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Zu Gefahren und Nutzen der Kernenergie – einige Fakten!

Was hat Fukushima gezeigt?

Konzipiert wurde das AKW für ein Erdbeben der Stärke 8.2. Ausgehalten hat es eine Stärke von 9.0, was 630% größer ist. Kein Windrad und keine Solaranlage wird wohl eine Belastung überstehen, die 6.3mal der maximal gedachten entspricht. Die Ersteren würden umfallen und ein paar Autobahnen blockieren, die Letzteren würden kurzschließen, hunderttausende  Dächer entzünden und jede Feuerwehr zur Kapitulation zwingen.

Dies hinterfragt Herr Röttgen aber nicht. Im Gegenteil, der Beweis für die Widerstandsfähigkeit eines AKW wird umgedeutet in eine Schwäche.

Die Problematik in Fukushima entstand erst durch das Zusammentreffen von zwei Katastrophen. Jede Einzelne hätte keinen Effekt gehabt. Beim Erdbeben fuhr das AKW planmäßig herunter. Da das Stromnetz zusammenbrach, hätten die Dieselgeneratoren die Kühlung gewährleistet. Der Tsunami hätte die Generatoren lahm gelegt, aber das Netz wäre noch vorhanden. Verhängnisvoll und falsch war es Rekombinatoren zu verwenden, die zum Abbau des Wasserstoffes Strom benötigen. Dies gibt es in deutschen AKWs nicht.

Was rechtfertigt diese Irrationalität?

Die inzwischen unisono Antwort der Parteien in Deutschland ist das Risiko und die Gefahr, die von AKWs ausgehen.

Eine Risikoabschätzung kann man aber objektiv mittels Daten erstellen. Diese Aufgabe hat das Paul Scherrer Institut (PSI) in der Schweiz übernommen.

In der folgenden Graphik werden die Anzahl der Toten in einer logarithmischen Skala pro erzeugte elektrische Leistung in GW und pro Jahr für die verschiedenen Energieträger abgebildet. Die Werte basieren auf der Ermittlung der Unfälle für den Zeitraum von 1969-2000. Ausgenommen davon sind die Opfer in Kohlebergwerken in China für die nur Daten von 1994-1999 zur Verfügung standen.

Auffällig sind die großen Unterschiede zwischen den Zahlen für die entwickelte Welt (EU15 & OECD) und den Nicht-OECD-Staaten.

Die einzelnen Energieträger sind Kohle, Erdöl, Erdgas, Flüssiggas, Wasserkraft und Kernenergie.

Den tausenden von Opfern bei Kohle, Öl und Gas in den OECD und EU-Staaten stehen null Tote bei der Kernenergie gegenüber. Der violette Balken repräsentiert Tschernobyl, wobei hier sogar noch eine zu große Zahl zu Grunde gelegt wurde. Laut dem neuesten UN-Bericht vom Februar 2011 gab es 28 unmittelbare Opfer. Und nicht tausende, wie das ZDF seinen Zuschauern weismacht. Als Spätfolgen gab es 6000 Patienten mit Schilddrüsenkrebs von den 15 daran starben. Dies hätte man durch die Vergabe von Jodtabletten deutlich mindern können.

Die zweite Graphik zeigt die Schadenshäufigkeit für die OECD Länder. Während die die oberen vier Kurven auf realen Daten basieren, ist die Kurve für die Kernenergie eine fiktive Abschätzung. Will man also wissen, wie groß die Häufigkeit eines Unfalls mit 10 oder mehr realen  Toten ist, so erkennt man, dass diese für Flüssiggas eine Größenordnung höher als für Kohle und Öl ist und ungefähr 1.5 Größenordnungen für Erdgas. Die fiktiven Opfer der Kernenergie liegen 4 Größenordnungen unter den realen von Flüssiggas.

Ein modifizierteres Bild ergibt sich für die Non-OECD Staaten.

Hier gibt es einen realen Punkt (Tschernobyl) für die Kernenergie, der aber mehr als 2 Größenordnungen unter der Kurve für Flüssiggas liegt. Die möglichen Spätopfer werden in den nächsten 70 Jahren zwischen 10 000 in den unmittelbar betroffenen Ländern und 33 000 in Nordeuropa abgeschätzt. In derselben Zeitspanne ist aber mit rund 650 Millionen natürlichen Krebsfällen zu rechnen, so dass es sehr schwierig sein dürfte, die Tschernobyl-bedingten Fälle statistisch nachzuweisen.

Bis auf die Grünen, die können dies.

Um dies anschaulicher zu machen, wollen wir die Werte für Deutschland ermitteln. Hierbei nehmen wir an, dass für Deutschland die EU15 Daten gültig sind. Laut BMWi wurde 2009 für die Stromerzeugung 950PJ aus Steinkohle, 1380PJ aus Braunkohle und 1740PJ aus Kernenergie verwendet. Addieren wir Stein- und Braunkohle zu 2330PJ so ergibt sich für diesen Energieträger rund 74GW/a, was multipliziert mit 0.07 (Graphik1) rund 5 reale Tote ergibt. Bei Gas würden die Zahlen über eine Größenordnung höher sein, aber da liegt keine Unterscheidung zwischen Erd- und Flüssiggas beim Ministerium vor. Für die Kernenergie ist der Wert 1470PJ, was rund 0.4% der Kohleopfer als fiktive Tote ergeben würde.

Fakt ist, dass es in den deutschen Kernkraftwerken kein Strahlenopfer gegeben hat und erst recht nicht in der Umgebung. 

Traurige Realität ist dagegen, dass laut PSI bis zu 10 000 Bergleute allein in chinesischen Gruben sterben und zwar jährlich. Dies bewegt die Besorgten nicht.

Diejenigen die meinen das AKWs immer noch nicht sicher genug sind, die seien daran erinnert, dass der erste GAU nicht in Tschernobyl stattfand sondern 1967 in Jülich. Nach dem kompletten Abschalten der Kühlung flog der Reaktor nicht in die Luft, sondern kühlte sich langsam von alleine ab. Der Versuch mit dem Hochtemperaturreaktor wurde noch zweimal mit dem gleichen Ergebnis wiederholt. Damals war Deutschland auf diesem Gebiet weltweit führend. Inzwischen werden diese Reaktoren woanders weiterentwickelt und gebaut.

Eine andere Alternative wäre ein Fluorid-Thorium flüssig Reaktor, dessen radioaktiver Abfall  10 000mal geringer ist und der keinen Sicherheitsbehälter benötigt, da er bei Normaldruck arbeitet. 

Was kommt nach der Kernenergie?

Aus Mangel an Alternativen kommen dafür nur Kohle- und Gaskraftwerke in Frage. Dass dies im eklatanten Widerspruch zu der bisher von Merkel, Röttgen, Roth und Co. gepriesenen alternativlosen Notwendigkeit der CO2-Reduzierung steht, ist plötzlich ohne Belang. Stattdessen wird den Bürgern vorgegaukelt das Steigerung der Energieeffizienz und erneuerbare Energien die Lücke schließen. Während das Erste vernünftig ist uns seit Jahren betrieben wird, aber physikalischen Grenzen unterliegt, ist das Zweite nicht fähig die Grundlast zu übernehmen und dazu extrem teuer. Die Prophezeiung, dass die Kosten der erneuerbaren Energien mit deren Anteil am Gesamtaufkommen sinken werden, teilt das PSI nicht. Die folgende Graphik zeigt die Kosten für die einzelnen Energieträger für das Jahr 2030 für die Schweiz.

Man sieht, dass die Kosten für die Photovoltaik immer noch exorbitant hoch sein werden, aber die für die Windenergie sinken. Letztere benötigen aber Wasserkraftspeicher, die wiederum sehr teuer sind. Die geplante vollständige Umstellung auf erneuerbare Energie in Deutschland wird zur Folge haben, dass erstens es keine Stromsicherheit mehr gibt und zweitens, dass die energieintensiven Industrien (Stahl, Beton, Chemie, Glas, Papier…) abwandern müssen, da sie nicht mehr am Markt konkurrieren können.

Fazit

Die Regierung nebst SPD und Grünen sind auf dem richtigen Holzweg. Herr Röttgen hat in seiner Katastrophenliste einen wichtigen Punkt vergessen nämlich einen Meteoriteneinschlag. Die Saurier wurden durch einen vernichtet, wenn dies mit der Menschheit geschehen sollte, muss natürlich das Containment eines AKWs überleben.

Dr. Bernd Hüttner für EIKE

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Deutsche Energiepolitik endgültig in der Sackgasse!

Die Widersprüche der bisherigen Energiepolitik

Bereits diese Politik war von Widersprüchen und von der Nichtbeachtung entscheidender Tatsachen gekennzeichnet:

Es ging immer nur um die Stromerzeugung, genau wie es die Grünen von Anfang an in ihrer ideologischen Verengung auf Kernenergie und Kohlekraftwerke postulierten und wie es die schwarz-gelbe Bundesregierung unbegreiflicherweise übernahm und fortsetzte.

Daß die weitaus größte Energiemenge in unserem Land der milden Sommer und kalten Winter in die Wärmeerzeugung fließt und die mit Absicht fernab der Ballungszentren errichteten Kern- und Kohlekraftwerke niemals mit ihrer großen  Abwärme (70 % bei Kernkraft, 60% bei Kohlestrom) über logischerweise auch fehlende Fernheiznetze zur Heizung von Wohn- und Gewerbegebäuden beitragen konnten und daß deshalb Erdgas und Heizöl in riesiger Menge importiert werden müssen: Das war nicht das Energie-Hauptthema dieser Regierung. Es gab dazu nur unattraktive Haussanierungs-Programme und Fördermittel für teure und wirtschaftlich  fragwürdige Techniken wie Wärmepumpen und Solarwärme.

Auch die größte deutsche Stromerzeugungs-Quelle Kohlekraft kommt in der Energiepolitik der Regierung nicht vor – außer in der auch in 15 Jahren nicht realisierbaren Forderung nach einer Abtrennung und unterirdischen Einlagerung von CO2. Von einem gezielten Ausbau der Kohlekraftwerke mit den neuesten Techniken, die ihren Wirkungsgrad auf über 45% steigern konnten – mit entsprechend weniger Abwärme und CO2 – und dem dann möglichen Abschalten alter, ineffizienter  Kohlekraftwerke ist keine Rede. Der Grund dafür ist wiederum Ideologie: Kohlekraftwerke hält man für "Klimakiller".  Daß allein China alle 4 Tage ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehen läßt und in den meisten Ländern ebenfalls massiv in neue Kohlekraftwerke investiert wird, stört die deutschen Gegner dieser neben Kernkraft einzig verbleibenden Möglichkeit der Grundlaststrom-Erzeugung keineswegs. Ohne Kernkraftstrom  wird Deutschland allerdings seine Klimaziele weit verfehlen und mit den nun notwendigen neuen Kohlekraftwerken wird sich  Frau Merkel endgültig von ihrer geliebten Rolle als Weltretterin verabschieden. Zeit also, weiteren Ballast bisheriger Überzeugungen über Bord zu werfen. Daß sie gleichzeitig  aber so dringende Warnungen wie die des führenden australischen Umweltforschers Barry Brook erhält, der soeben Deutschland dringend zum Bau neuer klimaschonender Kernkraftwerke aufforderte und statt dessen die Abschaltung aller "furchtbaren" Kohlekraftwerke verlangte,  wird sie nur weiter noch tiefer in das Gewirr unlösbarer Widersprüche ihrer Politik  stürzen.

Gestützt auf Haare sträubende Gefälligkeits-Gutachten mit wundersamen Zahlen verlegte sich die Regierung auf erneuerbare Energien, die allen Ernstes das Industrieland Deutschland künftig weit überwiegend und absolut zuverlässig, dazu noch wirtschaftlich mit Energie – natürlich wieder vor allem Strom – versorgen sollen.

Das Ignorieren aller dem entgegen stehenden Tatsachen, allem voran die extrem unzuverlässige Wetter- und Tageslicht-abhängige Stromerzeugung durch Windmühlen und Fotovoltaikanlagen bei gleichzeitiger Unmöglichkeit einer Speicherung von Überschuß-Strom und zusätzlicher Gefährdung der Netzstabilität durch zufällige Einbrüche oder Spitzenschübe des grünen Stroms zeigt überdeutlich, daß auch dieser Teil der Regierungspolitik abermals rein ideologiegesteuert ist.

Die Gefahr von Stromsperren ist keineswegs Panikmache: Der Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur dena , Stephan Kohler, hat Mitte März in der Presse gewarnt, daß – sollten weitere fünf Reaktoren wegen interner Revisionen abgeschaltet werden – es in Teilen Deutschlands zu Blackouts kommen werde. "Da gibt es nichts zu beschönigen." Ein früherer Kernkraftausstieg könne nicht nur die Netzkapazität überfordern, er würde auch zu deutlich höheren Strompreisen führen.

Es ist auch bezeichnend, daß die Regierung erst nach 10 Jahren der von Rot-Grün begonnenen massiven Subventionierung von Windkraft und Fotovoltaik – auf Kosten der kleinen Leute, die keine eigenen Häuser besitzen – überrascht feststellte, daß man für diese wild schwankende Stromerzeugung auch Stromspeicher braucht. Woraufhin sie dann weiterhin feststellte, daß diese Speicher weitestgehend fehlen und auch überhaupt keine Techniken zur Verfügung stehen, sie zu realisieren. Man verlegte sich dann auf das Prinzip Hoffnung und Vernebelung, indem man im Prototypstadium befindliche, mit über 50 Prozent Energieverlusten behaftete und zudem unbezahlbare Speichertechniken als irgendwann verfügbar anführte. Und auf das Hoffnungs-Seekabel von Norwegen verwies, dessen Leistung leider aber nur 4 Prozent der installierten Windstromkapazität ausgleichen kann.

Daß auch die schwarz-gelbe Koalition den Subventionsirrsinn des Gesetzes für erneuerbare Energien noch zu steigern vermag, bewies sie mit dem neuen  "Einspeisemanagement" für Windstrom, das seit  Januar 2011 gilt. Netzbetreiber können nun bei einer Netzüberlastung durch  Windstrom diese Anlagen – nach deren entsprechender Umrüstung – rasch herunterfahren.  Das Unglaubliche dabei: Die Windstromerzeuger, deren Strom dann niemand braucht, haben dann Anspruch auf Ersatz für die ausgefallene Einspeisevergütung. Geld für nicht benötigten und dann auch nicht erzeugten Strom – stets von den Verbrauchern zu bezahlen. Bisher kannte man die Bezahlung von nicht erzeugten Produkten nur bei der ebenso irrwitzigen Agrarsubventionierung. Deutschland führt das jetzt auch in seinem Energiemarkt ein.

Peinlicherweise stand in den Gutachten, die den Segen der Erneuerbaren betonten, das schlimme Wort Importstrom. Dieser sollte, wenn mal wieder zu wenig Wind weht, die Stromversorgung retten. Darauf freute sich auch schon Präsident Sarkozy, der auf der Baustelle des neuen Kernkraftwerks Flamanville erklärte, daß Frankreich noch mehr  Kernkraftwerke  braucht – er erwähnte speziell den geplanten KKW-Neubau Penly – weil es in großem Stil Strom exportieren soll. Damit solle Frankreich viel Geld verdienen. An welche Abnehmer er dabei dachte, kann man sich vorstellen.

Die Bundeskanzlerin beeilte sich, dazu zu erklären, daß Stromimporte selbstverständlich nicht in Frage kämen. Aber bereits im März 2011 kam es zu beträchtlichen Stromimporten aus Frankreich und Tschechien. Das wird vermutlich zum Dauerzustand, wenn die gerade abrupt veränderte Energiepolitik Bestand behält.

In dem viel Mineralöl verschlingenden Straßenverkehr haben bisher alle  Regierungen die Chance verschlafen, konsequent die Verwendung von Erdgas voran zu treiben, wie es uns unsere Nachbarn seit Jahren erfolgreich demonstrieren.

Statt dessen fabuliert man – wiederum ideologisch korrekt – von der Elektromobilität, ein schon von der Regierung Kohl mit tollen Prognosen geschmücktes Technikmärchen, das auch heute wegen weiterhin völlig unzureichender Batterien abermals   für  mindestens zwei Jahrzehnte auf Erfüllung wartet. Christoph Huß von der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik betonte, daß „wir nicht vergessen dürfen, daß die technisch-physikalischen Grenzen elektrochemischer Energiespeicher nicht durch politische Sonntagsreden außer Kraft gesetzt können.“

Ein Warnhinweis, den die Physikerin Merkel eigentlich verstehen sollte.

Dann kam Fukushima

Das katastrophale Erdbeben in Japan hat vermutlich 20.000 Tote gefordert. Die deutschen Medien aber berichten vor allem über die Beschädigung  der Atomreaktoren im Kraftwerk Fukushima – und die Regierung verfiel in hysterischen  und unglaubwürdigen Aktionismus. Hastig wurde ein Moratorium mit der vorläufigen Stillegung mehrerer Kernkraftwerke verkündet. Sachlich begründet wurde das natürlich nicht, denn niemand konnte erklären, inwiefern sich denn die bis dahin immer betonte hervorragende Sicherheitslage bei allen deutschen Kernkraftwerken durch ein Erdbeben-Tsunami-Ereignis in Japan verändert hätte.

Die Bundeskanzlerin verkündete gleich noch eine weitere Reaktion auf die Ereignisse in Japan: Man werde jetzt verstärkt die erneuerbaren Energien fördern. Da man sicher davon ausgehen kann, daß sie die Sinnlosigkeit und Gefährlichkeit des weiteren Ausbaus von Wind- und Solarstrom zusammen mit der Lebensmittel und Landschaften fressenden Biogas- und Biotreibstofferzeugung genau kennt, ist auch dieser Schwenk wiederum nichts anderes als eine panische Beschwichtigungsaktion für die Opposition und vor allem für die wutschäumenden Medien.

Dann wurde von der Kanzlerin am 22. März die Berufung eines Kernenergie-Ethik-Rats unter der Leitung von Prof. Töpfer angekündigt.  Dessen Besetzung durch allein drei Kirchenvertreter, einer Politologin, einem Philosophen, einem Soziologen, einer Wirtschaftswissenschaftlerin, zwei Politikern und keinem Energie- oder gar Kernkraftexperten – von insgesamt 13 Mitgliedern –  führt sicherlich zu fundierten Aussagen zu den von Frau Merkel dem Rat gestellten Fragen, wie die "gesellschaftliche Risikobewertung" aussieht und "wie sich ein Ausstieg aus der Atomenergie mit Augenmaß vollziehen lasse". Woran man sogleich sehen kann, daß dieser Ausstieg von der Kanzlerin bereits vor dem Vorliegen der Erkenntnisse aus der erst noch erfolgenden Sicherheitsüberprüfung beschlossen ist.

Das gewünschte Ergebnis der Ethikrats-Beratungen steht natürlich auch schon fest, da es  durch dessen überwiegende Besetzung mit kritischen Wissenschaftlern und Philosophen neben den Kirchenleuten gesichert ist.

Die politische Führung kapituliert

Die Naturkatastrophe in Japan und ihre irrationalen Konsequenzen allein in Deutschland werfen ein grelles Licht auf den Verfall der Rationalität und die rein angstgesteuerte Verhaltensweise in der politischen Kaste. Man kann von einem großen Sieg des von den Grünen perfektionierten Prinzips der systematischen Angstverbreitung in der Bevölkerung sprechen. Das entscheidende Mittel für den Erfolg dieses Prinzips sind aber die Medien, die jetzt mit ihrer Berichterstattung drastisch allen vor Augen führten, daß ihre wichtigsten Schaltstellen von Grünen und Roten besetzt sind. Auf allen Fernsehkanälen, insbesondere bei ARD und ZDF, gab es in den ersten vier Tagen ausschließlich "Experten" von Greenpeace und den Ökoinstituten Wuppertal und Darmstadt zu sehen, die ihre Chance weidlich nutzten. Dazu kamen Mediziner, die über die Wirkung einer "Verstrahlung" berichteten.

Die Angstfabrik lieferte in kürzester Zeit das gewünschte Ergebnis: Eine hilflose Regierung, die plötzlich angeblich offene Sicherheitsfragen bei den bisher doch absolut sicheren Kernkraftwerken zu klären versprach, die ihre gerade erkämpfte Laufzeitverlängerung in Frage stellte,  die eine weitere, noch stärkere Förderung der Erneuerbaren zusagte, die unter Hohn und Spott alles auf den Opferstein zu legen bereit ist, was Grüne und SPD fordern.

Seit Ende März 2011 ist diese Einschätzung keine Ironie mehr, denn der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer lieferte soeben die offizielle Bestätigung. Er erklärte laut dapd/rtr/rb wörtlich: "Die Tat ist jetzt entscheidend, nicht die Analyse."

Niemals zuvor hat ein führender Politiker eine derartige Bankrotterklärung abgegeben, die aber keineswegs nur für ihn gilt. Erst ohne Not und nur aus Medienangst hektisch-panisch handeln, und zwar entschlossen, und dann besser hinterher gar nicht mehr über Sinn und Nutzen der Tat nachdenken, weil das ja eigentlich wieder nur unangenehm sein würde.

Diese Worte des CSU-Vorsitzenden sollten die passende Überschrift für die neue "Energiewende" werden, die Frau Merkel ankündigt.

Dr. Ing. Günter Keil für EIKE St. Augustin,  2.4.2011

Update vom 4.4.11

Bild Deutschland holt Atomstrom aus Frankreich und Tschechien

Datenquelle: Wilfried Heck dort http://www.entsoe.net/data.aspx?IdMenu=1

Berlin – Deutschland muss wegen der Abschaltung von sieben Kernkraftwerken Strom aus dem Ausland einführen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Atomstrom!
Nach Angaben des europäischen Netzbetreiberverbands Entso-E importiert Deutschland seit Mitte März bis zu 6000 Megawatt* Strom, um den Bedarf zu decken. Das entspricht der Leistung von vier großen Atomkraftwerksblöcken oder rund acht Prozent des täglichen Strombedarfs Deutschlands (ca. 80.000 Megawatt).

 Voller Artikel hier

* Der Bildzeitung unterläuft -wie so vielen im Mediengeschäft- der Fehler elektrische Leistung in z.B. Megawatt und elektrischer Arbeit in z.B. Megawattstunden nicht auseinanderhalten zu können. Es müsste also hier 6000 MWh b.z.w. 80.000 MWh heißen. An der Tatsache, dass wir elektrische Arbeit in großen Mengen importieren müssen ändert das aber nichts. Mit Dank an Leser Stirnberg für den Hinweis.




Heftiger Schlagabtausch zwischen zwei Gründern von Greenpeace zum Klimawandel & Kernenergie!

Rex Weyler teilt Patrick Moore mit, dass er beabsichtigt, öffentlich dessen neues Buch zu kritisieren, „Confessions of a Greenpeace Dropout: The Making of a Sensible Environmentalist.“ 

Patricks Moore Antworten fett:

Rex Weyler: Patrick, Ich soll eine Kritik zu Ihrem Buch zu verfassen. Bisher habe ich Ihre Gedanken nicht öffentlich kritisiert, weil mir an Ihrer Freundschaft etwas liegt. Sie wissen aus unseren Unterhaltungen beim Bier, dass ich mit den meisten Ihrer Positionen nicht übereinstimme. Jetzt, da Sie gedruckt werden, verdienen Ihre Ideen einen prüfenden Blick. Wie Sie wissen, erhalten Sie viel Lob von den üblichen Verdächtigen, National Post, Fox News, usw.  Sie haben also Gleichgesinnte.

Patrick Moore: My neues Buch: „Confessions of a Greenpeace Dropout: The Making of a Sensible Environmentalist“ ist in der Vancouver Sun vorgestellt worden, es wurde vom Calgary Herald besprochen, in vielen Rundfunkbesprechungen wie bei Mike Smyth auf CKNW und im Toronto Star erwähnt, das ist kaum eine Festung der Rechten. Ich gebe regelmäßig Interviews auf National Public Radio in Amerika und bei Bloomberg News. Ich mache auch Interviews bei Fox Business News und der National Post. Wenn Sie sich nur auf die konservativen Organe beziehen, die sich dafür interessieren, dann werden sie kaum eine ausgewogene Kritik liefern können.

RW: Ich sende Ihnen diese Nachricht, um Sie in Kenntnis zu setzen, dass von mir eine kritischere Überprüfung Ihrer Ideen im Druck erscheinen wird. 

PM: Dank dafür. Hat Greenpeace um die Kritik meines neuen Buches gebeten? Anders gefragt: Muß ich damit rechnen, dass Sie die Parteilinie von Greenpeace vertreten werden? Oder mit einem vernünftigeren Ansatz?

RW: Mein Hauptkritikpunkt ist, dass es eine beachtliche Differenz zwischen den wissenschaftlichen Daten und Ihrer Analyse dieser Daten gibt.

PM: Meinen Sie so etwas wie die beachtliche Differenz zwischen Ihrer Gewißheit vom menschengemachten Klimawandel und dem Fehlen von wissenschaftlichen Daten zum Beweis dieser Behauptung? Ich gebe eine Menge von Beispielen an, wo das Ausmaß unseres Wissens zu ungenügend ist, um Gewißheit zu gewährleisten, das Klima selbst ist das wichtigste davon.  Wie Michael Crichton sagte “I bin mir gewiß, dass es zu viel Gewißheit in der Welt gibt.“ Daher weiß ich nicht, worauf Sie hinauswollen. Ist es nicht eher eine Frage, mit welchen Ungewißheiten man es zu tun hat?

 Sehen Sie hier ein Interview mit Patrick Moore zum Thema:

 Leider nur auf Englisch, ein weiteres Interview hier und hier

RW: Sie nennen sich selbst  “vernünftig” und verunglimpfen alle nicht organisierten Umweltschützer, aber Sie verhalten sich nicht wissenschaftlich. Sie benutzen rhetorische Argumentationsfiguren wie: “Es gibt keine Warnung vor dem Klimawandel,” weil “das Klima sich immer wandelt.” Ich weiß, dass sich so etwas schön auf Ansprachen bei Organisations-Veranstaltungen macht, aber Sie sollten mal die Fallstricke von “misplaced concreteness” (vorgetäuschte Faktizität) googeln. Ich unterstelle, dass Sie wissen, dass Sie fälschlicherweise annehmen, dass ein Wort in einem anderem Kontext seine Bedeutung beibehält.

PM: Ich glaube kaum, dass Stewart Brand, Gründer des Whole Earth Catalogue, ein organisierter Umweltschützer ist, eher ein liebenswerter Hippie mit einem großen Verstand. Halten Sie Bjorn Lomborg für einen  “Organisierten”. Ich stimme in nichts mit Brand oder Lomborg überein, aber immerhin regen die mich zum Nachdenken an, anders als Menschen, die nur eine Parteilinie nachplappern. Ich bewundere auch James Lovelock, obwohl ich ihn für undurchschaubar halte.  Diese drei Umweltschützer sind alle nicht organisiert. Welche “organisierten Umweltschützer” soll ich denn Ihrer Meinung nach bewundern?

Ich halte mich für vernünftig und im Besitz von gesundem Menschenverstand.  Das aber halte ich für eine Ansichtssache.

Bezüglich “wissenschaftlich” ist es oberste Pflicht eines Wissenschaftlers, einen gesunden Skeptizismus zu allen Hypothesen zu bewahren, besonders wenn es um Dinge mit vielen Variablen geht, wie beim Klima.  Ich denke, Sie wissen, dass ich ein Ehrendiplom für Biologie und Forstwissenschaft habe, einen Doktorgrad in Ökologie, einen Ehrendoktor in Naturwissenschaften und dass ich den amerikanischen Ehrenpreis für Nuklearwissenschaft und Geschichte von der mit dem Smithsonian Institut verbundenen Einstein-Gesellschaft erhalten habe. Bin ich deswegen weniger glaubwürdig als die IPCC-Mitglieder?

Wenn Sie das Wort “Klima” meinen, müssen Sie das genauer erklären, weil ich Sie hier nicht verstehe. Erstens haben Sie das Wort „weil“ eingefügt, das macht meine Behauptung zu einem Syllogismus. Wenn Sie Ihre Kritik meines Buches schreiben, hoffe ich, dass Sie meine Worte nicht so manipulieren.
Zweitens habe ich nicht gesagt, „Es gibt keine Warnung vor dem Klimawandel“, stattdessen „es gibt keinen GRUND FÜR die Warnung vor dem Klimawandel.“ Die Tatsache, dass es diese Warnung gibt, ist teilweise auf Greenpeace selbst zurückzuführen.

Schließlich, was die vorgetäuschte Faktizität (“misplaced concreteness”) betrifft, meine ich mit Klima einen wissenschaftlichen Gegenstand, meßbar und real. Wenn ich mich an Alfred North Whiteheads>

Meine Glaube, dass es keinen Grund für einen Alarm gibt, hat keine Auswirkung auf die Tatsache, dass sich das Klima immer wandelt. Ich sehe schon den öffentlichen Aufschrei, wenn Sie mich der „vorgetäuschten Faktizität“ bezichtigen. Herrgottnochmal! 

Sie und Ihre Mitstreiter benutzen gerne die Wörter “Organisation” und “Industrie”, formelhaft und immer wiederholt, als wären das Schimpfworte, Herabsetzungen usw. mit der Implikation, dass da etwas Finsteres vorginge. Meine öffentlichen Auftritte finden unter  Medienpräsenz in der Öffentlichkeit statt. 

RW: Sie stellen Behauptungen auf, die von Ihren Gewährsleuten zurückgewiesen worden sind. Das mag in Ordnung gehen, wenn man zusammen beim Bier sitzt, aber es ist unverantwortlich, wenn es gedruckt wird. Sie sagten, DDT würde „von der World Health Organization (WHO) und der USAID zur Malaria-Bekämpfung nicht mehr angewandt“. Sie wissen aber bestimmt, dass WHO und USAID George Monbiot mitteilten, niemals mit der Anwendung von DDT zur Bekämpfung der Malaria aufgehört zu haben. (“A Charming Falsehood,” The Guardian, ). Warum wiederholen Sie das immer wieder, obwohl Sie wissen, dass WHO und USAID das zurückgewiesen haben?

PM: Ich habe Ihnen den Link auf die Presseveröffentlichung der UNO geschickt mit der Überschrift, “Reversing Its Policy, UN Agency Promotes DDT to Combat the Scourge of Malaria,” UN News Center, September 15, 2006.”
Hier ist nochmals der Link, wo die WHO ankündigt, dass sie nach fast 30 Jahren ihr Vorgehen verändert und DDT nicht mehr anwendet. 

http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=19855&Cr=malaria&Cr1

USAID hat 2006 genau so entschieden. Die Umkehr kam durch die Verhandlungen zur Stockholmer Konvention über toxische, dauerhafte, bioakkumulative Chemikalien zustande mit einer Ausnahme für DDT zur Malaria-Bekämpfung, und dies trotz der starken Opposition von Greenpeace and WWF 

Ich sehe, dass es da eine großes Bemühen bei Greenpeace gibt, die Geschichte zu diesem Thema neu zu schreiben. Ich habe von einem Greenpeace-Sprecher in England erfahren, dass “Greenpeace niemals gegen den Einsatz von DDT in der Malaria-Bekämpfung gewesen wäre.” Das ist eines der himmelschreiendsten Beispiele für Geschichtsfälschung, die mir je begegnet sind. Es gibt noch weitere Beispiele, wie z. B. die Greenpeace-Behauptung, dass ich „eine unbedeutende Rolle in den frühen Jahren gespielt hätte“, usw. Ich hoffe, dass Sie das nicht auch noch behaupten. Wie dem auch sei, wenn Sie George Monbiot als verläßliche Quelle vertrauen, dann werden Sie eine ganze Menge mißverstehen, wenn der auch in Bezug auf die Kernkraft lange gebraucht hat, bis er sie verstanden hat. Haben Sie gemerkt, dass sich George vergangene Woche als Freund der Kernenergie geoutet (Deutsche Fassung hier: ) hat?

Wer weiß, vielleicht wollen WHO und USAID auch ihre Spuren verwischen. Es sieht ja nicht gut aus, dass die Gesundheits- und Hilfsorganisationen in den unnötigen Tod von Millionen von Menschen verwickelt waren, weil sie dem politischen Druck gegen DDT in den 1970ern nachgaben.

RW: Mit der Behauptung: “die globale Temperatur hat vor 12 – 15 Jahren mit der Zunahme aufgehört” verwechseln Sie eine Routine-Fluktuation mit einem unwiderlegbaren Trend. Den Unterschied sollten Sie kennen. Sie wissen, dass die Trendanalyse gleitende Durchschnitte verwendet (genau so, wie bei Aktienkursen ein Trend angezeigt wird) und dass Fluktuationen gleich in welche Richtung einen Trend nicht “stoppen”. Sie wissen auch sicher, dass seit 1880 die globalen gleitenden Durchschnittstemperaturen von etwa 13,7° C auf 14,6° C gestiegen sind. Sie müssen die Daten kennen, dass der menschlich verursachte Gas-Ausstoß in die Atmosphäre der Hauptantrieb ist und dass die Fluktuationen im Sonnenantrieb etwa 1/30stel des menschlich verursachten Gas-Ausstoßes betragen. Selbst wenn Sie irgendwelche Beweise hätten, dass diese Daten fraglich sind, müssten Sie beim wissenschaftlichen Vorgehen diese Daten in Ihrer Kritik nennen.

PM: Das stört mich überhaupt nicht. Fluktuationen beim Klima sind nicht “routine”. Es stimmt, dass es einen Aufwärtstrend bei den globalen Temperaturen seit etwa 1800 gegeben hat, als die Kleine Eiszeit endete. Es hat unterwegs immer Auf und Ab gegeben. Wie Sie wissen, fand der letzte Aufwärtstrend von 1970-1998 statt. Seither hat es keinen Anstieg der Temperatur mehr gegeben, eher eine leichte Abnahme. Mehr habe ich nicht gesagt.

Das Hauptargument ist, dass weder Sie noch ich mit irgendeinem Grad von Gewißheit sagen können, was als Nächstes passiert. Was hinauf geht, kommt irgendwann wieder herunter, wie es beim globalen Klima seit Anfang des Lebens immer war. Ich persönlich glaube, dass es für das Leben viel besser wäre, wenn die Temperatur 2°-3°C hinauf ginge, als wenn sie 2°-3°C fiele. “Sie sollten den Unterschied kennen” ist herablassend. Und allem zum Trotz, das beweist einfach nicht, dass wir für den jüngsten Temperaturanstieg verantwortlich sind. Die Temperatur ist gestiegen und gefallen seit Milliarden Jahren und das hatte nichts mit uns zu tun. 

Dann, was muss geschehen, damit ein Trend “gestoppt” wird? Was war denn der Grund für den Beginn der letzten Eiszeit vor 2,5 Mio Jahren? Und was hat denn die wilden Fluktuationen der massiven vielfachen kommenden und gehenden Vergletscherungen seitdem verursacht? Waren das “Routine-Fluktuationen”? Glauben Sie, dass CO2 und andere Treibhausgase immer die Hauptfaktoren für den Klimawandel sind?

Bestandteil der “vorherrschenden Daten” ist, dass es in der vergangenen Dekade nicht wärmer geworden ist, trotz der ständig zunehmenden CO2-Emissionen.

RW: Bis heute haben Sie mir nicht Ihre Liste der nach Wirkkraft ausgewählten Klimaantriebe geschickt (w/m2), obwohl ich Sie ein halbes Dutzend mal darum gebeten habe. Das ist doch so einfach und wissenschaftlich. Warum schicken Sie sie mir nicht? (siehe die Links unten).

PM: Weil ich nicht glaube, dass man den hochkomplexen Gegenstand des globalen Klimas auf “w/m2” reduzieren kann. An diesem Ansatz bin ich nicht interessiert. Das Klima ist keine simple Angelegenheit, aber es ist simplifizierend, wenn Sie meinen, man könnte das Klima mithilfe einer kleinen Formel vorhersagen. Wollen Sie etwa sagen, dass Sie persönlich die genauen Ursachen der globalen Erwärmung erkannt haben? Oder verlassen Sie sich auf die Berechnungen von jemand anderem?

Es mag interessieren, dass James Lovelock, der ein starker Befürworter der Kernenergie ist, wie Sie wissen, kürzlich meinte, der Grund für unseren großen Ausstoß von Kohlendioxid in die Atmosphäre wäre vielleicht die Art der Erdgöttin Gaia, eine neue Eiszeit abzuwenden? Aber so einfach ist das alles ja nicht, Rex.

RW: Jetzt zur Kernenergie. Ich habe verstanden, dass Sie das Atom befürworten, und das ist ja auch in Ordnung, aber in der Öffentlichkeit, im Gedruckten, sollten Sie wenigstens die Widersprüche angeben. Beispiel: Mark Jacobsons Studie – Stanford University – (habe ich Ihnen gesandt), die die gesamten lebensdauerbezogenen CO2-Emissionen von Energieerzeugern vergleicht und dabei herausfand, dass Kernkraft diejenige Nicht-Kohlenwasserstoff-Option mit dem höchsten CO2-Ausstoß ist, weil sie zwischen sechs und 60-mal mehr Kohlenstoff emittiert als Wind- und konzentrierte Sonnenenergie-Erzeugung. (Mark Jacobson, Stanford University, a “Review of Global Warming Solutions”). Selbst wenn Sie nicht verstehen, warum das so ist, oder wenn Sie keine Herstellungskette analysiert haben, oder irgendeinen Grund zum>Widerspruch finden, wäre es wissenschaftlich, diese Studie zu erwähnen, und dann die eigenen Daten zu nennen, die im Widerspruch dazu stehen.

PM: Ich setze mich für die Kernenergie ein, weil ich mich dafür entschieden habe. Ich glaube, sie wird eine sehr wichtige Energiequelle für die nächsten Jahrhunderte sein. Mark Jacobsons Studie beeindruckt mich überhaupt nicht. Seine Darstellung der Kernenergie wurde offensichtlich aus Wikipedia abgekupfert, und er hat es auch noch komplett mißverstanden. Er behauptet: “Wenn die Fragmente (Spaltprodukte) und die Gammastrahlen in einem Reaktor mit Wasser kollidieren, setzen sie jeweils kinetische und elektromagnetische Energie in Hitze um und kochen das Wasser.“ (meine Einfügung in Klammern). Ich bin sicher, dass Sie wissen, dass in einem Reaktor keine Spaltprodukte mit „Wasser kollidieren“.

Jacobson liefert eine Tabelle mit CO2-Emissionen für ausgewählte Technologien auf Seite 11 des von Ihnen zitierten Papiers. Dort sehen Sie, dass die lebensdauerbezogenen “Emissionen” für die Kernenergie den Solarpaneelen und der Wasserkraft vergleichbar sind, nicht 6-60 mal höher, wie Sie behaupten. Jacobson bläst die Zahlen für die Kernenergie auf, indem er die Nuklearindustrie mit den Emissionen aus fossilen Kraftwerken belastet, die während des Baus eines Reaktors entstehen. (Opportunitätskosten-Emissionen wegen Verzögerungen) Das ist doch offensichtlich lächerlich und ganz gewiß nicht Teil der lebensdauerbezogenen Kernkraft-Emissionen.

Die Emissionen aus fossilen Kraftwerken müssen komplett den fossilen Kraftwerken zugeordnet werden. Ich meine, Sie sollten sich eher glaubwürdige Analysen der lebensdauerbezogenen CO2-Emissionen anschauen, z. B. von der University of Wisconsin in Madison and vom englischen Parlamentsbüro für Wissenchaft und Technologie. Hier sind die Links zu den Studien:

http://sustainableenergytoday.blogspot.com/2010/01/carbon-footprint-of-electricity.html

Es gibt auch einen Hinweis auf eine ähnliche Studie der International Atomic Energy Agency, welche die verschiedenen Elektrizitäts-Erzeugungs-Technologien gründlich untersucht hat. Diese Studien haben alle herausgefunden, dass Kernenergie der Wasserkraft und dem Wind vergleichbar ist, Solarenergie liegt etwas höher, weil sie eine sehr niedrige Energieausbeute aufweist und zum Bau der Sonnenpaneele sehr energie-intensive Materialien benötigt werden.

RW: Wenn Sie die behaupteten “Niedrig Kosten” der Kernenergie vertreten, sollten Sie wenigstens die Förderung aus Steuergeldern erwähnen, auch die Tatsache, dass keine private Firma die Risiken tragen möchte, und die Tatsache, dass keine Versicherung Kernkraftwerke versichern möchte, und dass die Budgets völlig außer Kontrolle gerieten,>wie z. B. beim Darlington-Projekt, das für $6 Mrd.>versprochen wurde und nun voraussichtlich auf $28 Mrd. kommt, nur für den Bau. Darüber hinaus sollten Sie wissen, um genau zu sein, dass diese Kosten nicht die Kosten für zukünftigen Rückbau, Unfälle oder Abfall-Lagerung enthalten. Letzteres ist ein Gefahrenproblem, das noch nicht gelöst ist, wie wir in Fukushima sehen können, wo der nukleare Abfall in Betonbehälter gestopft wurde.

PM: Die “Förderung” der Kernenergie ist gering im Vergleich zur Förderung von Wind und Sonne auf der Basis von Kilowatt/Stunden erzeugter Energie. Das Darlington-Projekt ist nicht für $6 Mrd. “versprochen” worden und die tatsächlichen Kosten sind noch nicht ermittelt. In den Vereinigten Staaten bezahlt die Kernenergie-Industrie 1/10tel Cent pro kw/h in einen Fond für den Rückbau und die Endlagerung, der inzwischen auf mehrere 10 Mrd. gewachsen ist.

RW: Unser alter Freund Walt Patterson, der jetzt im Chatham House in London arbeitet, hat gerade in dieser Woche die Kernenergie die “langsamste, teuerste, engste, am wenigsten flexible, risikoreichste” Energie-Option genannt. Patterson ist Kernphysiker. Er hat seine Meinung nicht geändert. Wissen Sie das nicht, Walt? Sollten Sie nicht wenigstens solche Ansichten erwähnen, wenn Sie den Anschein der Wissenschaftlichkeit wahren wollen.

PM: Walt ist immer schon gegen die Kernenergie gewesen und wird seine Meinung kaum in Zukunft ändern. Natürlich gibt es Menschen, die gegen die Kernkraft sind. Deswegen habe ich ja mein Buch geschrieben, ich möchte für die Kernenergie plädieren. Ich habe Lovelock, Brand und Monbiot erwähnt – Ich könnte den ehemaligen englischen Greenpeace Geschäftsführer Stephen Tindale nennen, und den verstorbenen englischen Führer von Friends of the Earth, Hugh Montefiore – alle sind vertrauenswürdig in Umweltfragen und alle stimmen in der Kernenergie Walt Patterson nicht zu.

Und ich gehöre natürlich auch auf die Liste. Ich bin früher und in der Anfangszeit von Greenpeace gegen Kernkraft gewesen, wie alle damals auf unserer ersten Aktion 1971. Als Sie sich unserer Organisation 1973 nach der dritten Greenpeace Aktion 1973 anschlossen, waren Sie wie wir alle gegen die Kernenergie. Der Unterschied ist, dass ich zusammen mit Tindale, Brand, Lovelock, Monbiot und vielen anderen  – eingesehen habe, dass unsere frühere Position der Gegnerschaft gegen alles Nukleare falsch war. Kernenergie ist eine äußerst wichtige Technologie für die Elektrizitäserzeugung, wie auch die Nuklearmedizin äußerst wichtig für die Diagnostik und die Behandlung im Gesundheitswesen ist.

RW: Pat, mir ist egal, dass Sie als Berater für Öffentlichkeitsarbeit für eine Firma arbeiten. Das ist Ihre Angelegenheit allein. Aber Sie sollten wissen, dass es auf Kosten der Glaubwürdigkeit geht, wenn Sie Daten verdrehen. Es geht auf Kosten der Glaubwürdigkeit, wenn Sie für Firmen wie Asia Pulp and Paper eintreten. Sie müssen wissen, dass diese Firma berüchtigt für ihre Verbindungen zum Diktator General Suharto war, wie Human Rights Watch und 35 indonesische Organisationen zur Wahrung der>Menschenrechte angezeigt haben, und dass diese Firma boikottiert>wird von Handelsgesellschaften wie Office Depot, von Volkswagen und von Hugo Boss wegen gesellschaftlichen Verbrechen und ökologischer Zerstörung. Sie können natürlich selber Ihre Kunden auswählen, aber haben Sie überhaupt moralische Kriterien? Wenn nein, in Ordnung, aber dann müssen Sie um den Verlust Ihrer Reputation wissen.

PM: Ich bin derzeit ein Umwelt-Berater, ein auf Nachhaltigkeit spezialisierter  Ökologe und professioneller Redner. Aber so wie Sie „Organisation“ benutzen, so benutzen Sie auch „Öffentlichkeitsarbeit“ als Verunglimpfung.  Ich bin kein Berater für Öffentlichkeitsarbeit und das ist auch nicht mein Fachgebiet.

Was Asia Pulp and Paper angeht, haben wir von Greenspirit Strategies deren Standorte, wo sie mit Wald Geschäfte machen, intensiv bereist. Wir haben auch die Standorte, wo Geschäfte mit Wald in Südamerika stattfinden, bereist. Ich kann Ihnen versichern, dass die Waldwirtschaft von  APP Weltklasse ist und dass die Firma ganz legal auf Ländereien operiert, die von den nationalen Regierungen für die Aufforstung vorgesehen sind.

Es ist doch klar, dass während der Regierungszeit von Suharto die großen indonesischen Firmen sich mit der Regierung arrangieren mussten. Deswegen sind sie doch nicht für das Regime verantwortlich.

In Bezug auf Human Rights Watch ist es mein Verständnis, dass man eine Untersuchung wegen vermuteter Verletzung der Menschenrechte während der turbulenten Periode um 2003 herum forderte. Das nenne ich Transparenz und das unterstütze ich.

Die westlichen Firmen, jedoch, die Sie benannten, und die APP boykottierten, haben dies aufgrund der Falschinformation getan, die von Berufsaktivisten wie Ihnen kamen. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie mit den Leuten zusammenbringen könnte, die die APP-Wald-Geschäfte vertreten und Sie könnten ja selbst dorthin gehen und sich überzeugen. Ich habe eine großes Foto-Archiv der APP-Geschäftstätigkeit mit Wald, das ich Ihnen zur Verfügung stellen kann.

RW: Ich arbeite mit echten Wissenschaftlern auf der ganzen Welt, die Umweltprobleme untersuchen. Bei denen gibt es viel Diskussion und Debatte, aber die Besten von ihnen kommen sich klein vor bei ihrem Wissen und sie sind nicht herablassend. Die mir bekannten klügsten Wissenschaftler zeigen Bescheidenheit und Respekt für andere Wissenschaftler, und sie vermeiden rhetorische Tricks zur Verfälschung von Daten. 

PM: Ist das nicht selber herablassend? Wer sind Sie, um Wissenschaft und Wissenschaftler zu beurteilen, da Sie doch selbst keiner sind?

RW: Ich freue mich wirklich über unsere gelegentlichen Treffen beim Bier, aber seit Sie eine solche Breitseite gegen die in Umweltangelegenheiten außerhalb der Firmen Arbeitenden abgefeuert haben, – Sie haben uns unvernünftig genannt, Mörder, Datenverfälscher. Und Sie haben jeden beleidigt, der anders denkt. Da meine ich, dass Sie einigen Widerstand und ehrliche Rückmeldung erwarten müssen. 

PM: Ich rechne mit Widerstand gegen meine ehrlichen Meinungen, weil sie die Desinformationsmaschine bedrohen, zu der Greenpeace und deren Helfershelfer geworden ist. Ich glaube, dass viele Konzepte der Organisation unvernünftig sind, wie der Widerstand gegen viele Formen der Aquakulturen, einschließlich der Lachs-, Garnelen- und Thunfischfarmen. Ich habe Sie nicht Mörder genannt, es sei denn, Sie wären verantwortlich für die Blockierung des genetisch modifizierten Goldenen Reises, der jährlich bei 250.000 bis 500.000 Kindern das Erblinden verhindern könnte, und die dann elendiglich im frühen Kindesalter an Vitamin A – Mangel sterben. 

Der Goldene Reis könnte bereits seit über 10 Jahren angebaut werden, aber Greenpeace und Verbündete haben erfolgreich die Einführung blockiert. Das Ergebnis sind 2,5 bis 5 Millionen blindgewordene und früh verstorbene Kinder.

Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dank der Einflußnahme der Bill und Melinda Gates Stiftung mit der Hilfe von Warren Buffet und anderen werden die Blockaden aufgebrochen und der Goldene Reis kann ab 2013 angebaut werden.

RW: Die Menschheit hat ein ernstes Dilemma mit dem Ausmaß unseres Konsums, der Verarmung und dem ökologischen Zusammenbruch. Wenn man sich einen “halbvolles Glas-Menschen” nennt, wie Sie das mir gegenüber taten, ist das genau wieder so eine rhetorische Figur. Wir wissen alle, dass halbvoll und halbleer das Gleiche ist. Wir sollten mal für einen Augenblick mit der Besserwisserei aufhören und einen Blick aufs große Ganze werfen, auf die einfachen, offensichtlichen Trends: Wachsende Wüsten, schrumpfende Wälder, vertrocknende Bewässerungsleitungen, ausgelaugte Böden, Artenschwund, sterbende Korallenriffe, kahl werdende Berggipfel, ausser Kontrolle geratene Ölquellen, verseuchte Wasserflächen, die Netto-Energie-Zahlen im freien Fall, eine Milliarde Hungernde, eine sich aufheizende Erde, Methan-Ausgasungen, Seen, die zu toxischen schwarzen Schlammteichen werden und so weiter. 

PM: Das ist Ihre dunkle Vision der Hoffnungslosigkeit, nicht meine. Ihr Glas ist anscheinend schon leer. Ich sehe viel mehr Hoffnung als den Weltuntergang und ich habe mich bemüht, das in meinem neuen Buch auszudrücken. Greenpeace und viele andere umweltaktivistische Gruppen sagen den Untergang der Zivilisation und der Umwelt voraus, und dann drücken sie auf Politiken, die genau das hervorrufen würden. Das ist die Sprache der sich selbst erfüllenden Prophezeiung. 

RW: Sie geben der Armut die Schuld?

PM: So etwas habe ich nie gesagt. Die Armut wird durch die Abwesenheit von Reichtum verursacht. Die Lösung der Armuts- und der Bevölkerungswachstumsproblematik in den sich entwickelnden Ländern ist die Mechanisierung der Landwirtschaft. Eine Mittelschicht kann entstehen, wenn die Landwirtschaft mechanisiert wird, denn dann sind nur 5 Prozent der Bevölkerung zum Nahrungsmittelanbau erforderlich im Vergleich zu 70 – 80 Prozent bei Subsistenz-Landwirtschaft. In den Industriestaaten sind die Menschen relativ wohlhabend und die Bevölkerung wächst nicht mehr, außer durch Zuwanderung aus den sich entwickelnden Ländern.

Die Mechanisierung setzt über die Hälfte der Bevölkerung frei für Beschäftigungen in der Güterproduktion und in Dienstleistungen, so wird eine moderne Gesellschaft aufgebaut. In der Subsistenz-Landwirtschaft sind die Kinder Arbeitskräfte auf der Farm und daher sind große Familien die Norm und die Frauen bleiben ungebildet, barfuß und meist schwanger während ihres Arbeitslebens. In der mechanisierten modernisierten Landwirtschaft bedeuten Kinder Kosten und die Familien werden kleiner. Die Menschen wandern in die Stadtgebiete ab, die Frauen erhalten Zugang zu Bildung und reihen sich in das Arbeitskraftpotential ein. Auf diese Weise nimmt sich die Mechanisierung der Landwirtschaft der Armut und des Bevölkerungswachstums in den sich entwickelnden Ländern an. Dieser Prozess ist nun in Asien, Afrika und Lateinamerika im Gange.

RW: Vielleich haben Sie die Daten übersehen, die zeigen, wer all diesen Industrie-Plunder konsumiert.

PM. Meinen Sie mit “Industrie-Plunder” vielleicht die Nahrungsmittel, die Energie und die materiellen Stoffe, die wir der Umwelt entnehmen, um jeden Tag zu überleben? Wir sind alle Konsumenten, aber unglücklicherweise gibt es viele, die nicht genug zu essen und nicht genug Energie haben. Wir sollten es uns zur Aufgabe machen, ihnen dazu zu verhelfen. Über eine Milliarde Menschen haben keine Elektrizität. Dabei geht es nicht darum, wer verantwortlich ist, sondern darum, wer beim Beschaffen der Elektrizität hilft, die so wichtig für ein zivilisiertes Leben und den Aufbau von Wohlstand ist.

RW: Also wirklich, Patrick, Sie sind anscheinend vom rechten Weg abgekommen.

PM: Da ist er wieder, Ihr herablassender Ton. Ich sehe den Weg ganz klar vor mir. Das Buch „Confessions of a Greenpeace Dropout” nennt einen detaillierten Fächer von Aktionen, die wir ergreifen können, um unsere negativen Einwirkungen auf die Umwelt zu vermindern und zur gleichen Zeit die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Energie, materiellen Ressourcen fortzusetzen, die wir zur Aufrechterhaltung unserer Zivilisation brauchen. Sie können sicher sein, dass ich auf diesem Weg bleiben werde, weil er viel bessere Erfolgsaussichten hat als die Angst vor dem Weltuntergang, die ich so oft hörte und von der ich niemals überzeugt war. 

RW: Wie dem auch sei, wenn ich über die Ideen schreibe, die Sie in Ihrem Buch propagieren, werde ich mich mit diesen Problemen und den Irrtümern auseinandersetzen und auch Meinungen und Daten nennen, die Ihren Ansichten widersprechen.

PM: Nur zu! Ich bin niemals einer vernünftigen Debatte ausgewichen.

RW: Ich nehme an, es bedeutet Ihnen nicht viel, weil Sie es sich mit Ihren Gleichgesinnten bequem gemacht haben. Ich wollte sie das nur persönlich wissen lassen. 

PM: Nochmals, ich ermuntere Sie und – ja – ich freue mich über meine Gleichgesinnten. Insgesamt halte ich die meisten von ihnen für nachdenkliche Menschen die sowohl Umweltschützer als auch Menschenfreunde sind.

Streitgespräch zwischen Patrick Moore und Rex Weyler "Exchange about Confessions of a Greenpeace Dropout: The Making of a Sensible Environmentalist"

Der Kampf zwischen Patrick Moore und Rex Weyler über das Buch: „Die Bekenntnisse eines Greenpeace-Aussteigers: Wie man zu einem vernünftigen Umweltaktivisten wird.“ [Engl. Titel: Confessions of a Greenpeace Dropout: The Making of a Sensible Environmentalist] 

© Copyright (c) The Vancouver Sun

Die Übersetzung besorgte Helmut Jäger EIKE




3.(IV) Klima- & Energiekonferenz Berlin 2010 Videovorträge Teil 4

"Klimaschutz" & Energiekonzept – Passt das zusammen?

Dipl. Ing. Michael Limburg

Vizepräsident Europäisches Institut für Klima und Energie (EIKE) Hier finden Sie die undefinedppt Datei 

Auswirkung des deutschen Energiekonzepts auf die Grundstoff- Stahlindustrie

Prof. Dr. Dieter Ameling

Präsident Wirtschaftsvereinigung Stahl a. D. und Vorsitzender Stahlinstitut VDEh a. D. Hier finden Sie die undefinedppt Datei 

Wie zeitgemäß ist Kernenergie? Endlagerung & Fusion 

Prof. Dr. Alois Haas

Ruhr Universität Bochum; hier die undefined.ppt Datei des Vortrags

Speicherung volatiler Elektroenergie im Großmaßstab

Prof. Dr. Helmut Alt Fach Hochschule Aachen 




BBC sendet die Ansichten eines Physikers mit Kenntnissen in Nuklearmedizin: Wir sollten vor Strahlung nicht mehr davonlaufen

Was war denn in THREE MILE ISLAND? Da sind keine Todesfälle bekannt.

Und Tschernobyl? Laut neuestem UN-Bericht vom 28. Februar ist die Anzahl der bekannten Todesfälle von 28 Nothelfern bestätigt worden, dazu 15 tödliche Fälle von Schilddrüsenkrebs bei Kindern – die hätten durch Einnahme von Jod-Tabletten vermieden werden können (was man jetzt in Japan tut). Jedenfalls sind die Zahlen minimal im Vergleich zu den 3.800 Toten in BHOPAL im Jahre 1984, Folge eines Austritts von Chemikalien aus einer Pestizid-Fabrik von UNION CARBIDE.

BECUEREL und SIEVERT

    *  BECQUEREL (Bq) nach dem französischen Physiker Henri Becquerel benannt, ist ein Maß für die Radioaktivität.

    * Eine Menge von radioaktivem Material hat die Aktivität von 1Bq, wenn ein Atom pro Sekunde zerfällt – and 1kBq, wenn 1.000 Atome pro Sekunde zerfallen.

    * SIEVERT (Sv) ist ein Maß für die von einer Person aufgenommene Strahlung, benannt nach dem schwedischen Arzt Rolf Sievert

    * Ein milli-SIEVERT (mSv) ist das Tausendstel von 1 SIEVERT

    * Q&A: Health effects of radiation

    * Energy solution or evil curse?

Was ist nun mit der Radioaktivität, die in FUKUSHIMA austrat? Wie steht es damit im Vergleich zu TSCHERNOBYL? Dazu schauen wir uns die gemessenen Strahlungsleistungen an. Die höchste Leistungsrate betreffend alle japanischen Präfekturen ist am 22. 3. um 19.00 Uhr mit 12 kBq pro Quadratmeter (aus Cäsium-137, dem radioaktiven Isotope von Cäsium).

Eine Karte von TSCHERNOBYL aus dem UN-Bericht zeigt je nach Rate schraffierte Regionen von bis zu 3,700 kBq pro qm bis zu Gebieten mit weniger als 37 kBq pro qm, die überhaupt nicht mehr hervorgehoben sind. Daraus ergibt sich, dass der radioaktive Fallout in FUKUSHIMA weniger als 1% im Vergleich mit TSCHERNOBYL beträgt.

Das andere wichtige radioaktive Isotop im Fallout ist Jod, das kann bei Kindern Schilddrüsenkrebs verursachen.

Jod entsteht nur, wenn der Reaktor in Betrieb ist und es zerfällt, wenn der Reaktor abgeschaltet ist (Halbwertzeit 8 Tage). Die alten in FUKUSHIMA gespeicherten Brennstäbe enthalten kein Jod, sind aber noch radioaktiv.

In TSCHERNOBYL dagegen ist der ganze Bestand von Jod und Cäsium bei der ersten Explosion freigesetzt worden. Daher müsste der Jod-Auswurf in FUKUSHIMA viel geringer als 1 %  von TSCHERNOBYL sein – dessen Wirkung noch zusätzlich vermindert wird durch die Jod-Tabletten.

Überreaktion

Unglücklicherweise reagieren Behörden mit übervorsichtigen Maßnahmen – und dadurch eskaliert die öffentliche Besorgnis.

Anlässlich des 16. Jahrestags von TSCHERNOBYL haben die schwedischen Strahlenschutzbehörden in der Stockholmer Tageszeitung DAGENS NYHETER die Überreaktion zugegeben, die durch eine zu niedrige Sicherheitsschwelle entstand. Dadurch wurden 78 % allen Rentierfleischs unnötigerweise mit hohen Kosten vom Verzehr ausgeschlossen.

In Tokio wurde vergangene Woche Wasser in Flaschen an die Mütter von Babys ausgegeben.

Unglücklicherweise scheinen die Japaner den gleichen Fehler zu machen. Am 23. März empfahlen sie, dass Kinder in Tokio kein Leitungswasser trinken sollten. Dort war am Vortag eine Aktivität von 200 Bq pro Liter gemessen worden. Das muss man im richtigen Licht sehen. Die natürliche Radioaktivität in jedem menschlichen Körper beträgt 50 Bq/L – 200 Bq/L richtet wirklich kaum Schaden an.

Während der Zeit des Kalten Krieges hat man die Leute glauben gemacht, dass die Nuklearstrahlung eine außergewöhnliche Gefahr darstelle, die nur von den Schlauköpfen in geheimen militärischen Organisationen verstanden würde.

Um den Eigenschaden der nuklearen Propaganda an der Heimatfront zu begrenzen, wurden noch strengere Regelungen in Kraft gesetzt, um jeglichen Kontakt mit Strahlung so niedrig wie überhaupt zu halten. Dieses Prinzip ist [im englischsprachigen] Raum als ALARA bekannt – As Low As Reasonably Achievable. [sinngemäß: so niedrig wie vernünftigerweise möglich]

Dieser Beschwichtigungsversuch ist heute die Grundlage internationaler Strahlenschutzverordnungen. Ein obere Grenze von 1 mSv pro Jahr zusätzlich zur natürlichen Strahlungsmenge wird empfohlen.

Dieser sehr niedrige Wert ist überhaupt keine Gefahrenschwelle, es ist nur ein kleiner Zusatzbetrag zu der Strahlungsmenge die auf die Durchschnittsbevölkerung wirkt – ein Engländer ist durchschnittlich 2,7 mSv im Jahr ausgesetzt [Anm. d. Ü: ähnlich in Deutschland]. In meinem Buch “Radiation and Reason” lege ich dar, dass nach derzeitiger wissenschaftlicher Erkenntnis eine noch zu verantwortende Gefahrenschwelle bei 100 mSv pro Monat liegen könnte, mit einer lebenszeitbezogenen Grenze von 5.000 mSv, nicht 1 mSv pro Jahr.

Neue Sichtweise

Die Menschen fürchten sich vor Strahlung, weil man sie nicht fühlt. Die Natur hat aber eine Lösung – seit einigen Jahren weiß man, dass sich lebende Zellen ersetzen und auf viele Weisen selbst reparieren, um sich von einer empfangenen Strahlungsdosis zu erholen.

Diese schlauen Mechanismen setzen nach einigen Stunden ein und sind erfolgreich, außer wenn sie überbeansprucht werden – wie in TSCHERNOBYL, wo diejenigen Nothelfer binnen Wochen starben, die Dosen von mehr als 4.000 mSv in wenigen Stunden ausgesetzt waren.

Frage: "Wäre es mir recht, wenn radioaktiver Abfall 100 Meter tief unter meinem eigenen Haus vergraben würde?”

Patienten erhalten in der Bestrahlungsbehandlung Dosen von über 20.000 mSv in gesundes Gewebe in der Umgebung von Tumoren. Dieses Gewebe überlebt nur, weil die Behandlung über mehrere Tage verteilt wird und in dieser Zeit die gesunden Zellen sich erneuern oder reparieren können.

So können sich viele Patienten einer zusätzlichen Lebenszeit erfreuen, sogar wenn viele lebenswichtige Organe Dosen vergleichbar der 20.000-fachen Jahresdosis der oben angeführten international empfohlenen jährlichen Jahresdosis empfangen haben – damit ist dieser Grenzwert unsinnig.

Wir brauchen einen Umbruch in unseren Ansichten zur Strahlung, es muss bei der Bildung und der Öffentlichkeitsarbeit anfangen.

Dann sollten neuen Sicherheitsstandards entworfen werden, die nicht darauf beruhen, wie Strahlung in unserem Leben verhütet werden kann, sondern wie viel wir davon schadlos aufnahmen können – im Bewusstsein der anderen Gefahren um uns herum, wie z. B. Klimawandel und Stromausfälle. Vielleicht brauchen wir auch eine neue Abkürzung als Leitlinie für die Strahlensicherheit – wie wäre es mit "So viel wie relativ sicher aufgenommen werden kann" (As High As Relatively Safe – AHARS)?

Moderne Reaktoren sind besser entworfen als die Reaktoren in FUKUSHIMA – die kommenden werden noch besser werden, aber wir sollten nicht mehr abwarten. Radioaktiver Abfall ist schmutzig, aber die Menge ist gering, besonders wenn wiederaufbereitet wird. Jedenfalls ist es kein unlösbares Problem, wie viele glauben.

Man könnte nun fragen, ob ich einverstanden wäre, wenn radiaktiver Abfall 100 Meter tief unter meinem Haus vergraben würde? Meine Antwort ist: "Ja, warum denn nicht?" Allgemeiner gesagt, wir sollten mit der Flucht vor Strahlung aufhören!"

Autor Wade Allison

Allison ist Physikprofessor an der University of Oxford, Autor von „Radiation and Reason“ (2009) und „Fundamental Physics for Probing and Imaging“ (2006).

Die Übersetzung besorgte Helmut Jäger EIKE




Ansicht eines Kernkraftgegners: Warum wir aus der heutigen und unausgereiften Kernenergie aussteigen sollten .. und warum Klima- und Kernenergieskeptiker vieles gemeinsam haben

Einführung

Zusätzlich zum Erdbeben und dem Tsunami  in Japan hat die Havarie des Kernkraftwerkes Fukushima die Bevölkerung dort hart getroffen. Evakuierung aus der 30 und mehr Kilometerzone, unverkäufliche landwirtschaftliche Produkte, Belieferungsschwierigkeiten der lokalen Supermärkte aus Angst vor Strahlung, Exportschwierigkeiten, etc.. Die weltweite Aufmerksamkeit ist vom eigentlichen Erdbeben abgelenkt. Am KKW haben die Zuständigen nicht viel im Griff und machen einen unbeholfenen  und unvorbereiteten Eindruck. Währenddessen ist es nicht absehbar, ob das Schlimmste überstanden ist oder erst noch bevorsteht.
Wäre dort ein fossiles Kraftwerk mit der reichlich vorhandenen Kohle gebaut worden, ginge es den Menschen dort heute deutlich besser.
Die heutige Kenenergie ist kein Ausdruck technologischen Fortschritts, da sie unausgereift ist. Die Glaubwürdigkeit der Kernindustrie bezüglich Sicherheit ist mittlerweile dramatisch geschrumpft.
Immer deutlicher wird, was Klima- und Kernenergieskeptiker gemeinsam haben: Sie stehen unausgereiften und u.a. vom Staat in den Markt gedrückten Konzepten und Technologien gegenüber, die großen Schaden anrichten.

1. Heutige KKWs haben kaum lösbare Sicherheitsprobleme

Die Terrorgefahr ist hochaktuell. Die Attentäter vom 11. September 2001 hätten sich auch ein KKW als Ziel aussuchen können, was im Erfolgsfalle zu einer dauerhaften großräumigen radioaktiven Verseuchung geführt hätte. Ein kräftiger Beschuss durch Raketen o.ä. würde jederzeit das gleiche bewirken.

Außergewöhnliche Naturereignisse wie Erdbeben, Fluten und Erdrutsche würden viele KKWs überfordern und zu ähnlichen oder schlimmeren Ergebnissen führen wie in Fukushima. Warum sollte man den stets abwiegelnden und beschönigenden Erklärungen der Betreiber noch Glauben schenken?

In anderen Technologiebereichen wie der Automobilindustrie ist es üblich, Sicherheit praktisch und glaubwürdig zu demonstrieren. Warum entfällt das bei den KKWs? Der Umgang mit Sicherheit bei der Kernenergie stellt einen Rückschritt dar, da auf den doch möglichen Nachweis verzichtet wird. Berechnungen und Modellierungen gelten als ausreichend. Das erinnert an die analoge Praxis beim Klimaalarmismus.
Das Restrisiko wird in Wirklichkeit nach der Wirtschaftlichkeit definiert.
Solange die Sicherheit der Kernenergie nicht praktisch und der Öffentlichkeit gegenüber nachvollziehbar demonstriert wird, kann eine ausreichende Sicherheit als nichtexistent gelten. Warum sollten nicht Kohlekraftwerke als Referenz für ein akzeptables Sicherheitsrisiko für die Kernenergie gelten?  Das wäre auch in Übereinstimmung mit dem Fortschrittsbegriff.

Wir Deutschen haben seit Jahrzehnten eine kritische und aktive Öffentlichkeit gegenüber der Kernenergie, während die Japaner eher unkritisch gewesen sind.
Ein derart anfälliges KKW wie in Fukushima wäre höchstwahrscheinlich in Deutschland wegen der kritischen Öffentlichkeit nicht gebaut worden.

2. KKWs sind die wichtigste Voraussetzung zur Verbreitung von Atomwaffen

Die Verbreitung von Atomwaffen gehört zu den größten weltweiten Problemen. Iran, Nordkorea, Pakistan und früher der Irak, u.a. binden dabei die internationale Aufmerksamkeit und Ressourcen. Die vorhandenen oder erstrebten Atomwaffen dieser Länder verhindern langfristig Problemlösungen und sichern menschenverachtende Diktaturen. Was passiert, wenn in Pakistan die Islamisten den atomaren Bereich übernehmen? Das ist inzwischen realistisch geworden.

Ohne die Kernenergie hätten wir diese Probleme mit der Weiterverbreitung von Atomwaffen und ihren Folgen nicht.

3. Sichere KKWs wären zu teuer und schaffen sich daher selber ab

Allein die umfassende Sicherung gegen Terroranschläge dürfte so hohe Kosten verursachen, dass keine KKWs mehr gebaut werden würden. Das derzeit diskutierte Ministeriumspapier4 zur Sicherheitsüberprüfung dürfte bei konsequenter Umsetzung das Aus vieler KKW bedeuten.

4. KKWs werden nicht benötigt, da es ausreichend saubere fossile Energie für einen langfristigen Übergang gibt

Alle gegenwärtigen und zukünftigen Probleme durch die heutige Kernenergie sind vermeidbar, wenn beispielsweise auf die reichlich vorhandene Kohle gesetzt wird. Dabei können problemlos Übergangszeiten von mindestens 100 Jahre überbrückt werden bis es etwas Besseres gibt. Heutige Kohlekraftwerke sind im Gegensatz zu früher sauber, was einen echten Fortschritt darstellt.

Kohle ist auch die vergleichsweise günstigste Energie. Die Erzeugungskosten (1) für Strom aus Kraftwerken, die 2010 fertig wurden, betragen pro kWh: Braunkohle 2,5 ct, Steinkohle 3,3 ct und Kernenergie 3,5 ct. Die Alternativenergien liegen astronomisch darüber.

Bei den unterschiedlichen Energiearten gibt es normalerweise unterschiedliche Anzahl von Opfern durch verschiedene Einflüsse. Dabei werden jetzt Statistiken (2) in die Diskussion gebracht, bei denen die Kohle mit relativ viel angegebenen Opfern (161 Tote pro TWh) oben und die Kernenergie (0,04 Tote pro TWh) ganz unten rangiert. Klimaskeptiker haben jedoch leidvolle Erfahrungen gemacht, wie Statistiken so aufbereitet werden können, dass sie einen gewollten Eindruck hinterlassen. In diesem Fall sind die Angaben für Kohle grob irreführend, denn es sind dort Tote durch Abgase gemeint. Da alle Kohlekraftwerke in Deutschland über eine Rauchgaswäsche verfügen, sind solche Angaben irrelevant.

5. Heutige KKWs sind Folge eines  Versagens der Fachwelt – ähnlich wie beim Klima und anderen Themen

Die Kernenergie ist nicht im freien Markt eingeführt worden wie Autos oder Computer. Sie war das Ergebnis einer Anstrengung gesellschaftlicher Gruppen und des Staates. Die Energiewirtschaft war ursprünglich skeptisch. Politischer Druck hat die Kernenergie durchgesetzt und das erinnert an den Klimaschutz.

Arnolf Baring in der FAZ (3):

… Die Anfänge der deutschen Kernenergie-Debatte

Blickt man zurück auf die Anfänge der Kernenergie-Debatte, stellt man fest, dass in den fünfziger und sechziger Jahren unter Politikern aller Parteien und Publizisten aller Richtungen Euphorie herrschte, ein wahrer Atomenthusiasmus. Diese Euphorie war Ausdruck einer allgemeinen Aufbruchsstimmung im Deutschland der Nachkriegszeit, zumindest in der Bundesrepublik. Wirtschaftswachstum und technologische Innovation waren damals Inbegriffe des gesellschaftlichen Fortschrittsdenkens. Dem entsprach die rückhaltlose Bejahung neuer Technologien, die eine gute, eine bessere Zukunft verhießen. Ausgelöst wurde die Atombegeisterung durch die berühmte "Atoms for Peace"- Rede des amerikanischen Präsidenten Eisenhower vor den Vereinten Nationen 1953. Diese Ausführungen weckten in der Weltöffentlichkeit die Hoffnung, nach dem nuklearen Schrecken von Hiroshima und Nagasaki werde die Kernenergie nunmehr für friedliche Zwecke eingesetzt. Skepsis gegenüber der Kernenergie wurde in diesen frühen Jahren ausgerechnet von jenen geäußert, bei denen man es am wenigsten erwarten würde: von der Energiewirtschaft. Zu einer Zeit, in der die fossilen Energieträger im Übermaß zur Verfügung standen, beugten sich die Erzeugergesellschaften nur zögerlich dem politischen Druck, in die teure und komplexe neue Energietechnik zu investieren. Interessanterweise wurden die Risiken der Kernenergie gerade in Betreiberkreisen zu jener Zeit noch recht offenherzig diskutiert – etwa die gesundheitsschädlichen Wirkungen der radioaktiven Strahlungen oder das Problem der Entsorgung radioaktiver Abfälle. Bis in die sechziger Jahre hinein fanden solche kritischen Stimmen jedoch keinen bedeutsamen öffentlichen Widerhall. …

Aus der Fachwelt gab es bis Ende der 70er kaum Kritik an der Sicherheit der Kernenergie. Sie war bereit das große Restrisiko zu verteidigen oder durch Schweigen zu tolerieren. Darin liegt das Versagen der Fachwelt.
So schrieb die Kernindustrie damals in der Broschüre „66 Fragen, 66 Antworten“:  „Ernsthafte Wissenschaftler haben sich nicht auf die Seite der Gegner gestellt“. Zehn Jahre später war das schon anders. Die Klimaskeptiker machen inzwischen eine analoge ähnliche Erfahrung.

6. Klima- und Kernkraftskeptiker sind natürliche Verbündete

Beides sind soziale Bewegungen und haben den gleichen Gegner: den Klimaalarmismus. Klimaskeptiker sehen darin nicht nur ein falsches wissenschaftliches Konzept für die Zukunft. Wenn es nur um Wissenschaft ginge, dann wäre die Auseinandersetzung eine rein akademische, wie es sie in der Wissenschaftsgeschichte immer wieder gibt. Klimaskeptiker sehen darin jedoch vielmehr eine Fehlorientierung der Gesellschaft, die dabei ist großen Schaden zu nehmen: in Wirtschaft, Politik/Demokratie und Wissenschaft. Der Klimaalarmismus zeigt fundamentalistische Tendenzen. Kernkraftskeptiker sehen die Sicherheit großräumig gefährdet und sind mit den Argumenten des Klimaalarmismus konfrontiert, der dabei ist weltweit KKWs wieder durchzusetzen. Das Hauptargument dabei ist die Reduktion menschengemachter Treibhausgase wie CO2 zur Vermeidung einer vorausgesagten Klimakatastrophe.

Bisher gibt es zwischen diesen beiden Bewegungen eine große Distanz. Viele Klimaskeptiker meinen, dass die Kernkraftgegner fortschrittsfeindlich sind und viele von ihnen gesellschaftlich radikale Ziele verfolgen. Die meisten Kernkraftskeptiker selbst jedoch würden dieses vehement bestreiten.
Die allermeisten Kernkraftgegner meinen, dass sie ihre Ziele auf Abschaltung der KKWs mit dem Klimaschutz und den Erneuerbaren Energien erreichen müssen. Sie haben noch nicht erkannt, dass sie die falschen Partner haben.

Zwischen diesen beiden Bewegungen gibt es bisher so gut wie keine Kontakte. In einer Zusammenarbeit würden jedoch riesige Chancen für beide Seiten liegen.

7. Wie wird die Kernenergie verteidigt?

Klimaschutz ist inzwischen das zentrale Argument zum Bau von KKWs weltweit geworden. Die früheren Argumente wie „Die Lichter gehen aus!“ und für saubere Luft gegen schmutzige fossile Energien sind längst überholt oder waren nie zutreffend.

Desweiteren wird mit Ressourcenschutz und nur geringen Gefahren argumentiert. Fukushima sei bald vorbei und dann wenig dramatisch ausgegangen. Gerade wir in Deutschland seien hysterisch und voller Zukunfts- und Fortschrittsängste. Die Medien wären voller Unwahrheiten in wesentlichen Punkten. Das mag zur subjektiv empfundenen Entspannung beitragen, begründet aber nicht die Notwendigkeit von Kernenergie.

Über Kernenergie wird von ihren Verteidigern in der Regel nicht ganzheitlich diskutiert. Das Restrisiko durch überraschend große Naturereignisse (Erdbeben, Fluten)  wird als gering eingeschätzt. Fukushima ist jedoch  ein Beispiel, dass die Betreiber nicht mit einem Ereignis dieser Größenordnung gerechnet hatten. Ebenfalls werden der Terrorismus und Kriegsereignisse wenig einbezogen. Auch die Verbreitung von Atomwaffen an Schurkenstaaten spielt bei den Betrachtungen der Verteidiger kaum eine Rolle.

Zur ganzheitlichen Betrachtung gehören auch die Bewertung  von Alternativen und die Frage, ob die heutige Kernenergie angesichts des Restrisikos überhaupt gebraucht wird. Auch hier gibt es meiner Beobachtung nach eine Vermeidungshaltung in der Diskussion.
Die fossilen Energien erleben gerade einen Aufschwung. Neue Fördermöglichkeiten bei Schiefergas könnten einen Trend auslösen und auch die Kernenergie preislich stark unter Druck setzen. Vor allem, wenn Nachrüstungen angeordnet werden. Es gibt eine Abschätzung, wonach die USA über die meisten Energiereserven weltweit verfügen und sogar zum Nettoexporteur werden könnten. Es ist derzeit viel in Bewegung bei den fossilen Energien.

8. Für die Kernenergie – zum Schaden der Klimaskepsis und des Fortschritts

Inzwischen sind weltweit einige bekannte Ökoaktivisten von ihrer Kritik an der Kernenergie abgerückt und sehen nun die Klimazukunft bei der Kernenergie besser aufgehoben, als dagegen zu sein.

Viele Klimaskeptiker, die die Kernenergie befürworten, sehen sich jetzt bestätigt. Wenn sogar bekannte Ökoaktivisten die Kernenergie befürworten, dann muss es ein starkes Argument für sie sein. Wird jedoch nicht eher umgekehrt ein Schuh daraus?
Liegt es nicht nahe, dass es Leute sind, die aus Sicht der Klimaskepsis schon einmal grob daneben liegen und nur wegen dem Kimaalarmismus nun für die Kernenergie sind? Folgt nicht eher aus dem einen Irrtum der nächste? Erleben wir bald gemeinsame Resolutionen und Demos von kernenergiebefürwortenden Klimaskeptikern und Klimaalarmisten? Sind diese vielleicht sogar auch natürliche Verbündete?

Jedenfalls spielte und spielt die unausgereifte Kernenergie den Wachstums- und Fortschrittskritikern seit 40 Jahren in die Hände. Und viele Freunde des Wachstums und des Fortschritts spielen den unfreiwilligen nützlichen Idioten für die Kernenergie und deren Gegner gleichzeitig. Es ist nicht fortschrittlich für die Verbreitung einer unausgereiften Technologie zu sein. Im Gegenteil.

9. Multiples Versagen der Fachwelt

In den letzten Jahrzehnten hat es ein mehrfaches Versagen der verschiedenen Fachwelten gegeben. Dies sind die Themen: Malaria/DDT-Verbot (5), Kernenergie, Waldsterben (6), Klima, alternative Energien.

Selbst da, wo das Irren fast der kompletten Fachwelten für jeden heute offensichtlich ist, gab es kaum Aufarbeitungen. Das betrifft Malaria und das DDT-Verbot (100.000.000 Tote seit dem Verbot) sowie das Waldsterben.
Während die UNO ohne großes Aufsehen DDT bei der Malariabekämpfung mit großem Erfolg seit 2006 wieder einsetzt, blieb die Diskussion über diesen größten „Kollateralschaden“ aller Zeiten weitgehend aus. Das Waldsterben hatte nie stattgefunden und aus eingeweihten Kreisen ist manchmal zu hören, dass dieses Thema peinlich sei und man es nicht diskutieren möchte.
Kernenergie, Klima und alternative Energien befinden sich im noch nicht abgeschlossenen Erkenntnisprozess der Gesellschaften. Ein Versagen der Fachwelten ist daher noch nicht für jeden sichtbar.
Eine Diskussion über dieses multiple Versagen der Fachwelten soll hiermit angeregt werden.

10. Wie kann es weitergehen?

Es haben sich inzwischen viele ungelöste Probleme bei Energie und Klima angehäuft. Gegensätzliches steht gegenüber.: Klimaschutz oder nicht, alternative Energien/KKWs/Kohle/Gas/Öl. Das Thema Klima spielt hierbei eine Schlüsselrolle.

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit die Sprachlosigkeit, Informationsblockaden und die teilweise Diskursunfähigkeit der Lager zu überwinden.

Debatte bitte!

28.03.2011

Klaus Öllerer KlimaNotizen.de, EIKE-Gründungsmitglied

1) Stromerzeugungskosten
http://www.energie-verstehen.de/Energieportal/Navigation/Energieversorgung/stromerzeugung,did=249676.html

2) Tote nach Energiearten
Bei Kohle werden Abgastote gezählt. In Deutschland haben jedoch alle Kohlekraftwerke eine Rauchgaswäsche.
http://nextbigfuture.com/2011/03/deaths-per-twh-by-energy-source.html

3) Die Anfänge der deutschen Kernenergie-Debatte
http://www.faz.net/…

4) Internes Papier – Regierung erwägt strengere Vorschriften für AKW
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,751741,00.html

5) Malaria und DDT-Verbot
Das Verbot von DDT tötet Menschen
http://www.novo-magazin.de/50/novo5052.htm
DDT-Einsatz reduziert Malaria-Todesfälle in Südafrika um 73 Prozent
http://www.achgut.com/…

6) Waldsterben, welches nie existierte
Und ewig sterben die Wälder
http://hallolinden-db.de/cgi-bin/baseportal.pl?htx=/hallolinden-db.de/Klima/Klima&localparams=1&db=Klima&cmd=list&range=0,5000&Datum>-10000&cmd=all&Id=38

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Kernforschungszentrum Jülich 1967 – Kernforscher leiten GAU ein. Keiner hat´s bemerkt!

„Technik und künftige Einsatzmöglichkeiten nuklearer Hochtemperaturreaktoren.“

In der Zeitschrift „Fusion“ Heft 1; 2010 ist der hochinteressanten Beitrag aus dem Jahre 1990 von Prof. Dr. Rudolf Schulten „Alte und neue Wege der Kerntechnik“ nochmals abgedruckt worden, und es reizt mich, heute, nach mehr als 20 Jahren einen Vortrag zu halten, in dem ich, ich nehme bewusst das Ergebnis vorneweg, nachweisen kann, dass die Hochtemperaturreaktortechnik heute noch immer aktuell ist, und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bald den Nachweis erbringen wird, dass die Gedanken und Überlegungen, die Prof. Dr. Schulten als junger Ingenieur in den 50iger Jahren hatte, richtig und zukunftweisend sind und sein werden.

Als junger Ingenieur hat mich damals die Aufgabe gereizt, an dem von Prof. Schulten erdachte Reaktorkonzept mit dem AVR-Reaktor in Jülich in leitender Funktion als Hauptabteilungsleiter für die gesamte Technik mitarbeiten zu können, und so den Bau des Reaktors, alle Prüfungen und die Inbetriebnahme bis zur Übergabe an den Kunden verantwortlich zu leiten. Diesen Reiz habe ich bis heute nicht verloren, und daher freut es mich, diesen Vortrag  halten zu können.

Hier zunächst noch einmal die Grundüberlegungen aus Sicht der seinerzeitigen Energiepolitik.

Die Energiepolitik nach dem Kriege,  also zur Zeit des Wiederaufbaus der Deutschen Wirtschaft basierte auf:

1.)  Möglichst preiswerter, also billiger Stromversorgung für Industrie und Haushalten. Teure, überhöhte Strompreise sind unsozial, sie behindern das Wachstum der Volkswirtschaft insgesamt.

2.)  Versorgungssicherheit.

3.)   Energiepolitisch optimaler Einsatz der vorhandenen Brennstoffe und deren Ressourcen bei der Strom-und Energieerzeugung, sowie in Haushalten und Verkehr.

Hierzu standen zur Verfügung:

–       Die festen Brennstoffe, also Stein- und Braunkohle;

–       Die flüssigen Brennstoffe Erdöl und Erdgas.

Alle diese Primärenergien waren und sind geeignet zur Erzeugung elektrischer Energie in Kraftwerken. Für Haushalte und Verkehr  sind auch heute noch  nur die flüssigen Brennstoffe technisch vernünftig und wirtschaftlich einsetzbar.

Daher galt es als Ziel, zur Stromerzeugung primär Stein- und Braunkohlen einzusetzen, die „Edelenergien“ Öl und Gas sollten nur in besonderen Fällen, also falls wirtschaftlich von großem Nutzen, auch in Großkraftwerken eingesetzt werden.

Zur damaligen Zeit war es Stand der „Erkenntnisse“, dass alle diese Brennstoffe nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stehen würden, man rechnete damals bis zur Jahrtausendwende. Dies hat sich als zu pessimistisch herausgestellt. Heute weiß noch niemand, wie lange, vor allem bei dem stetig steigenden Energieverbrauch und der ständig steigenden Weltbevölkerung, diese Energiereserven tatsächlich ausreichen werden. Fakt ist aber weiterhin, dass sie begrenzt sind und dadurch stetig teurer werden. Dies bedarf sicher keiner weiteren Diskussion. Wir in Deutschland sind eines der Öl- und Erdgas ärmsten Länder. Nur die Kohle ist noch vorhanden.

Um  dieser zu erwartenden weltweiten Energieklemme frühzeitig gegenzusteuern und im Endeffekt zu vermeiden, wurden schon ab den 50iger Jahre weltweit Kernkraftwerke entwickelt und gebaut.

Diese Problematik existiert auch heute noch, nur dass neben den Kernkraftwerken die sogenannten „erneuerbaren Energien“, also Windkraft und Solartechnik als Alternativen angesehen werden. Doch dazu später noch einigen Worte.

In dieser Zeit hatte Prof. Dr. Schulten bereits die Idee, Hochtemperaturreaktoren zu bauen, wobei er neben dem U235, das in der Natur relativ begrenzt vorkommt, vor allem auch Thorium als nuklearen Brennstoff zu erbrüten und dann als U233 zu verbrennen.

Seine Überlegungen zur technischen Lösung basierten auf folgenden  verfahrenstechnischen Grundlagen:

–       Kugelförmige Brennelemente wegen ihrer überlegenen Strömungs-und Wärmeübertragungseigenschaften. Sie können während des laufenden Betriebes des Reaktors umgewälzt, ausgewechselt, ihr Abbrand gemessen und abgezogen und gelagert werden;

–       Graphit als Hauptwerkstoff für Brennelemente und die Reaktoreinbauten, das dieser Werkstoff als Moderator der Neutronenstrahlung dient und für besonders hohe Betriebstemperaturen geeignet ist;

–       Helium als Kühlmittel wegen seiner besonders hohen Wärmeübergangszahlen;

–       Ein integriertes, in sich geschlossenes Primärkreis Reaktorkonzept zur Erzielung höchster Sicherheit;

–       Uran 235 und Thorium 232 als Brennstoffe, mit dem Ziel, mit dem Uran 233 neuen Brennstoff zu erbrüten;

–       Hohe Betriebstemperaturen zur Stromerzeugung mit höchsten thermodynamischen Wirkungsgraden zur optimalen Ausnutzung des nuklearen Brennstoffs;

–       Möglichkeit,  mittels Kernbrennstoffen wegen der möglichen hohen Gastemperaturen in verfahrenstechnischen und  chemischen Prozessen durch Vergasung von Kohlen, Braunkohlen, Torf und weiteren Biomassen flüssige Brennstoffe für Haushalte und Verkehr zu produzieren;

–       Der inhärenten Sicherheit des Reaktors, da ein „GAU“ auch bei komplettem Ausfall der Kühlung nicht eintreten kann.

Es waren geradezu visionäre Überlegungen, die zum Erfolg dieser Technik führen, denn alle vorgenannten Überlegungen sind auch heute noch, also nach 60 Jahren, uneingeschränkt gültig. Prof. Schulten war auf seinem Gebiet ein Vordenker, der eigentlich nur mit Wernher von Braun vergleichbar ist. Die in Deutschland durch geführte Entwicklung ist ein großer Erfolg, auch wenn „Umweltschützer“ das nicht anerkennen wollen und Politiker das noch nicht erkannt haben. Ende der 90iger Jahre bei Stilllegung des AVR und des THTR auf politischen Druck, hatte Deutschland in dieser Technik eine weltweit führende Position, ja fast eine Monopol.

An die Ingenieurtechnik stellte die Umsetzung dieser Ideen extreme Anforderungen.  Eines der größten Probleme stellte das He-Gas dar.

He ist ein sehr dünnes und trockenes Gas, das zuvor in diesem Umfang noch nie eingesetzt war.  Alle Komponenten des Reaktors mussten ohne jegliches Vorbild und ohne vorliegende Erfahrungen neu konstruiert  werden. Sie wurden in Versuchsanlagen unter normalen Bedingungen erprobt. Die meisten versagten dann beim Einbau in den Reaktor bei Betrieb unter He-Bedingungen. Dies führt zwangsläufig zu ständigen Terminverzögerungen und Kostenerhöhungen. Als Führungskraft war der Druck enorm. Man hielt mir von oberster Stelle einmal vor:“Sie bauen alles 2x“, meine Antwort war nur kurz, „ja, das ist richtig, aber nichts dreimal“. Erproben und Prüfen bis zur endgültigen Sicherheit, dass alle Probleme erkannt und gelöst seien, ist die entscheidende technische Grundlage für  erfolgreiche Entwicklungen. So habe ich auch einmal unwirsch gesagt, was soll ich denn machen, Kosten vermeiden, Termine einhalten oder eine Anlage bauen, die läuft, beides geht nicht. Ich war noch jung genug, um mich durchsetzen zu können.  Es würde hier zu weit führen, alle technischen Probleme zu erläutern und die Lösungen aufzuzeigen. Dennoch kam uns Ingenieuren eine Entwicklung, man kann fast sagen, die  alles entscheidende, zu Gute. Die fortlaufende Entwicklung der Brennelemente mit den sogenannten „Coated Particles“.

Ohne diese Entwicklung in großartiger internationaler Zusammenarbeit wäre der Erfolg des AVR erheblich schwieriger geworden. Die neuen gepressten Graphitkugeln mit eingelagerten Uran wurden, und das soll besonders erwähnt werden, entwickelt in Zusammenarbeit von

–       Dem AVR in D;

–       Dem parallel laufenden Dragon Projekt in GB;

–       Der Gulf General Atomic in den USA;

–       Der KFA Jülich;

–       Der KFA Grenobel in F;

–       Dem österreichischen Kernforschungszentrum Seibersdorf;

–       Dem Reaktorzentrum Petten in NL;

–       Der UKAEA in GB;

–       Union Carbide Corp. In den USA:

–       Der Nukem zusammen mit der Hobeg;

Diese großartige, wohl einmalige internationale Zusammenarbeit wurde maßgeblich mitfinanziert durch das Bundesforschungsministerium, das einen entscheidenden Beitrag leistete.

Der Erfolg dieser Entwicklung lässt sich am besten darstellen, wenn man die ursprüngliche Auslegung des Kühlkreislaufes, also des Heliums im AVR Reaktor betrachtet. Die Radioaktivität wurde anfänglich mit 10^7 Curie ermittelt.  Die dann tatsächlich später gemessene  Radioaktivität betrug nur noch 360 Curie.

Der AVR erreichte die erste Kritikalität am 28.8.1966. Nach erfolgreicher Durchführung aller Testläufe mit den verschiedenen Komponenten und der erfolgreichen Durchführung aller nuklear-physikalischen Messungen zur Überprüfung der Berechnungen konnte der Reaktor den Betrieb aufnehmen. Am 18.12.1966 wurde die Dampfturbogruppe erstmals aufs Netz geschaltet, mit einer Leistung von 6 MW.

Danach war die Anlage bis zum 31.12.1988 in Betrieb. Die Abschaltung erfolgte allein aus politischen Gründen. Es bestanden weder technische  und schon gar nicht sicherheitstechnischen Bedenken. Auch eine sicherheitstechnische Nachrüstung war nicht erforderliche, da  in den 22 Betriebsjahren keine nicht lösbaren Probleme aufgetreten sind  und/oder nennenswerte technische Verbesserungen nicht erforderlich  waren. Alles war von Anfang an bestens durchdacht.

Ein Ereignis ist aber von herausragender Bedeutung. Wir erprobten den „GAU“, den größten anzunehmenden Unfall, der dann zu erwarten ist, wenn die Brennelemente nicht mehr gekühlt werden und alle Sicherheitsvorrichtungen versagen. Wir erprobten also die von Schulten erdachte inhärente Sicherheit des Reaktorkonzeptes, das den Eintritt eines „GAU“ ausschließt. Dieses spannende Experiment fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und wurde kaum beachtet.  Der Reaktor wurde auf volle Betriebsleistung von 15 MWel und der vorgegebenen Betriebstemperatur von 850 °C hochgefahren, dann wurden alle Sicherheitseinrichtungen blockiert, die Kühlgasgebläse abgeschaltet. Wie vorberechnet wurde der Reaktor in einigen Tagen von selbst kalt, durch Abfuhr der Restwärme des Cores nach außen.

Dies war der erste GAU in einem Kernkraftwerk weltweit, niemand hat davon etwas gemerkt, keine Strahlung drang nach außen und das Betriebspersonal konnte unbehelligt in der Warte den Ablauf dieses Experimentes beobachten. Dieser Versuch wurde 1979 wiederholt, diesmal aber mit detaillierten Aufzeichnungen und Messungen des gesamten Ablaufs.

„Tschernobyl“ war später, es war also nicht der erste „GAU“. Die schrecklichen Nachwirkungen    dieser Katastrophe einer völlig anderen Reaktorkonstruktion belasten bis heute die Diskussion zur Sicherheit von Kernkraftwerken.

Der HTR ist bis heute das einzige Reaktorkonzept, bei dem ein solcher Unfall aus nuklear-physikalischen Gründen ausgeschlossen ist. Dass man dies in der Politik und der öffentlichen Meinung praktisch totschweigt, ist jedem Fachmann unverständlich.

Wenn wir von Störungen sprechen, so soll hier eine gravierende Störung erwähnt werden. Der Dampferzeuger galt als kritisches Element, da bei einer Undichtigkeit Wasser in das Helium eindringen konnte, was eine totale Abschaltung des Betriebes erfordert hätte. Mehrere hunderttausend Schweißnähte wurde bei der Erstellung überprüft, alle verfügbaren Prüfverfahren wurden eingesetzt, sogar neu entwickelt, alle Prüfungen und Druckproben verliefen ohne Beanstandung. Selbstverständlich wurden in vielen Berechnungen, Studien und Untersuchungen die Auswirkungen eines solchen Wassereinbruchs in das System berechnet. Alle zeigten, daß eine nuklear bedenkliche Störung nicht eintreten kann. Tatsächlich ist diese Störung dann auch eingetreten.  Ein sicherheitstechnisches Problem bestand nicht. Nach der 7-stufigen Internationalen-Bewertungsskala für Störungen und Störfälle in kerntechnischen Anlagen ist sie in die Kategorie 1“Störung“ einzuordnen. Betrieblich gesehen negativ war die lange Stillstandszeit von mehreren Monaten zur Behebung des Schadens.

Alle anderen Komponenten arbeiteten praktisch einwandfrei. Verschleißteile und kleinere Mängel konnten zum Teil während des laufenden Betriebes durch Einsatz unserer speziell für solche Fälle entwickelten Ausbautechnik behoben werden, ohne dass eine unzulässig hohe Bestrahlung des Personals eintreten konnte,

Der Betrieb des AVR war eine wohl für eine Erstausführung einmalige Erfolgsgeschichte. Es ist kein einziger „Strahlenunfall“ vorgekommen. In 22 Betriebsjahren ist kein Mitarbeiter einer zu hohen Strahlendosis ausgesetzt gewesen. Die Abgabe von radioaktiven Stoffen an die Atmosphäre war gering, in keinem einzigen Fall ist es zu einer Überschreitung der zulässigen Dosen gekommen. Alle, natürlich nicht 100% vermeidbaren Betriebs- „Störungen“, mit Ausnahme der des Dampferzeugers können nach der Bewertungsskale mit „0“ – keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung- bewertet werden.

Die Zeitausnutzung, also die Zeit in der der Reaktor in 22 Jahren in Betrieb war, lag bei   66,4%. Da es sich um einen Versuchsreaktor handelte, vor allem auch zur Erprobung verschiedener Brennelemente im Rahmen des vorerwähnten Entwicklungsprogramms, ist hierin die Abschaltzeit für diese Arbeiten enthalten. Die höchste Betriebsverfügbarkeit wurde 1976 erreicht, mit einem Wert von 92%. Es wird zwar keine internationale Statistik geführt, aber dies war für eine völlig neu entwickelte Technik sicher ein Weltrekord.

Schon 1966 wurde das Grundkonzept für den Nachfolgereaktor erarbeitet. Die Leistung wurde mit 300 MWel festgelegt. Sicher war es ein enormer Leistungssprung von einem Versuchsreaktor mit einer Leistung von 15 MWel –ohne vorliegende Betriebserfahrungen- gleich  einen Demonstrationsreaktor mit dieser Größe zu bauen. Aber nach Abwägen aller Pro- und Contra- Argumente war diese Entscheidung sehr mutig aber auch heute noch richtig.

Gegenüber der AVR-Technik mussten  wesentliche konstruktive Änderungen durchgeführt werden:

–       Anstelle des Stahldruckbehälters wurde ein Spannbetondruckbehälter vorgesehen. Eine weltweit völlige Neukonstruktion;

–       Auf ein druckfestes Containment konnte wegen der geringen Aktivität des Heliums verzichtet werde. Es wurde nur eine drucklose Stahlummantelung vorgesehen.

–       Das Helium-Kühlgas musste den Reaktor von oben nach unten durchströmen, weil wegen der höheren Leistung die BE sich sonst in der oberen Schicht abgehoben hätten;

–       Bei der BE-Abzugsvorrichtung wurde eine neue Konstruktion eingebaut;

Nachdem dieses Konzept in der Planung bereits weit fortgeschritten war, stellten unsere Reaktorphysiker fest, dass der  Durchmessers des Kugelbettes so groß war, dass es nicht mehr möglich war, die Abschalt-und Regelstäbe im äußeren Graphitreflektor mechanisch praktisch beanspruchungslos zu führen. Dadurch konnte der Reaktor nicht mehr vollständig abgefahren werden. In einer großen Runde mit allen beteiligten Vorständen wurde diese extrem schwierige Situation besprochen. Nachdem sicher war, dass ein Schaden mit Gefährdung des Betriebspersonals und vor allem der Umgebung nicht eintreten konnte, wurde entschieden, die Abschaltstäbe direkt in das Kugelbett einzufahren. Dies führte zu einer sehr schwierigen Konstruktion dieser Stäbe und der Gefahr der Zerstörung der Brennelemente. Es wurde erkannt, dass ein Reaktor dieser Größe gebaut werden musste, um feststellen zu können, ob diese Konstruktion technisch überhaupt realisierbar war. Eine Alternative wäre ein Ringcore gewesen, doch hier erschien, ohne Kenntnis des langjährigen Betriebsverhaltens der Graphiteinbauten im AVR, das konstruktive Risiko noch größer zu sein. Nach Stilllegung des AVR, also 23 Jahre später, hat sich dies als Irrtum erwiesen, denn die Graphiteinbauten waren nach 22 Betriebsjahren praktisch wie neu. Kein einziger Block hatte sich auch nur um 1mm verschoben  Die Entscheidung fiel –leider-  zu Gunsten der Abschaltstäbe mit Einfahren in das Kugelbett aus.  Die Betriebserfahrungen mit dem Demonstrationsreaktor sollten abgewartet werden, um später eine endgültige Entscheidung treffen zu können.

Leider sind dann die befürchteten Schwierigkeiten bei der Inbetriebnahme tatsächlich eingetreten. Die hierdurch bedingten Schwierigkeiten beim Betrieb des Reaktors wurden beherrscht. Der Reaktor war immerhin drei Jahre in Betrieb. Ein Vergleich der Bruchraten zwischen AVR und THTR veranschaulicht die Problematik. Die Bruchrate pro umgewälzten BE lag beim AVR bei 0,0092 %, beim THTR bei 0,6%. Diese war natürlich viel zu hoch. Alleinige Ursachen waren die Abschaltstäbe und die neue Abzugsvorrichtung.

Alle anderen Komponenten arbeiteten einwandfrei. Der THTR war 3 Jahre mit 16.000 h in Betrieb. Diese Betriebszeit war ausreichen,  um alle Erkenntnisse und Erfahrungen zum Bau weiterer Reaktoren zu erhalten. Besonders wichtig war das Ergebnis, dass die Dampferzeugung mit höchsten thermodynamischen Wirkungsgraden einschließlich der Zwischenüberhitzung problemlos funktionierte.  Die  Betriebsergebnisse beim An- und Abfahren der Anlage und im Regelbetrieb waren voll vergleichbar mit denen konventioneller Kraftwerke. Es trat auch, wie beim AVR,  keine einzige sicherheitstechnisch relevante  Störung auf. Das Betriebspersonal wurde trotz der eingetretenen Probleme nicht unzulässig hoch belastet.

Zusammengefasst  nachfolgend  die wesentlichen Ergebnisse und Erfahrungen mit dem THTR-300:

–       HTR-Kraftwerken können im elektrischen Verbundnetz nach Vorgabe der Lastverteilung eingesetzt werden, das Regelverhalten, auch zur Frequenzhaltung, ist einwandfrei;

–       Beim Stillstand, bei Reparaturen selbst am offenen Primärteil wurde das Personal nie unzulässig hoch strahlenbelastet;

–       Durch den eingetretenen Kugelbruch stieg die Aktivität des Primärgase Helium nicht an, die coated particles sind so klein und hart, dass sie nicht zerbrechen können.

–       Alle neu konstruierten Komponenten und die gesamte Anlage, mit Ausnahme der vorbeschriebenen Probleme mit zu hohem Kugelbruch, arbeiteten einwandfrei;

–       Es wurde der zweifelsfreie Nachweis erbracht, dass die Sicherheitstechnik  so weit entwickelt ist, dass keine Gefahr für das Bedienungspersonal und die Bevölkerung besteht. Im schlimmsten überhaupt denkbaren Störfall ist, wegen der sehr geringen radioaktiven Belastung des Heliums  eine Evakuierung der Bevölkerung nicht erforderlich.

 

Trotz der kurzen Betriebszeit hat der Demonstrationsreaktor alle Erkenntnisse und Erfahrungen erbracht, um neue HTR-Kraftwerke sicher bauen zu können.

In der Öffentlichkeit ist es kaum bekannt, dass der stillgelegte Reaktor den Nachweis erbringt, dass der Spannbetonbehälter das sicherste Endlager für strahlende Komponenten ist. Sicherer geht es ingenieurtechnisch nicht. Außerhalb des Spannbetonbehälters ist keine Strahlung mehr messbar. Ein schönes Restaurant auf dem Dach gebaut, mit herrlichem Blick in das Münsterland, wäre sicher eine prima Endlösung.

Das Ergebnis aus den zusammengefassten Betriebserfahrungen mit dem AVR und dem THTR zeigt, dass es ohne weitere Entwicklungen möglich ist, diese Technik großtechnisch anzuwenden.

Das Ergebnis meiner eigenen konstruktiven Überlegungen möchte ich nachfolgend  kurz erläutern.

Bei einem zukünftigen Hochtemperaturreaktor ist die Maximierung der  Sicherheit das mit Abstand wichtigste aller Kriterien. Weiter soll von Anfang an die Frage der Endlagerung nach Stilllegung einer solchen Anlage mit geplant werden. Ich möchte diese Technologie als integriertes Konzept als eine in sich geschlossene Nukleare Hochtemperaturtechnologie /NHTT/  bezeichnen und verstanden wissen. 

Die  folgenden konstruktiven Grundlagen  sind  Kernstück dieser Technik:

–       Erdbebensicherheit nach Stärke 6, also für unsere Regionen die höchstdenkbare Erdbebensicherheit.

Diese ist zu erreichen durch ein großflächiges, starkes Betonfundamentes. Hierbei entsteht eine große Grundfläche, die den Aufbau eines stabilen, nach außen gasdicht abgeschlossenen Betonunterbaus ermöglicht.  In den Räumen unterhalb des eigentlichen Reaktors sollen alle Tätigkeiten ausgeführt werden, die mit einer Strahlenbelastung verbunden sein könnten. So bspw. Ausführung von Reparaturen an Komponenten, deren Dekontamination und eventueller Endlagerung in abgeschlossenen Räumen. Ferner das Endlager für abgebrannte Brennelemente. Ziel soll es sein, dass kein Bauelement, das einer Bestrahlung ausgesetzt war, das Betriebsgelände verlassen muss.  Daher sind keine „Castor-Transporte“ zu anderen nuklearen Lagern erforderlich. Dass dies problemlos möglich ist, zeigen die Erfahrungen mit dem THTR-300.

 

–       Ein Kernschmelzen, also ein „GAU“, ist nuklear-physikalisch ausgeschlossen;

–       Die kugelförmigen Brennelemente haben sich als die besten Brennelemente erwiesen. Die Spaltprodukte werden bereits im Kern der „Coated Particles“ mit einem Durchmesser von nur 0,5mm  durch hochgasdichte Hüllen aus PyC und SiC weitgehend zurückgehalten. Diese Hüllen stellen die erste Barriere zur Verhinderung des Austritts von Spaltprodukten in das He-Kühlgas dar. Dadurch wird dieses nur gering belastet. Die kugelförmigen BE haben weiter gegenüber allen anderen Konstruktionen den Vorteil, dass sie sehr kompakt und leicht handhabbar sind. Daher ist der erforderliche Raum zu einer Zwischen- oder Endlagerung auch bei vielen Betriebsjahren sehr gering und kann problemlos im „Betonunterbau“ untergebracht werden.

–       Der Spannbetonbehälter hat sich als berstsicher  erwiesen, er ist damit die wichtige 2. Sicherheitsbarriere gegen Austritt von Radioaktivität.

–       Ein druckloses Containment um die gesamte Anlage stellt die 3. Barriere dar. Das Volumen ist so groß, dass das gesamte He-Primärgas im Kühlkreislauf dort aufgefangen werden könnte, ohne dass etwas nach außen dringen kann.

–       Anstelle eines zentralen Brennelementabzugs mit einem zentralen Kugelhaufencore wird ein Ringcore mit mehreren Abzugsvorrichtungen gebaut. Es ermöglicht bei gleichem Grundkonzept den Bau von Anlagen bis zu den höchsten Leistungen bei optimalem Durchlauf der BE. Die Abschalt- und Regelstäbe werden praktisch beanspruchungslos in die Graphitreflektoren eingebaut.

–       Ein doppelter He/He-Kreislauf verhindert die Übertragung von Spaltprodukten, auch von Graphitstaub, nach außen.  Der Primärteil des Reaktors ist so  auch sicher gegen „Fremdmedieneinbruch“ von außen.

–       Dieses Konzept ermöglicht  eine einfache Kontrolle über den Verbleib des nuklearen Materials.

–       Die 5-6m dicken Wände aus vorgespanntem Beton des Druckbehälters sind sicher gegen jede Art von terroristischer Bedrohung und auch gegen Flugzeugabstürze. Sie halten selbst gezielten Raketenangriffen stand.

Diese sicherheitstechnischen Vorteile können in diesem Umfang von keinem derzeit bekannten Kernkraftwerk erreicht werden und  werden auch nicht zu erreichen sein.

Nun  noch eine zusammenfassende, kurze Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der NHT-Technologie:

–       Die kugelförmigen Brennelemente sind die nuklear sichersten, betrieblich am einfachsten zu handhabende und wegen ihres geringen Volumens am sichersten end-zu-lagernden Brennelemente. Sie ermöglichen zudem einen  BE-Wechsel bei laufendem Betrieb, also ohne Abschaltung der Anlage. Dies ist aus wirtschaftlich-betrieblicher Sicht ein enormer Vorteil.

–       Die hohen Primärgastemperaturen ermöglichen höchste thermodynamische Wirkungsgrade, daher beste Ausnutzung des nuklearen Brennstoffs.

–       Die Hochtemperaturwärme kann neben zur Stromerzeugung in den verschiedensten verfahrenstechnischen Prozessen, bspw. zur Erzeugung flüssiger oder gasförmiger Brennstoffen genutzt werden.

–       Der Einsatz von Thorium 232 ermöglicht das „Erbrüten“ des spaltbaren Urans 233 als neuem Brennstoff. Daher reichen die vorhanden Uranreserven aus U235 in Verbindung mit Thorium 232 auf unabsehbare Zeiten aus.

Zum Abschluss aber noch ein Wort zur Frage des CO2 in der Atmosphäre. Ohne CO2 ist der Planet Erde unbewohnbar. Wer  behauptet, CO2  sei ein „Schadgas“ oder „Schmutzgas“ und strebt gar ein „0-CO2 Ziel“ für den Planeten Erde an, zeigt ein unfassbares Maß an minimalsten, elementarsten Schulkenntnissen, er hat einen hohen Mangel an Allgemeinbildung.  Ein wissenschaftlich exakter Nachweis dass CO2 einen Einfluss auf das Klima unseres Planeten Erde hat, existiert nicht, im Gegenteil, das Klima unseres Planeten Erde ändert sich auch ohne den Menschen seit Jahrtausenden. Die Natur, nicht der Mensch, oder auch das Weltall mit Sonne, Mond  und Sternen bestimmen unser Klima. Prof. Dr. S. Fred Singer hat dies umfassend in seinem Buch. „Die Natur, nicht menschliche Aktivität, bestimmt das Klima“ dargestellt. Mit Ausnahme der BRD und einiger EU Staaten handeln alle Staaten weltweit danach, vor allem auch die USA und China. Der für Kraftwerke vorgesehene CO2-Emissioinshandel ist daher völliger Unsinn. Auch die KKW – Betreiber sollten die CO2-Freiheit ihrer Stromerzeugung nicht mehr als Vorteil herausstellen, sondern allein die wirtschaftliche Überlegenheit  dieser Technik. In allen Kernkraftwerken   wird der Strom um den  Faktor 6-30 niedriger erzeugt, als dies in den Anlagen mit „erneuerbaren Energien“ auch auf Dauer möglich ist.  Die Kosten der elektrischen Energie  haben einen entscheidenden Anteil auf die Kostenbelastung der Bevölkerung, hohe Stromkosten sind in höchstem Maße unsozial. Vor allem aber  die energieintensive Industrie, in der heute noch Millionen von sicheren Arbeitsplätzen vorhanden, sind wird gegenüber der ausländischen Konkurrenz entscheidende Nachteile haben. Ihre Schwächung, wenn nicht gar Vernichtung in Deutschland, durch die hohen Kosten der „erneuerbaren Energien“ führt mit Sicherheit zu einer entscheidenden Schwächung unserer Wirtschaft in allen Bereichen und damit zur Unfinanzierbarkeit unserer sozialen Einrichtungen. Nur ein „Energiemix“ aus möglichst billigen Produktionsanlagen ist ein volkswirtschaftlich vernünftiger Energiemix. Dies war, wie eingangs erläutert,  in den Nachkriegsjahren richtig und ist es auch heute noch. Herr Dr. Großmann hat dies in einer Leserzuschrift in der FAZ vom 19.Juli 2010 wie folgt beschrieben: „Es geht um knallharte Industriepolitik“. Wer dies nicht erkennt und danach handelt,  versündigt sich an der Deutschen Wirtschaft.

Wie absurd die Bestrebungen von Regierung und Opposition sind, eine weltweite „Führerschaft“ bei „erneuerbaren Energien“ zur CO2-Vermeidung und damit zum „Klimaschutz“ anzustreben, soll folgende simple Rechnung, die als Leserzuschrift von mir am 14.Januar 2010 in der FAZ erschienen ist, und mir enorme Zustimmung gebracht hat, zeigen. Wenn in der BRD überhaupt kein anthropogenes CO2 mehr erzeugt wird, wenn also Deutschland auf der Welt nicht mehr existieren würde, hat dies einen Einfluss von 0,00004712% auf die Gesamtproduktion von CO2  unseres Planeten. Wer dennoch dieses Ziel verfolgt, muss einem geradezu unglaublichen Größenwahn erlegen sein.

Vortrag von Dr.-Ing. Urban Cleve

Update zur aktuellen Lage in Fukushima finden Sie hier:

Kurzberichte zu Fukushima Daiichi (11): Die Temperaturen sinken jetzt schnell. "Kein zweites Tschernobyl" (Stand: Donnerstag, 17.00 Uhr)

Die wichtigsten Meldungen des heutigen Tages (in Japan ist es jetzt bereits ein Uhr nachts) betreffen die Temperaturen.

Die Temperaturen sind in mehrfacher Hinsicht kritisch: Zum einen müssen die Reaktoren und die Abklingbecken gekühlt werden, damit aus dem Schmelzen oder Anschmelzen einzelner Brennstäbe keine umfassende Kernschmelze hervorgehen kann. Das ist der langfristige, der sozusagen strategische Aspekt. Kurzfristig – gewissermaßen auf der taktischen Ebene – geht es darum, die Temperaturen zu senken, um damit auch die ionisierende Strahlung, die vor allem von den Brennstäben in den Abklingbecken ausgeht, weiter zu reduzieren….

Lesen Sie bei Zettels Raum weiter

Nachsatz Vortrag Dr. Cleve:

Wer die ausführlichen Begründungen und eine Vertiefung meines vorliegenden Vortrages lesen möchte, kann dies im Internet tun:

1.)  www.buerger-fuer-technik.de; Kerntechnik 2009 und 2010;

2.)  www.eike-klima-energie.eu/news-anzeige/umwelt-klima-energie

3.)  Bei  www.eike-klima-energie.eu  und www.buerger-fuer-technik.de

 findet man weitere umfassende Beiträge zum Thema CO2 von tausenden von Wissenschaftlern aus aller Welt, die leider von deutschen Politikern noch nicht verstanden oder gelesen werden. Es lohnt sich, diese Webseiten einmal aufzurufen.

4.)  Prof. Dr. S. Fred Singer.“ Die Natur, nicht menschliche Aktivität, bestimmt unser Klima”.




Windturbinen – die Realität in Kalifornien – + Video

Aber bei der Durchfahrt wurde ich mit der Realität konfrontiert, die ganz anders aussah als im obigen Photo. Ich fahre oft über diese Straße und wünschte mir immer, eine Videokamera dabei zu haben, um zu dokumentieren, wie viele Windräder nicht funktionieren, weil dies in Photos nicht gut zum Ausdruck kommt. Ohne bestimmte Zusatzfilter sehen sie alle aus, als ob sie still stehen.

Aber diesmal war es anders. Ich hatte diesmal eine Videokamera dabei. Außerdem war der Tag dieser Fahrt, Dienstag, der 15. März 2011 fast perfekt für Windturbinen. Es zog eine Front auf, mit starken Winden auf ihrer Vorderseite.

Hier sind die Winddaten des Automaten am Flughafen von Tehachapi während der Zeit meiner Fahrt:

Diese Winddaten wurden 1000 Fuß (ca. 330 m) tiefer aufgezeichnet als die Windräder auf der Kuppe des Hügelzuges, wo der Wind noch stärker gewesen sein dürfte.

Und hier folgt, was ich bei den Windturbinen auf der Hügelkuppe sah; es gab schon einige, die an diesem windigen Tag still standen. Das Video wurde um 11 Uhr vormittags aufgenommen:

Es standen viele weitere still stehende Turbinen dort, aber ich fand keinen günstigen Ort auf dem Highway, um sie zu filmen. Dieses Video habe ich vom Parkplatz neben der Überwachungsstation für die Agrokultur aufgenommen.

Ich schätze mal nach Video und Augenschein, dass etwa eine von vier Windturbinen nicht funktionierte.

Das Problem ist die Wartung. Der Ort bietet zwar perfekte Windbedingungen, ist aber schwierig zu erreichen für Arbeitsausrüstungen. Selbst auf flachem Terrain wie in Texas (siehe unten), wo ich diese Turbinen fotografierte, ist die Wartung des Getriebekastens sowie des Generators oben auf dem Mast nicht einfach.

 

Nun stelle man sich die Schwierigkeiten für die Wartung auf einem Hügelzug vor.

Auf der Website von wind-work.org “tour” section beklagt man sich über die Bedingungen der Windparks von Zond (Enron):

Wichtige Anmerkungen zur Wartung von Windparks

Im ganzen Tehachapi-Mojave Bereich erkennt man Turbinen ohne Bugspitze, Turbinen ohne Gondeln (weggeblasen und nicht ersetzt), Öl aus Blatteinstellwinkelregelung Dichtungen, Öl aus Getriebe, Straße schneiden tief ein im steilen Gelände, Erosionsrinnen, stillgelegte Turbinen Und „Trümmer Haufen“ von Rest(Müll)Teilen. Ein „Trümmer Haufen“ im Zond Park von aufgegebenen Fiberglas Blättern ist auf der Ostseite der Tehachapi-Willow Springs Road sichtbar. nahe dem Oak Creek Pass. (Das Kern County erlaubt lokale Entsorgung von Fiberglas nicht.) Während der Tour durch Windpark-Standorte sieht man weggewehten Müll und anderen Abfall (Plastiktüten, Softdrink-Becher, Flaschen, elektrische Anschlüsse, Schrott Teile aus Metall, und so weiter).  Diese spiegeln die Aufmerksamkeit des Managements zu Wartungs- und allgemeinen Sauberkeitsfragen wider. An besseren Standorten, sehen Sie davon nichts.

Selbst die kleineren vier Turbinen auf der Talsohle westlich vom Flughafen Tehachapi, die die aus Bakersfield kommenden Besucher grüßen, haben ein Problem, obwohl sie auf flachem Grund stehen und leicht zugänglich sind:

[

In Palm Springs in Kalifornien, einem anderen windigen Standort, hat man

ähnliche Probleme:

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Florida’s Floridas kaputte Windmühlen: Ein kalifornisches Problem!

 

 

Die Genehmigung zum Betrieb von Windturbinen schließt nicht ein, dass sie dort nur herum stehen und nicht funktionieren. Falls Windmühlen in einer Stadt stehen, müssen sie auch laufen. Eine Stadt, in der Windmühlen willkommen waren, seit sie in den frühen achtziger Jahren eingeführt worden waren, muss feststellen, dass viele dieser Windmühlen nicht mehr gehen und möchte sie repariert haben. Die Frage ist aber, wer ist für die Reparatur zuständig? Der Firma Florida Power and Light (FPL), dem Eigentümer der still stehenden Windmühlen, wurde genehmigt, lokale Windmühlen zu installieren und zu betreiben unter einer conditional use permit (CUP), in der festgelegt ist, dass eine Windmühle, die sechs Monate lang nicht läuft, als ein öffentliches Ärgernis angesehen wird und abgebaut werden muss.

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Hier folgt ein Video, das die inneren Arbeiten einer Windkraftanlage im US-Bundesstaat Washington [im Nordwesten der USA] zeigt:

Und das Problem mangelnder Wartung ist nicht nur auf Kalifornien beschränkt. Im Jahre 2001 besuchte ich den Kamaoa Windpark bei Southpoint auf der Hauptinsel von Hawaii. Der Wind weht dort so stark, dass die Bäume horizontal wachsen wie auf diesem Photo gezeigt:

 

So sehr ich über diesen Anblick überrascht war, war ich es auch angesichts stehender Windturbinen dort. Es war meine erste Erfahrung mit einem Windpark.

Aus diesem Beitrag in American Thinker “Wind energy’s ghosts” [etwa: „Geister der Windenergie“]:

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Kamaoa Wind Farm, Hawaii. (image)

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Bild: Waymarking.com

Wie in Kalifornien gibt es das Problem fehlender Wartung auch in Hawaii.

Aber war das bei Windmühlen nicht schon immer so?

 

 

Es scheint so, je mehr sich die Dinge ändern, umso mehr bleiben sie gleich:

 

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Update: Der Gesetzgeber des US-Bundesstaates Idaho erwägt ein Moratorium bei der Windenergie

18.März 2011

— Die Errichtung von Windturbinen könnte im US-Bundesstaat Idaho gestoppt werden.

Der Gesetzgeber bereitet einen Gesetzentwurf vor, der die Errichtung neuer Windparks für zwei Jahre verhindert.

Während des vergangenen Jahres wurden Dutzende neuer Windturbinen aufgestellt, und zwar bei Idaho Falls, aber viele der angrenzenden Gemeinden und ihre Vertreter wollen eine zeitweilige Unterbrechung neuer Konstruktionen.

Als die Gesetzgebung im Energieplan von 2007 eingeführt wurde, war nicht erwartet worden, dass so viele Energiegesellschaften Windparks in Idaho einrichten wollten.

Der Autor des Gesetzentwurfs Erik Simpson sage, dass er und sein Kollege von der Demokratischen Partei darin übereinstimmen, die langfristigen Auswirkungen zu betrachten.

„Kommunale Regierungen brauchen eine Direktive, für was sie zuständig sein sollen, wenn sie sich überlegen, welche Auswirkungen bzgl. des Windes zu erwarten sind, und das müssen wir herausfinden“, sagt das Mitglied Tom Loertcher.

Der Gesetzentwurf sieht ein zweijähriges Moratorium bei der Errichtung neuer Windparks vor, um diesen Tatbestand zu untersuchen.

Es könnte momentan ein Problem im östlichen Idaho sein, aber es ist wahrscheinlich, dass andere Gemeinden ebenfalls betroffen sein werden, außer wir nehmen diese Pause von zwei Jahren und studieren den Fall intensiver“, sagte Simpson.

Die Windkraft ist nicht der billigste Weg, Energie zu erzeugen, und die Gesetzgeber wollen sicherstellen, dass ihre Untergebenen nicht die höchsten Preise zahlen müssen.

Noch einmal Simpson: „Die Nutzungsrate dieser unzuverlässigen und nur zeitweise zur Verfügung stehenden Energiequelle ist zu gering, um dafür noch mehr zu bezahlen!”

Viele machen sich auch Sorgen um die Umwelt.

 „Eine ganze Reihe dieser Projekte werden in Gebieten mit unberührter Wildnis errichtet“, sagte Simpson.

Dem stimmt aber nicht jeder zu. Einige lokale Einwohner wie der Landwirt Tory Talbot in Bonneville County möchte noch mehr Windturbinen sehen.

„Das Moratorium wird dazu führen, dass Geschäftsleute, die nach Idaho kommen wollen, davon Abstand nehmen. Südost- und das südliche Idaho haben ein großes Windpotential“, sagte Talbot.

Das State Affairs Committee plant, die Debatte am Montag fortzusetzen, wenn Stellungnahmen von Gemeinderäten und Energiefirmen vorliegen.

Dann werden sie darüber abstimmen, ob man den Gesetzentwurf dem Haus [= dem Kongress] vorlegen soll.

Sollte das Gesetz passieren, würde dies nicht Projekte betreffen, die bereits genehmigt oder im Bau sind.

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Das Wartungsproblem gibt es auch in Deutschland:

Von: jcwinnie.biz

Das Getriebe von Windturbinen hat seit den frühen neunziger Jahren versagt. Kaum eine Turbine war nicht davon betroffen. Das Problem erreichte epidemische Ausmaße mit einem massiven Serienausfall von Getriebekästen der Firma NEG Micon. Zu der Zeit waren Windturbinen von NEG Micon die am meisten verkauften Windturbinen weltweit. Die Katastrophe führte zum Bankrott der Firma; sie wurde von der Firma Vestas übernommen, dem größten Hersteller von Windturbinen weltweit. Aber auch diese Firma ist von Ausfällen von Getriebekästen und Rotoren betroffen.

Wie schon gesagt, musste eine große Zahl von Getriebekästen ersetzt werden. Der Spiegel berichtet, dass die Deutsche Versicherungsgesellschaft nicht sehr glücklich darüber ist…

„Zusätzlich zu Generatoren und Getriebe zeigen auch Rotorblätter oft Defekte”, behauptet ein Bericht über technische Unvollkommenheiten von Windturbinen. Die Versicherungen beklagen sich über Probleme, die von ungeeigneter Lagerung  bis zu gefährlichen Rissen reichen… Die fragilen Turbinen einiger Hersteller drohen, einen Industriezweig zu beschädigen, der jahrelang als ein gewaltiger Erfolg angesehen worden ist.“

Auf Spiegel Online machen sich Simone Kaiser und Michael Sorgen über bereits installierte Windturbinen:

„Nach den jüngsten Boomjahren der Industrie machen sich Experten und Firmen zur Energieerzeugung aus Windkraft Sorgen. Die Bauwerke könnten nicht so zuverlässig und langlebig sein, wie die Hersteller behaupten. Tatsächlich scheinen die Schwierigkeiten erheblich zuzunehmen, betrachtet man die Tausende Unglücke, Zusammenbrüche und Unfälle der letzten Jahre. Getriebekästen, die sich im Gehäuse oben auf den Mastspitzen verstecken, sind sehr kurzlebig und fallen oft aus, bevor fünf Jahre um sind. In einigen Fällen bilden sich nach einem begrenzten Betrieb Risse in Rotoren oder selbst im Fundament. Kurzschlüsse oder überhitzte Propeller haben bekanntermaßen zu Bränden geführt. All dies geschah trotz der Zusicherungen der Hersteller, dass die Turbinen mindestens 20 Jahre laufen würden.“

Anthony Watts; Den Originalartikel finden Sie hier 

Übersetzt von Chris Frey für EIKE




Kurzberichte zu Fukushima Daiichi (9): Die aktuelle Falschmeldung bei „Spiegel-Online“; diesmal Extraklasse (Stand: 23.3, 13.30 Uhr und 24.3.)

Update: n-tv am 24.3. morgens: Liveticker 5.52 Uhr+++ Strahlenwerte um Fukushima leicht gestiegen +++

+++ 5.52 Strahlenwerte um Fukushima leicht gestiegen +++In der Umgebung des havarierten Atomkraftwerks Fukushima wurde eine leicht erhöhte Strahlung festgestellt. In der 75 Kilometer nordwestlich gelegenen Stadt Fukushima wurde ein Wert von 5,43 Mikrosievert pro Stunde gemessen, wie der Fernsehsender NHK berichtete. In Minamisoma, rund 30 Kilometer nördlich des Kraftwerks, waren es 1,42 Mikrosievert und in Iwaki, 50 Kilometer südlich, wurden 1,68 Mikrosievert registriert.

Kommentar: 

Der jährliche Grenzwert für Piloten und Stewardessen beträgt 20 000 Mikrosievert, das sind pro Stunde etwa 2,28 Mikrosievert*. http://www.helmholtz-muenchen.de/fileadmin/EPCARD-Portal/PDF/FLUGS_EPCARD.pdf  In der "verseuchten Zone" herrschte (siehe nebenstehendes Diagramm mit den aktuellen Daten aus dem KKW Fukushima) also kurzzeitig gut das Doppelte.

Die Exposition des fliegenden Personals während eines Hin- und Rückfluges Frankfurt Main- San Franzisco (gem. o.a. Studie) liegt bei 100 µS bis 200 µS. Das sind zwischen 5 – 10 µS/h. Dh. bei nur 50 Flügen dieser Strecke im Jahr, bekommt das fliegende Personal eine Strahlenexposition von 50 x 100 = 5000 µS bis 50 x 200 = 10.000 µS. Beim fliegenden Personal ist bisher nichts von einer erhöhten Krebsneigung bekannt.  http://www.spiegel.de/reise/aktuell/a-228101.html

Welche Mengen Strahlung sind eigentlich in welchem Zusammenhang unterwegs: http://xkcd.com/radiation/

Ein Deutscher in Japan meint: http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article12930698/Deutsche-in-Japan-fuehlen-sich-verhoehnt.html

Interessant:

"The granite in Grand Central Station and the uranium-laced stone used to build the U.S. Capitol Building supposedly give off enough radiation that if they were nuclear power plants they wouldn’t pass licensing."

Quelle: http://blogs.forbes.com/christopherhelman/2011/03/16/what-are-millisieverts-and-should-tokyo-be-scared-of-them/

Mit Dank an Leser OK. 24.3.10:55 Uhr: * Dank Leser Knauer korrigiert.

Fortsetzung Text…

Als ich las, daß das AKW komplett evakuiert worden sei, ist mir doch einen Augenblick der Schreck in die Glieder gefahren.

Man muß sich ja erst immer wieder klarmachen, daß man es mit einem Medium zu tun hat, dem journalistische Sorgfalt ungefähr so schnurz ist wie einem Schimpansen die Frage, wie man die Existenz von Antimaterie nachweisen kann. Auch ich falle oft wieder für einen Augenblick auf die Unwahrheiten bei "Spiegel-Online" herein.

Ich dokumentiere jetzt vollständig die aktuelle Meldung des japanischen Senders NHK zu diesem Thema. Sie ist datiert mit 19.13 Uhr japanischer Zeit, also 11.13 Uhr MEZ:

TEPCO: Black smoke rises from No.3 reactor

The Tokyo Electric Power Company, or TEPCO, says black smoke was seen rising from the No.3 reactor building at the quake-damaged Fukushima Daiichi nuclear plant at around 4:20 PM on Wednesday. TEPCO told reporters that it received a report 1 hour later that the smoke had gradually cleared.

The company said that the level of radiation near the main gate of the plant, 1 kilometer west of the No.3 reactor, was 265.1-microsieverts-per-hour at 5 PM. They added there had been no major change in the levels after the smoke was observed. On Monday afternoon, gray smoke was seen rising from the same reactor building. TEPCO said that the plumes turned white before disappearing.

The power company evacuated workers from the control room of the No. 3 reactor, as well as firefighters from Tokyo and Yokohama preparing for a water-spraying operation. The firefighters had to abandon their planned water spraying operation for the day.

TEPCO: Vom Reaktor 3 steigt schwarzer Rauch auf

Das Tokioter Stromunternehmen (TEPCO) meldet, daß am Mittwoch gegen 16.20 [8.20 MEZ; Zettel] über dem vom Erdbeben beschädigten KKW Fukushima Daiichi schwarzer Rauch zu sehen war, der vom Reaktorgebäude 3 aufstieg. TEPCO erklärte gegenüber Journalisten, daß es eine Stunde später den Bericht erhielt, daß sich der Rauch langsam wieder aufgelöst hatte.

Das Unternehmen teilte mit, daß die Höhe der Strahlung in der Nähe des Haupteingangs des Werks, einen Kilometer westlich des Reaktors 3, um 17.00 Uhr [9.00 MEZ; Zettel] 265,1 Microsievert/Stunde betrug. Wie es weiter heißt, hatte es keine wesentliche Änderung gegeben, nachdem der Rauch aufgetreten war. Am Montag Nachmittag war grauer Rauch gesichtet worden, der von demselben Gebäude aufstieg. TEPCO teilte mit, daß die Rauchfahnen weiß wurden, bevor sie verschwanden.

Das Stromunternehmen zog die Arbeiter aus dem Kontrollraum des Reaktors 3 ab; ebenso die Feuerwehrleute aus Tokio und Yokohama, die sich auf eine Operation zur Einbringung von Wasser vorbereiteten. Die Feuerwehrleute mußten die für heute geplante Aktion zur Einbringung von Wasser einstellen.

Die Rauchfahne war also nach bereits einer Stunde wieder verschwunden.

Nicht das KKW wurde "komplett evakuiert", sondern Arbeiter wurden aus dem Kontrollraum eines der sechs Blöcke abgezogen, und Feuerwehrleute stellten eine an diesem Reaktor geplante Operation ein.

Es gab keine "erhöhte Radioaktivität"; sondern die Werte am Hauptmeßpunkt lagen bei rund einem Viertel Millisievert pro Stunde. Das ist in der Größenordnung, die dort seit Tagen gemessen wird; es ist sogar ein eher niedriger Wert. Sehen sie sich dazu diese Grafik bei der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) an, die fortlaufend aktualisiert wird.


Schlamperei? Sensationsmache? Agitprop? Vielleicht alles das, zusammengerührt. Es ist die Vertazung der Medien, die man bei "Spiegel-Online" besonders krass beobachten kann. Meinungsmache, nicht Berichterstattung. Verkommener Journalismus.



Nachtrag um 18.00 Uhr: In Zettels kleinem Zimmer hat Meister Petz jetzt darauf aufmerksam gemacht, daß der Artikel zwar nicht mehr die Schlagzeile liefert, aber im Angebot von "Spiegel-Online" auch jetzt noch zu lesen ist. Unverdrossen mit der Falschmeldung von der "kompletten Evakuierung des AKW".

Autor: © Zettel 

den Originalartikel finden Sie hier





Grüne für Kernkraft! „Warum ich wegen Fukushima keine Bedenken mehr habe und die Kernkraft liebe“

Japans Unglück würde schwerer wiegen, wenn es weniger gefährliche Alternativen gäbe. Kernkraft ist Teil des Energiemixes.

Von George Monbiot, guardian.co.uk, 21.03.2011

Sie werden sich nicht wundern, wenn Sie hören, dass die Vorfälle in Japan meine Meinung zur Kernkraft verändert haben. Als Ergebnis des Fukushima-Unglücks kann ich nicht länger neutral in Sachen Kernkraft sein. Ich unterstütze jetzt diese Technologie.

Ein altes Schrottkraftwerk mit ungenügender Sicherheitsausrüstung ist von einem Monster-Erdbeben und einem Riesen-Tsunami getroffen worden. Die Stromversorgung fiel aus, damit auch das Kühlsystem. Die Reaktoren sind explodiert und geschmolzen. Das Unglück hat wie so häufig seinen Ursprung in schlechtem technischen Entwurf und Sparwut. Aber bislang hat noch niemand eine tödliche Strahlung abbekommen, so weit uns bekannt ist.

Viele Grüne haben die Gefahr von radioaktiver Verseuchung wild übertrieben. Um das besser beurteilen zu können, möge man die Grafik bei xkcd.com anschauen. (Siehe nebenstehendes Bild)

Sie zeigt, dass die durchschnittliche Gesamtdosis beim Three Mile Island – Unfall für Bewohner innerhalb der 10-Meilen-Zone um das Kraftwerk nur 1/625stel der jährlich erlaubten Menge für amerikanische strahlungsexponierte Arbeiter war. Das ist die Hälfte der niedrigsten Ein-Jahres-Dosis, die ein erhöhtes Krebsrisiko bewirkt. Das wiederum ist 1/80stel einer unausweichlich tödlichen Dosis. Ich will hier gar nicht beschwichtigen. Ich möchte die Dinge nur in den richtigen Zusammenhang stellen. 

Wenn andere Energie-Erzeugungsarten keine Schäden verursachten, würden die Auswirkungen schwerwiegender sein. Aber Energie ist wie ein Arzneimittel: wenn es keine Nebenwirkungen hat, besteht das Risiko, dass es nicht hilft.

Wie die meisten Grünen, befürworte ich einen großräumigen Ausbau der Erneuerbaren. Ich kann mich aber auch mit den Beschwerden der Gegner der Erneuerbaren anfreunden. Es sind ja nicht nur die Windparks an Land, welche den Menschen Sorgen bereiten, auch die neuen Übertragungsnetze (Masten und Leitungen). In dem Maße, wie der Anteil der erneuerbaren Elektrizität ansteigt, werden mehr Stauseen benötigt, um die Lichter brennen zu lassen. Das bedeutet Stauseen im Gebirge: darüber freut sich niemand.

Auswirkungen und Kosten der Erneuerbaren steigen mit ihrem Anteil an der Stromversorgung, weil der Bedarf für Speicher und Ausfall-Reserve ansteigt. So kann es schon sein (Eine vergleichende Studie steht noch aus), dass bis zu einer gewissen Netzauslastung – 50% bis 70% vielleicht? – die Erneuerbaren eine geringere Kohlenstoff-Belastung haben als Kernenergie. Aber jenseits dieser Auslastung belastet die Kernenergie geringer als die Erneuerbaren.

Wie viele haben ich nach erneuerbarer Energie und deren Ausbau verlangt als Ersatz für die aus fossilen Kraftwerken kommende Elektrizität und für den Ersatz des Öls für den Transport der Energieträger und für den Ersatz des Gases als Brennstoff. Sollen wir nun auch verlangen, die existierende Kernkraft-Kapazität zu ersetzen? Je mehr Anteil wir den Erneuerbaren geben, desto größer wird die Auswirkung auf die Landschaft sein und desto härter die Aufgabe, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen.

Der Ausbau des Netzes zum Anschluss der Menschen und der Industrie an reiche, entfernte Quellen von Umwelt-Energie wird ja auch von den meisten Grünen zurückgewiesen, die sich über meinen Blog-Beitrag vergangene Woche beschwert hatten, in dem ich argumentierte, dass die Kernenergie sicherer als Kohle bleibt. Sie wollen, wie sie sagten, etwas ganz anderes: Wir sollen unseren Energieverbrauch senken und unsere Energie lokal erzeugen. Einige verlangen sogar den Abbau des Netzes. Diese bukolische Vision klingt herzallerliebst, bis man das Kleingedruckte zur Kenntnis nimmt.

In hohen Breiten wie bei uns ist die kleinräumige Energie-Erzeugung ein totaler Reinfall. Wenn man Solarenergie im Vereinigten Königreich erzeugen will, muss man besonders viel knappe Rohstoffe verschwenden. Solarenergie ist hoffnungslos ineffizient und kaum an den Bedarf angepasst. Windenergie in bevölkerungsdichten Gegenden ist weitgehend nutzlos. Einmal, weil wir unsere Siedlungen in windgeschützten Gegenden gebaut haben, zum Anderen, weil die von den Gebäuden erzeugten Verwirbelungen mit den Luftströmungen interferieren und den Mechanismus kaputt machen. Kleinteilige Wasserkraft mag ja für ein Bauernhaus in Wales in Ordnung gehen, aber in Birmingham nutzt sie nichts.

Und wie sollen wir unsere Textilfabriken, Ziegeleien, Hochöfen, elektrifizierte Eisenbahnen betreiben – ganz zu schweigen von den industriellen Fertigungsabläufen? Solarpaneele auf den Dächern? In dem Augenblick, wo man den Bedarf der gesamten Wirtschaft betrachtet, hört der Spaß mit der lokalen Energie-Erzeugung auf. Ein nationales (noch besser internationales) Netz ist die wesentliche Voraussetzung für eine größtenteils erneuerbare Energieversorgung.

Einige Grüne gehen noch weiter: warum soll man überhaupt erneuerbare Energien verschwenden, in dem man sie in Elektrizität wandelt? Warum nutzt man sie nicht ganz direkt? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich England vor der industriellen Revolution anschauen.

Das Dämmebauen und Aufstauen englischer Flüsse für Wassermühlen war kleinräumige erneuerbare Energieerzeugung, pittoresk und zerstörerisch. Durch die Absperrung der Flüsse und Verschlammung der Laichgründe wurden die riesigen Züge der Wanderfische beendet, die einst eines unserer großen Naturwunder waren und einen großen Teil von Britannien mit Nahrung versorgten – ausgerottet der Stör, so auch Neunaugen und Alsen, Seeforellen und der Lachs.

Das Treideln und Ziehen war eng mit der Ausrottung verbunden. Je mehr Land für die Zugtiere, für die Industrie und das Transportwesen reserviert wurde, desto weniger war für die Ernährung der Menschen verfügbar. Es war das Äquivalent im 17. Jh. zur heutigen Energiepflanzen-Krise. Das Gleiche galt für Brennstoffe zur Heizung. Wie E.A. Wrigley in seinem Buch "Energy and the English Industrial Revolution" feststellt, haben im Jahre 1800 die 11 Mio. Tonnen in England geförderter Kohle so viel Energie erzeugt, wie 11 Mio. Acre Wald (1/3 des Landes) (entspricht 44.500 qkm) erzeugt hätten.

Bevor Kohle weithin verfügbar wurde, hat man Holz nicht nur für das Heizen der Wohnungen benutzt sondern auch für industrielle Prozesse: Wenn die Hälfte von England mit Wald bedeckt gewesen wäre, hätten wir, – wie Wrigley zeigt, pro Jahr 1,25 Mio. Tonnen Eisenbrammen pro Jahr erzeugen können (ein Bruchteil dessen, was wir derzeit verbrauchen). Schon mit einer geringeren Bevölkerung als heute waren Industrie-Güter in der auf Grund und Boden beruhenden Wirtschaft ein Privileg der Elite. Tiefgestaffelte, grüne dezentralisierte Energie-Erzeugung, die auf den Produkten des Landes beruht, ist weit vernichtender für die Menschheit als eine Kernschmelze.

Die Energiequelle, auf welche die meisten Wirtschaftsräume zurückfallen würden, wenn sie die Kernenergie abschalten ist nicht Holz, Wasser, Wind oder Sonne, sondern es sind fossile Energieträger. In jeder Hinsicht (Klimawandel, Bergbau, lokale Umweltverschmutzung, Industrie-Unfälle und Tote, ja sogar Ausstoß von Radioaktivität) ist Kohle 100 mal schlimmer als die Kernkraft. Wegen der Ausdehnung der Schiefergaserzeugung holen die Auswirkungen von Erdgas rasch auf.

Ja, ich verfluche immer noch die Lügner der Betreiber der Kernkraft-Industrie. Ja, ich möchte gerne den gesamten Sektor abgeschaltet sehen, wenn es denn harmlose Alternativen gäbe. Aber es gibt keine ideale Lösung. Jegliche Energie-Erzeugung hat ein Preisschild. Auch der Verzicht darauf. Kernenergie ist gerade einem der härtesten denkbaren Tests ausgesetzt gewesen und die Auswirkungen auf die Menschen und die Erde ist gering. Die Krise von Fukushima hat mich zum Befürworter der Kernenergie gemacht! 

Von George Monbiot, guardian.co.uk, 21.03.2011

Das Orginal finden Sie hier

Die Übersetzung besorgte Helmut Jäger EIKE

Einen aktuellen und sachlichen Überblick über die derzeitige Situation in Japan finden Sie hier (mit Dank an Leser U. Klasen und andere)

Exklusiv bei achgut: Interview mit der amerikanischen Grünen G. Cravens

Gwyneth Cravens ist eine amerikanische Journalistin und Schriftstellerin, die fünf Romane veröffentlicht hat. 2007 erschien ihr Sachbuch „Power to Change the World: The Truth about Nuclear Energy“, mit dem sie in Amerika eine große Debatte auslöste. Die Schriftstellerin beschreibt in ihrem Buch, warum sie sich von einer Gegnerin zu einer Befürworterin der Atomenergie gewandelt hat.

Hannes Stein: Sind Sie für Umweltschutz?
Gwyneth Cravens: Ja, schon mein ganzes Leben. Ich bin in New Mexico aufgewachsen und gehörte schon als Kind der Umweltschutzbewegung an. Besonders lag mir dabei der Schutz der Wälder am Herzen.

Stein: Wenn Sie in Deutschland lebten, würden Sie dann die „Grünen“ wählen?
Cravens: Mir gefällt vieles, was die „Grünen“ tun. Hier in Amerika, wo ich mich besser auskenne, denke ich, dass Maßnahmen wie der „Clean Air Act“ – ein Bundesgesetz gegen die Luftverschmutzung – große Siege gewesen sind. All dies sind Errungenschaften der grünen Bewegung.

Stein: Sie sind also keine Konservative? Sie gehören nicht der republikanischen Partei an?
Cravens: Im Gegenteil. Meine Eltern waren Sozialisten – und ich bin das mehr oder weniger geblieben. Ich bin dafür, dass wir hier in Amerika eine allgemeine Krankenversicherung nach dem Vorbild von Frankreich und Deutschland einführen. Milliardäre sollen gefälligst Steuern zahlen – all das.

Stein: Doch obwohl Sie links sind, haben Sie ein Buch geschrieben, in dem Sie für Atomenergie plädieren: „Power to Save the World“. Warum?
Cravens: Als ich anfing, mein Buch zu schreiben, war ich gegen Atomenergie. Aber ich habe schon an der Schule gelernt, wie man wissenschaftlich forscht. Und als ich mit Wissenschaftlern sprach und sie mir ihre Beweise vorlegten, wurde mir klar, dass sie Recht hatten – und dass die Ideen, die mir von „Greenpeace“ und ähnlichen Organisationen vermittelt worden waren, einfach nicht stimmten.

Stein: Sind Sie eine bezahlte Propagandistin der Atomindustrie?
Cravens: Nein. Ich übe Kritik an der Atomindustrie. Sie hat mich nie bezahlt, ich bin Schriftstellerin und Journalistin und verdiene mein Geld mit dem Schreiben von Büchern und Zeitungsartikeln.

Stein: Die Ereignisse in Japan haben Sie nicht dazu veranlasst, Ihr Plädoyer für die Atomenergie noch einmal gründlich zu überdenken?
Cravens: Nein.

Stein: Ist das, was sich in Japan abspielt, ein GAU wie in Tschernobyl?
Cravens: Als der Reaktor in Tschernobyl brannte, hatte er praktisch keine Schutzhülle. 50 Tonnen oder mehr an radioaktivem Material wurde in die Atomsphäre geblasen und kam dann mit dem Regen wieder herunter. An dem Tag herrschte seltsames Wetter, der Wind wechselte drei oder vier Mal seine Richtung und verbreitete das Zeug über eine weite Fläche. Das ist das Schlimmste, was man sich überhaupt vorstellen kann – zumal Tschernobyl zwei Zwecken gleichzeitig diente: Dort wurde nicht nur Elektrizität, dort wurde auch Plutonium für Bomben produziert.  Nach dem Unglück wurde kein Kaliumiodid an die Bevölkerung verteilt, weil die Regierung ihr nicht verraten wollte, dass etwas mit dem Kraftwerk nicht in Ordnung war. Sie hat am Anfang auch gar nichts gegen den Unfall unternommen, sondern die Sache immer weiter hinausgezögert.

Stein: Die Regierung hat den Leuten in der Umgebung des Reaktors damals, wenn ich mich richtig erinnere, nicht einmal geraten, sie sollten keine Milch trinken.
Cravens: Richtig, sie hat den Leuten gar nichts gesagt. Und was ist das Resultat dieses „größten anzunehmenden Unfalls“ in Tschernobyl? Insgesamt etwa 60 Tote. Zwei kamen bei der Explosion um, 49 starben, während sie versuchten, das Feuer zu löschen. Man glaubt, dass aufgrund der Katastrophe in Tschernobyl viele tausend Kinder Schilddrüsenkrebs bekamen. Schilddrüsenkrebs ist sehr gut heilbar, wenn man ihn rechtzeitig behandelt, aber die Ukraine war – jedenfalls damals – kein Ort mit einem sehr guten Gesundheitssystem. Darum starben – ich müsste jetzt nachschauen – acht oder neun Kinder. In Polen kam es überhaupt zu keinen Fällen von Schilddrüsenkrebs, dort nahmen die Leute einfach Kaliumjodid.

Stein: Was ist in Japan anders?
Cravens: Die Katastrophe dort begann am Freitag, dem 11. März, richtig? Sie dauert jetzt also schon beinahe eine Woche. Bis jetzt ist niemand gestorben. Ein Arbeiter in einem Reaktor ist krank geworden. Er ging irgendwohin, wo er nicht hätte hingehen sollen – wahrscheinlich aus sehr heldenhaften Gründen – und bekam eine zu hohe Strahlendosis ab. Unterdessen sind tausende Japaner ertrunken oder verschüttet worden. Tausende mehr haben ihr Dach über dem Kopf verloren. Sie frieren in Notunterkünften. Sie haben kein Wasser. Eine Ölraffinerie ist in die Luft geflogen. Ist dabei eigentlich jemand ums Leben gekommen? Ich weiß es nicht, davon hören wir nichts. Alle konzentrieren sich auf die Atomkraftwerke, weil dort – Möglichkeitsform – etwas passieren KÖNNTE.

Stein: Finden Sie die Vorsichtsmaßnahmen übertrieben?
Cravens: Nein. Die Japaner haben die Lehren aus Tschernobyl gezogen. Sie haben beschlossen, dass sie als Vorsichtsmaßnahme so schnell wie möglich die Menschen aus der Umgebung der Reaktoren evakuieren müssen. Viele Häuser rund um den Reaktor waren allerdings ohnehin schon zerstört. Und sie haben Kaliumjodid verteilt. Genau das hat aber die allgemeine Hysterie angeheizt. Ich bin gerade in Kalifornien – hier kaufen die Leute jetzt Jodtabletten! Dabei wird das radioaktive Jod längst zerfallen sein, ehe es über den Pazifik zu uns gelangen kann. Heute früh rief bei mir ein grüner Radiosender an, um mich zu interviewen, und alle waren in Panik. Ich sagte ihnen weiter, was mir ein Biologe erzählt hatte, der sich in Sachen Radioaktivität auskennt. Wenn man Kaliumjodid nimmt, ohne es wirklich zu benötigen, dann ist das schlecht für die Schilddrüse. Und nebenbei: Diese Tabletten sind schwach radioaktiv! Noch etwas: Die Japaner essen viel Fisch, nicht wahr? Also nehmen sie auf natürlichem Weg ohnehin viel Jod zu sich. Also werden ihre Schilddrüsen wahrscheinlich ohnehin nur wenig radioaktives Jod absorbieren. Rund um Tschernobyl herrschte dagegen Jodmangel, weil das dort eine sumpfige Gegend ist. Die sowjetischen Behörden hatten den Leuten eine Zeitlang Kaliumjodid verabreicht, dann aber damit aufgehört – wahrscheinlich, weil es zu teuer war.

Stein: In Japan ist kein Reaktor in die Luft geflogen, aber es wurde doch Radioaktivität freigesetzt?
Cravens: Es wurde Dampf abgelassen. Wenn sich in einem dieser Reaktoren der Druck aufbaut, muss man ein Ventil aufmachen. Dass dieser Dampf Cäsium und radioaktives Jod enthält, ist ein Zeichen dafür, dass der Reaktor in keinem guten Zustand ist, dass die Brennelemente verkommen. Der Dampf ist also verseucht. Darum warten die Leute ab, bis der Wind in Richtung Pazifik bläst.

Stein: Ist es nicht ziemlich ungesund, wenn all das Caesium und Strontium in die Fische hineinregnet?
Cravens: Die Konzentration müsste sehr hoch sein, damit sie irgendeinen Effekt hätte. Ist sie aber nicht. Die Radioaktivität geht offenbar manchmal hoch, aber nicht für sehr lange – für Minuten oder eine Stunde.

Stein: In zumindest einem der Reaktoren scheint die Schutzhülle aber geborsten zu sein – und es offenbar ist es schon zu einer Kernschmelze gekommen.
Cravens: Ich versuche gerade herauszufinden, was genau der Status ist. In Harrisburg 1979 kam es zu einer teilweisen Kernschmelze. Dabei passierte Folgendes: Ein Teil des Reaktorkerns schmolz auf den Boden des dicken Stahlgehäuses herunter – er verwandelte sich in eine Art Pfannkuchen auf dem Boden des Druckkessels. Ein anderer Teil sprühte wegen der Dampfentwicklung über die Innenseite, wie wenn man etwas verchromt. Die Brennstoffmasse drang dabei nur ungefähr 1,6 Zentimeter tief in das Reaktorgehäuse ein. Das Stahlgehäuse rund um den Reaktorkern ist 12 bis 15 Zentimeter dick – in Japan sind es, glaube ich, 15 Zentimeter. Da kommt man nicht so einfach durch. Mir scheint also, wenn davon gesprochen wird, das Reaktorgehäuse sei gebrochen, ist vom Gebäude die Rede. Leider habe ich kein klares Bild.

Stein: Von einem der Reaktoren musste sich die Löschmannschaft zurückziehen, weil die Radioaktivität zu hoch geworden war.
Cravens: Ich habe gehört, dass die Mannschaft sich zurückzog, weil ihre Haut Reaktionen zeigte. Wenn Sie mit Radioaktivität in Berührung kommen, sieht das aus wie Sonnenbrand. Es ist keine Dosis, die Menschen nicht vertragen könnten, aber man zog die eine Gruppe zurück, damit die nächste Gruppe drankommen konnte. Die Gruppe mit dem Sonnenbrand musste dann einen Tag aussetzen. Der Körper muss mit der Dosis, die er abgekriegt hat, sozusagen erst einmal verdauen, damit die Strahlung sich nicht akkumuliert. Die höchste Dosis, der sich ein Arbeiter in einem amerikanischen Atomkraftwerk aussetzen darf, sind 5000 Millirem pro Jahr. Es sieht im Moment so aus – gewiss bin ich mir meiner Sache natürlich nicht –, als würden die japanischen Löschmannschaften diese Dosis zwar manchmal überschreiten, im Großen und Ganzen aber darunter bleiben. In den nächsten Wochen werden wir mehr wissen.

Stein: Würden Sie eine Prognose wagen? Wie viele Menschen werden wegen der Reaktorunfälle in Japan ihr Leben verlieren?
Cravens: Im Moment würde ich sagen: niemand.

Stein: Niemand?
Cravens: In Harrisburg kam es zu einer Kernschmelze, und kein Mensch starb. Der geschmolzene Urankern wird sich nicht aus dem stählernen Reaktorgehäuse herauswinden, den Betonmantel durchdringen, der extra für ihn gegossen wurde, ein Taxi herbeiwinken und in die Innenstadt fahren.

Stein: Beim Googeln habe ich herausgefunden: Just zur Zeit des Reaktorunfalls von Harrisburg kam der Film „Das China-Syndrom“ ins Kino, mit Jane Fonda als Reporterin, in dem als Möglichkeit dargestellt wird, dass es zu einer Kernschmelze kommt und der Reaktorkern sich durch ein Loch immer tiefer in die Erde frisst…
Cravens: Es war unglaublich! Der Unfall passierte zwei Wochen später, und der Drehbuchautor sagte wirklich großartige Sachen: Der Reaktorkern wird schmelzen, er wird das Gehäuse zerstören, er wird in den Felsen unter dem Kraftwerk vordringen, tödlicher radioaktiver Dampf wird Pennsylvania verseuchen und Tausende werden sterben.

Stein: Hat sich je ein Wissenschaftler dazu geäußert?
Cravens: Es gibt kein „China-Syndrom“. In Harrisburg passierte eine ganz und gar langweilige Kernschmelze. Das Zeug blieb einfach in dem langweiligen Stahlgehäuse liegen. Es gab nicht mehr Todesfälle, keinen Anstieg der Krebsrate in der Umgebung, gar nichts! Studie nach Studie kam zu demselben Ergebnis. In Japan macht mir etwas anderes Sorgen: Die Arbeiter hatten dort vor dem Erdbeben einen Reaktor abgeschaltet. Die alten Brennstäbe hatten sie in einer Halle gelagert. Irgendwie sank der Wasserspiegel – vielleicht hatten sie das Zeug vergessen. Sei es aus Kummer über ihre Familien, sei es, dass manche Leute wegen der Naturkatastrophe nicht zur Arbeit kamen und ihre Mannschaft kleiner war als gewöhnlich. Wie auch immer: Diese alten Brennstäbe sind in die Luft geflogen, und alte Brennstäbe enthalten viel mehr Radioaktivität als neue. Und durch das Feuer sind giftige Stoffe in der Umgebung verteilt worden. Hier das Verrückte: Alte Brennstäbe werden in Japan oben auf dem Gebäude aufbewahrt. Das ist kein gutes Design. Hier in Amerika bewahrt man solche Brennstäbe im Keller auf. 

Stein: Das Grundproblem ist aber das Wasser.
Cravens: Die Ingenieure haben Schwierigkeiten, die Reaktorkerne zu kühlen, weil die Notgeneratoren von der Tsunamiwelle überflutet wurden und ihren Geist aufgaben. Also mussten die Ingenieure sich nach einer neuen Energiequelle umsehen.

Stein: Könnte man Ihrer Meinung nach Atomkraftwerke mit einem größeren Grad an Sicherheit bauen?
Cravens: Aber ja doch. Hier in Amerika habe ich ein Atomkraftwerk besucht, in dem es Tanks voller Wasser für den Notfall gibt, die von Hand, ganz ohne Elektrizität, in den Reaktor geleitet werden – einfach, indem man einen Hahn aufdreht.

Stein: Die Deutschen sind in ihrer überwältigenden Mehrheit der Meinung, dass Atomkraft zu gefährlich sei, dass wir sie nicht beherrschen können. Irren sie sich?
Cravens: Sogar wenn man die ungefähr 60 Opfer einbezieht, die der Unfall in Tschernobyl gekostet hat, ist die Todesrate in der Atomindustrie immer noch die niedrigste pro Kilowattstunde Energie, die mit dieser Methode produziert wird. Wissen Sie, wie viele Amerikaner im vergangenen Jahr aufgrund von Explosionen gestorben sind, die mit Gaswerken zu tun hatten?

Stein: Keine Ahnung.
Cravens: 14. Brechende Staudämme haben im 20. Jahrhundert zehntausende Menschen getötet – vor allem in China. Insgesamt starben bei der Erzeugung von Energie aus fossilen Brennstoffen in Amerika bis vor kurzem 25.000 Menschen pro Jahr – heute ist die Todesrate etwas niedriger, weil wir bessere Filter einbauen. Aber es sind immer noch viel zu viele.

Stein: Warum brauchen wir Ihrer Meinung nach überhaupt Atomkraft?
Cravens: Die Verbrennung von fossiler Energie tötet jedes Jahr ungefähr drei Millionen Menschen auf der Welt. Sie ist nicht gut für uns. Wenn Sie in der Nähe von einem Kohlekraftwerk leben, kriegen Sie das 140fache an Radioaktivität von dem ab, als wenn Sie direkt neben einem Atomkraftwerk leben. Wenn Sie Ihren Herd mit Erdgas betreiben, kriegen Sie sogar das 900fache ab. Außerdem wird bei der Verbrennung von Erdgas Schwefeldioxid in die Luft geblasen. Das führt zu Herzproblemen und Lungenkrebs. Hinzu kommt die Klimakatastrophe – seit dem Beginn der industriellen Revolution wurde mehr und mehr CO2 in die Atmosphäre eingespeist, dadurch wärmt sich der Globus immer weiter auf. Eine andere Katastrophe, die sich vor unser aller Augen vorbereitet, ist, dass die Ozeane durch das Kohlendioxid immer saurer werden. Daran sterben Korallen und Plankton.

Stein: Ist die ökologische Alternative zu Kohle und Erdgas nicht die Wind- und Sonnenenergie?
Cravens: Ich bin absolut für Wind- und Sonnenenergie. Aber sie reichen nicht aus, wie Sie wohl wissen: Deutschland baut gerade mehr Kohlekraftwerke – die dann den Strom liefern, wenn die Sonne nicht scheint und Flaute herrscht. Atomkraft ist die einzig realistische Alternative zu den fossilen Brennstoffen.

Stein: Glauben Sie nicht, dass die Reaktorunfälle in Japan auf der ganzen Erde das Ende des Atomzeitalters bedeuten? Präsident Obama hat sich zwar gerade eben klar und deutlich für die Atomkraft ausgesprochen. Aber es wird in Zukunft auch hier schwieriger werden, Kernkraftwerke zu bauen. Und was ist mit China, mit Indien?
Cravens: Ein paar Kongressabgeordnete werden durchsetzen, dass die Sicherheitsauflagen strenger werden. Aber Amerika wird nicht aus der Atomkraft aussteigen. China auch nicht – die Chinesen haben gerade verkündet, dass sie ihre Sicherheitsstandards erhöhen. Sie wollen Atomkraftwerke bauen, die sie exportieren können. Ein angenehmer Nebeneffekt dieser Reaktorunfälle ist übrigens, dass jetzt mehr Journalisten als früher gezwungen werden, sich ernsthaft mit Atomenergie zu beschäftigen. Heute durften wir in der „New York Times“ einen Artikel lesen, der sehr nüchtern und aufklärend war.

Stein: Wie groß ist jener Flügel der amerikanischen Grünen, den Sie und Stewart Brand repräsentieren, also der Flügel, der nicht technikfeindlich, sondern technikfreundlich ist und dabei die Nuklearenergie ausdrücklich mitmeint?

Cravens: Ich habe gerade eben mit Stewart telefoniert – er sagte mir, dass viele Leute in der Ökobewegung so denken wie wir. Auch einflussreiche Leute. Sie trauen sich aber nicht, das offen zu sagen, weil sie fürchten, dass dann die Spendengelder ausbleiben 

Das original erschien am 17.3.11 bei ACHGUT hier




Willkommen in der Dritten Welt

Mein jüngster Artikel erklärt die Lage, unterstreicht die ökonomischen und beschäftigungspolitischen Vorteile durch die hydraulische Erzeugung von Öl und Gas und fordert außerdem die Politik der Obama-Administration heraus, die dieses ebenso wie die meisten anderen Methoden zur Energieerzeugung blockiert – außer wenn konstante Subventionen durch Steuergelder notwendig sind. Der Druck auf unsere wirtschaftliche Erholung ist enorm.

Man entwickle die amerikanische Energieerzeugung, oder man sage ‚auf Wiedersehen’ zu Arbeitsplätzen, Einkünften und modernem Lebensstandard!

Als Großbritannien vom kältesten Dezember seit einem Jahrhundert betroffen war, wurden Familien gezwungen zu entscheiden, ob sie lieber eine warme Wohnung haben wollen oder ihren Kindern nahrhafte Mahlzeiten zu verabreichen – dank der Klimapolitik, die zu extensivem Verlass auf Windenergie und zu gewollt himmelwärts steigenden Energiepreisen geführt hat.

Kaum zwei Monate später informierte der britische Energiekonzern National Grid die Nation, dass die Tage mit zuverlässiger Energieversorgung gezählt seien. Familien, Schulen, Büros, Krankenhäuser und Fabriken müssen sich einfach „daran gewöhnen“, Energie nur noch dann zu verbrauchen, „wenn sie zur Verfügung steht“, und nicht, wenn sie Energie wünschen oder brauchen. Ein neues „smart grid“ wird eingeführt, um die schwindenden Energievorräte zuzuteilen, entweder auf der Basis eines regelmäßigen Planes oder mit Hilfe bürokratischer Bestimmungen, welche Verbraucher die noch verfügbare Energie am dringendsten brauchen – hauptsächlich von Windturbinen, die bisher einen erbärmlichen Anteil von gerade mal 0,04% der in Großbritannien während der kältesten Tage im vergangenen Dezember verbrauchten Energie beigetragen hatte [siehe auch auf EIKE hier! A. d. Übers.]

Inzwischen hat der Kommissar für Energie der EU warnend darauf hingewiesen, dass die Energiepreise in Deutschland schon jetzt „am obersten Rand“ dessen liegen, was die Gesellschaft verkraften und die Wirtschaft tolerieren kann. Steuern, Abgaben und Regulationen, die im Namen der Reduktion von CO2-Emissionen eingeführt worden waren, zwingen manche Firmen, in andere Länder auszuweichen und so einen „graduellen Prozess der Deindustrialisierung“ Deutschlands einzuleiten.

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt forderte eine genaue und unabhängige Untersuchung des IPCC, seiner Praktiken und seiner anrüchigen Wissenschaft. Das IPCC hat keine Integrität oder Glaubwürdigkeit mehr, sagte er, und einige ihrer Forscher „haben sich selbst als Betrüger entlarvt“. [Hervorhebung im Original!]

Zu all dem sagte die autokratische Europäische Kommission im Wesentlichen nur: „Hilft nichts“. [Im Original: …„drop dead“. Ich habe nicht gefunden, wie man diesen Ausdruck sinnvoll übersetzen kann! A. d. Übers.] Die Kommission bestimmte, dass jährlich 375 Milliarden Dollar ausgegeben werden müssen, um die CO2-Emissionen bis 2030 um 40% und bis 2050 um 80% unter das Niveau von 1990 zu drücken.

Willkommen in der Dritten Welt, liebe Europäer, in der wertvoller Strom nur zeitweise und zu unerwarteten Zeiten zur Verfügung steht, abhängig von bürokratischen Launen und wie viel Energie Windturbinen und andere „umweltfreundliche“ Generatoren gerade zur Verfügung stellen können.

Stehen die USA als Nächstes auf der Liste? Die USA raffen imaginäre Subventionen aus ihrer „stimulierenden“ Ausgabenorgie in Höhe von $ 814 Milliarden zusammen. Sie verloren $ 223 Milliarden an roter Tinte allein im Februar – und zwar auf dem Weg zu einem angenommenen Defizit im Jahre 2011 von $ 1,5 Billionen (trillion), jedenfalls dem Bericht des Congressional Budget Office zufolge.

Über 13,7 Millionen Amerikaner bleiben arbeitslos; weitere 8,3 Millionen sind unfreiwillig nur in Teilzeit beschäftigt; die Arbeitslosenquote [black unemployment] beträgt 15,3 %; die Benzinpreise sind über $ 4 pro Gallone [ca. 4 Liter] gestiegen, und die immer noch fragile US-Wirtschaft wird voraussichtlich in noch rauere Gewässer geraten.

Amerika ist abhängig von jederzeit verfügbarer, zuverlässiger und preiswerter Energie – 85% davon aus Kohlenwasserstoffen. Kohle generiert die Hälfte der gesamten Elektrizität in den USA, und 90% davon im Zentrum der Industrie – verglichen mit 1% aus Wind- und Solarenergie. Neue Funde von Naturgas [Schiefergas? Erdgas? A. d. Übers.] versprechen einen Richtungswechsel [a sea change] in der Energieversorgung der USA und bei der Stromerzeugung. Allerdings beruht der Transport und die petrochemische Industrie weiterhin auf Öl – und im Jahre 2010 importierten die USA 61% des wertvollen flüssigen Treibstoffes für $337 Milliarden.

Dankenswerterweise nehmen die Obama-Administration, Umweltaktivisten und Politiker (die meistens der Demokratischen Partei angehören) diese Lage sehr ernst und tun etwas… jedenfalls in ihrem Paralleluniversum.

Die Demokraten wollen bis zu $ 5 Milliarden aus dem Budget in Höhe von 3,8 Billionen (0,15%) streichen, während die Republikaner darauf bestehen, dass $ 57 Milliarden (1,5%) gekürzt werden sollten. Um das Defizit durch steigende Einnahmen zu verringern, kreist diese Diskussion um Steuererhöhungen von irgendwelchen „reichen“ Leuten dort draußen. An der Energiefront haben sich die Dinge wirklich von der Realität abgekoppelt.

Die Förderung der in Amerika immer noch vorhandenen Vorräte an Flüssiggas und unser innovatives und freies Wirtschaftssystem würde Hunderte Milliarden Dollar an Mieten, Gebühren und Steuern für föderale, staatliche und lokale Regierungen freisetzen. Sie würde Millionen Arbeitslosen wieder zu Arbeit verhelfen… würde den Strom roter Tinte zum Versiegen bringen… würde viele Milliarden für Rohöl und Investments in Amerika belassen… und würde einen enormen neuen Wohlstand bringen, anstatt den schwindenden alten Wohlstand immer neu zu verteilen.

Wir müssen sicher bohren, Treibstoff in Fahrzeugen und Kraftwerken effizienter nutzen und mehr aus jedem unterirdischen Reservoir herausholen. Und das könnten wir auch, wenn die Regierung es nur zulassen würde.

Man denke nur an die unglaubliche Revolution, die geniale amerikanische Kapitalisten der Welt vermacht haben: hydraulische Verfahren, um bislang unerreichbare Öl- und Gasvorräte zu erschließen. Diese Technologie hat die Begriffe „Erschöpfung“ und „Nachhaltigkeit“ völlig neu definiert. Sie hat jetzt schon die Gasvorräte der USA verdoppelt und Nordamerika mehr als ein Jahrhundert lang abbauwürdige Gasvorräte verschafft, jedenfalls bei der gegenwärtigen Rate des Verbrauchs.

Sie führt auch zur Erschließung von Ölvorräten in den riesigen Schiefergebirgen in Montana, Nord-Dakota und Saskatchewan. Die Ölerzeugung ist dort schon jetzt von 3000 Barrel an einem Tag vor fünf Jahren auf über 225 000 Barrel heute gestiegen. Die US Energy Information Administration schätzt, dass bis zu einem Tag im Jahre 2035 bis zu 350 000 Barrel gefördert werden könnten; Industriekreise sagen, sie könnten bis 2020 über eine Million Barrel kommen. Die damit verbundene Schaffung von Arbeitsplätzen auf den Ölfeldern schoss bereits von 5000 auf über 18 000 im gleichen Zeitraum von fünf Jahren nach oben und könnte bis zu 100 000 Jobs schaffen. Legt man einen Preis von $ 100 pro Barrel zugrunde, würde das bedeuten, dass sich ein Ertrag von 1,6 Milliarden Dollar jährlich nur von dem Schieferöl ergeben dürfte.

Die bahnbrechenden Neuerungen amerikanischer Technologie verändern schon jetzt die Energie-, wirtschafts- und politische Landschaft in Europa, und sie werden dies bald auch rund um die Welt tun. Es ist eine technologisch mögliche und ökonomisch bezahlbare Lösung, die reiche Ausbeute an Arbeitsplätzen und Erträgen bringt – im Gegensatz zu flüchtigen Scheinlösungen, die unentwegt Subventionen erfordern und mögliche große Probleme schaffen. Bohrungen auf See und in der Arktis können das auch [Original: ANWR drilling. Wer wissen will, was das ist, der schaue hier. A. d. Übers.]

Unglücklicherweise gibt es im Weißen Haus, in der Environmental Protection Agency [EPA, die us-amerikanische Umweltbehörde], dem Innenministerium sowie im Kongress, in Gerichten und Staatsagenturen viel zu viele Leute, die darauf aus sind, diese Flüssiggas-Revolution zu begrenzen und zu behindern. Sie wollen die Gewinner und Verlierer dieses Geschäftes auswählen, sie wollen Amerika zwingen, zu teurer, subventionierter, unzuverlässiger und landhungriger Wind-, Solar- und Ethanolenergie überzugehen – und sie wollen den Menschen sagen, wann und wie viel Energie sie haben dürfen.

Die Direktorin der EPA Lisa Jackson gebraucht grundlose Behauptungen über mögliche Verunreinigungen des Grundwassers, um Aktionen zur Gewinnung von Schiefergas zu verzögern. Weil der Kongress den Zertifikatehandel in Amerika abgelehnt hatte, hat sie das Gesetz zu sauberer Luft [Clean Air Act] umgeschrieben und das als Pflanzendünger wirkende Kohlendioxid als „Verschmutzer“ gebrandmarkt. Damit soll der CO2-Ausstoß von Kraftwerken, Raffinerien und anderer Industrien begrenzt werden. Das wird zu weiteren Kostensteigerungen für Familien und Industrie führen; es wird mehr Firmen zu Entlassungen zwingen, wenn sie nicht ganz pleite gehen – selbst wenn China und Indien jede Woche neue Kohlekraftwerke bauen und das Pflanzenwachstum anregen durch eine global immer weitere Zunahme des CO2-Gehaltes der Luft.

Der Sekretär des Inneren [entspricht in Deutschland dem Innenminister] Ken Salazar hat die Bohrungen im Golf von Mexiko unterbunden, so dass zehntausende ihren Arbeitsplatz verloren; er ignorierte Gerichtsurteile, dieses Moratorium sofort zu beenden und veröffentlichte Dekrete, nach denen in weiteren Millionen Quadratkilometern (acres) an Land und auf See nicht mehr gebohrt werden darf. Er hat die Exploration in der Arktis blockiert, weil der dortige Ölreichtum uns nicht energieautark machen würde (als ob selbst der massive Ausbau von Wind- und Solarenergie sowie Ethanol das tun würden).

Präsident Obama möchte, dass die Preise für Öl, Gas, Kohle und Elektrizität „in den Himmel schießen”, um die „grüne” Energie attraktiver erscheinen zu lassen. Energieminister [Energy Secretary] Steven Chu möchte, dass „der Preis für Benzin auf das Niveau von Europa steigt“ – über $ 8 pro Gallone [ca. 4 Liter]! Am schwersten wiegt jedoch, dass all diese Anti-Kohlenstoff-Politiker einen sich selbst erhaltenden Politik-Umwelt-Industrie-Öffentlichkeits-Sektor haben wollen, basierend auf Subventionen der Regierung für bevorzugte Industrien und Firmen; mit einer erwarteten Gegenleistung in Form von Beiträgen zu der Kampagne, diese an der Macht zu halten.

Dieser augenscheinliche, unerträgliche Irrsinn muss ein Ende haben. Es ist an der Zeit, dem Kongress (und der Europäischen Kommission) zu sagen, dass wir reale Energie für reale Arbeitsplätze brauchen, reale Gewinne und eine wiederbelebte Wirtschaft. Und das brauchen wir jetzt!

Paul Driessen ist führender Berater für das Committee For A Constructive Tomorrow (CFACT) und den Congress of Racial Equality sowie Autor von: Eco-Imperialism: Green power – Black death.

Übersetzt von Chris Frey für EIKE




Super-GAU

Update: Anmerkungen zum "Atom-Expertentum" von Rolf Sträter (ganz nach unten scrollen)

 …Sind wir wirklich nicht mehr in der Lage, den Blick auf das Wesentliche zu richten? Sind wir nicht mehr in der Lage, in Ruhe zu überlegen und dann rationale Entscheidungen zu treffen? Der gestrige Tag hat eine offensichtliche Antwort beschert: Nein! 

Das Tempo, mit dem die deutsche Bundesregierung die Atom-Kehrtwende vollzogen hat, verdeutlicht, dass wir eine Gesellschaft der Getriebenen geworden sind. Getrieben von der Meinung der vielen. Getrieben von den Medien. Getrieben von Umfragewerten und anstehenden Wahlen. 

Angela Merkel hat sich gestern dort eingereiht. Wenn sich die Sicherheitslage bei den deutschen Atomkraftwerken innerhalb von 72 Stunden tatsächlich derart verändert haben sollte, wie es die Bundeskanzlerin und ihre Regierung gestern glauben machen wollten, dann gäbe es nur eine Schlussfolgerung: abschalten – und zwar sofort. Merkel hat sich zur Getriebenen machen lassen. Vor allem von der Personalie Stefan Mappus, der um seine Wiederwahl als Ministerpräsident in Baden-Württemberg fürchtet. 

Erreicht hat Merkel damit eins: Die Verunsicherung in der deutschen Bevölkerung ist noch größer geworden. Sind die deutschen Atomkraftwerke nun sicher oder nicht? Eine klare Antwort auf diese Frage gab es von der Kanzlerin gestern Abend nicht. Laut ARD-Deutschlandtrend glaubt inzwischen der Großteil der Deutschen, dass bei uns ein ähnliches Atom-Drama möglich sei wie in Japan. Ohne Erdbeben. Ohne Tsunami. 

Die meisten Deutschen haben in den vergangenen Tagen den Blick für das Wesentliche verloren. Den Blick auf die tapferen Menschen in Japan, die im Angesicht der atomaren Gefahr damit beginnen, ihre Existenzen wieder aufzubauen. 

Den Blick für die Trauernden, die Suchenden und die Gestorbenen. Statt über Atomkraftwerke in Deutschland zu zetern, sollten wir beten – dafür, dass den Japanern der Super-GAU erspart bleibt. 

Daniel Freimuth

Dieser Artikel erschien am 18.3.2011 im Hanauer Anzeiger. Wir halten ihn für sehr bemerkenswert, so dass wir ihn in voller Länge bringen. Mit Dank an Leser Dr. Stehlik EIKE.

Sie können ihn auch als pdf herunterladen.

Lesen Sie dazu auch den Beitrag von Ralf Sträter am 13.3.11 im Blog Ökowatch

 

In Japan hat die Erde gebebt, anschließend verwüstete eine riesige Welle die Pazifikküste des Landes. Viele Menschen starben, noch mehr Menschen verloren ihre Wohnungen. Mir tun die Menschen leid, die jetzt mit dem Wiederaufbau ihrer Existenz beschäftigt sind, die frieren und Hunger haben wegen der zusammengebrochenen Infrastruktur ihrer hochentwickelten Heimat. Jedoch gibt es – für die deutschen Medien – scheinbar Wichtigeres. Denn durch die Naturkatastrophe wurden zwei Kernkraftwerksblöcke beschädigt, japanische Fachleute sind aktuell dabei, Schlimmes zu verhindern. Augenscheinlich haben die deutschen Medien nichts besseres zu tun, als "Atom-Experten" zu befragen.

Was ist ein "Atom-Experte"? "Atom-Experten" arbeiten z.B. am Darmstädter "Öko-Institut", wahlweise auch bei Greenpeace, nicht unbedingt erforderlich scheint zu sein, sich mit Kraftwerken und deren Physik auseinandergesetzt zu haben. Als ich gestern den Fernseher anschaltete, strahlte mir auf N24 Atom-Experte Michael Sailer entgegen, Chemieingenieur vom Darmstädter Öko-Institut und Atom-Experte aus Leidenschaft. Im Interview ergab sich – aus dem Gedächtnis wiedergegeben – folgendes:

Journalist: Im Kraftwerkskontrollraum wurde eine um das eintausendfache erhöhte Strahlenbelastung festgestellt, ist es noch verantwortlich, da Leute zu lassen?

Experte: Es ist wohl der Zwang, um Schlimmeres zu verhindern, eintausendfach ist schon viel, aber nicht tödlich.

Ein wahrer "Atom-Experte" weiß selbstverständlich, daß eintausendfach viel ist, mehr zumindest als einhundertfach. Die Zahl in irgendwelche Relationen zu setzen, um dem Publikum, das eben nicht "Atom-Experte" ist, eine Einordnung zu ermöglichen, wurde versäumt, vermutlich weil man sich als "Atom-Experte" in dem ganzen Einheitenbrei nicht so auskennt und da viel wichtiger ist, daß eintausenfach ’schon ne Menge aber nicht tödlich‘ ist. Ich versuche das jetzt mal mit den Zahlen und versuche ohne "Atom-Experte" zu sein, die Zahlen in eine Relation zu bringen.

Im Normalbetrieb wird man im Kraftwerkskontrollraum etwa einer Strahlenbelastung von 0,23µSv/h ausgesetzt – außerhalb des Kontrollraums, wenn man in der kernkraftwerksfreien Landschaft spazieren geht, auch. Eintausendfach heißt für mich, daß die Strahlung im Kraftwerkskontrollraum 0,23mSv&h oder auf eine 8 Stunden Schicht bezogen 1,83 mSv beträgt. Dies alles sagt erstmal nicht so viel. Welcher Strahlenbelastung ist jemand ausgesetzt, bei dem ein Bänderriß vermutet wird und bei dem daher eine Computertomographie durchgeführt wird? Es sind etwa 20mSv. Die Kraftwerksmitarbeiter würden sich, wenn sie sich 88 Stunden oder 11 Schichten der ‚gefährlichen aber nicht tödlichen‘ Strahlendosis im Leitstand aussetzen, die gleiche Dosis abbekommen die eine ’nützliche heilsbringende‘ Computertomographie so hergibt.

Erstaunlicherweise sagt kein "Atom-Experte" Dinge, die irgendwas Konkretes hergeben können. Mich würde interessieren, wann der Spuk vorüber ist. Die Kraftwerke haben ja aktuell das nicht unerhebliche Problem, die Nachzerfallswärme abzuführen. Die Kraftwerke sind abgeschaltet, eine Kettenreaktion findet nicht mehr statt. Obwohl die "Atom-Experten" von ARD und ZDF durch Hervorkramen der alten Tschernobyl-Dokumentationen etwas anderes sugerieren wollen, ist im übrigen das ganze Szenario ein anderes, denn in Tschernobyl trat beim Abschalten ein schrecklicher Konstruktionsfehler zu Tage, der für kurze Zeit eine unkontrollierte Kettenreaktion zur Folge hatte. Mit der Nachzerfallswärme ist es etwas anderes. Sie ist erstmal viel weniger, aber noch besser, man kann sie, wenn man einige Daten des Kraftwerks kennt, recht einfach durch die von Way und Wigner aufgestellte Näherungsformel abschätzen. Auch die Wärmeleitfähigkeit des Containments kennt man, selbstverständlich ebenso den Schmelzpunkt der Brennstäbe und – wichtiger noch – den des Containments. "Atom-Experten" selbstverständlich rechnen nicht. In keiner Publikation konnte man etwas dazu lesen, wann es denn vorüber ist.

Statt dessen sieht man sinnlose Vergleiche und ebenso einen russischen Atom-Experten von Greenpeace Russland, der inhaltsschwanger berichtet "Ich fühle mich stark an Tschernobyl erinnert" und es hierdurch schafft, mit nur einem Satz dem Faß den Boden auszuschlagen. Ich nicht, ich bin häufig in der Ukraine und habe dort Freunde, allerdings in einer anderen Region, die Ukraine ist groß. Mir wurde von meinen Freunden glaubhaft versichert, daß es nicht direkt Sondersendungen gab. Die Sowjetunion begann drei Tage nach dem Unfall zu evakuieren – da ließ sich der Mist nicht mehr unter den Teppich fegen – in Japan begann man noch, ehe es überhaupt zur Freisetzung von strahlendem Material kam. Das fällt einem Greenpeace-"Atom-Experten" natürlich genausowenig auf wie die komplett unterschiedlichen Unfallhergänge und die gravierenden konstruktiven Unterschiede der Reaktoren.

Abschließend muß ich nochmals hervorheben, wie sehr ich die japanische Bevölkerung für das Unglück durch die Naturkatastrophe bedauere. "Atom-Experten" machen das nicht, die wittern das politische Geschäft ihres Lebens.

Übernommen von Ökowatch mit Dank an Rolf Sträter

Lesen Sie auch hier den klaren Artikel von Vera Lengsfeld auf ACHGUT

Hier wird beschrieben wie die Tagessschau vom 17.3.11 ihre Zuschauer in die Irre führt.

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Schiefergas in Europa: so viel wie in Nordamerika!

Das Institut CERA (IHS Cambridge Energy Research Associates®) aber ist ständig sowohl traditionell bei den Mainstream-Medien, wie auch als Wegbereiter des Schiefergases tätig.  Das rührt wohl von der Unternehmenskultur von Daniel Yergins Firma her, die neugierig, offen und zukunftsorientiert ist, anstelle des engstirnig ängstlichen herkömmlichen Von-oben-nach-unten-Denkens in Energiefragen.
Wenn also CERA – immer realistisch beim Thema Schiefergas, aber wie alle anderen auch nicht in der Lage, Zahlen zu nennen –  sich mit Schiefergas zu beschäftigt, dann wird man aufmerken.

Die Menge an unkonventionellen europäischen Gas-Reserven gleicht der in Nordamerika, wie in der neuen großen Studie des CERA (IHS Cambridge Energy Research Associates®) "Breaking with Convention Prospects for European Unconventional Gas" steht. Die Reserven an europäischen unkonventionellen Gasvorräten werden auf 173 Trillionen Kubikmeter geschätzt.
Die Studie ist die erste einer Reihe von wichtigen Analysen zu den Aussichten unkonventioneller Gasförderung in Europa und der Welt. Beruhend auf der systemischen Analyse von Hauptlagerstätten unkonventioneller Gasvorkommen in Europa (Schiefergas und Methan in Kohlenflözen) und unter Benutzung der umfangreichen IHS-Datenbanken, untersucht die Studie, in welchem Umfang das zugängliche unkonventionelle Gas gefördert werden könnte, und welche Bedeutung das für den europäischen Gasmarkt haben könnte.
"Die technologische Revolution in Bezug auf unkonventionelles Gas ist die in diesem Jahrhundert bei weitem wichtigste Energie-Innovation," sagte Daniel Yergin, IHS CERA Institutsleiter und Autor des mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Buches "The Prize". “Das gewaltige Potenzial hat bereits Nordamerikas Energielandschaft verändert und es könnte nun die globale Gasindustrie verändern.”

Kann ich Daniel Yergin zustimmen? Ich würde "könnte" mit "unausweichlich" im vorhergehenden Zitat ersetzen. Die beigefügten CERA-Zahlen für Europa haben sogar einen (rationalen) Optimisten wie mich überrascht. CERA hat Zugriff auf teure geschützte Datenbestände.

Hier noch weitere Zahlen:

Unkonventionelles Gas in Europa wird wahrscheinlich einen bedeutenden Beitrag zur Versorgung in den kommenden 10 bis 15 Jahren leisten, sagt der Bericht. IHS CERA schätzt Fördermengen von mindestens 60 Mrd. Kubikmetern bis etwa 200 Mrd. Kubikmetern im Jahr 2025.

Die 60 Mrd. Kubikmeter sind weniger als die Hälfte der gegenwärtigen Förderung von Schiefergas in Nordamerika.
Betrachten wir die Mindestmenge von 60 Mrd. Kubikmetern im Vergleich zu den gesamten Flüssig- und Erdgasimporten Europas von 69,02 Mrd. Kubikmetern im Jahre 2009. Das bedeutet große Probleme für den europäischen Flüssig- und Erdgasimporte, wenn der Markt so schrumpft wie in Nordamerika. Ein kleiner Trost für die europäische Gasindustrie ist, dass, anders als in den Vereinigten Staaten und in Kanada, niemand von europäischen Exporten ausgeht. Andererseits repräsentieren 200 Mrd. Kubikmeter den gesamten Bedarf von England, Frankreich und Deutschland zusammen, oder des größten Teils von Kontinentaleuropa ohne die drei.

Damit verändert sich alles.

Die Auswirkung dieser Stabilisierung der heimischen Versorgung könnte bedeutend sein, wenn auch nicht so revolutionär wie in den USA, meint der Bericht. Eine Stabilisierung der heimischen Versorgung würde die gegenwärtigen Bedenken wegen der Versorgungssicherheit ausräumen und zu höherem Vertrauen trotz der zunehmenden Abhängigkeit von Gas führen, auch in Bezug auf die Importe. Die europäische Politik wäre dann mit einer wichtigen strategischen Entscheidung konfrontiert: zwischen einer sicheren heimischen und relativ sauberen unkonventionellen Gasversorgung oder teueren Null-Emmissions-Alternativen zu wählen.

Eine schwacher Trost für die KWler liegt darin, dass diese Zahlen nicht vor weiteren 10 bis 15 Jahren Wirklichkeit werden. Versorger, Energieberater und deren Helfershelfer wie z. B. die englische Gasmarkt- und Elektrizitäts-Regulierungsbehörde Ofgem  können ruhig bleiben und sicher sein, dass die hohen Preise noch so lange da sein werden, bis sie in den Ruhestand gehen. Vielleicht finden sie auch andere Wege zum Abzocken der Bürger.Oder sollten sie doch nicht so ruhig schlafen? Die Schiefergasmengen brauchen wir ja heute noch gar nicht, um die Preise zu beeinflussen. Wer spart denn schon für sein Alter, wenn er eine reiche, liebenswerte 90jährige Erb-Oma hat?Wir brauchen noch viele bestätigte Zahlen von den heutigen Produzenten. Anders gesagt, wir müssen wissen, dass das Geld auf der Bank liegt, auch wenn es erst in 10 Jahren fällig ist. Keine Sorge, die Zahlen kommen noch, wie ich seit zwei Jahren sagte, CERA liefert sie jetzt.Wenn wir mehr wissen, heißt es Abschied nehmen von so verrückten Dingen, wie CO2-Abscheidung-und-Speicherung, Offshore Windanlagen, Kernenergie, Ölleitungen wie NABUCCO. Dieser ganze 200 Mrd. £ teure Mist, um angeblich die Lichter an zu lassen, ist für den Mülleimer der Geschichte. Wir können ruhig in Energieeffizienz investieren und Technologie einsetzen, um verlässliche Informationen über den Energieverbrauch zu gewinnen, damit wir sparsamer werden. Wir können Forschungs- und Entwicklungs-Investitionen finanzieren für Technologien wie Energie-Speicherung, Sonnenenergie und kleine Kernkraftwerke, die wirklich Aussicht bieten, den Kohlenstoffverbrauch rasch und zu bezahlbaren Preisen zu vermindern, anstelle des Einsatzes unserer heutigen feinen Technologie, die sehr teuer ist, nicht nachhaltig oder beides. Was aber soll mit dem Großteil der 200 Mrd. £ geschehen?  Den können wir klugerweise in die Ausbildung, in unser Transportwesen oder in die Gesundheit stecken. Das würde wirklich für die meisten von uns ein Fest werden!

Nick Grealy; den Originalartikel finden Sie hier

Die Übersetzung besorgte Helmut Jäger EIKE




Der deutsche Angst-Tsunami!

Zwischeninfo vom 16.3.11 vorab:

Die deutschen Sender fliegen ihre Mitarbeiter aus:

Kein Journalist der deutschen Sender ARD, ZDF und RTL sowie der Nachrichtenmagazine „Spiegel“ und „Stern“ hält sich derzeit in der Umgebung der Atomkraftwerke in Fukushima auf… Das ZDF hat begonnen, erste Mitarbeiter auszufliegen.

Die Deutschen haben übrigens das im Oberrheingraben liegende Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich wegen dieser – für Deutsche – riesigen Erdbebengefahr stillgelegt.

Fortsetzung Text

….Übrigens haben die japanischen Kernkraftwerke das Beben der Stärke 9 unbeschädigt überstanden. Ihr Verhängnis war die Unterbrechung der von außen kommenden Stromversorgung und die gleichzeitige Beschädigung der Notstromdiesel durch den Tsunami. Daß beides in Deutschland vollkommen unmöglich ist – und nicht etwa nur extrem unwahrscheinlich – sollte man eigentlich akzeptieren, allerdings dann nicht, wenn man politisch an der Erzeugung der größten anzunehmenden Panik (GAP) interessiert ist.

Betoniert Deutschland !

Ersatzweise malt man nun einen terroristischen Flugzeug-Absturz als Gefahr an die Wand. Man kann natürlich alle Kernkraftwerke unter meterdicke Betonkuppeln setzen – dann aber auch bitte gleich den Reichstag, das Kanzleramt, das Verteidigungsministerium, die Raffinerien, das Schloß Neuschwanstein  und den Kölner Dom. Denn wer weiß schon, auf welche Ideen Terroristen kommen ?

Vielleicht ist es aber denjenigen, die einen solchen Fall herbeibeschwören, schon einmal aufgefallen, daß es schon ziemlich lange keine spektakulären Flugzeugentführungen mehr gab. Das hatte Gründe: Nach den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon hat man weltweit die Kontrollen an den Flughäfen erheblich verstärkt und verstärkt sie weiter. Die Möglichkeit für Terroristen, überhaupt mit Waffen an Bord zu kommen, geht gegen Null. Aber wenn die Betonierungsfraktion diese Tatsache zur Kenntnis nehmen würde, dann wäre ja auch dieses vorletzte Argument weg. 

Panzerbrechende Waffen gegen Reaktoren ?

Bleibt nur noch ein terroristischer Angriff auf einen Reaktor. Und zu diesem Thema  gab es einen geradezu unglaublichen Vorfall:

Im Herbst letzten Jahres konnte man mit ziemlichen Erstaunen zur Kenntnis nehmen, daß professionelle Kernkraftgegner selbst vor Aktionen am Rande oder auch schon mittendrin in der Kriminalität nicht mehr zurück schrecken. In der Presse erschienen – auf der Grundlage einer ap-Meldung – am 16.9.2010 Artikel mit Überschriften wie

"Gefahr auf dem Stativ. Greenpeace: Atomkraftwerke durch tragbare Waffensysteme bedroht."

Die unkommentierte Nachricht, die man ungläubig lesen konnte, besagte , daß Greenpeace eine Studie zu einer speziellen Waffe, der russischen Panzerabwehrlenkwaffe AT-14 Kornet-E erarbeiten ließ. Damit seien bis zu einem Meter Stahl und bis zu drei Meter Stahlbeton zu durchschlagen. Die Betonhülle sei bei älteren deutschen Atomkraftwerken jedoch nur 60 Zentimeter bis einen Meter dick. "Einen "Kernschmelzeunfall" könnten Terroristen verursachen, wenn von mehreren solcher Systeme mehrere Geschosse auf einen Reaktor abgefeuert würden," wurde von Greenpeace erläutert. Und Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital ergänzte: "Es ist vollkommen außer Zweifel, daß jeder Reaktor in Deutschland sich mit Zielwaffen zerstören läßt." Die Organisation Greenpeace hat also nach eigenen Angaben eine Untersuchung in Auftrag gegeben, deren Ziel es war, erfolgreiche Angriffs- und Zerstörungsmethoden gegen deutsche Kernkraftwerke zu finden und zu entwickeln und die Ergebnisse zu veröffentlichen. Die von Greenpeace als Anwender dieser Zerstörungsmethoden explizit genannten potenziellen Täter sind Terroristen. Damit hat Greenpeace  jedermann wissenschaftlich ausgearbeitete Angriffsmöglichkeiten gegen Kernkraftwerke offeriert, die  zuvor vermutlich gar nicht bekannt waren bzw. bislang als unpraktikabel eingeschätzt worden sind.

Schließlich galten die aus Stahl und Beton konstruierten Reaktordruckbehälter bisher  als außerordentlich massive und sichere Einschlußgehäuse für die große Mengen  an hochradioaktivem Material enthaltenden Reaktorkerne.

Greenpeace  hat nun mit beträchtlichem Aufwand die Rezeptur für einen erfolgreichen Terrorangriff gegen Reaktordruckbehälter ausarbeiten lassen und das Ergebnis veröffentlicht.

Greenpeace hat dabei auch nicht versäumt, darauf hinzuweisen, daß es terroristischen Vereinigungen durchaus möglich sein sollte, sich die präzise genannten panzerbrechenden Waffen zu beschaffen.

Der juristisch nicht bewanderte, aber logisch denkende Normalbürger, der sich vorsichtigerweise selbst mit Sympathie-ähnlichen Äußerungen zu Al Khaida sehr zurückhält, würde mit dieser Attentatsanleitung wohl folgende Straftaten als erfüllt ansehen:

  1. Unterstützung beliebiger terroristischer Organisationen durch die Ausarbeitung von Terrorangriffs-Vorschlägen – sowohl für die Wahl der geeigneten Waffen als auch für die Auswahl der besonders geeigneten Angriffsziele, nämlich die älteren Reaktoren mit dünnerer Betonumhüllung .

  2. Inaussichtstellung von Terroranschlägen gegen deutsche Betreiber und Mitarbeiter der hier betriebenen Kernreaktoren, insbesondere der älteren Reaktoren, deren erhöhte Verwundbarkeit durch die von Greenpeace bzw. deren Auftragnehmer  gezielt bezüglich ihrer maximalen Wirkung ausgesuchten und vorgeschlagenen Waffen ausdrücklich betont wird.

Aber alles natürlich rein theoretisch und nicht böse gemeint.

Greenpeace hat sich offenbar deshalb zu diesem  Schritt entschlossen, weil man es dort für möglich hielt, daß diese Anschlagsmethode tatsächlich angewendet werden könnte. Damit wäre in dieser seltsamen Denkweise der "Beweis" erbracht, daß Reaktoren doch nicht sicher sind. Man wartete  bisher vergeblich auf den Entrüstungssturm; auch von der Bundesregierung war kein Wort zu hören. Anscheinend ist so etwas inzwischen in Ordnung und eine legitime Aufgabe einer Umweltschutzorganisation.

Übrigens sind Spenden für diese Organisation steuerlich absetzbar – natürlich im Gegensatz zu Spenden für Al Khaida, obwohl man dort vielleicht nach dieser Aufklärung  Spenden für die Beschaffung der AT-14 Kornet-E gut gebrauchen könnte.

Zur juristischen Klarheit:

Greenpeace wird nicht vorgeworfen, eine bestimmte, konkret benannte terroristische Vereinigung offen zu unterstützen. Auch nicht, irgendwelche terroristische  Vereinigungen offen zu Angriffen auf deutsche Kernkraftwerke aufgefordert oder animiert zu haben. Selbstverständlich waren die Greenpeace-Verantwortlichen bei aller gezeigten Verantwortungslosigkeit – die man zynisch als Sorge um die Sicherheit von Kernkraftwerken tarnte – nicht so dumm, die möglichen Anwender der von Greenpeace ausgearbeiteten Angriffs- und Zerstörungsmethoden konkret zu benennen.

Was jedoch Greenpeace vorzuwerfen ist – und was unbestreitbare Tatsache ist – das ist die mit Greenpeace-Geld finanzierte, explizit auf die Aufgabe

 "Wie können deutsche Kernreaktoren durch terroristische Angriffe wirksam, d.h. erfolgreich, angegriffen und zerstört werden, wobei die konkreten Angriffsziele die Reaktordruckbehälter sein sollten, um eine möglichst große Katastrophe durch radioaktive Verseuchung großer Gebiete sicherzustellen ?"

ausgerichtete Expertise, die diese Umweltschutz-Organisation stolz präsentierte.

Würde man einen Verrückten, der raffinierte Brandstiftungspläne veröffentlicht und  die Umsetzung dieser Pläne durch andere Verrückte nicht ausschließt,  unbehelligt lassen, wenn er vorträgt, daß er nur für bessere Sicherheitsvorkehrungen gegen Feuer werben wollte ? Wenn es gegen die Kernkraft geht, ist das erlaubt.

Wie sicher sind deutsche Kernkraftwerke ?

Was die Kernkraftgegner so deprimiert und sie zu fragwürdigen Argumenten und Handlungen veranlaßt,  ist die makellose Sicherheitsbilanz der deutschen Reaktoren.

Es gab niemals ernste Unfälle, keine Toten, keine Verletzten – was die ehemalige Kieler Sozialministerin Trauernicht bei dem aufgebauschten, aber vollkommen harmlosen Trafobrand außerhalb des KKW Krümmel dazu veranlaßte, einen Kraftwerksschlosser, der sich an der Hand verletzt hatte, zu einem Atomopfer zu ernennen. Transformatorenbrände und -explosionen gibt es übrigens recht zahlreich in Deutschland, insbesondere seit ein umweltschädliches, aber sicheres Trafoöl durch ein umweltfreundliches, leider feuergefährliches ersetzt werden mußte.

Auch das Argument mit dem Alter der Anlagen ist nicht stichhaltig, weil die Betreiber inzwischen eine lange Liste an Modernisierungsmaßnahmen – vornehmlich der Steuerung und Kontrolle gewidmet – realisiert haben, die einer Verjüngungskur  gleichkommen und sie im Vergleich zu Kernkraftwerken im Ausland recht modern aussehen lassen.

Wie man aber gerade gesehen hat, traut sich die Bundesregierung angesichts der Medienkampagne und der Angriffe der Opposition nicht mehr, dieses Argument zu verwenden; vielmehr bringt sie nun die vollkommen sinnlose Stillegung einzelner Kernkraftwerke als Beschwichtigungsopfer auf dem Altar der Angst dar.

Die Kanzlerin reagiert

Die Bundeskanzlerin hat  am 14.3 in einem Fernsehinterview auch ein dreimonatiges Moratorium zur kürzlich beschlossenen Laufzeitverlängerung und umfangreiche Beratungen zur Sicherheit der deutschen Kernreaktoren und die Auswertung der japanischen Erfahrungen angekündigt. Wenn es tatsächlich Sicherheitsdefizite gäbe, müßte man sich allerdings fragen, weshalb sie erst jetzt diskutiert werden. Es ist wieder nur ein Medienopfer. Die Auswertung der japanischen Erfahrungen wird voraussichtlich Folgendes erbringen:

– Die entlang einer der gefährlichsten tektonischen Zone der Welt am Meer stehenden Kernkraftwerke müssen nachgerüstet werden. Man wird die Notstrom-Diesel auf 20 Meter hohe Plattformen setzen, damit sie von Tsunamiwellen nicht erfaßt werden können. Für Deutschland wären diese Erfahrungen wohl kaum zu nutzen.

– Man wird die Batteriespeicher vergrößern. Und man wird eventuell die Kühltechnik des modernsten russischen Reaktors bei den geplanten Neubauten verwenden, die darin besteht, daß über dem Reaktor ein großer Wassertank gebaut wird, der ohne jegliche Pumpen "von Hand" in Betrieb genommen und mit seinem Vorrat per Schwerkraft den Reaktor fluten kann. Ob man das für deutsche Reaktoren anwenden soll, ist eine andere Frage.

– Auf Kernkraft zu verzichten, würde für Japan und Deutschland bedeuten, daß die Grundlast-Stromversorgung wieder von Kohlekraftwerken übernommen werden muß. Darauf wird sich Japan wohl kaum einlassen. Und in Deutschland hat man gerade einen nicht offiziellen, aber sehr realen Stop für Kohlekraftwerke in Kraft gesetzt – wiederum aus Angst; dieses Mal vor der angeblichen Klimakatastrophe, an die auch Frau Merkel glaubt. Damit bliebe Deutschland nur noch der Import von Strom – und zwar Kernkraftstrom. Dies wiederum will Frau Merkel nicht. Was sie dann eigentlich will, ist unklar. Zeit gewinnen, vermutlich.

Der Strom ist uns sicher. Es ist Atomstrom.

Der Atomstrom-Lieferant steht aber schon bereit:

"Frankreich, das weder Erdöl noch Erdgas besitze, soll mehr Strom exportieren und seinen EPR-Reaktor (Europäischer Druckwasser-Reaktor der Generation III-plus ; Fa. Areva) weltweit verkaufen. Ein EPR produziere rund 12 Mrd. kWh pro Jahr. Würden diese zu heutigen Preisen exportiert, könnte das Land Exporterlöse von rund 600 Mio. Euro erzielen. Darauf könne Frankreich nicht verzichten",

betonte der französische Staatspräsident Sarkozy anläßlich seines Besuchs der EPR-Baustelle in Flamanville in der Normandie am 6.2.2009. So begründete er in seiner Rede insbesondere die Entscheidung, einen zweiten EPR zu bauen (Penly 3) und er denke bereits über einen dritten EPR nach. Das Land brauche diese Investitionen. Zudem sei es nötig, das nukleare Know-how auf dem höchsten Niveau zu erhalten und zu erweitern. Höflicherweise vermied es Sarkozy, die potenziellen Hauptabnehmer für seinen Strom, seine östlichen Nachbarn,  beim Namen zu nennen.

Und damit es keine Zweifel für den künftigen Kurs seiner Regierung gibt, erklärte er nach der Erdbebenkatastrophe in Japan am 14.3.2011 zusammen mit Russlands Regierung, daß man selbstverständlich weiterhin voll auf die Kernkraft und ihre Weiterentwicklung setzt.

Die übrigen Länder, die Kernkraftwerke bauen können, weil sie ebenfalls niemals ihre Entwicklungsarbeiten daran eingestellt haben – Korea, Indien, Kanada und die USA – werden ohne solche Ankündigungen gleichfalls weitermachen. Und selbst Japan vermutlich auch. Eine sehr ausführliche Darstellung aller internationalen Aktivitäten in der Kerntechnik, insbesondere Bauvorhaben und Pläne für Neubauten sowie politische Schwerpunktsetzungen und Kooperationsabkommen, finden sie unter der Überschrift "Der Siegeszug der Kerntechnik" bei www.arge-energie-und-umwelt.de

Das Gute an Herrn Sarkozys Fürsorge ist: Wir müssen nicht im Dunkeln sitzen, wenn Kohle- und Kernkraftstrom Exorzismus-ähnlich in Deutschland ausgetrieben wurden. Wir bekommen Strom, Atomstrom. Allerdings wird es teuer, aber das ist von den Grünen ja so gewollt, denn speziell über immer höhere Strompreise kann die verhaßte Industrie aus Deutschland vertrieben werden.

Hohe Strompreise vertreiben die Industrie

Dieser Prozess ist bereits im Gange. Der EU-Energiekommissar Günther Oettinger hat im Februar 2011 auf einem Treffen der CDU-Wirtschaftsvereinigung erklärt, daß sich die Strompreise in Deutschland bereits an der oberen Grenze dessen bewegen, was noch sozial akzeptabel und wirtschaftlich tolerierbar ist. Wegen dieser hohen Strompreise sei jetzt in Deutschland ein "gradueller Prozeß der De-Industrialisierung" in vollem Gange. Das Thema Elektrizitätspreise sollte sich seiner Meinung nach an der Spitze der politischen Tagesordnung in Deutschland befinden. Unternehmen, die ins Ausland abwandern, täten das heute nicht mehr wegen hoher Gehälter, sondern wegen hoher Strompreise. Die Bundesregierung trage die Verantwortung für einen signifikanten Teil  dieses Prozesses. "Über 40 Prozent des Strompreises in Deutschland wird von der Regierung bestimmt. Ich kenne keinen anderen Markt, wo das so ist," kritisierte Oettinger.

Steuern und Abgaben für den Haushaltsstrom verdoppelten sich seit 1998. Sie stehen derzeit bei 41 Prozent. Die Abgaben für erneuerbare Energien erhöhten sich in einem Jahr um 70 Prozent und würden sich weiter erhöhen. Im vergangenen Jahr beliefen sich nach Angaben der Energiewirtschaft alle Steuern und Gebühren für Stromverbraucher auf nahezu 17 Milliarden Euros, so der deutsche EU-Kommissar.

Professor Dieter Ameling, der ehemalige Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl und Vorsitzender des Stahlinstituts, schrieb 9. März 2011 in der FAZ, "daß Deutschland und Europa durch die einseitige Klimadebatte und die unwirtschaftliche Förderung der erneuerbaren Energien ein Einbruch der globalen Wettbewerbsfähigkeit droht".

In ihrem Fernsehinterview vom 14.3. deutete auch die Kanzlerin ihre Sorge um die deutsche Industrie bei einem Ausstieg aus der Kernenergie und der dann unweigerlich folgenden Steigerung des Strompreises an. Sie erwähnte dabei jedoch nicht das vor Kurzem von ihrer Regierung verabschiedete Energiekonzept, in dem völlig illusionäre, zu extremen Preissteigerungen führende sowie die Versorgungssicherheit gefährdende Anteile der erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung als politisches Ziel stehen. Und sie erklärte zwei Tage darauf, daß ihre Regierung nun zusätzlich zur Infragestellung der Kernkraft den Anteil der Erneuerbaren nochmals steigern wolle. Sie weiß also genau Bescheid, handelt jedoch entgegen ihrer Überzeugung. Eine Erklärung dafür gibt es bislang nicht.

Damit ist die De-Industrialisierung Deutschlands nunmehr nicht nur das Programm der Grünen und der SPD, sondern endgültig auch das Programm der schwarz-gelben Regierung geworden. Nicht aus Überzeugung, sondern aus Schwäche. Politischer Selbstmord aus Angst vor den Medien.

Für die von Energiepreisen abhängige Industrie ist das jetzt das endgültige Signal zur Flucht – es sei denn, die IGBCE-Gewerkschaft gewinnt ihr Spiel – s.u.

Das jüngste Beispiel für diese Flucht ist die geplante Herstellung des Zukunfts-Werkstoffs Kohlefaser, der in produktionstechnischem Maßstab als Leichtbau-Karosseriematerial eingesetzt werden soll. In Elektroautos sowie auch bei konventionellen PKW. Die beiden wichtigsten Unternehmen, die das vorhaben, sind Daimler-Benz und BMW. Sie haben bereits beschlossen, diese leider sehr energieintensive Produktion von vornherein nicht in Deutschland, sondern in den USA und in Asien aufzubauen – wegen der dort niedrigeren Energiepreise. 

Deutschland hat eine Technologie verloren

Die Kerntechnik ist in Deutschland doppelt tot: Sie starb einen politischen Tod, aber auch einen technologischen. Daß hier noch gut funktionierende Kernkraftwerke mit internationalen Dauer-Spitzenplätzen in Bezug auf Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit  laufen, verdeckt die wirkliche Situation. Seit die rot-grüne Regierung einen sehr wirksamen Forschungs- und Entwicklungsstop für die Reaktorentwicklung verhängte und die Projekte Hochtemperaturreaktor, Schneller Brutreaktor und Brennstoff-Wiederaufbereitung unabhängig von ihren beeindruckenden technologischen Erfolgen politisch beendet wurden, ist eine zu lange Periode der Stagnation eingetreten, die letztlich dazu führte, daß die deutsche Nukleartechnik hoffnungslos abgehängt worden ist. Genau das war auch damals die politische Absicht.

Ein für ein Industrieland eminent wichtiger Teil des Hochtechnologie-Weltmarktes wurde gezielt aufgegeben – und dieser Verlust ist von Dauer, wie wir heute wissen. Eine Analyse aller weltweiten Aktivitäten auf dem Felde der Kerntechnik – siehe die oben genannte Webseite – zeigt in beeindruckender Weise, wie sich sowohl die klassischen Industrienationen Frankreich, USA, Russland und Japan aber insbesondere auch die Newcomer China, Indien, Südkorea und Kanada durch niemals unterbrochene Entwicklungsarbeiten einen nunmehr für Deutschland uneinholbaren technologischen Vorsprung erarbeitet haben.

Wenn heute ein Wunder geschehen würde und die Bundesregierung mit großer Unterstützung durch die Bevölkerung ein Kernkraft-Neubauprogramm startete – die Energieversorger müßten Angebote aus dem Ausland einholen. Sie würden keinen deutschen Hersteller finden, der ein den heutigen Ansprüchen genügendes Kernkraftwerk der dritten Generation aus überwiegend deutschen Komponenten anbieten könnte. Das ist der technologische Tod.

Die faktische Aussichtslosigkeit, in der absehbaren Zukunft ein derartiges Programm in diesem Lande starten zu können, ist der politische Tod.

Deshalb ist auch die auf Deutschland bezogene Kernenergie-Nutzung ein Auslaufmodell, denn es wird keinen Ersatz von einmal stillgelegten Reaktoren durch Neubauten geben, wie es zum Beispiel England in großem Maßstab plant. Wie lange die vorhandenen KKW auch noch laufen mögen – nichts Gleiches folgt ihnen danach.

Was bleibt, sind einzelne Hersteller spezieller Komponenten mit Kunden im Ausland, Kerntechnik-Institute an Hochschulen, die sich für Projekte mit ausländischen Instituten zusammentun müßten, die alternden deutschen KKW sicherheitstechnisch begleiten und sich um Entsorgungsfragen kümmern.

Aus diesen Gründen wäre selbst eine besonders lange Laufzeitgenehmigung nur eine Verlängerung des Niedergangs, niemals aber eine Chance für einen späteren Wiedereinstieg in den internationalen Nukleartechnikmarkt. Damit reduziert sich die Frage der Laufzeiten nicht auf Sicherheitsaspekte, wie die derzeitige hysterische Diskussion scheinbar nahelegt, sondern allein auf wirtschaftliche Aspekte: Sie sollten so bestimmt werden, daß ein Ersatz dieser Energieerzeugung zeitnah und kostengünstig realisiert werden kann.

Nachdem nun die einstmals führende deutsche Kernkrafttechnologie erfolgreich politisch ruiniert worden ist und  man diese schmerzliche Betrachtung nüchtern hinter sich gebracht hat, stellt sich eigentlich nur eine wichtige Frage:

Welche anderen, exportierbaren und wichtigen Energietechniken beherrscht Deutschland heute ?

Die Antwort "Windkraft und Photovoltaik", die automatisch von den Grünen gegeben wird, ist falsch. Beides sind randständige Nischentechniken, die wegen ihrer  inhärenten Unzuverlässigkeit niemals eine wichtige Rolle in einem Stromnetz spielen können und es bei Strafe ständiger Netzzusammenbrüche auch niemals dürfen. In diesem Punkte ist die unverantwortliche Subventionspolitik dieser Techniken durch die Bundesregierung desaströs und eine Vernichtung von Volksvermögen. Im Übrigen ist die Windkraft technologisch betrachtet eine schlichte, von nahezu jeder Nation leicht imitierbare Technik – was auch zunehmend erfolgt.

Die Photovoltaik wiederum hat Deutschland als Herstellerland längst an China verloren.

Die Antwort auf die oben gestellte Frage lautet vielmehr: Modernste Braunkohle- und Steinkohlekraftwerke sowie Gasturbinenkraftwerke. Gerade die neuen Kohlekraftwerke haben durch systematische Erhöhung der Dampftemperaturen Wirkungsgrade um 45% erreicht und verbrauchen somit wesentlich weniger Brennstoff für jede Kilowattstunde als ihre Vorgänger. Noch effizienter sind die Gasturbinen-Dampfkraftwerke (GuD).  Auf diesen Gebieten hat Deutschland eine Spitzenposition und genau dies sind auch die Energietechniken, die neben der verlorenen Kernkraft für alle Nationen – insbesondere auch für jene, die sich die Kernkraft aus vielen Gründen nicht leisten können – hochinteressant sind.

Und damit kommen wir geradewegs zu Herrn Vassiliadis.

Herr Vassiliadis und eine neue alte Brückentechnologie

Es gibt mittlerweile in Deutschland keine politische Partei mehr, die sich  ernsthaft für  die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und der Arbeitsplätze in der Industrie einsetzt. Die Frage war, wie lange sich die Gewerkschaften das noch mit ansehen.

Als erste meldete sich die von der wirtschaftsgefährdenden deutschen Energiepolitik am härtesten getroffene Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie IGBCE. Am 28.7.2010 warnte der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis davor, durch eine Erhöhung der Ökosteuer die energieintensiven Industrien in Deutschland weiter zu schwächen. "Was da im Bundesfinanzministerium geplant wird, ist ein Anschlag auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Arbeitsplätze dieser Branchen,

darunter die chemische Industrie, die Papierproduktion, die Glasherstellung und die Aluminiumerzeugung." Und er ergänzte: "Wir arbeiten ständig daran, Energie sparsam einzusetzen und drängen auf Ressourceneffizienz."

Es gehe der Regierung nicht um Umweltschutz, sondern nur um das Stopfen von Finanzlöchern. "Strom und Energie, die nicht eingespart werden können, müssen bezahlbar bleiben. Sonst wandern energieintensive Betriebe mit ihren Arbeitsplätzen ins Ausland ab."

In einer gemeinsamen Erklärung vom 30.7.2010 mit den Verbänden der energieintensiven Industrien, d.h. der Bundesvereinigung Glas BV Glas, dem Verband Deutscher Papierfabriken VDP, dem Verband der Chemischen Industrie VCI, der Wirtschaftsvereinigung Metalle WV Metalle, der Wirtschaftsvereinigung Stahl WV Stahl sowie dem Bundesverband der Deutschen Industrie BDI forderte dann die Gewerkschaft die Regierung auf, ihre neuen Pläne zur Vervielfachung der Ökosteuer über die Erhöhung der Energie- und Stromsteuersätze für das produzierende Gewerbe sowie zur Einführung weiterer die Energie betreffender Belastungen aufzugeben.

Der Regierung wurden darin einige Fakten ins Stammbuch geschrieben: Als erstes "stellten diese Pläne einen Bruch der geltenden Klimaschutzvereinbarung zwischen Regierung und der Wirtschaft dar, die vom BDI unterzeichnet wurde, denn die darin zugesagten Treibhausgas-Emissionsminderungen sind erreicht worden." Die nun geplante neue Kostenbelastung "würde der deutschen Industrie und besonders der energieintensiven Industrie einen empfindlichen Wettbewerbsnachteil gegenüber ihren weltweiten Wettbewerbern zufügen. Schon jetzt gehörten die Energiekosten in Deutschland zu den höchsten in Europa und der Welt."

Die Unterzeichner wiesen darauf hin, "daß die geschlossenen Wertschöpfungsketten, die auf den energieintensiven Grundstoffindustrien aufbauen und eine große Stärke des Industrielandes Deutschland sind", mitsamt ihren Arbeitsplätzen erhalten werden müssen. Dann die deutlichsten Sätze: "De-Industrialisierung, wie sie in vielen westlichen Ländern seit einiger Zeit schleichend erfolgt, kann für Deutschland keine Option sein. Es muß gelten, den Industriestandort Deutschland zu stärken. Die Vorschläge zu einer weiteren nationalen Verteuerung der Energie für die Industrie bewirken das Gegenteil."

Diese schallende Ohrfeige für die Regierung wurde von den Medien ignoriert.

Auch nach der Erdbebenkatastrophe in Japan und den anschließenden hektisch-hilflosen Manövern der Bundesregierung redete der Gewerkschaftsführer am 15.3.2011 Klartext – und das hörte sich so an:

Vassiliadis bewertete das Moratorium zur Laufzeitverlängerung als "bestenfalls ersten Schritt in die richtige Richtung".  Die Regierung müsse nun unverzüglich zu Gesprächen einladen, um in Deutschland einen neuen Energiekonsens mit einem schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie zu ermöglichen. Die IGBCE würdigte die erklärte Bereitschaft der Bundesregierung, die Kernenergie vorbehaltlos zu überprüfen. Das Moratorium reiche allerdings nicht aus.

"Die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke in unserem Land war und ist falsch." Je schneller die Regierung die notwendigen Konsequenzen aus dieser Einsicht ziehe, um so schneller könnten die Entscheidungen für ein Umsteuern in der Energiepolitik getroffen werden. "Wir dürfen nicht noch einmal wertvolle Zeit verlieren, um zu einer sicheren Versorgung jenseits der Kernenergie zu kommen."

Ein Atomausstieg erfordert nach den Worten von Vassiliadis eine "gleichzeitige Investitions-Offensive in eine moderne, also leistungsfähige und umweltschonende Energie-Infrastruktur."  Um "eine tragfähige Brücke in das Zeitalter regenerativer Energien" zu schaffen, müßten Netz-Kapazitäten und das Kraftwerksportfolio ausgebaut werden. "Ein Atomausstieg erfordert zügige Antworten, wie wir weiterhin Versorgungssicherheit und Netzstabilität garantieren können."

Und nun kommt´s: "Für die IGBCE ist es unabdingbar, die Neubewertung der Kernenergie mit einer Neubewertung von Stein- und Braunkohlekraftwerken zu verbinden." Das beinhalte auch eine "Neubewertung von Technologien zur Speicherung und Verwertung von CO2." Denn die "Brücke in die Energiezukunft" brauche eine "Klimaschonende Verstromung von Kohle als stabilisierenden Pfeiler."

Diese Stellungnahme ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert:

1. Die IGBCE gibt die Kernenergie auf. Und damit auch ihre Arbeitsplätze. Nicht ganz unproblematisch. Aber das soll ja schrittweise gehen. 

2. Sie betont mehrfach und unmißverständlich die Notwendigkeit der  Versorgungssicherheit und Netzstabilität. Eine versteckte, aber deutlich klare Absage an den weiteren Ausbau der Windkraft und des Solarstroms, die beiden Forderungen nicht gerecht werden können; ihnen im Gegenteil entgegenstehen.

3. Die Forderung nach einem Ausbau der Energie-Infrastruktur ist nicht neu und hier eine Pflichtübung. Daß der Netzausbau für den besseren Windstromtransport sehr lange dauert – nicht zuletzt wegen der verrückterweise von den Grünen unterstützten Bürgerinitiativen – weiß auch Herr Vassiliadis.

4. Der IGBCE-Chef schafft einen energiepolitischen Geniestreich: Er erfindet eine neue Brückentechnologie – nämlich die Kohle. Das ist dann die Brückentechnologie zum Ersatz der nun wohl leider auslaufenden Brückentechnologie Kernkraft (O-Ton Merkel). Diese angebliche Brückentechnologie Kohle ist aber tatsächlich mit weitem Abstand das       Rückgrat der Stromerzeugung weltweit und wird es noch sehr lange bleiben.

5. Die kurze Pflichtverbeugung vor dem Mantra "Zeitalter regenerativer Energien" wird sofort von der Forderung nach einer "Neubewertung von Stein- und Braunkohle" konterkariert.

6. Die Forderung nach einer "Klimaschonenden Verstromung von Kohle als stabilisierender Pfeiler" (im Klartext: Als Grundlast, wie es die Kernenergie noch  ist) sagt überdeutlich, was gewollt ist. Das Wort "Klimaschonend" ist dabei ein politisch korrektes Adjektiv.

7. Etwas rätselhaft und eher ebenfalls nur politisch korrekt ist die Forderung nach einer Neubewertung von Technologien zur Speicherung und Verwertung von CO2.

Herr Vassiliadis weiß natürlich genau, daß allein die Abtrennung von CO2 in einem Kohlekraftwerk etwa 20 Jahre von ihrem breiten Einsatz entfernt ist und daß unvermeidlicher Wirkungsgradverlust sowie Kostensteigerung massive Probleme bringen. Er kennt ebenfalls die enormen Widerstände gegen die unterirdische CO2-Speicherung in Deutschland. In den Niederlanden hat die Regierung aus dem gleichen Grund kürzlich auf derartige Pläne verzichtet.

Ein Schlupfloch für die Koalition

Für Merkel, Seehofer und Westerwelle bieten diese Forderungen gleichermaßen Chancen und neue Probleme.  Mit der Kernkraft dürfte es nun mittelfristig zu Ende gehen. Eine Kapitulation ist fällig. Immerhin wird eine Übergangsfrist eingeräumt. Dafür müssen die Koalitionäre die Kohle-Pille schlucken, was ihnen aber nicht schwer fallen dürfte: Neue und zahlreiche Kohlekraftwerke und dazu sicher auch der Weiterbetrieb der verbliebenen Steinkohle-Zechen; letzteres eine Niederlage der FDP. 

Der Vorschlag wäre auch von der SPD kaum abzulehnen, denn ihr langjähriger Kampf für die Kumpel im Steinkohlebergbau würde belohnt werden. Und die Unterstützung durch eine der mächtigsten Industriegewerkschaften wäre ihr sicher. Die Grünen würden durch einen solchen unverhofften CDU-SPD-Kompromiß  ins Abseits geraten, aber wen würde das noch interessieren ?

 Daß ein massiver Zubau von Kohlekraftwerken in der Realität  vollkommen ohne CO2-Abtrennung ablaufen wird,  ist bereits durch den rudimentären Stand dieser Technik entschieden. Die Grünen werden heulen und Frau Merkel muß ihre Rolle als letzte verbliebene Retterin des Planeten vor der Klimakatastrophe aufgeben, denn unser "CO2-Ausstoß" wird gewaltig steigen. Was soll´s, schließlich geht allein in China jede Woche ein neues Kohlekraftwerk ans Netz. Dann können auch wir uns 15 neue Kraftwerke leisten und dafür vielleicht sogar ein paar Altanlagen abschalten. Dafür bekommt Frau Merkel  Ruhe an der Atomfront und ausreichend Grundlaststrom. Der Netzausbau eilt nicht mehr; die warnenden IGBCE-Worte zur Netzstabilität genügen.

Also vorwärts in die Vergangenheit der Vor-Kernkraftzeit. Immer noch besser als Sarkozys  teuren Atomstrom kaufen zu müssen.

Vassiliadis´ Vorschläge sind im Grunde die Rettung von Schwarz-Gelb aus ihrem Dilemma. Und eine Entlastung der Bürger sowie der Industrie wird vermutlich zusätzlich durch die gewaltigen, jetzt erschließbaren Erdgasvorkommen in Deutschland und Europa erfolgen, da die Preise deutlich sinken werden.

Dann wäre es auch an der Zeit, die Versäumnisse unserer Regierungen bei der Einführung von Erdgas als Fahrzeugantrieb aufzuholen – und dem unsinnigen E-10-Biosprit den verdienten Garaus zu machen.

Ein Sieg der Medien über die Regierung

Die Naturkatastrophe in Japan und ihre irrationalen Konsequenzen in Deutschland werfen ein grelles Licht auf den Verfall der Rationalität und die rein angstgesteuerte Verhaltensweise in der politischen Kaste. Man kann von einem großen Sieg des von den Grünen perfektionierten Prinzips der systematischen Angstverbreitung in der Bevölkerung sprechen. Das entscheidende Mittel für den Erfolg dieses Prinzips sind die Medien, die jetzt mit ihrer Berichterstattung drastisch allen vor Augen führten, daß ihre wichtigsten Schaltstellen von Grünen und Roten besetzt sind. Auf allen Fernsehkanälen, insbesondere bei ARD und ZDF, gab es in den ersten vier Tagen ausschließlich "Experten" von Greenpeace und den Ökoinstituten Wuppertal und Darmstadt zu sehen, die ihre Chance weidlich nutzten. Dazu kamen Mediziner, die über die Wirkung einer "Verstrahlung" berichteten.

Die Angstfabrik lieferte in kürzester Zeit das gewünschte Ergebnis: Eine hilflose Regierung, die plötzlich angeblich offene Sicherheitsfragen bei den bisher doch absolut sicheren Kernkraftwerken zu klären versprach, die ihre gerade erkämpfte Laufzeitverlängerung in Frage stellte,  die eine weitere, noch stärkere Förderung der Erneuerbaren zusagte (die Photovoltaik-Produzenten in China, die den Löwenanteil der den Verbrauchern abgepressten Subventionen einstreichen, werden entzückt sein), die unter Hohn und Spott alles auf den Opferstein zu legen bereit ist, was Grüne und SPD fordern. Und die dabei endgültig ihr Gesicht verliert, wie man in Japan sagen würde.

Aber vielleicht greift die Koalition nach dem ihr von Michael Vassiliadis hingehaltenen Strohhalm.

Eigentlich kaum zu glauben, was ein Erdbeben und ein Tsunami in Japan im auf der anderen Seite der Weltkugel liegenden Deutschland so alles anrichten können.

 tlw. überarbeitet am 24.3.11 

Dr. Ing. Günther Keil für EIKE; Sankt Augustin

Günter Keil war als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU München / Fraunhofer Gesellschaft sowie im Bereich Projektförderung beim Bundesforschungsministerium tätig. Heute lebt er als freier Autor in Sankt Augustin.




Ideologie und Realität!

Die Realität sieht anders aus. Keine technische Anlage, auch kein Kernkraftwerk kann mit 100% Sicherheit betrieben werden. Sicherheit lässt sich nur nach der Wahrscheinlichkeit eines Unfalls definieren. Sehr unsicher ist z.B. der Straßenverkehr. Jeder 250. Deutsche stirbt bei einem Verkehrsunfall. Fliegen ist dagegen sehr viel sicherer. Nur jeder 1.000.000. Fluggast stirbt bei einem Flugzeugunfall. Die Gefährdung durch Kernkraftwerke ist noch weit geringer. In Japan ist nach bisherigen Kenntnissen noch kein Mensch an den defekten Reaktoren einer tödlichen Strahlendosis ausgesetzt gewesen.

Besonders in Deutschland werden von verantwortungslosen Politikern oder Weltverbesserern Emotionen gegen Kernkraftwerke geschürt, die keine reale Grundlage haben. Sie werden von den Medien begierig aufgegriffen und als Wahrheiten verbreitet, wie es die derzeitigen Berichte über Japan zeigen.

Dazu gehören auch die Aussagen von Dr. Pohlmeier von der Organisation „Ärzte gegen Atomkrieg“. Er behauptet, nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl hätte es 50.000 Krebserkrankungen an Schilddrüsen gegeben und 100.000 Menschen wären an den Folgen der Strahlenbelastung um Tschernobyl gestorben (s. WZ vom 15. 3. 2011). Eine internationale Expertenkommission von ca. hundert unabhängigen Wissenschaftlern hat die Auswirkungen des Unfalls untersucht und dokumentiert. Die Übersetzung des Ergebnisses von www.energiefakten.de lautet wie folgt:

  • Es gab 31 Soforttote.
  • Weitere rd. 20 Menschen dürften später an Strahleneinwirkungen gestorben sein*.
  • Insgesamt müssen etwa 4.000 der 600.000 mit höheren Strahlendosen beaufschlagten Personen (sog. Liquidatoren und spät umgesiedelte Bewohner einer 30-km-Schutzzone um den Reaktorstandort) mit einer Verkürzung ihrer Lebensdauer rechnen.
  • Bei mehreren tausend Kindern, bes. in der Region Gomel, trat infolge des Einatmens von radioaktivem Jod Schilddrüsenkrebs auf; mehr als 99 % davon konnten jedoch geheilt werden.
  • Eine messbare („signifikante“) Zunahme der Erkrankungen an Krebs und Leukämie sowie von Fehlgeburten und Missbildungen Neugeborener über das normale Maß hinaus wurde nicht festgestellt.
  • Insbesondere viele aus der Schutzzone umgesiedelte Menschen sind psychisch stark belastet.

Wir sollten alle schnell zur Realität zurück kehren und Japan helfen, statt hier einen ideologischen Streit zu entfachen.

* ergänzend dazu ein Artikel in der FAZ vom 11.3.11 siehe pdf Anlage

Prof. Dr. Ing. Appel; Autor des Sachbuches "Energie Schlüssel zum Wohlstand"

Lesen Sie dazu auch das sachlich kühle Interview in der SHZ vom 15.3.11 :  

"Tschernobyl wiederholt sich nicht" …Der in Schleswig aufgewachsene Peter Thiemann hat am Kühlsystem für Fukushima I mitgearbeitet – und dessen Sicherheit getestet. Im Interview spricht er über die Situation in Japan.

F: Herr Thiemann, Sie waren am Bau der Anlagen für die Fukushima-Kraftwerke direkt beteiligt. Was wissen Sie über die derzeitige Situation und woher haben Sie ihre Informationen?

A: Während des Erdbebens waren nur die Reaktoren 1 bis 3 in Betrieb, die Reaktoren 4 bis 6 waren wegen Wartungsarbeiten stillgelegt. Obwohl die drei angeschalteten Reaktoren beim Erdbeben direkt herunter gefahren wurden, wird durch den weitgehenden Zerfall der Kernelemente auch weiter Wärme produziert – und keines der intakt gebliebenen Notfall-Kühlsysteme funktioniert, weil es derzeit keine Möglichkeit gibt, sie mit Strom zu versorgen. Die unteren Stockwerke der Reaktorblöcke wurden durch den Tsunami geflutet. Dadurch wurden die Not-Generatoren für die Kühlung zerstört, gleichzeitig ist es wegen des Wassers im Moment unmöglich, mobile Generatoren anzuschließen. Ich bin in Kontakt mit meinen ehemaligen Kollegen bei General Electric und der Nuclear Regulatory Commission, der US-Atomsicherheitsbehörde.

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