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Horst Lüdecke im Bundestag: Vermeidung von CO2-Lecks durch den nationalen Brennstoff­emissions­handel

EIKE im Landtag: Lüdecke und Lüning als Sachverständige in Düsseldorf

Verordnung über Maßnahmen zur Vermeidung von Carbon-Leakage durch den nationalen Brennstoffemissionshandel (BEHG-Carbon-Leakage-Verordnung – BECV) 19/28163

(Carbon-Leakage = CO2-Emissionen)

Am Montag, 3. Mai 2021, 14 Uhr bis 16 Uhr
Ort: Videokonferenz

Für die geplanten Maßnahmen zu Vermeidung von Carbon Leakage hat es in einer öffentlichen Anhörung im BT-Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit am 3. Mai 2021, sowohl Lob als auch Kritik gegeben. In der von der Ausschussvorsitzenden Sylvia Kotting-Uhl (Bündnis 90/Die Grünen) geleiteten Anhörung bewerteten einzelne Experten die Verordnung über Maßnahmen zur Vermeidung von Carbon Leakage durch den nationalen Brennstoffemissionshandel (BEHG-Carbon-Leakage-Verordnung, 19/28163) als zu industriefreundlich, während andere eine unzureichende Entlastung der energieintensiven Industrie kritisierten.

Carbon-Leakage-Verordnung soll Unternehmen entlasten

Die BEHG-Carbon-Leakage-Verordnung basiert auf dem Brennstoffemissionshandelsgesetz, das den rechtlichen Rahmen für die CO2-Bepreisung und ein nationales Emissionshandelssystem in den Sektoren Wärme und Verkehr bildet. Diese CO2-Bepreisung belastet Wirtschaftsbereiche, die in hohem Maß fossile Brennstoffe einsetzen.

Damit diese Branchen nicht wegen CO2-Preis-bedingter Wettbewerbsnachteile ins Ausland abwandern, wo kein solcher Preis erhoben wird, sollen sie durch die Carbon-Leakage-Verordnung entlastet werden. Grundlage für die Beurteilung der Verlagerungsrisiken ist die Sektorenliste des EU-Emissionshandels.

Verordnungsentwurf der Bundesregierung

Die Bundesregierung will vermeiden, dass Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern, um der seit Anfang 2021 in Deutschland geltenden CO2-Bepreisung in den Sektoren Verkehr und Wärme zu entgehen. Zu diesem Zweck hat sie dem Bundestag die Verordnung über Maßnahmen zur Vermeidung von Carbon-Leakage durch den nationalen Brennstoffemissionshandel (19/28163) zugeleitet.

Die Verordnung beruht auf der Verordnungsermächtigung nach Paragraf 11 Absatz 3 des Brennstoffemissionshandelsgesetzes (BEHG). Sie setzt ein Eckpunktepapier der Bundesregierung um und berücksichtigt zudem einen Entschließungsantrag, den der Bundestag im Oktober 2020 angenommen hatte. Vorgesehen sind Kompensationsmaßnahmen für Unternehmen, die vom CO2-Preis besonders betroffen sind und bei denen deshalb die Gefahr besteht, dass sie ins Ausland abwandern, wo dieser CO2-Preis nicht erhoben wird.

Grundlage für die Beurteilung der Verlagerungsrisiken ist die Sektorenliste des EU-Emissionshandels. Zudem enthält die Verordnung die Möglichkeit, in einem nachgelagerten Prüfungsverfahren weitere Sektoren zu identifizieren, bei denen ein Carbon-Leakage-Risiko besteht.

STELLUNGNAHMEN

„Entlastungsgedanken wird konterkariert“

Eine erfolgreiche Energiewende könne nur zusammen mit einer wettbewerbsfähigen Industrie erfolgen, betonte Dr.-Ing. Heino Buddenberg von der C.D. Wälzholz GmbH & Co. KG, einem mittelständischen Hersteller von Stahlbändern. Die Carbon-Leakage-Liste des europäischen Emissionshandels sollte um die relevanten Branchen aus den Regelungen der Energiesteuergesetze erweitert werden, sagte Buddenberg.

Zudem konterkariere die in der Verordnung vorgesehene Regelung, wonach die begünstigten Unternehmen verpflichtet sind, ab 2023 50 Prozent und ab 2025 80 Prozent des Beihilfebetrags in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren, den Entlastungsgedanken.

„Für den energieintensiven Mittelstand kaum handhabbar“

Die Verordnung komme sehr spät, gab Jakob Flechtner vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag zu bedenken. Die von der CO2-Bepreisung betroffenen Unternehmen bräuchten dringend Planungssicherheit.

Der Sachverständige forderte unter anderem eine zügige Erweiterung der Carbon-Leakage-Liste und eine Reduzierung der Bürokratiebelastung. Die Entlastungsregelungen seien für den energieintensiven Mittelstand in der vorgesehenen Form kaum handhabbar und nicht geeignet, Nachteile gegenüber Wettbewerbern in der EU zu reduzieren.

„Wettbewerbsnachteile von Gartenbaubetrieben bleiben“

Rund 4.000 Gartenbauunternehmen nutzten fossile Energieträger, sagte Dr. Hans Joachim Brinkjans vom Zentralverband Gartenbau. Betriebe mit Gewächshäusern stünden vor großen Herausforderungen, da sie die höheren Produktionskosten wegen des harten Wettbewerbs nicht auf die Preise aufschlagen könnten.

Brinkjans kritisierte, das Emissionshandelssystem orientiere sich an der Großindustrie und nicht am Mittelstand, und die Entlastungsregeln seien nicht geeignet, die Wettbewerbsnachteile von gärtnerischen Betrieben deutlich zu reduzieren.

„Unternehmen brauchen Klarheit über künftige Kostenbelastung“

Die Wirtschaft stehe vor einer Jahrhunderttransformation, erklärte Prof. Dr. Ines Zenke von der Kanzlei Becker Büttner Held. Es sei richtig und wichtig, dass die Verordnung schnell in Kraft trete, damit die Unternehmen Klarheit über ihre künftige Kostenbelastung erhielten.

Die Entlastung durch die Maßgaben des vorliegenden Verordnungsentwurfs bleibe jedoch erheblich hinter der zurück, die Unternehmen unter dem europäischen Emissionshandelssystem beanspruchen könnten.

„Ausgewogene Ausgestaltung wichtig“

Dr. Ralf Bartels von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie begrüßte die Verordnung. Sie stelle einen wichtigen Pfeiler dar, um die CO2-Bepreisung mit Wettbewerbsfähigkeit zu vereinbaren, und sollte deshalb schnellstmöglich verabschiedet werden.

Wichtig sei jedoch eine ausgewogene Ausgestaltung, wobei die Industrieunternehmen vom nationalen Recht nicht schlechtergestellt werden dürften als vom EU-Recht.

„Extreme Kosten bei völlig unsicherer Wirkung“

Die Notwendigkeit der Verordnung grundsätzlich infrage stellte Dr. Horst-Joachim Lüdecke, emeritierter Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Das Klima lasse sich nicht schützen und habe sich auch ohne Einwirkung des Menschen verändert.

Die Politik ignoriere die Verhältnismäßigkeit ihrer Klimaschutzmaßnahmen, und die CO2-Vermeidung bedeute extreme Kosten bei völlig unsicherer Wirkung.

„Weitere Sektoren in die Carbon-Leakage-Liste aufnehmen“

Als „Stimme des energieintensiven Mittelstandes“ stellte sich Lars Baumgürtel von der Zinq GmbH & Co KG vor, die im Bereich Feuerverzinken von Stahl tätig ist. Die Betriebe setzten Energie nicht konsumptiv ein, sondern stellten damit langlebige Produkte her, betonte er.

Die bei der Herstellung verbrauchte Energie werde durch die lange Lebensdauer der Güter kompensiert, was bedauerlicherweise nicht berücksichtigt werde. Baumgürtel forderte außerdem, weitere Sektoren in die Carbon-Leakage-Liste aufzunehmen.

„Weitere Ausnahmen würden Lenkungswirkung schmälern“

Ulf Sieberg von CO2-Abgabe e.V., einem Zusammenschluss von Unternehmen und Verbänden, kritisierte unter anderem, dass die unternehmensbezogene Prüfung erst ab 2023 eingeführt werde und die nachträgliche Anerkennung von weiteren Sektoren möglich sei. Positiv sei, dass für die Entlastungen Gegenleistungen beim Klimaschutz eingefordert würden.

Sieberg äußerte die Befürchtung, dass es weitere Ausnahmen zum Beispiel für die Güterverkehrsbranche geben werde und damit die Lenkungswirkung für den Klimaschutz weiter geschmälert werde.

„Zu viele Begünstigte, zu hohe Entlastung“

Die geplanten Gegenleistungen hob auch Carolin Schenuit vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft positiv hervor. Gleichzeitig kritisierte sie diverse Punkte der Verordnung. So gebe es zu viele Begünstigte, die Entlastung sei zu hoch und die Stromkostenentlastung werde nicht vom Beihilfebetrag abgezogen.

Sehr viele Sektoren profitierten von pauschalen Entlastungen für alle Unternehmen, was das CO2-Preissignal in der Industrie schwäche, bemängelte die Sachverständige.

Das ganze Video finden Sie auf der Seite des Bundestages (hier) – Horst Lüdecke ab h:min  0:24:00, 0:50:00, 1:19:10, 1:44:55




EIKE im Landtag: Lüdecke und Lüning als Sachverständige in Düsseldorf

Leider gibt es noch kein Video vom Landtag; und der Life-Stream ist nur für angemeldete Bürger sichtbar.

Daher hier der Text der Stellungnahmen.

Prof. Horst Lüdecke:

Gutachterliche Stellungnahme zum Gesetzentwurf der Landesregierung Klimaanpassungsgesetz
Nordrhein-Westfalen (KIAnG)
Zusammenfassung und Stellungnahme
Der Gesetzentwurf des Klimaanpassungesetzes (im Folgenden KlAnG) bezieht sich auf die stets notwendige und vernünftige Aktivität der zivilisierten Menschheit, sich vor schädlichen Folgen des Klimawandels (es gibt genauso viele positive Folgen) durch möglichst frühzeitig durchgeführte Maßnahmen zu schützen.

Diese Bestrebungen gibt es vermutlich, seit die Menschheit existiert. Heute sind sie infolge
der immer größeren Verwundbarkeit moderner Zivilisationen gegen Wetter- und Klima-Unbilden
dringender denn je geworden. Musterbeispiel dafür sind die Holländer mit ihren Deichsystemen, die
seit jeher gemäß der sich ändernden Überschwemmungsbedrohung verstärkt und angepasst wurden.
Daher wird diesem Gesetzentwurf hier prinzipiell zugestimmt. Aus Platzgründen wird auf das Eingehen
auf Einzelheiten verzichtet, weil fast unzählige Aktionsfelder beteiligt sind, stellvertretend seien nur
die landwirtschaftliche Wasserversorgung und der Hochwasserschutz in von Fluss-Überschwemmungen
gefährdeten Wohngebieten genannt.

Leider enthält der KIAnG aber sachliche Fehler, die seine Absicht und Wirkung zwar nicht maßgebend
berühren, aber dennoch korrigiert werden sollten. Der KlAnG enthält zudem auch einen gefährlichen
Mangel, auf den hier hingewiesen wird und der in einer Korrektur des Entwurfs zu berücksichtigen ist.
Zum Zweck der Platzersparnis wird in den folgenden Anmerkungen neben weiteren Quellen auch die
ausführliche Stellungnahme des Autors zur Neufassung des Klimaschutzgesetz referenziert, am Vormittag des 10.05.2021 in einer Expertenbefragung der NWR-Landesregierung behandelt. Diese Stellungnahme ist nachfolgend als NeuKL abgekürzt.

Sachliche Fehler des KlAnG:
KIAnG, Seite 2, I, 13.2:
Dort heißt es „Klimaschutz und Klimaanpassung vor Ort stärken“. Klimaschutz ist aber ein völlig sinnloser
Begriff (s. NeuKL), denn Klima – ein statistisches Mittel über mindestens 30 Jahre – kann man
nicht schützen. Zudem hat „Klimaschutz“ nicht das Geringste mit „Anpassung an Klimawandel“ zu tun
und gehört daher nicht in den Gesetzentwurf.

KIAnG, Seite 5, §1:
Hier steht „…Damit sollen die negativen Auswirkungen des Klimawandels begrenzt…“. Das ist in dieser
Formulierung falsch, denn Klimawandel hat oft genug auch ebenso viele positive Auswirkungen gehabt,
s. Grönland = Grünland, die mittelalterliche Warmzeit usw. Auch der jüngste Klimawandel hat
natürlich auch positive Auswirkungen, so sind durch die Erwärmung früher nicht geeignete Gebiete im
höheren Norden (Sibirien) jetzt zu landwirtschaftlichen Nutzflächen geworden. Es muss daher an Stelle
von „die negativen Auswirkungen“ korrekt „negative Auswirkungen“ heißen. Die gleiche Korrektur ist
auf Seite 5, §3, (1), Seite 6, §4 (5) und allen weiteren Stellen mit der Formulierung „die negativen Auswirkungen“ vorzunehmen.

KIAnG, Seite 9, Begründung, A Allgemeiner Teil, erster Satz:
Wieder heißt es „Schutz des Klimas“, der folgende Satz ist aber noch größerer sachlicher Unsinn. Es ist
leider nicht ausgemacht, dass auf Jahrhunderte bis Jahrtausende die günstige heutige Erwärmung bestehen bleibt wie im Text behauptet. Mit den Erkenntnissen der Klimawissenschaft sind die entsprechenden Aussagen vom IPCC(?) – dem Autor unbekannt, selbst das IPCC schreibt seines Wissens solch einen Unsinn nicht – jedenfalls nicht vereinbar. Jeder Klimaforscher bestätigt, dass eine neue Eiszeit vor der Tür steht, sie ist angesichts der großen Länge des warmen Holozän (ca. 9000 Jahre) bereits überfällig. Wenn die Menschheit noch ein paar 100 Jahre oder gar 1000 Jahre von der nächsten Eiszeit
verschont bleibt, wäre dies ein ausgesprochener Glücksfall. Alle weiteren Phantastereien im Text, bei
denen man sich insbesondere bei fragwürdigen Aussagen des Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung
(PIK) bedient hat, mögen Unterhaltungswert aufweisen, als Begründung für das sehr sinnvolle
Klimaanpassungsgesetz wirken sie aber eher lächerlich und sollten besser gestrichen werden.

KIAnG, Seite. 9, B, Zu Absatz 2:
Zum 2-Grad Ziel (inzwischen sind es sogar 1,5 Grad geworden!) erlaubt sich der Autor ohne weiteren
Kommentar den bekannten Klimaforscher Prof. Dr. Heinz Miller, ehemaligen Direktor des Alfred-Wegener-
Instituts in Bremerhaven zu zitieren

Wer von Klimaschutz redet, weckt Illusionen. Klima lässt sich nicht schützen und auf einer Wunschtemperatur stabilisieren. Es hat sich auch ohne Einwirkungen des Menschen oft drastisch verändert. Schlagworte wie „Klimakollaps“ oder „Klimakatastrophe“ sind irreführend. Klima kann nicht kollabieren, die Natur kennt keine Katastrophen

Gefährlicher Mangel des KlAnG:
KIAnG, Seite 2, I:
In der hier vorgenommenen Aufzählung im Text fehlt der wohl wichtigste Punkt, der sogar zuerst genannt werden sollte. Dieser Punkt ist auch im folgenden Text des KIAnG nirgendwo explizit erwähnt. Klimawandel kann (muss aber nicht) bedeuten, dass Extremwetter wie Stürme, Starkregen etc. zunehmen. So zeichnete sich insbesondere die „kleine Eiszeit“ als Kälteperiode von ca. 1450 bis 1850 durch solche Extremwetterzunahmen aus. Sämtliche noch erhaltenen Hochwasserpegel an Europas Flüssen belegen dies [3]. Glücklicherweise waren Extremwetterzunahmen in unserer jüngsten Erwärmungsphase bislang nicht zu beobachten [4]. Extremwetter sind insbesondere für eine zuverlässige Stromversorgung gefährlich. Diese Zuverlässigkeit ist aber im heutigen Deutschland auf Grund des zunehmenden Windrad- und Photovoltaikausbaus mit fluktuierender und im Extremfall völlig fehlender Leistungsabgabe der Anlagen nicht mehr gegeben [5] (Photovoltaik nachts oder bei Wolkenbedeckung, Windräder bei Flaute).

Der Autor empfiehlt daher dringend, den Punkt „gegen Extremwetter resiliente Stromversorgung“ in das KIAnG explizit und betont mit aufzunehmen. Dazu gehört beispielsweise als wohl wichtigste Anpassungsmaßnahme, ausreichend viele grundlastfähige Kohlekraftwerke weiter in Betrieb zu belassen. Auf die Gefahren eines längerfristigen Blackouts wurde bereits an vielen Stellen hingewiesen, auch von der Bundesregierung [6]. Es wird zudem empfohlen, auch auf „S. 6, §4 unter 1., Sonstige Maßnahmen“ eine ertüchtigte und sichere Stromversorgung als robuste und gegen jede Wetter- und Klimaunbilden resiliente Stromversorgung explizit als Anpassungsmaßnahme zu nennen.

Zum Autor
Jahrgang 1943, Studium und Promotion in Physik, kernphysikalische Forschung, chemische Industrie (BASF), Professur an der HTW des Saarlandes (Physik, Informatik, OR), seit 2008 em. im Altersruhe-stand.
Verfasser eines Fachbuchs und drei Sachbüchern, Erstautor und Mitautor in 10 begutachteten Klima-fachpublikationen in Fachjournalen wie Climate of the Past der Europäischen Geophysikalischen Union oder Hydrology: regional studies (Elsevier) und weiteren, s. hierzu https://www.horstjoachimlue-decke.de/ unter „Publikationen“. Seit jüngerer Zeit anonymer Peer Reviewer bei zwei begutachteten Klimafachjournalen.

3 Historische Hochwassermarken, http://real-planet.eu/hochwasser.htm
4 IPCC, 2013. Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Re-port of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge and New York: Cambridge University Press. AR5, WG1, Technical summary, TS.6.3, S. 114.
5 H.-J. Lüdecke: Energie und Klima, Kapitel 3.4, expert Verlag 2020.
6 Deutscher Bundestag, Drucksache 17/5672. https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/056/1705672.pdf


Dr. habil. Sebastian Lüning:

Stellungnahme zur Sachverständigen-Anhörung des Ausschusses für Wirtschaft, Energie und Landesplanung am 10. Mai 2021, Gesetzesentwurf der Landesregierung, Drucksachen 17/12976 und 17/12977, Landtag Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf

Im Pariser Klimaabkommen von 2015 haben sich die Staaten der Erde darauf geeinigt, alles dafür zu tun, die Klimaerwärmung auf 2°C über dem Mittelwert von 1850-1900 zu begrenzen, und sogar eine Schwelle von 1,5°C nicht zu überschreiten. Auch Nordrhein-Westfalen muss hier seinen Beitrag leisten, was ein effektives Klimaschutzgesetz und gemeinsame Anstrengungen erfordert. Umso wichtiger ist ein robustes fachliches Fundament, auf dem die Klimaschutzmaßnahmen fußen. Leider enthält der Gesetzentwurf KlAnG und die damit verbundene Drucksache 17/12977 klimawissenschaftliche Mängel, die vor einer Verabschiedung des Gesetzes auf jeden Fall behoben werden sollten, um die Grundlage der gesellschaftlichen Bemühungen zu stärken.

Abschnitt „A Problem“ (Seite 1, Drucksache 17/12977)
Im Entwurf heißt es: „Stattdessen besteht die Notwendigkeit, den bereits heute spürbaren Symptomen wie u.a. häufigeren Dürephasen und Hitzewellen oder Extremwetterereigissen wie Starkregen stärker vorzubeugen,…“.
Aus dem Kontext ist zu verstehen, dass es sich hier um das Gebiet Deutschlands handeln muss. Während Hitzwellen in der Tat im Zuge der Klimaerwärmung der letzten 150 Jahre häufiger geworden sind, trift dies nicht auf Dürrephasen, Starkregen oder viele andere Extremwetterereignisse zu. Insofern ist die Aussage im Gesetzesentwurf klimawissenschaftlich nicht korrekt.

Dürrephasen
In Deutschland gibt es keinen statistisch gesicherten Trend in der Häufigkeitsentwicklung von Trockenperioden, stellte das Umweltbundesamt (UBA) in seinem ‚Monitoringbericht 2015 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel‘ fest.(Umweltbundesamt, 2015) Allerdings seien ausgeprägte natürliche Schwankungen mit abwechselnden Phasen stärker und geringer ausgeprägter Trockenheit festzustellen (Umweltbundesamt, 2015). In Österreich sind die Sommer in den letzten 55 Jahren etwas feuchter geworden (ZAMG, 2020). Stellt man die Dürregeschichte des Alpenraums der letzten Jahrzehnte in den Kontext der letzten Jahrhunderte, so ist auch hier kein Langzeittrend zu erkennen (Haslinger et al., 2016). Zu den drei trockensten Sommern der letzten 500 Jahre zählen in den Alpen neben 2003 auch die Jahre 1921 und 1540 (Casty et al., 2005).

Zwar gab es zwischen 2013 und 2019 in Deutschland eine Häufung von Dürren. Aus der Sommer-Niederschlags-Statistik des Deutschen Wetterdienstes für die letzten 140 Jahre geht aber auch hervor, dass es bereits in der Vergangenheit immer wieder Serien von Dürresommern gegeben hat, zum Beispiel in den 1920er und 1980er Jahren (Abbildung 1). Langfristig hat sich die Regenmenge im Sommer in Deutschland leicht verringert.

Abb. 1: Sommerniederschläge in NRW während der letzten 140 Jahre. Quelle: DWD.

Eine kürzliche Studie auf Basis von Sauerstoff- und Kohlenstoff-Isotopen in Baumringen glaubte, dass die kürzlichen Dürren bereits den Bereich der natürlichen Schwankungsbreite der letzten 2000 Jahre verlassen hätte (Büntgen et al., 2021). Eine kurz darauf erschienene andere Studie eines breiter aufgestellten Datensatzes konnte dies jedoch nicht bestätigen. In der Studie des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) kamen neben Dicke-Messungen von Baumringen auch historische Aufzeichnungen zu Wasserständen in Flüssen sowie meteorologische Messdaten zum Einsatz (Ionita et al., 2021). Laut AWI bewegten sich die Dürresommer der letzten Jahre noch vollständig innerhalb der Grenzen der natürlichen Klima-Variabilität. Ähnlich extreme Dürreperioden gab es mehrfach auch in der vorindustriellen Vergangenheit. Die ausgeprägtesten Dürren in Mitteleuropa ereigneten sich von 1400 bis 1480 sowie 1770 bis 1840 zu Zeiten einer reduzierter Sonnenaktivität.
Auch eine kürziche Studie zur Dürre-Historie Westeuropas für die vergangenen 170 Jahre anhand von Wetter-Stations-Daten konnte keinen statistisch signifikanten Langzeit-Trend bei den Dürren ausmachen, dafür aber starke Schwankungen (Vicente-Serrano et al., 2021).

Starkregen und Überschwemmungen
Seit 1951 hat sich die Häufigkeit von Starkniederschlag in Deutschland von mehr als 30 mm nur geringfügig erhöht (DWD, 2014). Die Veränderung ist aus statistischer Sicht jedoch insignifikant, so dass kein belastbarer Langzeittrend ausgemacht werden kann. Die Zeitreihe moderner Radardaten zum Starkregen ist leider noch zu kurz, um aussagekräftige Trends interpretieren zu können (DWD, 2016). Auch das Umweltbundesamt konnte in seinem Monitoringbericht 2015 zum Klimawandel keine belastbaren Trends zu Starkniederschlägen in Deutschland finden (Umweltbundesamt, 2015). Die Zahl der Tage mit einer Niederschlagssumme von 20 mm und mehr im Sommer ist seit 1951 nahezu unverändert geblieben. Im Winter ist der entsprechende Index (Flächenmittel der maximalen 5-Tagessumme der Niederschläge) zwar leicht angestiegen, wobei der Anstieg aufgrund der starken Variabilität von Jahr zu Jahr statistisch nicht signifikant ist.
Klimarekonstruktionen dokumentieren eine hohe natürliche Variabilität der Hochwasserhäufigkeit in Deutschland während der vergangenen Jahrhunderte. Studien zeigen, dass Hochwasser in Mitteleuropa in den vergangenen 500 Jahren nicht häufiger geworden ist (Der Spiegel, 2013; Schmocker-Fackel and Naef, 2010). Dasselbe gilt auch für Gesamteuropa und die letzten 50 Jahre (Blöschl et al., 2017). Auf der 7. Deutschen Klimatagung im Oktober 2006 stellten Manfred Mudelsee und Gerd Tetzlaff Studienergebnisse vor, die auch für Deutschland keine Zunahme der Hochwasserereignisse sahen (Mudelsee and Tetzlaff, 2006). Weil immer mehr Menschen an die Ufer zogen, stiegen aber die Schäden durch Hochwasser. Zieht man diesen Wertzuwachs-Effekt ab, zeigt sich Berechnungen zufolge keine ungewöhnliche Zunahme in den vergangenen Jahrzehnten (Barredo, 2009; Paprotny et al., 2018; TU Delft, 2018).

Abschnitt „§ 9 Monitoring“ (Seite 8, Drucksache 17/12977)
Ein fortlaufendes wissenschaftliches Monitoring is ausdrücklich zu begrüßen. Dies sollte auf jeden Fall auch die klimawissenschaftlichen Trends beinhalten. Neben einer gewissenhaften Auswertung der Messdaten der letzten 150 Jahren ist auch eine verstärkte Auseinandersetzung mit der vorindustriellen Klimaentwicklung Nordrhein-Westfalens für die vergangenen Jahrtausende notwendig. Denn diese vorindustriellen Klimaschwankungen der letzten zwei bis zehn Millennia bilden den eigentlichen vorindustriellen Kontext der natürlichen Klimaentwicklung, stellen also das natürliche Basisniveau („baseline“) dar, gegen das die heutigen Entwicklungen verglichen werden müssen. Der IPCC ist sich sehr wohl darüber bewusst, dass das derzeit verwendete „vorindustrielle“ Vergleichsniveau 1850-1900 am Ende der Kleinen Eiszeit im Vergleich zur Gesamtheit der letzten Jahrtausende deutlich zu kalt ist (Lüning, 2021; Lüning and Vahrenholt, 2017). In den folgenden zwei Absätzen wird die klimahistorische Entwicklung NRWs und Mitteleuropas kutz zusammengefasst, als das 1,5-Grad-Ziel bereits mehrfach auf natürliche Weise zumindest lokal überschritten wurde.

Temperaturentwicklung der letzten 1000 Jahre
Die Moderne Wärmephase ist nicht die einzige Erwärmungsperiode in der nacheiszeitlichen Klimageschichte. Bereits im Mittelalter vor 1000 Jahren ereignete sich eine Warmphase, die besonders gut aus dem nordatlantischen Raum bekannt ist, aber auch in vielen Regionen der restlichen Welt ausgeprägt war, z.B. in Afrika (Lüning et al., 2017), Antarktis (Lüning et al., 2019b), Südamerika (Lüning et al., 2019a) und Ozeanien (Lüning et al., 2020). So wurde die Mittelalterliche Wärmeperiode (MWP) bzw. Mittelalterliche Klimaanomalie (MCA) auch aus dem NRW-Nachbarland Rheinland-Pfalz (RP) beschrieben. Moschen et al. (2011) rekonstruierten die Temperaturgeschichte anhand von Kohlenstoffisotopen in einem Torfkern aus dem Dürren Maar. Dabei fanden sie eine Erwärmung von mehr als 5°C im Übergang der Kälteperiode der Völkerwanderungszeit (500-700 n. Chr.) zur MWP (Abbildung 2). In diesem Zusammenhang traten offenbar starke Erwärmungsschübe auf, bei denen die Temperaturen auf natürliche Weise innerhalb weniger Jahrzehnte um mehrere Grad nach oben schnellten. Insofern scheint weder das heutige Temperaturniveau, noch die heutige Erwärmungsrate im Raum NRW-RP im historischen Kontext beispiellos zu sein.

Abb. 2: Temperaturentwicklung des Dürren Maar (Eifel) während der letzten 2000 Jahre basierend auf einer Temperaturrekonstruktion anhand von Zellulose-Kohlenstoffisotopen eines Torfkerns. Nullpunkt der Temperatur-Anomalieskala liegt etwas über dem Temperaturdurschnitt der letzten 2000 Jahre (Kleine Eiszeit fehlt). Linke Kurve: Ungeglättete Daten. Rechte Kurve: Gleitender Mittelwert über 60 Jahre. Daten digitalisiert von Moschen et al. (2011).

Temperaturentwicklung der letzten 10.000 Jahre
Erweitert man den Referenzzeitraum auf die letzten 10.000 Jahre, so wird klar, dass es eine ganze Reihe von Warm- und Kältephasen in vorindustrieller Zeit gegeben hat. In der Wissenschaft wird hier von klimatischen Millenniumszyklen gesprochen, da sich die Änderungen im Takt von 1000-2000 Jahren ereigneten. Die Zyklen sind aus allen Erdteilen beschrieben worden (Lüning and Vahrenholt, 2016) und könnten zumindest einen Teil ihres Antrieb aus der schwankenden Sonnenaktivität beziehen (Bond et al., 2001). Andere Forscher nehmen einen klimasysteminternen Puls an.
Eine derartige Millenniumszyklik wurde auch in der sauerländischen Bunkerhöhle von Fohlmeister et al. (2012) nachgewiesen. Rhythmische Änderungen in den Sauerstoffisotopen- in Tropfsteinen zeigen über die vergangenen 11.000 Jahre einen fortlaufenden natürlichen Klimawandel, bei dem das System zwischen warm/feucht und kalt/trocken schwankte (Abb. 3). Der Wechsel zwischen der Kältephase der Völkerwanderungszeit, MWP und Moderner Wärmeperiode ist in der Höhlenrekonstruktion gut erkennbar.

Abb. 3: Natürliche Klimaschwankungen im Sauerland während der vergangenen 11.000 Jahre, rekonstruiert auf Basis von Sauerstoffisotopenschwankungen (δ18O) von Tropfsteinen der Bunkerhöhle. Einheit in Promille der Sauerstoffisotope. CWP=Moderne Wärmeperiode (Current Warm Period), MWP=Mittelalterliche Wärmeperiode, DACP=Kälteperiode der Völkerwanderungszeit (Dark Ages Cold Period), RWP=Römische Wärmeperiode. Alterskala zeigt Jahre vor 1950 (Years BP, before ‚present‘=1950). Daten von Fohlmeister et al. (2012), heruntergeladen von https://www.ncdc.noaa.gov/paleo/study/20589

Eine besonders warme Phase stellte das sogenannte Holozäne Thermische Maximum (HTM) dar, das sich in der Zeit 8000-5500 Jahre vor heute ereignete. Kühl and Moschen (2012) rekonstruierten die Temperaturen dieser Klimaepisode für das Dürre Maar anhand von Pollen. Es zeigte sich, dass die Temperaturen in der Eifel damals um mehr als ein Grad über dem heutigen Wärmeniveau lagen (1990-2017), bzw. fast zwei Grad, wenn man das kühlere Referenzintervall 1961-1990 zum Maßstab nimmt. Die Juli-Temperaturen der Eifel lagen während des HTM bei 18,0-18,5°C, wohingegen an der nächstgelegenen Wetterstation Manderscheid im DWD-Referenzintervall 1961-1990 ein Juli-Durchschnittswert von 16,3°C gemessen wurde (Kühl and Moschen, 2012).
Das Fachgebiet der Paläoklimatologie hat in den letzten 15 Jahren große Fortschritte gemacht, und es wurde in der ganzen Welt eine Vielzahl von neuen lokalen Temperaturrekonstruktionen erstellt. Die regionale und überregionale Synthese dieser Daten hinkt dabei allerdings noch etwas hinterher. So gibt es bis heute noch immer keine robuste globale Temperaturrekonstruktion für die vergangenen 10.000 Jahre, bei der sowohl Land- als auch Meerstemperasturen integriert sind. Die vielzitierte Kurve von Marcott et al. (2013) stützt sich fast ausschließlich auf Meerestemperaturen, deren Temperaturänderung jedoch aufgrund der thermischen Trägheit der Ozeane sehr viel weniger stark ausfällt als an Land. Eine globale Temperaturrekonstruktion für die letzten 2000 Jahre durch das PAGES 2k Consortium (2013) fand, dass es in der Zeit 1-600 n. Chr. offenbar bereits mehrfach mindestens genauso warm gewesen ist wie heute. Allerdings ist auch hier noch mit Änderungen zu rechnen, da die Rekonstruktion stark auf Baumringdaten setzt, die in vielen Fällen aus unveröffentlichten und nichtbegutachteten Quellen stammen. Zudem scheinen in die Mittelwerte auch andere ungeeignete Daten eingearbeitet worden zu sein (Beispiel Afrika: Lüning et al., 2017). Insofern sollte hier zunächst verstärkt auf verlässlichere lokale Temperaturserien wie die Bunkerhöhle und das Dürre Maar gesetzt werden, bis in Zukunft hoffentlich bald verbesserte globale Temperaturkurven verfügbar werden.

Problematische Klimamodelle
Die Klimaprognosen bis zum Jahr 2100 basieren auf theoretischen Klimasimulationen. Für den in Kürze erscheinenden 6. Klimazustandsbereicht (AR6) des IPCC wurden von den führenden Instituten der Welt neue Klimamodelle (CMIP 6) erstellt, die dem CO2 eine noch stärkere Erwärmungsfähigkeit zugemessen haben als zuvor. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass der Großteil der CMIP 6-Modelle grundlegende Fehler enthielt, so dass die mit ihnen errechneten Prognosen wohl kaum belastbar sind.
Im Dezember 2019 warnte eine Gruppe um den IPCC-Autor Piers Forster von der University of Leeds explizit, dass die überhöhten Klimasensitivitäts-Werte der neuen Klimamodelle nicht in Einklang mit den Messwerten stehen und sich daher wohl letztendlich als falsch erweisen werden (Forster et al., 2020). Im Laufe des Jahres 2020 erschienen weitere Publikationen, die eine geringere Erwärmungswirkung des CO2 unterstützten (Glassmeier et al., 2021). Im Februar 2021 veröffentlichte eine Forscherguppe der Princeton University und der University of eine weitere Studie, die den überhöhten CO2-Klimasensitivitäten der CMIP6-Modelle eine Absage erteilt (Wang et al., 2021). Der für die zukünftig zu erwartende Erwärmung wichtige Wert der „CO2-Klimasensitivität“ ist noch immer nur sehr ungenau bekannt. Die vom IPCC (AR5) angegebene Spanne reicht von 1,5°C bis 4,5°C Erwärmungswirkung pro CO2-Verdopplung, also eine mit Faktor 3 behaftete Unsicherheit.
Das im Gesetzesentwurf festgeschriebene Klimamonitoring sollte auch die Entwicklungen in diesem Aspekt detailliert verfolgen, da das notwendige Tempo der Dekarbonisierung von einer hoffentlich bald genaueren Einschätzung der CO2-Klimasensitivität beeinflusst wird. Aufgrund der zu erwartenden enormen Kostensteigerungen für Energie, Zement und andere direkt oder indirekt mit der CO2-Besteuerung verbundenen Lebensbereichen, muss die Politik einen gesunden Mittelweg zwischen Klimaschutz, Innovation sowie wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit finden. Subventionen und planwirtschaftliche Elemente sind nur für eine relativ kurze Übergangszeit finanzierbar. Politische Planer sollten den Bürgern die Gesamtkosten des Projekts „Energiewende“ transparent mitteilen und darauf hinweisen, dass Klimaschutz nicht umsonst zu haben ist. Mittlerweile hat Deutschland den höchsten Strompreis der Erde, wobei mit weiteren Preisteigerungen gerechnet wird. Eine Teilfinanzierung der EEG-Umlage aus Steuermitteln belastet letztendlich auch wieder den Stromkunden, diesmal als Steuerzahler. Unter diesem Hintergrund sollte die Geschwindikeit der Dekarbonisierung in der Tat regelmäßig auf die klimatische, wirtschaftliche und soziale Verträglichkeit hin überprüft werden, da ansonsten die Unterstützung des Projekts durch die Öffentlichkeit schnell verloren werden könnte.
Empfehlungen

• Das Thema der vorindustriellen natürlichen Klimavariabilität darf kein Tabu-Thema bleiben. Auch die Klimadiskussion kann aus der Geschichte lernen, muß klimahistorische Fakten anerkennen und einbeziehen.
• Behörden, Politiker und Forscher müssen die enorme natürliche Klimavariabilität der vorindustriellen Zeit aktiv kommunizieren. Die Klimageschichte beginnt nicht erst am Ende der Kleinen Eiszeit um 1880.
• Geignete Maßnahmen sollten ergriffen werden, um die CO2-Klimasensitivität und die damit verbundenen natürlichen und anthropogenen Anteile der Erwärmung der letzten 150 Jahre endlich enger einzugrenzen. Die aktuelle große Spannbreite stellt keine robuste Planungsgrundlage für weitreichende Änderungen der Industriestruktur dar.

Zur Person
Dr. habil. Sebastian Lüning (www.luening.info) studierte Geologie/Paläontologie an der Universität Göttingen. Seine Promotion und Habilitation in diesem Fach erhielt er an der Universität Bremen. Für Vordiplom, Doktorarbeit und Habilitation erhielt Lüning jeweils Studienpreise. Während seiner Postdoc-Zeit arbeitete er zu ökologischen Sauerstoffmangelsituationen in der Erdgeschichte. Seit 2007 ist Lüning hauptberuflich in der Energiebranche tätig, aktuell mit Schwerpunkt im Bereich der Energiewende. Die Teilnahme an dieser Anhörung und die Beschäftigung mit dem Thema Klimawandel erfolgt ausschließlich in privater Funktion, in Fortsetzung seiner langjährigen Vollzeit-Forschertätigkeit. Diese Forschung ist vollständig unabhängig und wurde weder von der Industrie beauftragt noch von ihr gefördert.

Im Jahr 2020 veröffentlichte Lüning zusammen mit Fritz Vahrenholt das Buch „Unerwünschte Wahrheiten – Was Sie über den Klimawandel wissen sollten“. Sebastian Lüning ist mit dem Institut für Hydrographie, Geoökologie und Klimawissenschaften (IFHGK) in der Schweiz assoziiert und wirkte als offizieller Gutachter an den IPCC-Sonderichten zum 1,5 Grad-Ziel und zu Ozeanen/Kryosphäre mit. Zudem war Lüning auch als Gutachter am 6. Klimazustandsbericht des IPCC beteiligt.

Literatur
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ZAMG, 2020, Klimamonitoring: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/klima-aktuell/klimamonitoring/.




Neue Broschüre: 9 Fragen zur „Energiewende“ von Horst-Joachim Lüdecke

3. aktualisierte Auflage, aus dem TvR Medienverlag Jena, 2020.

ISBN 978-3-940431-60-8. Jena 2020. 28 S. 4,00 EUR (D)

Für die „Energiewende“, eigentlich eine Neuordnung der Stromproduktion, gab es nie einen sachlichen Grund. Ihre Undurchführbarkeit wird immer deutlicher. Prof. Dr. Lüdecke zeigt, daß bei diesem politischen Großprojekt weder die naturwissenschaftlichen Prämissen stimmen, noch die erwünschten Ergebnisse eintreten. Ganz im Gegenteil: Unsere Umwelt wird durch Windanlagen und Hochspannungsleitungen immer weiter zerstört, während die Kosten immer weiter steigen.

Aus dem Inhalt:

Frage 1: Welche Methoden sind unverzichtbar für unsere Energieversorgung?

Frage 2: Was bezweckt die ”Energiewende”?

Frage 3: Was ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), was hat es bewirkt?

Frage 4: Welcher Strom ist umweltschädlich?

Frage 5: Welche Nachteile haben neue Energien?

5.1 Zu geringe Leistungsdichte und massive Umweltschädigung

5.2 Flatterstrom und Blackout-Gefahr

Frage 6: Welche Vorteile haben neue Energien?

Frage 7: Kosten der Energiewende, neue Arbeitsplätze?

Frage 8: Wo sind revolutionäre Techniken für die Energiewende?

Frage 9: Dürfen wir noch fossile Brennstoffe verfeuern?

Zu beziehen über unser Büro per Mail info@eike-klima-energie.eu, (Postanschrift nicht vergessen) oder in jedem Buchhandel (auch Amazon).




Horst-Joachim Lüdecke: Energie und Klima – Chancen, Risiken und Mythen, 4. überarbeitete Auflage. Eine Buchbesprechung.

Autor

Horst-Joachim Lüdecke ist pensionierter Professor für Physik, als Klimaforscher (Mit-)Autor zahlreicher internationaler Publikationen in begutachteten Fachjournalen und Autor einiger populärwissenschaftlicher Bücher. Auch durch Vorträge und Anhörungen in Parlamenten ist er bekannt geworden. Wer ihn noch nicht kennt (was hier selten sein dürfte), findet Einzelheiten hier.

Charakteristik und Stil

Im vorliegenden Buch hinterfragt der Autor das gängige mediale Narrativ zum anthropogenen CO2 als Hauptursache des aktuellen Klimawandels und damit verbunden die deutsche Energiepolitik. Auf nur 221 Seiten mit 33 Abbildungen bringt er dabei nahezu Unglaubliches fertig: Der Text ist so komprimiert geschrieben und gespickt mit Fakten, dass man als Leser mit fortschreitendem Kenntnisstand bei wiederholtem Lesen immer wieder Neues entdeckt. Gleichzeitig liest er sich, auch für thematische Neulinge, flüssig und (scheinbar) leicht. Obwohl als populärwissenschaftliches Buch konzipiert, weicht der Autor der Komplexität des Gegenstandes nicht aus und erliegt nie der Gefahr, unzulässig zu vereinfachen.

Lesebeispiel: Kapitel 1.1., Ausganglage, S. 11f.

„Bereits leicht zugängliche Fakten zeigten somit an, dass die Grundlagen der Klimafurcht fragwürdig sind. Über problemlos Nachprüfbares, wie Überschwemmungshöhen von Flüssen und Extremwetter-Statistiken, besteht weitgehende Unkenntnis in der Öffentlichkeit und den Redaktionsstuben der Medien. Wie sieht es aber dann erst bei komplexeren Sachverhalten aus? Ist menschgemachtes CO2wirklich klimaschädlich? Beantworten wir diese Frage einmal hilfsweise mit „Ja“. Dann schließt sich die Folgefrage an, ob Deutschlands kostspielige CO2-Vermeidungsmaßnahmen überhaupt global spürbar sein können. Unser Weltanteil von etwa 2% aller menschgemachten CO2-Emissionen ist  vernachlässigbar, und von den maßgebenden Verursachern, wie beispielsweise China hört man außer wohlfeilen politischen Beteuerungen nichts Substantielles über CO2-Vermeidungsmaßnahmen. Und weiter: Kann man das sich naturgesetzlich stets wandelnde Klima überhaupt schützen? Welche Klimazone von polar bis tropisch bedarf des stärksten Schutzes? Was sagen unabhängige Klimafachleute dazu? Gibt es hier einen ähnlichen Konsens über die Klimaschädlichkeit des menschgemachten CO2wie in Politik und Öffentlichkeit?“

Dem wissenschaftlichen Anspruch wird er nicht nur durch differenzierte, relativierende Formulierungen, sondern vor allem durch 320 Quellen und ein sorgfältig aufbereitetes Literaturverzeichnis gerecht. Theoretische und praxisnahe Abschnitte wechseln einander ab.

Daneben handelt es sich um einen der ganz seltenen naturwissenschaftlichen Texte, die schon rein sprachlich ein Genuss sind. Grammatisch und etymologisch anspruchsvolle Passagen werden gewürzt mit Humor, Sarkasmus und manchmal auch etwas Polemik. Einmal begonnen, kann man das Buch kaum noch aus der Hand legen.

Inhalt und Aufbau

Anstelle einer Zusammenfassung, die wegen der schon erwähnten Inhaltsdichte kaum mehr möglich ist, hier das Inhaltsverzeichnis Inhalt.

Entgegen der Behauptung auf Wikipedia – die man insofern als üble Nachrede bezeichnen muss – ist der Autor ist kein „Klima(wandel)leugner“. Weder streitet er ab, dass Klima sich wandelt, noch dass der Mensch einen Anteil daran haben kann, noch dass CO2 ein Treibhausgas ist. Allerdings widerlegt er mit klaren Argumenten, durch zahlreiche nachprüfbare Quellen belegt, die derzeit in den Medien immer wiederkehrenden „Mythen“ zum Klimawandel, z.B.:

  • Noch nie war es so warm wie heute.
  • Noch nie hat sich die Erde so schnell erwärmt wie heute.
  • Extremwetter (z.B. Dürren, Hurrikanes) nehmen im Zuge des Klimawandels zu.
  • Durch den Klimawandel sterben Korallen, die Natur gerät aus dem Gleichgewicht.

u.a.

Der erste Teil des Buches beschäftigt sich neben diesen Themen mit der Klimageschichte der Erde und mit theoretischen und empirischen Zusammenhäng von CO2 und postulierten Klimafolgen (Temperaturanstieg, Meeresversauerung u.a.). Besonders unter die Lupe genommen wird die vielzitierte Korrelation zwischen anthropogenem CO2 und dem globalen Temperaturanstieg seit ca. 1850. Fazit: So einfach und monokausal, wie es uns in den täglichen Medien nahegebracht wird, liegen die Dinge nicht. Über die komplexen atmosphärischen Zusammenhänge weiß die Wissenschaft noch sehr wenig, aber Vieles, was wir täglich zu lesen oder hören bekommen, ist nachweislich falsch.

Im zweiten Teil geht es um Energie. Anliegen des Autors ist es aufzuzeigen, dass die in Deutschland eingeleitete „Energiewende“maßnahmen weder geeignet noch verhältnismäßig sind, um Klimawandel und seine postulierten Begleiterscheinungen aufzuhalten. Dass Strom nur einen kleiner Teil unserer Energie darstellt, und dass selbst dieser Teil niemals durch Wind- und Solarkraft bereitgestellt werden kann, wissen selbst viele Akademiker in Deutschland heutzutage nicht. Die Zahlen und Fakten im Buch sind geeignet, ihnen schnell und nachhaltig die Augen zu öffnen. Zahlreiche praktische Rechenbeispiele erlauben dem interessierten Leser, sich aktiv zu beteiligen.

Ein abschließendes Kapitel bewertet nicht nur die aktuelle Klimapolitik, sondern deckt auch unlautere Aktivitäten von Wissenschaft und Medien auf. Die angeführten Belege beweisen, dass es sich dabei keineswegs um verschwörungstheoretische Behauptungen handelt.

Der Aufbau des Buches ist besonders lebendig gestaltet durch einführende Überblicke zu Beginn der Kapitel, in denen der Leser schon neugierig gemacht wird auf die spätere systematische Darstellung, die Auflockerung der detailreichen Theoriekapitel durch Bilder und Rechenbeispiele, und abschließende Zusammenfassungen und Rückverweise.

Lesebeispiel, einführender Überblick: Kapitel 2, Klima, S. 21.

„Der verheerende Hurrikan Katrina hatte Ende August 2005 die Stadt New Orleans im Süden der USA schwer geschädigt, wobei die nächsten Jahre keine schweren Stürme in New Orleans mehr vorkamen. War Katrina ein Klimaereignis? Die Antwort lautet „Nein“. Es wäre ein Klimaereignis gewesen, wenn in den gesamten 30 Jahren vor Katrina die Hurrikan-Häufigkeit oder -Stärke zugenommen hätten. Dies war aber nicht der Fall (s. unter 2.3.1).“

Lesebeispiel, praktische Rechnung: Kapitel 3, Energie, S. 149:

„Unter 3.3 haben wir die Leistung beim Betanken eines einzigen Benzinautos berechnet, es waren 6,1 MW! Dies entspricht der realen mittleren Jahresleistung von vier200 m hohen E126 [Windkraftanlagen]! Welcher Kunde an einer Tankstelle mag sich dies beim Tanken wohl vorstellen?“

Lesebeispiel, abschließende Zusammenfassung: Kapitel 2, Klima, S. 111ff.

„2.8   Diskussionen von Klimarealisten mit Klimawarnern?

[…] Diskutiert man dagegen mit Leuten, die es mit Informationsgewinn ernst meinen und sich einer vernünftigen Diskussion nicht verschließen, erscheinen nur die einfachsten und möglichst faktennahen Argumente hilfreich. […] Hier daher die nach Auffassung des Buchautors zehn wichtigsten und einfachsten Kernargumente, die den Behauptungen der Klimawarner entgegengesetzt werden könnten:

  1. Klimawarner: „Klimaschutz“ ist die größte aktuelle Herausforderungder Menschheit.

    Klimarealist: „Klima ist […]“

Und was fehlt in dem Buch? Bei allem Enthusiasmus geht eine Besprechung nicht ohne Kritik ab. Im vorletzten Kapitel „Hintergründe des Klima-Aktivismus“ diskutiert der Autor als politische Motivation die so genannte große Transformation. Hier hätten aber auch wirtschaftliche Motive all jener Kapitalgeber und Industrien genannt werden können, die seit Beginn der Klimadiskussion in den 1980er Jahren zunehmend in propagierte Technologien investiert haben. Außerdem würde man sich zum schnellen Nachschlagen, z.B. in Diskussionen, einen Index wünschen.

Was ist neu?

Gegenüber den vorherigen Auflagen hat der Autor den Aufbau des Buches grundlegend verändert. Obwohl sich schon die vorigen Auflagen gut lasen, fällt hier die deutlich systematischere inhaltliche Gliederung der Abschnitte auf. Außerdem wurden inhaltliche Schwerpunkte verschoben. Während zum Thema Energie die Kernkraft inzwischen in einem eigenen Buchbehandelt wird und somit hier kaum noch zu finden ist, sind zum Thema Klima weitere interessante Details hinzugekommen, z.B. zur Klimasensitiviät von CO2 (Bild 18) oder zu den Klimamodellen des IPCC (Bild 19). Zudem sind alle Daten aktualisiert und zahlreiche aktuelle Literatur, insbesondere kritisierte Mediendarstellungen, neu eingefügt worden.

Für wen lohnt sich der Kauf?

Klare Antwort: Für alle. Jedenfalls für alle, die …

… eine der früheren Auflagen bereits gelesen haben und ihre Kenntnisse auffrischen und ergänzen wollen,

… die bisher ahnungslos dem gängigen Medien-Narrativ geglaubt haben,

… die der Politik vertrauen und misstrauisch sind gegenüber den „Verschwörungstheorien der Klimaleugner“ – jedenfalls wenn sie sich einen Rest gesunder Neugier und Misstrauen gegen sich selbst bewahrt haben.

Nur blinde Ideologen können sich den Geld- und Zeitaufwand wohl sparen.

Nach meiner eigenen Erfahrung im (akademisch gebildeten) Bekanntenkreis war das Buch von Professor Lüdecke bisher das am besten geeignete, um Menschen aus dem „Tal der Ahnungslosigkeit“ herauszuhelfen.

Diepositive Besprechung, die Konrad Kleinknecht, ehemaliges Vorstandsmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, zur ersten Auflage im Physik Journal verfasst hatte, kann auch für die Neuauflage als Nachweis der wissenschaftlichen Seriosität und Werbung gelten. Das ist umso wichtiger, als – wie viele Leser wissen, und wie es auch im Buch thematisiert wird – der Autor und zahlreiche Buchinhalte, z.B. zum angeblichen wissenschaftlichen Konsens im Kapitel 3.5.3, Opfer medialer Zensur und unsachlicher Verunglimpfung geworden sind, z.B. auf Wikipedia (s.o.). Aus diesem Grund lege ich, wenn ich das Buch an „Neulinge“ verschenke, immer eine Kopie der Kleinknecht-Besprechung bei. (Gleichermaßen kann das dem Buch vorangestellte Geleitwort des Mathematikers und CDU-Bundestagsabgeordneten Arnold Vaatz dazu dienen, misstrauische Zeitgenossen, die sich kein eigenes Urteil zutrauen, von der Seriosität zu überzeugen.)

Buch:

Lüdecke, Horst-Joachim (4. überarbeitete Auflage 2020). Energie und Klima. Chancen, Risiken und Mythen. Tübingen: expert Verlag. 221 Seiten, 320 Quellen, 33 Abbildungen.

Zu bestellen hier oder hier.

 

Weitere Quellen:

Kleinknecht, K. (2013). Kampf um Strom + Energie und Klima. Physik Journal 12 (2013) Nr. 8/9, S. 86-87. https://www.pro-physik.de/restricted-files/91316




13. IKEK in München: Horst-Joachim Lüdecke – Naturgesetzliche Schranken der Energiewende

Die erneuerbaren Energieformen wie Wind- und Solarkraft liefern zu wenig Leistung, gemessen am Flächenverbrauch. Der Kennwert „Leistungsdichte“ von Windrädern (Hessen) liegt bei nur etwa 45 Watt pro Quadratmeter; bei Uran-Kernkraft hingegen bei etwa 300.000 W/qm. Ein weiterer wichtiger Kennwert für Energie-Lieferanten ist der sogenannte Erntefaktor. Er wird definiert als das Verhältnis von erzeugter Energie zu investierter Energie über die gesamte Lebenszeit einer Anlage; analog dem finanziellen Gewinn einer Firma.
Kernkraftwerke haben einen mittleren Wert von 75; Gaskraftwerke 28; die erneuerbaren Energieträger hingegen geringe Werte unter 7, welches die Wirtschaftlichkeitsgrenze für OECD-Länder ist. Die deutsche Energiewende schafft also in Bezug auf die Energiewirtschaft mittelalterliche Verhältnisse.

Außerdem beschreibt Prof. Lüdecke die Probleme der Netz-Regelbarkeit im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien. Das deutsche Stromnetz muß mit einer Wechselstromfrequenz von 50Hz konstant gehalten werden. Nur sehr geringe Abweichungen davon sind tolerierbar. Um diese Frequenz nach Störungen überhaupt stabil halten zu können, benötigt man zwingend einen hohen Anteil von grundlastfähigen Kohle-, Gas- und Urankraftwerken. In deren oft bis zu 60 m lagen und mehrere hundert Tonnen schweren Rotationsmassen steckt dank der Massenträgheit die Energie, die benötigt wird um Schwankungen in Sekundenbruchteilen aufzufangen. Habe man nur schwankende EE zur Verfügung, die nicht zwischengespeichert werden, sei eine solche Regelung ausgeschlossen. Stattdessen benötigt man 30-50% klassische Kraftwerke. Bei einem realen Anteil von über 50% EE ist das nicht mehr möglich.


(Fehlerberichtigung, Videozeit 33 Minuten: Der in der Folie gezeigte graue Balken endet bei -22 GW, nicht bei -30 GW).




Interview mit EIKE-Sprecher Horst Lüdecke in der Presse: „Deutschlands CO2-Ausstoß ist unerheblich“

von Sebastian Dingler

Saarbrücken Professor Horst-Joachim Lüdecke, der früher an der Saarbrücker HTW lehrte, ist Teil einer Forschergruppe, die die Auswirkungen des CO2-Austoßes skeptisch sieht. Die Gegenseite möchte mit ihm gar nicht erst diskutieren, sagt er.

In der Debatte ums Klima und die Erderwärmung heißt es häufig, die Wissenschaft sei sich quasi einig darüber, dass der Mensch für die steigende Durchschnittstemperatur auf der Erde verantwortlich ist und dass dringend etwas gegen den CO2-Ausstoß getan werden muss. Tatsächlich gibt es aber auch eine Reihe von Wissenschaftlern, die das anders sehen. Häufig ist dann von „Klimaleugnern“ die Rede, wobei schon der Begriff irreführend ist. Tatsächlich geht es um Forscher, die bezweifeln, dass der menschliche Einfluss auf die Erderwärmung so stark ist, dass er dringend mit der Einsparung von CO2 gestoppt werden müsste.

Einer von ihnen ist der ehemalige Saarbrücker Professor Horst-Joachim Lüdecke, der jetzt in Heidelberg lebt. Er ist Pressesprecher des in Jena sitzenden und umstrittenen Eike-Instituts, eines Zusammenschlusses von Forschern, die ähnlicher Meinung sind wie er. Lüdecke schließt gar nicht aus, wie er im persönlichen Gespräch erklärt, dass das Verbrennen fossiler Stoffe einen Einfluss auf das Klima habe. Er hält diesen nur für sehr unwahrscheinlich oder unerheblich. „Der Menschheit drohen vielfältige Gefahren, wie etwa durch große Meteoriten oder ein Mutieren des Ebola-Virus. Die Gefahr durch den Klimawandel ist da für mich eher weit unten angesiedelt“, meint der 76-Jährige.

Auf das Thema sei er vor etwa 15 Jahren gestoßen, als er noch in Saarbrücken an der Hochschule für Technik und Wirtschaft lehrte (seit 1975). Studenten hätten damals schon Referate über den Klimawandel gehalten, aber dabei völlig unwissenschaftliche Quellen benutzt. Das habe ihn dazu bewegt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Ich habe auch schon ein oder zwei Vorträge im Fachbereich darüber gehalten. Damals schon hatte ich den Eindruck, dass das Thema ideologiegeprägt ist und unwissenschaftlich behandelt wird.“

Mit ruhiger Stimme trägt Lüdecke seine Thesen vor, die jedem „Fridays for Future“-Vertreter den Puls hochtreiben dürften. So übersteige der CO2-Austoß aus der Ausatmung der Menschheit aktuell den Wert aus dem globalen Autoverkehr. Außerdem betrage die Temperaturverringerung durch 80 Prozent deutscher CO2-Einsparungen bis 2050 höchstens ein Vierhundertstel von 4,5 Grad, also 0,01 Grad – „so gut wie nichts“, sagt Lüdecke. Da stark CO2-ausstoßende Staaten wie China, Russland, die USA oder Indien nicht bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes mitmachen würden, sei es unerheblich fürs Klima, „ob Deutschland das macht oder nicht“. Und selbst wenn die gesamte Welt dasselbe wie Deutschland machen würde, wäre die Temperaturverminderung bis 2050 nach Ansicht von Lüdecke 50 Mal 0,01 Grad, also 0,5 Grad. „Auch eine Verminderung von 0,5 Grad ist unerheblich.“ Extreme Wetter nähmen entgegen der aktuellen Meinung ebenfalls nicht zu: „Kaum jemand weiß, dass der Weltklimarat IPCC dazu eine umfangreiche Studie vorgelegt und nichts gefunden hat.“ Lüdecke kritisiert zudem, dass Forschungsanträge, die in die Gegenrichtung gingen – etwa über den Einfluss der Sonne auf das Klima – nicht finanziert würden. „Das ist von der Politik indirekt gesteuert.“ Letztlich würde das Erreichen der Klimaziele bis 2050 Deutschland eine Billion Euro kosten – „unsere Wirtschaft ist danach kaputt“.

Lüdecke wirkt beim Aufzählen der Thesen weder radikal noch fanatisch, im Gegenteil. Er findet sogar lobende Worte für seine Gegner. „Also, der IPCC ist gar nicht so schlecht, der macht ganz gute Arbeit“, sagt er. Oder: „Stefan Rahmstorf ist ein guter Fachmann, aber er ist leider für meine Begriffe zu politisch.“ Professor Rahmstorf ist Mitglied des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und einer der renommiertesten Forscher auf diesem Gebiet. Weniger gut zu sprechen ist Lüdecke auf den Astrophysiker und Wissenschaftsjournalisten Harald Lesch, der durch seine wissenschaftlichen Sendungen im Fernsehen bekannt ist. „Der hat in einem Interview behauptet, er wollte mit dem Eike-Institut in Kontakt kommen, aber es sei ihm nicht gelungen. Er wäre sogar in Jena gewesen, aber da wäre niemand gewesen.“ Das könne schon mal gar nicht sein, meint Lüdecke dazu. Er habe Lesch daraufhin einen Brief per Einschreiben mit einer Einladung zum Dialog geschrieben – ohne eine Reaktion darauf erhalten zu haben.

Lüdecke hat durchaus ein großes Interesse daran, mit der Gegenseite ins Gespräch zu kommen. Angebote würden aber häufig von den „Alarmisten“, wie er sie nennt, nicht angenommen. Eine einzige Ausnahme habe es in all den Jahren gegeben: Da war er mit zwei Eike-Kollegen von der CDU im Bundestag eingeladen worden. Dort sei auch Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber („sehr netter Mann übrigens“) anwesend gewesen, den Lüdecke scharf angegriffen habe. Schellnhuber, damals Direktor des PIK, habe anschließend ein Treffen von Lüdecke und anderen Eike-Vertretern mit Forschern seines Instituts veranstaltet. „Beide Seiten haben ihre Argumente ausgetauscht, eine Einigung gab es nicht, aber es war interessant. Es ist aber nie wiederholt worden.“

Offenbar werden Lüdecke und seine Mitstreiter von der breiten Mehrheit der Klimaforscher als Schmuddelkinder angesehen, mit denen man besser nicht spricht. Die Bereitschaft zum Dialog ist von Seiten Lüdeckes jedenfalls vorhanden: „Ich diskutiere mit jedem.“ Das erstaunt, dürften doch die Grünen seinen Thesen am vehementesten widersprechen. Mit einer Ausnahme allerdings: „Bei der Linkspartei hätte ich Probleme.“ An denen stört Lüdecke die mangelhafte Aufarbeitung ihrer DDR-Vergangenheit.

Mit freundlicher Genehmingung der Saarbrücker Zeitung und des freien Journalisten Sebastian Dingler. Zuerst erschienen in der Saarbrücker Zeitung.




Prof. Lüdeckes Sicht zum kleinen Eklat im Bundestag

Bei Anhörungen hat jede Bundestagsfraktion das Recht, einen Fachexperten ihrer Wahl zu bestellen. Dem muss entsprochen werden. Reise- und Hotelkosten der Fachexperten werden vom Bund bezahlt. Die nächsten Anhörungen (Beispiel CO2-Bepreisung etc.) bieten also viele Gelegenheiten, andere Fachexperten und vielleicht auch Lüdecke noch einmal zu hören. Hier der Live-Mitschnitt der gesamten Veranstaltung; und hier ein Zusammenschnitt, der nur die Fragen an und die Antworten von Lüdecke wiedergibt.

 

Herr Prof. Lüdecke, Sie waren als Sachverständiger im Bundestags-Umweltausschusses zu den Einsparzielen bei schweren Nutzfahrzeugen geladen. Was hat diese Thematik mit EIKE zu tun?

Sehr viel, denn alle CO2-Einsparziele machen logischerweise nur dann Sinn, wenn dieses Spurengas tatsächlich klimaschädlich ist. Diese Klimaschädlichkeit ist aber zumindest wissenschaftlich umstritten. Dazu habe ich im Vorfeld eine Expertise beim Bundestag eingereicht, die im Netz abrufbar ist.

EIKE im allgemeinen und ich im besonderen bemühen sich schließlich um Verbreitung dieser Fakten. Dies ist auch den Ausschussmitgliedern bekannt, und deshalb wurde ich eingeladen.

 

EIKE-Vizepräsident Michael Limburg, der auch vor Ort war, zeigte sich angesichts des Umgangs mit Ihnen durch die Vorsitzende von den Grünen empört. Wie haben Sie das Verhalten von Kotting-Uhl erlebt? Gab es im Vorfeld oder nach der Sitzung Auffälligkeiten, auch von Seiten anderer Parteien?

Mir ist schon aufgefallen, dass die reichlich unsachliche Einmischung von Frau Kotting-Uhl wohl kaum mit Ihren Pflichten als neutrale Ausschussvorsitzende vereinbar war. Außerdem war ihr Einwurf auch noch sachlich falsch. Herr Levermann hat eben nicht wissenschaftlich sondern auf Kinderniveau argumentiert, wie zum Beispiel

So gut wie wir das Gravitationsgesetz und die Quantenmechanik kennen, wissen wir über das Klima Bescheid

Das ist absurd. Über die Ursachen der Klimaentwicklung weiß bis heute die Wissenschaft eben kaum Bescheid. Um nur ein Beispiel zu nennen, ist bis heute die Geschwindigkeit ein Rätsel, mit der sich jedesmal wieder die kurzen Warmzeiten nach den viel längeren Eiszeiten der letzten 1 Millionen Jahre plötzlich durchsetzen konnten.  Es gibt keine Wissenschaftssparte, wo das Verhältnis von tatsächlichen Erkenntnissen zum personellen und finanziellen Aufwand kleiner ist als in der Klimaforschung. Das liegt an der Komplexität des Klimas, nicht an den Forschern.

 

Wie schätzen Sie als Physikprofessor das Fachwissen im Bundestagsausschuß für Umwelt ein?

Ich war erstaunt darüber, wie man eine ernsthafte Diskussion über die Reduzierung von CO2 führen kann, weil solche Reduktionen exorbitante Kosten verursachen und gleichzeitige ihre Wirkung überhaupt nicht bekannt ist. So etwas ist finsteres Mittelalter. Die technisch-naturwissenschaftlichen Kenntnisse von Frau Kotting-Uhl entsprechen ebenfalls nicht gerade unserer Zeit, und die von Levermann gegen Shaviv hervorgeholten Entgegnungen und Entgleisungen hatten mit einer fachwissenschaftlichen Diskussion so gut wie nichts zu tun.

Von der Führungsriege der Grünen sind weitere „Qualitäts-Einschätzungen“ bekannt, so etwa Frau Baerbocks Vorschlag, doch das Netz als Stromspeicher zu verwenden, oder die von Frau Kotting-Uhl bekannte Aussage über den „viele Millionen Jahren gefährlich stark strahlenden radioaktiven Abfall“. So etwas gibt es nicht. Radioaktive Strahler sind entweder stark und klingen schnell ab oder sie strahlen sehr lang und sind dann aber sehr schwach radioaktiv. Stark und lang strahlend zusammen kennt die Physik nicht. Was soll man aber von Politikern erwarten, die technik-naturwissenschaftlich völlig ahnungslos sind? Vielleicht eines: sie sollten sich besser ihrer Meinung enthalten, wenn es um solche Themen geht und erst einmal versuchen, sich neutral zu informieren.

Im Übrigen war der Ton der Befragungen und aller Antworten der anwesenden Fachexperten höflich-sachlich. Ausnahmen: Ein linker Abgeordneter, der die AfD beschimpfte und, wie schon erwähnt, Frau Kotting-Uhl, die die parlamentarischen Regeln und ihre Kinderstube vergaß. Unverschämtheiten gegen einen Fachexperten, wie sie in der Befragung von Nir Shaviv vorkamen, gab es aber keine. Auch in dieser vorangegangenen Anhörung war Frau Kotting-Uhl Vorsitzende, und viele Zuschauer hatten sich sicher gefragt, warum sie nichts gegen die Frechheiten einem renommierten Wissenschaftler gegenüber unternahm. Was mich außerdem etwas erstaunte: keiner meiner Expertenkollegen (wir waren, so meine ich, insgesamt neun Fachexperten) konnte sich zu einem Caveat etwa der Art entschließen

alle meine Ausführungen vorbehaltlich der Frage, ob CO2 überhaupt klimaschädlich ist

 

Für die Anhörung sind Sie mit dem Flugzeug nach Berlin geflogen und gleich danach wieder zurück. Ist das nicht ein recht klimaschädliches Verhalten; ähnlich der Kalifornienreise mit Plastiklöffel-Eisbecher der grünen MdL Katharina Schulze? Haben Sie Kompensation geleistet, indem Sie persönlich Bäumchen auf Teneriffa pflanzen oder eine CO2-Abgabe leisten?

Anthropogenes CO2 ist nicht klimaschädlich, sondern in seiner Eigenschaft als Luftdünger für Pflanzen unerläßlich. Ohne CO2 gäbe es uns nicht. Mit der Verbrennung von Kohle geben wir der Erdatmosphäre nur dasjenige CO2 wieder zurück, welches sie einmal besaß und in Urzeiten durch Verrottung von Pflanzen zu Kohle wurde. Das Minimum für die Fotosynthese liegt übrigens zwischen 50 und 170 ppm [parts per million, Teile pro Million], was bedeutet, dass die Menschheit gut daran tat, Kohle zu verbrennen.

Ich persönlich finde „Bäumchen und Blumen pflanzen“ gut – diese schönen und sinnvollen Tätigkeiten haben aber so gut wie nichts mit der CO2-Frage zu tun. Auf das Fliegen oder Autofahren zu verzichten, ist unsinnig. Wir wollen doch wohl kaum den Weg der Moderne wieder zurückgehen, wenn der überwiegende Rest der Welt alles daran setzt, ihn endgültig zu beschreiten. Im Übrigen ist die vom Club of Rome verbreitete Angst vor dem Versiegen der fossilen Brennstoffe unbegründet. Werden die fossilen Brennstoffe einmal zu teuer, wird die Kernenergie in Form von Brutreaktoren der Generation IV den Treibstoff synthetisch herstellen. Der menschliche Erfindungsgeist ist noch mit jeder Rohstoffknappheit fertig geworden. Die Steinzeit ging nicht zu Ende, weil es keine Steine mehr gab, sondern weil die Bronze erfunden wurde. Diese Entwicklung wird nie enden.

Der grüne Ökounsinn beruht auf Angst und bezweckt nichts anderes als gesellschaftliche Umformung hin zu einer totalitären Verbotsdiktatur. Dafür nehmen diese Leute, die sich angeblich den Naturschutz auf ihre Fahnen schreiben, millionenfachen Fledermaus- und Vogelmord durch Windräder ungerührt hin. Es wird höchste Zeit, dass unsere Demokratie diese Zustände abstellt.

 




EIKE-Sprecher Horst Lüdecke im Bundestag – prompt liegen bei den Grünen die Nerven blank

Währende alle anderen Sachverständigen die verordnete Absenkung der Emissionen um 30 % bis 2030 begrüßten oder auch als etwas zu schwierig bezeichneten, verlangte Lüdecke, doch zunächst mal zu überprüfen ob das CO2wirklich diese Wirkung hätte, wie vom Weltlimarat (IPCC) seit Jahrzehnten behauptet, jedoch ohne auch nur die Spur eines Beweises vorzulegen. Nach William von Ockham (Ockhams Rasiermesser oder Gesetz der Parsimonie) ist auch in den Naturwissenschaften zunächst nach den einfachsten Erklärungen zu suchen. Und die seien erfahrungsgemäß fast immer die richtigen.

Auf die Temperaturerhöhung der letzten 150 Jahre angewendet, bedeutet dies zunächst dessen Änderungen mit früheren natürlichen Variationen des Klimas zu vergleichen. Tut man dies, dann stellt man fest, dass die Änderungen der letzten 150 Jahre sichsehr genau innerhalb der natürlichen Variationen des Klimas bewegen. Eine zusätzliche Wirkung des CO2 braucht es dazu nicht.

All diese Argumente und noch viele mehr hatte Prof. Lüdecke auch zuvor in einem umfangreichen Statement den Ausschussmitgliedern zur Verfügung gestellt. Es ist damit in der Datenbank des Bundestages gespeichert (hier)

Prof. Lüdecke beendete seine Ausführungen zur Unsinnigkeit auch dieser „Einsparziele“ punktgenau (vorgegeben waren drei Minuten).

Ein Video des Vortrages (Urheber FMD TV) über die „Belehrung“ durch die Vorsitzende Frau Kottig-Uhl, ergänzt um einige „Argumente“ des Prof. Levermann vom Potsdamer Klimainstitut (PIK), und der Fragerunde anlässlich der  Anhörung durch den Umweltaussschuss des Deutschen Bundestages erschien am 20.2.19. EIKE hatte mit der Erstellung dieses Videos nichts zu tun.

Anmerkung der EIKE Redaktion (30.Mai 2019): Das Video wurde zensiert, nachdem es ca. 370.000 Aufrufe erreichte. Die Zensur erfolgte, indem der gesamte Kanal von FMDs channel von Youtube wegen angeblicher Urheberrechtsverstöße gekündigt wurde. Die Verstöße wurden lt. Aussagen des FMDs Betreibers, Herrn Guthmann, in Videos begangen, die öffentlich rechtliches TV-Material verwendeten. Youtube teile im Übrigen weder die betreffenden Videos, noch die genaue Art des Verstoßes mit – so Herr Guthmann. Willkommen in DDR 2.0!

Natürlich gibt es das Video wieder (hier). Der Zweck der Zensur, das Video der Öffentlichkeit weitgehend zu entziehen, ist erreicht worden. Inzwischen hat es in seiner neuen „Heimat“ schon wieder knapp 30.000 Aufrufe (Stand 25.12.2019).

Dank der strengen Zeitvorgabe war natürlich wenig Platz einzelne Ausführungen genauer darzustellen. Weil aber Lüdecke es dann auch noch wagte, den PIK-Professor Levermann anlässlich dessen sehr verunglücktem Auftritts bei der letzten Anhörung am 23.11.18 zu kritisieren (siehe Video unten), hielt es die Vorsitzende Sylvia Kotting-Uhl (Grüne) nicht länger aus, nahm sich eigenmächtig – unter Missbrauch ihrer Rolle als Vorsitzende-  das Wort und belehrte Lüdecke in vorwurfsvollem Ton seine Kritik am aggressiven und unsachlichen Auftritt des Potsdamer Klimatologen Anders Levermann Ende 2018 im Reichstag sei „falsch“ gewesen. Denn der hätte – anders als von Lüdecke dargestellt- die Ausführungen von Prof. Nir Shaviv nicht als „Mist“ bezeichnet, sondern als „Quatsch“ bezeichnet und im übrigen hätte dieser „sehr wohl Argumente“ gebracht.

Auch eine sofortige Intervention seitens der AfD-Fraktion gegen diese Entgleisung von Frau Kottig Uhl konnte sie nicht stoppen. Ein Eklat! Man sieht, die Nerven liegen blank, sobald das Thema Klima & CO2 auf die Tagesordnung kommt und es so bearbeitet wird, wie wir Kritiker es für richtig halten.

Eigenes Werk aus Standbild Youtube.

Videoausschnitt des Auftrittes von Prof. Anders Levermann am 23.11.18 




12. IKEK am 23. und 24.11.2018 Horst-Joachim Lüdecke – Jüngste Forschungsergebnisse zu Klimazyklen

In seinem Vortrag auf der IKEK-12 stellte er den Verlauf der einschlägigen Forschungsergebnisse vor, die mit einer Entdeckung des deutschen Astronoms Wilhelm Herschel am Ende des 17. Jahrhunderts beginnen und bis zu stetig an Anzahl zunehmenden aktuellen Studien reichen, wie stellvertretend etwa über die Korrelation der Sonnenaktivität mit dem Abfluss des bayerischen Ammersees. Lüdecke berichtete auf der IKEK-12 insbesondere auch über zwei seiner eigenen Veröffentlichungen zum Thema „Sonne/Klima“. Die erste, zusammen mit den Koautoren Dr. Hempelmann und Prof. Carl Otto Weiss, wurde veröffentlicht in Climate of the Past der Geophysikalischen Europäischen Union, die zweite, zusammen mit C. O. Weiss, im Open Atmospheric Science Journal.

Video des Vortrages von Prof. Lüdecke anlässlich der 12. IKEK in Düsseldorf

Die erstgenannte Studie basiert auf Thermometerreihen mit Anfangsjahren um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Besonders auffällig zeigt sich hier der De Vries/Süss – Zyklus von etwa 200 Jahren Länge, der bereits in zahlreichen anderen Fachveröffentlichungen entdeckt und dort durchgängig dem Einfluss der Sonne zugeschrieben wurde. Die zweite Arbeit verwendet unzählige, weltweit verstreute Proxy-Temperaturreihen und erzeugt daraus eine gemittelte Global-Temperaturreihe. Diese zeigt die gut bekannten Warmperioden der Römerzeit, des Mittelalters und der Gegenwart sowie die kleine Eiszeit. Die Globalreihe kann, so weisen es Lüdecke und sein Mitautor Prof. Carl Otto Weiss nach, mit nur 4 Zyklen von etwa 1000, 500, 200 und 60 Jahren Periodenlänge bei überraschend guter Korrelation rekonstruiert werden. CO2 wird dabei überhaupt nicht benötigt. Die Rekonstruktion erlaubt zudem einen Blick in die Zukunft, denn man darf erwarten, dass eine extrem gute Übereinstimmung über 2000 Jahre auch noch für die nächsten 100 oder 200 Jahre anhält. Es zeigt sich eine zukünftige Abkühlung! Ähnliche Aussagen in Richtung zukünftiger Abkühlung finden sich auch in Fachpublikationen anderer Autoren und Forschungsvorhaben wieder.

EIKE-Pressesprecher Lüdecke vergleicht alle Ergebnisse des Sonneneinflusses aus der Fachliteratur mit den Veröffentlichungen des Weltklimarates (IPCC), der im Gegensatz zu diesen Arbeiten ausschließlich von einem menschgemachten Einfluß auf die Temperaturentwicklung ausgeht. Der Mensch soll sogar, so das IPCC, ca. 30 mal stärker auf die Klimaentwicklung einwirken als die variable Sonne. Dies bezeichnet Lüdecke als „bereits absurd“ und führt zur Bestätigung die IPCC-Klimamodelle an, welche in der Beschreibung der Erdtemperatur seit etwa 1995 im Vergleich mit den Messungen dramatisch falsch liegen. Aktuell beschäftigt sich Prof. Lüdecke mit Regenreihen und ihrer Korrelation mit der Sonnenvariabilität.




Horst-Joachim Lüdecke; Prof. Dr. rer.nat. Physiker




Buch: Horst-Joachim Lüdecke, „Energie und Klima“, 2. Auflage

Dies ist das Fazit von fast 300 Seiten wissenschaftlich exakter und mit unzähligen Quellen belegter Lektüre über "Energie und Klima: Chancen, Risiken, Mythen". Horst-Joachim Lüdecke, Physikprofessor im Ruhestand, hat sich erhebliche Mühe gemacht alles Neue und Relevante zum Thema Klima, Energie und Umwelt zusammenzutragen. In Zeiten, in denen jeder Wissenschaftler ohne Begriffe "Klimawandel" und "Gefahren durch CO2" sowie natürlich "menschengemacht" auf seine Anträge schreiben muss, um Geld für seine Forschungsprojekte zu bekommen, oder in denen bis 2025 sagenhafte 400 Millionen Euro für ein windiges Kopernikus-Projekt ausgegeben werden soll, das Energiewende-Technologien erforschen und entwickeln soll – in diesen Zeiten tut es gut, nicht ideologisch gefärbte, sondern handfeste, nachprüfbare fachliche Informationen zu lesen.

Die Erstauflage war relativ schnell vergriffen. Und ein wenig ist das eingetreten, was Mitglied des Deutschen Bundestages, Arnold Vaatz, in seinem Vorwort für das Buch befürchtete: "Allerdings bin ich Realist und ahne, was kommen wird: Man wird zunächst versuchen es zu ignorieren. Aber es wird nicht fruchten, dazu ist das Buch zu souverän, zu überzeugend, zu präzise. Daher wird sich die Empörungsindustrie mit ihm befassen und es auf den medialen Index setzen."

Das dies zutrifft, erkennt man daran, dass weder dieses Buch noch die zahlreichen weiteren kritischen Klima-/Energiebücher (um nur ein stellvertretendes Beispiel "Strom ist nicht gleich Strom" von M. Limburg und Fred Müller zu nennen) jemals eine kritische Besprechung in den Sachliteraturbeilagen der großen Medien (Zeitungen, TV, Radio) gefunden haben. Bücher, die gegen den ökologisch-politischen Mainstream schwimmen und auch noch beim Lesen ein wenig eigenes Mitdenken verlangen, werden von den großen Medien "nicht einmal ignoriert". Immerhin erhielt das Buch von Lüdecke eine lobende fachliche Kritik im Journal der deutschen physikalischen Gesellschaft (DPG).

Initialzündung für Lüdecke waren freiwillige Übungen seiner Studenten, in der es um gutes Vortragen mit PPT-Präsentation und korrektem Zitieren von Bildern und Quellen ging. Bei solchen Übungsvorträgen wurden von den Studenten häufig Themen im Bereich Energie und Klimawandel gewählt. Hier fiel ihm das Fehlen von ordentlichen Quellenangaben auf. Extremwetter begründeten die Studenten automatisch mit zunehmenden CO2-Emissionen aus Kohlekraftwerken, Industrie und Landwirtschaft. Doch Quellen dafür gab es nicht.

So machte sich Lüdecke selbst auf den Weg, stellte erstaunt fest: Es gibt bis heute keine Nachweise dafür, dass Extremwetter-Ereignisse zunehmen. Bereits historische Hochwassermarken an der alten Brücke seiner Heimatstadt Heidelberg zeigen: Die stärksten Überschwemmungen liegen weit über 100 Jahre zurück. Aber auch der Weltklimarat IPCC belegt in seinen wissenschaftlichen Berichten, die offenbar kaum gelesen werden, dass es keine statistischen Belege für zunehmende Extremwetter gibt.

Im Ruhestand hatte Lüdecke die nötige Zeit, frei von Lehrverpflichtungen oder finanziellen Interessen sich der Klimaforschung zu widmen. Resultate waren mehrere wissenschaftliche Klimaveröffentlichungen in internationalen, begutachteten Fachjournal zusammen mit Mitautoren.

Er beschreibt im ersten Teil "Energie" seines Buchs den steigenden Energiehunger der Menschheit, untersucht die Brennstoffreserven wie Kohle, Erdgas, Uran. Eines der wichtigsten Kapitel behandelt im Grunde genommen banale Grundlagen rund um Leistung, Arbeit und als wesentlichen Begriff die Energiedichte. Plastische Rechenbeispiele zeigen, was in jedem früheren Physikbuch stand: Sonne und Wind haben solch geringe Energiedichten, dass eine wirtschaftliche Nutzung vollkommen sinnlos ist.

Er beschreibt die verschiedenen Versuche, elektrische Energie zu speichern. Sein Fazit: Unter nüchternen, technischen und wirtschaftlichen Kriterien darf man diese Methode als "Vernichtungsmethode von elektrischem Strom" bezeichnen.

Mal rechnen hätte vor der absurden Energiewende gut getan. Professor Lüdecke tut es. Fazit: "Spareffekte bei Energiesparlampen sind für den Verbraucher verfehlt worden, die Preise für Wohnraumbeleuchtung haben sich vervielfacht."

Er betritt auch das verminte Gelände Kernenergie. Er trägt alle belegten Fakten rund um die Kernenergie, Radioaktivität und Strahlung sowie deren Wirkung auf den menschlichen Organismus zusammen. Offensichtlich stimmt nicht, dass grundsätzlich jede radioaktive Strahlung schädigt. Die Dosis macht es. Der Grund ist einleuchtend: Alle Lebewesen waren und sind seit Beginn der biologischen Evolution mehr oder weniger hohen Dosen natürlicher radioaktiver Strahlung ausgesetzt.

Erstaunlich ist, dass es keine Bilder von genetischen Spätschäden oder Verkrüppelungen an Neugeborenen gibt, die einer höheren Strahlendosis ausgesetzt waren (zB. Hiroshima). Jede Strahlenschädigung des komplexen Entwicklungsprozesses führt nämlich bereits zum vollständigen Abbruch der Schwangerschaft wie es in hohem Prozentsatz auch aus anderen Gründen erfolgt.

Fazit: Es stimmt etwas nicht an unseren gängigen Vorstellungen über die Wirkung der radioaktiven Strahlung auf Lebewesen. Hormesis, welche die positive biologische Reaktion auf geringe Dosen einer toxischen Substanz wie zum Beispiel niedrige Strahlendosen beschreibt, ist der Wissenschaft, nicht aber der Öffentlichkeit bekannt. So sind die Krebsraten in Weltgegenden mit natürlicher radioaktiver Umgebungsstrahlung eines Vielfaches der "verseuchten" Gebieten um Tschernobyl nicht höher als im Durchschnitt.

Lüdecke beschäftigt sich im zweiten Buchteil "Klima" ausführlich mit der Geschichte der Erdtemperaturen. Es gab schon immer Eiszeiten und Warmzeiten, in früheren Zeiten schwankten die Temperaturen noch deutlich mehr, als sie dies in unserem relativ gleich bleibendem 20. Jahrhundert tun.

Er vergleicht sehr akribisch veröffentlichte Temperaturverläufe von Stationen weltweit. Ergebnis: Die Kurven wurden "bearbeitet". Er kritisiert, dass diese "Homogenisierungen" oft nicht dokumentiert wurden und damit nicht nachvollziehbar ist. Vor allem beim GISS-Institut der NASA scheinen sie dazu zu dienen, die zahlreichen Abwärtstrends von Stationen in politisch gewünschte Aufwärtstrends umzuwandeln. Das Datenmaterial ist also in vielerlei Hinsicht verändert, man kann auch sagen geschönt worden.

Dennoch kann Lüdecke zeigen, dass Temperaturverläufe nichts mit dem stetigen Anstieg des CO2 zu tun haben. Das bedeutet: der leichte Anstieg des CO2 in der Atmosphäre hat keine nachweisbare Veränderungen der Temperatur zur Folge. Es gibt keinen messbaren Zusammenhang.

Klimawandel aber wird es immer geben, so stellt der Autor fest, "egal ob wir die Erde bevölkern sowie mit Industrie und Landwirtschaft CO2 erzeugen oder nicht".

Er zitiert auch reizvolle Berichte von Johann Peter Hebel, die der vor 200 Jahren in seinem "Rheinischen Hausfreund" berichtete, einem Jahreskalender, der damals in nahezu jedem Haushalt lag:

"Der arme Winter von 1806 auf 1807 hat viel Verwunderung erregt und den armen Leuten wohlgetan; der und jener wird als alter Mann seinen Enkeln erzählen, dass man anno 6, als der Franzose in Polen war, zwischen Weihnacht und Neujahr Erdbeeren gegessen und Veilchen gerochen habe. Solche Zeiten sind selten, und man zählt in den alten Chroniken seit 700 Jahren 48 der gleichen Jahrgänge. 1289 war es so warm, dass die Jungfrauen um Weihnacht und am Dreikönigstag Kränze von Veilchen, Kornblumen und anderen trugen. 1420 war der Winter und das Früjahr so gelind, das im März die Bäume schon verblüheten. Im April hatte man schon zeitige Kirchen und der Weinstock blühte."

Lüdecke verweist darauf, wie prägnant sich Schnee und Eis in der Malerei des 16. / 17. Jahrhunderts niedergeschlagen haben. Die holländischen Bilder der schlittschuhlaufende Dorfbevölkerung in der kleinen Eiszeit sind weltberühmt. In dieser Zeit muss es also sehr kalt gewesen sein.

Das Mittelalter wiederum muss dagegen beträchtlich wärmer als heute gewesen sein, ansonsten hätten die Bewohner der Burgen ihre Gemäuer nie ordentlich warm bekommen. Lüdecke weiter: "Und ob sich bei kaltem Klima eine so warmherzige Kultur wie des Minnesangs ausgebildet hätte, darf bezweifelt werden." Die großen deutschen Flüsse wie Rhein und Donau führten im 11. und 12. Jahrhundert in den heißen Sommern kaum noch Wasser, zu Köln konnten die Einwohner den Rhein trockenen Fußes überqueren, und die Fundamente der berühmten Regensburger Steinbrücke konnten in der trockenen Donau gebaut werden.

Auch die Gletscher in den Berner Alpen waren im 13. und 14. Jahrhundert deutlich kleiner als heute, das beweist der Bevölkerungsaustausch vom Berner Oberland ins Wallis. Die Römer haben früher fast ganz Europa in Sandalen erobert, und ob der Marsch von Hannibal mit seinen Elefanten von Norden her über die Alpen nach Oberitalien hinein bei den heutigen Schnee und Gletscherverhältnissen gelungen wäre, ist sehr fraglich. Die Sahara war vor 6000 Jahren eine grüne Savanne. Klimaänderungen gibt es immer, aber keinen Beleg, dass der Mensch irgend etwas damit zu tun hat. Also auch keinen Grund für den deutschen Energiewendewahn.

Das Schlusskapitel des Buchs "Die Zechpreller" geht hart mit der mangelnden Zivilcourage der Deutschen in Wirtschaft, Medien, Schulen und Hochschulen ins Gericht. So schreibt Lüdecke:

Der Mehltau politischer Korrektheit, des Verschweigens von nicht genehmen Fakten, ökoideologischer Belehrungen und eine an die ehemalige DDR erinnernden Klima und Energiewende Propaganda haben sich wie eine erstickende Decke über unser Land gelegtMit der Energiewende und dem noch unsinnigeren Klimaschutz werden mit deutscher Gründlichkeit unsere Wirtschaft, Landschaften und Natur ruiniert. Vorteile gibt es keine… Die deutsche Intelligenz in Medienredaktionen, Hochschulen und Führungsetagen von Unternehmen schweigt, duckt sich weg und versucht zu profitieren. Man fürchtet, gegen die übermächtige Ökobewegung keine Chance zu haben, weil man erkennt, wie sehr sie sich die Unterstützung einer überwältigenden Mehrheit der deutschen Medien und der Politik gesichert hat. Zum wiederholten Male in der deutschen Geschichte verweigert sich die deutsche Intelligenz dem entschiedenen Widerstand gegen Entwicklungen, deren Unheilspotential nicht zu übersehen ist. Die Gründe für das Gewährenlassen von Bewegungen mit undemokratischen Zielen waren und sind hierzulande immer die gleichen: Unterschätzung der Gefahr, Bequemlichkeit, Karriere-, Konsens- und Profitstreben. Zivilcourage ist kein deutsches Wort".

Anmerkung der EIKE-Readaktion:

Die Besprechung des Buchs von Lüdecke vs. dem Buch von Claudia Kemfert als pdf im Anhang. Inzwischen gibt es bereits mehrere Besprechungen der 2. Auflage, die ausführlichste in der Naturwissenschaftlichen Rundschau (hier) unter Buchtipps & Besprechungen.

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Deutscher Arbeitgeberverband: Interview mit dem EIKE-Pressesprecher Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke

Es wird kräftig Alarm geschlagen: Klimaexperten glauben zu sehen, wie die Eismassen in der Antarktis unter den Füßen der Pinguine dahinschmelzen und Eisbären aussterben, weil sie keine Eisschollen mehr finden. Höhere Lufttemperaturen und wärmeres Wasser würden das Eis deutlich schneller abschmelzen lassen als die Klimaforscher erwartet hätten. Die Lage sei bereits jetzt so dramatisch, dass nicht einmal mehr die Beschlüsse der Pariser Klimakonferenz helfen würden. Das Meer werde immer noch gefährlich schnell ansteigen, selbst ohne weiteren Anstieg der Treibhausgase. Da lohnt ein Gespräch mit dem Physiker Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke (i.R.). Er untersuchte die Rolle des CO2, sah sich alle vorhandenen Daten genau an und ist Mitautor von zahlreichen begutachteten Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Klima-Fachzeitschriften.

Holger Douglas: Zuerst die Frage nach Knuddelbär Knuts Brüdern: Sterben sie durch unsere CO2-Emissionen aus?

Horst-Joachim Lüdecke: Nein, keine Spur davon. Eisbärpopulationen wuchsen die letzten Jahre stetig an, denn Knuts Kumpels werden nicht weniger gejagt als früher. Eisbären sind gefährliche Raubtiere und keine Knuddelbären. Sie gibt es schon viele Hunderttausende Jahre. Auch beispielsweise vor ca. 120.000 Jahren als eine globale Warmzeit und bei uns subtropische Temperaturen herrschten. Generell gilt: Alle Tiere passen sich erstaunlich schnell an neue Umweltbedingungen an, auch Eisbären.

Holger Douglas: Lassen Sie uns kurz auf den Treibhauseffekt eingehen: Kommt er dadurch zustande, dass UV-Strahlung der Sonne beim Durchgang durch das Glas eines Treibhauses in Wärmestrahlung umgewandelt wird? Wie funktioniert das in der Atmosphäre?

Horst-Joachim Lüdecke: Es ist recht einfach: Die kurzwellige Strahlung der Sonne durchdringt ungehindert die Luft unserer Atmosphäre. Sie wird vom Erdboden aufgenommen, der sich infolge dieser Energiezufuhr erwärmt. Durch Kontakt mit dem Erdboden erwärmt sich schließlich die Luft. Zusätzlich strahlt der Boden Infrarot ab, wie jeder warme Körper.
Diese vom Boden ausgehende infrarote Strahlung wird von den Treibhausgasen – im wesentlichen Wasserdampf, danach CO2, Methan usw. – absorbiert und als so genannte Gegenstrahlung wieder zum Boden zurückgestrahlt. Dies führt dem Boden weitere Energie zu, was seine Erwärmung erhöht. Messungen der Gegenstrahlung sind heute Standard.
In der Atmosphäre kommen noch zahlreiche weitere Effekte hinzu wie z.B. die Konvektion. Vor allem die Wolken spielen für die Temperaturentwicklung eine entscheidende Rolle. Aber das geht über den Treibhausstrahlungseffekt hinaus und ist eine andere Geschichte.
Auch beim Gärtner-Treibhaus geht die kurzwellige Sonnenstrahlung ungehindert durch das Glasdach hindurch. Völlig verschieden vom atmosphärischen Treibhauseffekt ist dagegen, dass die vom Boden erwärmte Luft durch das Glasdach des Gärtnertreibhauses nicht entweichen kann und sich dadurch weiter aufwärmt.

Holger Douglas: Ist das grundsätzlich dasselbe wie in einer kalten, klaren, wolkenlosen Nacht, in der die Erde stark auskühlt, während ansonsten eine Wolkendecke wie ein Wärmekissen wirkt?

Horst-Joachim Lüdecke: So ist es. Man erfährt dies, wenn man sein Auto bei Frost unter einem Baum mit Blättern abstellt oder 50 Meter weiter unter klarem Himmel: Bei freier Sicht zum Himmel bildet sich Eis auf den Scheiben, unter dem Baum nicht. Hier hilft die Gegenstrahlung der Blätter gegen die zu schnelle Abkühlung der Autoscheiben. Es ist eindeutig ein Strahlungseffekt, denn die Temperatur der leicht bewegten Luft ist in beiden Fällen gleich.

Holger Douglas: Jetzt gibt es die Diskussion: Wie viel Strahlung geht weg in den Weltraum? Dafür müsste man eigentlich wissen, was die Wolken machen?

Horst-Joachim Lüdecke: Den reinen Strahlungseffekt kann man theoretisch mit gewissen Unsicherheiten zuverlässig berechnen. Da ist die maßgebende Größe die sogenannte Klimasensitivität als die zusätzliche globale Erwärmung, wenn sich das CO2, das uns ja so sehr interessiert, verdoppeln würde.

Aber das ist noch nicht alles. Es kommen noch Sekundäreffekte hinzu, bei denen die Wolken eine Schlüsselrolle zu spielen scheinen. Wolken wirken zweifach. Tiefliegende Wolken kühlen, sie absorbieren die Sonnenstrahlen. Sehr hoch liegende Wolken machen das Gegenteil.
Diesen Erwärmungs– oder Abkühlungseffekt durch Wolken kann man theoretisch noch nicht berücksichtigen. Es gibt zwei Denkschienen: Die eine sagt, wenn es durch zunehmendes CO2 wärmer wird, dann wird insbesondere um den Tropengürtel herum mehr Wasser verdampft. Wasserdampf ist ein sehr starkes Treibhausgas, also verstärkt sich der Erwärmungseffekt. Man nennt so etwas Rückkopplung; die Erwärmung wird dadurch stärker als durch die reine Strahlenwirkung.
Die andere Denkschiene sagt: Das Gegenteil ist richtig! Mehr Wasserdampf in der Luft führt zu mehr Wolken. Das kühlt ab.

Also: Was ist wahr? Dazu gibt es eine Reihe von wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die an Hand von Messungen belegen, dass der Abkühlungseffekt bei weitem überwiegt. Messungen sind immer noch maßgebend, insbesondere in der Klimaforschung wird dies leider oft übersehen.

Die Theorie, die von einer Rückkopplung spricht, ist dagegen nicht durch Messungen belegt. Nach ihr müsste es nämlich über den Tropen in fünf bis sieben Kilometer Höhe eine deutlich messbare Erwärmungszone geben, der unter dem Begriff Hot Spot läuft. Den findet man aber nicht. Es spricht daher alles dafür, dass der reine Strahlungseffekt abgeschwächt und nicht etwa noch verstärkt wird.

Holger Douglas: Erstaunlich, welch kompliziertes Wechselspiel sich im Laufe der Erdgeschichte herausgebildet hat. Und jetzt plötzlich soll der Mensch alles verändern?

Horst-Joachim Lüdecke: Das ist tatsächlich sehr unwahrscheinlich. Den Einfluss des Menschen kann man aus dem Klimarauschen bis heute nicht heraushören. Was wir seit ungefähr 1750, also seit Beginn der Industrialisierung, an Klimaschwankungen erlebt haben, liegt meilenweitweit innerhalb des natürlichen Schwankungsbereichs des Klimas, wie wir ihn aus den Zeiten davor kennen. Vor der Industrialisierung gab es weit heftigere Klimaausschläge als danach.

Es gibt nicht die geringste wissenschaftliche Berechtigung zu behaupten: Hier sehen wir ungewöhnliche Klimaentwicklungen, die eigentlich nur vom Menschen kommen können. Nicht zuletzt belegen dies sogar der Weltklimarat (IPCC) und jedes meteorologische Lehrbuch: Es ist keine Zunahme von Extremwetterereignissen in den letzten 150 Jahren feststellbar. Ich darf kurz anmerken, dass Wetter und Klima nicht identisch sind. Klima ist der mindestens 30-jährige Durchschnittswert von Wetter.

Holger Douglas: Die Temperaturänderungen der Vergangenheit in 100 Jahreszeiträumen konnten Sie in einer wissenschaftlichen Fachveröffentlichung mit einfachen Sinuskurven wiedergeben und haben dabei erstaunlich gleichmäßige Schwankungen festgestellt?

Horst-Joachim Lüdecke: Sie sprechen jetzt Klimazyklen an. Man kennt eine ganze Reihe dieser Zyklen und vermutet, dass sie von der Sonne gesteuert werden. Stellvertretend nenne ich die Atlantische Multidekaden-Oszillation (AMO) mit einer Zykluslänge von etwa 65 Jahren, den De Vries / Suess -Zyklus von etwa 200 Jahren und den Dansgaard-Oeschger Zyklus von etwa 1500 Jahren. Solche Zyklen sieht man in fast allen guten Proxydaten.
Kurz zu Proxydaten: Es sind indirekt ermittelte Klimawerte der Vergangenheit, als es noch keine direkten Messungen gab, wie z.B. Temperaturen oder Niederschläge. Man gewinnt sie aus Analysen von Baumringen, Stalagmiten, Eisbohrkernen, Sedimenten, Pollen usw.
Man findet nun Korrelationen von Sonnenfleckenzahlen mit der Häufigkeit der Isotope Kohlenstoff 14 und Beryllium 10, aber auch mit Klimazyklen. Ein Zusammenhang dieser Daten liegt sehr nahe, aber man kennt bis heute nicht die Mechanismen, die einen solchen Zusammenhang erklären können.

Wir haben in unserem Fachaufsatz den De Vries / Suess-Zyklus näher untersucht, der für uns heute wohl am interessantesten ist. Er hat nämlich eine Periode von rund 200 Jahren, und dieser Zeitraum interessiert uns ja gerade. Es ist etwa der Zeitraum von Beginn der Industrialisierung bis heute.

Aus der guten Übereinstimmung des De Vries / Suess Zyklus mit der Temperaturentwicklung bis zurück zum Jahre 0 n.Chr. und sogar weiter in die Vergangenheit folgern wir, dass dieser Zyklus nicht plötzlich aufhört, sondern auch zukünftig fortbesteht. Wenn man ihn theoretisch weiterführt, müsste es eigentlich bald wieder kühler werden.

Bis jetzt sehen wir von einem deutlichen globalen Abkühlen allerdings noch nichts. Seit 18-20 Jahren herrscht aber immerhin bereits Stillstand in der globalweiten Temperaturentwicklung. Dies ist ein bemerkenswerter Widerspruch zur Erwärmungswirkung des zunehmenden menschgemachten CO2 und wird für den Klima-Alarmismus immer bedrohlicher. Es wird jetzt spannend, wie es in den nächsten 10, 20 Jahren mit den Temperaturen weitergeht.

Holger Douglas: Scheint dieser jüngste Temperaturstillstand nicht doch auf eine leichte Abkühlung hinzudeuten?

Horst-Joachim Lüdecke: Nein. Wir haben zur Zeit einfach einen Stillstand, mehr nicht. Man muss sich nur die Satellitendaten anschauen, die am zuverlässigsten sind. Man sieht dann, dass sich die Südhemisphäre abkühlt, die Nordhemisphäre in etwa gleich bleibt und sich die Arktis als einzige Erdzone wirklich erwärmt. Im globalen Durchschnitt bleibt es seit ca. 18 Jahren unverändert.

Holger Douglas: Wie genau und zuverlässig sind denn die von Ihnen genannten Proxydaten? Es bestehen sicherlich kaum Probleme, 1 bis 2000 Jahre zurückzugehen und die Temperaturentwicklung relativ präzise zu messen. Aber die Erde ist viereinhalb Milliarden Jahre alt; je weiter wir zurückgehen, desto ungenauer werden die Daten. Wie verlässlich sind diese Zyklen-Vorstellungen?

Horst-Joachim Lüdecke: Es hängt von den Zeitlängen ab: Uns interessiert im Zusammenhang der globalen Erwärmung, die gemäß Meinung der Klima-Alarmisten in den letzten 200 Jahren vom Menschen verursacht sein soll, allerhöchstens die letzten 10.000 Jahre. Vor mehr als 350 Jahren haben wir nur Proxydaten, also indirekte Messwerte. Direkt gemessen wird frühestens seit Mitte des 17. Jahrhunderts.

Alle Proxydaten haben ihre Fehler und Nachteile, je länger zurück desto stärker. Baumringe und Stalagmiten zum Beispiel sind keine reinen Proxies für Temperaturen, sondern auch für Niederschläge. Baumringe geben naturgemäß nur die Sommertemperaturen wieder. Eisbohrkerne haben zwar auch ihre Probleme, sind aber wohl am verlässlichsten, wie man es aus dem Vergleich mit Proxies aus Sedimenten weiß.

Die berühmte Eisbohrkern-Kurve der russischen Antarktis-Station Vostok über die letzten 400.000 Jahre, die Temperaturen und den CO2 Gehalt der Arktis nachbildet, ist beispielsweise sehr zuverlässig. Die CO2 Werte haben in diesem Zeitraum übrigens trotz enormer Temperaturschwankungen nur verhältnismäßig wenig geschwankt. Der CO2 Anstieg der letzten 150 Jahre ist daher ohne jeden Zweifel menschgemacht.

Wenn man natürlich noch weiter zurückgeht, dann wird es ungenauer. Aber man hat immer noch eine recht gute Vorstellung bis 500 Millionen Jahre vor unserer Zeit. Es ist heute bekannt, was damals passiert ist. Der CO2-Gehalt war früher regelmäßig höher als heute. Und die Erde erlebte Warmzeiten mit eisfreien Polkappen, aber auch Kaltzeiten, in denen sie eine Eiskugel (Snowball) war.

Vielleicht ist es in diesem Zusammenhang noch erwähnenswert, dass wir in einem Eiszeitalter leben (nicht in einer Eiszeit). Ein Eiszeitalter ist durch die gleichzeitige Vereisung beider Erdpole gekennzeichnet.

Holger Douglas: Die CO2-Konzentration der Erdatmosphäre ging teilweise bis zu 6000 ppm hoch.

Horst-Joachim Lüdecke: Ja, bis zum 15-fachen von heute – ganz grob natürlich. Es gab aber auch einmal einen Zeitpunkt vor etwa 300 Millionen Jahren als der CO2 Gehalt etwa so niedrig wie heute war. Aber wie schon gesagt sonst war er stets höher.

Was jetzt sehr wichtig ist: Es gibt keine Korrelation zwischen Temperatur und CO2-Gehalt. Es gab die Erde schon einmal total vereist mit sehr hohen CO2-Werten vor etwa 450 Millionen Jahren. Umgekehrt gab es kleine CO2-Werte bei wesentlich höheren Temperaturen als heute vor etwa 90 Millionen Jahren.

Holger Douglas: Also kein Zusammenhang zwischen CO2 und Temperaturen?

Horst-Joachim Lüdecke: Nein, der ist nicht zu sehen.

Holger Douglas: CO2 ist ein Spurengas und daher nur in sehr geringen Mengen in der Atmosphäre vorhanden. Hat es überhaupt eine wichtige Wirkung?

Horst-Joachim Lüdecke: Es stimmt, CO2 ist nur ein Spurengas, selbst das Edelgas Argon ist häufiger. Zur Zeit befinden sich 0,04 Volumenprozente CO2 in der Luft. Vor der Industrialisierung waren es etwa 0,028 Volumenprozent. Diese Differenz ist vom Menschen verursacht.

CO2 ist freilich trotz seiner geringen Konzentration als Hauptbestandteil der Photosynthese lebensnotwendig. Ohne CO2 würden wir alle nicht existieren, es gäbe keine Pflanzen oder Tiere, es gäbe nichts, was man als Leben bezeichnen könnte.

Holger Douglas: Man müsste dann doch einen Zusammenhang zwischen dem Wachstum der Pflanzen und dem CO2 Gehalt sehen oder nicht? Je mehr CO2 Gehalt – desto stärker das Wachstum der Pflanzen?

Horst-Joachim Lüdecke: Ja, so ist es. Hierzu gibt es viele wissenschaftliche Untersuchungen, zum Beispiel Messungen an Nahrungspflanzen von Reis über Weizen bis hin zu Sojabohnen. Der Zusammenhang ist eindeutig. Je mehr CO2, umso stärker der Pflanzenwuchs.

Das weiß man heute auch aus Satellitenmessungen: Die Erde ist inzwischen grüner als noch vor 50 oder 100 Jahren. Es stand sogar schon einmal im Spiegel: "die Sahara wird grüner".

Die Ernten haben weltweit auch durch das vom Menschen gemachte CO2 zugenommen. Das ist ein positiver Effekt. Negative Effekte des zunehmenden CO2 sind nicht bekannt.

Holger Douglas: Weiß das schließlich nicht auch der Gärtner, der in seinem Gewächshaus den CO2 Gehalt erhöht, teilweise bis auf 1500 ppm?

Horst-Joachim Lüdecke: Ja, die Blumen- und Tomatenzüchter machen das. Die blasen CO2 ins Gewächshaus rein. Der Effekt ist diesen Züchtern bestens bekannt.

Holger Douglas: Noch einmal kurz zurück zu der Diskussion über das menschengemachte CO2. Früher sind in der Erdgeschichte zum Beispiel große Waldgebiete abgebrannt, das tun sie auch heute noch, es gab heftige Vulkanausbrüche. Die Erde ist nicht der ruhige Planet, auf dem wir friedlich sitzen, sondern unter uns brodelt und zischt es, Vulkane speien große Mengen an giftigen Gasen und Substanzen hinaus. Woher kann man genau sagen, dass der Mensch den CO2-Gehalt erhöht hat und nicht die Natur selber? Wie zum Beispiel 1815 der gewaltige Ausbruch des Vulkans Tambora in der Südsee, der der Erde ein Jahr ohne Sommer beschert hat?

Horst-Joachim Lüdecke: Nicht nur Gase aus Vulkanen werden heute sehr gut vermessen, man hat daher ein recht genaues Bild der Verhältnisse im Allgemeinen. Das IPCC hat in seinem letzten Bericht AR5 eine schöne Abbildung zu den CO2 Senken und Quellen publiziert. Zu den Zahlenwerten gibt es zwar Unsicherheiten, aber keine der Art, dass ganz andere CO2 Quellen und Senken als die heute bekannten möglich wären.

So gibt es das vom IPCC unabhängige internationale Carbon Dioxide Information Analysis Center (CDIAC), das alle einschlägigen Daten zum CO2 Kreislauf zusammenträgt. Die Ergebnisse sind eindeutig. Wir haben beim CO2-Kreislauf einen gewaltigen Austausch zwischen Ozean und Atmosphäre und zwischen Atmosphäre und der Biosphäre. Da gehen ungefähr pro Jahr jeweils etwa 100 Gigatonnen Kohlenstoff hin und her. Der menschliche Anteil ist dagegen relativ klein: Es sind ungefähr nur zehn Gigatonnen, die der Mensch zum jetzigen Zeitpunkt jährlich in die Luft bläst.

Das, was jetzt an CO2 im Vergleich zu vor 150, 200 Jahren zusätzlich in der Atmosphäre ist, stammt vom industrialisierten Menschen. Alle Messungen sind hier stimmig. Das menschengemachte CO2 verschiebt langsam den CO2-Kreislauf in einen anderen Zustand hinein, der aber keineswegs bedenklich ist – ganz im Gegenteil.

Es passiert nämlich Folgendes: Das Meer hat einen extrem höheren CO2-Inhalt als die Atmosphäre daher bleibt seine CO2-Abgabekraft auch bei etwas CO2-Zufuhr immer noch praktisch unverändert. Technisch ausgedrückt, bleibt der CO2-Partialdruck des Meeres konstant. Wenn das CO2 der Atmosphäre zunimmt, steigt dagegen sein Partialdruck an. Die hier durch den Menschen über die Jahre eingebrachten Mengen an CO2 sind im Gegensatz zum Meer wirksam. Damit wird die Partialdruckdifferenz von der Atmosphäre zum Meer größer, und es wird immer mehr CO2 ins Meer gedrückt.

Heute geht beispielsweise schon die Hälfte des vom Menschen durch Industrie, Landwirtschaft, Rodung und Zementproduktion erzeugte CO2 ins Meer und zu gleichen Teilen in das Pflanzenwachstum.
Unmittelbar zu Beginn der Industrialisierung war dieser Anteil null. Wenn der CO2 Gehalt weiter steigt, geht immer mehr ins Meer und die Biosphäre, immer weniger verbleibt in der Atmosphäre. Der atmosphärische CO2-Gehalt kann daher ein bestimmtes Maß nicht überschreiten.

Nach unserer Fachveröffentlichung wird es sich so bei maximal 800-850 ppm einpendeln. Dieser Wert ist vermutlich sogar zu hoch, denn er besiert auf der hypotetischen Annahme, dass mehr als das Doppelte der geschätzten Weltressourcen an Kohle verbrannt wurde.

Holger Douglas: Kann man das, was Sie schildern, als Sättigungsgrenze der Atmosphäre für CO2 bezeichnen?

Horst-Joachim Lüdecke: Ja, das kann man. Es gibt eine Sättigungsgrenze. Das atmosphärische CO2 kann man anschaulich als gespannte Feder sehen: Je stärker die CO2-Konzentration der Luft, umso mehr drückt die Federkraft CO2 ins Meer hinein.

Holger Douglas: Wird das Meer durch das eingeführt CO2 nicht sauer? Und sterben durch diese Versauerung nicht die Korallen?

Horst-Joachim Lüdecke: Nein, Meeresversauerung ist ein weiterer Mythos der Alarmisten. Jeder Chemiker, dem Sie etwas von Meeresversauerung durch zunehmendes atmosphärisches CO2 erzählen, wird schmunzeln. Das Meer ist basisch, hier müsste schon mehr als der vernachlässigbare menschgemachte CO2-Eintrag passieren, bis es sauer wird. Das eingehende CO2 wird zudem nicht nur im Meerwasser gelöst, sondern geht in die Algenproduktion, die Kalkschalenbildung von Meerestieren und langfristig in die Carbonatgesteinsbildung.

Im Meer gibt noch viele unverstandene Effekte. Man weiß z.B. nicht, wieviel Biomasse von der Meeresoberfläche zum Meeresboden sinkt, wieviel karbonisiert wird usw. Theoretisch und durch Labormessungen versteht man zum Beispiel den Revelle Effekt sehr gut. Der besagt, dass bei zunehmendem CO2 Gehalt der Luft die Aufnahmefähigkeit des Meeres für CO2 abnimmt. In den globalweiten Messungen des Verhältnisses von CO2 der Luft gegenüber dem im Meer verschwindenden Anteil zeigt sich der Revelle Effekt bis heute aber gar nicht.

Auch die angebliche Empfindlichkeit von Korallen gegen mehr CO2 im Meerwasser ist ein alarmistischer Mythos. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Korallen schnell anpassen und ihnen höhere CO2-Konzentrationen bestens bekommen. Die Anpassungfähigkeit von Pflanzen und Tieren an veränderte Umgebungsbedingungen ist fast grenzenlos.

Holger Douglas: Schwanken nicht die Verhältnisse sehr stark, die den CO2 Kreislauf bestimmen? Und verändert sich nicht auch die CO2-Aufnahmefähigkeit des Meeres bei sich ändernden Wassertemperaturen?

Horst-Joachim Lüdecke: Kurzfristig schwankt der CO2-Fluss von Atmosphäre ins Meer und den Pflanzenwuchs tatsächlich stark, was nicht nur durch die Jahreszeiten bedingt ist. Auch die schwankende Temperatur des Meerwassers spielt eine Rolle. Wenn das Wasser kühl ist, nimmt es mehr CO2 auf, wenn es wärmer ist, weniger – ein übertriebener Vergleich wäre eine Sprudelflasche. Man konnte dies gut im Jahre 1998 erkennen, als ein besonders starker El Nino die Meerestemperaturen stark durcheinander brachte. Längerfristig sind die CO2 Flüsse aber glatt und ruhig.

Holger Douglas: Wie hoch ist denn der Einfluss der veränderten Wassertemperaturen auf den CO2 Zyklus?

Horst-Joachim Lüdecke: Wenn man sich die berühmte Vostokdaten von Temperatur und CO2-Gehalt über die letzten 400.000 Jahre anschaut, sieht man, dass beide genau übereinander liegen. Sie sind extrem gut korreliert. Dies erscheint zunächst als ein Widerspruch zu meiner vorherigen Aussage, es gäbe keine Korrelation zwischen CO2 und Temperaturen.

Wissenschaftliche Arbeiten haben die Vostok-Daten genauer untersucht und dabei festgestellt: Das CO2 hinkt grob 800 Jahre der Temperatur der Atmosphäre und damit des Meeres hinterher. Wenn es wärmer wird, dann wird mehr CO2 vom Meer ausgegast. Wenn es kälter wird, dann geht mehr CO2 ins Wasser.

Die Meere benötigen, um sich zu durchmischen, so ungefähr 1000 Jahre. Dies erklärt das CO2 Nachhinken. Anfänglich, als dieser Zusammenhang noch nicht bekannt war, wurde von den Klimaalarmisten sogar gejubelt, CO2 sei generell der Grund für jede Schwankung der mittleren Erdtemperatur. Tatsächlich ist es genau umgekehrt. Abgesehen von diesem gut bekannten Effekt der CO2 Ausgasung aus dem Meer ist keine Korrelation zwischen CO2 und Erdtemperatur bekannt.

Holger Douglas: Kommen wir noch einmal zu dem Kohlenstoff. In Deutschland geht das Wort von der Decarbonisierung um, es müsste eigentlich zum Unwort des Jahres erklärt werden. Dabei ist Kohlenstoff für uns eines der wichtigsten Elemente.

Horst-Joachim Lüdecke: Die organische Chemie ist Kohlenstoffchemie. Mit Dekarbonisierung ist nun Einsparung von CO2-Emissionen zum Schutz des Klimas gemeint. Das ist aber grober Unsinn. Man kann das Klima, das sich unablässig ändert, nicht schützen. Dazu müsste man mit dem Schutz des Wetters anfangen! Noch nie gab es konstantes Klima, so etwas wird es auch nie geben. Fortwährende Klimaänderung ist praktisch ein Naturgesetz. Die alarmistische Hypothese besagt aber, dass CO2 klimaschädlich sei und stark klimaerwärmend wirke. Dafür gibt es keine Belege.

Nur mit entsprechenden Klimamodellen kann man das hinbekommen. In die Modelle steckt man geeignete Voraussetzungen hinein wie zum Beispiel die von mir schon erwähnten Rückkopplungseffekte. Ob diese Effekte eine verlässliche Messbasis haben, interessiert die Modellierer nicht.
Dann bekommt man beliebig hohe Temperatursteigerungen heraus. Nur haben diese Modelle bisher noch nie die Klimavergangenheit wiedergeben können. Klimamodelle stimmen einfach nicht, sie sind falsch; das lässt die Klimaalarmisten erstaunlich ungerührt.

Mojib Latif, einer der bekanntesten Klimamodellierer in Deutschland, hat in einem Spiegel-Interview gefaselt, wir würden keine Winter mehr mit Schnee haben.

Auch ein solcher sachlich bodenloser Unsinn hält die Alarmisten und leider auch die deutschen Medien in ihren Aussagen nicht auf. Insbesondere die Medien geben nur den Alarmisten Gelegenheiten ihre befremdlichen Wahnvorstellungen dem Publikum in Fernsehen und Radio anzudienen. Seriöse Fachkritiker kommen nicht zu Wort.
Wenn es mit dem fehlenden Schnee nicht klappt, wird eben die nächste Sau durch Dorf getrieben, zum Beispiel die hier schon besprochene Meeresversauerung durch CO2.

Real betrachtet ist Decarbonisierung allein schon deswegen absurd, weil unser deutscher CO2 Beitrag verschwindend gering ist. Selbst wenn wir in Deutschland auf sämtliche CO2-Emissionen verzichten würden, wieder in Fellen herumlaufen würden und unser Nahrungsfleisch mit Pfeil und Bogen schießen würden, würde das an der CO2 Bilanz der Welt nichts ändern.
China, Indien, Brasilien und die USA produzieren so gut wie alles menschgemachte CO2. Wenn man die von der GroKo geplanten deutschen CO2 Emissionseinsparungen auch unter Annahme übertriebener Erwärmungsszenarien in Temperaturen umrechnet, kommt man in den nächsten 20 Jahren auf ein paar tausendstel Grad globaler Erwärmung weniger.

Es ist also sachlich völlig idiotisch, was wir da machen. Hier wird offensichtlich von politischen Schaumschlägern eine politische Vorbildfunktion angestrebt. Wir sollten uns überlegen, ob dies sinnvoll ist. Eine deutsche Vorbildfunktion gab es ja schon einmal, mit katastrophalem Erfolg.

Holger Douglas: Der Kohlenstoff ist das wesentliche Element im atmosphärischen Lebenskreislauf. Aus Kohlenstoff bestehen wir, aus dem wird alles andere in der organischen Welt zusammengestellt. CO2 benötigen die grünen Pflanzen als Baustoff. Doch das soll jetzt das schädliche Klimagas sein, das die Erde zerstören, die Meere ansteigen lassen soll?

Horst-Joachim Lüdecke: CO2 Vermeidung ist eine rein politische Agenda und hat mit sachgerechtem Handeln nichts zu tun. Es gibt sogar Aktionen wie CO2 freie Städte, die als Gipfel der Hirnrissigkeit gelten dürfen. In meiner Heimatstadt Heidelberg gab es sogar Ideenwettbewerbe zu CO2-Einsparungen für Kinder. Hier klingt bereits etwas an, das der Instrumentalisierung von unschuldigen Kindern für ideologische Ziele in der ehemaligen DDR entspricht.

Holger Douglas: Eine Gefahr scheint es aber doch zu geben, die Erhöhung der Meeresspiegel. Hat das Abschmelzen der Gletscher damit etwas zu tun?

Horst-Joachim Lüdecke: Seit Ende der letzten Eiszeit etwa vor 12.000 Jahren hat sich der Meeresspiegel um etwa 130 Meter erhöht. Heute ist davon nur ein Anstieg von 1 – 3 mm pro Jahr übrig geblieben. Was die genaue Ursache für den aktuellen Anstieg ist, weiß man nicht. Immerhin scheint das Abtauen des grönländischen Festlandgletschers so um die 20% zu diesem Anstieg von 1 – 3 mm beizutragen.

Zur Gletscherschmelze: Von einer allgemeinen globalen Gletscherschmelze zu sprechen ist unzutreffend. In Teilen der Welt schmelzen die Gletscher wie zum Beispiel in den Alpen und in Grönland. In anderen Teilen nehmen sie dagegen zu wie z.B. in der Antarktis. Die Alpengletscher schmelzen bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als es praktisch noch kein menschgemachtes CO2 gab.

Ferner muss man Eisschmelzen sorgsam auseinander halten: Oft wird nur vom Meereis gesprochen. Das ist das Eis, das sich im Winter auf dem Meer bildet, und das im Sommer wieder verschwindet. Meistens ist es nur eine Bedeckung von wenigen Zentimetern bis hin zu Mini-Eisbergen von wenigen Metren Höhe.

Die Bedeckung mit Meereis wird heute mit Satelliten sehr genau gemessen. Täglich werden diese Messdaten aktualisiert und frei im Internet veröffentlicht. Und da zeigt sich der bekannte Jahreszyklus. Im Sommer haben wir ein Minimum an Eisbedeckung, im Winter ein Maximum. Die Medienmeldung ›der Nordpol schmilzt!‹ kommt regelmäßig, wenn im Spätsommer das Minimum erreicht ist. Das hat mit Klimaänderungen überhaupt nichts zu tun.

So gab es Anfang des 20. Jahrhunderts schon einmal die Wetterlage eines so weit zugefrorenen Nordmeeres, dass die Eisbären zu Fuß von Grönland direkt nach Island laufen konnten. Dann in den 1935-er Jahren war die Nordostpassage frei. Alles ist schon einmal dagewesen.
Seitdem mit Satelliten gemessen wird, sieht man kaum Veränderungen des Nordmeereises über mehrere Jahre. In der Antarktis nimmt das Meereis die letzten Jahre dagegen deutlich zu.

Maßgebend für Wettter und Klima ist aber nicht das Meereis sondern die Festlandgletscher, von denen sich übrigens etwa 98% des Weltbestandes in der Antarktis befinden. Der grönländische Eispanzer hat ungefähr 3 Millionen km³ Volumen. Selbst wenn es am Nordpol noch 5° wärmer wäre, dauerte es viele Tausend Jahre, bis er geschmolzen wäre. Bis dahin ist es leider längst wieder kalt geworden.

Holger Douglas: Grönland bezieht sich ja auf Grünland. Die Wikinger lebten dort, aber nur auf einem schmalen, damals grünen Küstenstreifen mit ein wenig Ackerbau. Der Gletscher aber war bereits vorhanden?

Horst-Joachim Lüdecke: Natürlich. Man darf aber nicht denken, dass dort Wein angebaut wurde. Man konnte dort überleben und Ackerbau betreiben. Die Wikinger sind dann wieder abgezogen, als es kälter wurde. Eine Fachveröffentlichung zeigt im Übrigen an Hand von Eisbohrkernanalysen, dass die mittlere Temperatur Grönlands seit 8000 Jahren bis heute um satte 2,5 °C gesunken ist. Das zum medialen "Der Nordpol schmilzt".

Holger Douglas: Die Herrscher von Inselreichen kommen gerne zu Klimaverhandlungen und beklagen lauthals: Wir saufen ab! Die Industrieländer sind dran Schuld! Und sie fordern mehr Milliarden für sich. Moderner Ablasshandel. Aber das ist der offenkundig kein einheitlicher Vorgang, manche Inseln scheinen zu sinken, andere scheinen sich zu heben, je nachdem, auf welchen Erdplatten sie liegen?

Horst-Joachim Lüdecke: Es hängt tatsächlich von lokaler Geologie und von der Plattentektonik ab, ob sich Inseln heben oder senken. Die Malediven brauchen keine Angst zu haben. Soweit ich mich erinnere, sinkt aber Bangladesch ein wenig ab. Hier kommt noch der Effekt der Sedimentanschwemmung durch Flüsse aus dem Himalaya hinzu. Es ist alles komplizierter, als dass man es mit ein paar Schlagworten abhandeln könnte. Holland ist nicht bedroht, hier baut man bei Bedarf höhere Deiche und steht dem Klima-Alarmismus ungewöhnlich vernünftig und reserviert gegenüber.

Holger Douglas: Was steckt Ihrer Meinung eigentlich hinter dem Klimaalarmismus?

Horst-Joachim Lüdecke: Das Ganze ist Ideologie, eine Mischung aus wohlbekanntem Marxismus, Naturromantik und den  Interessen mächtiger Investoren sowie Politiker. Rousseau machte den Anfang. In der deutschen Romantik entstand das Bild vom weisen gütigen Hausvater, der sich um alles liebevoll kümmert. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Er ist keineswegs gütig sondern ein brutaler Diktator, der uns vorschreiben will, welche Glühbirnen wir noch verwenden dürfen, dass wir kein Fleisch mehr essen dürfen – kurz, wie wir zu leben haben.

Kretschmann, der die aktuelle Wahl in Baden-Württemberg gewann, ist Musterbeispiel. Sein Ziel, den Schwarzwald und Odenwald mit völlig unnützen Windrädern zu verspargeln hat die Bevölkerung nicht abgehalten, die grünen Umweltverbrecher zu wählen. So hirnerweichend wirkt Ökoideologie.

Die Natur wird von Ökoideologen als gütig angesehen und als Mutter Gaia bezeichnet, was aber nur eine hilfsweise Verführungsmasche für Gläubige ist. Der Mensch würde die Natur schädigen. Doch die Natur ist weder gut noch böse zu uns. Wir müssen und wollen sie zweifellos schützen. Wir müssen aber gleichzeitig auch uns gegen die Natur schützen. Die moderne Medizin mit ihrem Kampf gegen tödliche Bakterien und Viren von Mutter Gaia zeigt es. Ob aber die Grünen Naturschutz wollen, ist mehr als fraglich, wie es Windräder zeigen.

Das Ziel der Ökoideologen ist in Wirklichkeit eine andere Gesellschaft – undemokratisch und diktatorisch. Ökologie ist dabei nur ein Hilfsmittel. Die kühle Billigung der Vernichtung von Hunderttausenden Fledermäusen und Greifvögeln durch Windräder belegt die Motive dieser Leute. Insbesondere die Verbindung von Klimaschutz und undemokratischen Ideologien ist unübersehbar. Echter Naturschutz zählt bei den Klimaschützern nicht mehr.

Holger Douglas: Wie konnte es Ihrer Meinung nach soweit kommen?

Horst-Joachim Lüdecke: Nachdem der Kommunismus verschwand, wurde als neue Ideologie der Klimaschutz entdeckt. Erstaunlicherweise waren die Protagonisten zahlenmäßig nicht sehr stark, setzten sich aber durch kräftige Unterstützung der Politik und mächtiger Geldgeber rasch durch. Die Möglichkeit, durch Klimaangst politische Herrschaft auszuüben und die Luft zu besteuern und für clevere Investoren in sachlich nutzlose grüne Energien neue Geschäftsfelder aufzutun war einfach zu verlockend.
Es wurde die Treibhauswirkung des CO2 entdeckt. Diese hat man dann zunehmend als fiktive Bedrohung instrumentalisiert und die neue Ideologie des Klimaschutzes darauf aufgebaut. Da stecken natürlich auch weitere handfeste geschäftliche Interessen dahinter.

Insbesondere NGOs, Greenpeace ist hier vorrangig zu nennen, reiten auf dieser Welle. Das sich am Rand der Kriminalität bewegende, aber von den deutschen Medien fast schon wie eine Regierungspartei gehandelte Greenpeace macht sein Geschäft zur Zeit mit dem Kampf gegen die Kernenergie. Ironischerweise ist Kernenergie CO2 frei.

Wenn wie jüngst zu lesen war, die Rockefeller Gruppe aus dem Ölgeschäft aussteigen und ins Geschäft der "erneuerbaren" Energie einsteigen will, weiß jeder nachdenkende Zeitgenosse, was sich hier abspielt.

Ich erlaube mir, es an dieser Stelle ganz klar zu sagen: Klimaschutz hat nichts mit Naturschutz zu tun. Klimaschutz ist eine gefährliche undemokratische Ideologie.

Nachtrag EIKE-Readaktion:

Erfahrungsgemäß führt jede News, die den Treibhauseffekt anspricht, zu oft hoch emotionalen, kontroversen Kommentaren. Auf Bitte des Interviewten (Pressesprecher Horst-Joachim Lüdecke) veröffentlichen wir daher sein folgendes Statement:

Liebe Leser: Meine im Interview gemachten Ausführungen über den Strahlungs-Treibhauseffekt, Gegenstrahlung etc. werden von allen maßgeblichen Fachleuten geteilt, sowohl den Alarmisten als auch den "Klimaskeptikern". Zu den "Klimaskeptikern" = IPCC-Gegnern zählen viele mit hohem wissenschaftlichen Ansehen, so etwa die beiden Physik-Nobelpreisträger Ivar Giaever und Robert Laughlin.

Ich habe im Interview den heutigen Kenntnisstand geschildert, eigenes habe ich nicht geäußert. Dieser allgemeine Kenntnisstand wird auch vom EIKE-Fachbeirat vertreten. Die wenigen Fach-Publikationen, die diese Auffassung nicht teilen, sollen damit nicht diskreditiert oder verschwiegen werden. Es ist aber Tatsache, dass sie in der Fachwelt so gut wie keine Resonanz erfuhren. Vielleicht ist dies der Grund, dass die Vertreter dieser Minderheit oft die notwendige Höflichkeit in der Propagierung ihrer Auffassung vermissen lassen. Mehr Sachlichkeit würde vielleicht zu gewinnbringenden Diskussionen führen.

Meine Ausführungen zu den Rückkoppelungseffekten, also IPCC-Klimamodellen, Hot Spot usw. werden selbstredend nur von den IPCC-Gegnern und nicht von den Klima-Alarmisten geteilt.

Um es daher deutlich noch einmal zu sagen: Das was im Interview zum Thema "Treibhauseffekt" zu hören ist, stammt nicht von mir. Es ist das, was die Fachleute des "Skeptikerlagers" und betreffs Strahlungsteil auch noch die IPCC-Fraktion vertreten. Ich bitte daher um Verständnis, wenn ich mich aus weiteren Diskussionen zu diesem Thema heraushalte. Dies auch deswegen, weil ich mich als Physiker zwar mit dem Thema etwas auskenne (hier, hier), aber kein Spezialist auf diesem Gebiet bin. Es gibt Einschlägigeres, stellvertretend (hier, hier). Die wohl vollständigste und umfangreichste Zusammenstellung bietet der Skeptiker-Blog "Science of Doom" (hier). Hier findet sich auch fachliche Kritik an der o. erwähnten Minderheiten-Meinung.

Wer sich also ernsthaft informieren möchte – die wichtigsten Quellen sind genannt. Wer es persönlich möchte, möge sich an einen Experten der riesigen Schar prominenter Gegner des IPCC wenden. Ich nenne stellvertretend nur Namen wie Fred Singer, Richard Lindzen, Nir Shaviv, Henrik Svensmark, Garth Paltridge, Roy Spencer usw. usw. ….. Einige von ihnen sind Mitglieder der Skeptikerorganisation "Global Warming Policy Foundation", gegründet von Benny Peiser. Ich stehe für Antworten nicht zur Verfügung.




EIKE 9. IKEK – Prof. em. Dr. Horst Lüdecke: Klimawissenschaft in EIKE und- Multiperiodisches Klima – CO2-Zyklus

Video

Video des Vortrags über Klimawissenschaft in EIKE: – Multiperiodisches Klima – CO2-Zyklus – gehalten am 11.12.16 auf der 9. IKEK im Haus der Technik in Essen




EIKE 8. IKEK Präzises Klima-Timing über die letzten 2500 Jahre – Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke

Die Arbeit zs. mit Koautoren wird aktuell zur Veröffentlichung eingereicht. Die Arbeit zeigt deutlich die enge Korrelation der Temperaturänderungen der untersuchten Zeitreihen mit dem De Vries/Suess – Sonnenzyklus. Treibhauswirkungen z.B. des CO2 sind darin nicht zu erkennen.

 Video von der 8. IKEK am 16.10.14 in Frankfurt Main. Vortrag von prof. Dr. Host Joachim Lüdecke zu Ergebnissen aus seiner Arbeit. Den Vortrag von Prof. Weiß zum selben Thema – jedoch bezogen auf die letzten 250 Jahre- finden Sie hier.

Auch kann deutlich festgestellt werden, dass die Temperaturänderungen der letzten 150 Jahre sich in nichts von denen der letzten 2000 Jahre unterscheiden. Daraus muss geschlossen werden: Ein menschgemachter Klimawandel lässt sich in den Daten nicht auffinden.




Die deutsche physikalische Gesellschaft (DPG) rezensiert die Bücher „Kampf um Strom“ von Prof. Claudia Kemfert im Vergleich mit „Energie und Klima“ von Prof. Horst-Joachim Lüdecke

Die DPG (hier) ist zweifellos primär für eine fachgerechte Klimadiskussion hierzulande zuständig, nicht etwa Einrichtungen wie das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK), welches sich vorwiegend durch ökopolitischen Aktivismus auszeichnet und dessen Aussagen daher von den Medien bevorzugt verbreitet werden. Im DPG-Vorstand ist die IPCC-Meinungsrichtung vermutlich kein Konsens. Schon im Aprilheft 2007 des Physikjournals der DPG mahnte nämlich der DPG-Präsident Prof. Eberhard Umbach unter dem Titel “Fakten für die Klimadebatte“ wie folgt an: “Wir müssen ohne Vorurteile und ohne ideologische oder rein ökonomische Befangenheit handeln, und zwar auf der Grundlage von stichhaltigen technischen und wissenschaftlichen Fakten“.

Dieses Statement war etwas kryptisch, weil bis heute überhaupt kein Hinweis darauf erfolgte, wie diese Fakten von der DPG denn nun gesehen werden. Noch weniger ist bekannt, ob die DPG etwas unternimmt, um diese Fakten zu erhalten, zu sichern und zu sichten. Was sind die Gründe? Die Antwort fällt nicht schwer, denn die DPG sprach sich vor Fukushima nachdrücklich für die Nutzung der Kernenergie aus. Sachlich lag sie damit zweifellos richtig, aber die Politik und der Zeitgeist gingen bekanntlich andere Wege. Als Konsequenz aus dieser unverschuldeten Entwicklung, ferner, um in Zukunft nicht noch einmal auf der politisch falschen Seite zu stehen und schlussendlich auch, um die von der Politik abhängigen Forschungsmittel durch politisch unerwünschte Fachaussagen nicht zu gefährden, ist die verständliche Zurückhaltung der DPG in Sachen "anthropogenes CO2" und "Energiewende" zu erklären.

Die DPG veröffentlicht in jedem Heft ihres “Physik Journal“ aus allen physikalischen Gebieten hervorragend gestaltete Fachartikel für Nicht-Spezialisten, hat aber seit Jahren noch nie etwas über die Klimawirkung des anthropogenen CO2 gebracht. Sie hält sich schadlos, indem sie weder den Klima-Alarmisten noch den Klimaskeptikern das Wort erteilt. Dies im Gegensatz zu fast alle deutschen Medien, die freiwillig selbstgleichgeschaltet ihren Kotau vor dem grünen Zeitgeist pflegen. Die Klima- und Energiewendeverlautbarungen insbesondere von ARD, Deutschlandradio, der ZEIT, der Süddeutschen usw. und praktisch aller Lokalzeitungen propagieren Klimakatastrophen in einem Ton und einer Intensität, die Vergleiche mit der ehemaligen DDR-Propaganda für den real existierenden Sozialismus nicht zu scheuen brauchen.

Unabhängige Experten kommen in den deutschen Medien, von denen der unwissende Konsument nunmehr schon seit langem ökogefügig weichgeklopft wird, nur selten zu Wort. Der aufmerksame Medienkonsument kann lediglich noch Zeuge des einen oder anderen amüsanten Lapsus werden. So beispielsweise im Anne Will Talk, 22-45 Uhr am 11.9.2013 in der ARD. Dort gelang es der Publizistin Gertrud Höhler in einem Fall, das pausenlose, unerträgliche Gelaber des vom Forsa-Chef zutreffend als „Kotzbrocken“ (hier) bezeichneten Ralph Stegner (SPD) zu unterbrechen und leise höflich darauf hinzuweisen, dass wir schon lange eine DDR-Planwirtschaft im Energiesektor haben. Die Reaktion darauf war so, als hätte Frau Höhler laut einen Wind streichen lassen: gequältes Lächeln der gesamten Runde und ein schnelles Abschwenken von Frau Will.

Angesichts dieser für eine angeblich „offene Demokratie“ traurigen Verhältnisse sind die Worte, die Prof. Konrad Kleinknecht in seiner Buchrezension findet, eine von jedem politischen Kalkül freie fachliche Meinungsäußerung. Konrad Kleinknecht ist renommierter Kernphysiker mit wissenschaftlichen Auszeichnungen und war in den Jahren 2000-2008 im DPG-Vorstand für die Klimafrage zuständig (hier). Das erste besprochene Buch ist aus der Feder der mediennahen Ökonomie-Professorin Dr. Claudia Kemfert und titelt „Kampf um Strom: Mythen, Macht und Monopole“. Das zweite Buch, verfasst vom Physiker Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke, hat den Titel „Energie und Klima: Chancen, Risiken, Mythen“. Die Besprechung erschien im August/Septemberheft des „Physik-Journal“ der DPG, S. 86 und ist hier unverändert wiedergegeben:

Kampf um Strom + Energie und Klima

Diese beiden Bücher könnten gegensätzlicher nicht sein. Das erste ist eine politische Kampfschrift einer „Protagonistin“ der Energiewende.

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Claudia Kemfert wiederholt zum Thema Klimawandel und Energiewende das, was ein Großteil der Politiker und der Medien glauben und verlauten lassen: Der Klimawandel sei menschgemacht und habe dramatische Folgen, Wind- und Solarenergie seien vorzuziehen, der Umbau unserer gesamten Energieversorgung in zehn Jahren sei möglich, ohne dass Wind- und Solarenergie die Versorgungssicherheit gefährden, steigende Strompreise seien kein Problem.

Dem Buch zu eigen ist die Überzeugung, Personen, die nicht dieselbe Meinung vertreten, könne man persönlich angreifen. Besondere Zielscheiben sind der Wirtschaftsminister und Wissenschaftler, deren Meinung als nicht „politisch korrekt“ eingeschätzt wird. Sie gelten ihr als „Lobbyisten“.

Die zehn Kapitel behandeln jeweils ein Problem der Energiewende, etwa den zu engen Zeitplan, den drohenden Versorgungsengpass, den Anstieg der Strompreise als Gefahr für die Industrie oder den deutschen Alleingang. Kemfert bemüht sich, die jeweiligen Probleme als nicht existent zu charakterisieren. Das geht beispielsweise so: Die Strompreise in Deutschland steigen, sie sind unter den höchsten in Europa. Schuld daran sind aber nicht die Subventionen für Wind- und Solarstrom durch das EEG, sondern die Versorgungsunternehmen, die trotz des niedrigen Börsenpreises die Verbraucher abzocken, und die Regierung, weil sie die energieintensiven Unternehmen von Teilen der EEG-Umlage entlastet. Ganz ähnlich hat man das schon von Jürgen Trittin gehört. Dass die EEG-Umlage jährlich 20 Milliarden Euro und damit 5,3 Cent/KWh beträgt, sei nicht Ursache der Preissteigerungen, das EEG müsse so bleiben. Auch sei der Strom nicht zu teuer, sondern jahrelang zu billig gewesen.

Kemfert fordert, dass die EEG-Umlage auch der energieintensiven Grundstoffindustrie auferlegt wird. Dann wird sich diese andere Produktionsstandorte suchen müssen. Der Ökonomin Kemfert ist offenbar entgangen, dass bei der Produktion von Aluminium, Kupfer, Stahl, Kohlefasern, Zement die Stromkosten bis zu 60% der Gesamtkosten verursachen, vor den Personalkosten.

Die übrigen Kapitel des Buchs folgen dem Muster dieser zwei Beispiele. Begründungen oder Quellen für die Behauptungen fehlen.

Dagegen erlaubt sich Horst-Joachim Lüdecke aufgrund seiner physikalischen Kenntnisse eine unabhängige Beurteilung der Lage nach der Kehrtwende der Politik. Das Buch ist wissenschaftlich gehalten und kommt nicht ohne Zahlen, Diagramme und quantitative Vergleiche aus. Deshalb ist es anspruchsvolle Lektüre.

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Zum Thema Klima hinterfragt der Autor die These von der monokausalen Wirkung des Kohlendioxids und die Prognosen der Klimamodellrechnungen. Es beschreibt diese hochkomplexen nichtlinearen Differentialgleichungssysteme, in denen positive und negative Rückkoppelungen enthalten sind. Die Stärke der Rückkoppelungen ist nicht genau bekannt, verschiedene Annahmen führen zu mehr als 40 verschiedenen Modellen. Keines davon hat vorausgesagt, dass die mittlere Oberflächentemperatur der Erde in den 15 Jahren von 1997 bis 2012 überhaupt nicht angestiegen ist. Gleichzeitig hat sich der CO2-Gehalt der Atmosphäre von 360 ppm auf 400 ppm erhöht. Der Autor bezweifelt, ob die Voraussage für die Erwärmung über 100 Jahre zuverlässiger ist. Ein Fehler der Modelle sei es, dass die kühlende Wirkung des Wasserdampfs durch Wolkenbildung nach Lindzen und Choi (MIT) vergessen wurde.

Zur Energiepolitik fragt sich Lüdecke, was eine Verminderung des deutschen Beitrags zur weltweiten CO2-Emission von jetzt 2,5 Prozent auf 2% bewirken soll, wenn gleichzeitig in einem Jahr der Ausstoß der großen Industrieländer China, USA, Indien, Russland, Kanada, Brasilien um 6% zunimmt. Wie soll ein deutscher Sonderweg wirken, wenn dem Vorreiter kein anderes Land nachreitet?

Der Autor beschreibt dann Probleme der geplanten Umstellung auf alternative Energiequellen: ungenügende Kapazität der Pumpspeicherkraftwerke in den deutschen Mittelgebirgen, fehlende Hochspannungsleitungen von Nord nach Süd, ineffiziente „Wind-to-gas“-Option zur Speicherung.

Die größte Gefahr besteht für Lüdecke allerdings in der Strompreiserhöhung durch die teuren alternativen Energiequellen und die abnehmende Versorgungssicherheit durch fluktuierende Quellen. Im Gegensatz zu Kemfert sieht Lüdecke die Gefahr der EEG-Umlage für die energieintensive Grundstoffindustrie.

Wer sich ein quantitatives Bild der Energieprobleme machen will und bereit ist, Dogmen kritisch zu hinterfragen, wird das Buch von Lüdecke mit seinen 300 Quellenangaben spannend und lehrreich finden. Wer weiter an den Erfolg der derzeitigen Wendepolitik glaubt und an einer Wahlkampfbroschüre für eine kleine Partei sucht, der kommt bei dem Band von Frau Kemfert auf seine Kosten.

Konrad Kleinknecht