntags hätte er 2 Stunden Theorie. Wesentlich wäre die richtige Ernährung; es wurde aufgezählt, was er nicht mehr essen durfte, zufällig genau das, was seine Lieblingsspeisen waren. Der Junge war entsetzt. So hatte er sich das Rudern nicht vorgestellt. Erst als er so richtig verzweifelt war, ließ die Familie die Katze aus dem Sack: Er solle doch einmal auf das Datum des Schreibens achten: 1. April! Die Familie hatte das Schreiben selbst fabriziert. So geht Kindererziehung heute!

Zeitungsausriss HAZ vom 3.4.17 über die Asse

Der Sinn dieses Scherzes war natürlich nicht, nur vor gefälschten Schreiben zu warnen. Der Junge sollte lernen, dass man nichts glauben darf, es sei denn, es passt zu den Kenntnissen, die man selbst auf dem betreffenden Gebiet hat.

Wie unangebracht Vertrauen in „Qualitätsmedien“ ist, zeigt der Artikel der HAZ (s. Anlage 2). Zunächst kommt eine Lüge: „Warnungen, dass Wasser einlaufen könnte, wurden ausgeblendet.“ Nein, damit wurde nicht nur gerechnet, sondern man hat einen aufwändigen Versuchsraum hergerichtet und zwei Leute bezahlt, mich und einen Chemieingenieur, um Daten darüber zu erhalten, wie sich im Fall eines Wassereinbruchs die radioaktiven Stoffe aus den Abfallfässern herauslösen werden. Diese Versuche liefen seit 1979, 9 Jahre vor dem wirklichen Wasserzufluss. Ich musste darüber viele Berichte schreiben, an das Bergamt, an Ministerien, nach Brüssel. Über GOOGLE findet man (HOBSY-Startseite-Hinsch, Keßler) eine allgemein zugängliche Veröffentlichung von 1985.

Im Artikel der HAZ wird sonst nicht mehr direkt gelogen, aber mit Worten wie „Marodes Bergwerk, Skandal, Schlampereien, schlechte Erfahrungen“ der Eindruck vermittelt, böse und inkompetente Menschen hätten da eine höchst gefährliche Situation hinterlassen.

Tatsächlich hat man in deutscher Gründlichkeit radioaktive Abfälle mehr als einen halben Kilometer unter die Erde gebracht. Solche Abfälle kommen in Ländern wie Frankreich allenfalls 10 m unter die Erde, und dort trotz Abdichtung irgendwann mit Grundwasser in Kontakt. Vergiftet wird dadurch niemand.

Wirklich an der Oberfläche liegt künstliche Radioaktivität in der Umgebung von Fukushima, unabsichtlich natürlich. Aber ist das gefährlich? Nein, sagt die Weltgesundheitsorganisation, eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes ist nicht zu erkennen und wird sich auch in Zukunft nicht zeigen. Ebenso schreibt UNSCEAR (United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation): Nicht einmal bei den Arbeitern, die wirklich hohen Dosen ausgesetzt waren, zeigen sich Gesundheitsschäden. Nach den Erkenntnissen von nunmehr über 100 Jahren strahlenbiologischer Forschung ist auch nichts anderes zu erwarten.

Kann man da Befürchtungen für die Anwohner der Asse haben? Heute beträgt die Aktivität der Abfälle in der Asse weniger als 1 % dessen, was in Fukushima verstreut wurde, und die Aktivität in der Asse wird von Jahr zu Jahr geringer. Es bleibt ein langlebiger Rest mit Halbwertszeiten über 30 Jahren, aber dessen Aktivität ist winzig und viel geringer als die natürliche Radioaktivität des Asse-Berges.

Neben „Lügenpresse“ sagt man auch noch „Lückenpresse“. Hierfür sind nun die Ausführungen im Artikel der HAZ über die Rückholung der Abfälle aus der Asse ein Beispiel. Die Sache wird so dargestellt, als wäre die Rückholung eine allgemein anerkannte Notwendigkeit. So ist es nicht, sie würde Milliarden kosten und wäre der reine Blödsinn. Bei der Anhörung des Bundestages vor der Verabschiedung eines Gesetzes, das gerade diesen Blödsinn bewirken soll, sagte ein Rechtsanwalt Gaßner, Vertreter der „Asse-Begleitgruppe“, über diese Rückholung herrsche ein breiter Konsens, jedoch: „Auf der Fachebene kann ein solcher Konsens nicht unterstellt werden.“ Also, für die Rückholung sind Leute, die von Radioaktivität nichts verstehen. Dass es die „Fachebene“ überhaupt gibt, wird von der HAZ ausgeblendet. Ganz bedeutend ist da Michael Sailer vom Ökoinstitut Freiburg, entschiedener Kernkraftgegner, aber eben Fachmann und daher ebenso entschieden gegen die Rückholung. Desgleichen einstimmig die Strahlenschutzkommission. Die zurzeit 20 Mitglieder dieser Kommission sind alles Fachleute, jeweils für 2 Jahre vom Umweltministerium berufen. Sie können also kaum als Lobbyisten der Atomwirtschaft bezeichnet werden.

Die HAZ stellt die Sache aber so dar, als ginge es bei der Rückholung nur um das wie und wann. Ausgeblendet wird die Frage „warum“. Diese Frage stellen Fachleute und kommen dabei zu dem Schluss: Man soll es sein lassen.

Kein Wort davon in der HAZ. Passend dazu ist ein Artikel der HAZ 2 Tage später, am 05.04.2017. „Mit mehr bürgerlichem Engagement gegen Fake-News“. Darum bemühe ich mich ja gerade. Welch ein Segen, dass es das Internet gibt! Im Artikel vom 05.04.2017 steht noch ein Witz: „Die Medien überprüften sehr genau, was richtig und was falsch sei.“

CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne haben einstimmig ein Gesetz zur unbedingten Rückholung beschlossen. Dagegen stimmte nur die Linke, weil es ihr nicht scharf genug formuliert war.

Nun wird diese eigenartige Gesellschaft im nächsten Bundestag nicht mehr allein sein. Es wird eine neue Partei dazu kommen. Hoffen wir, dass deren MdB‘s auf der Grundlage von Logik und Tatsachen abstimmen.Ausschußdrucksache

 

 

 




Die Strahlen­schutzkommis­sion hat den Gesetz­geber kritisiert — darf sie das?

Worum geht es bei der ASSE?

Die ganze Erde ist seit Anbeginn vor 4,5 Mrd. Jahren voller Radioaktivität. Inzwischen ist diese Radioaktivität nur noch sehr schwach, weil sie in 4,5 Mrd. Jahren abgeklungen ist. Starke Radioaktivität gibt es nur noch in Kernkraftwerken (und bei nuklearen Explosionen), nur dort kann sie überhaupt für Lebewesen gefährlich werden. Im alten Salzbergwerk ASSE hatte man schwach radioaktive (und wenige Gebinde mit mittlerer Aktivität) Abfälle eingelagert, in der Summe war das etwa so viel Radioaktivität wie in einem Kubikkilometer der Erdkruste enthalten ist. Eine kleine Menge von Nukliden mit kurzer Halbwertszeit war dabei, das ergab einen großen Anteil an Becquerel. Aber dieser Anteil ist im Jahre 2100 verschwunden, so daß der Abfall in der Tiefe der ASSE dann so radioaktiv sein wird, wie es das Gestein der Erde überall ist. Dann wird der Abfall durch hundertfach mehr Radioaktivität im Deckgestein zugedeckt sein [1]. Niemals können die radioaktiven Abfälle in der Tiefe nach oben gelangen und Menschen gefährden, wie es Sigmar Gabriel 2008 in der Kampagne glauben machen wollte [2].

 

Was war der „Erfolg“ der Kampagne?

Wenn nur lange genug Unsinniges erzählt wird, dann wird es schließlich geglaubt. So ging es auch hier, die Zeitungen brachten Berichte, das Fernsehen ebenso. Da mußte irgendwann der Gesetzgeber zum Retter in der Not werden: Es wurde in 2013 vom Bundestag mit dem LEX ASSE ein Gesetz beschlossen, aufgrund dessen alle Abfälle aus der ASSE wieder an die Oberfläche zu holen sind. Natürlich wurden zunächst auch andere Möglichkeiten diskutiert, insbesondere das bereits in acht Jahren Arbeit zu 90% mit Salzgries wieder verfüllte Bergwerk gänzlich zu verfüllen. Diese Vollverfüllung wurde von allen zu Rate gezogenen Fachleuten als beste Möglichkeit empfohlen, nur das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) favorisierte die Rückholung aller Abfälle aus dem Bergwerk. Und da die ASSE zum 1.1.2009 in den Verantwortungsbereich des Bundesamtes für Strahlenschutz überführt worden war, bestimmte dieses Amt auch das weitere Geschehen.

 

Wie hat das Bundesamt für Strahlenschutz argumentiert?

Die Rückholung der Abfälle wurde mit einer möglichen Gefährdung der Bevölkerung durch einen unbeherrschbaren Lösungszutritt in der Tiefe begründet, der die Abfälle in der Tiefe auflösen könnte. Diese Lösung könnte in 40 Jahren zur Oberfläche aufsteigen und dort Personen mit einer Strahlendosis von 170mSv im Jahr bestrahlen.

 

Was sagt die Physik dazu?

  • Die in der Tiefe lagernden Nuklide liegen in der Form von unlöslichen Oxiden vor.
  • Die an einer Stelle des Bergwerks einsickernde Flüssigkeit ist nicht Wasser, sondern Sole. Sole kann kaum noch weitere Stoffe auflösen.
  • In den Abfallfässern sind die Abfallstoffe einbetoniert, und Beton löst sich nicht in Wasser, noch weniger in Sole.
  • Die Sole hat eine Dichte von 1,4 bis 1,6, die kann nicht nach oben durch höher liegendes Grundwasser mit der Dichte 1 steigen.
  • Mit der Vollverfüllung aller Hohlräume würde das derzeitige Einsickern von Sole aufhören, denn nur in Hohlräume kann Flüssigkeit einsickern.
  • Es ist unverständlich, warum die Abfälle in der Tiefe gefährlich werden könnten, die rückgeholten Abfälle an der Oberfläche jedoch nicht.
  • Die radioaktiven Nuklide im Abfall sind im wesentlichen Uran und Thorium, also alpha-Strahler. Diese Nuklide sind so schwach radioaktiv, daß von ihnen keine radiologische Gefahr ausgeht.

Es ist also ganz klar, daß aus physikalischen Gründen eine Gefährdung der Bevölkerung durch die Abfälle tief unten in der ASSE ausgeschlossen ist.

 

Die Rückholung der Abfälle – wenn sie denn geschieht – ist für die Mitarbeiter eine geplante Strahlenexposition, dafür gilt nach § 47 der StrlSchV ein Grenzwert 1mSv im Jahr. Für die Bewertung der Langzeitsicherheit bei Endlagerung nennt die Internationale Strahlenschutzkommission eine Strahlendosis von 0,1mSv pro Jahr für die Bevölkerung für wahrscheinliche Entwicklungen, dazu wird der Risikokoeffizient von 10 hoch minus 5 pro Jahr genannt.

Die Bedeutung dieser Zahlen wird beim Vergleich mit der zusätzlichen beruflichen Exposition des fliegenden Personals der Lufthansa klar: Diese beträgt im Mittel 2 mSv im Jahr und maximal 9mSv im Jahr. Es dürfen also die etwa 15 000 Mitarbeiter der Lufthansa vom fliegenden Personal viel höher bestrahlt werden, als es bei der Endlagerung in 100 000 Jahren vom Gesetz erlaubt ist — das ist unverständlich.

 

Falls jemals Abfälle aus der ASSE an die Oberfläche gebracht werden sollten, steht kein Lagerplatz zur Verfügung, auch im Schacht Konrad ist dafür kein Platz. Es bleibt nur die Möglichkeit, die rückgeholten Abfälle in neu zu bauenden Zwischenlagern aufzubewahren — das ist offenbar das Ziel der vom BfS betriebenen Politik.

 

Warum hat der Bundestag die LEX ASSE beschlossen, wenn die Physik dagegen spricht?

Diese interessante Frage kann hier nicht beantwortet werden, dazu müßte man die Abgeordneten befragen. Das ist für einen Bürger aber nicht möglich. Es steht zu vermuten, daß die Abgeordneten sich in der Sache nicht auskennen, sich auch nicht schlau gemacht haben sondern einfach den Empfehlungen des Antragstellers gefolgt sind, der wiederum dem BfS gefolgt ist. Und das BfS steht unter politischer Leitung. Somit wäre die LEX ASSE ein rein politisches Unterfangen ohne sachlichen Grund.

 

Was sagen die Fachleute dazu?

Die Sachlage mit der ASSE ist so klar und offensichtlich, daß der „Fachverband Strahlenschutz Deutschland-Schweiz“ schon im Jahre 2011 lange vor dem Beschluß der LEX ASSE dagegen Stellung bezogen hat [3]. Dieses Schreiben wurde an alle Ministerien für Umweltschutz in Deutschland und an die mit der Materie befassten Kommissionen verteilt. Der Fachverband Strahlenschutz hat als Begründung gesagt, daß durch die Rückholung die gesetzliche Verpflichtung zur Vermeidung einer unnötigen Strahlenexposition mißachtet wird — eine sehr einsichtige Begründung.

Man sollte es deutlich sagen: Das Bundesamt für Strahlenschutz hat seinen gesetzlichen Auftrag mißachtet, entsprechend der Strahlenschutzgrundsätze vor Strahlen zu schützen. Ein privater Verein – der Fachverband Strahlenschutz – hat sich dagegen gewehrt.

Der Bundestag hat mit dem Beschluß der LEX ASSE die Argumente der Fachleute ignoriert.

 

Jetzt hat die Strahlenschutzkommission in ihrem Bericht vom 15.9.2016 noch einmal auf 37 Seiten eine ausführliche Stellungnahme geschrieben mit derselben Aussage, nämlich die Rückholung der Abfälle kritisiert und die Vollverfüllung der Schachtanlage vorgeschlagen [4]. Dieses ist jetzt im Gegensatz zum vorherigen Protest des Fachverbandes Strahlenschutz eine offizielle Kommission, deren Aufgabe die Beratung der Ministerien in Strahlenschutzfragen ist.

 

Der Strahlenschutzkommission ist für ihren Bericht zu danken, die Wissenschaftler dieser Kommission haben getan, was ihre Pflicht ist. Jetzt wäre es Aufgabe der Politik bzw. des Gesetzgebers, die notwendigen Schlußfolgerungen zu ziehen und entsprechend zu handeln, also die LEX ASSE aufzuheben und den Schacht ASSE endgültig zu verfüllen.

 

Was wird geschehen?

Niemand kann in die Zukunft schauen, daher ist diese Frage nicht zu beantworten. Wenn jedoch die Vergangenheit betrachtet wird ist zu erahnen, daß nichts geschehen wird.

Die ganze Welt lacht über das Bestreben der Deutschen, schwach aktive Abfälle wieder aus 500 Meter Tiefe herauf zu holen, um sie anschließend an der Oberfläche entweder zu verbuddeln oder in dafür neu zu bauende Lagerhallen mit meterdicken Wänden bis in alle Ewigkeit aufzuheben. Allerdings lachen nicht alle Menschen darüber, sondern nur diejenigen, die sich etwas mit der Physik auskennen. Diejenigen, die sich nicht auskennen, zittern vor Angst, denn „Jedes Becquerel ist ein Becquerel zu viel“, so heißt es bei den Angsttrompetern.

Wie im Mittelalter die Angst vor den Hexen, als diese auf ihren Luftfahrzeugen durch die Nächte schwebten und durch Kamine hindurch die Menschen mit dem Hexenfluch belegten. Heute zählen dagegen Hexen zu den Gutmenschen, weil deren Luftfahrzeuge kein CO2 ausstoßen — so ändern sich die Zeiten. Wann wird eine von Vernunft bestimmte Betrachtung des Themas Strahlung / Endlagerung eintreten?

 

Dieser Bericht soll auf privaten Internetseiten veröffentlicht werden, um dort, wo es möglich ist, unter Berufung auf Art.5 GG die Meinung der Fachleute in der Strahlenschutzkommission zu einer falschen Entscheidung des Gesetzgebers öffentlich zu machen.

 

Zitate

[1] Helmut Fuchs in https://www.novo-argumente.com/artikel/asse_die_unterdrueckten_fakten

[2] Bücher von Dr. Hermann Hinsch: „Das Märchen von der ASSE“, „Radioaktivität – Aberglaube und Wissenschaft“

[3] „Rückholung der Abfälle aus der Schachtanlage ASSE II“, vom 15.2.2011, Präsident Prof. Wernli

[4] „Strahlenschutz bei der Stilllegung der Schachtanlage Asse II“, vom 15.9.2015, zu finden unter

SSK Empfehlung zur ASSE mit Markierungen




Stellvertretender Fraktionschef Ströbele, der Klimawandel, Erneuerbare, Asse und EIKE!

Mail von F.K. Ewert vom 31.12.10

Sehr geehrter Herr Ströbele,
es ist schon viele Wochen her, dass ich Ihnen schrieb und Sie geantwortet haben. Ich hatte mir vorgenommen, Ihre Antwort noch mal zu kommentieren, bin aber nicht gleich dazu gekom­men. Im alten Jahr will ich es doch noch erledigen, und damit ist die Sache dann für mich abgeschlossen, aber soviel Falsches wie in Ihrer Antwort stand, darf einfach nicht so stehen bleiben.

Dass meine Ihnen zugesandten Unterlagen nicht überzeugen – was ja wohl heißt, Sie nicht überzeugen – lässt drei Schlüsse zu: entweder Sie kennen die Details nicht oder Sie wollen sie nicht kennen oder Sie sind absolut sach-unkundig. Was nicht erstaunlich ist, denn der größte natürliche Feind der Politiker ist der Sachverstand. Das gilt zwar parteiübergreifend, ist aber bei den Grünen a) überproportional ausgebildet und wird b) zusätzlich um die Faktoren Fak­tenresistenz und Ausblendefähigkeit ergänzt. Beispiel 1: Wenn man Grünen an Langzeit-Temperaturganglinien demonstriert, dass die Temperaturen sich nicht verändert haben, also weder Erwärmung noch Abkühlung anzeigen, bewerten sie diese trotzdem als Beweis für die Erderwärmung oder nehmen sie nicht zur Kenntnis – wie Sie das ja auch getan haben. Bei­spiel 2: Die beschlossene Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke klagten Sie unisono und lautstark als regierungsamtlich verordnete Abzockerei der Betreiber an. Dass wir in erster Linie den Strom brauchen, fällt keinem ein. Und da können Sie ganz sicher sein: das wird noch viele Jahrzehnte so bleiben.

Die durchschnittliche Ausnutzung aller Windkrafträder liegt bei 19 %, die größte bisher er­reichte Ausnutung betrug  67,43% und die kleinste 0,92% – und dieser Minimalanteil ist maß­gebend, wenn man ein konventionelles Kraftwerk still legen will. Tatsache ist, dass trotz einer bisher installierten Leistung von 26195 MW noch kein einziges konventionell betriebenes Kraftwerk vom Netz genommen werden kann, und dass wird sich auch so schnell nicht än­dern. Die Kohle- oder ÖL- oder Gaskraftwerke bleiben weiter stand-by  im Betrieb, eine besonders unwirtschaftliche Art der Stromversorgung. Wegen unseres Alters werden wir es ja nicht mehr erleben:  Aber weder die  CDU-Kanzlerin und ihr Umweltminister noch irgend­eine Nachfolgeregierung werden es schaffen, aus diesen Quellen 80% unseres Stromes aus regenerierbaren Ressourcen zu decken, denn wir brauchen dazu Speichermöglichkeiten, die wir nicht haben, und die sich bis 2050 nicht beschaffen lassen. Gegenwärtig haben wir 10 Pumpspeicherkraftwerke, für den Bau des letzten war eine Planungszeit von 20 Jahren erfor­derlich, das Bauen selbst hat 11 Jahre gedauert und die Kosten betrugen 800 Mio €. Für die Speicherung des regenerativ gewonnenen Stromes benötigen wir sehr, sehr viele. Und das lässt sich auch nach 2050 schon aus geographischen Gründen nicht realisieren. In der benö­tigten Anzahl übrigens auch nicht in Norwegen und nicht in der Schweiz.

Sie schreiben: Alle Voraussagen über die Möglichkeiten der Energieversorgung aus regene­rativen Ressourcen haben sich als falsch und zu niedrig erwiesen. Logischerweise kann man das erst sagen, wenn der angestrebte Zustand erreicht wurde und funktioniert. Sie verwech­seln Ihre Erwartung mit der Wirklichkeit. Ihre Aussage ist ideologisch begründet und ent­spricht nicht Ihrem intellektuellen Niveau, denn Sie wissen ja sicher, dass es ungezählte Bei­spiele dafür gibt, was Versprechungen von Politikern, die es besser wussten als ihre Fach­leute,  angerichtet haben. Beispiele muss ich wohl nicht nennen, die Geschichte ist voll davon. Wilhelm Busch’s  "Aber wehe, wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe" wird den Grünen mit ihrer Energiepolitik auch nicht erspart bleiben. Hoffentlich müssen wir Bürger nicht allzu sehr darunter leiden. Zahlen müssen wir ja jetzt schon für diese Verteilung von unten nach oben. Sozialismus grüner Prägung – Karl Marx II, sozusagen. Vergeblich, leider nicht umsonst!

Die Kernkraftwerke werden noch lange am Netz bleiben, denn der unter Rot–Grün beschlos­sene Ausstieg war vom Denkansatz falsch, und irgendwann werden auch die Grünen einer weiteren Verlängerung der Laufzeiten zustimmen müssen. Wir sind ja beide nicht dumm ge­nug, um uns etwas in die Tasche zu lügen, ohne es selbst zu merken  – also sagen wir die Wahrheit: Weltweit werden immer mehr KKW gebaut werden, denn sie werden in den meis­ten wirtschaftlich wichtigen Ländern der Welt die Basis der zukünftigen Stromversorgung bilden. Thorium als Kernbrennstoff und die Technologie der Transmutation zur Senkung der Halbwertzeiten werden es möglich machen. Und die Grünen werden das mitmachen und nicht vor der UNO gegen KKW demonstrieren, sondern nur in Deutschland, damit die von Ihnen ins Leben gerufene AKW-Bewegung und die Proteste gegen die Endlagerung ihren Zweck erfüllen: Wählerstimmen zu gewinnen.

Apropos Asse: Falls Sie unten waren, hat man ja hinterher die Dosis der Strahlung gemessen, die Sie abbekommen haben. Bei meinem Besuch war sie gleich Null, und man versicherte uns glaubwürdig, dass sie übertage größer ist als untertage. Was für Geologen ohnehin klar ist. Was dort angerichtet wurde, ist keine Katastrophe, und hat nicht unendlich viele Menschen geschädigt, und wenn die ‚Reparatur’ Milliarden kostet, dann weil man aus Propagandagrün­den glaubt, ein Phantom bekämpfen zu müssen. Falscher und teurer, als es jetzt vorgesehen ist, kann man es nämlich nicht machen. Katastrophen habe ich im Zusammenhang mit Asse bisher nur erlebt, wenn sich Claudia Roth oder Sigmar Gabriel dazu in der Öffentlichkeit äu­ßern. Ja, die Asse hat ein Problem, aber ein ganz anderes als verkündet wird, und das könnte man mit einem sehr viel geringeren Aufwand beheben. Das erkennt allerdings nur, wer sach­kundig ist. Bei einem Professor für Geotechnik, dessen Spezialgebiet Felsdurchlässigkeit ist, dürfen Sie das voraussetzen.

Sie meinen, ich hätte es doch nicht nötig, "imperialistisches Getöse des letzten Kaisers und Anklänge an Nazigesänge (zu) bemühen". Das ist richtig,  aber es ist Ihretwegen erforderlich. Wahrscheinlich haben Sie nie darüber nachgedacht, warum die Deutschen dem Kaiser oder dem Gröfaz gefolgt sind. Nicht wegen deren Attraktivität, sondern wohl mehr wegen des deutschen Wesens. Bevor ich diesen Gedanken weiter verfolge, will ich zu Ihrem Verständnis meiner Befürchtungen mitteilen, dass ich, nach Abitur und Studium in der DDR, in meinem Berufsleben viele Jahre in vielen Ländern gelebt habe. Und das bringt es mit sich, viel  über das eigene Land und die Landsleute nachzudenken und sich immer wieder die Frage zu stel­len, warum wir so sind, wie wir sind. Warum wir so viel Elend über Millionen Menschen, über so viele andere Länder und über uns selbst gebracht haben? Warum 70% der Steuer-Lite­ratur der Welt in deutscher Sprache geschrieben wurden? Warum unser Schwarz besonders schwarz und unser Weiß besonders weiß ist? Warum die deutschen Wissenschaftler und In­genieure überproportional viel zur Entwicklung beigetragen haben, und warum Deutsche so bürokratisch, stumpfsinnig und gefühllos Völkermord betrieben haben? Warum Luther gegen Indoktrinierung aufgestanden ist und Marx gegen die Ausbeutung angeschrieben hat?  Warum die DDR-Grenzer so stur und so genau das Reisegepäck und die Autos inspizierten, und wa­rum wenige Dutzend angeblich intelligenter RAF-Idioten überzeugt waren, sie dürften mor­den, um den Faschismus zu bekämpfen, der in der BRD sonst nicht zu vermeiden wäre? Deutsch sein, heißt Charakter haben‘ und ‚Dinge um ihrer selbst willen zu tun‘, haben uns un­sere Philosophen ins Stammbuch geschrieben, statt pragmatisch zu handeln. Eine vernünftige Regierung hätte den zweiten Weltkrieg nie angefangen, eine halbwegs vernünftige hätte den Krieg nach Stalingrad beendet, aber wir haben wegen des einmal geschworenen Fahneneides so lange gekämpft und getötet und gelitten bis zum Tode, bis Hitler die Schüsse in seinem Bunker gehört hat. Warum und woher diese schreckliche Spannweite zwischen den Extre­men?. Woher die leichte Verführbarkeit, und warum dann die Aggressivität und Beharrlich­keit in der Verteidigung von Klimadogmen, die real durch nichts bewiesen wurden?

Auch die Grünen verkörpern diese Widersprüchlichkeit des deutschen Wesens, und wenn einer der Ihren fordert, die fossilen Industriestrukturen des vergangenen Jahrhunderts seien abzuschaffen, oder wenn die deutschen Grünen als Einzige wissen, dass Kernkraft verant­wortungslos ist, während sie mittlerweile schon in über 60 Ländern als zukunftsweisende Technolo­gie betrieben und weiter ausgebaut wird, dann ergibt sich die Schlussfolgerung für ei­nen Mann Ihres Intellekts und Ihrer Geradlinigkeit eigentlich von selbst.

Zum Schluss: die Zukunft wird den Erneuerbaren Energien gehören. Aber die bricht erst an, wenn alle anderen jetzt bekannten Möglichkeiten ausgeschöpft sind – und wer weiß, was uns bis dahin noch alles einfällt. Sie haben ja die USA und China erwähnt: einstweilen und für eine sehr lange Zeit nutzen die noch alle Technologien aus, denn sonst würden sie weder neue Kern- noch Kohlekraftwerke bauen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr F.K. Ewert Dipl. Geologe

Mail von Gründen MdB Christian Ströbele von Mitte November 2010

Sehr geehrter Herr Prof. Ewert.

Ach Herr Prof. ! Warum müssen Sie imperialistisches Getöse des letzten Kaisers und Anklänge an Nazigesänge bemühen ! Haben Sie das nötig ! Haben Sie keine sachlichen Argumente ?

Ihre Anhänge habe ich gelesen, aber Sie überzeugen nicht.

Alle Voraussagen über die Möglichkeiten der Energieversorgung aus regenerativen Ressourcen haben sich als falsch und zu niedrig erwiesen. Lesen mal nach, was nicht nur Politiker und hochdotierte Wissenschaftler dazu vor Beginn der rot/grünen Regierungszeit, also vor Einführung der Ökosteuer, erklärt haben.

Heute planen selbst die CDU-Kanzlerin und Ihr Umweltminister eine Energierversorgung aus diesen Quellen von 80 % bis 2050.

Weil die Prognosen durch die Praxis wiederlegt wurden. Die Grünen wurden als Spinnen und Fantasten verlacht, als sie Hundertausende von Arbeitsplätzen im Bereich der erneuerbaren Energien ankündigten. Heute sind sie Realität. Weil wir Recht hatten, deshalb vertrauen immer mehr Bürgerinnen und Bürger dieser Politik.

Richtig ist, daß viele andere Länder noch auf Kernenergie setzen. Aber immer mehr und die Fortschrittlichsten haben auch verstanden, daß die Zukunft den erneuerbaren Ernergien gehört. Deshalb leiten etwa die USA und China Milliarden an Finanzmittel in deren Entwicklung und Erforschung. China ist für Deutschland bereits eine ernste Konkurrenz in diesem Bereich. Wirtschaftsdelegation aus vielen Teilen der Welt bereisen Deutschland und staunen und kommen zu dem Schluß, "das können wir auch". Sogar eine hochrangige Delegation aus Kuba war hier und bat um Unterstützung. Präsident Chastro habe sich geirrt, als er auf den Bau von AKWs setzte.

Schön, daß Sie die Asse erwähnen. was dort angerichtet angerichtet wurde, ist eine Katastrophe, durch die unendlich viele Menschen gefährdet und geschädigt wurden. Die Reperatur des kleinen "Fehler" kostet die Steuerzahler Milliarden. Diese sind zu den Gesamtkosten dieser Endlagerung hinzuzurechnen. Mit dem vielen Geld hätten die alternativen Energien schon vor Jahrzehnten entscheidend vorangebracht werden können. Das große Lehrstück für die geplante endlagerung in Gorleben ist doch völlig schief gegangen.

Ich rate Ihnen nachzulesen, was vor und bei der Entscheidung über die Einlagerung der schwach radioaktiven Abfälle in der Asse von Politikern und Fachleuten zur Beruhigung der Bevölkerung öffentlich erklärt wurde. Alles war Lug und Trug. Heute will sich keiner mehr erinnern. Ich empfehle etwa die Äußerung des damaligen Minsters Dohnani.

Mit freundlichem Gruß

Ströbele

Vorausgegangene Mail von F.K. Ewert vom 11.11.10 

Betreff: AnneWill + Gorleben

Sehr geehrter Herr Ströbele,
ich bin immer wieder fassungslos, mit welcher Sicherheit Politiker sich zu Sachverhalten äußern, von denen sie erkennbar keine Ahnung haben. Das gilt wohl parteiübergreifend, nach der Verteilung der Berufe zu urteilen, gilt das für B90/Die Grünen aber wohl überdurchschnittlich. Wir leben in einer Welt, die naturwissenschaftlich und technisch bestimmt ist, und unsere Abgeordneten  und die meisten Medien verfügen dafür noch nicht einmal über Grundkenntnisse. Die beigefügten Unterlagen*) werden wahrscheinlich kaum etwas Abhilfe schaffen, aber man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben. Beim Thema Kernkraft ist eines besonders verblüffend: Mit Ausnahme von Deutschland wird sie in sehr vielen Ländern genutzt. Aus der Tatsache, dass B90/Die Grünen Kernkraft für unverantwortbar halten, folgt nicht nur, dass sie entweder von dem gesamten Komplex keine Ahnung haben, oder ihn gnadenlos für Wählerstimmen instrumentalisieren. Weiter folgt daraus, dass nur Sie und Ihre Gleichgesinnten wissen, was richtig ist, während die Politiker, Wissenschaftler und Ingenieure aller anderen Länder dumm sind und verantwortungslos handeln. Dass mal Grüne und Linke und der Alt-Sozialist Hans-Christian Ströbele sich Kaiser Wilhelm II zum Vorbild nehmen, hätte man auch nicht für möglich gehalten. Und Ihre Aussage, der zufolge angeblich andere Länder schon versuchen, es uns gleich zu tun, erinnert darüber hinaus an ein Lied, das ich als Kind hörte: "Denn heute hört uns Deutschland und morgen die ganze Welt!" In dem Sinne: Am deutschen grünen Wesen soll die Welt genesen!

Das wird sie aber nicht, denn die historische Erfahrung spricht für das Gegenteil. Eine bittere Hoffnung bleibt: Dass wir diesmal uns nur selbst schaden – und nicht auch noch andere, wie früher. Als 1934-Geborener werde ich das kaum noch erleben, aber manche heute noch jungen Gorleben-Demonstranten werden sich dann über sich selbst ärgern, warum sie sich in kompletter Unkenntnis aller Fakten derart haben indoktrinieren lassen. Aber "Die Unvernunft einer Sache ist kein Grund gegen ihr Dasein, viel mehr eine Bedingung desselben,"  wusste Nietzsche,
Mit bitteren Grüßen
Friedrich-Karl Ewert

 Der komplette Mailwechsel kann als pdf Anhang heruntergeladen werden.

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Salzbergwerk „Asse“ ein Desaster – für wen eigentlich?

Im stillgelegten Salzbergwerk "Asse" bei Woifenbüttel wurden über Jahrzehnte, nachdem es dort kommerziell nichts mehr auszubeuten gab, Versuche zur Endlagerung von schwach- und mittelradioaktivem Abfall gemacht. Nun wurde die Offentlichkeit durch Fernsehberichte und Zeitungsartikel aufgeschreckt: ,,Asse stürzt ein", "Asse säuft ab", Asse verseucht das Grundwasser radioaktiv", "Asse als Endlager ungeeignet", "Asse – ein Atomdesaster" lauteten die Schlagzeilen und ich sagte, das will ich selbst sehen. Hier die Ergebnisse: 

D "Asse stürzt ein" – Falsch! Salzbergwerke wie die "Asse" können nicht einfach einstürzen. Salz verhält sich geologisch nämlich wie Knetmasse ("Viskoplastizität"), die verschoben werden kann, ohne dabei einzustürzen 

D "Asse säuft ab" – Falsch! Die Kaverne des Wassereintritts befindet sich in 658 m Tiefe. Die Flüssigkeit ist gesättigte Salzlauge. Es wird gesammelt und einmal pro Woche, nach "Freimessung zur Unbedenklichkeit" mit einem Tankwagen in die 100 Kilometer entfernte Grube "Maria Glück‘ gefahren. In Norddeutschland werden ausgebeutete Salzbergwerke oft durch Fluten mit Wasser still gelegt. Das Wasser macht sie geologisch stabil. Anfangs löst das Wasser noch etwas Salz auf, bis es gesättigt ist. Danach ist die gesättigte Lauge sogar weniger kompressibel als das etwas poröse Salzgestein. 

D "Asse verseucht das Grundwasser radioaktiv" – Falsch!

Das ist völlig absurd. Es wurde der bergmännische Begriff "Grundwasser" (Wasser am Grunde des Bergwerkes), mit dem hydrologischen Begriff "Grundwasser" verwechselt. Das hydrologische Grundwasser gehört nach EU Wasserrahmenrichtlinie zum Oberflächenwasser eines Flussbassins, nicht aber Tiefenwasser 638 m unter der Erde. 

D "Asse als Endlager ungeeignet" Falsch!

Der Abraum wurde nicht oberirdisch auf Halde gefahren, sondern unter Tage belassen, indem die ausgeräumten rechteckigen Kavernen ( 60x40x20 Meter) größtenteils gleich wieder mit Abraum verfüllt wurden. Um die "Bergmechanik" und die Eignung zur Endlagerung zu untersuchen, wurden dreizehn leere Kavernen mit radioaktivem Abfall gefüllt, eine in 490 Meter Tiefe mit mittelaktivem und zwölf in 7~ Meter Tiefe mit schwachaktivem. Alles wurde in 125000 Fässern von jeweils 200 Litern Inhalt angeliefert. Einmal stürzte eine Ladung Fässer vom Transporffahrzeug. Ein Teil davon platzte auf. Das kontaminierte Material hatte eine Radioaktivität von maximal 8000 Becquerel Cs-137/kg. Er war noch nicht einmal schwachaktiv, weil damals die Untergrenze für schwachaktiven Abfall bei 10000 Becquerel/kg lag. Heute liegt sie bei 1000 Becquerel/kg. Seinerzeit brauchte die Asse GmbH keine Genehmigung, um das Unfallmaterial in 1000 Meter Tiefe beim Wiederauffüllen der Forschungsstrecken zu verfüllen. 

D "Asse- ein Atomdesaster" – Falsch!

Die Kaverne mi t dem höchsten Dosiswert wurde genau beobachtet. Eine Schautafel zeigt den Verlauf ihrer Dosiswerte in den vergangenen Jahrzehnten. Sie nahmen erst jahrelang stark ab. Danach fielen sie viele Jahre linear ab und waren damit für die Zukunft voraus berechenbar. Deshalb wurden die Messungen eingestellt. Eine andere Kaverne wurde nur teilverfüllt und durch ein Eisengitter gesichert, damit Besucher noch etwas sehen und eigene Messungen machen können. Einmal hat ein Besucher mit seinem eigenen hochempfindlichen Geigerzähler tatsächlich vor dem Eisengitter erhöhte radioaktive Strahlung gemessen. 

Es zeigte sich aber, dass die Strahlung von Kobaltspuren (Co-60) im Eisengitter stammte. Hinter dem Gitter war nur die extrem schwache Strahlung (des K-40) vom Füllmaterial zu messen. Bezüglich der Grenzwerte sollte man wissen: Der deutsche Grenzwert für Milch mit der wissenschaftlichen Bewertung "absolut unbedenklich" ist 500 Becquerel Cs-137/l. Rheumapatienten im Wannenbad in Bad Schlema legen sich in Badewasser mit 2000 Becquerel Ra-222/l. Demgegenüber sind 8000 Becquerel Cs-137/kg Salzmasse noch nicht einmal radiotherapeutisch nutzbar, weil niemand einfach so ein paar Gramm Salz mit dem Löffel essen würde. Übrigens, kann jedermann, Kleinkinder und Schwangere ausgenommen, nach Anmeldung bei "Info Asse" in das Bergwerk einfahren, seine eigenen Messgeräte mitnehmen und sich vor Ort kundig machen. Um mit den Worten von Jacques Delors, französischer Sozialist und dreifacher Präsident der Europäischen Union, zu enden: "Angstmachen ist ein Verbrechen an der Demokratie." 

Dr. Gerhard Stehlik EIKE

Lesen Sie seinen ausführlichen Bericht im Anhang und bilden sich selbst eine Meinung

*Röttgen: Rückholung von Asse-Fässern kostet 3,7 Milliarden

Berlin — Die Kosten für die Rückholung der radioaktiven Abfälle aus dem maroden und einsturzgefährdete Atomendlager Asse werden derzeit auf 3,7 Milliarden Euro geschätzt. Das sagte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) im Umweltausschuss in Berlin. Röttgen sagte demnach, dass aufgrund der Bewertung der Langzeitsicherheit die "Rückholung der Abfälle" momentan als "beste Lösung" eingestuft worden sei. Es gebe aber noch keine endgültige Entscheidung. Röttgen verwies auch auf eine mögliche Kostenbeteiligung der Energieversorgungsunternehmen. Es gebe jedoch keine Rechtsgrundlage für eine Haftung, sagte er.

Nach Ansicht des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) soll das Lager in Niedersachsen möglichst schnell geräumt werden. Die Rückholung der Abfälle soll innerhalb von zehn Jahren erfolgen. Als Betreiber der Asse hatte das BfS in den vergangenen Monaten geprüft, wie das Problem mit dem Atommülllager bei Wolfenbüttel am besten zu lösen ist. Dort lagern rund 126.000 Fässer mit leicht- und mittelstark strahlendem Atommüll. Dabei war auch untersucht worden, ob die Fässer an ihrem Standort in 500 bis 700 Meter Tiefe sicher einbetoniert werden könnten oder ob eine Umlagerung in tiefere Schichten um tausend Meter eine Langzeitsicherheit gewährleisten würde.

Die Fässer waren zwischen 1967 und 1978 in das frühere Salzbergwerk Asse gebracht worden. Seit 1988 läuft Wasser in die Anlage. Die Behörde kann nach eigenen Angaben nicht ausschließen, dass sich die Menge so steigert, dass die Grube überflutet wird. Zudem ist die Stabilität der Schachtanlage beeinträchtigt.

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Asse und Gorleben: Die wahre Geschichte!

Gorleben hat schon unendlich viel Geld gekostet und Zeit verbraucht, was Mi­nister Gabriel nicht davon abhielt, es jetzt für „politisch tot“ zu erklären, um gleichzeitig die Suche nach einem neuen Standort anzu­mah­nen. Bei einem neuen Standort würde alles von vorne anfangen, und nach weiteren 20 Jah­ren würde sich auch der neue irgend­wann als politisch ungeeignet heraus­stellen, und wie­der hätte man Milliarden nutzlos ausgege­ben. Im Oktober 2006 (Heft 39) be­richtete Der Spiegel, Minister Gabriel beabsichtige, mehrere Standorte alternativ zu untersu­chen, um den ‚bestgeeigneten’ zu finden. Bei diesem Konzept blieben Finanzen und Logik glei­chermaßen auf der Strecke: Für Gorleben und Konrad wurden bereits 2,1 Mrd. € ausgegeben, und wie viele Standorte man auch untersuchte, man wüsste nie, dass nicht ein anderer noch besser ist! Ein Standort muss geeignet sein, mehr lässt sich weder bezahlen noch nachweisen.

Bei der letzten großen Protestaktion gegen Castor-Transporte erklärte Claudia Roth in einem Radiointerview genau, wa­rum Gorleben ungeeignet sei: Die Grube Asse hätte als Pilotanlage versagt und das beweise, dass auch Gorleben nicht geeignet sei. Aus fachlichen Gründen ist diese Gleichset­zung nicht nur falsch sondern auch dumm, wie im folgenden gezeigt werden soll.

Unbestreitbar ist Asse als Pilotanlage falsch betrieben worden, und es ist auch keine Entschuldi­gung, dass man zur Zeit der Einlagerung vor Jahrzehnten noch nicht wissen konnte, welche Bri­sanz dieser Komplex einmal haben würde. Das Verhalten des Salzes war schließlich bekannt. Das grundsätzliche Problem der Asse ist nicht der Umstand, dass man die Fässer nicht ord­nungsgemäß in Reih’ und Glied aufgestellt hat – das hätte das heutige Problem nicht verhindert –, sondern dass man sie in ausgebeutete und aufgelas­sene Strebe eingelagert hat, die sich zu nahe am Rande des Salzstockes befinden, und dass diese Einlagerungskammern nicht anschließend dicht abgeschlossen wurden. Ihre randnahe Lage er­gab sich aus dem Umstand, dass sich dort die Salzarten befanden, die man gewinnen wollte. Wa­rum verursachen die randnahe Lage und das Offenlassen das Problem?  Die Kenntnis einiger Fakten kann helfen, die Gründe für das Prob­lem zu verstehen.

Bildung der Salzstöcke

Bis vor ca. 240 Millionen Jahren war Mitteleuropa über einen Zeitraum von ca. 10 Millionen Jahren von einem flachen Meer bedeckt. Dieses ‚Zechstein-Meer’ war nach Nordwesten mit dem Ozean verbunden, und da warmes Klima herrschte, verdunstete aus dem Zechstein-Meer viel Wasser. Frisches Ozean-Wasser floss nach und vergrößerte mit seiner gelösten Salzfracht die Salzkon­zentration des Meeres soweit, dass das Salz auskristallisierte und als mehrere hundert Meter mächtiger Stapel horizontal abgelagert wurde. Als diese Periode zu Ende ging, wa­r im Raume Hanno­ver sogar eine Schicht von etwa 1200 m Salz abgelagert worden. In den darauf­folgenden geologi­schen Perioden wurden über dem Salz bis zu 1500 m jüngere Sedimente ab­gelagert. Ihr Gewicht konnte das Salz nicht aushalten – und musste es auch nicht, denn es kann sich unter Auflast langsam bruchlos verformen und sehr langsam ‚fließen’ – viskoplastisch wird dieses Verhalten genannt. Salz ist außerdem leichter als die jüngeren Sedimente. Wegen beider Eigen­schaften ist es in Jahrmillionen in die Bereiche mit geringe­rer Auflast gewandert und dort in die überlagern­den Schichten eingepresst worden. Die Abbildung 1 illustriert mit 8 parallelen Schnitten diese Ent­wick­lung in den aufeinanderfol­genden geologischen Epochen an Beispiel des Salzstockes Gorleben.

 

Abbildung 1: Zeitliche Entwicklung eines Salzstockes durch Salzaufstieg (Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe – BGR)

Das aufsteigende Salz hat die umge­benden Gesteine seitlich verdrängt und ist pilzar­tig als ‚Salz­stock’ aufgestiegen. Dieser Aufstieg geht zu Ende, wenn der größte Teil des ursprünglichen Salzlagers ausgewandert und in den Salz­stock einge­presst worden ist. Unter der norddeutschen Tiefebene existieren viele solcher Salz­stöcke, und jeder hat seine eigene Geometrie und innere Struktur. Im allgemeinen sind sie bis zu 3000 m tief und wenige bis viele Kilometer lang, bei einer Breite bis zu einem Kilometer.

Beim Salzstock Gorleben begann dieser Aufstieg schon bald nach der Ablagerung der Se­dimente in der ‚Buntsandsteinzeit’ etwa ab 240 Millionen Jahren und setzte sich in der Folgezeit fort. Zu Beginn der Tertiärzeit, also vor 65 Millionen Jahren, reichte der Salzstock bis an die Oberfläche. Im Alttertiär ging der Aufstieg zu Ende, weil in der Region die für die Abwanderung des Salzes verfügbare Menge weitgehend ausge­presst war, also aufgestiegen ist. Danach wurde der Salz­stock im Jungtertiär und im darauf folgenden Quartär von bis zu 160 m Sedimenten überlagert (Abbildung 2). In dieser Zeit, also seit etwa 23 Millionen Jahren, ist der Salz­stock nur noch um ca. 0,03/a mm aufge­stiegen, also um 3 mm in 100 Jahren. Er ist seitdem praktisch sta­bil. Viermal wurde er in den Eiszeiten der letzten 650.000 Jahre für jeweils Zehn­tausende von Jahren von mächtigen Gletschern belastet. Die Sedimente wurden verdichtet, der Salzstock blieb erhalten.

 

Abbildung 2: Überlagerung des Salzstockes von Gorleben nach dem Auslaufen des Salsaufstieges im Jungtertiär und Quartär (Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe – BGR)

Dichtigkeit der Salzstöcke

Die Salze liegen in kristallisierter Form vor. Die Grenzflächen zwischen den Kristallen sind ge­schlossen; sie blei­ben es, wenn sich die Salzkörper sehr langsam ver­formen. Wie alle Kristalle, sind Salzkristalle jedoch spaltbar und deshalb können sie oder Grenz­flächen zwischen ihnen bei großen Drücken aufge­presst werden.

Die Gesteinsschichten in der Umgebung der Salzstöcke enthalten Grundwas­ser. An den Kontakt­flächen der Salzstöcke wird deshalb solange Salz abgelöst, bis das Wasser gesät­tigt ist. Ob das viel ist und ständig erfolgt, oder wenig und dann stagniert, wird von der Ge­schwindigkeit be­stimmt, mit der sich das Grundwasser erneu­ern kann. Erfolgt der Grundwasseraus­tausch wegen ungünstiger hydrogeologischer Verhältnisse schnell, löst das Grund­wasser den Salzstock auf – er verschwindet, und es bleiben nur noch die unlösli­chen Reste zurück – sog. ‚Restbrekzien’ (Ab­bildung 3). Salzstöcke sind des­wegen ent­weder nicht mehr vor­handen oder sie sind dicht, denn das den Salz­stock umgebende stag­nie­rende Grundwas­ser ist mit Salz gesättigt und kann deshalb kein weiteres Salz auf­nehmen. Das salzge­sättigte Wasser ist außerdem schwe­rer und fließt nicht nach oben. Ein noch existierender Salz­stock be­weist folglich, dass keine Grundwas­sererneue­rung statt findet, und der Salzstock erhalten bleibt. Diese Gesetzmäßigkeiten sprechen dafür, dass die Salzstöcke auch in Zukunft so bleiben wie sie in den letzten Jahrmillionen wa­ren, ande­renfalls gäbe es sie nicht mehr.

Eine besondere Situation liegt über den Salzstöcken vor: Analog zum seitlichen Außenrand der Salzstöcke hat sich das dort vorhandene Grundwasser mit gelöstem Salz gesät­tigt, unlösliche Gesteinspartien sind als Restbrekzie erhalten geblieben. Bei schnellem Was­seraustausch wäre der Salzstock in der geologischen Vergangenheit zur Tiefe hin abgelaugt wor­den und würde nicht mehr existieren. Er existiert noch, weil wegen günstiger hydrogeologi­scher Gegeben­heiten kein Wasseraustausch statt fand, oder so ge­ring war, dass er wirkungslos blieb. Abbildung 3 zeigt die Restbreckzie über dem Salzstock Gorleben. Ihre geringe Mächtigkeit von einigen zehn Metern beweist, dass die Ablaugung unerheblich geblieben ist, und das wird auch zukünftig nicht anders ein.

 

Abbildung 3: Restbrekzie über  dem Salzstock Gorleben (Ausschnitt) (Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe – BGR)

Problem der Asse

In der Tiefe der Einlagerungskammern von ca. 500 m herrscht im Nachbargestein ein Wasser­druck von ca. 50 bar. Für den Salzstockrand ergibt sich daraus ein sehr großer Wasserdruck, der auf die stehen gebliebene Salzbarriere zwischen Außenrand und Einlagerungskammer einwirkt. Er bewirkt, dass einzelne Grenz­flä­chen zwischen den Salzkristal­len aufgepresst werden und Grundwasser von außen in die Einla­gerungskammern einsickern kann. Von 12 m³ pro Tag ist die Rede, das sind 500 l/h bzw. 8,3 l/min bzw. 0,13 l/sec, also je Minute ungefähr ein Wassereimer voll. Selbstverständlich ist das nicht akzeptabel. Aber es ist kein Wassereinbruch, denn dann handelte es sich um viele Kubikmeter pro Sekunde.

Die Einsickerung von Grundwasser aus dem Nachbargestein wäre vermieden worden, hätte man die Kammern im In­neren des Salzstockes ange­ordnet, also weit genug vom Rand entfernt, und wären sie nach ihrer Füllung ver­schlos­sen wor­den. Das kann man heute noch tun. Eine solche Sanierung wäre die einfachste und vermut­lich preiswerteste Lösung. Das jedenfalls ist die Lehre aus dem Fall Asse. Falsch ist, wenn von manchen das Zurücksi­ckern der Salzlauge in das Nach­bargestein befürchtet wird. Sowenig wie aus einem abge­tauchten U-Boot Wasser durch ein Loch in der Schweißnaht gegen den Wasser­druck nach außen fließen kann, sickert infiltrierte Lauge freiwillig gegen den Außendruck zurück ins Nachbargestein, und damit in den Wasser­kreislauf.

Gorleben

Am 2.9.2009 zitierte Alexandra Jacobson in der Neuen Westfälischen Jochen Stay mit der Er­kenntnis, “Dass Gorleben ungeeignet sei, weil der Salzstock direkten Kontakt zum Oberflächen­wasser habe, sei zum Glück nun auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden“. Diese Tat­sache ist richtig, widerlegt aber die Folgerung, die Herr Stay für sich ab­leitet oder die für den Leser beabsichtigt ist. Sie beweist vielmehr, dass das Grundwasser den Salzstock nicht auflöst, denn auch hier wirken die zuvor be­schriebenen Gesetzmäßigkeiten: sie garantieren, dass der Salzstock auch in Zukunft so bleibt wie er in den letzten Jahrmillionen war.

Rein zufällig (!) vor der Wahl  ist kürzlich bekannt geworden, dass Kanzler Kohl seinerzeit eine Beurteilung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt modifiziert haben wollte, die 1983 we­gen einer angeblich unzureichenden Mächtigkeit von tonigen Sedimenten über zentralen Berei­chen des Salzstockes eine Kontamination der Biosphäre für möglich hielt. Tatsächlich spielt die Mächtigkeit der tonigen Schichten als Teil der jungen Sedimenten keine Rolle: Auch to­nige Se­dimente sind durchlässig, wenn auch sehr viel weniger als sandige. Selbst sehr große Durchläs­sigkeitsunterschiede sind für diese Pro­zesse unerheblich, denn die Durchlässigkeitsunter­schiede werden durch die langen Zeiträume kompensiert, und über dem Salzstock sind die jun­gen Sedi­mente ohnehin mit salz­gesät­tigtem Grundwasser gefüllt. Das wäre auch bei anderen Mächtig­keiten der tonigen Sedimente nicht anders gewe­sen, und diese Gegeben­heiten wer­den auch künftig vorliegen, weshalb eine Kontamina­tions­gefahr ausgeschlossen werden kann.  Als Mit­glieder einer früheren Niedersächsischen Landesregierung haben die Minister Gabriel und Trit­tin das noch ebenso positiv beurteilt.

Folgerungen

Claudia Roths Beurteilung ist fachlich falsch. Warum ist sie auch dumm? Die wissen­schaftlich-technische Entwicklung ist das Ergebnis von Versuch und Irrtum, was sicher auch Frau Roth weiß. Ohne diese dem Menschen eigene Vorgehensweise wäre unsere durch­schnittliche Lebens­erwartung kaum höher als 30 Jahre, und es herrschte noch mittelalterliches Handwerk, hätte man bei Fehl­schlägen aufgegeben. Bekanntlich hat man sich um Verbesserungen bemüht und war dabei erfolg­reich. Deshalb kom­men wir heute schneller von A nach B als zur Postkutschenzeit – und auch Frau Roth wird dar­auf nicht ver­zichten wollen. Wa­rum sollte man nach soviel Investi­tio­nen, das, was man im Fall Asse gelernt hat, nicht auch in Gorleben anwen­den? Ein ver­nünfti­ger Grund für einen solchen Verzicht ist nicht zu erkennen.

Der tatsächliche Grund ist klar: Da ‚Anti-Atom’ für viele die Existenzgrundlage ist und/oder Wähler­stimmen verspricht, kommt vor Wahlen jedes vermeintliche Argument gegen Asse, Gor­leben, Krümmel etc. wie gerufen, mag es auch noch so falsch und nicht selten sogar ziemlich albern sein – „löchrig wie Schweizer Käse“ – , wobei auch dieser Vergleich falsch ist, denn seine Lö­cher sind nicht miteinander verbunden! Eigentlich sollten sich in Demokratien wahlkämp­fende Führungskräfte schämen, mit plumper Bauernfängerei auf Stimmenfang zu gehen. Es ist schon atemberaubend, mit welcher Sicherheit sich Politiker zu Sachverhalten äußern, von denen sie erkennbar keine Ahnung haben, wenn sie damit nur Wählerstimmen gewinnen können.

Aller­dings sind solche Politiker leider in ‚bester’ Gesellschaft, wenn man bedenkt, welchen Blödsinn man selbst in renommierten Zeitungen lesen kann: So wird im Spiegel CO2 schon mal als giftig bezeichnet, obwohl es mit Wasser die Grundlage unserer Nahrungskette ist. Nach dem Zeit-Dossier von Roland Kirbach (10.9.2009) „…könnte der …Salzstock Asse einstürzen und 126000 Tonnen Atommüll freisetzen.“ Das wirkt dramatisch, und ist ja wohl auch so beabsich­tigt, hat aber mit der Realität nichts zu tun. Wenn Häuser wegen Erdbeben oder das Stadtarchiv in Köln wegen Baufehler einstürzen, suchen wir tagelang – und oft vergeblich – nach Verschüt­teten, und das nur wenige Meter unter der Erdoberfläche. Sollte das Bergwerk Asse denn wirk­lich einstür­zen, was sehr wahrscheinlich überhaupt nicht oder zumindest noch nicht so schnell geschehen wird, würde der Atommüll nicht freigesetzt, sondern in 500 m Tiefe begraben und dabei mit vielen hundert Metern Salz überdeckt.

Der Salzstock von Gorleben ist sachlich ge­eignet, darf es aber aus politischen Gründen nicht sein, denn er eignet sich vorzüglich immer wieder zur Stim­mungsmache und beeinflusst Wahl­entscheidungen – und wie wirksam das funktioniert, wissen wir aus bitterer Erfahrung.

Gegen­wärtig befinden sich auf der Welt 443 Atomkraftwerke im Betrieb, sind 47 im Bau und 81 in der Planung. Deutschland ist von Ländern umgeben, die Atomkraftwerke betreiben; Frank­reich ge­winnt sogar 78% seines Stromes auf diese Weise. Wer dezidiert die Atomkraft für un­verant­wortbar hält, weil sie nach seiner Meinung eine Gefahr für die Menschheit darstellt, und wer den Mut hat zu glauben, nur er wüsste trotz unserer bitteren Erfahrung mit deutscher Hybris schon wieder den richtigen Weg, müsste doch eigentlich versuchen, die anderen Länder, die das Gegenteil praktizieren, von ihrem fal­schen Weg abzubringen. Was nutzt uns Anti-Atom, wenn  weltweit und vor allem in den Nachbarländern Atomkraftwerke betrieben werden, Atomunfälle wirken schließlich global. Da man weiß, dass sich die anderen Länder nicht von uns belehren lassen, geschieht das nicht. Man ist ja, beispielsweise in Frankreich, auch sicher nicht der Mei­nung, dass die eigenen Fachleute und die Politiker dumm und verantwortungslos sind. Unsere diesbezügliche – vernünftige – Zurückhaltung beweist aber auch, was wirklich mit der Aus­stiegs- und Anti-Atom-Politik gemeint ist: Angst zu ma­chen, um Wählerstimmen zu gewinnen.  Und das ist wirklich verantwortungslos!

Apropos Gorleben: Nach seinem Beispiel wird in New Mexico seit Jahrzehnten ein Salz­stock als Endlager betrieben.

Dipl.-Geologe Prof. Dr. Friedrich-Karl Ewert, EIKE

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