1

Woher kommt der Strom? ein weiterer Problemkreis

Hier wackelt Deutschlands Traum von der schnellen Energiewende.

Hinzu kommt, dass die Ungleichbehandlung von Braun- und Steinkohlekraftwerken in Sachen Entschädigungszahlungen von den Betreibern der Steinkohlekraftwerke nicht ohne Weiteres hingenommen werden wird. Während die Stilllegung von Braunkohlekraftwerken großzügig entschädigt wird, müssen sich die Besitzer von Steinkohlekraftwerken einem Auktionsverfahren unterwerfen. Ab 2026 könnten solche Kraftwerke sogar ohne Entschädigung stillgelegt werden. Dieses Verfahren gefährdet im Übrigen womöglich auch noch die Wärmeversorgung, welche zum Teil auch durch Steinkohlekraftwerke gesichert wird. Es sieht so aus, dass die Umsetzung der Reste des Kohlekompromisses – komplett übernommen und umgesetzt werden soll er ohnehin nicht – noch Jahre dauern kann.

In unserer 14. Analysewoche importiert Deutschland sehr viel Strom. Frankreich und die Schweiz sind die Hauptlieferanten, die Strom günstig von Deutschland kaufen, um dann – wenn benötigt – wieder an Deutschland zu verkaufen. Bedarfsspitzen werden vor allem durch Pumpspeicherstrom gedeckt. Sehr schön veranschaulicht dieser Chart den Zusammenhang von Stromerzeugung durch erneuerbare Energieträger, Bedarf und Preis.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts liefert die Detailzahlen, die in diesem Chart veranschaulicht werden. Der Import ist in dieser Woche besonders hoch, wie diese Grafik zeigt. Den Strom Im- und Export des Jahres 2020 finden Sie hier grafisch aufbereitet.

In dieser Woche verlässt sich Deutschland sehr stark auf den im benachbarten Ausland erzeugten Strom. Ob es sinnvoll ist, hier in Deutschland Kernkraftwerke abzuschalten, um dann Strom aus Kernkraftwerken anderer Länder (Schweiz, Frankreich) zu importieren, steht auf einem anderen Blatt. Bigott ist es schon.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 29.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 47,87%, davon Windstrom 34,57%, Sonnenstrom 4,79%, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,51%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Sonntag: Wenig Bedarf, aber viel Strom, vor allem aus Windkraftwerken. Der Höchstpreis, der erzielt werden kann, liegt bei 20,59 €/MWh der niedrigste Preis bei -15,80 €/MWh. Frankreich, die Schweiz und Österreich importieren günstig, zum Teil mit Bonuszahlungen für den abgenommenen Strom.

Montag, 30.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 54,40%, davon Windstrom 25,60%, Sonnenstrom 14,40%, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,40%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung lässt nach. Nur von 9:00 bis 16:00 Uhr reicht der in Deutschland produzierte Strom, um den Bedarf zu decken. Ansonsten wird importiert. Die konventionelle Stromerzeugung wird zwar hochgefahren. Doch um den Bedarf zu decken, reicht es nicht.

Dienstag, 31.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,92%, davon Windstrom 12,71%, Sonnenstrom 16,95%, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,25%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute fast das gleiche Bild wie am Montag. Strom-Hauptimporteure nach Deutschland sind wieder Frankreich und die Schweiz. Die konventionellen Stromerzeuger wollen den Bedarf nicht decken. Es steht ein Anstieg der Windstromerzeugung an.

Mittwoch, 1.4.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 54,14%, davon Windstrom 23,31%, Sonnenstrom 18,05%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,78%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Strom aus Windkraftwerken steigt an, die Sonnenkraftwerke produzieren reichlich, wie bereits die ganze Woche. Dennoch reicht das alles nicht, um den Bedarf komplett zu decken. Auch heute wird wieder Strom importiert. Relativ teuer. Im Gegensatz zum Export über Tag. Da fallen die Preise.

Donnerstag, 2.4.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,15%, davon Windstrom 33,81%, Sonnenstrom 15,11%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,23%. Die Agora-ChartmatrixHier klicken.

Der Donnerstag stellt sich im Prinzip wie die Vortage dar: Heute ansteigende Windstromerzeugung  bei starker Sonnenstromerzeugung. Morgens und abends werden höhere Preise aufgerufen als über den sonnenstromstarken Tag. Das Mantra gilt: Je mehr erneuerbar erzeugter Strom im Markt ist, desto geringer werden die Preise.

Freitag, 3.4.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,40%, davon Windstrom 35,34%, Sonnenstrom 11,28% Strom Biomasse/Wasserkraft 12,78%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Um 0:00 Uhr erreicht die Windstromerzeugung den Peak. In der Nacht zum Samstag werden nur noch knapp 5 GW onshore erzeugt. 24 Stunden vorher waren es noch über 23 GW. Die Strompreise schwanken wie gehabt.

Samstag, 4.4.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,83%, davon Windstrom 15,09% Sonnenstrom 21,70%, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,04%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute, zum Wochenend-Samstag, noch weniger Bedarf als sonst. Die Corona-Krise zeigt Auswirkungen. „Zum Glück“ wird heute kaum Windstrom erzeugt. Dass sich das zum Sonntag ändert, deutet sich ab 20:00 Uhr an. Die Sonne scheint heute wieder sehr stark. Das Preisbild der Woche gilt auch heute. Dass auch heute der meiste fehlende Strom auf Frankreich und der Schweiz importiert wird, sei hier noch mal erwähnt.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen?

Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de




Woher kommt der Strom? 1. April in der ARD

(Abbildung). Grundlage ist eine Pressemitteilung des BDEW (Abbildung 1)

Was aber im Prinzip nur eine marginale Rolle spielt. Natürlich müsse an der Energiewende weitergearbeitet werden. Insbesondere der Windkraftausbau stocke, der Deckel (52 GW) des Ausbauvolumens für Photovoltaikanlagen sei fast erreicht und müsse aufgehoben werden.

Sonst würde das nichts mit den 65 Prozent Strom, erzeugt mittels erneuerbarer Energieträger bis zum Jahr 2030. Wobei unsere Energiewender davon ausgehen, dass der Stromverbrauch bis dahin kaum steige. Man geht immer davon aus, dass das Mehr an Strombedarf wegen Verkehrs- und Gebäudewende (E-Mobilität und Heizen mittels Wärmepumpen) anderswo eingespart wird. Das „Einsparpotenzial“ ist im Übrigen die Komponente, die regelmäßig dann herangezogen wird, damit eine Energiewende-Rechnung aufgeht. Dem Bürger wird weder vom BDEW noch vom ZDF erzählt, dass – Rekord hin, Rekord her – zum Beispiel vom 22.1. bis 26.1.2020 kaum Strom mittels Wind- und Sonnenkraftwerken erzeugt wurde (Abbildung 2). Das mussten die konventionellen Stromerzeuger richtig zubuttern. Sonst wären die Lichter ausgegangen. Apropos zubuttern: Das müssen die konventionellen Stromerzeuger jeden Tag. Wind- und Sonnenstrom plus Biomasse/Wasserkraft haben noch nicht einen Tag, nicht eine Stunde ausgereicht, um den Strombedarf Deutschlands zu decken (Abbildung 3)

Auch nicht in der 13. Woche unserer Analyse. Diese war dennoch ein Paradebeispiel für regenerative Stromerzeugung. Der Wind wehte bei sonnigem Wetter insgesamt kräftig. So wurden in dieser Woche nicht nur die 49% des Durchschnitts erstes Quartal 2020 erreicht. Es waren sogar 64,20%. Das waren fast die 65%, die für 2030 anvisiert werden. Die Tabelle mit den Detailzahlen der Energy-Charts und der daraus generierte Chart zeigen, wie viel konventioneller Strom trotz dieser fast idealen Stromerzeugung mittels regenerativer Energieträger hinzu erzeugt werden muss. Wenn man nun noch mal an den obigen Zeitraum mit kaum Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenkraftwerken denkt, dann weiß man, dass es ganz schwierig wird, ganz schwierig mit Deutschlands Energiewende

Die Tagesanalysen

Sonntag, 22.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 74,81%, davon Windstrom 44,44%, Sonnenstrom 17,04%, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,33%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Es ist Sonntag. Es ist für einen Sonntag viel zu viel Strom im Markt. Und das, obwohl die konventionellen Stromerzeuger ihre Produktion schon stark gedrosselt haben. Die Preise liegen zwischen 0,02 € und 22,93 €/MWh, wenn sie nicht negativ sind. Das ist vom 9:00 bis 16:00 Uhr der Fall. Um 13:00 Uhr werden für die Abnahme des Stroms aus Deutschland 55,05 €/MWh mitgegeben. Das freut vor allem Dänemark, das ab 18:00 Uhr Strom an Deutschland verkauft. Zu den Höchstpreisen des Tages. Obwohl die Pumpspeicherstromerzeugung hochgefahren wird, reicht es nicht, den kompletten Strombedarf mit selber erzeugtem Strom zu decken. Deshalb muss der über Tag mit Bonus verschenkten Strom am Abend zum Teil zurückgekauft werden. (Für unsere ganz genauen Leser: Es ist natürlich anderer, zum jeweiligen Zeitpunkt erzeugter Strom, den Dänemark liefert!)

Montag, 23.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 65,96%, davon Windstrom 36,46%, Sonnenstrom 17,73%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,77%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Strombedarf steigt. Obwohl die erneuerbaren Energieträger wieder „super“ Strom produzieren, fällt der Preis heute nicht unter die Null-Linie. Gleichwohl ist das Preisniveau zumindest über Tag recht niedrig. Denn Deutschland exportiert Strom. Die meiste Zeit bewegt sich der Preis zwischen 10 und 20 €/MWh. Bis 16:00 Uhr. Dann kommt die „berühmte“ Abendstromlücke. Die Sonne geht unter; Windstrom steht nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung, um den in diesem Zeitraum steigenden Bedarf abzudecken. Obwohl die Konventionellen anziehen und Pumpspeicherkraftwerke aktiviert werden: Es reicht nicht. Was ein Hochschnellen des Strompreises zu Folge hat. In der Spitze liegt er bei 33,14 €/MWh. Was nicht viel scheint. Wenn aber zum Beispiel an Frankreich, die Schweiz und Österreich über Tag der Strom für um die 10 € verkauft wurde, dann ist der Bezug von Strom aus eben diesen Ländern ein paar Stunden später für Preise bis zu 33,14 €/MWh kein gutes Geschäft. Zumindest nicht für Deutschland.

Dienstag, 24.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,27%, davon Windstrom 30,99%, Sonnenstrom 17,61%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,68%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute tun sich zwei Stromlücken auf. Am Morgen und am Abend. Das Preisniveau ist insgesamt moderat. Es liegt zwischen 13 und 33 €/MWh. Wobei die Preisverteilung ähnlich ist wie an den beiden Vortagen. Das benachbarte Ausland kauft günstig ein und verkauft verhältnismäßig teuer.

Mittwoch, 25.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 60,27%, davon Windstrom 30,82%, Sonnenstrom 17,12%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,33%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Insgesamt das gleiche Bild wie gestern. Die Stromlücken sind kleiner. Die Pumpspeicher schaffen fast den Ausgleich. Das Preisniveau ist moderat. Deutschland verkauft seinen hoch subventionierten Wind- und Sonnenstrom mit Verlust. Wie immer. Denn das, was den Windmüllern, den Sonnenstrom-Erntern dank 20 Jahre EEG gezahlt wird, zahlen nicht die Akteure an der Börse. Das zahlt der Stromkunde in Deutschland.

Donnerstag, 26.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 60,99%, davon Windstrom 33,33%, Sonnenstrom 14,89%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,77%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Ein kleine Stromlücke zum Abend, die relativ teuer gedeckt wird. Die Schweiz und Frankreich profitieren.

Freitag, 27.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,42%, davon Windstrom 29,71%, Sonnenstrom 16,67%, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,04%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute keine Stromlücke. Der zum Morgen und zum Abend erzeugte Strom aus den Pumpspeichern (= konventionelle Kraftwerke, weil mit fossilem und Atomstrom betrieben), reicht aus. Für Preise zwischen 15 und 30 €/MWh wird der Strom per Saldo exportiert. Vor allem die Schweiz und Frankreich machen gute Geschäfte. Österreich füllt seine Speicher in den Alpen zu günstigen Preisen mit Strom aus Deutschland.

Samstag, 28.3.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 66,67%, davon Windstrom 32,50% Sonnenstrom 19,17%, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,00%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Strompreis schwankt heute zwischen -0,72 und etwas über 20 €/MWh. Die Stromversorgung ist heute auf Kante genäht. Die starke Sonnenstromerzeugung führt wie praktisch jeden Tag zu einem Einbruch der Preise, was heute – wie zu Wochenbeginn – zu einem negativen Strompreis führt, der allerdings bei weitem nicht so hoch ausfällt wie am Sonntag.

Eine starke Woche der erneuerbaren Energieträger mit fast 65% Stromerzeugung, bezogen auf die Gesamtstromerzeugung, belegt auch diesmal, dass dieser Sachverhalt mit Wirtschaftlichkeit verbunden ist. Wenn man bedenkt, dass diese Woche eine Ausnahmewoche war, kommen einem sofort die Kosten in den Sinn, die aufzuwenden sind, um insbesondere die Windkraft so auszubauen, dass die 65% zumindest im Durchschnitt regelmäßig erreicht werden. Sonnenstrom, der lediglich mit Faktor 8 (8 GW installierte Leistung = 1 GW Strom) geerntet wird, spielt – auch wegen der Deckelung – kaum noch eine Rolle. Windstromanlagen sind mittlerweile auch in der Gunst der Betroffenen stark gefallen. Es sieht düster aus für Deutschlands Energiewende.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen?

Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de




Woher kommt der Strom? Deutschland ist abgeschaltet.

In diesem Zusammenhang eine Frage, die von einem interessierten Leser gestellt wurde:

Was hat die deutsche Stromwirtschaft an diesem, dem nächsten und so fort Tag verdient oder in den Sand gesetzt. In Euro will ich es wissen! Das selber aus obigen Angaben zu errechnen bin ich leider nicht imstande.

Lieber Leser, ich kann das auch nicht. Weil es diese eine Zahl nicht gibt. Stromhandel ist, auch wenn es in den Charts recht einfach aussieht, höchst komplex. Unabhängig von der physischen Bereitstellung des Stroms. Die Charts suggerieren, dass Stromhandel ausschließlich an der Börse (Abbildung) stattfindet. Das ist durchaus nicht der Fall. Das weitaus größere Handelsvolumen wird über den Tresen (OTC = Over The Counter) gehandelt (Abbildung 1). Da sind die Preise – der OTC-Handel ist bilateral, das heißt intransparent, die Marktteilnehmer handeln den Preis untereinander aus – nicht bekannt. Marktteilnehmer bedeutet, dass sehr viele Akteure Strom handeln. Es gibt also nicht DAS Deutschland, welches Strom kauft und verkauft. Deshalb gibt es auch keine Zahl, die Verlust oder Gewinn insgesamt ausweist. Gewinne und Verluste stellen sich praktisch für jeden Marktteilnehmer individuell dar. Dennoch: Die Börsenwerte liegen vor und sind ein wichtiger Anhaltspunkt für das Marktgeschehen. Deshalb fließen diese Daten in die Analyse ein.

Die 12. Analysewoche ist durch einen Windstrombuckel in der Wochenmitte gekennzeichnet. Vor und nach diesem Buckel ist die Windstromerzeugung minimal. Einmal „rettet“ der erzeugte Sonnenstrom die Gesamterzeugung. Doch die meiste Zeit weist Deutschland eine Stromunterdeckung auf. Nur am Sonntag ist viel zu viel Strom im Markt. Der wird – zum Teil mit Bonus – verschenkt. Das gleiche Spiel am darauffolgenden Wochenende. Der Strompreis geht gegen Null. An drei Tagen muss Strom per Saldo importiert werden.

Tabelle und Chart, welche mit den Zahlen der Energy-Charts erstellt wurden, belegen dies. Selbstverständlich wirkt sich der starke Import auch auf die Im-/Exportstatistiken (Woche 12Jahr 2020) aus. Hauptstromlieferant bleibt Frankreich, gefolgt von Dänemark, den Niederlanden und Schweden. Weshalb Stromimporte von unseren nördlichen Nachbarn? Wenn der Wind nicht weht, nutzen auch abertausende Windkraftanlagen in Norddeutschland so gut wie nichts. Kein Wind, kein Strom. Dafür braucht es kein Studium.

Doch manche Zeitgenossen, oder sind es gar viele, scheinen das nicht zu verstehen. Nun komme mir bitte keiner mit den „Speichern“. So viel Strom aus Speichern, wie bei einer mehrtägigen Dunkelflaute benötigt wird, so viel Speicher ist nicht annähernd zu realisieren (Abbildung 2). Der „Speicher“ Wasserstoff, der Traum unserer Energiewender, hört sich immer gut an, ist auch immer für irgendwelche Fördergelder gut, wird aber in absehbarer Zeit mit Sicherheit nicht in dem Umfang mit regenerativ erzeugtem Strom hergestellt werden können, wie es notwendig wäre. Denn „überschüssigen“ Wind- und/oder Sonnenstrom hat es in Deutschland und anderswo noch nie gegeben (Abbildung 3).

Die Tagesanalysen

Sonntag, 15.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 70,21%, davon Windstrom 44,68%, Sonnenstrom 13,48%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,06%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Es ist viel zu viel Strom im Markt. Bis 8:00 Uhr kann noch etwas Ertrag erzielt werden. Dann wird der Strom mit Bonus verschenkt. Erst um 16:00 Uhr gleitet der Strompreis wieder in den positiven Bereich. 0,07 €/MWh werden erzielt. Um 22:00 Uhr werden gerade mal 30 €/MWh erreicht. Am meisten profitiert heute Dänemark. Kauft mit Bonus ein und verkauft ab 17:00 Uhr zu Preisen zwischen 17 und 30 €/MWh. Die konventionellen Stromerzeuger werfen ab 16:00 Uhr die Pumpspeicher an. Deren Strom kann den Import aus Dänemark und Schweden jedoch nur minimieren. Unter dem Strich wird aber Strom aus Deutschland exportiert.

Montag, 16.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,70%, davon Windstrom 16,67%, Sonnenstrom 15,15%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,88%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung lässt im Verlauf des Tages massiv nach. Hilft über Tag noch die Sonnenstromerzeugung aus, ergeben sich am Vormittag und zum Abend Stromunterdeckungen, die Importe nötig machen. Es wundert nicht, dass zumindest um 19:00 Uhr ein Spitzenpreis gezahlt werden muss. Vor allem an die Schweiz und Frankreich. Lander, die über Tag Strom für unter 30 €/MWh eingekauft haben. Vor allem „überschüssigen“ Sonnenstrom? Nein, es ist konventioneller Strom, dessen Erzeugung über Tag hochgefahren wird. Am heutigen Tag importiert Deutschland etwas mehr Strom, als exportiert wird.

Dienstag, 17.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,44%, davon Windstrom 22,22%, Sonnenstrom 9,63%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12.59%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung steigt ganz langsam wieder an. Gleichwohl sind Stromimporte am Morgen und zum Abend unabdingbar. Obwohl Strom mit Pumpspeicherkraftwerken erzeugt wird, bleiben Lücken. Das Preisniveau ist insgesamt moderat.

Mittwoch, 18.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 53,19%, davon Windstrom 28,37%, Sonnenstrom 12,77%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,06%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute um 6:00 Uhr ist der Höhepunkt des kleinen „Windstrombuckels“. Ab dann versiegt der Windstrom auf der ganzen Linie. Was ab 16:00 Uhr wieder Stromimporte nötig macht. Wieder vor allem aus der Schweiz und Frankreich. Länder, die neben Österreich vor 16:00 Uhr den Strom verhältnismäßig viel günstiger eingekauft haben. Von Deutschland.

Donnerstag, 19.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 33,33%, davon Windstrom 5,83%, Sonnenstrom 13,33%, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,17%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung geht gegen Null. Das wird im nächsten halben Jahr öfter der Fall sein. Frühlingsanfang steht bevor. Auch eine immer stärker werdende Sonnenstromerzeugung kann da nicht genügend Ausgleichsstrom liefern. Den ganzen Tag erzeugt Deutschland nicht genügend Strom, um den eigenen Bedarf zu decken. Auch wenn spekulative Gründe dahinterstehen mögen. Es ist in diesen (Corona-)Zeiten kein gutes Zeichen. Sogar aus Polen wird am frühen Morgen nennenswert Strom importiert. Ich befürchte, nein, ich behaupte, niemand hat mit solch einer massiven Windflaute gerechnet.

Freitag, 20.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,26%, davon Windstrom 20,49%, Sonnenstrom 9,84%, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,93%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken  & Samstag, 21.3.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 72,39%, davon Windstrom 51,49%, Sonnenstrom 7,46%, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,43%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Langsam, ganz langsam, ab Mittag immer mehr zieht die Windstromerzeugung an. Strom wird praktisch nur noch nach Österreich und nach Polen exportiert, Länder, die vom Strom aus Deutschland übrigens auch abhängig sind, die mit Strom aus Deutschland in gewissem Umfang für den eigenen Bedarf kalkulieren. Der Preis, der für den Import gezahlt werden muss, liegt unter 40,- €/MWh. Ab 20:00 Uhr gibt es keine Stromunterdeckung mehr. Zum Wochenende steigt die Windstromerzeugung immer mehr an. Die konventionelle Stromerzeugung wird rapide zurückgefahren. Dennoch ist ab Samstag, 0:00 Uhr zu viel Strom im Markt. Die Preise sinken unter 20,- €/MWh und erreichen um 14:00 Uhr mit 0,39 €/MWh den Tiefpunkt des Tages.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen?

Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de

 

 




Woher kommt der Strom? Deutschland wird seine Klimaziele erreichen

(Abbildung)

Die 11. Woche war sehr wechselhaft. Markant ist der rapide Rückgang der Windstromerzeugung um 80 Prozent von Freitagmittag bis zum Samstagmorgen. Strom wurde mehrfach verschenkt. Allerdings fielen keine nennenswerten Boni für die Abnehmer an. Generell gilt auch diese Woche wie fast immer: Benötigt Deutschland per Saldo Strom, ist er teurer, als wenn Deutschland Strom exportiert.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart, sowie die Im-/Exportzahlen der Woche und des bisherigen Jahres. Zum Schluss noch der Agora-Chartmix für die komplette Woche.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 8.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 66,91%, davon Windstrom 45,59%, Sonnenstrom 8,82%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,50%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Wochenende, ein ruhiger Tag. Die Windstromerzeugung läuft gleichmäßig. Die Sonne scheint recht ordentlich. Alles im grünen Bereich. Deutschland exportiert Strom. Den ganzen Tag. Ok, die Preise liegen den größten Teil des Tages unter 20 €/MWh. Der Höchstpreis, der erzielt wird, beträgt 34,80 €/MWh. Alles nicht auskömmlich. Aber die Stromversorgung ist gesichert. Gegen Abend fahren die konventionellen Stromerzeuger ihre Kraftwerke hoch. Denn die Windstromerzeugung sinkt.

Montag, 9.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 43,48%, davon Windstrom 24,64%, Sonnenstrom 6,52%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,32%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung sinkt weiter. Dafür steigt der Bedarf. Denn es ist Montag, Werktag. Die konventionelle Stromerzeugung inkl. Pumpspeicher wird weiter hochgefahren. Dennoch entsteht eine stundenlange Deckungslücke. Sie wird durch Stromimporte geschlossen. Genauso wie die Lücke am späten Nachmittag / frühen Abend. Im Verhältnis zu den Exportpreisen, die Deutschland erzielt, werden für den Import Spitzenpreise gezahlt.

Dienstag, 10.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 67,65%, davon Windstrom 55,88%, Sonnenstrom 1,76%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,00%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung zieht wieder an. Zum Glück gibt es wenig Sonnenstrom. Sonst würden die Preise richtig in den Keller gehen. So werden wenigsten von 8:00 bis 13:00 Uhr Preise von sehr knapp über 30 €/MWh erzielt. Der Tiefpreis des Tages liegt bei 4,93 €/MWh um 23:00 Uhr. In dieser Stunde exportiert Deutschland auch die Höchstmenge des heutigen Tages: 11,233 GW.

Mittwoch, 11.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 66,24%, davon Windstrom 49,04%, Sonnenstrom 5,73%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,46%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Gestern wurden noch fast 5 €/MWh zu Tagesende erzielt. Jetzt, zu Beginn des neuen Tages, wird der Strom verschenkt. Erst um 4:00 Uhr steigt der Preis wieder an und erreicht um 8.00 Uhr einen ersten Höhepunkt. Da allerdings importiert Deutschland. Genauso wie um 19:00 Uhr.

Donnerstag, 12.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 73,10%, davon Windstrom 55,56%, Sonnenstrom 7,02%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,53%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute verschenkt Deutschland von 10:00 bis 13:00 Uhr Strom. Die Sonnenstromerzeugung ergänzt den Windstrom so, dass viel zu viel Strom im Markt ist. Die konventionellen Stromerzeuger fahren allein deswegen ihre Produktion nicht herunter, weil neben dem Sonnenuntergang ein Rückgang der Windstromerzeugung plus Mehrbedarf zu erwarten ist. Richtig kalkuliert. Eine Unterdeckung wird dennoch nicht komplett vermieden. Um 18:00 und 19:00 Uhr importiert Deutschland per Saldo Strom. Selbstverständlich zu Tageshöchstpreisen.

Freitag, 13.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 69,51%, davon Windstrom 50,61%, Sonnenstrom 7,93%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,98%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Viel Wind, viel Sonne = viel Strom im Markt = Geringe Exportpreise und zum Teil verschenkter Strom. Zum Abend sinkt die Windstromerzeugung massiv. Da muss dann wieder importiert werden. Zu Höchstpreisen. Denn eine Stromunterdeckung kann auch nicht durch das Hochfahren der konventionellen Kraftwerke verhindert werden.

Samstag, 14.3.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,17%, davon Windstrom 21,74%, Sonnenstrom 14,78%, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,65%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Hätte die Sonnenstromerzeugung am heutigen Samstag nicht ihr Jahreshoch gehabt, dann hätte es fast den ganzen Tag eine Stromunterdeckung gegeben. Oder haben die konventionellen Stromerzeuger spekuliert. Der Höchstimportpreis lag bei lediglich 38,53 €/MWh. Da kann man nicht selber den Strom produzieren. Wie auch immer. Um 6:00 Uhr wurden mittels regenerativer Energieträger insgesamt 10 GW von benötigten 50 GW produziert. Macht 20%. Klar, die Windstromerzeugung zog später wieder an. Doch es werden mit dem in der nächsten Woche beginnenden Frühling wieder vermehrt die Tage mit schönem Wetter kommen. Dann gibt es generell wenig Windstrom. Da die Sonne nachts nicht scheint – wirklich! – wird die regenerative Stromerzeugung im Durchschnitt wieder sinken. So war es vergangenes Jahr, so wird es in diesem Jahr sein.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt?

Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de




Woher kommt der Strom? Schwachwindphase

10. Analysewoche

Am Sonntag wurde beim Stromexport noch richtig Geld mitgegeben; im Verlauf der Woche blieben die Preise positiv, wenn auch allermeistens nicht auskömmlich. Jedenfalls nicht für die deutschen Stromerzeuger. Ein Blick auf die konventionelle Stromerzeugung belegt, wie diese „rotiert“. Kontinuität ist praktisch gleich Null. Lediglich die Stromerzeugung mittels Kernkraft weist kaum Schwankungen auf. Dazu unten mehr.

Hier wie immer die Tabelle mit den Detailzahlen der Energy-Charts und der daraus generierte Chart, die Import-/Exportwerte der Woche und die kumulierten Werte des bisherigen Jahres.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 1.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 70,75%, davon Windstrom 57,17%, Sonnenstrom 7,48%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,56%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Bis 15:00 Uhr sind die Strompreise noch negativ. Dann lassen Wind- und Sonnenstromerzeugung rapide nach. Die konventionelle Stromerzeugung zieht an. Der Strompreis wird positiv, ist aber durchaus nicht auskömmlich.

Montag, 2.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 40,28%, davon Windstrom 20,83%, Sonnenstrom 7,64%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,81%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Bedarf steigt, die Windstromerzeugung sinkt, und mit nachlassender Sonnenstromerzeugung ab 14:00 Uhr entsteht eine lang andauernde Stromversorgungslücke, die trotz massiv hochgefahrener konventioneller Stromerzeugung nicht mehr geschlossen werden kann. Bemerkenswerterweise bleiben die Importstrompreise moderat.

Dienstag, 3.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 35,06%, davon Windstrom 18,83%, Sonnenstrom 5,19%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,04%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Um 5:00 Uhr – die Sonne geht auf – endet die Stromunterdeckung. Die Windstromerzeugung verharrt auf recht niedrigem Niveau. Dennoch: Wegen der weiter hohen konventionellen Stromerzeugung – es rechnet sich nicht diese herunterzufahren, weil sie nach Sonnenuntergang vorhersehbar wieder benötigt wird – ist über Tag viel Strom in Markt, der abgegeben werden muss. Zu moderaten Preisen. Dennoch tut sich um 18:00 Uhr eine „Minilücke“ auf. Da springt der Preis schon mal locker auf 55,98 €/MWh für 1,573 GW, die saldiert importiert werden müssen. Eine Stunde später erhält Deutschland 56,90 €/MWh für 0,306 GW, die per Saldo exportiert werden. Auch das gibt es.

Mittwoch, 4.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 32,26%, davon Windstrom 15,48%, Sonnenstrom 5,82%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,97%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Auch am heutigen Mittwoch bleibt die konventionelle Stromerzeugung auf hohem Niveau, obwohl die Sonnenstromerzeugung befriedigend ist. Überhaupt sind die Verhältnisse den gestrigen sehr ähnlich, wie hier sehr schön beobachtet werden kann.

Donnerstag, 5.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 38,56%, davon Windstrom 21,57%, Sonnenstrom 5,88%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,11%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Ab Mittag zieht die Windstromerzeugung massiv an. Musste am Morgen noch eine mehrstündige Stromunterdeckung geschlossen werden, fahren die konventionellen Stromerzeuger nun ihre Stromerzeugung herunter. Das gelingt gut. Dennoch: Je mehr regenerativ erzeugter Strom in den Markt kommt, desto geringer werden die Preise. Um 8:00 Uhr erzielte Deutschland fast 55 €/MWh für knapp 2 GW.

Freitag, 6.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,32%, davon Windstrom 37,5%, Sonnenstrom 2,63%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,18%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Freitag zeichnet sich durch tendenziell leicht abnehmende Stromerzeugung aus. Deutschland exportiert fast den ganzen Tag per Saldo Strom. Lediglich um 15:00 und 16:00 Uhr muss eine geringe Menge zu höchst moderaten Preisen importiert werden. Die 40-€/MWh-Marke wird den ganzen Tag nicht einmal erreicht.

Samstag, 7.3.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 50,00%, davon Windstrom 31,06% Sonnenstrom 6,06%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,88%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Auch heute wird die 40-€/MWh-Marke nicht erreicht. Deutschland exportiert bis auf 16:00 bis 19:00 Uhr den ganzen Tag Strom. Um 19:00 Uhr wird denn auch der Tageshöchstpreis aufgerufen: 39,95 €/MWh. Zum Sonntag steigt die Windstromerzeugung wieder an. Was bedeutet, dass die Preise in den Keller gehen. Mehr dazu in der nächsten Woche.

Kernkraftwerke und negative Strompreise

Von einer engagierten Familie aus Ostbayern, der aufgefallen ist, dass insbesondere Kernkraftwerke auch dann nicht heruntergefahren werden, wenn die Strompreise negativ werden, wurde die Frage aufgeworfen, warum dies so sei.

Sehr geehrter Herr Stobbe, 

[…] Bitte beachten Sie bzgl. der Stromerzeugung, aber auch den Anteil, den die sechs verbliebenen Kernreaktoren in Deutschland an zeitweise negativen Strompreisen haben: 

16.Feb. 2020, 14:15 Uhr: Import-Saldo -13 GW; trotzdem liefern die sechs AKW 5,1 GW, was 63% ihrer Nennleistung von nahezu 8.1 GW entspricht. Gemäß Betriebshandbücher der KKW „Auch der UNTERE LASTBEREICH (zwischen 20 UND 50% [DWR] bzw. 60% [SWR]) ist laut Betriebshandbücher möglich, allerdings wurde in Gesprächen mit Kraftwerksbetreibern deutlich, dass dieser bis jetzt (abgesehen von An- und Abfahrvorgängen) nicht im regulären Betrieb eingesetzt wird.“ (Abbildung) Rechnet man also 20% Minimalleistung, so sind das 0,2 x 8,1 GW = 1,6 GW technisch mögliche AKW Minimalleistung –> Der Export hätte somit von 13 GW auf 9,5 GW verringert werden können, wenn die AKW eben nicht mit 5,1 GW sondern mit den doch technisch möglichen 1,6 GW gefahren wären! D.h. der Kernkraftstrom war für 27% der Exportüberschüsse und deren Kosten verantwortlich! 

Dass es andere Nachteile (wie nur noch langsameres Wiederhochfahren der Reaktoren auf z.B. Nennleistung sowie mehr Ermüdung) in dieser Betriebsart gibt, sei unbestritten. Grafisch haben wir das aufgearbeitet. (Abbildung 1) Wenn wir da etwas grob falsch verstehen, würden wir uns über Ihre entsprechende Rückmeldung freuen. Mit freundlichem Gruß Familie NB, Ostbayern 

Die Antwort, die mit der tatkräftigen Unterstützung eines promovierten Physikers, der jahrzehntelang im Kernkraftwerksbereich tätig war, formuliert wurde:

Weshalb bleiben selbst bei hoher Stromproduktion aus Windenergie konventionelle Kraftwerke – insbesondere Kernkraftwerke – am Netz und speisen weiter Strom ein, der dann verschenkt werden muss oder gar zu negativen Strompreisen führt? Dahinter steht der öfter von interessierter Seite geäußerte Vorwurf, die Kernkraftwerke „verstopfen“ die Netze und lassen nur dementsprechend geringere Erzeugung aus regenerativen Erzeugungen zu.

Von „Verstopfen“ im physikalischen Sinne kann natürlich nicht die Rede sein, sondern eine Bevorzugung konventioneller Energie bei der Einspeisung, trotz des Einspeisevorrangs für die regenerative Erzeugung. Sie ist nicht beschränkt auf nukleare Erzeugung, sondern betrifft auch die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).

Das Thema wird schon lange in verschiedenen Lobbygruppen pro Energiewende, aber auch bei der Regierung diskutiert. Im Kern geht es darum, dass in Phasen mit hohem Angebot an regenerativer Energie, die eigentlich die Nachfrage abdecken könnten, trotzdem konventionelle Erzeugungsleistung ins Netz eingespeist wird und damit regenerativ erzeugter Strom reduziert/verdrängt werden muss. Hier kommt der Begriff der „Mindesterzeugung“ ins Spiel:

Das deutsche Stromversorgungssystem erfährt seit einiger und auf absehbare Zeit eine Strukturveränderung. Sie ist das Resultat politischer Entscheidungen der Bundesregierung. Langfristiger Kern dieser politischen Entscheidungen ist die Umstellung auf eine CO2-freie und nicht-nukleare Erzeugungsstruktur. Gegenwärtig ist das Phänomen zu beobachten, dass ein gewisser Teil der Einspeisung aus konventionellen Kraftwerken nur unflexibel auf Börsenpreise reagiert, also sogar bei negativen Börsenpreisen einspeist. Die Bundesnetzagentur hat dieses Phänomen in ihrem Bericht über die Mindesterzeugung untersucht.

Die Mindesterzeugung entspricht der Einspeiseleistung, die direkt einem netztechnischen Grund bzw. einer Systemdienstleistung zurechenbar ist. Sie kann daher nicht vom Netz genommen werden.

Diese Mindesterzeugung ist vom sogenannten konventionellen Erzeugungssockel zu unterscheiden. Dieser umfasst Kraftwerksleistung, die sich ebenfalls preisunelastisch verhält, also selbst bei negativen Börsenpreisen Strom erzeugt. Die Gründe hierfür können beispielsweise anderweitige Verdienstmöglichkeiten wie Wärmebelieferung und Eigenversorgung sein. Quelle: Abbildung 2

Die unabdingbare „Mindesterzeugung“ konventionellen Stroms mittels großer rotierender Massen wird also im Wesentlichen zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität benötigt und ist momentan unvermeidbar, obwohl diverse Versuche unternommen wurden deren Ausmaß zu reduzieren. Hintergründe sind in verschiedenen Veröffentlichungen im Netz detailliert zu finden (Abbildung 3). […]“

Wer weitere Hintergrundinformationen des promovierten Physikers zum Thema lesen möchte, findet diese unter Abbildung 4. Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen?

Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de




Woher kommt der Strom? Es bleibt desaströs

Agora-Wochenchart

Woher kommt der Strom? Erläuterungen …

(Wochentabelle Energy-Charts: Hier klicken. Daraus generierter Wochenchart: Hier klicken).

Zum Wochenbeginn bricht die Windstromerzeugung innerhalb von 15 Stunden auf ein Viertel ein. Eine enorme Stromunterdeckung entsteht. Strom wird zum zweithöchsten Preis der Woche importiert. Der höchste Preis wird zum Wochenende aufgerufen, als Deutschland wiederum eine Stromlücke füllen muss. Dabei ist es müßig, darüber nachzudenken, ob die dritte Strom-Unterdeckung – es gab eine dritte in der Mitte der Woche – der Woche 9 von deutschen Kraftwerken hätten abgedeckt werden können. Man hätte es sicher gekonnt, hat es aus Kostengründen aber nicht getan. Der Strom war im Markt, also wurde er importiert.

Doch was geschieht, wenn das benachbarte Ausland wegen Eigenbedarfs den Strom nicht zur Verfügung stellen kann. Dann muss der Strom selbst noch teurer hergestellt werden. Strom für verhältnismäßig kurze Zeiträume. Stromerzeugung, die, wenn der Wind wieder stärker weht, heruntergefahren werden sollte. Geht das? ist das technisch überhaupt möglich? Wenn ja, zu welchen Kosten. Können diese dann im Markt erzielt werden?

Aktuell sieht es so aus, dass das bereits vielfach genannte Mantra gilt: Benötigt Deutschland Strom, ist der Preis hoch, gibt Deutschland Strom ab, sind die Preise niedrig. Österreich zum Beispiel füllt seine Pumpspeicher immer wieder günstig auf und versorgt seine Bürger mit Strom aus Deutschland. Deshalb liegt der Strompreis in Österreich heuer zwischen 0,17 und 0,24 €/kWh. Die Aufschlüsselung des Im- und Exports Deutschland finden Sie für die 9. Woche hier, für das bisherige Jahr 2020 hier.  Hier noch die Charts mit der Analyse einer theoretisch angenommenen Verdoppelung und Verfünffachung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraft. Beide Charts belegen, dass eine Verstetigung der Stromerzeugung – stetiger Strom, sichere und kontinuierlich fließende Energie ist für ein Industrieland unabdingbar – sehr schwierig bis unmöglich sein wird.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 23.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 74,48%, davon Windstrom 62,07%, Sonnenstrom 1,38%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,03%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute ab 9:00 Uhr liegt der Strompreis nicht mehr im negativen Bereich. Mehr als 23,57 € werden pro MWh in der Spitze allerdings nicht erreicht. Zwar sind die Strompreise, die erzielt werden, nicht auskömmlich. Zumal Windmüllern der garantierte EEG-Preis vergütet wird. Aber immerhin, die Negativpreiszeiten sind diese Woche, wenn man vom Morgen 0:00 Uhr absieht, erst mal vorbei. Praktisch verschenkt wird der Strom allerdings zumindest einmal immer noch.

Montag, 24.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 60,96%, davon Windstrom 45,89%, Sonnenstrom 3,42%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,64%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Tag mit der ersten Strom-Unterdeckung der Woche 9. Hier ist sehr schön zu erkennen, dass der Anteil des regenerativ erzeugten Stroms rapide fällt, die Strom-Unterdeckung entsteht und die Preise anziehen. Pumpspeicherstrom reicht nicht aus, um die Lücke zu schließen. Die anderen konventionellen Stromerzeuger verharren auf dem erreichten Niveau.

Dienstag, 25.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 65,68%, davon Windstrom 51,58%, Sonnenstrom 4,14%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,06%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Nachdem sich die regenerative Stromerzeugung am 24.2.2020 über Tag inkl. Sonnenstrom wieder „erholt“ hat, beginnt heute, am 25.2.2020, der langsame Abstieg zum „erneuerbaren Tiefpunkt“ der Woche am Donnerstag mit einer weiteren Stromunterdeckung. Die Windstromerzeugung lässt nach: Die Strompreise steigen. Dieses Phänomen konnte bereits mehrfach beobachtet werden. Auskömmlich sind die Preise gleichwohl nicht. Es werden nicht einmal 40 €/MWh erreicht.

Mittwoch, 26.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 47,62%, davon Windstrom 31,97, Sonnenstrom 4,08%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,56%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute tut sich eine Mini-Stromlücke auf. Die Stromversorgung ist insgesamt auf Kante genäht. Der Im-/Exportsaldo geht gegen Null. Pumpspeicherstrom ergänzt morgens und abends nahezu vollständig den benötigten Strom. Dennoch muss zwecks Netzstabilisierung Strom importiert und exportiert werden.

Donnerstag, 27.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 37,67%, davon Windstrom 22%, Sonnenstrom 4,35%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,18% Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der „erneuerbare Tiefpunkt der Woche“. Nur noch um die 6 GW liefern Wind und Sonne, 7 GW liefern Biomasse und Wasserkraft um 17:00 Uhr. Macht 13 GW. Benötigt werden 73 GW. Heute importiert Deutschland absolut mehr Strom, als es exportiert. Zu zum Teil saftigen Preisen.

Freitag, 28.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 56,17%, davon Windstrom 40,12%, Sonnenstrom 5,56%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,49%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken. & Samstag, 29.2.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 73,38%, davon Windstrom 57,14%, Sonnenstrom 5,19%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,04%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

In der Nacht zum Freitag steigt die Windstromerzeugung wieder an. Um in der Nacht zum Samstag noch mal zuzulegen. Auf einmal ist viel zu viel Strom im Markt. Die Preise fallen, fallen um 0:00 Uhr sogar fast auf die 0 €/MWh-Marke und steigern sich am Samstag auf maximal 16 €/MWh. Es ist einfach desaströs. Zuviel Strom aus erneuerbaren, regenerativen Energieträgern = Geringe Preise; zu wenig Strom aus erneuerbaren, regenerativen Energieträgern = Geringe Preise. Der Stromkunde merkt davon nichts. Er muss die EEG-Umlage zahlen. Für ihn gibt es nur hohe Preise. Es ist ein Desaster. Einen Effekt wird die deutsche Energiewende nicht haben. Außer einen abschreckenden.

In der vergangenen Woche hat es neue prozentuale Rekorde der Stromerzeugung durch erneuerbare Energieträger gegeben. Solche Rekorde sind allerdings nur ein Marketing-Gag. Selbstverständlich hat es bereits des Öfteren eine höhere regenerative Stromerzeugung gegeben als am 22.2.2020. Auch im Jahr 2020, konkret am 11.2.2020 (Abbildung). Absolut gesehen. Nur war der Strombedarf zum Zeitpunkt dieses absoluten Rekordwertes viel höher als an den prozentualen „Rekord“-Tagen.

Unfug mit prozentualen Rekorden

Prozentuale Rekorde in Sachen Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energieträger funktionieren nur mit entsprechend wenig Strombedarf, also an Samstagen, Sonn- und Feiertagen. So auch diesmal am 22.2.2020 (Abbildung), der Tag, der den Ostermontag 2019 ablöst (Abbildung 1), der nur knapp eine Woche später am Samstag, den 22.2.2020 nochmal getoppt wird (Abbildung 2).

Ein ähnlicher Unfug wie die Prozentrekorde sind die immer wieder kommunizierten Ziele in Sachen Ausbau Wind- und Sonnenkraftwerke. Der in der Vergangenheit am meisten genannte Wert ist das 65 Prozent-Ziel. Bleibt die Frage, Prozent wovon? Angesichts der massiven Ausbaupläne der Elektromobilität kann nicht davon ausgegangen werden, dass der aktuelle Strombedarf Deutschlands netto (Abbildung 3) gemeint ist. Oder etwa doch? Man weiß es nicht. Man erfährt es nicht.

Wie unsinnig und verwirrend die Information per Ziele in Prozent ist, belegt ein Kurzbericht des Deutschlandfunks vom 5.3.2020 (Abbildung 4), der den ebenfalls recht kurzen Artikel des Spiegel bezogen auf die Prozentzahlen nicht korrekt wiedergibt. Da ist von 55 Prozent die Rede, die angeblich nicht erreicht werden. Dabei meint der Spiegel, dass bis 2030 eben nur 55 Prozent erreicht werden könnten, und nicht die angesagten 65 Prozent (Abbildung 5).

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass sich der Chef des Think-Tanks Agora-Energiewende, Patrick Graichen, zu Wort meldet, und die Zahlen, welche die Bundesregierung in zwei Gutachten produziert, als viel zu optimistisch sieht:

Graichen: Ich habe mir die Gutachten angeguckt und da stecken jede Menge noch optimistische Annahmen drin. Da wurde jetzt schon ganz im Sinne der Bundesregierung gerechnet, weil, da wird zum Beispiel davon ausgegangen, dass die Erneuerbaren ausgebaut werden wie geplant. Wir sehen aber ja gerade eine Windkrise großen Ausmaßes. Kaum mehr Windräder werden gebaut. Ich persönlich bin da skeptisch, dass das, was da aufgeschrieben wird, überhaupt erreicht wird. (Abbildung 6)

Zum Schluss möchte ich dem geneigten Leser die Rede unseres Bundeswirtschaftsministers Peter Altmaier im Bundestag vom 6.3.2020 zur Kenntnis bringen. Es ist meines Erachtens ein Dokument der Unkenntnis, ein Dokument der Perspektivlosigkeit für die Nichtenergiewendewirtschaft, insgesamt ist es meines Erachtens ein Dokument des Grauens (Abbildung 7).

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de




Woher kommt der Strom? Die Woche des billigen Stroms – aber nicht für den Kunden

Strompreise weltweit (Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es öffnen sich alle Abbildungen und mehr).

Agorameter.

Ein wesentlicher Grund ist der prozentuale Rekord, der in dieser Woche aufgestellt (26.2.2020) und einige Tage später wieder getoppt (22.2.2020) wurde. Just an diesen beiden Tagen wurde der Strom nicht nur verschenkt. Es wurde auch noch ein Bonus an die Abnehmer mitgegeben. Auch in der übrigen Woche wurde nicht mal annähernd so viel gezahlt, wie die Erzeugung kostet. Wobei ich hier nochmal daran erinnern möchte, dass die Windstromerzeuger – und nicht nur die – eine garantierte Einspeisevergütung erhalten. Ganz gleich, zu welchem Preis der Strom „in echt“ gehandelt wird.

Besonders schön werden die Kosten sichtbar, wenn man einfach mal die Exportstrommenge und die Preise/MWh eines Tages tabellarisch erfasst und den Bonus berechnet, der den abnehmenden Ländern zusätzlich zum geschenkten Strom mitgegeben wird. Ich habe das für den 16.2.2020 gemacht und komme auf einen Betrag von 2.273.947 €, der den Strom abnehmenden Ländern insgesamt mitgegeben wird (Abbildung 1). Allein am Sonntag, den 16.2.2020. Das ist der erste Rekordtag. Prozentual. Prozentuale Rekorde gibt es immer nur an Samstagen, Sonn- und Feiertagen. (Abbildung 2) Da ist der Strombedarf Deutschlands naturgemäß geringer als an Werktagen. So fällt der neue Rekord, der den vom 16.2.2020 toppt, auf Samstag, den 22.2.2020. Da fällt der Bonus insgesamt nicht so hoch aus wie am 16.2.2020, ist aber immer noch erheblich.

Die Tabelle mit den Detailzahlen der Energy-Charts und der daraus generierte Chart geben eine gute Übersicht über die Stromerzeugung der achten Woche. Die Im- und Exportzahlen belegen, dass trotz erheblicher Windstromerzeugung Strom importiert werden muss. Vor allem aus Frankreich und aus Dänemark. Der Vollständigkeit halber noch die Im- und Exportsalden vom 1.1.2020 bis zum 22.2.2020.

Bei einer theoretisch angenommenen Verdoppelung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraft hätten die erneuerbaren Energieträger die komplette Woche ausgereicht, um den Strombedarf Deutschlands zu decken. Es wäre ein moderater Stromüberschuss erzeugt worden. Bei einer angenommenen Verfünffachung hätte es selbstverständlich ebenfalls ausgereicht. Allerdings wäre es zu einem massiven Stromüberschuss gekommen, der kaum zu bewältigen gewesen wäre. Geld jedenfalls hätte er ganz sicher nicht gebracht.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 16.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 78,52%, davon Windstrom 54,43%, Sonnenstrom 3,26%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,74%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute der erste Prozentrekord, der zum Wochenende noch mal übertroffen wird. Die große Menge Strom aus Sonnenkraft und vor allem aus der Windkraft kostet richtig Geld. Er muss nicht nur verschenkt werden. Es müssen den Abnehmern sogar knapp 2,3 Millionen € mitgegeben werden. Die konventionelle Stromerzeugung wurde so weit wie möglich heruntergefahren. Lediglich am frühen Abend, wenn Sonnenstrom wegfällt und der Bedarf steigt, kommt Pumpspeicherstrom zu Einsatz.

Montag, 17.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Nacht/Gesamtstromerzeugung 68,75%, davon Windstrom 55,00%, Sonnenstrom 3,13%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,63%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Zum Wochenbeginn steigt der Bedarf. Die konventionelle Stromerzeugung wird heraufgefahren. Denn es ist ja klar, dass nur wegen des erhöhten Bedarfs die erneuerbaren Energieträger nicht mehr Strom liefern. Sie bewegen sich zwar immer noch auf absolut hohem Niveau. Dennoch reicht es nicht auch nur annähernd. Ab 5:00 wird wieder ein positiver Strompreis aufgerufen. Er bleibt bei relativ geringem Handelsvolumen gering.

Dienstag, 18.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 70,59%, davon Windstrom 55,88%, Sonnenstrom 4,71%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,00%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Deutschland produziert weiterhin viel Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Österreich nimmt uns einen Großteil dieses Stroms günstig ab. Aber auch Frankreich und die Schweiz importieren. Die konventionelle Stromerzeugung führt klug dem Bedarf entsprechen nach. Auch heute spielen die sehr flexibel einsetzbaren Pumpspeicherkraftwerke eine wesentliche Rolle. Wie die ganze Woche.

Mittwoch, 19.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 64,63%, davon Windstrom 50,61%, Sonnenstrom 3,66%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,37%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute importiert Deutschland praktisch den ganzen Tag Strom aus Dänemark. Aber auch aus den Niederlanden und Schweden. Der Export geht wieder in der Hauptsache nach Österreich. Die Preise bewegen sich zwischen 20 und 44 €/MWh. Unter dem Strich ist zu wenig.

Donnerstag, 20.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,64%, davon Windstrom 47,80%, Sonnenstrom 3,14%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,69%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Die Windstromerzeugung zieht heute weiter an. Richtung neuer Rekord. Nein, es folgt noch eine kleine Delle am Freitag. Eine Delle auf hohem Niveau. Eine gewisse Tragik liegt darin, dass just um 8:00 Uhr, genau zu dem Zeitpunkt, als Deutschland etwas Strom netto importieren muss, der Tageshöchstpreis aufgerufen wird. Tragik? Nein, das ist Marktwirtschaft. Die Marktwirtschaft führt dem unvoreingenommenen Betrachter vor, dass die Energiewende zumindest sehr, sehr teuer ist. Was die hohen Strompreise belegen. Gnadenlos. Bleibt die Frage, wann der gute Wille, die Welt retten zu wollen, erschöpft ist. Bis die Menschen merken, dass ihr guter Wille missbraucht wird, damit sich die Energiewende-Industrie die Taschen vollstopfen kann.

Freitag, 21.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 69,46, davon Windstrom 52,69, Sonnenstrom 6,59%, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,18%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken & Samstag, 22.2.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 78,88%, davon Windstrom 62,73%, Sonnenstrom 5,59, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,56%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Die beiden Tage veranschaulichen, dass viel Windstrom bei weniger werdendem Bedarf genau dann sehr teuer wird, wenn die konventionelle Stromerzeugung, die am Freitag noch in der entsprechenden Höhe absolut notwendig war, nicht schnell und weit genug heruntergefahren werden kann. So bleibt zu viel Strom im Markt. Der Überschuss wird verschenkt, zum Teil mit Bonus verschenkt. Aber unsere Energiewendefreunde können einen neuen prozentualen Rekord verzeichnen.

Diese Kolumne dokumentiert die Stromerzeugung Deutschlands in Zeiten der Energiewende und zeigt dem Leser, dass es noch nicht einmal auch nur eine Stunde Strom – erzeugt mittels Wind-, Sonnen-, Biomasse- und Wasserkraftwerken – gegeben hat, der ausgereicht hätte, um Deutschland komplett mit dem zu diesem Zeitpunkt benötigten Strom zu versorgen (Abbildung 3). Dann weiß der Leser, dass es noch niemals überschüssigen Wind- und Sonnenstrom gegeben hat, der hätte gespeichert werden können. Dann weiß er, dass das Gerede von „zu viel Wind- und Sonnenstrom“ entweder reine Propaganda oder Ausdruck ganz großer Ahnungslosigkeit ist. Beides ist meines Erachtens gleich schlimm.

Wenn die Leser wissen, dass Strom dann erzeugt wird, wenn es eine Stromsenke – umgangssprachlich „Stromverbraucher“ – gibt, dass Strom also ein „Gleichzeitigkeitsgeschäft“ ist, dann ist das ein gutes Ergebnis dieser Kolumne. Stromspeicher werden niemals ausreichen, um entstehende Unterdeckungen bei kaum Wind/keine Sonne über einen Zeitraum von mehreren Tagen auszugleichen. Großspeicher dienen vor allem dazu, Spitzennachfrage abzudecken und das Stromnetz so auszuregeln, dass es stabil bleibt (Abbildung 4). Sie haben auch die Funktion, den Strom zu liefern, der nötig ist, um komplett heruntergefahrene fossile Kraftwerke wieder heraufzufahren (Schwarzstartfähigkeit).

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Blog www.mediagnose.de

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.




Woher kommt der Strom? Windstarke Woche – konventionelle Erzeuger kommen ins Schwitzen.

7. Woche

Die erste Delle wird gerade noch so ausgeglichen. Die zweite hinterlässt eine erhebliche Stromdeckungslücke. Deutschland Stromerzeuger verlassen sich auf Stromimporte aus dem Ausland. Selbstverständlich hätten sie die konventionelle Stromerzeugung massiv hochfahren können. Vor allem mit Gaskraftwerken hätte noch mehr Strom erzeugt werden können. Hat man aber nicht gemacht. Wahrscheinlich hat sich die Spekulation gerechnet. Der Import war teurer als der Export in den Starkwindphasen, aber insgesamt billiger als kurzfristig noch mehr erzeugter Gasstrom aus Kraftwerken, die womöglich extra hochgefahren werden müssen. Um dann, wenn die Windstromerzeugung erneut anzieht, wieder heruntergefahren zu werden.

Wie immer die Tabelle mit den Werten der Energie-Charts, der daraus erzeugte Chart, die Auswertung der Im- und Exporte seit Anfang des Jahres 2020, welche belegen, dass Deutschland praktisch täglich Strom importieren muss, um seinen Bedarf zu decken. Das betrifft vor allem Baden-Württemberg, dessen Industrie ohne Strom aus Frankreich nicht funktionieren würde. Lassen Sie sich bitte nicht von den Exporten täuschen. Strom muss dann geliefert werden, wird dann geliefert, wenn er benötigt wird. Strom zu Zeiten oder an Orten, wo er nicht benötigt wird, wird verkauft, verschenkt, mit Bonus verschenkt.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 9.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 75,51%, davon Windstrom 57,82%, Sonnenstrom 6,12%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,56%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Fast wäre es am heutigen Sonntag ein neuer Rekord geworden. Der alte liegt bei 77% Anteil der erneuerbaren Energieträger an der Nettostromerzeugung Deutschlands und stammt vom Ostermontag 2019. Doch bald wird dieser Rekord fallen. Das liegt förmlich in der Luft. Ein Wermutstropfen ist allerdings heute die Tatsache, dass von 9:00 bis 16:00 und von 20:00 bis 24:00 Uhr der Strompreis negativ ist. Den abnehmenden Ländern wird ein Bonus mitgegeben.

Montag, 10.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Nacht/Gesamtstromerzeugung 72,19%, davon Windstrom 58,58%, Sonnenstrom 3,55%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,06%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Sturmtief Sabine sorgt auch heute wieder für eine enorme Windstrommenge. Vor allem in der Nacht und am frühen Morgen ist viel zu viel Strom im Markt. Bis 5:00 Uhr muss er mit Bonus verschenkt werden. Auch über Tag sind die Preise, die erzielt werden, nicht auskömmlich. 30 €/MWh werden nicht einmal erreicht. Und um es noch mal ausdrücklich zu sagen: Es ist kein „überschüssiger“ Windstrom, der verkauft wird. Es ist konventioneller Strom, der erzeugt werden muss, um die Versorgungssicherheit Deutschlands in jedem Fall aufrechtzuerhalten. Ein kurzfristiges Herunter- und Herauffahren von konventionellen Kraftwerken ist technisch aufwendig und teuer. Ausnahme: Pumpspeicherkraftwerke. Diese werden entsprechend eingesetzt.

Dienstag, 11.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 72,63%, davon Windstrom 59,22%, Sonnenstrom 3,35%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,06%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute nur 2 Stunden (3:00 und 4:00 Uhr) negative Strompreise. Mehr als knapp 25 €/MWh werden aber auch tagsüber nicht erzielt. Windstrom kostet richtig Geld. Garantierte Einspeisevergütung. Kaum Ertrag an der Strombörse. Der Stromkunde zahlt. Und zahlt … siehe unten

Mittwoch, 12.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 68,75%, davon Windstrom 55,68%, Sonnenstrom 3,41%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,66%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung lässt langsam, aber sicher nach. Die konventionelle Stromerzeugung passt sich immer mehr der Bedarfslinie an. Die Strompreise steigen, sind aber bei weitem noch nicht auskömmlich.

Donnerstag, 13.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 53,21%, davon Windstrom 39,10%, Sonnenstrom 3,21%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,90%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken & Freitag, 14.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 36,76%, davon Windstrom 20,59%, Sonnenstrom 2,94%, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,24%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken & Samstag, 15.2.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 68,79%, davon Windstrom 48,94%, Sonnenstrom 7,8%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,06%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

An diesen drei Tagen ist die Unberechenbarkeit, die Volatilität der Windkraft schön zu erkennen. Ein weiterer Ausbau Windkraft wird die Problematik noch verschärfen. Eine solch kurzfristige Verschiebung von Windstromerzeugung hin zu konventioneller Stromerzeugung und zurück ist technisch und wirtschaftlich kaum sinnvoll zu bewerkstelligen. Das belegt die tatsächliche konventionelle Stromerzeugung, das belegt die Strompreisentwicklung.

Wenn wir einen Vorgriff auf den 16.2.2020 machen, wird erkennbar, dass die zum Teil moderaten Importpreise am 14.2.2020 beim Export am 16.2.2020 – neuer Rekord!! – durch Rekordboni? – aufgefressen werden. Deutschland zahlt richtig drauf. Nächste Woche mehr.

„Irgendwie auch nur Panikmache“

Zum Artikel der 6. Woche kommentierte Achse-Leser Rick Sanchez:

Also kann man davon ausgehen das es zu keinem Blackout kommt? Eine oder sogar 2 Wochen Strom weg, das verstehe ich unter Blackout. Das Netz zuckt aber nicht mal, keine Minute Ausfall. Da es ja eben den Stromimport/Export gibt. Klar, Teuer und Unsinnig, aber das führt offensichtlich nicht zu einem Blackout. Ja, ich kenne sämtliche Artikel zu dem Thema, ob hier auf der Achse, bei TE, JF, Welt, zeit, hab zig Vorträge gesehen (Prof. Sinn usw.) ich kenne die Warnungen von offizieller Seite, die es schon immer gab, usw. Bei jeder Abschaltung eines Kraftwerks heißt es dann, jetzt isses vorbei, jetzt gehen die Lichter aus, und? Genau! Alles gut, nichts ist passiert. Mein Problem ist, man erzählt sowas ja auch im Umfeld, wie schlimm sich die Energiewende auswirken wird, das es in absehbarer Zeit eben zu diesem ominösen Blackout kommt, das man Vorsorgen treffen sollte (Essen, Trinken, Batterien, usw.) mittlerweile stehen Leute wie ich ziemlich blöd da, das Thema wird ja seit langer Zeit negativ beschrieben, zumindest auf den genannten Seiten. Deshalb lasse ich das Thema auch stecken, irgendwie auch nur Panikmache.

Immerhin bezahlt der Verbraucher in Deutschland schon mal die höchsten Preise europaweit für den täglichen Strom aus der Steckdose (Abbildung). Der hohe Strompreis resultiert aus zweierlei. Zum einen wird der Strom, der mittels erneuerbarer Energieträger Wind- und Sonne, aber auch aus Biomasse (bis 20 MW) und Wasserkraft (nur Neubauten) erzeugt wird, unabhängig vom Börsenstrompreis hoch vergütet. Grundlage ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) (Abbildung 1). Die Förderung ist auf 20 Jahre begrenzt. Darüber hinaus zahlt der Stromkunde noch diverse Zuschläge. Abbildung 2 informiert über die Zusammensetzung des Strompreises. Lediglich 7,61 Cent fallen für den eigentlichen Strom und den Gewinn des Unternehmens an. Der Rest der 30,85 Cent/kWh sind Abgaben und Steuern.

Hinzu kommt die Tatsache, dass aktuell noch ein gewaltiger konventioneller Kraftwerkspark bevorratet und bewirtschaftet wird. Der ist notwendig, weil eben auch dann Strom benötigt wird, wenn kein/kaum Wind weht, wenn keine/wenig Sonne scheint. Dieser konventionelle Kraftwerkspark wird in nächster, mittlerer und weiterer Zukunft reduziert. Ende 2022 wird, wenn es nach Grün-Plan läuft – und davon ist auszugehen – die Stromerzeugung aus Kernenergie in Deutschland komplett wegfallen sein. Gut 60 TWh Strom von benötigten 600 TWh – geschätzt und gerundet –, kurz und gut zehn Prozent sichere und verlässliche Stromerzeugung werden fehlen. Selbstverständlich gehen dann nicht die Lichter aus. Nicht, weil diese zehn Prozent von Wind und Sonne erzeugt würden – vor allem fossile Stromerzeugung, nicht Stromimport aus dem Ausland, wird den Ausgleich bringen. So wie fossile Energieträger bereits heute über den ganzen Tag die Differenz abdecken, wenn Wind- und Sonnenstrom nicht ausreichen. Ausgereicht hat er, der Wind- und Sonnenstrom plus Strom aus Biomasse und Wasserkraft, ausgereicht hat er noch nie (Abbildung 3). Nicht einen Tag, nicht eine Stunde.

Gaskraftwerke müssen zugebaut werden

Nehmen wir mal den Zeitraum vom 15.1 2020 bis zum 15.2.2020 (Abbildung 4). Der zweite Chart unter Abbildung 4 enthält keine Stromerzeugung durch Kernenergie. Bis 2038 fallen Braun- und Steinkohlekraftwerke weg. Das wäre dann der dritte Chart unter Abbildung 2. Welche Energieträger übernehmen die Stromversorgung? Klar, das kann nur Strom aus Gas sein. Denn die zugebauten Wind- und Sonnenkraftwerke bringen auch bei einer angenommenen Verdoppelung oder gar Verfünffachung der installierten Leistung Wind- und Sonnenenergie zeitweise nicht genügend Strom, um den Bedarf zu decken (Abbildung 5). Den heutigen Bedarf. Im ausgewählten Zeitraum hätte es 17-mal bei einer Verdoppelung und immer noch fünfmal bei einer Verfünffachung nicht gereicht, um Deutschland komplett durchschnittlich mit Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energieträger zu versorgen. Von Strom, der zukünftig notwendig wird, um E-Mobilität, Wärmepumpen und etliches mehr zu bedienen, rede ich hier nicht. Was allein die Stahlindustrie an Strom benötigt, wenn Kokskohle nicht mehr verbrannt werden darf: Es sind Unmengen.

Dafür wäre an anderen Tagen zeitweise so viel Strom erzeugt worden, dass man nicht gewusst hätte, was man damit tun soll. Bereits heute wird Strom verschenkt. Und nicht nur verschenkt. Es wird auch noch draufgezahlt. Wie oben eindrucksvoll belegt.

Meine Hoffnung ist, dass die Bürger, wenn sie denn erst mal erkennen, dass es Unsummen Geld kostet, sehr viel mehr Geld als heute kostet, einen Blackout in Deutschland zu vermeiden, dass die Bürger diesen Schwachsinn nicht mehr mitmachen werden. Gaskraftwerke müssen zugebaut werden. Eine Verdreifachung der installierten Leistung Gas ist nötig (Abbildung 6). Das kostet. Die  Verdoppelung der heutigen installierten Leistung Windkraft, eine Verdreifachung der installierten Leistung Photovoltaik, welche das DIW (Abbildung 7) zwecks Einhaltung der Klimaziele vorschlägt, auch das kostet. Vom Ausbau der Strom- und Gasnetze ganz zu schweigen. Das kostet noch mal richtig.

Zumindest im Bereich Wind stockt es erheblich. Kernkraft-, Kohlekraftwerke stilllegen, das wollen und werden unsere Energiewender trotzdem. Ohne zu wissen, woher der Strom in Zukunft kommen soll. Aber Abschalten, das macht man schon mal. Bleibt zu hoffen, dass es dennoch nicht zu einem ein-, oder zweiwöchigen Blackout kommt.

Einen Blackout braucht es nicht, um zu beweisen, dass die Energiewende Unfug ist. Da reicht es, dass das Milliardengrab, welches der Bürger füllt und füllt, dass dieses Grab ohne Boden, immer größer, immer gieriger wird. Dass der Bürger merkt, dass der CO2-Ausstoß global dennoch steigt (Abbildung 9). Trotz einer wahnwitzigen Energiewende, die eben nur kostet. Eine Energiewende, die keinerlei Nutzen für das „Klima“ oder die Bevölkerung hat. Lediglich die Energiewendeindustrie stopft sich die Taschen voll, verschandelt die Landschaft, schadet der Umwelt und der Natur sowie vielen Menschen, vor allem auch Kindern in aller Welt (Abbildung 10).

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog www.mediagnose.de.




Woher kommt der Strom? Das Energiewende-Spiel ist verloren

Agorameter

Am Sonntag von 0:00 bis 6:00 Uhr musste Strom nicht nur verschenkt werden. Es wurde auch noch ein satter Bonus an die benachbarten Stromabnehmer mitgegeben. Um 7:00 Uhr wurden dann 0,09 €/MWh erzielt. Die konventionellen Stromerzeuger kamen bei dem Auf und Ab der regenerativen Stromerzeugung kaum mit. Wenn Strom im Saldo von Deutschland exportiert wurde, waren die Preise selten auskömmlich, wenn Strom nach Deutschland importiert werden musste, waren die Preise fast in jedem Fall höher. Kontrollieren Sie meine Angaben hier.

Die Tabelle mit den Detailzahlen der Energie-Charts, der daraus generierte Chart, sowie der Chart zum Im- und Export veranschaulichen die 6. Woche im Überblick. Der Jahres-Chart zum Im- und Export verdeutlicht, dass der Stromimport aus Frankreich absolut notwendig ist, um die Stromversorgung Deutschlands zu sichern.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 2.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 63,20%, davon Windstrom 48,00%, Sonnenstrom 1,6%, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,6%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Wind lässt am Morgen massiv nach. Die konventionellen Stromerzeuger kommen mit dem Hochfahren ihrer Kraftwerke wahrscheinlich nicht nach, die Pumpspeicherkraftwerke reichen nicht nachhaltig aus, so dass sich zur Mittagszeit eine Stromunterdeckung auftut, die bis etwa 19:00 Uhr andauert. Der Strompreis steigt, bleibt aber immer unter 41 €/MWh. Bis 6:00 Uhr – der Wind liefert noch sehr viel Strom – wird Strom verschenkt, mit Bonus verschenkt. Vor allem Frankreich und Dänemark machen gute Geschäfte.

Montag, 3.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,46%, davon Windstrom 45,95%, Sonnenstrom 1,35%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,16%. & Dienstag, 4.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 58,49%, davon Windstrom 44,03%, Sonnenstrom 3,14%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,32%. Die Agora-Chartmatrix beide Tage: Hier klicken.

In der Nacht von Montag zum Dienstag lässt die am Montag wieder recht stark angestiegene Windstromerzeugung nach. Die entstehende Unterdeckung wird mit Preisen unter 30 €/MWh sehr günstig geschlossen. Der Exportpreis ist insgesamt allerdings auch wieder recht gering. Lediglich am Dienstag wird die 40 €/MWh zweimal knapp überschritten.

Mittwoch, 5.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 42,14%, davon Windstrom 24,53%, Sonnenstrom 6,29%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,32%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Über Tag schläft die Windstromerzeugung nahezu ein. Knapp 5 GW werden zum Beispiel um 12:00 Uhr erzeugt. Über 76 GW Strom aber werden benötigt. Glücklicherweise ist es wenig bewölkt. Sonnenstrom rettet die erneuerbaren Energieträger. Dieser Sonnenstrom steuert am Mittwoch um 12:00 Uhr gut 17 GW zur Versorgung Deutschlands bei. Vor allem aber wird die konventionelle Stromerzeugung  richtig hochgefahren. Am Morgen um 8:00 Uhr fehlt etwas Strom, der zum Tageshöchstpreis 49,16 €/MWh importiert wird. Ansonsten werden beim Export insgesamt wenig auskömmliche Preise erzielt.

Donnerstag, 6.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 34,78%, davon Windstrom 19,75%, Sonnenstrom 4,35%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,18% & Freitag, 7.2.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 32,89%, davon Windstrom 15,44%, Sonnenstrom 5,37%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,08%. Die Agora-Chartmatrix für beide Tage: Hier klicken.

Donnerstag nach Sonnenuntergang lässt die Windstromerzeugung stark nach. In der Nacht zu Freitag stellt sich das ein, was „Dunkelflaute“ genannt wird. Die Sonnenstromerzeugung am Freitag gleicht die schwache Windstromerzeugung aus und nach Sonnenuntergang frischt der Wind auf, so dass wieder recht viel Strom aus Windkraft geliefert wird. Bei sinkenden Preisen. Freitagmorgen benötigt Deutschland Strom. Der wird zum Beispiel um 8:00 Uhr  für 56 €/MWh importiert.

Samstag, 8.2.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,54%, davon Windstrom 33,09%, Sonnenstrom 7,35%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,08%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Zum Wochenende beruhigt sich das Wetter. Es kehrt so etwas wie Gleichmäßigkeit in der Stromerzeugung ein. Keine überraschenden Unterdeckungen, so sollte Stromerzeugung mit erneuerbaren Energieträgern immer sein. Irgendwie berechenbar. Die Winddelle über Tag wird von der Sonne ausgeglichen. Alles ist gut.  Dennoch: Weil Wochenende ist, ist zu viel Strom im Markt, der billig exportiert werden muss.

Über 1.000 Bürgerinitiativen gegen Windkraft

Im Sport – nehmen wir mal Fußball – liegt eine Mannschaft, der Verein, den Sie womöglich favorisieren, zehn Minuten vor Spielschluss mit zwei Toren Rückstand im Hintertreffen. Der Trainer fuchtelt wie wild in der Coachingzone, das Publikum pfeift. Die Mannschaft aber will nicht mehr so richtig. Einer Reihe Spielern merkt man die Unlust an. Sie geben das Spiel verloren.

Die Spieler sind die Bürger, Trainer sind eine Reihe Spieler, NGOs und Menschen mit guten Gedanken in Politik, Medien und Gesellschaft, die die sogenannte Energiewende unbedingt wollen. Energiewende heißt faktisch Stromwende. In anderen Bereichen (Heizen, Mobilität, Industrie) hat sich noch nicht viel getan. Der Anteil von Wind- und Sonnenenergie am Primärenergiebedarf Deutschlands ist mit knapp 5% doch recht bescheiden (Abbildung).

Wobei man bedenken muss, dass die Stromerzeugung mittels Wind- und Sonnenkraft etwa 15% fossile Primärenergie (Braun- und Steinkohle) „einspart“. Die Kohle, die benötigt würde, um die Menge Strom herzustellen, die Wind- und Sonnenkraftwerke erzeugen.

Dieser Hinweis ist dem Sachverhalt geschuldet, dass die Einsparung über 50 TWh durch Kohle erzeugtem Strom im Jahr 2019 den CO2-Minderausstoß von gut 50 Millionen Tonnen zur Folge hatte. Was eben darin begründet ist, dass zur Erzeugung von einer TWh Strom etwa 3 TWh Braunkohleenergie mit entsprechendem CO2-Ausstoß nötig sind. Diese Zahlen sind gerundet und nur zur Veranschaulichung gedacht. Eine korrekte Berechnung finden Sie unter Abbildung 1.

Über 1.000 Bürgerinitiativen protestieren, demonstrieren und wehren sich gegen den Bau von Windkraftanlagen vor ihrer Haustür und/oder allgemein (Abbildung 2). Der Bayerische Rundfunk gibt den Windkraftausbau in Bayern praktisch verloren (Abbildung 3).

Eine Auftrags-Studie des DIW macht Wind

Da kommt brandaktuell eine Studie recht, die der BUND beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW) in Auftrag gegeben hat. Wenn Deutschland es nicht schafft, bis 2030 komplett aus der Kohle auszusteigen, dann würde es nichts mit den Klimazielen, die in Paris 2015 verabredet wurden. In der Zusammenfassung „Das Wichtigste auf einer Seite“ bringt es das DIW auf den Punkt:

[…] Für eine erfolgreiche Energiewende muss der Ausbau Erneuerbarer Energien weiter fortgesetzt und beschleunigt werden. Ohne weitere Maßnahmen steuert die Bundesregierung auf einen Anteil von maximal 49% Erneuerbarer Energien in 2030 zu. Dies wäre eine Verfehlung der (bereits zu niedrigen) Ziele von 65%. Der PV-Deckel und diskutierte Mindestabstandsregeln für Windenergie müssen daher überarbeitet werden, um die Transformation nicht aufzuhalten. Für den benötigten beschleunigten Ausbau auf 75% im Jahr 2030 würden dagegen jährlich 9,8 GW Photovoltaik und 5,9 GW Wind Onshore zugebaut werden müssen. (Abbildung 4)

In zehn Jahren also sollen 59 GW installierte Leistung Windenergie zugebaut werden. Was heißt das konkret? Nehmen wir eine Windkraftanlage mit einer Nennleistung von 3 MW. Jedes Jahr – zehn Jahre lang – müssten knapp 2.000 dieser Anlagen (Abbildung 5) gebaut werden. Hinzu kämen Sonnenkraftwerke mit gewaltigem Bedarf an Freiflächen. Allein mit einer Montage auf Dächern von Wohn- und sonstigen Gebäuden, wird die vom DIW geforderte Ausweitung Photovoltaik kaum realisiert werden können.

Das wird nichts. Das wird garantiert nichts. Deutschland ist wohl am Ende mit der Energiewende. Die Verantwortlichen müssen nur noch einen Weg finden, um mit möglichst wenig Gesichtsverlust da herauszukommen. Wirtschaftsminister Altmaier und Co. arbeiten mit der aktuellen Gesetzgebung bereits daran.

Zurück zum Vergleich – klar, der hinkt – mit dem Rückstand beim Fußball: Deutschland liegt mit 20.000 Windkraftwerken bis 2030 im Rückstand. Und dies auch nur, wenn man den gewünschten Mehrbedarf (E-Mobilität, Wärmepumpen, grüner Stahl usw.) unberücksichtigt lässt. Vom Ausgleich der weg-, weil aus der Förderung herausfallenden, bestehenden Windkraftwerke. Dann wäre der Rückstand noch viel, viel größer. Angesichts der aktuellen Ausbaulage Windkraftwerke und dem immer stärker werdenden Widerstand in der betroffenen Bevölkerung ist dieser Rückstand nicht aufzuholen. Allein der wirtschaftliche Aufwand steht in keinem Verhältnis zum zu erwartenden Ergebnis. Selbst ein Deutschland ohne jeglichen CO2-Ausstoß würde an der Steigerung des globalen CO2-Ausstoßes nichts ändern. Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog www.mediagnose.de.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

 

 




Woher kommt der Strom? Das komplette Dilemma einer stark schwankenden Wind- und Sonnenstromerzeugung

Deshalb wird die Vorwoche in den Charts der Woche 5 diesmal mit berücksichtigt. Damit wird das Problem veranschaulicht, das sich ergibt, wenn der erneuerbare Energieträger Wind mal sehr wenig, mal sehr umfangreich zwecks Stromerzeugung zur Verfügung steht und vorrangig in das Stromnetz eingespeist werden muss.

Während in Woche 4 der erzeugte Wind- und Sonnenstrom an 5 Tagen auch dann nicht ausgereicht hätte, wenn die installierte Leistung Wind- und Sonnenkraft mal 5 zur Verfügung gestanden hätte, um Deutschland komplett mit Strom zu versorgen, hätte genau diese Verfünffachung in Woche 5 zu erheblichen Stromüberschüssen geführt. Dies mal als eine theoretische Annahme, die ja mitunter von Windkraftbefürwortern als Ziel angeführt wird.

Mittwoch und Donnerstag wären es dann mit jeweils 3 TWh das Doppelte des Stroms gewesen, den Deutschland im Durchschnitt pro Tag benötigt. Freitag hätte der Stromüberschuss 3,31 TWh betragen, Samstag wären es sogar 3,53 TWh gewesen.

Da Stromversorgung praktisch ein Gleichzeitigkeitsgeschäft ist und für diese Überschussmengen kaum eine Verwendung bestanden hätte, hätte man schon irgendwie „zaubern“, sprich Windkraftanlagen in erheblichem Maße abregeln müssen.  Bleibt nur zu hoffen, dass das rechtzeitig gelingen würde, sonst ist der Blackout da. Nicht wegen zu wenig, nein, wegen zu viel Strom.

Weg von der Theorie „Verfünffachung“. Selbstverständlich war mit dem massiven Anstieg der Windstromerzeugung auch ohne Verfünffachung zu viel Strom im Markt, der exportiert werden musste. Was den Verfall der Strompreise zu Folge hatte. Das, obwohl die konventionellen Stromerzeuger ihre Produktion erheblich heruntergefahren haben. Man bedenke: In der Vorwoche wurden sie noch dringend benötigt. In der 5. Woche zwar auch. Aber eben nicht mehr in dem Umfang wie zuvor. Und weil die Flexibilität konventioneller Stromerzeugung insgesamt recht gering ist, bleibt es bemerkenswert, wie schnell die konventionellen Stromerzeuger reagiert und den wirtschaftlichen Schaden begrenzt haben. Danke!

Den einen oder anderen Leser wird es vielleicht noch wundern, dass trotz des Stromüberschusses in der 5. Woche noch Strom von Deutschland importiert werden musste. Vor allem aus Frankreich. Aber auch aus Dänemark, Schweden und den Niederlanden.

Hier noch der Stromimport/Stromexport-Chart seit Beginn des Jahres, der belegt, dass Frankreich wieder eine Strommenge noch Deutschland exportieren wird, die, wie 2019, der Erzeugung eines großen Kernkraftwerks entspricht. Bleibt die Frage, wodurch der Strom des zu Jahresbeginn abgeschalteten Kernkraftwerks Philippsburg 2 herkommen wird. Eine Frage, die uns im Lauf des Jahres noch beschäftigen wird.

Die Tabelle mit den Detailzahlen zur Woche 5 unserer Analyse, die wie immer von den Energy-Charts geliefert werden, und der daraus generierte Chart.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 26.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 34,92%, davon Windstrom 19,05%, Sonnenstrom 3,17%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,70 %. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der heutige Sonntag verbindet zu Beginn noch schwache Windstromerzeugung mit geringem Bedarf. Die konventionellen Stromerzeuger gleichen den fehlenden Strom aus erneuerbaren Energieträgern nahezu komplett aus. Es wird Strom im- und exportiert. Die erzielten Preise sind unter dem Strich nicht wirklich auskömmlich, wenn man 40 €/MWh zugrunde legt. Und es wird nicht besser. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Immer dann, wenn die Erneuerbaren „auftrumpfen“, sinken die Preise. In den nächsten Tagen zieht Windstromerzeugung an. Und wie.

Montag, 27.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 47,24%, davon Windstrom 34,97%, Sonnenstrom 2,14%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,82%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Montag scheint meine Prognose Lügen zu strafen. Eine gleichmäßige, eben noch immer mäßige Windstromerzeugung ermöglichen eine ausgewogene Versorgung Deutschlands mit Strom. Es wird vor allem nach Österreich, der Schweiz und Frankreich exportiert. Im Chart oben werden die Mengen, weil insgesamt zu gering (<0,01 TWh) nicht erfasst. Bevor es am morgigen Dienstag mit fast 50% Anteil richtig losgeht mit der Windstromerzeugung, gibt es noch eine kleine Winddelle.

Dienstag, 28.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,31%, davon Windstrom 49,40%, Sonnenstrom 1,79%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,12%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung zieht an. Über Tag eine kleine Delle, welche durch Sonnenstrom nahezu ausgeglichen wird. Den größten Teil des Tages erzielt Deutschland Strompreise, die unter 40 €/MWh liegen.

Mittwoch, 29.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 62,07%, davon Windstrom 50,57%, Sonnenstrom 1,72%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,77%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Auch heute wieder 50% Anteil der Windstromerzeugung in Deutschland. Auch heute liegen die Strompreise fast den ganzen Tag unter 40€/MWh. Bemerkenswerterweise importiert Deutschland heute fast ausschließlich Strom aus Dänemark und Schweden. Aufgemerkt: In der Nacht nennenswerter Import aus Polen. Um 23:00 Uhr sind es 0,042 GW.

Donnerstag, 30.1.2020:  Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 63,16%, davon Windstrom 50,29%, Sonnenstrom 2,92%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,94%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Heute zum dritten Mal nacheinander 50% Windstromanteil. Zum dritten Mal ist der erzielte Strompreis über den gesamten Tag nicht auskömmlich für die Stromerzeuger. Und wieder wird aus Dänemark und Schweden praktisch den ganzen Tag Strom importiert.

Freitag, 31.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 68,07%, davon Windstrom 55,42%, Sonnenstrom 2,41%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,24%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung nimmt nochmal zu. Die konventionellen Stromerzeuger reduzieren nochmals, so dass der Strom im Markt nicht noch preismindernder als ohnehin wirkt. 40 €/MWh werden allerdings den ganzen Tag nicht erreicht.

Samstag, 1.2.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 74,51%, davon Windstrom 61,44%, Sonnenstrom 2,61%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,46%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Der nochmalige Anstieg der Windstromerzeugung mit dem verringerten Bedarf zum Samstag/Wochenende lässt die Preisdämme brechen. Nicht mal 17 €/MWh werden auch nur einmal erreicht. Dafür wird der Strom teilweise verschenkt. Viel Wind, wenig Ertrag: Energiewende pur, oder? Leider hat der Stromkunde nichts davon. Mit Dänemark, welches ebenfalls stark auf Windkraft setzt, hat Deutschland die höchsten Endverbraucherpreise für Strom in Europa. Was an den Subventionen liegt, die das EEG bereitstellt. Ohne diese wäre kaum ein Windrad in Deutschland gebaut worden.

Die Bruttostromerzeugung Jahres 2019 (607 TWh) ist in Deutschland gegenüber dem Jahr 2018 (649 TWh) um 42 TWh zurückgegangen (Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es öffnen sich alle Abbildungen und Mehr). Macht 6,47 Prozent weniger Strom. Das ist ganz sicher auch der Tatsache geschuldet, dass Deutschland im Sommer 2019 regelmäßig Strom aus dem benachbarten Ausland importiert hat, statt ihn selber zu produzieren (Abbildung 1). Wirtschaftliche Erwägungen sowie politisch gewollte CO2-Spargründe waren die Motivation. CO2, welches bei der Stromerzeugung im Ausland anfällt, wird Deutschland nicht angerechnet. Auch wenn es solchen Strom importiert.

Nachtrag/ Wichtige Korrektur 12.02.2020, 10.01 Uhr:

Bereits kurz nach dem Erscheinen dieses Artikels machte mich Fabian Hein – Agora-Energiewende – per E-Mail darauf aufmerksam, dass meine in der Ursprungsfassung enthaltene Kalkulation von 20 Millionen Tonnen CO2 fehlerhaft sei. Nach ausführlicher Prüfung und der Erkenntnis, dass ich einem Denkfehler aufgesessen bin, muss ich erklären, dass Herr Hein vollkommen Recht hat. Eine Terawattstunde Strom ist nicht identisch mit einer TWh Energie aus Braunkohle. Vielmehr werden gut 3 TWh Energie aus Braunkohle benötigt, um eine TWh Strom zu erzeugen. Strom ist ein sekundärer Energieträger. Der Sachverhalt trifft – mit anderen Faktoren – ebenso auf Verstromung der Primärenergieträger Steinkohle und Gas zu. Deshalb liegt der CO2-Ausstoß, wenn die korrekten Faktoren – unter Abbildung 7 abgelegt – der Berechnung zugrunde gelegt werden, bei gut 50 Millionen Tonnen. Meine  Berechnung in dieser Sache war falsch.

Eine aufmerksame Leserin machte mich ferner darauf aufmerksam, dass das Klimamanifest der Werteunion Bayern nicht mehr aufrufbar ist. Zum Glück gibt es noch ausführliche Hinweise und Erläuterungen zum Klimamanifest der Werteunion Bayern bei EIKE und der Kalten Sonne (mehr).

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog www.mediagnose.de

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.




Woher kommt der Strom? Sehr wenig Windstromerzeugung in der 4. Woche…

Woche vom 20. bis 26.1.2019

Diesmal war es nicht ganz so arg. Dennoch hätte auch eine theoretisch angenommene Verfünffachung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraft an fünf von sieben Tagen der 4. Woche nicht ausgereicht, um Deutschland mit Strom aus erneuerbaren Energieträgern komplett zu versorgen. 0,75 TWh – immerhin mehr als die Hälfte des durchschnittlichen Strombedarfs eines Tages in Deutschland – hätten Backup-Kraftwerke zum Beispiel am 25.1.2020 zusätzlich erzeugen müssen, um die Stromversorgung sicherzustellen. Nun gibt es realiter keine Verfünffachung installierter Leistung von Wind- und Sonnenkraft, dafür gibt es zur Zeit noch eine auskömmliche konventionelle Stromerzeugung.

In einem hochinteressanten Gespräch mit einem Energie-Experten habe ich erfahren, dass die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke in Deutschland praktisch nicht mehr ohne weiteres aufgehalten werden kann. Die entsprechenden Vorbereitungen, vor allem auch bürokratisch-juristischer Natur, seien so weit fortgeschritten, dass ein gewünschter Weiterbetrieb ein neues Genehmigungsverfahren für jedes Kernkraftwerk erfordern würde. Das würde dauern. Klimawandel hin, Weltklimauntergang her.

Die Detailtabelle mit den Werten der Energy-Charts, sowie der daraus generierte Chart, und der Im-/Exportchart mit den saldierten Werten seit Jahresbeginn. Grundlage hierfür sind ebenfalls die Werte der Energy-Charts des Fraunhofer ISE. Der Im-/Exportchart belegt: Ohne Frankreichs Strom aus Kernkraft hätte Baden-Württemberg enorme Versorgungsprobleme. Mal schauen, was wird, wenn das Kernkraftwerk Fessenheim/Frankreich abgeschaltet wird. Im Sommer dieses Jahres ist es soweit.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 19.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 38,10%, davon Windstrom 23,02%, Sonnenstrom 2,38%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,70 %. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Gleichmäßig wenig Wind, die Sonne scheint schwach. Nach Sonnenuntergang geht die Windstromerzeugung weiter zurück. Die Stromversorgung Deutschlands ist auf Kante genäht. Aufgemerkt: Nicht, weil die konventionellen Stromerzeuger nicht könnten. Sie wollen nicht. Die Strompreise, die bisher erzielt wurden. lagen immer unter 40 €/MWh. Da lohnt das Hochfahren eines Kohlekraftwerks nicht. Auch gibt es da noch den Strom aus dem Ausland. Zur Not. Doch wehe, die Abschaltorgie Kernkraft plus Ausstieg Kohle in Deutschland greift. Das ist nicht mehr lange hin. Dann ist Holland in Not. Nicht Holland, nein: Deutschland. Wetten? Weil Holland seinen Strom selbst benötigt. Und Frankreich, und, und, und. Wenn es kalt und dunkel, wenn es windstill ist.

Montag, 20.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 27,85%, davon Windstrom 13,92%, Sonnenstrom 3,16%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,76%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Heute zeigt sich die Windstromerzeugung von der anderen Seite. Morgens wenig, nach Sonnenuntergang dann der Anstieg. Am frühen Morgen ist sie so gering, dass kurzzeitig Strom importiert werden muss. Der Preis ist niedrig. Nachts ist die Nachfrage, ist der Bedarf nicht groß. Über Tag steigert sich die Windstromerzeugung zum „Wochenbuckel“, der morgen seinen Höhepunkt erreichen wird.

Dienstag, 21.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 35,23%, davon Windstrom 21,59%, Sonnenstrom 3,98%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,66%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Um 7:00 Uhr erreicht der Windstrombuckel mit insgesamt gut 20 GW seinen Höhepunkt. 20 GW von um 7:00 Uhr benötigten knapp 78 GW. Nach Sonnenuntergang verharrt die Windstromerzeugung um die 15 GW. Zuviel erzeugter konventioneller Strom wird bei stark schwankenden Preisen exportiert. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Nein, es ist umgekehrt. Die Windstromerzeugung sinkt …

Mittwoch, 22.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 26,63, davon Windstrom 14,79%, Sonnenstrom 1,78%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,06%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die bundesdeutsche Windstromerzeugung steuert auf einen Tiefpunkt, wenn nicht auf den Tiefpunkt des Jahres zu. In der Nacht zum Donnerstag wird es soweit sein. Bemerkenswert ist der Strompreis, der heute um 18.00 Uhr erzielt wurde. Deutschland exportierte im Saldo 3,463 GW für 65,09 €/MWh. Ist doch was, oder?

Donnerstag, 23.1.2020: Der Tiefpunkt der Wind- und Sonnenstromerzeugung 2020. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 19,14%, davon Windstrom 6,79%, Sonnenstrom 1,85%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,89%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Um 1:00 Uhr lag die Windstromerzeugung bei gerade mal 2,21 GW. Still ruhte die See. An Land wehte kaum ein Lüftchen. Es war ein windstiller Tag. Auch die Sonne konnte nichts rausreißen. Tut sie im Winter ohnehin nicht. Das liegt an der Erdachse. Die konventionellen Kraftwerke bollern, was das Zeug hält. Noch. Als ich das schreibe, wird mir irgendwie ganz flau. Ich frage mich, ob unsere Politik- und Medieneliten noch ganz bei Trost sind. Ob die sogenannte Zivilgesellschaft einschließlich Friday für Alles weiß, was sie will, was sie fordert, welche Konsequenzen das hat? Es steht zu befürchten: Diese Leute haben keinen Schimmer. Oder sie wollen den Agrarstaat Deutschland. Vorbild: Das zentrale Afrika mit etlichen Ländern nahe Null CO2-Erzeugung.

Stopp, es gibt auch Ausnahmen: Lesen Sie den neuesten Artikel von Stefan Aust zur Energiewende. Der bringt in aller Kürze das, was ich seit Jahr und Tag schreibe und mit dieser Kolumne detailliert belege.

Freitag, 24.1.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 25,29%, davon Windstrom 12,35%, Sonnenstrom 2,94%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,00%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute sieht es etwas besser aus mit der Windstromerzeugung. Heute werden über Tag auskömmliche Preise beim Export es zu viel erzeugten konventionellen Strom erzielt. Die Stromversorgung Deutschlands ist zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Nicht wegen der erneuerbaren Energieträger. Wegen der Zuverlässigkeit der konventionellen Stromerzeugung.

Samstag, 25.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 26,57%, davon Windstrom 12,59%,Sonnenstrom 2,10%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,89%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Der Windfehlalbtraum geht weiter. Dieser Samstag ist bereits der vierte aufeinander folgende Tag, an dem eine Verfünffachung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraft nicht ausgereicht hätte, um den Strombedarf Deutschlands zu decken. Glauben Sie bitte nicht, dass man nur den Strom aus irgendwelchen Speichern hätte nehmen müssen. Die gibt es nicht. Die wird es nicht geben. Mehr dazu ganz unten. Wieder mal. Denn die Mär von den Stromspeichern, welche die Energiewende retten, hält sich hartnäckig.

Erst ab dem 26.1.2020 nach Sonnenuntergang wird die Flaute nachlassen. Zum Glück ist es Wochenende. Der Strombedarf ist gering. Zum Glück? Die Strompreise fallen wieder. In der nächsten Woche liegen sie teilweise unter 20,- €/MWh. Immerhin besser, als Strom zu verschenken. Womöglich mit Bonus! Keine Bange. Kommt bestimmt noch.

Stromimport, Stromexport Deutschland 2019

In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich bei meinen Analysen immer wieder geschrieben, dass Deutschland in aller Regel höhere Preise zahlt, wenn es Strom importiert, als es beim Export von Strom erzielt. Umso erstaunter war ich, dass die Stromaußenhandelsstatistik, die Energy-Charts liefert, auf den ersten Blick das Gegenteil belegt (Abbildung, bitte unbedingt anklicken, es werden alle Abbildungen und Mehr geöffnet).

Eine weitergehende Analyse ergab, dass meine Aussage im Hinblick auf die meisten Länder korrekt war. Lediglich Frankreich und die Niederlande fielen aus dem Rahmen und – man lese und staune – Polen.

Deutschland exportiert praktisch jeden Tag Strom nach Polen (Abbildung 1). Das Narrativ, Deutschland importiere bei Bedarf „dreckigen“ Kohlestrom aus Polen, bewahrheitet sich 2019 nicht. Stromimport aus Polen fand praktisch nicht statt. Während bei Frankreich und den Niederlanden die Exporterlöse lediglich geringfügig über den Kosten lagen, die für Stromimporte aus diesen Ländern gezahlt werden musste, fiel der Erlös mit 62,16 €/MWh für Strom-Exporte nach Polen erheblich aus dem Rahmen. Ich habe Professor Burger, der die Energy-Charts des Fraunhofer ISE betreut, eine Mail zugesandt, der ich dieses Schaubild (Abbildung 2) beigefügt habe. Die schwarze Linie habe ich bei 62,5 €/MWh gezogen. Es ist offensichtlich, dass der Preis, den Polen an Deutschland gezahlt hat, nicht mit den Börsenpreisen korreliert. Leider verwies mich Burger lediglich an das Statistische Bundesamt, von dem die Zahlen, die er verwertet habe, stammten.

Parallel zur Mail an den Professor der Energy-Charts habe ich bei der Bundesnetzagentur nachgefragt, warum diese im Datenportal www.smard.de überhaupt keine Preise zu Polen auswirft. Die wesentlichen Teile der Antwort:

[…] Die Plattform SMARD bezieht ihre Daten im Bereich „Marktdaten visualisieren“ direkt vom Verband der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) und fragt sie von dort automatisch ab. ENTSO-E bekommt die Daten gemäß der europäischen Transparenzverordnung (Verordnung (EU) Nr. 543/2013) gemeldet. Die gelieferten Daten von ENTSO-E werden von uns zunächst geprüft, anschließend weiterverarbeitet und auf SMARD übersichtlich aufbereitet und zum Download bereitgestellt. Polnische Großhandelspreise wurden für den Zeitraum vom 02.03.2017 bis 19.11.2019 in der Währung PLN/MWh veröffentlicht. Leider ist es uns aus technischen Gründen nicht möglich auf SMARD einen flexiblen Wechselkurs zu konfigurieren, um die Preise durchgehend in EUR/MWh anzeigen zu lassen. Sie können daher die polnischen Großhandelspreise für den fehlenden Zeitraum nur direkt auf der ENTSO-E Transparenzplattform einsehen: Hier klicken. […] (Abbildung 3)

Einen Schritt weiter ging die Antwort von Fabian Hein, Analyst und verantwortlich für das Agorameter bei Agora-Energiewende, der mir die polnische Webseite nannte, die Agora zur Datenermittlung verwendet. Abbildung 4 wirft für den Zeitraum von 2009 bis 2019 die Preise pro MWh Strom in polnischen Złoty aus. Tatsächlich sind in den vergangenen 1 1/2 Jahren die Importstrompreise angezogen. Der polnische Złoty hat einen Wert von aktuell etwa 0,23 Euro. Weshalb nun aber Polen so viel mehr Stromimportkosten als unsere übrigen Nachbarn an Deutschland zahlt, konnte mir niemand erklären. Und dies, obwohl ich konkret nach Sondereinflüssen gefragt habe.

Frankreich Stütze der bundesdeutschen Stromversorgung

Wie auch immer. Ich habe bei meiner Analyse  des bundesdeutschen Stromaußenhandels 2019 Polen einmal komplett außen vor gelassen (Abbildung 5). Damit stimmt meine Aussage für das Jahr 2019 auch im Mittel. Der Durchschnittspreis, den Deutschland für Stromimporte zahlen musste, lag bei 45,08 €/MWh. Beim Stromexport erlöste Deutschland pro MWh 44,42 €.

Wenn die Erlöse durch den Stromexport nach Polen berücksichtigt werden, dreht sich das Bild. Nun werden für Importe wiederum die 45,08 €/MWh bezahlt, Exporte hingegen bringen 46,89 €/MWh. Polen sei Dank. (Abbildung 6)

Wenn Sie sich den Chart unter Abbildung 6 genauer anschauen, erkennen Sie, dass Deutschland besonders viel Strom nach Österreich und in die Schweiz exportiert hat. Von dort wurde auch eine Menge Strom importiert. Für beide Länder ein gutes Geschäft, wenn man die Im-/Exportpreise jeweils vergleicht. Sie differieren wesentlich stärker als die oben genannten Durchschnittspreise.

Frankreich und die Niederlande exportieren ebenfalls Strom nach Deutschland. Wobei Frankreich praktisch eine der Stützen der bundesdeutschen Stromversorgung, vor allem Baden-Württembergs ist. Strom in einer Menge, welche praktisch von 1 1/2 Kernkraftwerken produziert wird, wurde aus Frankreich importiert. Deutschland zahlte dafür etwas weniger, als es für den – verhältnismäßig geringen – Export nach Frankreich erzielte. Aus den Niederlanden wurde mit über 5 TWh ebenfalls eine große Menge Strom importiert. Deutschland exportierte gleichwohl viel mehr Strom in die Niederlande. Und machte unter dem Strich damit Gewinn.

Abbildung 7 weist die Kosten und die Erträge aus, die im Jahr 2019 für die Stromerzeuger Deutschlands anfielen. Saldiert wurden 27,251 TWh Strom exportiert. Deutschland hat 49,37 €/MWh erhalten, wenn man die polnischen Importe und dessen Ertrag für Deutschland berücksichtigt. Rechnet man Polen heraus, sind es 42,80 €/MWh. Was bemerkenswerterweise annähernd dem Preis entspricht, den Abbildung 3 zum Ende des Jahres 2019 in Polen hergibt.

An dieser Stelle möchte ich noch mal ausdrücklich darauf hinweisen, dass Stromversorgung ein Gleichzeitigkeitsgeschäft (Abbildung 8) ist. Strom muss genau dann produziert werden, wenn er, wenn die zu transportierende Energie benötigt wird. Was in der einen Sekunde noch genau passend war, kann in der nächsten schon zu wenig oder zu viel sein. Deshalb kommt es bei einem Industrieland wie Deutschland mit hoher schwankender Stromerzeugung (Wind- und Sonnenkraft, Abbildung 9). Genau deshalb finden permanente Stromimporte, Stromexporte statt. Das Stromnetz muss zu jeder Zeit austariert, „ausgeregelt“ werden, damit die Netzfrequenz 50 Hertz exakt eingehalten wird. Zuviel Strom ist genauso gefährlich für die Versorgungssicherheit wie zu wenig Strom. Ein höchst komplexer, permanenter Vorgang, der den Ingenieuren und Mitarbeitern der Stromerzeuger und Netzübertragungsbetreiber höchste Konzentration und Unmengen Know-how abverlangt sowie eine Menge Erfahrung erfordert.

Stromspeicher

Nun meinen manche Zeitgenossen, die sich in aller Regel recht wenig mit der Materie beschäftigt haben, dass das Problem doch mit genügend Stromspeichern gelöst werden könne. Und in der Tat. Immer wieder wird von neuen Speichermöglichkeiten berichtet, die suggerieren, jetzt sei der „Durchbruch“ gelungen, die Energiewende, die faktisch nur eine Stromerzeugungswende ist, sei gerettet.

Aktuell wird über die Möglichkeit berichtet, mittels Luftverflüssigung, das Problem zu lösen. Lassen Sie sich nicht täuschen. Eine Pilotanlage ist „schnell“ aufgebaut. Funktionieren tut das Konzept auch. Was aber immer wieder vollkommen falsch eingeschätzt wird, sind die Strommengen, die im Falle eines Falles (Wind und Sonnenkraftwerke liefern viel zu wenig Strom wie zum Beispiel diese Woche) bereitgestellt werden müssten. Abbildung 10 stellt die neuartige Anlage aus England vor. Dort gibt es auch einen Link zu einem Artikel mit meiner Einschätzung und realistischen Zahlen.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen?

Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit 4 Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.




Woher kommt der Strom? Sprunghafte Windstromerzeugung

Agorameter.

Da wundert es kaum, dass gegen Abend – als die Sonnenstromerzeugung wegfällt – eine Stromunterdeckung entsteht, die mit Sicherheit nicht spekulativ ungedeckt bleibt. Genau so wenig wie die beiden anderen Unterdeckungen der Woche. In drei gleichwohl kleinen Zeiträumen musste Strom netto importiert werden. Alle drei waren mit Preisspitzen versehen. Sie können diese gut daran erkennen, dass die lila Saldenlinie unter 0 GW in den negativen Bereich geht und die blaue Preislinie Spitzenwerte ausweist. Klicken Sie hier und überprüfen Sie meine Aussage.

Stark schwankende, volatile Windstromerzeugung ist für konventionellen Stromerzeuger naturgemäß sehr schwer auszugleichen. Kommt es bei Windstromerzeugungssenken regelmäßig zu hohen Importpreisen, kommt es bei Windstromerzeugungsspitzen zu Exportpreisen, die sich ab und zu Richtung 0 €/GWh bewegen. Das war diese Woche zweimal der Fall, wie am Chart sehr schön zu erkennen. Immerhin: Ein Bonus musste in bisherigen Jahr 2020 neben dem verschenkten Strom noch nicht mitgegeben werden.

Neben der Tabelle, welche die Detailwerte der Energy-Charts zum Ablese-Stichtag 26.1.2029 wiedergibt, und dem aus dieser Tabelle generierten Chart, wird hier ab sofort regelmäßig ein neuer Chart veröffentlicht, der die Im- und Exportwerte vom 1.1.2020 bis zum Ende der jeweils aktuellen Analysewoche veranschaulicht. Damit soll mit dem Märchen aufgeräumt werden, dass Deutschland nur Strom exportiert. Unter dem Strich, saldiert, exportiert Deutschland Strom. Real, zum konkreten Zeitpunkt – Strom ist faktisch ein Gleichzeitigkeitsgeschäft – muss Deutschland auch Strom importieren, wie die 3. Woche belegt. Da nutzt es nichts, wenn etwas vorher viel zu viel Strom vorhanden war. Der Augenblick, in dem der Strom benötigt wird, ist entscheidend. Baden-Württemberg importiert sehr oft Strom aus Frankreich. Das lässt sich nunmehr auch an dem Importwert Frankreich im neuen Chart Im-/Export gut nachvollziehen.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 12.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 64,29%, davon Windstrom 51,95%, Sonnenstrom 2,60%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,74%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Der Sonntag zeichnet sich neben geringem Strombedarf diesmal durch eine gleichmäßige, recht starke Windstromerzeugung aus. Was dazu führt, dass viel zu viel Strom im Markt ist. Die Preise, die erzielt werden, erreichen gerade mal die 27 €/MWh Grenze.

Montag, 13.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 43,05%, davon Windstrom 31,13%, Sonnenstrom 1,99%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,93%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Der Strombedarf steigt, die Windstromerzeugung lässt nach. Nur die Sonnenstromerzeugung bewirkt, dass die Deckung des Bedarfs auf Kante genäht, also gerade mal so, erfolgt. Manchmal allerdings rutscht die Erzeugung insgesamt unter den Bedarf. Dann wird auf die Hilfe der Nachbarn zurückgegriffen. Was die Netzausregelungsreserve anbelangt, sowieso. Da wird importiert und sofort wieder exportiert. Sehr schön zu erkennen von 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr.

Dienstag, 14.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 64,20%, davon Windstrom 53,41%, Sonnenstrom 2,27%, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,52%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Die Windstromerzeugung zieht wieder an, die Strompreise fallen. Deutschland exportiert fast ausschließlich Strom. Der Spitzenpreis liegt um 17:00 Uhr bei genau 38 €. Meistens aber werden die 30 €/MWh nicht erreicht. Mit 1,52 € um 3:00 und 4:00 Uhr fast die Null-Linie.

Mittwoch, 15.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 63,95%, davon Windstrom 50,58%, Sonnenstrom 4,07%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,30%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung bleibt auf hohem Niveau. Die Strompreise liegen den ganzen Tag unter 40 €/MWh. Deutschland exportiert. Auch heute teils sehr günstig: Um 2:00 Uhr nehmen die deutschen Stromerzeuger knapp 1.150 € für gut 10 GWh Strom ein. Welche Länder profitieren? Hier klicken

Donnerstag, 16.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 45,16%, davon Windstrom 30,32%, Sonnenstrom 4,52%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,32%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Die Windstromerzeugung sinkt über Tag auf den Wochentiefpunkt. Eine recht kräftige Sonne sorgt zunächst für Ausgleich. Ab 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr wird Strom importiert. Die Preise liegen in der Spitze bei 46 €/MWh. Als die Windstromerzeugung wieder stärker anzieht, fallen sie Zug-um-Zug unter 30 €. Deutschland exportiert Strom.

Freitag, 17.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 49,69%, davon Windstrom 36,65%, Sonnenstrom 3,73%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,32%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Heute wieder eine Windstromdelle, die durch Sonnenstrom ausgeglichen wird. Die konventionellen Stromerzeuger führen ziemlich exakt nach, so dass ab 8:00 Uhr bis 20:00 Uhr fast immer Strompreise über 40 €/MWh für den Im-/Exportstromsaldo (lila Linie) erzielt werden.

Samstag, 18.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,94%, davon Windstrom 39,71%, Sonnenstrom 2,21%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,03%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Der Samstag leitet eine bis zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Artikel schreibe, 26.1.2020, andauernde Schwachwindphase (Maximum an Land gut 14 GW / Minimum 2,03 GW) ein. Was danach kommt, weiß ich nicht. Am Erscheinungstag dieses Artikels soll wieder mehr Wind über Deutschland wehen. Am Samstag jedenfalls gelingt den Konventionellen wieder eine gute Anpassung ihrer Stromerzeugung an den Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Dennoch bleiben die Preise, die erzielt werden, nicht auskömmlich, wenn ich die Grenze hierfür bei 40 €/MWh ansetze. Grundlage hierfür sind die Ausführungen eines Kraftwerk-Insiders, die ich Ihnen hiermit noch mal ausdrücklich ans Herz lege.

Das letzte Wort wurde noch nicht gesprochen

Die Aussagen von Wirtschaftsminister Altmaier im Deutschlandfunk am 22.1.2020 lassen erkennen, dass er zumindest um die Problematik des gleichzeitigen Abschaltens von Kern- und Kohlekraftwerken weiß, wenn keine wirklichen Alternativen zur Verfügung stehen.

[…] Das ist, dass wir manchmal zwei oder drei Jahre haben ohne Stilllegungen. Aber der am meisten kritisierte Zeitpunkt, der befindet sich nach dem Jahre 2023 bis 2025, und dort legen wir alle Atomkraftwerke still bis Ende 2021. Wenn 9000 Megawatt Leistung stillgelegt werden, nicht mehr zur Verfügung stehen, um die Stromversorgung zu sichern, dann ist es, glaube ich, richtig, dass wir auch schauen, dass sich die Stromwirtschaft anpassen kann, dass man sich darauf vorbereiten kann, dass Gaskapazitäten, die wir für den Übergang brauchen, ins Geld kommen. Wir haben kein Interesse daran, dass wir dann durch Importe von schmutzigem Kohlestrom oder Atomstrom aus anderen Ländern ausschließlich diese Lücke füllen müssen. […] Quelle: Abbildung, bitte unbedingt anklicken, es öffnen sich alle weiteren Abbildungen & Mehr.

Auch wenn Peter Altmaier die Ausstiegs- und Abschaltzeitpunkte etwas durcheinanderwirft, er weiß um die Probleme in Sachen Versorgungssicherheit. Alle Kernkraftwerke sollen bis Ende 2022 abgeschaltet worden sein; ein Braunkohleblock (Weisweiler) soll im April 2022 abgeschaltet werden; bei 2 weiteren Braunkohleblöcken (Neurath & Niederaußem) steht der genaue Abschalttermin noch nicht genau fest. Aber bis Ende 2022 soll die Abschaltung auch da erfolgen (Abbildung 1). Woher soll der Strom danach kommen?

Ich bin sicher, dass das letzte Wort in Sachen Abschalt- und Ausstiegsorgie im konventionellen Bereich noch nicht gesprochen wurde. Ein auch nur annähernd ausreichender Zubau von Wind- und Sonnenkraftwerken ist mehr als unwahrscheinlich, nein praktisch unmöglich. Zumal es einfach von kompletter Ahnungslosigkeit zeugt, wenn jemand meint, höchst zuverlässig erzeugbaren und sicheren Grundlaststrom aus Kern- und Kohlekraftwerken durch volatile Energieträger Wind- und Sonnenkraft ersetzen zu können. Gaskraftwerke wären eine Alternative. Gas allerdings ist auch ein fossiler Energieträger und vor allem sehr teuer. Gas treibt die Strompreise. Die liegen in Deutschland ohnehin bereits an der Spitze (Abbildung 2).

Soviel Speicher ist nicht darstellbar

Gleichwohl habe ich mit den tatsächlichen Zahlen des Jahres 2019 Berechnungen angestellt, die erstens eine theoretische Verdoppelung und zweitens sogar eine Verfünffachung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraft annimmt. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Bei einer Verdoppelung reicht der erzeugte Wind- und Sonnenstrom gerade mal 76 Tage, um den Tagesbedarf Strom im Durchschnitt abzudecken. Was bedeutet, dass es im Stunden-, im Minutenbereich durchaus noch Unterdeckungen geben könnte. Das ist für unsere Untersuchung aber eher nachrangig. Wichtig ist, dass auch im Tagesdurchschnitt eine Verdoppelung des tatsächlich im Jahr 2019 erzeugten Wind- und Sonnenstroms an 289 Tagen nicht ausreicht, um Deutschlands tatsächlichen Tagesbedarf zu decken.

Besonders bemerkenswert sind die grafischen Aufbereitungen der Ergebnisse. Unter Abbildung 3 befinden sich 3 Charts. Chart 1 stellt die Tage dar, an denen eine Verdoppelung der Stromerzeugung durch Wind- und Sonnenkraft im Tagesdurchschnitt ausgereicht hätte, die Tage also, an denen kein Gasstrom zur Deckung des Strombedarfs Deutschlands hätte beigesteuert werden müssen. Chart 2 veranschaulicht die Strommenge, die an den 335 Tagen, an denen der Bedarf trotz Verdoppelung gedeckt werden konnte, noch darüber hinaus erzeugt werden konnte. Chart 3 zeigt die Strommenge, die noch zusätzlich pro Tag erforderlich gewesen wäre, um den jeweiligen Bedarf Deutschlands zu decken. Am 24.1.2019 zum Beispiel wären es 1,3 TWh gewesen. Ich erwähne dies, damit nicht wieder irgendjemand meint, es gäbe doch Speicher. Soviel Speicher ist nicht darstellbar. Denken Sie bitte an den theoretisch angedachten Riesenspeicher im Hambacher Loch (Abbildung 4), der alle 4 Tage 0,27 TWh liefern könnte. Aber dazwischen mit „überschüssigem Strom wieder aufgeladen“ werden müsste.

Auch eine Verfünffachung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraft reicht an 30 Tagen im Jahr 2019 nicht aus, um den Bedarf zu decken. Die Charts 4 bis 6 finden Sie unter Abbildung 5. Die Systematik ist die gleiche wie bei den Charts 1 bis 3. Bei einer Verfünffachung hätten am 24.1.2020 auch noch 1,1 TWh Strom konventionell zugesteuert werden müssen, um den Strombedarfs Deutschlands an diesem Tag zu decken.

Selbstverständlich habe ich bei meinen Berechnungen mit den echten Zahlen des Jahres 2019 angenommen, dass die notwendige Infrastruktur vorhanden ist, dass die Wind- und Sonnenenergie jederzeit dahin transportiert werden kann, wo sie benötigt wird. Was neben der realen Verdoppelung oder gar Verfünffachung der installierten Leistung Wind-/Sonnenkraft ein weiteres sehr dickes Brett wäre, was da zur Bohrung anstünde. Nicht zu vergessen der Bau von zusätzlichen Gaskraftwerken (mindestens Verdreifachung), die im Notfall einspringen. Und natürlich die Erweiterung der Gasleitungen, die erheblich ausgebaut und erweitert werden müssten, um das „Notfallgas“ an die jeweiligen Orte zu transportieren. Die allermeiste Zeit würden diese Gaskraftwerke einfach auf Bereitschaft stehen. Dennoch kosten sie. Nur das Gas wird gespart. Ansonsten: Volle Personalausstattung. Man weiß schließlich nicht, wann es los geht, wann der Gasstrom aus welchen Backupkraftwerk benötigt wird, um den Bedarf zu decken, weil Wind- und Sonnenstrom trotz Verdoppelung, Verfünffachung nicht ausreichen.

Kaum Wind, keine Sonne, ganz wenig Strom

Man kann es drehen und wenden, wie mal will: Kaum Wind, keine Sonne, kein Strom. In der nächsten Woche werden ähnliche Wetterszenarien wie im Januar 2019 analysiert werden. Es handelt sich also durchaus nicht um Einzelfälle. Es braucht auch keine langanhaltende Dunkelflaute, um die Stromversorgung Deutschlands an den Rand der Leistungsfähigkeit zu bringen. Jedenfalls dann, wenn weiter verlässliche und sichere Stromerzeuger abgeschaltet werden. Da muss unbedingt nachverhandelt werden. Rot-grüne Weltenretter, denen unser Wirtschaftssystem und der daraus resultierende Wohlstand vollkommen gleichgültig ist, dürfen nicht die Oberhand behalten. Lasst sie im „geretteten“ Hambacher Forst in den Bäumen leben und die Natur vermüllen. Ich will das nicht (Abbildung 6)

Zum Schluss möchte ich auf ein Video hinweisen, in dem Fabian Hein, der Mann, der unter anderem für das Agorameter bei Agora-Energiewende verantwortlich zeichnet, die Ergebnisse in Sachen Stromerzeugung des Jahres 2019 aus Sicht dieses Energiewende-affinen Think Tanks erläutert. Sie finden das Video unter Abbildung 7. Dort gibt es auch einen Link zur schriftlichen Dokumentation von Agora-Energiewende.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Mit freundlicher Genehmigung. Zuerst erschienen bei der Achse des Guten. Rüdiger Stobbe betreibt seit über 3 Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de.

 

 




Woher kommt der Strom? Verheerender Kohleausstieg

War früher die Stromerzeugung lediglich vom Bedarf abhängig, kommt heute der Faktor „Menge des Wind- und Sonnenstroms“ hinzu. War die Kalkulation des Bedarfs durch jahrzehntelange Erfahrung relativ einfach, ist die Kalkulation der Strommenge, erzeugt durch Wind- und Sonnenkraft, praktisch unkalkulierbar. Allein wenn man sich die ersten elf Tage des Jahres 2020 anschaut, wird dies offensichtlich.

Selbstverständlich gibt es Wetterprognosen. Dennoch bleibt es eine nahezu unlösbare Aufgabe, die konventionelle Stromerzeugung so zu steuern, dass mit dem erneuerbar erzeugten Strom der Bedarf inklusive Netzausregelungsreserve einigermaßen so getroffen wird, dass keine massiven Über- oder Unterdeckungen – beides ist meist recht kostspielig – entstehen. Je mehr erneuerbar erzeugter Strom erzeugt wird, desto komplexer wird die Beisteuerung konventionellen Stroms. Beigesteuert werden musste bisher immer. Mal mehr, mal weniger, aber jederzeit. Die erneuerbaren Energieträger haben noch nicht eine Stunde den Strombedarf Deutschlands decken können.

Die ersten elf Tage des Jahres 2020 in der Detailtabelle mit den Werten der Energy-Charts, dem daraus generierten Chart und die Agora-Chartmatrix.

Die Tagesanalysen

Mittwoch, 1.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 41,12 %, davon Windstrom 20,56 %, Sonnenstrom 5,61 %, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,95 %. Der Agora-ChartmatrixHier klicken

Der Strombedarf Deutschlands lag am ersten Tag des Jahres 2020 bei rekordverdächtigen 1 TWh. Ein so geringer Bedarf ist bestens geeignet, den bisherigen Rekord von 77% Strom aus Erneuerbaren vom Ostermontag 2019 einzustellen, zu übertreffen. Leider spielte das Wetter nicht mit. Es war ein schöner Neujahrstag. Der wenige Wind und eine für die Jahreszeit kräftig scheinende Sonne reichten nicht für einen Rekord. Die Strompreise waren unter dem Strich nicht kostendeckend.

Donnerstag, 2.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 47,24%, davon Windstrom 31,50%, Sonnenstrom 3,15%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,60%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Bis auf die Zeiten von 6:00 bis 7:00 Uhr und 14:00 bis 17:30 Uhr reicht die eigene Stromerzeugung heute aus. Es ist ein ruhiger Tag mit konstanter Windstromerzeugung, die zum Abend leicht anzieht. Die Strompreise sind unter dem Strich auskömmlich.

Freitag, 3.1.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 63,16%, davon Windstrom 51,97%, Sonnenstrom 1,32%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,87%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Über 50% des Strombedarfs des heutigen Tages wird durch gleichmäßige Windstromerzeugung gedeckt. Sonnenstromerzeugung spielt kaum eine Rolle. Wie überhaupt in den Wintermonaten. Vor allem in den frühen Morgenstunden ist zu viel Strom im Markt. Er muss zeitweise verschenkt werden.

Samstag, 4.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 64,90%, davon Windstrom 54,30%, Sonnenstrom 0,66%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,93%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Einstieg ins Wochenende: Der recht geringe Bedarf und die starke Windstromerzeugung, die Unfähigkeit oder der Unwille, die konventionelle Stromerzeugung herunterzufahren, führen zu sehr viel Strom im Markt, der billig abgegeben werden muss.

Sonntag, 5.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 43,10%, davon Windstrom 27,59%, Sonnenstrom 2,59%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,93%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Der Wind flaut ab, die Mittagssonne gleicht aus. Zum Abend steigt die Windstromerzeugung an. Die aus dem vergangenen Jahr häufige Stromunterdeckung am frühen Abend (Sonnenuntergang und steigender Bedarf) bleibt aus. Deutschland exportiert den ganzen Tag Strom im Saldo. Zu Preisen von knapp 30,- bis gut 46,- € pro MWh.

Montag, 6.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 42,45%, davon Windstrom 28,78%, Sonnenstrom 2,88%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,79%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Auch heute reicht die Stromerzeugung Deutschlands aus, um den Bedarf komplett zu decken. Deutschland exportiert Strom zu diesen Preisen.

Dienstag, 7.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 42,14%, davon Windstrom 31,45%, Sonnenstrom 1,26%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,43%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Heute sehen wir eine Windstromerzeugung, deren Delle tagsüber durch Sonnenstromerzeugung ausgeglichen wird. Es werden von 6:00 bis 19:00 Uhr auskömmliche Exportpreise erzielt.

Mittwoch, 8.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 45,78%, davon Windstrom 35,54%, Sonnenstrom 0,60%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,94%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Heute lässt die Windstromerzeugung über Tag stark nach. Die konventionelle Stromerzeugung gleicht dies gut aus. Es kommt zu keinerlei Unterdeckungen. Ab 12:00 Uhr liegt der Strompreis über 40 € /MWh. Mit knapp 56 € wird um 18:00 Uhr das Tageshoch und das Hoch des Analysezeitraums erreicht.

Donnerstag, 9.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 46,45%, davon Windstrom 34,84%, Sonnenstrom 1,94%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,68 %. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Der zum Tagesbeginn schwache Wind frischt zum Morgen auf und erreicht um 13:00 Uhr gemeinsam mit den übrigen erneuerbaren Energieträgern gut 45 GW. Das ist innerhalb von ein paar Stunden mehr als eine Verdreifachung (2:00 Uhr = 14 GW). Die Strompreise fallen in diesen Zeitraum. Die Entwicklung der Preise.

Freitag, 10.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 40%, davon Windstrom 38,89%, Sonnenstrom 1,85%, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,26%. Der Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Eine gleichmäßige Stromerzeugung durch Wind- und Sonnenkraft vereinfacht die Beisteuerung konventionell erzeugten Stroms. Keine Sprünge, keine Hektik. Hier die Preise. Unter dem Strich nicht auskömmlich.

Samstag, 11.1.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 49,65%, davon Windstrom 37,07%, Sonnenstrom 2,10%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,49%. Der Agora-ChartmatrixHier klicken

Der Samstag bietet ein ähnliches Bild wie der Tag zuvor. Allerdings steigt zum Abend die Windstromerzeugung an. Die auch heute insgesamt nicht auskömmlichen Strompreise fallen deshalb noch etwas stärker als gestern.

Im Analysezeitraum waren nur wenige Stromunterdeckungen zu verzeichnen. Es wurde unter dem Strich fast immer mehr Strom exportiert als importiert. Die Preise, die erzielt werden konnten, waren insgesamt nicht auskömmlich. Wobei ich die Grenze bei 40 €/ MWh ziehe. Sie liegt eher höher, denn niedriger. Immerhin waren im Analysezeitraum keine kostspieligen Stromimporte zu verzeichnen.

Kohleausstieg – und Industrieausstieg?

Bald ist es soweit. Gemäß des „Fahrplan Kohleausstieg“ (Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es werden alle Abbildungen & Mehr geöffnet.) wird am 1.4.2022 ein Block des Braunkohlekraftwerks Weisweiler abgeschaltet. Gut, das sind noch 2 1/4 Jahre. Was nicht von ungefähr kommt. Wenn sofort mit der Abschaltung von Braunkohlekraftwerken begonnen würde, wüsste man nicht, woher der Strom, der benötigt wird, kommen sollte. Weil man dringend „Ersatzstrom“ für das abgeschaltete Kernkraftwerk Philippsburg 2 (Abbildung 1) braucht – die Trasse aus dem rheinischen Kohlerevier nach Philippsburg wird gebaut (Abbildung 2) –, wird das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 in Betrieb genommen.

Eine erschreckende Ahnungslosigkeit

Was denn auch praktisch der Ersatz- oder Zusatzgroßkampfplatz (Abbildung 3) unserer sogenannten Klimaschützer für den Hambacher Forst („Hambi“) sein wird. Der ist jetzt gerettet. Was selbstverständlich überhaupt kein Grund für die „Retter“ ist, abzuziehen. Die Aachener Nachrichten:

Eine junge Frau, die „Mensch“ genannt werden will, sieht keinen Grund, jetzt den Wald zu verlassen. „Der Widerstand geht weiter.“ Ohnehin sei der Slogan „Hambi bleibt“ verkürzt gewesen. „Es geht doch hier um mehr: wie wir grundsätzlich in der Gesellschaft leben wollen“, sagt der „Mensch“. Die Umstehenden murmeln zustimmend. Die Nachricht vom Wald-Erhalt jedenfalls ändere – nichts. „Wir bleiben hier.“ (Abbildung 4).

Dass in den Medien, aber auch in der Politik zum allergrößten Teil eine erschreckende Ahnungslosigkeit, was die Konsequenzen eines praktisch parallelen Ausstiegs aus der Kernenergie und Kohlekraft sind, ist offensichtlich. Man meint wohl bis zum 1.4.2022 in Sachen Ersatzkraftwerke, die mit Wind- und Sonnenkraft betrieben werden, so weit zu sein, dass der erste Braunkohleblock in Weisweiler stillgelegt werden kann. Man vergisst dabei allerdings, dass bis zum 1.1.2022 drei Kernkraftblöcke abgeschaltet werden. Da fehlen dann inklusive Philippsburg zweimal ganz schlichte 45 TWh Strom aus Kernkraft. Um diese 45 TWh Strom auch nur im Durchschnitt durch den erneuerbaren Energieträger Windkraft zu ersetzen, müsste man jetzt sofort damit beginnen, 6.749 Windkraftanlagen zu bauen. Die ersetzten dann den wegfallenden Strom aus Kernenergie. Von Ersatz für weitere 30 TWh wegfallenden Kernenergiestrom Ende 2022 haben wir noch nicht gesprochen. Von Ersatz für den am 1.4.2022 beginnenden Braunkohleausstieg ebenfalls nicht.

Wie das „geplant“ ist, das mit den Abschaltungen und dem Aussteigen, so wird das nichts. Jedenfalls nicht, wenn man den Industriestandort Deutschland so erhalten will, wie wir ihn kennen und weiter haben wollen. Selbstverständlich gibt es kleine Gruppierungen – wirkmächtige Minderheiten – von angeblichen Weltverbesserern und Weltenrettern, die genau das nicht wollen. Hören Sie unter Abbildung 5, was ein Börsenexperte der Deutschen Bank im Deutschlandfunk meint. Hören Sie, wie Siemens, wenn die Firma klimakonform sein wollte, auf alle geschäftlichen Aktivitäten verzichten müsste, die im weitesten Sinn etwas mit fossilen Energieträgern oder Kernenergie zu tun hätten. Was faktisch unmöglich sein dürfte (Abbildung 6).

Bei Industrieprozessen hat alles was mit Energie zu tun

Im Endeffekt dürfte sich Siemens nur noch und ausschließlich auf Geschäftsfeldern betätigen, die mit erneuerbaren Energieträgern befasst sind. Wobei auch das bereits kritisch ist. Bei der Herstellung, dem Transport und dem Aufbau von Windkraftanlagen werden – ebenso wie bei den Batterien für E-Autos – enorme Mengen CO2 freigesetzt (CO2-Rucksack). Bei Solarmodulen ist es genauso. Im Grunde könnte Siemens seine geschäftlichen Aktivitäten einstellen. Denn Alles und Jedes hat bei Industrieprozessen irgendwie etwas mit Energie zu tun. Mit fossiler und/oder mit Kernenergie. Also Schluss mit Siemens, Schluss mit lustig: Luisa Neubauer will jetzt auch andere Konzerne in diese Richtung angehen (Abbildung 7).

Warten wir mal ab, wie lange sich das unsere Industriellen noch gefallen lassen. Wie lange sie sich von ahnungs-, und – weil sehr jungen – erfahrungslosen Menschen erklären lassen, wie die Welt funktioniert. Allein in meiner knapp 66-jährigen Lebenszeit sollte die Welt schon oft untergehen. Laut Bild-Zeitung aus dem Jahr 2007 ist es im Februar dieses Jahres mal wieder soweit (Abbildung 8).

In meinem Analyseplan zum „Strom“ im Jahr 2020 war diese Woche die Vorstellung der Ergebnisse in Sachen Strom Im- und Export vorgesehen. Leider gibt es bei den Werten der Energy-Charts eine Unstimmigkeit, die, wenn sie korrekt sein sollte, erhebliche Auswirkungen hat. Sobald ich die Dinge geklärt habe, wird die Analyse Strom Im-, und Export grafisch aufbereitet nachgereicht. Nur so viel ist bereits heute sicher: Deutschland/Baden-Württemberg hat bereits 2019 die Strommenge, die ein Kernkraftwerk erzeugen kann, aus Frankreich importiert (Abbildung 9). Mal schauen, wie es 2020 wird. Da könnten es schon zwei werden.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de . Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

 

Rüdiger Stobbe betreibt seit über 3 Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de. Mit freundlicher Genehmigung. Zuerst erschienen auf der Achse des Guten.

 




Woher kommt der Strom? Zwischen den Jahren

Auch das Jahr 2019 hat einige Überraschungen gebracht. Der Strombedarf ist gesunken (Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Alle weiteren Abbildungen und Mehr werden geöffnet); der CO2-Ausstoß ebenfalls (Abbildung 1). Das Klimaziel 2020 (40 Prozent weniger CO2 als 1990) rückt mit aktuell 35% in scheinbar erreichbare Nähe. Doch mit der Abschaltung des Kernkraftwerks Philippsburg 2 fällt ein CO2-freier Stromerzeuger. Der Ersatz dieses Stroms ist entweder CO2-belastet. Oder es wird Atomstrom aus Frankreich importiert. Im Jahr 2019 war es die Strommenge eines Kernkraftwerks. Ok, da hätte man Philippsburg auch am Netz lassen können. Wenigstens so lange, bis die Stromversorgung Deutschland durch erneuerbare Energieträger gesichert scheint. Doch nein, Ideologie geht vor. Klimaschutz spielt da dann keine Rolle mehr.

Sie haben sicher bemerkt, dass sich meine Argumentation im Rahmen der angeblichen Möglichkeit bewegte, versorgungssichere Stromversorgung allein beziehungsweise durch einen Großteil Strom, erzeugt durch erneuerbare Energieträger, bereitzustellen. Das aber ist praktisch unmöglich. Die Strommenge, die täglich, stündlich, minütlich in Deutschland benötigt wird, ist gewaltig. So gewaltig, dass der Ersatz nicht zur Verfügung stehenden Wind- und/oder Sonnenstroms praktisch ohne ein konventionelles Gas-Backup unmöglich ist.

Chemische Speicher, Pumpwasserspeicher und auch sogenannte virtuelle Speicher reichen bei weitem nicht aus, um den fehlenden Strom zu ersetzen. Als Sicherungsmaßnahme ist – schon immer – die Regelenergie, ich nenne sie erweitert „Netzausregelungsreserve“ vorgesehen. Sie dient dazu, bei unvorhergesehenen Ereignissen das Stromnetz stabil zu halten. Die Frequenz von 50 Hertz darf praktisch weder unter- noch überschritten werden. Mehr dazu finden unter Abbildung 2.

Hinzu kommt, dass eine Speicherung „überschüssigen“ erneuerbar erzeugten Stroms (= Strom der aktuell zur Bedarfsdeckung nicht benötigt wird) allein deshalb unmöglich ist, weil es diesen in Deutschland noch nie gegeben hat (Abbildung 3). Erzeugter Strom über Bedarf ist immer konventionell erzeugter Strom, der wegen – meist plötzlichen – starken Ansteigens der Windstromproduktion nicht schnell genug heruntergefahren werden kann oder aber gar nicht soll, weil der „Windstromberg“ genauso schnell verschwinden kann, wie er gekommen ist (Abbildung 4). Man weiß es halt nicht so genau, man ist auf Schätzungen, man ist auf Spekulation angewiesen. Diese Begriffe stehen einer wirtschaftlichen und sicheren Stromversorgung diametral gegenüber. Unerwartete Stromüberschussproduktion wird in aller Regel zu günstigen Preisen ins benachbarte Ausland abverkauft. Die Strombörse reagiert sofort, wenn zu viel, kaum benötigter Strom im Markt ist. Der Preis fällt.

Praktische Gleichzeitigkeit

Eine wesentliche Besonderheit der Stromerzeugung ist das, was ich „praktische Gleichzeitigkeit“ nenne. Strom ist ein sekundärer Energieträger. Das bedeutet, dass Strom in der Natur in einer für Menschen nutzbaren Form nicht vorkommt. Der Energieträger Strom wird durch Kraftwerke nur dann erzeugt, muss genau in dem Augenblick erzeugt werden, wenn er benötigt wird. Genau in dem Moment, wenn eine – fachlich – Stromsenke, umgangssprachlich ein Stromverbraucher angeschlossen oder angeschaltet wird, also eine Lampe, ein Elektromotor, eine Maschine und, und, und, genau dann, wenn elektrisch übertragene Energie benötigt wird, genau in diesem Moment wird der Strom, der die benötigte Energie überträgt, im Kraftwerk erzeugt. Ein komplexer Vorgang, der hier nicht weiter behandelt werden soll. Dies ist kein Elektrotechnikseminar. Nur noch so viel: Der Strom wird nicht verbraucht. Die Energie sowieso nicht. Es finden hochkomplexe Umwandlungsprozesse statt. Der Strom fließt zurück zum Kraftwerk, die übertragene Energie wird vom „Stromverbraucher“ genutzt und dabei zum Beispiel in Wärme, Licht oder Bewegung umgewandelt. Ein Teil geht als für den Menschen nicht nutzbare Energie „verloren“. Meist in Form von Wärme. Kurz und gut und noch einmal: Der Energieträger Strom wird genau dann erzeugt, wenn die Energie benötigt wird. Dies ist in einem gewissen Umfang in einem hoch industrialisierten und zivilisierten Land wie Deutschland praktisch immer der Fall. Das nennt man Grundlast. Die muss rund um die Uhr bereitgestellt werden. Hinzu kommt bei zeitweise steigendem Bedarf die Mittellast, bei Spitzenbedarf die Spitzenlast, die kurzfristig zugesteuert werden kann und muss (Abbildung 5).

Es gibt mit den erneuerbaren Energieträgern Biomasse und Wasserkraft grundlastfähige Stromerzeugung. Da diese nicht ausreichend sind, ist mit der Kernkraft ein Energieträger für die Bereitstellung des grundlastfähigen Stroms zuständig, der bis Ende 2022 komplett aus dem Markt genommen werden soll. Das wird die Versorgungssicherheit Deutschlands weiter stark einschränken. Dass CO2-freier Strom in erheblichem Umfang wegfällt, dass dieser Strom vor allem durch Kohlestrom ersetzt werden wird, sei hier warnend angemerkt. Denn es geht bei der CO2-Reduktion ja angeblich um die Rettung der Welt. Da ist es meines Erachtens recht kleingeistig, die modernsten und sichersten Kernkraftwerke der Welt abzuschalten. Wind- und Sonnenkraftwerke sind nicht grundlastfähig, weil der Wind nicht regelmäßig weht, und die Sonne Solarpaneele unterschiedlich stark bescheint. Wenn sie denn scheint. Es gibt Stunden, Tage, manchmal auch Wochen, da kommt die Stromerzeugung mittels Wind- und Sonnenkraft fast komplett zum Erliegen. Da gingen ohne konventionelle Stromerzeugung schnell die Lichter aus. Auch das benachbarte Ausland benötigt in Wetterextremsituationen seinen Strom. Nun haben wir aktuell in Deutschland noch genügend konventionelle Stromerzeugung. Aber Achtung:

Jedes Abschalten eines dieser sicheren konventionellen Stromerzeuger führt zu einer Verringerung der Versorgungssicherheit. Im Fall des Abschaltens der Kernkraftwerke zusätzlich zu einer Erhöhung des CO2-Ausstoßes. 2019 hat Frankreich mehr als die Strommenge eines Kernkraftwerkes nach Deutschland/Baden-Württemberg geliefert (Abbildung 6). Vielleicht wird es 2020 die Strommenge zweier Kernkraftwerke. Ganz sicher aber ab 2023 nicht die Strommenge, die 7 Kernkraftwerke erzeugen. Ebenso sicher ist, dass Wind- und Sonnenkraftwerke den Stromverlust der abgeschalteten Kernkraftwerke nicht ausgleichen werden (Abbildung 7). Also wird es Kohle- und/oder Gasstrom sein, der benötigt wird. Kohlekraftwerke sollen allerdings ebenfalls wegfallen. Bis 2023 eine installierte Leistung von 12,5 GW. von 42,5 GW. Das Ziel: Die Komplettabschaltung im Jahr 2038, für besonders „progressive Weltenretter“ sogar das Jahr 2030. Da frage ich mal ganz naiv, was für Dummköpfe hier in Deutschland für die Energiepolitik verantwortlich sind. Oder will man staatsstreichartig von einer sicheren, bedarfsorientierten Stromversorgung in eine Zuteilungsversorgung einschwenken? Erzeugter Strom wird verteilt. Ist nicht genügend Stromerzeugung möglich, muss der Stromnutzer halt warten oder verzichten.

Ein schwarzer Kasten namens „Stromzähler“

Installierte Leistung, auch Nennleistung, ist der Begriff für die Menge Strom, die ein Kraftwerk in einer Stunde bei Volllast produzieren kann. Eine Gigawattstunde (GWh)/Stunde. Nun kann die Stunde gekürzt werden. Da bleiben Gigawatt (GW). Genau deswegen ist die Bezeichnung in den Agora-Charts = GW. Dort ist die Strommenge angegeben, die pro Stunde produziert wird. Das hat den Vorteil, dass man sofort sehen kann, welche installierte Leistung die benötigte Strommenge mindestens erfordert.

Wenn man wissen will, wieviel Strom ein Kraftwerk pro Jahr unter Volllast, also jeden Tag des Jahres, 24 Stunden lang, produzieren könnte, muss die installierte Leistung mit 8.760 Stunden multipliziert werden. Der so ermittelte Wert wird mit Wattstunden (Wh), Kilowattstunden (KWh), Megawattstunden (MWh), Gigawattstunden (GWh), Terawattstunden (TWh) benannt. Mehr dazu unter Abbildung 8.

Auch wenn der schwarze Kasten bei Ihnen zu Hause „Stromzähler“ genannt wird. Strom wird nicht gezählt, sondern gemessen. Die gemessene Strommenge wird in aller Regel in Kilowattstunden (KWh) ausgeworfen 3.000 KWh entspricht 3 MWh. Jetzt die installierte Leistung:

Ein (Wind-) Kraftwerk mit einer installierten Leistung von 3 MW kann theoretisch eine Strommenge von 3.000.000 x 8.760 Stunden = 26.280.000.000 Wh = 26.280.000 KWh = 26.280 MWh = 26,280 GWh liefern. Ein Kraftwerk produziert aber niemals rund um die Uhr ein Jahr lang. Konventionelle Kraftwerke müssen z.B. gewartet werden, Wind- und Sonnenkraftwerke müssen darüber hinaus warten, bis der Energieträger Wind und Sonne zur Verfügung steht. Das Verhältnis von installierter Leistung (Nennleistung) und tatsächlich produziertem Strom ist deshalb sehr aussagekräftig bezüglich der Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks, der Kraftwerksgruppe. Abbildung 9 zeigt sehr eindrucksvoll, dass das Verhältnis bei der Wind- und Sonnenstromerzeugung höchst unzureichend ist. Wenn man bedenkt, dass nahezu 100% des zur Verfügung stehenden Energieträgers Wind- und Sonnenkraft von den installierten Wind- und Sonnenkraftwerken genutzt werden, ist das Ergebnis doch ernüchternd. Der Energieträger Gas weist ebenfalls ein relativ ungünstiges Verhältnis auf. Das liegt aber nur daran, dass es – aus welchen Gründen auch immer – gewollt ist, dass nicht mehr Strom aus Gas erzeugt wird. Es wäre jederzeit möglich, die Gasstromproduktion hochzufahren. Bei der Wind- und Sonnenstromerzeugung ist das durchaus nicht der Fall. Da liegt die Begrenzung in der Natur der Sache. Mehr geht nicht. Das birgt eine gewisse Tragik: Will man mehr Strom aus Wind- und Sonnenkraft haben, dann müssen immer mehr Wind- und Sonnenkraftwerke gebaut werden. Sobald aber der Wind kaum weht, die Sonne nicht auf die Solarpaneele scheint, wird trotz noch so vieler Wind- und Sonnenkraftwerke kaum, im schlimmsten Fall auch gar kein Strom erzeugt.

Aus diesem Grund funktionieren die Investments in Wind- oder Sonnen„parks“ auch nur dann, wenn ein solventer Garantiegeber einen wirtschaftlichen Ertrag garantiert. In Deutschland ist es der Steuerzahler, der Stromkunde, der noch geduldig die – auch deshalb – höchsten Strompreise in Europa erträgt. Wäre das nicht der Fall, würde sich niemand, der auch nur die Grundrechenarten und den Dreisatz beherrscht, an Wind- oder Sonnenkraftwerken beteiligen oder sich Solarpaneele auf das Dach montieren lassen.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben. Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

 

Mit freundlicher Genehmigung. Zuerst erschienen auf der Achse des Guten.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über 3 Jahren den Politikblog www.mediagnose.de.

 




Woher kommt der Strom? Ein Ingenieur zum Abschalt-Wahnsinn

Agorameter

Die Anpassung der konventionellen Stromerzeugung an die mit Vorrang einzuspeisenden Stromanteile aus erneuerbaren Energieträgern gestaltet sich schwierig. Zum Teil ist diese Anpassung so unzureichend, dass Strom in erheblichem Umfang hochpreisig importiert werden muss, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Gnade uns der Energiegott, wenn unsere Nachbarn ihren Strom bei über einen längeren Zeitraum sehr kalten, dunklen und windstillen Wetterverhältnissen selbst benötigen. Die Strompreise für den Im- und Export finden Sie nach Ländern aufgeschlüsselt hier. Gehen Sie mit der Maus mal über die diversen Bereichen und schauen Sie sich mal an, wie Strompreise aussehen, wenn Frankreich oder die Schweiz Strom nach Deutschland exportieren oder aus Deutschland importieren. Erkennen Sie ein Muster?

Die Detailzahlen zur Stromerzeugung der letzten 10 Tage des Jahres 2019 finden Sie in dieser Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und dem daraus generierten Chart.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 22.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,14 Prozent

Der bedarfsarme Sonntag weist eine recht ordentliche = über dem Durchschnitt liegende, gleichmäßige Windstromerzeugung auf. Die kleine Winddelle über Tag wird durch Sonnenstrom ausgeglichen. Insgesamt ein ruhiger Tag mit niedrigen bis knapp unter der 40 € pro MWh Grenze liegenden Strompreisen. Für die konventionellen Stromerzeuger ist es heute gut möglich, den Strom an die volatile Stromerzeugung anzupassen.

Montag, 23.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 60,00 Prozent

Der erste Werktag der Woche zeigt im Prinzip das gleiche Bild wie der Sonntag. Etwas mehr Bedarf – es ist die Weihnachtswoche -, aber auch etwas mehr Windstromerzeugung. Die konventionellen Stromerzeuger können sich wieder gut anpassen. Dennoch ist in der Nacht, dem frühen Morgen zu viel Strom im Markt. Der muss zum Teil mit Bonus verschenkt werden. Dem Wind ist es gleich, ob Strom benötigt wird oder nicht. Und einfach mal so auf gut Glück die konventionelle Stromerzeugung runterfahren? Besser nicht, oder? Über Tag erholen sich die Preise.

Dienstag, 24.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 56,78 Prozent

Der Heilige Abend: Wenig Strombedarf und eine zurückgehende Windstromerzeugung führen zu einem annähernd gleichen Im-/Exportbild wie am Montag. In der Nacht wird Strom mit Bonus verschenkt. Über Tag erholen sich die Preise. Die konventionellen Stromerzeuger erhöhen über Tag ihre Stromproduktion. Höchstpunkte sind jeweils der Mittag und der frühe Abend. Da, wo erfahrungsgemäß der meiste Strom des Tages benötigt wird.

Mittwoch, 25.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 48,04 Prozent

Der erste Weihnachtstag: Der Strombedarf sinkt. Die Windstromerzeugung onshore halbiert sich nahezu. Die konventionelle Stromerzeugung nimmt etwas zu. Dennoch ist die Stromversorgung Deutschlands auf Kante genäht. Wenn es so weitergeht, dann müssen die Konventionellen enorm zulegen. Oder …? Die Preise finden Sie hier.

Donnerstag, 26.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 36,17 Prozent

Der zweite Weihnachtstag: Es kam, wie es kommen musste. Die konventionelle Stromerzeugung verharrt auf dem bisherigen Niveau. Der Wind flaut hingegen ab. Fast Richtung Null. Ergebnis: Den ganzen Tag erzeugt Deutschland nicht genügend Strom, um den eigenen Bedarf zu decken. Folge: Strom muss importiert werden. Nun ist genügend Strom im Markt, so dass die Preise moderat sind. Vielleicht haben die konventionellen Stromerzeuger genau darauf spekuliert und von zusätzlicher Erzeugung abgesehen. Lesen Sie in diesem Zusammenhang: Hier klicken

Freitag, 27.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 32,69 Prozent

Wind- und Sonnenstromerzeugung verharren auf weiterhin niedrigem Niveau. Ab Mittag geht die Schere auseinander. Der Bedarf steigt, Wind und Sonnenstromerzeugung lassen nach. Die konventionelle Stromerzeugung zieht nicht genügend an. Jetzt muss Strom importiert werden, der teurer ist, als die Eigenerzeugung (Faustregel 40 € pro MWh) kosten würde. Locker verspekuliert. Von 11:00 Uhr bis 19:00 Uhr.

Samstag, 28.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 34,26 Prozent

Auch heute bleibt es bei geringer Wind- und Sonnenstromerzeugung. Auch heute muss Strom importiert werden. Allerdings in der meisten Zeit recht günstig. Wobei der Preisaspekt nur die eine Seite der Medaille ist. Die andere ist die „CO2-Ersparnis“. Nicht selbst produzierter, sondern importierter Kohlestrom bringt null CO2 auf das CO2-Konto Deutschlands. Wobei man sagen muss, dass sehr oft auch CO2-freier Atomstrom und Strom aus Wasserkraft importiert wird.

Sonntag, 29.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 49,14 Prozent

Die windarme Zeit ist vorbei! Die Stromversorgung durch die erneuerbaren Energieträger Wind- und Sonnenkraft zieht an. Fast den ganzen Tag – Ausnahme ganz früher Morgen – wird Strom exportiert. Zu nicht auskömmlichen Preisen.

Montag, 30.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 61,22 Prozent

Die Stromerzeugung durch Wind- und Sonnenkraft schlägt heute Kapriolen. Kurz vor Jahresende werden die konventionellen Stromerzeuger noch mal richtig gefordert. Bei allem guten Willen. Eine den Strompreis „schonende“ Nachführung ist kaum möglich. So ist den ganzen Tag zu viel Strom im Markt. Deutschland gibt ihn billig ab. Meistens unter 30 € pro MWh. 

Dienstag, 31.12.2019: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,42 Prozent

Schockschwerenot: Der letzte Tag des Jahres 2019 wartet mit einem unerwarteten (?) Abfall der Wind- und Sonnenstromerzeugung ab 6:00 Uhr auf. Deutschland rutscht ab 16:00 Uhr in eine Stromunterversorgung. Diese wird durch Stromimporte bei Preisen mit bis zu knapp 48 € pro MWh ausgeglichen. Kommt es gleich zum Jahresanfang 2020 zu einer Flaute?

Selbstverständlich wird 2020 die Kolumne „Woher kommt der Strom?“ weitergeführt. Nächste Woche, am 12.1.2020, werden grundsätzliche Aspekte der Analysen erläutert und Verbesserungen der Anschaulichkeit vorgestellt. Am 19.1.2020 werden die Tagesanalysen der ersten und zweiten Woche = 1.1.2020 bis 11.1.2020 erscheinen. Die um eine Woche verzögerte Analyse bleibt notwendig, damit die verwendeten Werte der Energy-Charts vollständig und im möglichen Rahmen verlässlich sind. Sie kennen das aus der Vergangenheit.

Die ersten Gesamtdaten zur Stromerzeugung des Jahres 2019

Der BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. hat bereits eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Stromerzeugungsdaten herausgegeben. Die Daten des Dokuments (Stand 12.12.2019) sind zwar in geringem Umfang hochgerechnet. Dennoch ergeben sich bereits einige wichtige Ergebnisse (Abbildung, bitte unbedingt anklicken, es öffnen sich alle weitere Abbildungen). Beachten Sie bitte, dass es sich um die Bruttodaten der Stromerzeugung Deutschlands handelt, und dass die Nettostromerzeugung beim BDEW anders definiert wird als beim Fraunhofer ISE (Abbildung 1), dessen Daten in dieser Kolumne analysiert werden. Die Differenz der Bruttostromerzeugung BDEW und Nettostromerzeugung Fraunhofer ISE beträgt etwa 90 TWh (Vergleiche Abbildung und Abbildung 2).

Es fällt auf, dass die Stromerzeugung, und damit wohl auch der Strombedarf 2019 gesunken ist. Eine weiterführende Analyse wird im Verlauf der nächsten Wochen geliefert. Dann, wenn die Zahlen einigermaßen verlässlich vorliegen, weitere Recherchen erfolgt und Gespräche mit Experten geführt wurden. Ich möchte nochmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass die vorliegenden Werte auch im Nachhinein von der Wertegebern geändert/korrigiert werden (können). Eins ist allerdings sicher. Deutschland hat im Jahr 2019 aus Frankreich die Strommenge importiert (Abbildung 3), die ein Kernkraftwerk (KKW) bereitstellt. Im Jahr 2020 wird es wohl noch mehr Strom werden, der aus Frankreich importiert werden wird. Das KKW Philippsburg 2 wurde zum 1.1.2020 vom Netz genommen. Damit fehlen 11 TWh CO2-freier Strom in Baden-Württemberg.

Dass darin ein gewisser Widerspruch zur angeblich die Welt rettenden Klimapolitik der Bundesregierung und ihrer ideologisch-fanatischen Unterstützer liegt, merkt mittlerweile auch der ein oder andere Kommentator, der im öffentlich-rechtlichen Rundfunk seine Meinung verbreiten darf. Hören Sie sich an, was Burkhard Ewert, stellvertretender Chefredakteur der Neuen Osnabrücker Zeitung, am 4.1.2019 im Deutschlandfunk zu sagen hat (Abbildung 4). Es hat den Anschein, dass die Diskussion über den Einsatz von Kernkraft in Deutschland etwas an Fahrt gewinnen wird. Was auch Zeit wird. Denn Ende 2022 – in knapp zwei Jahren, was so gut wie „nichts“ ist – sollen Neckarwestheim (Abbildung 5), das letzte Kernkraftwerk in Baden-Württemberg, Gundremmingen C (Bayern) und Grohnde (Niedersachsen) vom Netz gehen (Abbildung 6). Damit verzichtet Deutschland auf weitere 34 TWh CO2-freien Strom pro Jahr. Allein um diese Strommenge im Durchschnitt auszugleichen, wären über 5.000 Windkraftanlagen à 3 MW Nennleistung nötig (Abbildung 7). Es wird weiteres wertvolles Vermögen vernichtet.

Brief eines Ingenieurs

Wie wertvoll und nutzbringend ein Kernkraftwerk, wie unsinnig dessen Abschaltung ist, davon verschafft der Brief eines Ingenieurs aus Baden-Württemberg einen Eindruck, den ich hier mit dessen Zustimmung veröffentliche:

Sehr geehrter Herr Stobbe,

ich teile Ihre Bedenken bezüglich der Energiewende und der daraus resultierenden Versorgungssicherheit.

Ich bin schon seit Teenager-Zeiten am Thema Stromversorgung interessiert und nutze selbst auf Urlaubsreisen die Gelegenheit, entsprechende Infrastruktur zu besichtigen und mich vor Ort zu informieren. So stand ich zum Beispiel schon in den 80-er Jahren als Student im Zuge einer Tour auf dem Whisky-Trail in Schottland direkt auf dem Reaktordeckel im damaligen Kernkraftwerk Dounreay, einem der wenigen so genannten Brutreaktoren.

In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen von einem Besuch im Kernkraftwerk Neckarwestheim (Baden-Württemberg) berichten. Der Betreiber EnBW hatte Anfang 2019 für diese Besichtigungen anlässlich der herannahenden offiziellen Abschaltung in einer Kundenzeitschrift geworben („letzte Gelegenheit“). Laut Aussage einer Mitarbeiterin haben sich entgegen der Erwartungen knapp über 1000 Bürger für solch eine Tour beworben. Kalkuliert wurde wohl mit lediglich 200.

Wie dem auch sein: Anfang Dezember durfte ich dann für insgesamt etwas über drei Stunden auf das AKW-Gelände, inkl. Maschinenhaus und Containment (Sicherheitsbehälter). Begonnen wurde die Tour im Info-Center mit einer 45-minütigen PowerPoint-Einführung, dann ging es zu Fuß in den „gesicherten“ Bereich. Interessanterweise wurde die gesamte Info-Veranstaltung samt Tour von ausschließlich weiblichem Personal durchgeführt. Erwartet hatte ich das genaue Gegenteil, ist doch Nuklearphysik und Ingenieurwesen nach wie vor eher Männerdomäne. Aber vielleicht ist das eine (durchaus geschickte) Marketing-Strategie des Betreibers. Die Damen haben jedenfalls einen super Job gemacht.

Hier ein paar für mich interessante Erkenntnisse:

# Aus Sicht eines im Bereich der IT-Industrie tätigen Ingenieurs ist so ein AKW im Großen und Ganzen eher „Low-Tech“. Super solider deutscher Maschinenbau und erstklassig robuste Elektrotechnik. Anhand der zahlreichen Typschilder ließ sich erkennen, dass viele große deutsche Konzerne am Bau in den 80er Jahren beteiligt waren: Siemens, Gutehoffnungshütte u.a.

# Alles wirkte äußerst solide und überdimensioniert, war exzellent beschriftet und ggf. zusätzlich farblich markiert. So gibt es zum Beispiel vier Notstromdiesel auf dem Gelände und ein weiteres mobiles Aggregat auf einem geländegängigen Tieflader einige km entfernt vom Kraftwerk, fahrbereit abgestellt in einer bombensicheren Garage.

# Die gesamte Anlage war sehr sauber. Insbesondere innerhalb des Containments hätte man überall vom Boden essen können. Eigentlich wirkte vieles wie neu. Das hat vermutlich auch damit zu tun, dass wie in der Luftfahrt üblich Bauteile regelmäßig getauscht werden.

# Obwohl alle wissen, dass spätestens 2022 abgeschaltet wird, laufen die zyklischen Erneuerungsarbeiten regulär weiter. Wenn das AKW dann demnächst abgeschaltet wird, wird teils fabrikneues Material entsorgt werden…

# Das AKW lief zum Besuchszeitpunkt unter Volllast: Knapp 1450 MW.

Eigentlich alles recht unspektakulär: Im Reaktorbehälter „brodelt“ im Verborgenen etwas – und heraus kommt knapp 400 Grad heißer Dampf unter Hochdruck, der dann, wie in jedem anderen thermischen Kraftwerk auch, die Turbine im Maschinenhaus antreibt. Dabei wird keinerlei CO2 produziert. Null Komma null CO2!

# Die aus Russland bezogenen Brennelemente, die grob geschätzt ungefähr das Volumen von einem halben Seefracht-Container haben, reichen im Prinzip fünf Jahre für die „Befeuerung“ des Wärme erzeugenden Kernprozesses. Ein Kohlekraftwerk benötigt für die gleiche Ausgangs-Leistung täglich ca. 100 Eisenbahn-Güterwaggons Kohle. Täglich!

# Das Kraftwerk versorgt knapp eine Million Haushalte im Raum Heilbronn und Stuttgart zzgl. diverser Industriekunden. 24/7, 365 Tage im Jahr seit 30 Jahren, nur durch die regelmäßigen geplanten Revisionen unterbrochen.

# Die drei größten Stromkunden seit Inbetriebnahme: 1. Audi, 2. Daimler, 3. Porsche. Alles Perlen unserer Industrie…

# Das gesamte Personal schien überaus hoch qualifiziert zu sein. Wir durften auch in den Leitstand blicken: Schichtführer – entweder studierter Maschinenbauer oder Elektrotechniker jeweils mit 3 Jahren Zusatzausbildung zum Beispiel in der Kraftwerksschule in Essen/NRW. Alle anderen im Leitstand ebenfalls hoch qualifiziert. Das gesamte Leitstand-Personal muss – wie die Piloten von Verkehrsflugzeugen – regelmäßig zu Simulator-Schulungen nach Essen.

# Nach dem Reaktorunfall in Fukuschima musste das AKW aufwändig „Tsunami-sicher“ umgebaut werden. Schließlich könnte jederzeit solch eine Monsterwelle den Neckar hoch kommen…

# Auf meine Frage, wie lange das Kraftwerk denn noch laufen könnte, wenn man es nicht gemäß politischer Entscheidung demnächst abschalten würde, lautete die Antwort: „Im Prinzip: Unendlich.“ 10-20 Jahre mindestens bei weiterhin moderaten Wartungskosten.

# Nach dem offiziellen Ende der informativen Veranstaltung wurde von den Mitarbeitern (im kleinen Kreis/betont inoffiziell) noch die Warnung ausgesprochen, dass mit dem Abschalten der AKWs in Philippsburg und Neckarwestheim eine massive Stromlücke in Baden-Württemberg entstehen würde und aktuell eigentlich „keiner wisse, wo der Strom herkommen soll.“

Auf der Heimfahrt musste ich denken:

Was ist das für ein Irrenhaus hier in diesem Land. Da steht eine voll funktionsfähige, Milliarden teure Infrastruktur, die seit 30 Jahren zuverlässig arbeitet, mit einer top qualifizierten und erfahrenen Bedienmannschaft – und wir schalten das einfach mal so aus Lust und Laune ab, um das Weltklima zu retten. Um dann zur Kompensation Atomstrom aus dem nahen Ausland zu kaufen…

Unglaublich.

Mit freundlichen Grüßen

Dipl.-Ing. XXX *)

*) Name bekannt, aber auf Wunsch des Lesers ohne Namensnennung

Ich habe mit dem Mann ein ausführliches Telefonat geführt. Er sagte mir, dass er noch schulpflichtige Kinder habe, und er womöglich mit „Konsequenzen“ rechnen müsse, wenn der Brief mit Namensnennung veröffentlicht würde. Das ist neben der Vernichtung von gigantischen Vermögenswerten und dem Konterkarieren einer CO2-reduzierenden Energiepolitik der eigentliche Skandal. Das offene, freie und für Kritik offene Deutschland, das ich kenne, hat sich bereits abgeschafft.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier auf Rüdiger Stobbes Blog Mediagnose.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über drei Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.